www.wikidata.de-de.nina.az
Die Villa rustica auch Altstadt 1 liegt westlich von Messkirch einer Kleinstadt im Landkreis Sigmaringen in Baden Wurttemberg Es handelt sich bei ihr um einen ehemaligen romischen Gutshof Sie gilt mit einer Flache von fast acht Hektar als das grosste bekannte romische Landgut in Sudwestdeutschland Heute sind oberirdisch nur noch Schutthugel und Walle sowie die rekonstruierten Grundmauern einer kleinen Tempelanlage der Jagdgottin Diana erhalten Restaurierte Mauerreste mit Weihestein des Dianatempels der Villa Rustica Messkirch Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Gutshof 4 Dianatempel 5 Befundsicherung Fundverbleib und Denkmalschutz 6 Anmerkungen 7 Literatur 8 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Grundriss der Anlage Grabungen 1882 Der romische Gutshof befindet sich etwa 4 5 km westlich von Messkirch etwa auf halbem Wege zwischen dem Messkircher Ortsteil Heudorf und dem Sauldorfer Ortsteil Holzle Das Bodendenkmal liegt im Waldstuck Bandlehau und erstreckt sich etwa je zur Halfte auf beiden Seiten der das Areal durchschneidenden Bundesstrasse 311 Der Dianatempel befindet sich auf der nordlichen Seite etwas ausserhalb des ehemaligen Hofgelandes In romischer Zeit durfte der Gutshof schon ob seiner Grosse eine nicht unbedeutende Stellung innerhalb der landlichen Besiedlung dieser Region besessen haben Forschungsgeschichte Bearbeiten1834 bis 1836 wurde diese Siedlung durch den Bietinger Pfarrer Joseph Anton Eitenbenz erstmals ergraben vermessen und in einer kleinen Broschure publiziert 2 Eitenbenz interpretierte die Befunde seinerzeit noch als romische Festung mit einem Pratorium Quastorium Wohnung fur die Cohorte ein Krankenhaus die Thore eines Winterlagers Eitenbenz Entdeckung der Altstadt als aus der Romerzeit stammendes Castrum liess hier das ptolemaische Bragodurum vermuten 3 1864 stellte Eduard von Peucker die Behauptung auf dass es sich bei der Altstadt um Samulocenis handele Das heisst dass die befestigte Anhohe bei Messkirch Stutzpunkt fur die Verteidigung des ganzen Bergterrains innerhalb des bogenformigen Verlaufs der Donau zwischen Mohringen Mohringen an der Donau und Ennentach Ennetach bis zum nordlichen Ufer des Bodensees war 4 Umfangreichere archaologische Ausgrabungen bei denen die Siedlung eindeutig als Villa rustica identifiziert werden konnte wurden dann 1882 im Auftrage des Fursten zu Furstenberg von J Naher durchgefuhrt 5 1977 und 1978 wurden bedingt durch eine Neutrassierung der Bundesstrasse 311 neuerliche Ausgrabungen notwendig in deren Verlauf unter anderem auch der Dianatempel der bereits bei den Grabungen von 1882 entdeckt worden war wieder freigelegt und anschliessend konserviert und teilrekonstruiert wurde Gutshof Bearbeiten nbsp Befundskizzen Grabungen 1882 Die Ausgrabungen forderten eine 1 2 km lange Umfassungsmauer zu Tage die ein trapezformiges Areal von knapp 8 ha umschliesst Die Ummauerung mit Seitenlangen von Nordseite 216 m Sudseite 260 m Westseite 354 m Ostseite 310 m 6 Mit dieser eingefriedeten Flache ist die Villa rustica Altstadt die grosste derzeit bekannte romische Gutsanlage Sudwestdeutschlands Innerhalb der Einfriedung befanden sich insgesamt 17 Steingebaude Aus dem Zentrum leicht in nordostliche Richtung verschoben wurde das Anwesen vom Herrenhaus dominiert einer einschliesslich Innenhof rund 1600 m grossen Portikusvilla mit Eckrisaliten Zwei ihrer Raume konnten uber eine Hypokaustanlage beheizt werden Unter den ubrigen Gebauden konnten zwei ebenfalls mittels Hypokaustanlagen beheizbare Thermen identifiziert werden Die Versorgung dieser Badehauser wie auch des gesamten Anwesens mit dem notwendigen Wasser erfolgte uber