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Eliminierungsreaktion kurz Eliminierung ist ein Begriff aus der organischen Chemie Es handelt sich um einen Sammelbegriff fur chemische Reaktionen bei denen aus einem Molekul zwei Atome oder Atomgruppen abgespalten eliminiert werden 1 Fur diese Abspaltung mussen zwei Bindungen aufgebrochen werden Die Eliminierung stellt die Umkehrreaktion der Addition dar 2 Inhaltsverzeichnis 1 Varianten 2 Reaktionsmechanismen bei der b Eliminierung 2 1 E1 2 2 E1cB 2 3 E2 3 Konkurrenz der Reaktionsmechanismen 3 1 Optimale Bedingungen fur E1 3 2 Optimale Bedingungen fur E1cB 3 3 Optimale Bedingungen fur E2 3 4 Stereoselektivitat 4 Die nukleophile Substitution als mogliche Konkurrenzreaktion 4 1 Konkurrenz E1 SN1 4 2 Konkurrenz E2 SN2 5 Regiochemie 6 Beispiele 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseVarianten BearbeitenDie am haufigsten vorkommende Eliminierung betrifft zwei im Ausgangsmolekul benachbarte aneinander gebundene Atome wobei danach eine Doppel oder Dreifachbindung zwischen diesen entsteht Dies wird als b Eliminierung bezeichnet Treten beide Abgangsgruppen an demselben Kohlenstoffatom aus so entsteht bei dieser a Eliminierung ein Carben Die g Eliminierung an zwei nicht direkt benachbarten Kohlenstoffatomen fuhrt zu Cyclopropan Derivaten 3 Reaktionsmechanismen bei der b Eliminierung BearbeitenUnabhangig von den Varianten kann die Eliminierung nach verschiedenen Reaktionsmechanismen ablaufen was in diesem Fall nicht in der Produktverteilung sondern nur an Grossen wie Reaktionsgeschwindigkeit und Aktivierungsenergie fest gemacht werden kann Aufgrund der vorherrschenden Reaktionsbedingungen wie Substrat angreifendes Teilchen Temperatur und Losungsmittel lasst sich vorhersagen welche Eliminierung ablauft und inwiefern Konkurrenzreaktionen die Ausbeute beeinflussen E1 Bearbeiten Der E1 Mechanismus ist eine Reaktion erster Ordnung somit ist die Reaktionsgeschwindigkeit proportional zur Konzentration des Substrats 4 Im Gegensatz zu anderen Mechanismen ist es fur die Geschwindigkeit unerheblich in welchen Konzentrationen das Losungsmittel und das angreifende Nukleophil vorliegen Eine Reaktion die nach diesem Mechanismus verlauft kann in zwei Teilschritte gegliedert werden In einem ersten geschwindigkeitsbestimmenden Schritt wird die Abgangsgruppe abgespalten Haufig geschieht dies indem beispielsweise ein Halogenatom unter Aufnahme der Bindungselektronen als Halogenid Ion austritt Am C Atom verbleibt daraufhin eine positive Ladung es entsteht ein Carbokation oder auch Carbenium Ion genannt Fur das Kohlenstoffatom ist die Oktettregel streng gultig sodass es bemuht ist die Elektronenmangelsituation des Sextetts durch Aufnahme von Elektronen zu uberwinden nbsp E1 MechanismusIm zweiten Schritt geschieht dies durch die Abspaltung eines weiteren Substituenten in b Stellung Dabei werden diesmal die Bindungselektronen behalten die Abgangsgruppe ist positiv geladen An der a und b Position findet eine Umhybridisierung des Kohlenstoffs von sp3 auf sp2 statt Die aus der Eliminierung des Kations stammenden Bindungselektronen verteilen sich auf die beiden entstandenen parallel zueinander stehenden p Orbitale Es entsteht eine C C Doppelbindung 5 Oft wird im zweiten Schritt ein Proton abgespalten Es darf nicht vergessen werden dass dies nur formell geschieht denn tatsachlich wird das Proton vom angreifenden Nukleophil abstrahiert Dies ist bei einem Vergleich der Basenstarke von Halogenid Ion und angreifendem Nukleophil schlussig da die starkere Base das Proton aufnimmt Da intermediar ein planares Carbenium Ion auftritt ist durch die freie Drehbarkeit um die C C Achse eine Isomerisierung moglich Wenn keine Effekte wie sterische Hinderung ein Isomer stark destabilisieren treten cis und trans Isomer mit der gleichen Wahrscheinlichkeit auf Es ist verstandlich dass der praparative Nutzen dieser Reaktion stark beschrankt ist da