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Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Der Begriff Politikverdrossenheit auch Politikverdruss oder Politikmudigkeit bezeichnet zwei verschiedene Arten negativer Einstellungen von Burgern eines Staates Politiker und Parteienverdrossenheit als Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik einerseits und Politik oder Staatsverdrossenheit als generelle Unzufriedenheit mit dem politischen System und den demokratischen Institutionen andererseits 1 Politische Passivitat und politisches Desinteresse konnen Folge negativer Erlebnisse im Zusammenhang mit politischen Verhaltnissen und Vorgangen aber auch Ausdruck allgemeiner Zufriedenheit sein 2 Insofern sind Desinteresse und fehlende Beteiligung im politischen Prozess nicht unbedingt Ausdruck einer Missstimmung eines Verdrusses an der Politik Umgekehrt ist politisches Engagement auch dann wenn man eine umfassende politische Teilhabe moglichst aller fur ideal halt nicht per se positiv zu bewerten insbesondere dann nicht wenn diesem Engagement rein destruktive demokratiefeindliche Motive zugrunde liegen Michael Eilfort meint sogar dass die Mobilisierung politisch uninteressierter uninformierter und unreflektierter Nichtwahler einen Unsicherheitsfaktor ins Spiel bringe und Indiz fur eine gefahrliche Emotionalisierung sei 3 dass es also besser sei wenn sich die entsprechend Charakterisierten vom politischen Prozess fernhielten Unter Berucksichtigung der Parameter Zufriedenheit vs Unzufriedenheit Nahe vs Distanz zur Politik und Partizipationsbereitschaft unterscheiden die Psychologen Janas und Preiser vier Typen wenig Engagierte mit hoher politischer Unzufriedenheit Resignierte wenig Engagierte mit hoher politischer Zufriedenheit apathisch Zufriedene Engagierte mit hoher politischer Unzufriedenheit und eher unkonventioneller Partizipation Revolutionare und loyale und systemkonforme Engagierte mit geringer politischer Unzufriedenheit Funktionare Zur vierten Gruppen gehoren auch Anhanger von Oppositionsparteien die mit der aktuellen Regierungspolitik zwar unzufrieden und ihrer uberdrussig aber zuversichtlich sind einen Wandel durch einen Regierungswechsel herbeifuhren zu konnen Im Digital Worterbuch der deutschen Sprache DWDS der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wird eine starke Konnotation der Begriffe Verdrossenheit in Richtung der Begriffe Apathie und vor allem Resignation nachgewiesen in dem Sinne dass diese Begriffe in Texten besonders haufig im selben Kontext gemeinsam vorkommen 4 Nach dieser Analyse sind Revolutionare und Funktionare wegen ihres Engagements streng genommen nicht verdrossen Dem Apathischen wiederum mangelt es an Verdruss im Sinne von Arger sich nicht zu argern ist ein Wesensmerkmal der Apathie Allerdings wird in einigen Quellen blosses Passivbleiben vor allem im Sinne von Nichtwahlen als Apathie bezeichnet Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Der Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel beklagte bereits 1966 die Parlamentsverdrossenheit die sich anlasslich der Bundestagswahl 1965 gezeigt habe 5 Der Vorwurf Parlamente seien ineffektive Schwatzbuden die dem Willen des Volkes nicht Geltung verschafften wurde in Deutschland bereits vor 1933 erhoben Obwohl die mit Politikverdrossenheit erklarten Erscheinungen mangelnde Beobachtung und oder Ablehnung des Politikbetriebs auch vor Fraenkels Analyse bekannt waren tauchte der Begriff Ende der 1980er Jahre das erste Mal in der bundesdeutschen Debatte auf 6 Die Gesellschaft fur deutsche Sprache erklarte es 1992 zum Wort des Jahres und zwei Jahre spater fand es Eingang in den Duden Daneben sind auch verwandte Begriffe wie Staats Politiker oder Parteienverdrossenheit entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Indizien fur das Vorliegen einer weitverbreiteten Politikverdrossenheit 1 1 Politik Parteienverdrossenheit in Deutschland 1 2 Politikverdrossenheit bei Jugendlichen 2 Grunde 2 1 Nicht eingehaltene Wahlversprechen 2 2 Falsche Einstellung und falsches Handeln gewahlter Politiker 2 3 Demokratie bloss Parteiendemokratie 2 4 Angebliche Gleichheit aller Parteien 2 5 Fixierung der meisten Parteien auf die politische Mitte 2 6 Problemgruppen unter den Wahlberechtigten 2 7 Sehnsucht nach einer Abkehr von unfairen Folgen der Konkurrenzdemokratie 2 8 Demokratisches Ethos 2 9 Postdemokratie 2 10 Marktglaubigkeit 2 11 Rolle der Medien 3 Literatur 3 1 Aufsatze 3 2 Monographien 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseIndizien fur das Vorliegen einer weitverbreiteten Politikverdrossenheit BearbeitenPolitikverdrossenheit lasst sich vor allem am Sinken der Mitgliederzahlen politischer Parteien sowie an einer abnehmenden Wahlbeteiligung erkennen