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Die Odrysen waren der grosste thrakische Volksstamm der etwa um 450 v Chr ein eigenes Reich grundete das sich bis zur Donau und zum Strymon erstreckte Odrysischer Goldschmuck Nationales Historisches Museum in SofiaZum Konigreich gehorten im Kustenbereich zwischen Strymon und Nestos die Sapierer und Satren nordlich davon im Binnenland die Dersaier im hohen Gebirgsland die Satren die Bessen und Odomanten nordlich des Pangaion im Flusstal des Angitis die Edoner und weiter nordlich die Paioner und Paiopler Unter Konig Sitalkes 440 424 v Chr erlebte es eine Blutezeit Die Odrysen waren oft mit Athen verbundet Im Jahr 341 v Chr geriet das Reich unter makedonische Vorherrschaft Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgebiet 2 Geschichte 2 1 Vor der Reichsgrundung 2 2 Konigreich der Odrysen Aufstieg zur Regionalmacht 2 3 Niedergang und Zerschlagung 3 Stadte 4 Liste der odrysischen Konige 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSiedlungsgebiet Bearbeiten Siedlungsgebiet und Nachbarvolker der OdrysenDas Siedlungsgebiet der Odrysen erstreckte sich im 5 bis 1 Jahrhundert v Chr bis zur Windung des Flusses Tonzos griech heutiger Name Tundscha bei dem Dorf Kabile bulg Kabile am Unterlauf des Hebrus lat heutiger Name Mariza in Bulgarien bzw Evros in Griechenland Eine der wichtigsten Stadte der Odrysen war Uscudama Odrysia Adrianopolis Edirne bulgarisch Odrin Odrin In ihrer vorromischen Zeit war sie unter den Namen Odrysia bekannt vermutlich in Anlehnung an den thrakischen Stamm der Odrysen oder Uscudama und gehorte zu Thrakien Odrysia war vom 5 bis 3 Jahrhundert v Chr die Hauptstadt des Odrysenreiches Geschichte BearbeitenVor der Reichsgrundung Bearbeiten Im Zuge der griechischen Kolonialisierung entstanden an der Agais die Stadte Amphipolis Maroneia Abdera Ainos die Stadte auf der thrakischen Chersones die Stadte an der Propontis am Marmara Meer die Stadte Perinthos Selymbria und Byzantion und am Pontos Schwarzes Meer Apollonia Mesambria Odessos Dionysopolis Kallatis und Histria sowie uber dreissig kleine Kolonien die eine geringere Rolle spielten Die Kolonisation war noch im Gange als die Perser 512 v Chr nach Europa drangen und die griechischen Stadte in Kleinasien eroberten 1 Herodot berichtet von den Odrysen im Zusammenhang mit dem Feldzug von Dareios I gegen die Skythen Als Dareios I seinen Feldzug aufnahm fuhrte er sein Heer durch das Gebiet der Odrysen durch ganz Ostthrakien uber die Donau nach Skythien Nach seiner Niederlage verfolgten ihn die Skythen durch Thrakien ziehend bis zur thrakischen Chersones In seiner Regierungszeit fielen die Perser auch im agaischen Thrakien ein erreichten die Mariza und die vorher von ihnen errichtet Festung Doriskos setzten uber den Fluss und nahmen das Land bis zur Mesta ein Unter Xerxes I gelangten die Perser bis zur Struma die sie uberquerten und unterwarfen die dort ansassigen Thraker Die Militarverwaltung dieser Gebiete ubten die Perser aus Doriskos und Ainos aus 1 In der 2 Halfte des 5 Jahrhunderts v Chr gelang es den Thrakern nach der Abwehr der persischen Invasion ein thrakisches Konigreich unter der Dynastie der Odrysen zu grunden Konigreich der Odrysen Aufstieg zur Regionalmacht Bearbeiten Odrysischer Staat im 4 Jahrhundert v Chr Nach der Niederlage in den griechisch persischen Kriegen zogen sich die Perser nach Asien zuruck Die griechischen Kolonisten blieben auch danach an den thrakischen Kusten Es ist nicht bekannt ob die Odrysen unter Teres I schon vor dem Abzug der Perser oder kurz danach in das Gebiet der Thyner und der ihnen benachbarte Stamme zogen und es sich aneigneten Nach dem persischen Abzug gehorten auch die Geten an der unteren Donau und die Bessen die westlichen Nachbarn