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Der Romische Gutshof von Busslingen ist eine restaurierte und rekonstruierte Villa rustica romisches Landgut aus dem ersten Jahrhundert n Chr die mindestens bis ins dritte Jahrhundert existierte Lageplan des GutshofesDie Anlage umfasst auf einer Flache von 5 4 Hektar neun ausgegrabene Gebaude Sie befindet sich sudsudostlich von Busslingen einem Stadtteil von Tengen im baden wurttembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland Nach der Villa rustica von Messkirch ist sie die grosste bekannte Hofanlage ihrer Art in Suddeutschland 1 und auch die einzige deren durch Luftbildarchaologie ermittelten Gebaude vollstandig ausgegraben wurden Heute ist sie ein Freilichtmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 1 1 Historisch 1 2 Heute 2 Ausgrabungen 3 Geschichte des Gutshofes 3 1 Romische Bewirtschaftung 3 2 Nach der Romerzeit 3 3 Nutzung 4 Bautechnik 4 1 Mauerwerk 4 2 Wande 4 3 Turen und Fenster 4 4 Dacher 4 5 Boden 5 Die Anlage 5 1 Wohnhaus 5 2 Badehaus 5 3 Tempel 5 4 Wirtschaftsgebaude 6 Denkmalschutz 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenHistorisch Bearbeiten Der Gutshof von Busslingen gehorte zur romischen Provinz Germania superior und lag zwischen den Vici Schleitheim Iuliomagus im Sudwesten und Orsingen im Osten jeweils 15 Kilometer entfernt Etwas weiter im Sudosten lagen noch die Vici Stein und Eschenz Tasgetium Ungefahr 24 Kilometer betrug die Entfernung zu den Romischen Grenzkastellen Hufingen im Nordwesten und Tuttlingen im Sudosten In direkter Umgebung des Gutshofs gab es im Abstand von zirka 1 5 Kilometern noch romische Siedlungen oder Gutshofe in Storzeln Binningen Tengen Beuren und Watterdingen 2 Westlich des Gelandes befinden sich das Gewann Hochstrass sowie eine Strasse die den Namen Hochstrasse tragt 3 Beides konnten Hinweise auf eine vorbeifuhrende Romerstrasse sein die aber nicht nachgewiesen werden konnte Heute Bearbeiten Die Uberreste die das Bodendenkmal darstellen liegen auf einem leicht nach Suden geneigten Gelande der Gemarkung Binningen der Stadt Tengen im westlichen Teil des Hegaus auf einer Hohe von 515 m u NHN 4 Exakt liegt der Hof im Gewann Lohgass Das Gelande ist ungefahr einen Kilometer in westlicher Richtung von der Bundesstrasse 314 und zwei Kilometer nach Osten von der deutsch schweizerischen Grenze entfernt Nahergelegene grossere Orte sind auf der deutschen Seite Hilzingen acht Kilometer und auf der Schweizer Seite Thayngen 5 5 Kilometer An dem Areal fuhren die Romerstrasse Neckar Alb Aare und der Heidelberg Schwarzwald Bodensee Weg vorbei Ostlich des Areals verlauft ein Bachlein im Zeltengraben zu dem vom Romerhof ein kanalisierter Zulauf nach Sudosten existiert 3 Nordlich des Zeltengrabens liegt der Lohrenwald 5 Der Hof liegt in einer nach Suden leicht abfallenden Ebene die im Westen an das eingeschnittene Tal der Biber anschliesst Ausgrabungen BearbeitenErste Funde auf dem Gelande des Busslinger Gutshofs wurden um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert bei Drainage Arbeiten gemacht Eine erste Veroffentlichung von Reliefsigillatafragment Funden vermutlich aus dem Jahr 1900 geschah 1913 durch Otto Fritsch Auf Grund von Flurbereinigungstatigkeiten die das Areal betrafen wurden Ausgrabungen notwendig und im Jahr 1976 begonnen Insgesamt wurden dabei etwa ein Drittel der 5 4 ha grossen Flache aufgedeckt und ein Sechstel des Gelandes