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Der Prozess Oberkommando der Wehrmacht OKW Prozess in der englischen Originalbezeichnung The High Command Case Military Tribunal V Case 12 The United States against Wilhelm Leeb and others kurz The High Command Case auch Generalsprozess oder nur Der Fall 12 genannt war der letzte und neben dem Wilhelmstrassen Prozess Case XI einer der langsten der zwolf Nachfolgeprozesse der Nurnberger Prozesse gegen Verantwortliche des NS Staates Drei Angeklagte waren Angehorige des Oberkommandos der Wehrmacht OKW die anderen Armee und Heeresgruppen Oberbefehlshaber Da der Prozess sich nur gegen drei Angehorige des OKW richtete ist der Kurzname OKW Prozess eigentlich irrefuhrend aber er hat sich eingeburgert 1 Die Anklageschrift wurde am 17 November 1947 eingereicht die Verhandlungen dauerten von Februar bis Oktober 1948 169 Prozesstage das Urteil wurde am 14 April 1949 verkundet Von den Angeklagten beging der ehemalige Befehlshaber in den Niederlanden Generaloberst Johannes Blaskowitz am ersten Verhandlungstag Suizid Gegen 11 der 14 Angeklagten ergingen Schuldspruche zweimal lebenslangliche sonst zeitliche Haftstrafen Die Angeklagten beim Prozess Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Richter 3 Anklage 4 Verteidigung 5 Prozess 6 Angeklagte und Urteile 6 1 1 Verbrechen gegen den Frieden 6 2 2 Kriegsverbrechen 6 3 3 Verbrechen gegen die Menschlichkeit 6 4 4 Verschworung 6 5 Prozessprotokoll 7 Strafvollzug und Strafnachlass 7 1 1 Begnadigungsausschuss 7 2 2 Begnadigungsausschuss 8 Rezeption 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde neben der SS und anderen nationalsozialistischen Organisationen 1945 auch Generalstab und OKW annahernd 130 namentlich benannte hochstrangige Offiziere als verbrecherische Organisation angeklagt Das Gericht wies die Klage aus formalen Grunden ab weil sie keine Gruppe oder Organisation im Sinne der Gerichtsstatuten darstellte Das Urteil verwies aber auf die Schuld fuhrender Offiziere die ein Schandfleck fur das ehrbare Waffenhandwerk geworden seien und in Wahrheit an Verbrechen rege teilgenommen oder in schweigender Zustimmung verharrt hatten Soweit der Sachverhalt es rechtfertige sollten diese Leute individuell vor Gericht gestellt werden Interessierte Kreise bildeten daraus in der deutschen Nachkriegsoffentlichkeit die Legende die Wehrmachtfuhrung sei in den Nurnberger Prozessen von der Siegerjustiz freigesprochen worden 2 Unter amerikanischer Hoheit fanden in Nurnberg zwolf Prozesse vor Nationalen Militartribunalen gegen weitere zweitrangige Hauptangeklagte aus der Funktionselite des NS Staates statt 3 Diese Nurnberger Nachfolgeprozesse hatten zivile amerikanische Richter und sollten der Demilitarisierung und Demokratisierung Deutschlands durch die Aufarbeitung individueller Schuld dienen Vor dem OKW Prozess hatten schon der Milch Prozess und der Prozess Generale in Sudosteuropa Geiselprozess stattgefunden in denen hohe Offiziere hauptsachlich wegen Zwangsarbeit Milch und drakonischer Vergeltungsmassnahmen gegen Zivilisten und der Behandlung von Kriegsgefangenen und Partisanenverdachtigen auf dem Balkan Generale Sudosteuropa vor Gericht gestanden hatten Der Prozess Oberkommando der Wehrmacht war der umfangreichste gegen hohe Wehrmachtsoffiziere Da etwa 18 Millionen Deutsche in der Wehrmacht gedient hatten kamen sich weite Teile der Bevolkerung kriminalisiert vor und die in Deutschland verbreitete Einstellung dass nur eine ehrgeizige und masslos gierige Minderheit an Verbrechen beteiligt war wurde durch den Prozess in Frage gestellt 4 Die Richter BearbeitenPrasident des Gerichts war John C Young ehemaliger Prasident am Obersten Gericht des Staates Colorado als Beisitzer fungierten Winfried Hale Richter am Berufungsgericht des Staates Tennessee und Justin W Harding fruherer Richter in Alaska und Hilfsgeneralstaatsanwalt des Staates Ohio der