zwei Brunnen Sie zeichnen sich als zwei hohe Schutthugel rund 100 Meter sudlich der Strasse ab Die ubrigen 14 Gebaude wurden zwar archaologisch erfasst und messtechnisch aufgenommen ihre Funktion entzieht sich aber bislang einer schlussigen Deutung Der isoliert liegende Gutshof war von einer 80 cm starken Mauer umgeben die zu Nahers Zeiten noch uber bis zu 1 20 m hohes aufgehendes Mauerwerk verfugt haben soll Heute ist sie nur noch als flacher Schuttwall im Gelande auszumachen Eine weitere Binnenmauer im Sudosten der Anlage umfasste vermutlich den Bereich der fruhesten Bauphase des wahrscheinlich mehrphasigen Gutshofes Die Villa rustica entstand wahrscheinlich am Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts und durfte bis ins erste Drittel des 3 Jahrhunderts bestanden haben Vermutlich ist sie einem der ersten Alamannenvorstosse ab 233 zum Opfer gefallen Weiterfuhrende Erkenntnisse sowohl uber die einzelnen Entwicklungsphasen als auch uber die Funktion der noch nicht identifizierten Gebaude konnen nur durch grossflachige Grabungen gewonnen werden Dianatempel Bearbeiten nbsp Kopie des WeihesteinsKnapp 60 m von der nordlichen Umfassungsmauer entfernt 47 59 11 N 9 3 13 O 47 986388888889 9 0536111111111 befindet sich ein kleiner Tempel der ausweislich der Inschrift eines schon bei den 1882er Grabungen gefundenen Weihesteins der Gottin Diana gewidmet war Die Inschrift lautet DIANA E SACRVMM ARCVS AVREL IVS HONORATVSPANCRATIVSV OTVM S OLVIT L IBENS L AETVS M ERITO Frei ubersetzt Marcus Aurelius Honoratus Pancratius hat der Diana einen Altar errichtet indem er sein Gelubde froh und frei nach Gebuhr erfullt hat Pancratius durfte zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt wohl im 2 oder fruhen 3 Jahrhundert Eigentumer des Gutshofs gewesen sein Der originale Weihestein an die Gottin Diana befindet sich in den Furstlich Furstenbergischen Sammlungen in Donaueschingen vor Ort ist eine Kopie aufgestellt Weder die 1982er Grabung noch die Untersuchungen der Jahre 1977 1978 konnten vollstandigen Aufschluss uber das Aussehen des Tempels in antiker Zeit geben Mit den Seitenlangen von 3 9 m mal 3 6 m betrug seine Grundflache 14 04 m Gesichert ist dass er ziegelgedeckt und sein Fussboden mit Ziegelsteinplatten belegt war Ob das rezente aufgehende Kalksteinmauerwerk moglicherweise zur optischen Gliederung mit dazwischenliegenden Tuffsteinlagen 7 versehen bis zum Dach reichte oder ob nur ein Sockel gemauert war und der Rest der Wande aus Fachwerk bestand lasst sich heute nicht mehr erschliessen Ebenso wenig ob es sich um ein allein stehendes Gebaude oder um die Cella eines gallo romischen Umgangstempels gehandelt hat wobei letztere Annahme eher unwahrscheinlich ist Befundsicherung Fundverbleib und Denkmalschutz BearbeitenDer Verbleib der Eitenbenz Funde unter anderem zwei erzerne romische Munzen eine der alteren Faustina der Gemahlin des Antoninus Pius und eine des Commodus und Gefasse ist ungesichert 8 Reste der fragmentierten Malerei aus dem 2 nachchristlichen Jahrhunderts befinden sich in der Sammlung des Landesmuseums Wurttemberg im Alten Schloss in Stuttgart 9 Nachdem Uberlegungen alle bei den Grabungen der 1970er Jahre freigelegten Gebaude zu konservieren aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der damit einhergehenden hohen Kosten gescheitert waren entschloss man sich als Kompromisslosung wenigstens den Dianatempel und Teile eines an die westliche Umfassungsmauer angesetzten Gebaudes der Offentlichkeit zuganglich zu machen In den konservierten und teilrekonstruierten Tempel brachte man eine Kopie des Weihesteins ein Das Original sowie andere Funde aus den Grabungen befinden sich in den Furstlich