Allerdings ist zu berucksichtigen dass apathisch Zufriedene im Sinne von Janas Preiser s o nicht verdrossen sind und Revolutionare im Sinne von Janas Preiser sich nicht von der Politik abwenden sowie dass politisches Engagement nicht nur darin besteht die Aktivitaten von Parteien zu beobachten bzw sie finanziell zu unterstutzen ggf sich sogar an ihren Aktivitaten zu beteiligen In der Bonner Republik verloren angesichts des Verbots der SRP 1952 und der KPD 1956 sowie der relativ geringen Stimmenzahl rechts und linksextremer Parteien bei Bundestags und Landtagswahlen dezidiert rechte Parteien konnten sich nach den 1950er Jahren bis 1990 in bundesdeutschen Parlamenten nicht dauerhaft etablieren viele aus den Augen dass es immer auch demokratieverdrossene Wahlberechtigte gab die die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes ablehnten Mit dem Beitritt der funf neuen Lander zur BRD nahm der Anteil derer zu die deren demokratischem System mit grundsatzlicher Skepsis wenn nicht ablehnend gegenuberstanden 7 Allerdings vertrat die Bertelsmann Stiftung 2013 die These dass die Annahme es gebe eine zunehmende Demokratieverdrossenheit in Deutschland ein Mythos sei 8 Dem widersprach 2016 die Bundeszentrale fur politische Bildung indem sie darauf hinwies dass in Ostdeutschland der Anteil der mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland Zufriedenen im Jahr 2015 auf 47 abgesunken sei 9 Politik Parteienverdrossenheit in Deutschland Bearbeiten Seit Langerem ist neben der Politikverdrossenheit im Sinne einer Unzufriedenheit mit den Ergebnissen politischer Entscheidungen auch eine zunehmende Parteienverdrossenheit zu erkennen Parteienverdrossene lehnen ausschliesslich die Arbeit in und mit den Parteien nicht aber unbedingt jedes politische Engagement ab Rucklaufige Mitgliederzahlen siehe Tabelle hoher Altersdurchschnitt der Mitglieder 2016 waren jeweils mehr als die Halfte der CDU und der SPD Mitglieder uber 60 Jahre alt 10 und eine Abnahme der Stammwahlerschaft zeigen dass das politische System der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr so stabil ist wie zu Zeiten der Bonner Republik Allerdings ist zu berucksichtigen dass der Ruckgang der bedingungslosen Loyalitat mit einer Partei insbesondere einer Volkspartei und die Zunahme der Zahl der Wechselwahler keine Symptome der Parteienverdrossenheit sind da Wechselwahler lediglich einer anderen Partei ihre Stimme geben nicht aber allen Parteien so stark misstrauen dass sie keiner von ihnen ihre Stimme geben Wenn bekannt werde dass Entscheidungen massgeblicher Politiker offensichtlich weder auf Gewissensgrunde zuruckzufuhren seien noch sich am Gemeinwohl orientierten sondern Ausdruck von Lobbyismus seien dass die Regierung bzw die Fraktionsfuhrung auf Abweichler unter den Fraktionsmitgliedern Druck ausube sowie dass immer wieder einzelne Politiker sich aus der Sicht der Wahlberechtigten unkorrekt verhielten dann fuhre das bei vielen Wahlberechtigten zu einer Ablehnung der politischen Klasse der Politiker im Establishment als Ganzer Eine wichtige Rolle bei der Imageverschlechterung der politischen Klasse wird Massenmedien zugeschrieben die angeblich den Eindruck erzeugten unter Politikern gebe es uberwiegend schwarze Schafe Jahresangabe 1990 2016 Mitgliederzahlen von CDU CSU SPD FDP B90 Grune PDS Die Linke in Tsd 1990 2321 71991 2206 31992 2067 61993 1989 01994 1952 41995 1896 31996 1846 31997 1805 31998 1794 41999 1779 32000 1722 92001 1684 4 2008 1409 0 2011 1182 7 2016 1181 4Eine zunehmende Parteienverdrossenheit zeigt sich in Deutschland auch im abnehmenden Ansehen der Politiker Regelmassig werden von Demoskopen Umfragen zum Ansehen bestimmter Berufsgruppen durchgefuhrt dabei schneiden Politiker regelmassig sehr schlecht ab 11 Politikverdrossenheit bei Jugendlichen Bearbeiten Bei Jugendlichen ist die Politikverdrossenheit im Sinne einer Distanz zu Parteien ausgepragt Das Ergebnis der 14 Shell Jugendstudie von 2002 lautet Inzwischen bezeichnen sich nur noch 30 der Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren als politisch interessiert Fur die Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren liegt fur die Entwicklung des politischen Interesses im Rahmen der fruheren Shell Jugendstudien eine Zeitreihe vor Danach ist der Anteil der politisch interessierten Jugendlichen von 55 im Jahre 1984 bzw sogar 57 1991 inzwischen auf 34 gesunken Hierfur kann auch eine Politikerverdrossenheit verantwortlich gemacht werden Der Anteil der an der Politik Interessierten stieg allerdings der Shell Jugendstudie von 2015 zufolge auf 41 12 Zu berucksichtigen ist hierbei dass es sich nicht um denselben Personenkreis wie 2002 handelt Die damals Befragten waren 2015 ungefahr 30 Jahre alt Ein diskutiertes Thema ist dass