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Das Marienviertel war der Name von einem von ehemals vier Vierteln im historischen Stadtteil Alt Berlin der zum heutigen Ortsteil Mitte gehort Der Name existierte mindestens seit 1727 2 und nahm Bezug auf die St Marien Kirche Historische Stadviertel im Stadtkern Berlins wie sie 1727 eingeteilt wurden 1 1a Nikolaiviertel 1b Heilige Geist Viertel 1c Marienviertel 1d Klosterviertel 2a Schlossviertel 2b Marktviertel 2c Neu Kolln 3a Gertraudenviertel 3b Schleusenviertel Rot umrandet Ortsteil Berlin MitteDie damalige Kaiser Wilhelm Strasse im Jahr 1899 heute Karl Liebknecht Strasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Marienviertel heute Rathausforum 3 Literatur 4 Weblinks 5 Quellen 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten Ansiedlungen im Bereich des Marienviertels erfolgten um das Jahr 1200 als aus slawischen Niederlassungen die Grunderstadte Kolln 1237 und Berlin 1244 entstanden Das Errichtungsdatum der Marienkirche liegt vermutlich um 1270 Ihre erste urkundliche Erwahnung erfolgte 1292 als Kirche am Neuen Markt Im spaten Mittelalter bestand Berlin aus den vier Stadtvierteln Marienviertel Heilig Geist Viertel Nikolaiviertel und Klosterviertel nbsp Urbane Bebauungssituation des Marienviertels 1891 auf dem heutigen Areal des Marx Engels Forums Im Hintergrund das 1951 abgerissene Berliner Stadtschloss dessen Wiederaufbau im Dezember 2020 abgeschlossen wurdeDer Neue Markt war einer der beiden Altstadtplatze in Alt Berlin Hier befand sich das Hochgericht 1324 wurde der Propst Nikolaus von Bernau von wutenden Berlinern gelyncht Sie lehnten sich gegen den Papst um dessen Landesherrschaft auf und wurden dafur mit dem Kirchenbann bestraft Das weisse Suhnekreuz neben dem Portal von St Marien zeugt davon An der Spandauer Strasse Ecke Bischofstrasse lag das Kauf oder Kramhaus das als Lager fur Kaufmannsguter diente Zu Beginn des 17 Jahrhunderts verlor es seine fruhere Bestimmung und wurde vom Rat als Stadtkeller unter dem Namen Der Grune Baum eingerichtet Neben dem Kramhaus fuhrte eine kleine Gasse zum Neuen Markt in der die Feuerleitern und Loschgerate untergebracht waren und die daher den Namen Leitergasse fuhrte Stadtkeller und Leitergasse gingen 1677 in Privatbesitz uber Nach dem Dreissigjahrigen Krieg 1648 als Berlin Garnisonsstadt wurde begannen die Planungen die Stadt als Festungsstadt auszubauen Die Bauarbeiten begannen 1670 1671 Bis in das 19 Jahrhundert entwickelte sich die Innenstadt zu einer vollig uberfullten Festungsstadt 1862 wurde mit dem Hobrecht Plan beschlossen die hygienischen und infrastrukturellen Verhaltnisse in der Stadt zu verbessern An der Neuen Friedrichstrasse spater Littenstrasse heute Anna Louisa Karsch Strasse stand die in den Jahren 1720 1722 durch den Baumeister Johann Philipp Gerlach errichtete Garnisonkirche die in der Folgezeit mehrfach umgebaut wurde und gegen Kriegsende durch Bomben zerstort wurde Nach dem Tod des Bildhauers Paul Otto wurde 1893 dem Bildhauer Robert Toberentz die Vollendung des Lutherdenkmals mit der dreieinhalb Meter hohen Standfigur des Reformators auf dem Neuen Markt ubertragen Nach der Einschmelzung samtlicher Begleitfiguren der Denkmalsanlage vor Kriegsende und der Zerstorung des Platzes im Zweiten Weltkrieg wurde die Luther Figur in der Stephanus Stiftung in Weissensee aufgestellt Die Begleitfiguren am Sockel Melanchthon Bugenhagen Spalatin und Cruziger Reuchlin Jonas von Sickingen und von Hutten sind nicht mehr vorhanden Die Ruckfuhrung des Denkmals an die Nordseite der Marienkirche in die Nahe seines ursprunglichen Standortes auf dem Neuen Markt fand im Oktober 1989 kurz vor dem Fall der Berliner Mauer statt In der Heidereutergasse wurde in den Jahren 1712 1714 die Alte Synagoge errichtet und spater mehrfach umgestaltet Der in einem Hinterhof gelegene Barockbau war die erste eigenstandige Gemeindesynagoge Berlins und gehorte seinerzeit zu den grossten Synagogenbauten in Deutschland 1938 geschandet und bei einem alliierten Luftangriff beschadigt wurde sie erst nach Kriegsende abgerissen Heute erinnern noch eine Gedenktafel und freigelegte Fundamente an die Alte Synagoge in der Heidereutergasse wo einst der Rabbiner Michael Sachs zu den grossen Personlichkeiten des deutschen Judentums im 19 Jahrhundert gehorte In der Rosenstrasse erinnert ein Denkmal von Ingeborg Hunzinger an die Frauenproteste vom 27 Februar 1943 Durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Marienviertel stark zerstort Nach Abraumung zahlreicher zerstorter Gebaude und Instandsetzung der erhaltenen Bausubstanz war das Marienviertel bis zur grossflachigen Umgestaltung des Berliner Stadtzentrums ab Mitte der 1960er Jahre eine durch zahlreiche Baulucken und