durch die Isomerisierung nur bei stereochemisch eindeutigen Fallen ein einziges Produkt entsteht Dies gilt auch fur die nukleophile Substitution erster Ordnung Das intermediare Carbenium Ion ist so reaktiv dass neben der Problematik der Isomere ein hohes Potential fur Nebenreaktionen wie Umlagerungen vorliegt E1cB Bearbeiten Dieser Mechanismus beschreibt ebenfalls eine Reaktion erster Ordnung Der grundlegende Unterschied zum E1 Mechanismus ist die Reihenfolge der Abspaltung Im E1cb Mechanismus wird zuerst das Proton und dann die Abgangsgruppe eliminiert Es bildet sich somit ein Intermediat mit einem negativ geladenen Kohlenstoff dem sogenannten Carbanion Die Abkurzung cb steht fur conjugated base zu deutsch konjugierte Base da die Reaktion uber die Kohlenwasserstoff zugeordnete Base namlich das durch Abspaltung eines Protons entstehende Carbanion verlauft nbsp E1cbAuch hier wird Stereoisomerie erst im zweiten Schritt determiniert da eine freie Drehbarkeit um die C C Achse gewahrleistet ist E2 Bearbeiten Beim E2 Mechanismus verlauft die Abspaltung von Proton und Abgangsgruppe konzertiert 4 Es gibt einen Ubergangszustand in dem das angreifende Nukleophil Lewis Base eine Verbindung mit dem Proton eingeht Der instabile Ubergangszustand wird dann uber Abspaltung beider Gruppen in ein Alken uberfuhrt Die Reaktionsgeschwindigkeit ist proportional zum Produkt aus Substratkonzentration und Konzentration der angreifenden Base nbsp E2 MechanismusEntscheidend fur die Reaktion nach E2 ist die relative Position der beiden Abgangsgruppen Sie mussen mit der Kernverbindungsachse auf einer Ebene liegen also bei Aufsicht auf die C C Verbindungsachse in einem 0 oder 180 Winkel zueinander stehen siehe Newman Projektion Nur so konnen die p Orbitale im Ubergangszustand uberlappen um die Doppelbindung zu bilden Diese Bedingung ist bei anti und syn standigen Gruppen erfullt Die anti Stellung ist meist die bevorzugte da eine schnellere Uberlappung der p Orbitale gewahrleistet wird Syn standige Eliminierung wird meist bei Alkanen beobachtet deren Abgangsgruppe zugleich das Nukleophil reprasentiert 6 Die Stereoisomerie wird durch das verwendete Substrat oder die Eliminierungsreagenz bestimmt da eine freie Drehbarkeit vollig ausgeschlossen ist Konkurrenz der Reaktionsmechanismen BearbeitenEs gibt unterschiedliche Faktoren die Reaktion nach E1 E1cb oder E2 wahrscheinlicher machen Optimale Bedingungen fur E1 Bearbeiten Die Wahrscheinlichkeit fur den Mechanismus erster Ordnung ist hoch wenn das intermediar auftretende Carbokation stabilisiert ist Ein durch Hyperkonjugation und oder Mesomerie stabilisiertes Kation tritt auf Polar protisches Losungsmittel Das Kation wird durch Solvatation stabilisiert Hohe Temperatur Die Abspaltung wird wahrscheinlicher Schwache Basen Starke Basen fuhren zu E2 Kinetik siehe unten Ausserdem unterdruckt eine niedrige Konzentration der Base den E2 Mechanismus Optimale Bedingungen fur E1cB Bearbeiten Dieser Mechanismus konkurriert kaum mit den beiden anderen Mechanismen da die Bedingungen zu stark voneinander abweichen Er hat vorwiegend in der Chemie der Carbonyle eine Bedeutung Die Bildung des Carbanions muss durch elektronenenziehende Substituenten stabilisiert sein Diese machen das Auftreten eines Kations extrem unwahrscheinlich Die Abgangsgruppe kann relativ schlecht sein da durch die negative Ladung des Carbanions die Abspaltung stark begunstigt ist Optimale Bedingungen fur E2 Bearbeiten Die Mechanismen zwischen E1 und E2 ahneln sich es kommt bei E2 Bedingungen darauf an dass das Proton abgespalten wird bevor sich das Carbokation ausbilden kann Niedrige Temperatur und polar aprotisches Losemittel machen das Auftreten eines Kations unwahrscheinlich Eine starke Base in hoher Konzentration greift das der elektrophilen Abgangsgruppe benachbarte Proton an bevor es zur Dissoziation in Kation und Abgangsgruppe kommt Ist die Base auch noch sterisch gehemmt wird die