angeblich Jugendliche unter 18 Jahren dort wo es kein Wahlrecht fur Jungere gibt kaum politische Mitspracherechte hatten Ihre Wunsche wurden kaum beachtet solange sie nicht stimmberechtigt seien und somit sei diese Gruppe obwohl 14 Jahrige schon vier Jahre spater und altere Jugendliche noch fruher Politikern eine Quittung in Form einer Nichtwahl erteilen konnen fur Politiker weniger interessant als aktuell Wahlberechtigte Ob eine generelle Herabsetzung des Wahlalters eine Losung ware auf kommunaler und auch auf Landesebene gibt es z T ein Wahlrecht ab 16 bleibt fraglich Grunde BearbeitenFur die Entstehung und Auspragung der Politikverdrossenheit werden verschiedene Grunde vorgebracht Nicht eingehaltene Wahlversprechen Bearbeiten Ein prominentes Beispiel eines nicht eingehaltenen Wahlversprechens ist die Mehrwertsteuererhohung der grossen Koalition 2007 um drei Prozentpunkte obwohl die Koalitionare vor der Wahl entweder nur eine Erhohung um zwei Punkte oder gar keine Erhohung angekundigt hatten Der Kommentar des damaligen Vizekanzlers der grossen Koalition 2006 Muntefering SPD es sei unfair die CDU und die SPD an ihren Wahlkampfversprechen zu messen hat den Verdruss bei vielen Wahlern verstarkt In der jungeren deutschen Geschichte war nach der Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der DDR eine zunehmende Politikverdrossenheit zu beobachten So titelte die Berliner Zeitung am 1 Juni 1992 Kaum befreit und schon verdrossen Zur allgemeinen Wirtschaftsflaute kamen noch die hohe Staatsverschuldung Parteien und Finanzskandale Fluchtlingsprobleme wachsende Arbeitslosigkeit und die massenhafte Schliessung von Betrieben im Osten sowie ganz allgemein die Enttauschung uber vollmundige Wahl Versprechungen und deren spatere Relativierung oder Zurucknahme Prominentes Beispiel ist das Versprechen des damaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl am 21 Juni 1990 wahrend der Debatte zum Zwei plus Vier Vertrag im Bundestag Nur der Staatsvertrag gibt die Chance dass Mecklenburg Vorpommern Sachsen Anhalt Thuringen Brandenburg und Sachsen bald wieder zu bluhenden Landschaften werden konnen Die Mahnung des damaligen SPD Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine dass die deutsche Einheit teuer werden werde trug zu seiner Wahlniederlage massgeblich bei Generell stellt sich allerdings die Frage ob Politiker uberhaupt in der Lage sind allein dafur zu sorgen dass Lander oder Regionen wirtschaftlich erbluhen Ohne Investitionen aus der auch auslandischen Privatwirtschaft die sich nicht unbedingt am Wohlergehen der Menschen in einem bestimmten Staat orientiert sind wirtschaftliche Fortschritte in einer Marktwirtschaft namlich nicht moglich Franz Muntefering spricht in dem o g Beispiel ein Dilemma an Mehrheiten bei einer Wahl erhalten grundsatzlich nur solche Parteien die ihre potenziellen Wahler vor der Wahl nicht durch Aussagen vor den Kopf stossen die sie nicht horen wollen Zum Thema Pflicht der Parteien Wahlversprechen einzuhalten stellt Thomas Gruter im Spektrum der Wissenschaft die machiavellistische These auf Wer einmal die Macht errungen hat ist an seine Wahlversprechen nur insoweit gebunden als sie ihm fur die nachsten Wahlen den Machterhalt sichern 13 Zu berucksichtigen sind hierbei insbesondere die Vergesslichkeit der Wahler woran erinnern sie sich bei der Bundeswahl 2009 noch und die Wertigkeit des Themas ist der Betrug aus der Sicht eines Wahlers so schlimm dass er die Partei durch Nichtwahl bestrafen muss Falsche Einstellung und falsches Handeln gewahlter Politiker Bearbeiten Politikern wird oft mangelnde Volksnahe vorgeworfen als Volk gelten hier einfache Leute Angehorige der Eliten gelten bei diesem Sprachgebrauch nicht als Teil des Volkes Parteien und Abgeordneten wird unterstellt dass sie in den Parlamenten trotz des Gebots des Art 38 Abs 1 GG nicht Delegierte des ganzen Volkes seien Das Resultat parlamentarischer Arbeit sei haufig nicht konform mit den Wunschen der die Politiker legitimierenden Mehrheit der Teilnehmer an der Wahl die eine der Regierungsparteien gewahlt haben Dabei wird verkannt dass es in einer reprasentativen Demokratie kein imperatives Mandat gibt Art 38 GG garantiert gewahlten Bundesabgeordneten ausdrucklich ein freies Mandat Durch die Wahl erhielten Mandatstrager das Mandat an Stelle der Wahler die massgeblichen Entscheidungen zu treffen Sie werden in den fur eine Sachfrage zustandigen Ausschussen von Fachleuten beraten Das Hauptproblem liegt hier in der mangelnden Transparenz dieses Vorgangs fur Aussenstehende Weil sie nicht nachvollziehen konnen wie eine Entscheidung zustande gekommen ist identifizieren sich viele Burger nach der Wahl nicht mit dem Abgeordneten oder der Partei die sie gewahlt haben Zudem kann ein Reformstau