Furstenbergischen Sammlungen im Schlossmuseum 10 in Donaueschingen Auskunft uber die Villa Rustica gibt eine Informationstafel beim Parkplatz an der nordlichen Strassenseite Das Bodendenkmal Villa Rustica Messkirch ist als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Anmerkungen Bearbeiten Der Name Altstadt bezieht sich darauf dass hier fruher eine untergegangene Stadt vermutet wurde Joseph Anton Eitenbenz Romische Niederlassung bei Messkirch Bannhard Konstanz 1836 Johann Nepomuk von Raiser Der ober Donau Kreis des Konigreichs Bayern unter den Romern 1830 S 14 Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats und Volksleben Dritter Theil Das Verhalten der Deutschen Heere auf dem Schlachtfelde in den letzten beiden Jahrhunderten vor dem Beginn unserer Zeitrechnung R v Decker 1864 S 402 J Naher Die Ausgrabung der romischen Niederlassung genannt die Altstatt bei Messkirch In Jahrbuch des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande Heft 74 S 52ff Marcus Bonn 1882 Hermann Bierl Archaologiefuhrer Deutschland Bodendenkmaler und Museen Wek Verlag Treuchtlingen Berlin 2007 ISBN 3 934145 39 6 Nach Hartmann Reim Ein romisches Tempelgebaude bei Messkirch Kreis Sigmaringen In Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Hrsg Archaologische Ausgrabungen 1978 Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tubingen Gentner Stuttgart 1979 S 68 befanden sich im Bauschutt des Tempels mehrere sorgfaltig gesagte Tuffsteinquader Heidelberger Jahrbucher der Literatur 31 Jahrgang S 1141 1838 Edwin Ernst Weber Die Vor und Fruhgeschichte im Landkreis Sigmaringen hrsg vom Landkreis Sigmaringen Stabsbereich Kultur und Archiv und Kulturforum Landkreis Sigmaringen e V 2009 Offizielle Webprasenz des Schlossmuseums Literatur BearbeitenJoseph Anton Eitenbenz Romische Niederlassung bey Messkirch Entdeckt und beschrieben vom Pfarrer Eitenbenz zu Bietingen Konstanz Bauhard 1836 Julius Naeher Die baulichen Anlagen der Romer in den Zehntlanden badischen Antheiles insbesondere Die Anlage der Villen mit Anhang uber die Ausgrabung der Villa in der Altstatt bei Messkirch Karlsruhe Macklot sche Druckerei 1883 Hartmann Reim Messkirch Gutshof In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 210 f Hartmann Reim Der romische Gutshof Altstadt bei Messkirch Kreis Sigmaringen Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Bl 57 Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Stuttgart 1989 Hartmann Reim Messkirch Gutshof In Philipp Filtzinger Dieter Planck und Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 442 ff Hartmann Reim Ein romisches Tempelgebaude bei Messkirch Kreis Sigmaringen In Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Hrsg Archaologische Ausgrabungen 1978 Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tubingen Gentner Stuttgart 1979 S 66 68 Hartmann Reim Ausgrabungen im romischen Gutshof Altstadt bei Messkirch Kreis Sigmaringen In Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Hrsg Archaologische Ausgrabungen 1977 Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tubingen Gentner Stuttgart 1978 S 51 55 Hartmann Reim Ausgrabungen im romischen Gutshof Altstadt bei Kreis Sigmaringen Archaologische Denkmalpflege und Strassenbau In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 6 Jg 1977 Heft 4 S 147 152 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Villa Rustica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dianatempel Messkirch auf der Internetprasenz der Schwabischen Albvereins Ortsgruppe Messkirch47 984444444444 9 0541666666667 Koordinaten 47 59 4 N 9 3 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Villa Rustica Messkirch amp oldid 222024644