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Die Emulsionspolymerisation ist ein Verfahren der radikalischen Polymerisation von Monomeren in einer wassrigen Phase Die fur eine Emulsionspolymerisation notwendigen Komponenten sind Wasser ein wasserloslicher Initiator sowie die Monomere die eine geringe Wasserloslichkeit besitzen mussen Das Ergebnis ist eine Polymerdispersion d h eine Dispersion der aus dem Monomer gebildeten Polymerpartikel in Wasser Bei der praktischen Durchfuhrung werden der wassrigen Phase haufig noch Tenside und oder Schutzkolloide zugesetzt welche fur eine kolloidale Stabilitat der gebildeten Dispersion sorgen aber auch durch Einwirkung auf die Teilchenbildungsprozesse den Teilchendurchmesser und die Anzahl der gebildeten Polymerpartikel beeinflussen Im Gegensatz zur Suspensionspolymerisation findet bei der Emulsionspolymerisation die Teilchenbildung in der wassrigen Phase statt Fur die Teilchenbildung existieren mehrere Theorien die bekanntesten sind die micellare Nukleierung nach Harkins Smith und Ewart sowie die homogene Nukleierung nach Fitch und Tsai Inhaltsverzeichnis 1 Reaktionsprinzip 2 Kinetik 3 Polymerisationsgrad 4 Vor und Nachteile 5 Verwendung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseReaktionsprinzip Bearbeiten nbsp Reaktionsprinzip siehe Text Wichtig zur Losungsvermittlung des hydrophoben Monomers ist der Emulgator Mit Hilfe solcher amphiphiler Verbindungen wird die Stabilisierung des Monomers in Wasser erst ermoglicht Ein gebrauchlicher Emulgator ist z B SDS englisch sodium dodecyl sulfate Natriumdodecylsulfat Des Weiteren wird bei der radikalischen Emulsionspolymerisation ein wasserloslicher Initiator eingesetzt Zunachst lost man den Emulgator in Wasser Bei einer bestimmten Konzentration kritische Mizellbildungskonzentration des Emulgators bilden sich Mizellen aus in denen spater die Polymerketten wachsen konnen Man gibt anschliessend das Monomer zu und erzeugt zum Schluss reaktive Radikale Dies kann dadurch geschehen dass man einen thermisch zerfallenden Radikalbildner meist Peroxide oder Azoverbindungen zugibt und die Mischung uber dessen Zerfallstemperatur erwarmt Alternativ kann man Radikale auch ohne thermische Anregung durch photochemische Zersetzung z B AIBN oder geeignete Redoxreaktionen z B zwischen Ammoniumperoxodisulfat und Ascorbinsaure erzeugen Zunachst bilden sich kleine Polymerradikale in der Wasserphase die nach Anlagerung einiger der schwer wasserloslichen Monomeren eine Affinitat zu dem hydrophoben Mizellinneren entwickeln und dahin diffundieren sodass die Reaktion dann dort fortschreitet Auch kann ein anfanglich erzeugtes Polymerteilchen Emulgator anlagern und so um sich herum eine Mizelle bilden Die Mizellenwand aus Emulgator wirkt im Prinzip wie eine Membran sodass weitere Monomere in die Mizelle hineindiffundieren konnen wodurch die Polymerisation weiter fortschreitet Weitere Emulgatormolekule treten hinzu und lassen die Mizellenwand gleichsam mitwachsen Unter der Voraussetzung dass Initiator im Uberschuss vorhanden ist kommt die Polymerisation erst zum Erliegen wenn das Monomer vollstandig verbraucht ist Es ist zwar theoretisch denkbar dass auch in den Monomerentropfchen im Reaktionsansatz eine Polymerisation stattfindet jedoch ist deren Gesamtoberflache und damit die Eintrittswahrscheinlichkeit der Radikale im Gegensatz zu den Mizellen um einige Grossenordnungen kleiner So ist diese Reaktion sehr unwahrscheinlich da es nur selten zu einem Kontakt eines Polymerradikals oder Initiatorradikals kommt Kinetik BearbeitenDie Kinetik solcher Verfahren ist kompliziert Fur die Bruttoreaktionsgeschwindigkeit