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Rudolf Lehmann 11 Dezember 1890 in Posen 26 Juli 1955 in Bonn war ein deutscher Jurist Als Leiter der Rechtsabteilung beim OKW und Generaloberstabsrichter war er der hochste Militarrichter in der Zeit des Nationalsozialismus und an der Ausarbeitung verbrecherischer Befehle des OKW beteiligt Beim Nurnberger Generalsprozess wurde er 1948 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt Rudolf Lehmann 1947 als Zeuge beim Nurnberger Juristenprozess Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Prozess und Nachkriegszeit 3 Literatur 4 Schriften Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLehmann Sohn eines Professors der Rechtswissenschaften 1 wuchs in Breslau und Hanau auf und studierte zwischen 1909 und 1912 Rechtswissenschaften in Munchen Freiburg im Breisgau Leipzig und Marburg Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied beim Verein Deutscher Studenten Marburg 2 Er begann die Referendarzeit in Hessen und meldete sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger Er wurde als Frontoffizier mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet Nach dem Zweiten Staatsexamen und der Promotion arbeitete er zunachst in der hessischen Justiz sowie zeitweilig im Reichspostministerium und ab 1922 als Landgerichtsrat in Berlin 1925 wechselte er ins Reichsjustizministerium wo er bis zur Machtubernahme der Nationalsozialisten zum Ministerialrat aufstieg Er war seit 1933 in der Kleinen und Grossen Strafprozesskommission an der Ausarbeitung der neuen Strafverfahrensordnung beteiligt 1937 wurde er als Senatsprasident ans Reichskriegsgericht versetzt Von 1938 bis 1945 leitete er als Ministerialdirektor die Wehrmachtrechtsabteilung des OKW und war in dieser Funktion an der Ausarbeitung verbrecherischer Befehle beteiligt 3 1938 war er am Ehrengerichtsverfahren gegen den Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner von Fritsch als Beisitzer beteiligt Die Kriegssonderstrafrechtsverordnung KSSVO und die Kriegsstrafverfahrensordnung KStVO von 1938 wurden unter seiner verantwortlichen Leitung erarbeitet Vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wirkte er an der Ausarbeitung der Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Nr 21 und des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses mit Er befurwortete die Ausschaltung der Wehrmachtsgerichtsbarkeit uber sowjetische Landeseinwohner und trug so entscheidend zur Brutalisierung und verscharften Ideologisierung der Kriegfuhrung der Wehrmacht bei 4 Zusammen mit den SS Juristen Wilhelm Stuckart Gerhard Klopfer Werner Best und Reinhard Hohn gab er die Zeitschrift Reich Volksordnung Lebensraum Zeitschrift fur volkische Verfassung und Verwaltung heraus Dieses verwaltungswissenschaftliche und geopolitische SS Organ erschien zwischen 1941 und 1943 in sechs Banden richtete sich an einen elitaren juristisch vorgebildeten Leserkreis insbesondere innerhalb der SS 5 Am 23 und 24 April 1941 nahm er an der Tagung der hochsten Richter teil in der sie durch den Reichsjustizminister Franz Schlegelberger uber die Vernichtung lebensunwerten Lebens in der Aktion T4 unterrichtet wurden 1 Im selben Jahr war Lehmann an der Ausarbeitung des Nacht und Nebel Erlasses beteiligt 1 der im Dezember 1941 in Kraft trat und das beabsichtigte spurlose Verschwindenlassen von Widerstandskampfern und des Widerstands verdachtigter Zivilisten aus den besetzten Gebieten zum Inhalt hatte 1944 wurde Lehmann wegen seiner Verdienste zum Generaloberstabsrichter ernannt Prozess und Nachkriegszeit BearbeitenLehmann wurde am 24 Oktober 1947 im Kriegsgefangenenlager Hersbruck bei Nurnberg verhaftet und im sogenannten Generalsprozess 1948 angeklagt Die Urteilspunkte Begehen von Kriegsverbrechen und Begehen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit Seine Verteidigungsstrategie setzte auf Apologetik und Legendenbildung So wollte er sich bemuht haben die Auswirkungen der verbrecherischen Befehle