also das zu langsame Reagieren auf aktuelle Anforderungen zu einem Vertrauensverlust gegenuber den Volksvertretern beitragen wenn Wahler in den Politikern der Regierungsparteien die fur den Stau Verantwortlichen sehen was in der Regel der Fall ist obwohl in Zeiten der Globalisierung und der Vorgaben von Richtlinien der EU Entscheidungsspielraume von Politikern in Deutschland oft kleiner sind als sie zuzugeben bereit sind Auch greifen wichtige Regelungen wie zur Finanzierung der Renten oder der Gestaltung des Gesundheitssystems nach Ansicht vieler Wahlberechtigter nicht schnell genug oder gar nicht Die Gemeinschaftsaufgaben werden ihrer Ansicht nach nicht gelost und es stellt sich enttauschten oder wutenden Burgern die Frage nach der Kompetenz der Parteien Diese Situation korreliert mit der Existenzangst vieler Menschen die diese oft auf die Politik zuruckfuhren Zunehmendes Eigeninteresse der Parteien Macht und Gewinnstreben und nicht das Wohlergehen des Staates und der Wahler also das Gemeinwohl bestimmten das Handeln der Politiker Viele Menschen fuhlen sich entmundigt angesichts der scheinbaren Allmacht des Beamtenstaates oder auch dessen Ohnmacht wenn finanzstarke Global Players den Staat vorfuhrten Vertrauensverlust und Ablehnung der Parteien seien die Folge Der personliche Bezug zu den Volksvertretern sei fast vollstandig verloren gegangen 14 Viele Menschen haben das Gefuhl dass es den Politikern mehr um die eigene Inszenierung und eigene Interessen gehe als um die konstruktive Losung von Problemen und dass sie nicht bereit seien zuzugeben wie wenig Gestaltungsfreiheit sie im Zeitalter der Globalisierung und der Europaisierung oft hatten Demokratie bloss Parteiendemokratie Bearbeiten Obwohl Art 21 Abs 1 GG Parteien lediglich eine Mitwirkung bei der politischen Willensbildung des Volkes garantiert haben in Deutschland viele den Eindruck dass die Begriffe Demokratie und Parteiendemokratie Synonyme seien Zumindest bei Wahlen zum Deutschen Bundestag besitzen tatsachlich lediglich Parteien das Recht Kandidaten nach dem Verhaltniswahlrecht aufzustellen Die Formen politischer Beteiligung in der Demokratie reichen aber weit uber die blosse Parteiendemokratie hinaus und zwar von der Teilnahme an Wahlen und Referenden uber Hausbesetzungen bis hin zu revolutionarer Gewalt von Gesprachen uber Politik in der Familie oder am Arbeitsplatz zu Formen direkter wie indirekter analoger wie digitaler Kommunikation von der Wahrnehmung von Mandaten in Parteien der Mitgliedschaft in gesellschaftlichen Verbanden bis hin zu Streiks und Demonstrationen von der Mitarbeit in Burgerinitiativen bis zum zivilen Ungehorsam zum Beispiel bei Greenpeace Aktionen 15 Bis 1998 sei so Dieter Rucht und Roland Roth die Bundesrepublik Deutschland zu einer Bewegungsrepublik geworden deren Hauptstromungen in Gestalt der Partei der Bundnis 90 Die Grunen in den Bundestag eingezogen seien Allerdings hatten vor allem die Bewegungen des Feminismus der Okologie und des Pazifismus nicht nur durch den Einzug der Grunen in die Bundesregierung im Jahr 1998 bedingt Patina angesetzt 16 Daruber hinaus weist die Bertelsmann Stiftung darauf hin dass die These falsch sei wonach es in grosser Zahl in Deutschland Menschen gebe die zwar nicht parteipolitisch wohl aber in einem weitgefassten Sinn politisch aktiv seien Wer nicht wahlt beteiligt sich typischerweise auch nicht an Burgerinitiativen und Volksabstimmungen Er geht auch nicht als Demonstrant auf die Strasse Je geringer die Wahlwahrscheinlichkeit umso geringer ist auch das sonstige politische Engagement 17 Vielen politisch Engagierten reichen die demokratischen d h nicht bloss parteidemokratischen Moglichkeiten zur politischen Beteiligung nicht die das Grundgesetz ermoglicht Seitdem Willy Brandt als Bundeskanzler nach der Bundestagswahl 1969 seine Regierungserklarung unter das Motto gestellt hatte Mehr Demokratie wagen und insbesondere nach der Wiedervereinigung wurde und wird immer wieder diskutiert die seit 1949 nicht gefullte Leerstelle des Art 20 Abs 2 GG zu fullen wo von Wahlen und Abstimmungen die Rede ist sowie die direkte Wahl des Bundesprasidenten in das Grundgesetz aufzunehmen Manche Wahlberechtigten in Deutschland fuhlen sich dadurch dass sie weniger Mitbestimmungsrechte als ihre Nachbarn im europaischen Ausland vor allem in der Schweiz haben ohnmachtig und entmundigt 18 In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts insa gaben 2017 70 der Befragten an dass Volksabstimmungen demokratischer seien als Abstimmungen im Bundestag 19 Es gibt allerdings Historiker und Politiker die sich auf die Erfahrungen der Weimarer Republik berufen obwohl diese am falschen Wahlverhalten der Mehrheit der Deutschen scheiterte und nicht an ihrem Abstimmungsverhalten und deshalb