Freiflachen gepragte Stadtlandschaft nbsp St Marienkirche am Neuen Markt mit dem Lutherdenkmal Postkarte von 1906 nbsp Vergleichbare Perspektive 1954Das Marienviertel heute Rathausforum BearbeitenHeute befinden sich im Bereich des Marienviertels das Rathausforum mit dem Berliner Fernsehturm und dem Rote Rathaus sowie den Hochhausern an der Karl Liebknecht Strasse und an der Rathausstrasse Von der Ursprungsbebauung steht noch die Marienkirche die im Zweiten Weltkrieg den alliierten Bomberpiloten als zentraler Orientierungspunkt fur ihre Luftangriffe diente nbsp In diesem Bereich befand sich einst das Marienviertel und Heilige Geist Viertel Blick vom Schlossplatz zum FernsehturmIm Herbst 2010 wurden bei archaologischen Grabungen im Zusammenhang mit der U Bahn Verlangerung der Linie U5 gut erhaltene Reste des hochmittelalterlichen Rathauses Fundamente Keller und Gewolbe des Erdgeschosses Tuchhalle altester Teil wohl 13 Jahrhundert gefunden Im Fruhjahr 2011 werden die Grabungen fortgesetzt die Archaologen vermuten auch gut erhaltene Reste der Gerichtslaube und des Uhrenturmes zu finden Alle drei Gebaude bildeten den Komplex des Alten Rathauses von Berlin Vor dem Zweiten Weltkrieg bestand das Marienviertel aus uber 140 Grundstucken auf denen sich Wohn und Burohauser Geschafts und Warenhauser Amter und Markthallen befanden Im Zuge der Baufreimachung fur die Errichtung des Fernsehturms wurden zahlreiche nur kriegsbeschadigte aber wiederhergestellte Wohn und Geschaftsgebaude die bis Ende der 1960er Jahre in Funktion waren bis Anfang der 1970er Jahre abgerissen Der gesamte Bereich zwischen der Karl Liebknecht Strasse und der Rathausstrasse wurde unter Aufgabe des historischen Strassengrundrisses als eine auf den Fernsehturm bezogene durchgrunte weitraumige Freiflache mit Wasserspielen sowie dem hierher versetzten Neptunbrunnen gestaltet Mit der Durchlegung von bis zu zehnspurigen Verkehrsschneisen im Zuge der Gruner und Karl Liebknecht Strasse wurde der fur viele mittelalterliche Stadte typische ausgerundete Stadtgrundriss zerschnitten der sich aus den alten Stadtmauern und der Umwallung ergab Lediglich die Stadtbahn auf dem alten Festungsgraben zwischen den Bahnhofen Alexanderplatz und Hackescher Markt zeichnet dies bis heute nach Es gibt Bestrebungen den stadtebaulichen Charakter des Viertels aus der Vorkriegszeit wiederherzustellen 1999 beschloss der Berliner Senat das Planwerk Innenstadt als stadtebauliches Leitbild wobei aber fur diesen Bereich kein Konsens fur eine Neubebauung gefunden werden konnte Eine langjahrige Diskussion entwickelte sich zwischen den Befurwortern und den Gegnern einer Rekonstruktion Plane fur einen von Hochhausern dominierten Alexanderplatz sahen auch eine Umbauung der Basis des Fernsehturms in historischer Traufhohe sowie bauliche Einzelobjekte zwischen dem Roten Rathaus und der Marienkirche vor Neuere Planungen reichen von einer weitgehenden Rekonstruktion des historischen Strassengrundrisses bis zur Neugestaltung des Bereiches als Freiflache Parkanlage oder Wasserbassin 3 Im Jahr 2021 wurde uber die Neugestaltung des Rathausforums und Marx Engels Forum in einem Wettbewerb entschieden Ab 2024 wird ein zentrales Band entstehen das die denkmalgeschutzten Bereiche des Rathausforums unter Einbeziehung des Neptunbrunnens mit dem Marx Engels Forum verbindet 4 Literatur BearbeitenKarl Voss Reisefuhrer fur Literaturfreunde Berlin Ullstein Sachbuch 1980 ISBN 3 548 04069 1 Heinrich Alberts Die Chronik Berlins Chronik Verlag 1986 ISBN 3 88379 082 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienviertel Berlin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Die Internationale Expertenkommission Historische Mitte Berlin Memento vom 9 April 2007 im Internet Archive Forderverein Berliner Historische Mitte e V zur Wiedergewinnung des alten Stadtkerns Wie soll Berlins Mitte aussehen In Berliner Morgenpost 22 April 2009 Pro amp Contra Soll zwischen Alex und Schloss ein Stadtviertel entstehen In Tagesspiegel 26 April 2009 Online Wettbewerb zu Neugestaltung des Rathausforums 2021 Quellen BearbeitenArchitekt Helmut Maier BerlinEinzelnachweise Bearbeiten C E Geppert Chronik von Berlin von Entstehung der Stadt bis heute Berlin 1840 S 483 Textarchiv Internet Archive August Brass Chronik von Berlin Potsdam und Charlottenburg Berlin 1843 S 281 Textarchiv Internet Archive Kartengrundlage Bezirksamt Mitte von Berlin C E Geppert Chronik von Berlin von Entstehung der Stadt bis heute Berlin 1840 Leserdebatte Was halten Sie von den Vorschlagen fur Mitte In Tagesspiegel 17 Dezember 2009 Online Wettbewerb Rathaus und Marx Engels Forum52 51955 13 408427 Koordinaten 52 31 10 N 13 24 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienviertel Berlin amp oldid 228858786