zu mildern Am 27 Oktober 1948 erfolgte das Urteil 7 Jahre Haft von denen allerdings drei Jahre durch die Untersuchungshaft als verbusst galten Lehmann wurde vor allem wegen seines verantwortlichen Mitwirkens als Generaloberstabsrichter und ranghochster Militarjurist des Dritten Reiches an den mit dem Volkerrecht nicht zu vereinbarenden deutschen kriegsrechtlichen Bestimmungen der Wehrmacht fur den Russlandfeldzug verurteilt 6 Er wirkte geringfugig an der Formulierung des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses mit der Ubergriffe deutscher Soldaten gegen die Zivilbevolkerung in der Sowjetunion straffrei stellte und des Kommissarbefehls der die Totung sowjetischer Kommissare befahl Er war wichtiger Mitarbeiter bei der Ausarbeitung des Nacht und Nebel Erlass und an der Formulierung des Terror und Sabotageerlass beteiligt 7 Die Verteidigung berief sich wie auch in anderen Fallen auf entsprechende Anordnungen Adolf Hitlers Am 16 August 1950 wurde Lehmann wegen guter Fuhrung vorzeitig aus der Haft im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg am Lech entlassen 8 Anschliessend lebte er in Bad Godesberg wo er als Geschaftsfuhrer der Wirtschaftsvereinigung Bergbau tatig war 1 An seinem Grab sprach sein ehemaliger Untergebener und Oberstrichter Werner Hulle 9 der in der Bundesrepublik zum Richter am Bundesgerichtshof aufgeruckt war 10 Literatur BearbeitenNorbert Haase Generaloberstabsrichter Dr Rudolf Lehmann In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Bd 1 Primus Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 083 2 S 154 161 The High Command Case PDF 59 MB In Trials of War Criminals before the Nuremberg Military Tribunals Volume XI Schriften Auswahl BearbeitenLeopold Schaefer Rudolf Lehmann Fritz Dorffler Die Novellen zum Strafrecht und Strafverfahren von 1935 mit Ausfuhrungsvorschriften In Pfundtner Neubert und andere Das neue deutsche Reichsrecht Berlin Spaeth 1936 Fragen aus dem Aufbau der Wehrnmachtsgerichte in Wolfgang Mettgenberg Hrsg Erwin Bumke zum 65 Geburtstage Berlin Decker 1939 S 155 162 mit Gerhard Muller Kommentar zum Mitbestimmungsgesetz Bergbau und Eisen Gesetz uber die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsraten und Vorstanden der Unternehmen des Bergbaus und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie Heidelberg Verlagsges Recht u Wirtschaft 1952Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Lehmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 362 363 Louis Lange Hrsg Kyffhauser Verband der Vereine Deutscher Studenten Anschriftenbuch 1931 Berlin 1931 S 131 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg University Press of Kansas 2010 ISBN 978 0 7006 1698 5 S 3 Norbert Haase Generaloberstabsrichter Dr Rudolf Lehmann in Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Bd 1 Primus Verlag Darmstadt 1998 S 157 siehe auch Manfred Messerschmidt Fritz Wullner Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus Zerstorung einer Legende Nomos Verlag Baden Baden 1987 S 208 Michael Stolleis Geschichte des offentlichen Rechts in Deutschland Weimarer Republik und Nationalsozialismus Sonderausgabe fruher als Geschichte des offentlichen Rechts in Deutschland Bd 3 Beck Munchen 2002 S 308 f ISBN 3 406 48960 5 Norbert Haase Generaloberstabsrichter Dr Rudolf Lehmann S 158 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 153 Valerie Genevieve Hebert Hitler s Generals on Trial The Last War Crimes Tribunal at Nuremberg S 217 zu Werner Hulle siehe Eintrag bei Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Ausgabe 2003 S 273f Norbert Haase Generaloberstabsrichter Dr Rudolf Lehmann S 154Normdaten Person GND 133544818 lobid OGND AKS LCCN no2016130679 VIAF 6125532 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lehmann RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 11 Dezember 1890GEBURTSORT PosenSTERBEDATUM 26 Juli 1955STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Lehmann Richter amp oldid 235672878