eine Ausweitung basisdemokratischer Elemente im politischen System Deutschlands grundsatzlich ablehnen Angebliche Gleichheit aller Parteien Bearbeiten Viele Burger erkennen nicht mehr die Unterschiede zwischen den grossen Parteien weil jede der beiden Parteien in vielen Fragen keine Alternativen zu der grossen Konkurrenzpartei anbiete Die Politik der grossen Parteien unterscheide sich in wesentlichen Fragen kaum noch Da unabhangig davon ob die CDU CSU oder die SPD regiere die gleiche Politik betrieben werde scheint es aus Sicht vieler Wahlberechtigter nicht mehr sinnvoll zu sein als Stimmvieh zu fungieren Wahlen dienten nur noch zur Legitimation bestehender Politik Dabei wird unterstellt dass der Einfluss der kleineren Parteien sofern sie mitregieren konnen vernachlassigbar sei Zwar hat sich die Situation bis 2018 insofern geandert als die beiden grossen Fraktionen im Bundestag zusammen nur noch uber 53 der Sitze verfugen als es in Baden Wurttemberg einen Ministerprasidenten der Grunen und in Thuringen einen der Linken gibt und als die AfD zur deutschlandweit drittstarksten Partei geworden ist Das Gefuhl einen Bundeskanzler nicht loswerden zu konnen besteht jedoch nach wie vor bei vielen So haben diejenigen die bei der Bundestagswahl 2017 die AfD gewahlt haben die mit dem Wahlslogan Merkel muss weg fur sich geworben hatte paradoxerweise bewirkt dass nur eine Regierung unter Fuhrung von Angela Merkel in der 19 Wahlperiode des Bundestags die notwendige Mehrheit zum Regieren erhalten konnte weil es die in der 18 Wahlperiode noch existierende theoretische alternative Mehrheit aus SPD Grunen und Linken seit 2017 nicht mehr gibt Richtig ist auch dass vormals kleine Oppositionsparteien in Regierungsverantwortung gekommen regelmassig als entzaubert erscheinen indem ihre Politik nicht vollig anders als die ihrer Vorganger ausfallt So ubernahm z B ausgerechnet ein gruner Aussenminister die Partei warb bis 1998 immer mit ihrer pazifistischen Grundhaltung die Verantwortung fur den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr out of area Fixierung der meisten Parteien auf die politische Mitte Bearbeiten Auf Staaten ohne Verhaltniswahlrecht wird oft Hotellings Gesetz als Erklarungsmodell fur Politikverdrossenheit verwendet Im Zwei Parteien System der USA lasst sich mit dem Modell zeigen dass Parteien Wahler ausserhalb der Mitte aus taktischen Grunden weitgehend ignorieren da sie sich vom sogenannten Medianwahler die meisten Stimmen erhoffen So besetzen beispielsweise in Deutschland zunehmend kleine Parteien politische Nischen FDP Die Linke Bundnis 90 Grune wahrend der Stimmenanteil der beiden grossen Parteien CDU und SPD in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen hat Die Vervielfaltigung der im Bundestag vertretenen Parteien ist moglicherweise Folge des Strebens der grossen Parteien zur Mitte Es zeigt sich dass das in den USA entwickelte Modell nur bedingt geeignet ist die Situation in europaischen Landern mit einem Verhaltniswahlrecht zu erklaren Problemgruppen unter den Wahlberechtigten Bearbeiten Insbesondere unter Jugendlichen aber auch unter Burgern mit einem geringen Ausbildungsstand durften Resignation ein vermeintlich nicht gefahrdetes Wohlbefinden die Ungeduld des Wutburgers aber auch die zunehmende Komplexitat politischer Entscheidungen zu einem wachsenden Desinteresse an der bzw Widerwillen gegen die Tagespolitik beitragen Als empirisch erwiesen gilt dass mit wachsendem Bildungsgrad das Engagement fur gesellschaftliche nicht aber unbedingt fur parteipolitische Belange zunimmt Als ein Hilfsmittel gegen falsche gedankliche Annahmen Einstellungen und Verhaltensweisen unter kunftigen Wahlberechtigten sehen es viele an die politische Bildung zu fordern und dadurch mehr Menschen zur demokratiekonformen Partizipation zu bewegen Durch politische Bildung sollen die Resignierten dazu gebracht werden zu erkennen welche realistischen Moglichkeiten es gibt ihren Interessen doch noch Geltung zu verschaffen die apathisch Zufriedenen von ihrer falschen Annahme abgebracht werden dass ihr Wohlempfinden nichts mit politischen Entscheidungen zu tun habe die Revolutionare zu der Einsicht gebracht werden dass einige ihrer Methoden und die Verwirklichung ihrer Ideale letztlich den Rechtsstaat unterhohlen und Chaos verursachen Eine fundamentale Kritik an dieser Betrachtungsweise besteht in der These dass in ihr Ursache und Wirkung systematisch vertauscht wurden So nimmt die Bertelsmann Stiftung an dass sich die Unterschicht Deutschlands aus der aktiven Teilhabe an der Demokratie verabschiedet 17 als ob es sich um eine Primaraktion und nicht um eine Reaktion auf die politisch gesellschaftliche Lage handele Tatsachlich aber sei die Annahme eben nicht realistisch dass es Politikangebote