Substitution als Konkurrenzreaktion unterdruckt siehe unten Stereoselektivitat Bearbeiten Am Beispiel von Halogenalkanen treten die Eliminierungsreaktionen in Konkurrenz Bevorzugung E1 vs Bevorzugung E2Halogenalkan nbsp Primares Halogenalkan nbsp Sekundares Halogenalkan nbsp Tertiares Halogenalkan primares Halogenalkan sekundares Halogenalkan tertiares HalogenalkanBevorzugung E2 E1 E2 E1 E2 X HalogenDie nukleophile Substitution als mogliche Konkurrenzreaktion BearbeitenE1 steht in Konkurrenz zur SN1 Reaktion E2 zur SN2 Reaktion Steuern kann man dies unter anderem uber Losungsmitteleinflusse Konkurrenz E1 SN1 Bearbeiten E1 wird gegenuber SN1 bevorzugt wenn Substituenten vorhanden sind die die C C Bindung stabilisieren viele Alkylgruppen anbinden durch den I Effekt sperrige sterisch anspruchsvolle Nukleophile verwendet werden da Bindungsaufweitung von 109 48 sp3 auf 120 sp2 schlechte Nukleophile verwendet werden geringe Nukleophilie die Temperatur erhoht wird Entropie Effekt Konkurrenz E2 SN2 Bearbeiten E2 wird gegenuber SN2 bevorzugt wenn 7 Alkyl Phenyl Vinyl Substituenten in a oder b Stellung sperrige Nukleophile verwendet werden oder bei sperrigem Kohlenwasserstoff tertiar substituiert starkes Nukleophil verwendet wird starke Base schlechte Abgangsgruppen anwesend da diese im Ubergangszustand starker gebunden sind Diederwinkel von 180 0 anti periplanare Anordnung starker unpolare Losungsmittel verwendet werden da der Ubergangszustand weniger solvatisiert istBimolekulare Reaktionen sind meist eliminierungsdirigiert da der sterische Einfluss des Ubergangszustandes SN2 sehr gross ist Repulsive Krafte benachteiligen einen solchen Verlauf nbsp Mechanismus der E2 Reaktion nbsp Mechanismus der SN2 ReaktionRegiochemie BearbeitenBei sekundaren und tertiaren Ausgangsstoffen kann die Doppelbindung in verschiedenen Richtungen entstehen es gibt Regioisomere Man unterscheidet die Produkte nach der Zahl der Substituenten die an die Doppelbindung gebunden sind als Hofmann oder Saytzeff Produkte siehe auch Saytzeff Regel nach Alexander Michailowitsch Saizew auch Saytzeff oder Saytzev geschrieben Das Saytzeff Produkt ist hierbei meist die stabilere Konfiguration da das intermediar entstehende Carbenium Ion vorausgesetzt es handelt sich um eine E1 Eliminierung durch die Substituenten stabilisiert wird I Effekt Das Hofmann Produkt ist dann die bevorzugte Konfiguration wenn Heteroatome in Saytzeff Position das Carbenium Ion destabilisieren I Effekt Des Weiteren kann es zum Hofmann Produkt kommen wenn ausgehend von einer E2 Eliminierung die Abgangsgruppe in Saytzeff Position nicht in periplanarer Anordnung zum Proton steht oder der Rest der Base so gross ist dass es zu einer sterischen Hinderung kommt Beispiele BearbeitenReaktion Abgangsgruppe MechanismusDehydratisierung Wasser E1basenkatalysierte Aldolkondensation Hydroxidion E1cbDehydrohalogenierung zu Alkenen Halogenid E2In der Biochemie werden a bzw b Eliminierungen an Aminosauren uber Pyridoxalphosphat Coenzym durchgefuhrt Weblinks Bearbeiten2D Animation einer E1 Eliminierung 2D Animation einer E2 EliminierungLiteratur BearbeitenPeter Sykes Reaktionsmechanismen eine Einfuhrung 8 Auflage VCH Weinheim 1982 ISBN 3 527 21090 3 Einzelnachweise Bearbeiten Chemgapedia de Glossar Eliminierung A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 101 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 012641 9 S 384 Wissenschaft Online Lexika Eliminierung im Lexikon der Chemie a b Hans P Latscha Uli Kazmaier Helmut A Klein Organische Chemie 2002 Springer Verlag ISBN 3 540 42941 7 Chemgapedia de Glossar E1 Eliminierung Chemgapedia de Glossar E2 Eliminierung Konkurrenz zwischen Substitution und Eliminierung In www uni muenster de Abgerufen am 25 Juni 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4125628 1 lobid OGND AKS LCCN sh85042574 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eliminierungsreaktion amp oldid 227852364