flachig untersucht 6 Die Gebaude wurden im Planum ausgegraben selten Profile angelegt Flachen zwischen den Gebauden wurden mit dem Bagger eroffnet 7 Die Grabungen Rekonstruktionen und Erschliessungen mit Wegen fanden 1982 ihren Abschluss 8 Auftraggeber der vom Konstanzer Kreisarchaologen Jorg Aufdermauer geleiteten Ausgrabungen war die Stadt Tengen die die Absicht hatte aus dem Areal ein Freilichtmuseum zu gestalten Unterstutzt wurden die Arbeiten durch das Landesdenkmalamt und Landesamt fur Flurbereinigung Baden Wurttemberg sowie das Arbeitsamt welches durchschnittlich zwolf Arbeiter zur Verfugung stellte Es mangelte deshalb an kompetenten Mitarbeitern wodurch die Anforderungen an eine moderne Ausgrabung nicht erfullt werden konnten 9 Im Archaologischen Hegau Museum der Stadt Singen konnen die ausgegrabenen Funde angeschaut werden Zu diesen gehoren zahlreiche Schusseln aus Keramik der obere Teil einer Amphore gebrannte Dachziegel und ein Hypokaustpfeiler Daneben fanden sich metallene Bestandteile eines Bolzenschlosses ein Messer eine Eisengabel eine Schere ein Sichelfragment ein Tullenschaber ein Werkzeug zur Holzbearbeitung drei Griffel stilus und Glasscherben Neben einer Gurtelschnalle wurden zwei Bronze Fibel mit Emaille Verzierungen zwischen 150 und 200 n Chr und eine solche ohne Verzierungen gefunden Auf dem Gelande wurde ausserdem ein alamannisches Eisenkreuz gefunden Vom Munzschatz aus Gebaude 8 ist eine Kopie im Museum ausgestellt 10 Geschichte des Gutshofes BearbeitenRomische Bewirtschaftung Bearbeiten Zur Datierung der Hofgrundung dient eine Terra Sigillata Schussel als Beleg die dem spaten 1 Jahrhundert zugerechnet wird Aus Vergleichen mit ahnlichen Funden beispielsweise aus Rottenburg Sumelocenna sowie den Kastellen Heilbronn Bockingen und Bad Nauheim wird ein Grundungsjahr zwischen 75 und 80 angenommen 11 Da einige der Tontopfereien auch keltischen Ursprungs sind haben auf dem Hof Romer und Kelten wahrscheinlich zusammengelebt In den Anfangsjahren war die Anlage wohl in Holzbauweise erbaut worden die dann im Laufe der Jahre durch die Steinbauweise ersetzt wurde gesicherte Funde gibt es dazu jedoch in Busslingen nicht Ein Ausbau in Steinbauweise ist erst ab der Mitte des 2 Jahrhunderts anzunehmen dies legen zumindest Parallelen zu Villen in der Umgebung nahe 12 Die jungsten Munzfunde auf dem Gelande wurden in der Mauer des Gebaudes 8 gemacht Sie waren hier von einem Bewohner zwischen 240 und 259 gesammelt und belassen worden insgesamt 100 Munzen Der Schatz stellte den eineinhalbfachen Monatslohn eines einfachen romischen Soldaten dar Ein Grund fur das Belassen in der Mauer konnte das sudliche Vordringen der Alamannen in den Jahren nach 260 n Chr sein Dabei wurde eventuell der Hof zerstort und der Besitzer daran gehindert die Munzen rechtzeitig aus dem Versteck zu holen 13 Fruhestes Ende des Gutshofes konnte 263 gewesen sein da eine Munze ein Antoninian des Schatzes fruhestens 262 oder Mitte 263 gepragt wurde Allerdings ist die Zurechnung der Munze zu dem Schatz nicht gesichert 14 8 Die etwa 190 Jahre romischer Nutzung entsprechen zwischen sechs und sieben Generationen Nach der Romerzeit Bearbeiten Was im Anschluss an die gesicherte romische Siedlungstatigkeit auf dem Gutshof passierte gilt als nicht gesichert Hatten die Romer den Hof verlassen so ware umfangreiches Hausratmaterial zuruckgeblieben Zudem liegen Hinweise dafur vor dass sowohl Alamannen als auch