gebe die geeignet seien die Lage der Unterschicht als Ganzer zu verbessern Nicht einmal die SPD als ehemalige Arbeiterpartei sei zu solchen Angeboten willens und fahig 20 Hierauf reagierten die Angehorigen der Unterschicht Wohlhabende apathisch Zufriedene wiederum mussten tatsachlich keine Angst haben dass man ihnen etwa durch die Pflicht zu hohen Erbschaftssteuerzahlungen personlich zu nahe trete Eine von den Anhangern von Bildungsmassnahmen allerdings wenig geschatzte Partizipation Wahlberechtigter nimmt auch dann zu wenn sich die Verhaltnisse in einem Land krisenartig zuspitzen So stellte Seymour Martin Lipset 1962 die These auf Das politische Interesse der hier bislang resignierten unzufriedenen Apathischen kann nur durch eine Massenbewegung geweckt werden die eine einfache extremistische Sicht der Politik bietet 21 Sehnsucht nach einer Abkehr von unfairen Folgen der Konkurrenzdemokratie Bearbeiten Regelmassig zeigt es sich dass viele nicht verstehen was Pluralismus bedeutet Im Rahmen der Konkurrenztheorie der Demokratie die die Basis des Grundgesetzes bildet gibt es anders als Jean Jacques Rousseau es postulierte keinen Volkswillen in dem Sinne dass alle die zum Volk gehoren wollen dasselbe wollen mussten Dennoch taucht in Argumentationen Politikverdrossener immer wieder das Konstrukt eines Volkswillens auf den es um jeden Preis durchzusetzen gelte In einer pluralistischen Gesellschaft gibt es eine Vielzahl von Interessen die teilweise einander widersprechen und zum Ausgleich gebracht werden mussen Dabei ist es ein vollig normaler Vorgang dass die Interessen von Minderheiten die sich im Gesetzgebungsverfahren nicht durchsetzen konnen ubergangen werden Rechtlos sind Angehorige von Minderheiten dennoch nicht der Rechtsstaat ist gehalten jedermanns Grundrechte zu schutzen und jeder kann z B versuchen durch Mehrheitsbeschluss zustande gekommene Gesetze fur verfassungswidrig erklaren zu lassen Der theoretisch moglichen Willkur einer demokratischen Mehrheit sind durch Art 79 Abs 3 GG Grenzen gesetzt der einen Bereich des Abstimmbaren von einem Bereich des Unabstimmbaren trennt In den Bereich des Unabstimmbaren durfen selbst einstimmige Beschlusse nicht vordringen Viele Menschen haben kein Verstandnis dafur dass das was im Bereich des Abstimmbaren von der Mehrheit beschlossen wird bei Gewinnern als legitim gilt Im Bereich des Abstimmbaren ist aber die Frage ob eine politische Entscheidung richtig sei irrelevant im Hinblick auf ihre Rechtskraft Das sorgt bei vielen Unterlegenen die uberzeugt sind Recht zu haben fur nachhaltigen Verdruss zumal dann wenn sie sich als Angehorige einer Minderheit empfinden deren Interessen eben deshalb leicht demokratisch und rechtsstaatlich einwandfrei ubergangen werden konnen Demokratisches Ethos Bearbeiten 2016 behauptete Christian Schluter von der Frankfurter Rundschau dass es in breiten Kreisen der Bevolkerung die Haltung gebe Demokratie ist nicht unbedingt notwendig Hauptsache der Laden lauft 22 Es sei also ein Mangel an demokratischem Ethos beobachtbar In den USA zum Beispiel so Schluter betrachteten die Menschen die zwischen den Weltkriegen geboren worden seien eine demokratische Regierung wie einen heiligen Wert Gebeten auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten wie wesentlich es fur sie sei in einer Demokratie zu leben wahlten 72 die 10 In Europa seien es immer noch 55 Bei den ab 1980 geborenen Europaern votierten dagegen nur noch 45 fur eine 10 in den Vereinigten Staaten knapp uber 30 Schluter schlussfolgert daraus dass die Demokratie mit dem Nachwuchs auch ihre Zukunft verliere Allerdings konnten Werte unterhalb von 10 die in der Studie als problematisch bewertet werden auch Zeichen fur das Nachlassen von Begeisterungsbereitschaft in einer reizuberfluteten Welt sein Eine wichtige Rolle fur das Nachlassen der Begeisterung fur die Demokratie konnte der Prozess der Globalisierung bzw Europaisierung spielen der nicht nur die wirtschaftspolitischen Gestaltungsmoglichkeiten nationaler Regierungen und erst recht der Regierungen von Landern und der zugehorigen Parlamente gegen Null tendieren lasst Jede Regierung musse unabweisbaren Sachzwangen folgen z B EU Richtlinien sinnentsprechend in nationales bzw Landesrecht uberfuhren und es sei daher gleichgultig wer die Regierung stelle Postdemokratie Bearbeiten Ein Grossteil des aktuellen Unbehagens an der Politik ergebe sich aus der Transformation von Demokratien in Postdemokratien Postdemokratisierung bezeichnet auf der Input Seite des politischen Prozesses die Veranderung hin zur Entmachtung der Burgerinnen und Burger und die damit einhergehende zunehmende Beschrankung der Rolle der Burgerinnen und Burger im demokratischen System auf die Bewertung des politischen Outputs Im