bereits im Juristenprozess Richter gewesen war Rechtsgrundlage bildete das Kontrollratsgesetz Nr 10 das jede Besatzungsmacht autorisierte eigene Gerichte fur Verfahren gegen wichtige Kriegsverbrecher einzurichten 5 Anklage Bearbeiten nbsp Erwin Lahousen Zeuge der Anklage 11 Februar 1948Die Anklageschrift vom 28 November 1947 umfasste Verbrechen gegen den Frieden und die Verletzung internationaler Vertrage Kriegsverbrechen durch Verantwortung fur Totung schlechte Behandlung und andere Verbrechen gegen Kriegsgefangene Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Ausfuhrung oder Anordnung von Totungen Folter Deportation Geiselnahme Verschleppung zur Zwangsarbeit gemeinsame Planung und Verschworung zur Begehung solcher Taten Chefanklager war Brigadegeneral Telford Taylor und stellvertretender Chefanklager James M McHaney Die Anklage legte 1 778 Dokumente vor Diese umfassten Konferenzprotokolle Befehle und Richtlinien die von der Militarfuhrung ausgegangen waren sowie Berichte Kriegstagebucher und Korrespondenzen die deren weitgehende Umsetzung bewiesen Die Anklage rief 32 Zeugen auf deren Aussagen bestatigten was schon in den Dokumenten zu lesen war Den Offizieren wurde nicht vorgeworfen Nazis gewesen zu sein sondern ihre Handlungen wurden die Tatbestande Mord Misshandlung und Diebstahl in einem ungeheuren Ausmass erfullen begangen an Menschen besonders Zivilisten und Kriegsgefangenen fur die ihnen in den besetzten Gebieten eine Fursorgepflicht oblegen hatte Bei den Stabsoffizieren war es nicht schwer die Schuld zu beweisen da diese die verbrecherischen Befehle und Richtlinien verfasst und weitergeleitet hatten 6 Die Anklager wiesen immer wieder darauf hin dass es nicht um das Verhalten von Soldaten in der Hitze des Gefechts ginge sondern dass die betreffenden Richtlinien schon Monate vor dem Ausbruch der Kriegshandlungen ergangen waren Vier Verbrechenskomplexe standen dabei im Mittelpunkt des ideologisch getriebenen Vernichtungskrieges Kommissarbefehl Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen Partisanenbekampfung und Mitwirkung des Militars an der Ermordung der europaischen Juden 7 Verteidigung BearbeitenDie Angeklagten verwiesen immer wieder auf die Kampfbedingungen im Osten die herkommliches Kriegsrecht und Kriegsbrauch verletzt und ausser Kraft gesetzt hatten 8 Abgestritten wurde dass Befehle oder Richtlinien verbrecherisch gewesen seien oder dass der betroffene Offizier diese gesehen gebilligt davon gewusst sie weitergegeben oder Vollzugsberichte erhalten habe Wurden sie mit Berichten etwa zur Ausfuhrung des Kommissarbefehls oder der Anweisung zur Aussonderung der Kriegsgefangenen in ihren konkreten Einsatzgebieten konfrontiert bestritten sie deren Richtigkeit und Echtheit Begriffe seien von der Anklage falsch verstanden worden so habe Sonderbehandlung nicht etwa Hinrichtungen bezeichnet und Jude in Wirklichkeit Partisan bedeutet Befehle wurden von den Angeklagten einerseits als strikt zu befolgen dargestellt andererseits nahmen sie fur sich in Anspruch Befehle nicht befolgt oder anderslautende Weisungen erteilt zu haben Diese Insubordination habe man naturlich nur im Verborgenen und nicht aktenkundig machen konnen und Zeugen dafur seien tot oder nicht auffindbar 9 In Bezug auf die Verbrechen der Einsatzgruppen an den Juden seien sie uber deren politische und rassenpolitische Aufgaben nicht informiert gewesen Wurden sie mit Dokumenten konfrontiert die sie mit Einsatzgruppenmorden in Verbindung brachten behaupteten sie diese seien falsch und enthielten Lugen sie konnten sich nicht an die entscheidenden Befehle erinnern hatten keine Berichte erhalten und ohnehin keine Befehlsgewalt uber die Einsatzgruppen gehabt 10 Mit Stolz hoben die Angeklagten ihren Gehorsam ihr Pflichtgefuhl und ihre Loyalitat hervor Die untersuchten Verbrechen stellten sie als beklagenswerte Ergebnisse historischer Umstande dar in die