Romer den Hof im 3 und 4 Jahrhundert genutzt hatten Der wichtigste Hinweis auf eine Nutzung im 4 Jahrhundert ist eine Bugelknopffibel Weitere spatromische Funde sind zwar gut zu vergleichen aber nicht eindeutig einem Jahrhundert zuzuordnen Zudem fanden sich im Innenhof des Hauptgebaudes Gebaude 1 Anzeichen fur einen Pfostenbau die in die fruhe Volkerwanderungszeit gerechnet werden konnen Keiner der Funde auf dem Areal beweist eine langerdauernde Siedlungstatigkeit Sie lassen lediglich die Annahme zu dass die Villa im Verlauf entweder als romische Begrabnisstatte genutzt wurde oder von den Alamannen weiterverwendet wurde Sie konnten die vorhandene romische landwirtschaftliche Infrastruktur ubernommen haben wohl aber wurden die Wohngebaude nicht genutzt 15 Nutzung Bearbeiten Die bodenkundliche Beurteilung zeigt im Bereich Tengen eine negative Pseudovergleyung Diese Boden sind gekennzeichnet durch Sauerstoffarmut und Ton und Nahrstoffreichtum Dadurch vergrast und verkrautet die Vegetation stark da Stauwasser nicht abfliessen kann Zudem verkurzt sich die Vegetationsperiode an den Hohen der Hegau Vulkane und des Randen 16 Folglich eignete sich das Land um den Gutshof nicht zum Anbau von Kulturpflanzen der Schwerpunkt der Nutzung durfte damit auf der Viehwirtschaft gelegen haben 17 Knochenfunde auf dem Gutshof beweisen eine Mehrzahl an Ochsen ein Hinweis auf die Verwendung von Ochsengespannen Die gefundenen Schweineknochen zeigen altere weibliche Tiere die sich zur Zucht von Jungtieren geeignet hatten 18 Auf dem Hof konnten abschatzenden Berechnungen zufolge 40 bis 50 Menschen auf zirka 1230 Quadratmetern Nutzflache in vier Gebauden gelebt und gearbeitet haben Die Grosse der bewirtschafteten Flache hatte bis zu 100 ha betragen und dabei ungefahr 50 60 Rinder 100 Schafe oder Ziegen sowie 50 Schweine ernahren konnen 19 Bei dieser Grosse ware eine Uberproduktion zu erwarten gewesen weshalb der Hof als Versorgungsbetrieb fur die Stadte Tasgetium oder Iuliomagus gedient haben konnte 8 Bautechnik BearbeitenMauerwerk Bearbeiten Bei allen ausgegrabenen Gebauden wurde dieselbe Mauertechnik aus kaltzeitlichen Gerollen verwendet Nach der Vermessung eines rechteckigen Grundrisses huben die Arbeiter Fundamentgraben aus die der naturlichen Gelandeneigung folgten Diese waren je nach Funktion des Gebaudes zwischen 40 und 120 Zentimeter tief und zwischen 60 und 120 Zentimeter breit Anschliessend verfullte man sie mit Hegau Basalten und Phonoliten wodurch die sogenannte Sickerstuckung entstand Sie gewahrleistete die Versickerung von Regenwasser Hierauf wurden die Grundmauern aufgesetzt die der Breite des Grabens entsprachen Die zweireihig und lagigen Mauern bestanden aus Kalksandsteinen und vereinzelt aus Muschelkalkfragmenten sowie Konglomeratblocken Die Verbindung zwischen den grosstenteils nicht bearbeitet Steinen stellte vermutlich Kalkmortel her Nur die Ecksteine waren manchmal behauen Auf die Grundmauern wurden die etwa 10 cm schmaleren Wande aufgesetzt die wiederum zweireihig war und aus unbehauenen Steinen bestand Teilweise waren bis zu funf Lagen erhalten Der Innenraum war mit Steinen und Kalkmortel verfullt Die Differenz wurde meist im Innenraum sichtbar oder an der Aussenseite mit schragen Steinen kaschiert 20 Wande Bearbeiten Fur die Aussenwande konnte kein Verputzen nachgewiesen werden es fehlt am aufgehenden Mauerwerk der Fugenstrich Die Innenwande des Hauptgebaudes und des Tempels