der Odrysen zum Reich des Teres I Das Odrysenreich erstreckte sich danach entlang der Propontis und der Schwarzmeerkuste bis zum Unterlauf der Donau Teres nahm Beziehungen zum skytischen Herrscher Ariapeithes auf und gab ihm eine seiner Tochter zur Frau 1 Bereits Homer berichtet dass die Odrysen als erster thrakischer Stamm in Verbindung mit anderen thrakischen Stammen ein dauerhaftes Staatsgebilde gegrundet haben Das Reichsgebiet erstreckte sich uber das heutige Bulgarien die Nordwestturkei und nordliche Teile von Griechenland Die Odrysen hatten eine hohe Entwicklungsstufe und gute Organisation Sie hatten gesellschaftliche und staatliche Strukturen deren Wirken uber die Grenzen ihres Stammesverbundes hinausreichten Der grosste Staatenbund der Thraker das Reich der Odrysen existierte von Anfang des 5 bis Anfang des 3 Jahrhunderts v Chr Die erste Hauptstadt lag irgendwo am Unterlauf der Mariza Unter Teres I Regierungszeit 475 445 v Chr reichte das Staatsgebilde bis zur Mundung der Donau und erstreckte sich uber die Einzugsgebiete der Flusse Tundscha Arda und Mariza und weiter nach Osten und Sudosten bis ins Hinterland der griechischen Kolonien 1 Seine Nachfolger waren seine Sohne Sparadokos Regierungszeit 448 440 v Chr und spater dessen Bruder Sitalkes Regierungszeit 431 424 v Chr Sparadok festigte und stabilisierte den von Teres I errichteten Staat politisch Sitalkes dehnte das Reich im Westen bis zur Unterlauf der Struma und dem Gebiet des heutigen Sofia aus Im Bundnis mit Athen wandte er sich den Makedonen zu als er jedoch keine Unterstutzung von Athen erhielt gab er diesen Feldzug auf Thukydides berichtet uber hohe Steuereinnahmen unter Seuthes I Regierungszeit 424 407 v Chr der den Thron 424 v Chr bestieg und dass der Staat der Odrysen zu grossem Wohlstand gelangte Daruber hinaus zahlten die griechischen Stadte an der Agais dem Konig der Odyres weiter Tribut Thukydides erwahnte die Odrysen und ihre politischen und militarischen Operationen und beschrieb das Reich der Odrysen als das wohlhabendste Land zwischen Adria und Schwarzem Meer 1 Die verhaltnismassig friedliche Zeit des Aufstiegs der vier Konige Teres I Sparadok Sitalkes und Seuthes I in der Sohne und Enkel von Teres I zu Verwaltern und Statthaltern verschiedener Reichsgebiete bestellt waren folgte unter Amadokos I 407 386 v Chr und Seuthes II eine Periode der inneren Zerrissenheit Erst Kotys I stellte 383 v Chr die Einheit des Odrysenreiches wieder her Wahrend seiner Herrschaftszeit Regierungszeit 384 360 v Chr versuchte er den thrakischen Chersones unter seine Kontrolle zu bringen Er wurde jedoch von zwei Einwohnern von Ainos ermordet 1 In der Mitte des 4 Jahrhunderts v Chr verlor das Odrysenreich seine militarpolitische Macht und wurde von sozialen und politischen Krisen erschuttert Niedergang und Zerschlagung Bearbeiten Odrysische Rustung Nationales Historisches Museum in SofiaKersebleptes Regierungszeit 358 341 v Chr der Sohn und Nachfolger von Kotys I war nicht in der Lage die Einheit und Macht des Odrysenreiches zu erhalten In der Mitte des 4 Jahrhunderts v Chr zerfiel das Reich der Odrysen in drei kleinere Allianzen Davon bestand der Teil mit der neuen Hauptstadt Seuthopolis im Gebiet des heutigen Kasanlak am langsten weiter Die drei Nachfolger Konigreiche bestanden bis zum Aufstieg des Makedonischen Konigreiches unter Philipp II Unter den Nachfolgern von Kotys I wurde das Reich sudlich des Hemus von Philipp II eingenommen wahrend nordlich des Hemus die Triballer ihr Gebiet auf Kosten der Odrysen erweiterten Um sich vor den Makedoniern zu schutzen gab der getische Konig Kotylas eine seiner Tochter Philipp II zur Frau Erst dessen Sohn Alexander der Grosse griff die Triballer an und besiegte sie Die Nachfolger Konigreiche