sie unentrinnbar verstrickt worden seien Erst von Hitler ausgenutzt dann von den Alliierten dafur zur Rechenschaft gezogen und somit seien sie selbst Opfer 11 Prozess BearbeitenIm Mittelpunkt des Prozesses standen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit insbesondere die verbrecherischen Befehle der Wehrmachtfuhrung ihre Weitergabe und Befolgung die zu einer Vielzahl von ungeheuerlichen Kriegsverbrechen gefuhrt hatte Einen Schwerpunkt bildete der Kommissarbefehl von 1941 der zur Ermordung politischer Kommissare der Roten Armee fuhrte einen weiteren der Kommandobefehl von 1942 bei dessen Befolgung Kriegsgefangene der alliierten Streitkrafte ermordet wurden die an den Kusten im Westen und in Griechenland als Mitglieder von Kommandounternehmen gekampft hatten Weitere Verhandlungsthemen waren die millionenfachen Verbrechen gegen Kriegsgefangene hauptsachlich Soldaten der Roten Armee und die verbrecherischen Massnahmen der Wehrmacht gegen Zivilisten in den besetzten Gebieten die in grosser Zahl umgebracht oder in die Zwangsarbeit verschleppt wurden Angeklagte und Urteile BearbeitenDie Richter verurteilten nur in den Anklagepunkten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Da im Hauptkriegsverbrecherprozess der verbrecherische Charakter einer grossen Zahl von Befehlen und Richtlinien festgestellt worden war z B Kommissarbefehl Behandlung von Kriegsgefangenen Vorgehen der Einsatzgruppen gegen Juden und somit gemass Kontrollratsgesetz Nr 10 fur diesen Prozess bindend machte konzentrierte sich das Gericht darauf die strafrechtliche Verantwortung am personlichen Handeln oder Unterlassen der Angeklagten zu klaren Rang und Position wurden im Gegensatz zum Yamashita Fall nicht als ausreichend fur eine Verurteilung herangezogen sondern im Zweifel fur den jeweiligen Angeklagten geurteilt Handeln auf Befehl wurde wie auch im deutschen Militarstrafgesetzbuch und den Gerichtsstatuten festgelegt nicht als strafverhindernd sondern nur als strafmildernd bewertet wenn Befehle prima facie strafbar waren 12 Das Militartribunal unterstrich sein Prinzip der individuellen Verantwortlichkeit dadurch dass es Freispruche gab Der Oberbefehlshaber der Luftflotte 3 Generalfeldmarschall Hugo Sperrle und der Chef der Seestreitkrafte in Norwegen und Kommandeur des Marinegruppenkommandos Nord Generaladmiral Otto Schniewind wurden freigesprochen weil sie nicht so stark in die Verbrechen verwickelt waren wie die anderen Angeklagten und die Beweise bezuglich Zwangsarbeit Kommandobefehl und Gerichtsbarkeitserlass fur eine Verurteilung nicht ausreichend waren 13 1 Verbrechen gegen den Frieden Bearbeiten Die angeklagten hochrangigen Offiziere kannten die Absichten Hitlers Angriffskriege zu fuhren und wirkten an ihrer Umsetzung mit Das Gericht befand dass die Politiker und nicht die angeklagten Offiziere strafrechtlich fur die Entscheidung zu Angriffskriegen verantwortlich seien und sprach alle Angeklagten in Punkt 1 frei Es stellte aber auch fest dass es moralisch wunschenswert gewesen ware wenn die Offiziere sich geweigert hatten die Angriffspolitik des Dritten Reiches umzusetzen und damit die Kriegskatstrophe auszulosen Ihrem Vaterland und auch der Menschheit ware damit besser gedient gewesen 14 2 Kriegsverbrechen Bearbeiten Die Verurteilungen erfolgten wegen der Ausarbeitung Weitergabe und Umsetzung von verbrecherischen Befehlen und der Nichtbeachtung von Kriegsrecht und Kriegsbrauch gegen Kriegsgefangene Darunter waren je nach Angeklagtem Kommissarbefehl illegale Exekutionen von Kriegsgefangenen und Partisanen systematische Vernachlassigung und Unterversorgung von Kriegsgefangenen Kommandobefehl Ubergabe von Kriegsgefangenen an den SD zur Sonderbehandlung Deportation nach Auschwitz SD Selektionen in Kriegsgefangenenlagern Ermordung fluchtender Kriegsgefangener Kugelerlass und Aufruf zum Fliegermord Terrorfliegerbefehl 15 3 Verbrechen gegen die