sind den Hinweisen nach mit weissem Kalkmortel verputzt gewesen An wenigen Stellen waren Reste geometrischer Bemalungen aus roten und gelben Streifen vorhanden 21 Turen und Fenster Bearbeiten Nur in Gebaude 4 waren Turschwellen einer 90 cm breiten Holztur gefunden worden Im Tempel fanden sich Hinweise auf einen mit Kalksteinplatten ausgelegten Eingang In den anderen Gebauden fehlen Hinweise auf Eingange Die Funde zu Fenstern lassen nur wenige Ruckschlusse auf die Art der Fenster zu Es waren nur Reste von Fensterscheiben und eines Fenstergitters erhalten geblieben 21 Dacher Bearbeiten Insgesamt konnten bei der Ausgrabung mit 143 nur wenige Dachziegel Bruchstucke gesichert werden Tegulae gab es in zwei unterschiedlichen Grossen wobei die grossere Version Ausmasse von 35 auf 32 Zentimetern annahm Die kleine Version war bei gleicher Lange deutlich schmaler zwischen 15 und 19 cm Bei 2 cm Machtigkeit hatten die gefundenen Imbrices eine Breite von 16 cm und eine Hohe von 6 5 cm Fur die Gebaude 1 4 und 7 konnten die Dachziegelfragmente eindeutig identifiziert werden Bei den restlichen Gebauden fanden sich lediglich Ziegelfragmente 20 Boden Bearbeiten nbsp Fussbodenheizung der Villa rustica Hechingen SteinIn einigen Gebauden konnten Reste von Estrichboden nachgewiesen werden Der Estrich bestand aus einem mit Ziegelsplitt durchsetzen Gemisch von Sand und Kalksteinen Er war zehn Zentimeter dick und auf einer ebenso machtigen Gerollschicht aufgebracht In gleicher Art waren die Unterboden der Fussbodenheizung und des Schwimmbeckens In Gebaude 4 fand sich ein sekundar verbrannter Stampflehmboden Vier Raume waren mit einer fur die damalige Zeit typischen Fussbodenheizung Hypokaustum ausgestattet Dabei wurde unter dem eigentlichen Fussboden ein Hohlraum belassen der in regelmassigen Abstanden mit den Fussboden stutzenden Steinsaulen Hypokaustpfeiler bebaut wurde In Busslingen wurden zwei vollstandige Pfeiler mit einer Lange von 38 und 60 cm geborgen Hierauf wurden annahernd quadratische Ziegelplatten Suspensurplatten mit gelegt die die Unterlage fur die Fussbodenschicht aus Kalkmortel bildeten Ein Heizkanal der Luft in den Hohlraum leitete sorgte durch Befeuerung fur die Erwarmung des Bodens Bei Dauerbetrieb konnten so bis zu 30 C Bodentemperatur erreicht werden Durch kantige Tonrohren Tubuli wurden Rauch und Warme in den Steinkern der Wande abgeleitet was gleichzeitig zu einer zusatzlichen leichten Erwarmung der Hausmauer fuhrte Es konnten Tubuli gesichert werden die einen Hohlraum von acht auf acht Zentimeter aufwiesen Der zum Heizen verwendete Ofen war mit Sandsteinplatten verkleidet ebenso der Heizkanal 22 Die Anlage BearbeitenDas ausgegrabene Areal hat einen annahernd trapezformigen Grundriss wie er fur einen Streubauhof typisch ist 23 und umfasst neun nachgewiesene Gebaude Der Stall Gebaude 9 und das Schlachthaus Gebaude 4 wurden nach Ende der Grabungsarbeiten wieder zugedeckt eine Rekonstruktion ist jedoch geplant Eine Steinmauer mit den ungefahren Massen 190 250 Meter umgab das Gelande Ein mit Steinplatten gepflasterter drei Meter breiter Wirtschaftsweg der von Osten auf das Hauptgebaude zulauft konnte ausgegraben werden wurde jedoch nicht rekonstruiert Insgesamt sind die Grundzuge der Gebaude mit modernen Methoden nachgebildet und die original erhaltenen Teile vervollstandigt worden Wohnhaus Bearbeiten nbsp Wohnhaus Blick uber Raum 10 auf das Haus nbsp Grundriss Schema des