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Unter Hyperkonjugation versteht man in der organischen Chemie eine elektronische Wechselwirkung zwischen einem vollstandig besetzten Orbital einer s Bindung meist einer C H oder C C Bindung und einem benachbarten unbesetzten oder einfach besetzten Molekulorbital Die Uberlappung der beiden Orbitale ermoglicht eine zusatzliche Delokalisierung der Elektronen aus der s Bindung woraus eine zusatzliche Mesomeriestabilisierung resultiert Die Hyperkonjugation ist damit eine Form der dativen Bindung wobei die beteiligten Elektronen nicht aus einem freien besetzten nicht bindenden Orbital sondern aus dem Orbital einer kovalenten Bindung stammen Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 2 Normale Hyperkonjugation 3 Negative Hyperkonjugation 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAnwendungen BearbeitenDurch Hyperkonjugation kann man die Stabilitatreihenfolge von Alkylradikalen und Alkylkationen erklaren tertiar stabiler als sekundar gt primar gt Methyl Ebenfalls lasst sich durch Hyperkonjugation beispielsweise die dirigierende Wirkung von Alkylsubstituenten bei der elektrophilen aromatischen Substitution erklaren Auch der anomere Effekt der u a bei Zuckern auftritt lasst sich auf Hyperkonjugation zuruckfuhren Die Hyperkonjugation tragt ausserdem dazu bei dass die gestaffelten Konformationen der Alkane energiearmer sind als die ekliptischen 1 Die Uberlappung eines s Molekulorbitals einer C H Bindung oder einer C C Bindung mit einem unbesetzten antibindenden s Molekulorbital einer benachbarten C H Bindung oder C C Bindung ist hier nur in der gestaffelten Konformation maximiert in der ekliptischen Konformation kommt es dagegen kaum zur Uberlappung zwischen diesen beiden Orbitalen Die in alteren Lehrbuchern gern verwendete und anschauliche Erklarung dass die ekliptischen Konformere durch sterische Abstossung benachteiligt sind greift wohl zu kurz 2 auch wenn der Einfluss der sterischen Abstossung immer noch umstritten ist 3 Normale Hyperkonjugation Bearbeiten nbsp Hyperkonjugation roter Pfeil Bei der positiven Hyperkonjugation wird die Elektronendichte einer s Bindung durch ein benachbartes leeres oder nur teilweise gefulltes nicht bindendes p Orbital oder anti nicht bindendes p Orbital mittels teilweiser Delokalisierung verringert Dieser Elektronenmangelausgleichseffekt ist starker je mehr Wechselwirkungen geometrisch moglich sind So lasst sich die Stabilitatsreihenfolge der Alkylradikale erklaren primares Radikal lt sekundares Radikal lt tertiares Radikal Als Beispiel kann die Verbindung B CH3 3 dienen Die Elektronen werden hier aus der s C H Bindung in das leere p Orbital am Bor verschoben siehe Schaubild rechts Die dirigierende Wirkung eines Alkylsubstituenten in einer elektrophilen aromatischen Substitution lasst sich ebenfalls durch einen Elektronentransfer vom s Molekulorbital der C H Bindung in ein p MO des aromatischen Systems erklaren Die Aromaten werden dadurch destabilisiert und sind reaktionsfreudiger gegenuber Elektrophilen Negative Hyperkonjugation BearbeitenVon negativer Hyperkonjugation spricht man wenn Elektronendichte in umgekehrter Weise zur normalen Hyperkonjugation verschoben wird Das bedeutet dass die Elektronendichte aus einem p Orbital in z B ein leeres oder teilbesetztes s oder d Orbital verschoben werden kann Auch die negative Hyperkonjugation tragt zur Stabilisierung bei Wie stark der Einfluss der d Orbitale bei diesem Modell ist wird in Fachkreisen noch diskutiert Theoretische Berechnungen die die d Orbitale als Polarisationsfunktionen in Betracht nehmen erzielen jedoch gute Ergebnisse weshalb ein wenn auch untergeordneter Effekt bewiesen scheint In der theoretischen Chemie stellen die Basisfunktionen allerdings physikalisch bedeutungslose und willkurlich wahlbare Funktionen dar Jede hinreichend grosse Basis auch solche mit physikalisch nicht interpretierbaren Gauss Funktionen muss zwingend das Basissatz Limit erreichen Insbesondere im Falle hochpraziser korrelierter Rechnungen konnen auch f Funktionen oder noch hohere Winkelfunktionen notig werden um hinreichend nahe an das Basissatz Limit heranzukommen Deshalb ist es fraglich ob die theoretischen Rechnungen zur Losung des Disputs beitragen konnen ebenfalls ist es unklar ob die Diskussion uberhaupt ein physikalisches Fundament besitzt Literatur BearbeitenEberhard Breitmaier Gunther Jung Organische Chemie 4 Auflage Thieme Stuttgart 2001 S 50 ISBN 3 13 541504 X Paula Y Bruice Organische Chemie 5 Aufl Pearson Studium Munchen 2007 SS 122 196 559 ISBN 978 3 8273 7190 4 Einzelnachweise Bearbeiten V Pophristic L Goodman Hyperconjugation not steric repulsion leads to the staggered structure of ethane In Nature Band 411 Nr 6837 2001 S 565 568 doi 10 1038 35079036 Peter R Schreiner Das richtige Lehren eine Lektion aus dem falsch verstandenen Ursprung der Rotationsbarriere im Ethan In Angewandte Chemie Band 114 Nr 19 2002 S 3729 3731 doi 10 1002 1521 3757 20021004 114 19 lt 3729 AID ANGE3729 gt 3 0 CO 2 7 F M Bickelhaupt E J Baerends The Case for Steric Repulsion Causing the Staggered Conformation of Ethane In Angewandte Chemie Band 115 Nr 35 2003 S 4315 4320 doi 10 1002 ange 200350947 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hyperkonjugation amp oldid 215964463