postdemokratischen politischen System bleiben die demokratischen Institutionen formal erhalten verlieren in der Realitat jedoch erheblich an Bedeutung fur demokratische Entscheidungen werden Wahlkampfe zunehmend befreit von Inhalten die das Programm einer spateren Regierungspolitik bilden konnen gefuhrt Stattdessen werden Wahlkampfstrategien immer starker personalisiert werden Politikinhalte im Zusammenspiel zwischen politischen und okonomischen Akteuren festgelegt die Wunsche und Bedurfnisse der Burgerinnen und Burger bleiben dabei unberucksichtigt wird somit der Burger als demos de facto wenn auch noch nicht de jure entmachtet In der Postdemokratie verkommt Demokratie zur Hulle deren Innenleben mit der Idee einer Herrschaft des Volkes im liberal partizipativen Sinn wenig gemein hat 23 Laut Colin Crouch spiele die Mehrheit der Burger in einer Postdemokratie eine passive schweigende ja sogar apathische Rolle sie reagieren nur auf die Signale die man ihnen vorgibt Im Schatten dieser politischen Inszenierung wird die reale Politik hinter verschlossenen Turen gemacht von gewahlten Regierungen und Eliten die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten 24 Sonja Kock zufolge schatzen Vertreter elitarer Demokratietheorien Anhanger von leader democracies die Veranderungsprozesse hin zur Postdemokratie nicht negativ ein im Gegenteil sie begrussen den Wandel hin zu einer Expertendemokratie da sie grundsatzlich davon ausgehen dass Burger hochstens eine politische Meinung jedoch keineswegs ausreichend Sachkenntnis besitzen um in der heutigen als hyperkomplex bewerteten politischen Realitat in der Sache angemessene Antworten auf politische Fragen geben zu konnen Die Beteiligung der Burger wird darauf reduziert nachdem die richtigen Entscheidungen von Experten getroffen wurden die Akzeptanz fur diese beim Burger einzuholen 25 Darauf dass das Verstehen der genannten Zusammenhange bei denen die anderes wollen Resignation auslost und sie deshalb Wahlen in Zukunft fernbleiben hoffen Anhanger einer Strategie der asymmetrischen Demobilisierung Auf die These fruher habe es in den entwickelten demokratisch regierten Staaten bessere demokratischere Verhaltnisse als heute gegeben reagiert Wolfgang Merkel mit Ironie Man frage nur ob ein Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten der funfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Schweizer Frau in den sechziger Jahren oder Homosexuelle in Deutschland und anderswo lieber in den siebziger Jahren gelebt hatten als heute 26 Marktglaubigkeit Bearbeiten In der Sicht von Wirtschaftsliberalen soll die Bedeutung des Staates auf ein Minimum reduziert werden An Stelle des Parteiengezanks moge die Freiheit der Marktteilnehmer treten die Einhaltung der wirtschaftlichen Spielregeln stifte im gleichen Zuge eine spontane soziale Ordnung uber die der Staat als Wettbewerbshuter wacht Politisches Engagement liesse sich uberpointiert formuliert angesichts solcher Freiheit per se als reaktionarer Ruckfall in uberkommene Denkmuster brandmarken 27 Der Markt und nicht Politiker sowie deren Unterstutzer sollten demzufolge weltweit daruber entscheiden wie sich Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln Angeblich politisch Apathische seien gar nicht apathisch da sie durch ihre Wahlentscheidungen bei Konsumgutern Tag fur Tag an Plebisziten des Marktes teilnahmen Wer hingegen so Strauss weiter daran festhalt die gemeinsamen Angelegenheiten in politischen statt marktwirtschaftlichen Bahnen zu regeln kommt uber kurz oder lang nicht umhin die Marktdoktrin grundsatzlich in Frage zu stellen oder verharrt im Selbstwiderspruch Denn die Reichweite demokratischer Mitbestimmungsmoglichkeiten ist begrenzt wo die das Gemeinwesen betreffenden Funktionen privatwirtschaftlich geregelt werden In einem auf ein Minimum reduzierten Sozialstaat werden viele Leistungen fur Bedurftige als Werke der Mildtatigkeit von nicht staatlichen Einrichtungen oder Einzelnen erbracht So hat beispielsweise was viele nicht wissen kein Bedurftiger einen Rechtsanspruch auf Leistungen der ortlichen Tafel Die Zahl Marktglaubiger die meinten staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen seien per se schadlich nahm nach dem Konkurs der Bank Lehman Brothers und der dadurch ausgelosten Finanzkrise ab 2007 drastisch ab In dieser konnte nur der Beschluss von Politikern Banken durch staatliche Eingriffe zu retten einen Kollaps der Weltwirtschaft verhindern Dennoch ist in einigen Staaten minarchistisches Denken immer noch weit verbreitet Als Reaktion auf eine Bundeskanzlerin Merkel in der Zeit der Koalition mit der FDP zugeschriebene Ausserung die Demokratie musse marktkonform sein verteidigt die Frankfurter Allgemeine Zeitung diese Ansicht und widerspricht der Ansicht