wurden jedoch nie vollstandig erobert 1 Trotz der makedonischen Besetzung bestand das Odrysenreich und seine Herrscherdynastie weiter Nach dem Tod Alexanders des Grossen und der Teilung des Makedonischen Reichs wurde der Feldherr Lysimachos Herrscher uber Thrakien Unter Lysimachos entbrannte in Thrakien ein Burgerkrieg Die odrysischen Konige schlossen zur Zeit Lysimachos mehrere Bundnisse untereinander um sich seiner Herrschaft zu entziehen An der Spitze eines solchen Bundnisses trat Seuthes III der das Rosental beherrschte ein weiterer Bund wurde von Dromichaetes dem Konig der Geten gefuhrt Aus den Auseinandersetzungen zwischen den Bundnissen und Lysimachos ging jedoch kein Sieger hervor und der andauernde Burgerkrieg schwachte zunehmend beide Seiten Obwohl sich wahrend der Regierungszeit von Seuthes III das Odrysenreich stabilisierte drangen im 3 Jahrhundert v Chr in Thrakien vom Westen kommend die Kelten ein Der Ansturm der Kelten wurde zur Ursache fur Umsiedlungen verschiedener thrakischer Stamme auf der Balkanhalbinsel Auch einige keltische Gruppen liessen sich in Thrakien nieder wahrend andere plundernd ganz Thrakien durchquerten um auf phygischem Gebiet das galatische Reich zu grunden 1 Das Keltenreich bestand zwischen 279 und 216 v Chr bis es von aufstandischen Thrakern zerstort wurde Das Ende der Keltenherrschaft fuhrte jedoch nicht zur Konsolidierung sondern zur volligen Zersplitterung unter den Thrakern In dieser Zeit drangen vom Westen die Romer ein Wahrend die Romer in der ersten Halfte des ersten Jahrhunderts v Chr interessiert waren das Odrysenreich zu stutzen und sich dessen Streben nach Unterwerfung der Nachbarstamme zunutze zu machen setzten sie um die Jahrhundertwende zum Angriff an 1 Sogar nach dem endgultigen Fall der griechischen und makedonischen Stadte unter dem Expansionsdruck des Romischen Reiches im 1 Jahrhundert v Chr leisteten die Thraker Widerstand Von entscheidender Bedeutung war der Dritte Mithridatische Krieg 74 63 v Chr Ein um 56 54 v Chr zustande gekommenes Bundnis zwischen den Geten unter der Fuhrung von Burebista und den Odrysen zerbrach schnell Im Zeitraum von 44 42 v Chr zerfiel das geschwachte Reich der Geten in funf Teile und die Romer konnten die nordwestlichen Gebiete Thrakiens unterwerfen und sie in der Provinz Moesia eingliedern 1 Durch die Expedition des Lucullus kamen die Odrysen unter romische Schutzherrschaft Lucullus ruckte nach Osten vor schlug die Besser in ihren Bergen nahm ihre Hauptstadt Uscudama ein und zwang sie sich der romischen Oberhoheit zu fugen Unter Konig Sadalas wurden die Gebiete des Odrysenreiches romisches Protektorat unter der Herrschaft der Odrysenkonige Auch die griechischen Stadte an der Ostkuste nordlich und sudlich vom Balkangebirge Istropolis Tomoi Kallatis Odessos heute Warna Mesembria heute Nessebar Apollonia Pontica und andere wurden abhangig von den Romern Obwohl die Romer siegten konnten sie nur den Widerstand einzelner thrakischer Stamme und Konigreiche brechen nicht jedoch ihre dauerhafte romische Herrschaft uber Thrakien sichern 1 Die Aktionen der Romer fuhrten letztendlich doch allmahlich zu einer langsamen Umwandlung des thrakischen Gebietes in eine romische Provinz Der romische Kaiser Tiberius setzte im Jahre 19 n Chr einen Gouverneur fur Thrakien ein Ein Odrysen Stamm der in den Ost Rhodopen lebte rebellierte 21 n Chr gegen die romischen Besatzer Rhoimetalkes II ein thrakischer Konig auf Seiten der Romer war in Philippolis eingeschlossen was die Romer 21 n Chr zur Intervention veranlasste 26 n Chr rebellierten weitere thrakische Stamme die sudlich des Balkangebirges siedelten gegen die Romer als romische Truppenaushebungen unter den Thrakern zu einer Erhebung am Haimos thrakisch fur Balkangebirge fuhrten Die