Menschlichkeit Bearbeiten nbsp KriegsgerichtsbarkeitserlassDie Verurteilungen erfolgten wegen der Ausarbeitung Weitergabe und Umsetzung von verbrecherischen Befehlen und der Nichtbeachtung von Kriegsrecht und Kriegsbrauch gegen Zivilisten Darunter waren je nach Angeklagtem Kriegsgerichtsbarkeitserlass verbotene und gefahrliche Zwangsarbeit wie Minenraumen Rekrutierung zur Zwangsarbeit Weitergabe des Reichenaubefehls zur Judenverfolgung exzessive Massnahmen im Partisanenkrieg exzessive Geiselerschiessungen Suhnebefehl Unterstutzung und Teilnahme an Einsatzgruppen Operationen Ubergabe verdachtiger Zivilisten an den SD Deportation von Zivilisten zur Zwangsarbeit im Reich Befehl zur Teilnahme an SD Morden Judenverfolgung durch Ghettoisierung Verbot der Religionsausubung Vermogensentzug und Kennzeichnung Ubergabe von Juden und Kommunisten an den SD Ermordung wegen Rassenschande Teilnahme am Raubprogramm des Reiches Nacht und Nebelbefehl sowie Terror und Sabotageerlass 15 Das Gericht ging beim Urteil davon aus dass die kommandierenden Offiziere nicht immer uber alle Vorgange in ihrem Kommandobereich zu antijudischen Massnahmen informiert gewesen seien und berucksichtigte bei Verbrechen an Juden Zeit Ort Gefechtslage und Kommandostruktur 16 4 Verschworung Bearbeiten Trotz der erdruckenden Beweise einer institutionalisierten verbrecherischen Politik gab es keinen pauschalen Schuldspruch Der Verschworungsvorwurf wurde fallen gelassen da er nach Ansicht des Gerichts keine weiteren Beweise oder Informationen liefern wurde die nicht schon in den Anklagepunkten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit abgedeckt waren 11 Ubersicht der Angeklagten Bild Name Funktion Verteidiger Assistent des Verteidigers Schuldig in den Anklagepunkten Strafmass Verbusste Strafe nbsp Johannes Blaskowitz 1883 1948 Generaloberst Oberbefehlshaber der Heeresgruppen G und H Heinz Muller Torgow Suizid am 5 Februar 1948 nbsp Karl Adolf Hollidt 1891 1985 Generaloberst Oberbefehlshaber der 6 Armee Stefan Fritsch Oskar von Jagwitz Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 5 Jahre Haft 1949 entlassen nbsp Hermann Hoth 1885 1971 Generaloberst Oberbefehlshaber der 4 Panzerarmee Heinz Muller Torgow Joachim Jung Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 15 Jahre Haft 1954 entlassen nbsp Georg von Kuchler 1881 1968 Generalfeldmarschall Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord Kurt Behling Karl Muller Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 20 Jahre Haft 1953 entlassen nbsp Wilhelm Ritter von Leeb 1876 1956 Generalfeldmarschall Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord Hans Laternser Hans Wilhelm Lier Verbrechen gegen die Menschlichkeit 3 Jahre Haft 1948 verbusst nbsp Rudolf Lehmann 1890 1955 Generaloberstabsrichter Chef der Rechtsabteilung des OKW Rupprecht von Keller Otto Grunewald Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 7 Jahre Haft 1950 entlassen nbsp Hermann Reinecke 1888 1973 General der Infanterie Chef des NS Fuhrungsstabes im OKW Leiter des Allgemeinen Wehrmachtamtes Hans Surholt Walter Beier Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Lebens langliche Haft 1954 entlassen nbsp Georg Hans Reinhardt 1887 1963 Generaloberst Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte Friedrich Frohwein Harold Lucht Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 15 Jahre Haft 1952 entlassen nbsp Karl von Roques 1880 1949 General der Infanterie Befehlshaber des Ruckwartigen Heeresgebietes der Heeresgruppen Sud und A Edmund Tipp Dora Schulz Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 20 Jahre Haft 1949 verstorben nbsp Hans von Salmuth 1888 1962 Generaloberst Oberbefehlshaber der 15 Armee Kurt Gollnick Otto Moller Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 20 Jahre Haft 1953 entlassen nbsp Otto Schniewind 1887 1964 Generaladmiral Flottenchef und Chef des