der damaligen Opposition wonach der Markt demokratiekonform sein musse Nur eine wettbewerbsgetriebene Marktwirtschaft diese Lehre zieht Jasper von Altenbockum aus mehr als sechzig Jahren Bundesrepublik sichert die Ressourcen des Sozialstaats Eine Demokratie die nicht marktkonform ist muss sich deshalb fragen lassen woher sie die Kraft und die Mittel nehmen will ihre Ziele zu erreichen 28 Rolle der Medien Bearbeiten Ein weiterer nicht zu vernachlassigender Grund der Politikverdrossenheit liegt bei der die Demokratie destabilisierenden Wirkung des Verhaltens von Medien Ihnen muss aufgrund ihrer vermittelnden Stellung zwischen der Politik und den Burgern eine Mitverantwortung fur die chronische Verdriesslichkeit in Teilen des Publikums zugeschrieben werden Besonders die Tendenz zur uberwiegend negativen Berichterstattung schurt bei vielen Burgern die Vorstellung einer generell misslichen Lage sowie offenbar unheilbarer politischer Inkompetenz fuhrender Politiker Als ebenso problematisch muss die Konflikt und Skandalbetonung in der Medienberichterstattung bewertet werden Politik wird vermehrt als Streiterei Nullsummenspiel oder auch als wenig konstruktives Zusammenwirken demokratisch gewahlter Reprasentanten dargestellt obwohl es in allen Parlamenten oft einstimmige Beschlusse gibt Die Aufdeckung von Skandalen besitzt zwar eine wichtige die Demokratie erhaltende Funktion jedoch kann es durch haufige Skandalmeldungen zu einem Vertrauensverlust in die Politik bei emporungsbereiten Burgern kommen Im Zeitalter der sozialen Medien fuhre die Moglichkeit eines jeden Informationen von fragwurdiger Qualitat zu verbreiten zu einem umfassenden System der Desinformation Das Ideal des mundigen Burgers dessen Verwirklichung fur eine Demokratie lebensnotwendig sei werde dadurch immer schwerer in die Realitat umsetzbar Die wachsende Tendenz vieler Medien den Anteil unterhaltsamer oberflachlicher Berichte z B Homestorys Privatleben von Politikern etc zu Lasten substanzieller Information auszubauen fuhre zur Erhohung der Zahl apathisch Zufriedener Dies fordere eine abermals erhohte Nachfrage nach Unterhaltungsprogrammen Stichwort Eskapismus Die Einfuhrung des kommerziellen Fernsehens habe so Hans J Kleinsteuber als ein wichtiger Grund bei Jugendlichen nachhaltig dazu gefuhrt dass bei inzwischen zwei Dritteln unter ihnen politisches Desinteresse entstanden sei im Privatfernsehen herrschten Sensation Klatsch und Tratsch die Welt der Politik hingegen lebe von Fakten Zahlen und nuchternen Sachverhalten Diesem Anspruch an Seriositat und Qualitat werde auch das gesamte heutige Medien Infotainment nicht gerecht 29 wird in einem Beitrag des offentlich rechtlichen Fernsehens geklagt das selbst nicht frei von den angeprangerten Mangeln ist Abgesehen davon sind nicht nur Jugendliche fur seichte scheinbar politikferne Angebote empfanglich Literatur BearbeitenAufsatze Bearbeiten Kai Arzheimer Politikverdrossenheit eine Frage der Personlichkeit Der Zusammenhang zwischen Personlichkeitsfaktoren und Verdrossenheitseinstellungen In Siegfried Schumann Harald Schoen Hrsg Personlichkeit Eine vergessene Grosse der empirischen Sozialforschung VS Wiesbaden 2005 S 193 207 Manuskriptversion auf kai arzheimer com PDF 183 kB Peter Losche Parteienverdrossenheit ohne Ende Polemik gegen das Lamentieren deutscher Politiker Journalisten Politikwissenschaftler und Staatsrechtler In ZParl 26 1995 S 149 159 Peter Losche Parteienstaat Bonn Parteienstaat Weimar Uber die Rolle von Parteien in der parlamentarischen Demokratie In Eberhard Kolb Walter Muhlhausen Hrsg Demokratie in der Krise Parteien im Verfassungssystem der Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1997 S 141 164 Wolfgang Gaiser Martine Gille Winfried Kruger Johann de Rijke Politikverdrossenheit in Ost und West In Aus Politik und Zeitgeschichte APuZ B 19 20 2000 Brigitte Geissel Virginia Penrose Dynamiken der politischen Partizipation und Partizipationsforschung Politische Partizipation von Frauen und Mannern In gender politik online 2003 online Hans Joachim Nitzsche Politikverdruss Mein Leben in einem burokratischen Narrenhaus ISBN 978 3 8391 1338 7 Monographien Bearbeiten Kai Arzheimer Politikverdrossenheit Bedeutung Verwendung und empirische Relevanz eines politikwissenschaftlichen Begriffs Westdeutscher Verlag Opladen 2002 ISBN 3 531 13797 2 PDF Datei 1 2 MB Ulf C Goettges Martin Hausler Du sollst den Wahler fur dumm verkaufen Die 10 ungeschriebenen Gebote der Politik Bastei Lubbe Koln 2013 ISBN 978 3 404 60753 2 Iris Huth Politische Verdrossenheit Erscheinungsformen und Ursachen als Herausforderungen fur das politische System und die politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland im 21 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