WohnhausesDas mit seiner Front nach Suden ausgerichtete Wohnhaus Gebaude 1 befindet sich im zentralen Teil des Gelandes und hat die Grundmasse 35 40 Meter Bei den Ausgrabungen wurden die Sickerstuckung Grundmauerteile und im nordlichen Abschnitt bis zu zwei Lagen des aufgehenden Mauerwerks vorgefunden Das einstockige Haus war in zehn Raume gegliedert Links und rechts der Eingangshalle Raum 1 befanden sich zwei wahrscheinlich einstockige Eckturme Raum 2 3 An diese schlossen sich zwei jeweils per Hypokaustum heizbare Raume 4 5 an die wiederum von den Schlaf und Essraumen 6 9 gefolgt wurden Ausserdem besass das Haus einen Vorratsraum 10 Den grossten Teil des Wohnhauses nahm der unuberdachte 600 Quadratmeter grosse Innenhof 11 ein Bei den Grabungen konnten die Hauseingange nicht rekonstruiert werden Im Unterschied zu anderen luxurioseren Villae rusticae hatte das Wohnhaus von Busslingen keine saulengestutzte Eingangshalle vor dem Haus sondern eine vollstandig in das Wohnhaus integrierte Eingangshalle Die heute nur noch in ihren quadratischen Grundzugen erhaltenen Eckturme waren von aussen vermutlich nicht als solche zu erkennen Der Grund dafur dass im Gutshaus der sonst ubliche Keller fehlte konnte an dem teilweise nahe an die Erdoberflache reichenden Stauwasser Horizont liegen Dadurch ware vermutlich zumindest periodisch zu viel Wasser in den Keller eingedrungen Den Keller ersetzte ein Raum mit Mortelboden im Westeck des Hauses Architektonische Auffalligkeiten sind eine abgeschragte oberste Steinlage der Grundmauer und ein Sickergraben an der Sudwestseite des Hauses Ersteres geschah aus asthetischen Grunden Zweiteres war den in dieser Region vorherrschenden West Wetterlagen geschuldet Von daher schloss man auf ein nach aussen geneigtes Pultdach Badehaus Bearbeiten Das Badehaus Gebaude 3 liegt an der Sudseite am tiefsten Punkt des Gelandes und ist uber 200 Quadratmeter gross Von dem Gebaude waren Sickerstuckung Grundmauer und die unterste Lage des aufgehenden Mauerwerks erhalten in fragmentarischer Form auch Teile des farbigen Wandinnenverputzes und der Ziegelbelag des Kaltwasserbeckens Insgesamt war das Haus in sechs Raume gegliedert die alle einen mit Rollsteinen unterlegten 10 cm dicken Mortelboden besassen An der Ostseite befand sich der Heizraum 5 der sowohl das warme Wasser als auch die Warme fur die Fussbodenheizung zur Verfugung stellte Hierin konnte auch der Grund fur das wenig beheizte Haupthaus liegen Die Bewohner verbrachten in den kuhleren Jahreszeiten ihre Freizeit vermutlich vermehrt in dem wohl dauergeheizten Badehaus nbsp Badehaus Blick uber Raum 2a auf das Haus nbsp Badehaus Blick uber Raum 5 auf das Haus nbsp Abflussrinne des Badehauses nbsp Grundriss Schema des BadehausesFur den Ablauf in einem romischen Bad hatte sich im Laufe des ersten Jahrhunderts ein Grundschema herausgebildet Nach dem Umkleiden in der palaestra Raum 1 begab sich der Badende in den Kaltwasserraum 2 der zur Halfte aus dem Kaltwasserbecken piscina Raum 2a bestand Danach wechselte er in das Schwitzbad sudatorium Raum 3 und von dort entweder in die Warmbadewanne caldarium Raum 3a oder das Laubad tepidarium Raum 4 Die Raume fur Lau und Warmbad waren mit dem Hypokaustum beheizt Das Wasser wurde in einem Metallkessel erhitzt und durch ein Bleirohr dem Becken zugefuhrt Der Kessel befand sich direkt auf der Heizleitung das Warmbades Wie das Wasser zu dem Badehaus gelangte konnte bisher nicht