Marinegruppenkommandos Nord Hans Meckel Karl Heinrich Hagemann Freispruch nbsp Hugo Sperrle 1885 1953 Generalfeldmarschall Oberbefehlshaber der Luftflotte 3 Kurt Gollnick Gerhart Weiz Freispruch nbsp Walter Warlimont 1894 1976 General der Artillerie Stellvertretender Chef des Wehrmachtfuhrungsstabes Paul Leverkuhn Hans Richard Giese Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Lebens langliche Haft 1954 entlassen nbsp Otto Wohler 1894 1987 General der Infanterie Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Sud Gerhard Rauschenbach Ludwig Kohr Kriegsverbrechen Verbrechen gegen die Menschlichkeit 8 Jahre Haft 1951 entlassenDas kleinteilige Urteil mit seinen elf Schuldspruchen blieb hinter der ambitionierten Anklage zuruck dokumentiert nach Meinung der Historikerin Genevieve Hebert nachdrucklich dass die Zahl der Deutschen die den verbrecherischen rassischen und politischen Zielen des NS Regimes in der Wehrmacht gedient hatten in die Millionen ging 17 Diese historische Wahrheit wurde in Deutschland verdrangt um dem opferreichen Kriegseinsatz der Millionen ehemaligen Wehrmachtssoldaten einen Sinn zu erhalten 18 Prozessprotokoll Bearbeiten Von den Planern des amerikanischen Kriegsverbrecherprogramms war fur alle amerikanischen Nachfolgeprozesse die Veroffentlichung einer Dokumentation in Englisch und in Deutsch vorgesehen Dies sollte Zweifeln an der Rechtmassigkeit der Prozesse vorbeugen und vor allem die Umerziehung und Demokratisierung in Deutschland befordern Aufgrund finanzieller Einschrankungen und teilweise auch der Furcht dass die deutsche Version uber eine mikroskopische Detaildiskussion die einsetzende deutsche Kritik an den Kriegsverbrecherprozessen befeuern konnte wurde nur eine englische Dokumentation Green Series realisiert 19 Library of Congress of the US Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No 10 Trial of war criminals Green Series Genauer Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No 10 Volume 10 loc gov PDF 56 MB Volume XI loc gov PDF 59 MB in der englischen Originalsprache Fall 12 Das Urteil gegen das Oberkommando der Wehrmacht gefallt am 28 Oktober in Nurnberg vom Militargerichtshof V der Vereinigten Staaten von Amerika Enthalt die bis 2017 einzige deutsche Ubersetzung des in Volume XI unter Punkt XI verzeichneten Urteils die aus der in Warschau gelagerten Ausfertigung des Falles 12 stammt Rutten amp Loenig Berlin 1961 mit einem 20 seitigen polemischen Vorwort der DDR Regierung 20 Strafvollzug und Strafnachlass BearbeitenDas Vorgehen der Alliierten bei den gesellschaftlichen Eliten individuell die Verstrickung in die Massenverbrechen herauszuarbeiten und zu bestrafen wurde in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft als Siegerjustiz mit Kollektivschuldvorwurf angesehen und als rhetorische Begrundung fur Amnestien zur besseren Westintegration und antikommunistischen Bundnispolitik herangezogen Es begann eine jahrelange Auseinandersetzung um die Begnadigung und Rehabilitierung der verurteilten Kriegsverbrecher die in Deutschland bald euphemistisch als Kriegsverurteilte bezeichnet wurden 18 Zum Strafvollzug wurden die Verurteilten aller Nurnberger Folgeprozesse in das amerikanische Kriegsverbrechergefangnis Landsberg uberstellt Die vorausgegangene Haftzeit wurde auf das Strafmass angerechnet und der fur die in den Nachfolgeprozessen Verurteilten zustandige amerikanische Hochkommissar McCloy fuhrte im Dezember 1949 den im amerikanischen Strafvollzug ublichen Straferlass fur gute Fuhrung ein 21 Reinhardt wurde aus humanitaren Grunden 1952 entlassen um seine Frau und seine Tochter pflegen zu konnen und Kuchler aus medizinischen Grunden 1953 auf Bewahrung entlassen 22 1 Begnadigungsausschuss Bearbeiten Als die Kritik an den Nurnberger Prozessen zunahm und die Forderung nach Begnadigung befordert durch fuhrende Kirchenkreise und den Heidelberger Juristenkreis grosser wurde und