Romer intervenierten deshalb 26 n Chr erneut Rhoimetalkes II BASILEYS ROIMHTALKAS war ein von Rom abhangiger Vasallenkonig des thrakischen Odrysenreiches der das Konigreich der Odrysen von 18 bis 38 n Chr zusammen mit seiner Mutter Antonia Tryphaina beherrschte beide waren von Tiberius eingesetzt worden Nach der Ermordung von Rhoimetalkes II im Jahr 38 wurde sein Cousin Rhoimetalkes III der Sohn von Rhaskuporis III von Caligula als Konig eingesetzt Nach der Ermordung von Rhoimetalkes III wurde Thrakien von den Romern annektiert und die benachbarten Provinzen wurden reorganisiert 44 n Chr wurde das gemeinsame Balkankommando aus Mosien Makedonien und Achaia aufgelost Makedonien und Achaia kehrten wieder unter die Verwaltung von Prokonsuln zuruck wahrend Mosien formal als Provinz unter einem konsularischen Legaten eingerichtet wurde Im Jahre 46 n Chr wurde unter Kaiser Claudius das Protektorat direkt dem Romischen Reich unterstellt und in der neu geschaffenen Provinz Thrakien eingegliedert Bei der Teilung des Romischen Reiches 395 lag Thrakien innerhalb der Grenzen des Ostromischen Reiches Byzanz Stadte BearbeitenBereits Demosthenes nennt beispielsweise Kabyle bei Jambol Masteyra bei Mladenowo Bezirk Chaskowo und Drongilion als thrakische Stadte Die bedeutendste heute bekannte odrysische Stadt ist jedoch Seuthopolis bei Kasanlak Die Romer machten sich an vielen Orten die vorhandene Infrastruktur zunutze So gehen manche Stadte und Siedlungsgrundungen auf thrakische Stadte zuruck Die Tributzahlungen von allen Barbarenvolkern und von den griechischen Stadten uber die die Odrysen zur Zeit von Seuthes I 424 407 v Chr herrschten erreichten 400 Talente und wurden in Gold und Silber entrichtet so kam ihr Konigreich zu grosser Macht Von den Staaten Europas die zwischen dem Ionischen Golf Adriatisches Meer und dem Euxeinos Pontus Schwarzes Meer liegen war dieses Konigreich das grosste gemessen an seinen Einnahmen und seinen anderen Reichtumern Thukydides 5 Jahrhundert v Chr Liste der odrysischen Konige BearbeitenTeres I 2 Viertel 5 Jh v Chr Sparadokos ca 445 435 Sitalkes 3 Viertel 5 Jh 431 Vertrag mit Athen Seuthes I 424 ca 410 405 Teres II um 410 Amadokos I Medokos ca 410 405 ca 387 Seuthes II ca 405 ca 386 Hebryzelmis ca 390 387 ca 383 Kotys I 384 383 359 Kersobleptes 359 342 341 Berisades 358 357 356 Amadokos II ca 359 ca 351 Ketriporis 357 356 ca 351 Teres III ca 351 342 341 Makedonische Herrschaft 341 331 Seuthes III ca 330 ca 295 Kotys II Mitte 3 Jh Rhaskuporis I Mitte 3 Jh 212 211 Seuthes IV um 200 Amadokos III bis 184 Kotys IV vor 181 nach 167 Kotys V ca 100 ca 87 Sadalas I ca 87 ca 80 Kotys VI ca 58 45 44 Sadalas II 45 44 42 Abdera Linie Rhaskuporis I 48 42 Rhaskos um 42 Kotys VII ca 42 ca 31 Rhoimetalkes I ca 31 v Chr 12 n Chr Sadalas III belegt 31 v Chr Rhaskuporis II 22 11 Rhaskuporis III ca 12 19 Kotys VIII ca 12 vor 19 Rhoimetalkes III 19 38 46 Siehe auch BearbeitenListe der thrakischen StammeLiteratur BearbeitenBrunhilde Lenk Odrysai In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XVII 2 Stuttgart 1937 Sp 1900 1903 Iwan Wenedikow Thrakien In Gold der Thraker Archaologische Schatze aus Bulgarien Zabern Mainz 1979 ISBN 3805304358 S 11 19 Manfred Oppermann Thraker zwischen Karpatenbogen und Agais Leipzig 1984 Hans Dieter Zimmermann Odrysen In Lexikon der Antike VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1987 Zofia H Archibald The Odrysian Kingdom of Thrace Orpheus Unmasked Clarendon Press Oxford 1998 ISBN 0 19 815047 4 Iris von Bredow Odrysai In Der Neue Pauly DNP Band 8 Metzler Stuttgart 2000 ISBN 3 476 01478 9 Sp 1109 1110 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Iwan Wenedikow Thrakien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Odrysen amp oldid 233236308