gilt bei Umsatzen unter 60 annahernd v brutto k w 0 5 N N A M displaystyle v text brutto k w cdot 0 5 cdot frac N N text A cdot lbrack M rbrack nbsp Mit N displaystyle N nbsp Micellenzahl N A displaystyle N text A nbsp Avogadro Konstante k w displaystyle k w nbsp Geschwindigkeitskonstante der Wachstumsreaktion und M displaystyle lbrack M rbrack nbsp Monomerenkonzentration Die Reaktionsgeschwindigkeit hangt also von der Mizellenzahl und damit von der Emulgatorkonzentration ab Der zeitliche Verlauf einer Emulsionspolymerisation lasst sich in drei Phasen unterteilen in Phase 1 steigen die Zahl der Reaktionsorte schnell an und damit auch die Reaktionsgeschwindigkeit In dieser Phase gehorcht die Reaktionsgeschwindigkeit einer Kinetik 1 Ordnung in Phase 2 werden sehr wenige oder keine neue Reaktionsorte gebildet die Reaktionsgeschwindigkeit und Teilchenzahl bleiben konstant In dieser Phase gehorcht die Reaktionsgeschwindigkeit einer Kinetik 0 Ordnung in Phase 3 ist das Monomer weitestgehend verbraucht die Zahl der Reaktionsorte nimmt ab In dieser Phase gehorcht die Reaktionsgeschwindigkeit wieder einer Kinetik 1 Ordnung 1 Polymerisationsgrad BearbeitenGenahert kann der Polymerisationsgrad angegeben werden zu P n v brutto v st displaystyle overline P n frac v text brutto v text st nbsp Mit v st displaystyle v text st nbsp als der Geschwindigkeit aller Abbruchreaktionen Somit ist der Polymerisationsgrad uber die Anzahl der Latexpartikel und damit uber die Emulgatorkonzentration steuerbar Vor und Nachteile BearbeitenDie Vorteile der Emulsionspolymerisation sind Die Prozessfuhrung erfolgt in Wasser organische Losemittel werden nicht benotigt Die Reaktionswarme kann durch die Wasserphase sehr gut kontrolliert werden geringerer Gel Effekt Die Viskositat ist sehr gering Ruhren wird erleichtert Die erhaltene Dispersion ist meist bereits gebrauchsfertig Dem gegenuber stehen folgenden Nachteile Hilfsstoffe z B Emulgatoren verbleiben im Produkt und konnen ggf bei der Anwendung zu Problemen fuhren oder mussen aufwandig entfernt werden Verwendung BearbeitenDieses Polymerisationsverfahren hat industriell eine grosse Bedeutung Beispielsweise werden PVC Polystyrol Polyacrylat und Polyvinylacetatcopolymere sowie Fluorpolymeren wie PTFE und PFA auf diese Art hergestellt PVC wird hieraus durch Ausfallung isoliert wahrend die anderen Polymeren meist direkt in Form der erhaltenen Dispersion eingesetzt werden z B als Bindemittel fur wassrige Dispersionsfarben Literatur BearbeitenArtikel in der ChemgaPedia Burkart Philipp Gerhard Reinisch Grundlagen der makromolekularen Chemie 2 bearbeitete Auflage Vieweg Braunschweig 1976 ISBN 3 528 06811 6 Reihe Wissenschaft Erich Fitzer Werner Fritz Gerhard Emig Technische Chemie Einfuhrung in die chemische Reaktionstechnik Mit 34 Rechenbeispielen 4 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 1995 ISBN 3 540 59311 X Springer Lehrbuch Erik Kissa Fluorinated Surfactants and Repellents 2 Auflage CRC Press 2001 ISBN 978 0 8247 0472 8 Google Books Patent WO2004067588 Emulsion polymerization of fluorinated monomers Angemeldet am 5 Dezember 2003 veroffentlicht am 12 August 2004 Anmelder 3M Innovative Properties Company Erfinder Lian S Tan Richard S Buckanin Einzelnachweise Bearbeiten Alisa Gapchenko Styrol Butylacrylat Emulsion Aspekte der Hochtemperatur Copolymerisation und neue Anwendungsgebiete Dissertation des Fachbereich Chemie der Fakultat fur Mathematik Informatik und Naturwissenschaften der Universitat Hamburg 2018 abgerufen am 29 August 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emulsionspolymerisation amp oldid 221313668