geklart werden jedoch dessen Ablauf Unter den Becken befand sich eine Sickergrube von der aus eine Abflussrinne ins Freie fuhrte Tempel Bearbeiten nbsp TempelDer Tempel Gebaude 2 liegt 25 Meter sudostlich des Wohnhauses und ist dessen Eingangshalle zugewandt Mit neun Metern Breite und 16 Metern Lange ist der Tempel grosser als die meisten romischen Tempel dieser Art in Baden Wurttemberg Das Gebaude vom Typus eines Prostylos war in zwei Raume geteilt das Heiligtum cella ca 96 m und eine Eingangshalle ca 54 m Bei den Ausgrabungen stiess man auf die Sickerstuckung und die Grundmauern Vom Mortelfussboden des innersten Heiligtums und dem Eingangsbereich konnten ebenfalls Teile gefunden werden Das Dach uber der offenen Eingangshalle wurde mutmasslich von vier Saulen getragen die jedoch nicht erhalten waren Auffallig am Gebaude war die bessere Bauausfuhrung im Vergleich mit den ubrigen Gebauden Hinweise auf die hier verehrte Gottheit konnten nicht gefunden werden 24 Wirtschaftsgebaude Bearbeiten Insgesamt verfugte der Gutshof uber sechs Wirtschaftsgebaude Darunter waren eine Schmiede ein Schlachthaus ein Stall und weitere drei vermutlich als Scheunen genutzte Gebaude nbsp Schmiede Blick uber Raum 4 auf das Haus nbsp Grundriss Schema der SchmiedeDie Schmiede Gebaude 5 liegt ein Stuck westlich des Haupthauses Von ihr waren Sickerstuckung und grosse Teile der Grundmauern sowie des beginnenden aufgehenden Mauerwerks erhalten Auf die Nutzung des Gebaudes als Schmiedehaus deuten Feuerspuren und Aschefunde in den beiden mittleren Raumen 2 3 hin Auch die Reste von Feuerungsanlagen wurden gefunden Rotliche Feuerspuren der Hitze fanden sich an den Wanden und den Ecken der Raume so dass von mehreren Feuerstellen ausgegangen werden kann Eine 8 Zentimeter in den Boden reichende halbkreisformige Feuerspur im Lehmboden des ostlichen Raumes deutet auf einen grosseren Ofen wie beispielsweise eine Eisenschmelze hin Im sudlichen Raum 1 finden sich nur eine grossere Feuerstelle die zu einem Herd gehort haben konnte und Reste eines Mortelfussbodens Von diesem sind Teile des Unterbaus und Steinplatten Auflagen erhalten die ebenfalls angegluht sind Daneben fand sich ein ehemaliger Mahlstein der vielleicht als Halterung fur einen Schwenkarm gedient haben konnte Es konnte auch moglich sein dass das Gebaude als Wohnhaus in Benutzung war in dem die Angestellten des Hofes lebten Unter der Hofschmiede fand man die Sickerstuckung eines alteren Hauses das vermutlich als Stall genutzt wurde Das Schlachthaus Gebaude 4 befindet sich am ostlichsten Punkt des Areals Es wurde bisher nicht rekonstruiert aber Tierknochenfunde in seiner Umgebung lassen auf die Funktion als Schlachterei schliessen Daneben scheint auch eine Nutzung als Pfortnerhaus moglich zu sein Am anderen Ende des Gelandes im Nordwesten war der Stall Gebaude 9 des Hofes Allerdings war nur noch die Sickerstuckung erhalten so dass die eigentliche Funktion nur vermutet werden kann Das Gebaude ist recht schmal und dafur eher in die Lange gezogen im Gegensatz zu den grossraumigeren Scheunen Hier hatten zwei Reihen von Viehboxen Platz gefunden nbsp Scheune 6 nbsp Scheune 7 nbsp Scheune 8 Sudlich des Tempels befanden sich zwei Scheunen Gebaude 6 7 und nordwestlich des Haupthauses nochmals eine Gebaude 8 Von ersteren war nur die Sickerstuckung erhalten allerdings deutet der grossere Grundriss auf eine Nutzung als Lagergebaude hin Von der dritten Scheune