auch in Teilen der amerikanischen Offentlichkeit wegen eines Interviews des ehemaligen Richters Wennerstrum und Vorgangen um den Malmedy Prozess und den Prozess von Ilse Koch aufkam setzte McCloy im Juli 1950 den Peck Ausschuss ein der die Begnadigungsmoglichkeiten fur deutsche Kriegsverbrecher in amerikanischer Haft Landsberghaftlinge ausloten sollte 23 Der unter Zeitdruck stehende Ausschuss machte sehr weitgehende Amnestievorschlage die dem Beraterstab von McCloy in Bezug auf die verurteilten Generale des Geiselmord und des OKW Prozesses zu weit gingen 24 McCloy befasste sich dann sehr intensiv auch mit den Verurteilungsgrunden des OKW Prozesses und verweigerte 1951 Reinecke Hoth und Reinhardt eine Strafverkurzung Warlimont wurde zu 18 Jahren Haft und Kuchler und Salmuth zu 12 Jahren Haft begnadigt 25 2 Begnadigungsausschuss Bearbeiten Mit dem Koreakrieg und der geplanten Westintegration Deutschlands gerieten die Vereinigten Staaten in den Widerspruch ausfuhrendes Organ der Besatzungsjustiz in Deutschland und Deutschlands Verbundeter und Freund zu sein Die deutschen Militars forderten mit erstarkendem Selbstbewusstsein die Freilassung der verurteilten Kameraden Himmeroder Denkschrift im Gegenzug zu einem Wehrbeitrag Die Freilassung der Kriegsverurteilten wurde entsprechend der Volksstimmung von FDP und Deutscher Partei zu einer Frage der nationalen Ehre stilisiert Nach der Unterzeichnung des Deutschlandvertrags und des Vertrags zur Europaischen Verteidigungsgemeinschaft schufen die Alliierten den gemischt besetzen Interim Mixed Parole and Clemency Board zur Begutachtung von Begnadigungsgesuchen Die drei letzten noch in Haft befindlichen Generale Hoth Reinecke und Warlimont wurden 1954 begnadigt und auf Bewahrung entlassen obwohl sie die formale Begnadigungsvoraussetzung eines Schuldeingestandnisses nicht erfullten 18 26 Rezeption BearbeitenIn der Bundesrepublik war in den 1950er Jahren niemand an einer Veroffentlichung von Materialien zu den Nurnberger Nachfolgeprozessen interessiert Dadurch konnten zunachst geschichtsrevisionistische Ansichten der Generale und ihrer Verteidiger das Feld der Geschichtsschreibung besetzen Das galt auch fur den OKW Prozess Zunachst wurde nur ein Buch mit den Verteidigungsreden von Hans Laternser publiziert der Anwalt vieler Generale gewesen war 27 Die mangelnde Auseinandersetzung war kennzeichnend fur die Schlussstrich Mentalitat der funfziger Jahre und die durch die Rechtsauffassung der Bundesregierung betriebene Politik der Nichtzurkenntnisnahme der in den Kriegsverbrecherprozessen behandelten Verbrechen und der ergangenen Urteile Diese Zeit fehlender Auseinandersetzung wurde erst im Jahr 1960 unterbrochen als in der damaligen DDR zum ersten Mal das Urteil veroffentlicht wurde 20 Wegen des Streites in den Zeiten des Ost West Konfliktes und des in dem Band enthaltenen polemischen Vorwortes spielte diese Darstellung kaum eine Rolle In der Folge geriet der OKW Prozess in Vergessenheit Erst mit dem Buch des Journalisten Jorg Friedrich richtete sich die offentliche Aufmerksamkeit wieder auf die Kriegsverbrechen der Wehrmacht und den OKW Prozess Das Buch von Friedrich ist aber im Gegensatz zu den Angaben des Titels keine historiographische Darstellung sondern ein grosser Essay in dem die Akten des Prozesses neben anderen verwendet werden um bestimmte allgemeine Thesen des Autors Friedrich zu untermauern 20 Erst mit dem Buch von Valerie Genevieve Hebert erschien 2010 an der Universitat von Arkansas eine moderne geschichtswissenschaftliche Darstellung Literatur BearbeitenJorg Friedrich Das Gesetz des Krieges Das deutsche Heer in Russland 1941 1945 Der Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht Piper Munchen u a 1993 ISBN 3 492 03116 1 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg University Press of Kansas 2010 ISBN 978 0 7006 1698 5 Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher In NMT die Nurnberger Militartribunale zwischen Geschichte Gerechtigkeit und Rechtschopfung Hrsg Priemel und Stiller Hamburger Edition 2013 ISBN 978 3 86854 278 3 Kevin Jon Heller The Nuremberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law Oxford University Press 2011 ISBN 978 0 19 955431 7 Wolfram Wette Fall 12 Der OKW Prozess gegen Wilhelm Ritter von Leeb und andere In Gerd R Ueberschar Hrsg Der Nationalsozialismus vor Gericht Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943 1952 Fischer Frankfurt 1999 ISBN 3 596 13589 3 S 199 212 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prozess Oberkommando der Wehrmacht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Videosammlung zu den Nurnberger Prozessen des Robert H Jackson Center darunter Aufnahmen vom OKW Prozess 1947 48 und OKW beim Hauptkriegsverbrecherprozess Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No 10 sogenannte Green Series englisch Vol 10 11 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfram Wette Fall 12 Der OKW Prozess Erschienen in Gerd R Ueberschar Hrsg Der Nationalsozialismus vor Gericht Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943 1952 Fischer Frankfurt 1999 ISBN 3 596 13589 3 S 205 Wolfram Wette Die Wehrmacht Fischer 2002 ISBN 3 7632 5267 3 S 208 ff Annette Weinke Die Nurnberger Prozesse Beck 2006 ISBN 978 3 406 53604 5 S 59 f Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 255 f Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 29 Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher In NMT die Nurnberger Militartribunale zwischen Geschichte Gerechtigkeit und Rechtsschopfung Hrsg Priemel und Stiller Hamburger Edition 2013 ISBN 978 3 86854 278 3 S 259 f Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 263 ff Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 278 Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 277 f Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 280 a b Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 282 Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 282 f Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 147 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 141 a b Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 150 ff Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 285 Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher S 286 f a b c Norbert Frei Vergangenheitspolitik Die Anfange der Bundsrepublik und die NS Vergangenheit Beck 1996 ISBN 3 406 41310 2 S 22 f Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 178 ff a b c Wolfram Wette Fall 12 Der OKW Prozess Erschienen in Gerd R Ueberschar Hrsg Der Nationalsozialismus vor Gericht Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943 1952 Fischer Frankfurt 1999 ISBN 3 596 13589 3 S 210 Thomas Alan Schwartz Die Begnadigung deutscher Kriegsverbrecher Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jahrgang 38 1990 Heft 3 S 385 f Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 190 Thomas Alan Schwartz Die Begnadigung deutscher Kriegsverbrecher S 383 f Thomas Alan Schwartz Die Begnadigung deutscher Kriegsverbrecher S 396 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 167 f Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 192 ff Hans Laternser Verteidigung deutscher Soldaten Pladoyers vor alliierten Gerichten Bohnemeier Bonn 1950 Nurnberger Prozesse Hauptkriegsverbrecher Prozess12 Nachfolgeprozesse Fall I Arzte Fall II Generalfeldmarschall Milch Fall III Juristen Fall IV Wirtschafts Verwaltungshauptamt der SS Fall V Flick Fall VI I G Farben Fall VII Generale in Sudosteuropa Fall VIII Rasse und Siedlungshauptamt der SS Fall IX Einsatzgruppen Fall X Krupp Fall XI Wilhelmstrasse Fall XII Oberkommando der Wehrmacht Normdaten Sachbegriff GND 4172541 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prozess Oberkommando der Wehrmacht amp oldid 233013717