waren ausserdem noch Teile der Grundmauern und des aufgehenden Mauerwerks aufzufinden gewesen In einer zusammengesturzten Mauer eines vermuteten Anbaus fanden sich die Goldmunzen Denkmalschutz BearbeitenDas Bodendenkmal Romischer Gutshof von Busslingen ist geschutzt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des 2 des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG 25 Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp 180 Panoramablick auf das Areal des Gutshofs Literatur BearbeitenJorg Aufdermauer Ein romischer Gutshof in Busslingen Kreis Konstanz In Antike Welt 12 1981 Jorg Aufdermauer Ein romischer Gutshof von Tengen Busslingen Landkreis Konstanz In Archaologie der Schweiz 9 1986 S 57 61 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Kr Konstanz Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte des Hegaus Theiss Stuttgart 1997 ISBN 978 3 8062 1286 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romischer Gutshof von Busslingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Freilichtmuseum Romischer Gutshof Busslingen auf der Website der Stadt Tengen Bilder von den Ausgrabungen 1976 Reihen 1 4 Archaologisches Hegau Museum auf der Website der Stadt Singen Villa Rustica in Busslingen auf der Website der Romerstrasse Neckar Alb AareEinzelnachweise Bearbeiten Karin Heiligmann Jurgen Hald Der romische Gutshof von Tengen Busslingen PDF 3 0 MB Kleiner Fuhrer zur Freilichtanlage 2011 S 2 abgerufen am 19 Juli 2013 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 13 15 a b ADAC Stadtatlas Grossraum Stadte und Gemeindeatlas Bodensee Band 63 1 20 000 3 Auflage ADAC Verlag Munchen 2001 ISBN 978 3 8264 0952 3 Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Hrsg Wanderkarte des Schwarzwaldvereins Blatt 10 Hegau Bodensee 1 50 000 1989 Kompass Wander und Bikekarte Blatt 783 Hegau Westlicher Bodensee 1 50 000 Burgermeisteramt Tengen Hrsg Karin Heiligmann Kleiner Romischer Gutshof Fuhrer Busslingen Burgermeisteramt Tengen Hrsg Karin Heiligmann Kleiner Romischer Gutshof Fuhrer Busslingen a b c Anneros Troll Jurgen Hald Zeitreisen am Bodensee Von den Rentierjagern zu den Alemannen Culturis Steisslingen 2004 S 24 25 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 16 17 Stadt Singen Die Sammlung des Archaologischen Hegau Museums Abgerufen am 12 Dezember 2011 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 95 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 98 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 54 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 59 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 98 ff Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 15 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 105 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 108 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 108f a b Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 45 46 a b Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 46 47 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 46 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 42 Karin Heiligmann Batsch Der romische Gutshof bei Busslingen Theiss Stuttgart 1997 S 27 Albert Bittlingmaier Alte Gemauer erzahlen Geschichten 22 August 2008 abgerufen am 19 Juli 2013 47 786576 8 704487 Koordinaten 47 47 11 7 N 8 42 16 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romischer Gutshof von Busslingen amp oldid 209325551