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Die Krimgoten waren Nachkommen jenes Teils der Ostgoten der sich im Jahr 257 n Chr am Schwarzen Meer auf der Halbinsel Krim niedergelassen hatte dort wurden sie zu Verbundeten Roms Ihre Stadte die sogenannten Gotenburgen waren meist direkt in den Fels gehauen Sie machten Dori zu ihrer Hauptstadt Die Uberreste von Dori sind unter dem tatarischen Namen Mangup Kale bekannt und befinden sich sudlich der heutigen Stadt Bachtschyssaraj Bugelfibeln und Schnallen germanischen Typs 5 bis 6 Jahrhundert aus Kertsch Krim Halbinsel Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge 2 Volkerwanderungszeit 3 Ende der Gothia 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUrsprunge BearbeitenIm Verbund mit Sarmaten waren die Goten in den Jahren 255 bis 257 auf die Krim vorgedrungen und unternahmen Raubzuge gegen Stadte an den Schwarzmeerkusten Bereits 256 waren gotisch boranische Schiffe aus den Hafen des Kimmerischen Bosporus ausgelaufen Die Krimgoten waren fruh christianisiert und standen in enger Verbindung zu Byzanz Im Jahr 404 wandten sich die Krimgoten an den Bischof von Konstantinopel und baten um einen Nachfolger des bereits von ihm eingesetzten Bischofs 1 Volkerwanderungszeit Bearbeiten nbsp Eski KermenTheoderich der Grosse soll die Krimgoten aufgefordert haben mit ihm nach Italien zu ziehen was diese allerdings ablehnten Im Jahr 548 baten sie Konstantinopel abermals um einen Nachfolger fur einen verstorbenen Bischof und verlangten gleichzeitig militarische Hilfe gegen ihre hunnischen Nachbarn 2 Eine Gruppe der Krimgoten wurde in den spatantiken Quellen als Tetraxiten bezeichnet Prokop von Caesarea berichtet dass die utigurischen Hunnen die sich nach dem Ende des Attila Reiches 454 455 n Chr nach Osten zuruckzogen am westlichen Ufer des Kimmerischen Bosporus auf Tetraxiten Krimgoten stiessen Die Tetraxiten hinderten jene daran das ostliche Ufer zu erreichen Allerdings gingen die beiden Volker schliesslich ein Bundnis ein und verliessen den Kimmerischen Bosporus um sich gemeinsam nordostlich des Schwarzen Meeres am Fuss des Kaukasus niederzulassen Demnach erscheint es als wahrscheinlich dass die tetraxitischen Goten mit dem Volk der Eudosen die von Pseudo Arrian als Bewohner der nordostlichen Schwarzmeerzone beschrieben wurden identisch sind Die Wanderung germanischer Gruppen aus dem Sudwesten der Krim zum Kimmerischen Bosporus wird archaologisch durch die Aufgabe einiger germanischer Graberfelder Aj Todor Ĉatyr Dag in der Mitte des 5 Jahrhunderts gestutzt Die letzte Nachricht uber die Tetraxiten stammt aus dem Jahr 551 als sie die utigurischen Hunnen gegen kutrigurische Hunnen unterstutzten Damals plunderten die Utiguren unterstutzt von 2000 krimgotischen Kriegern im Auftrag Ostroms das Land der Kutriguren nachdem diese ihrerseits von den Gepiden gerufen ostromisches Gebiet verheert hatten Nach der Mitte des 6 Jahrhunderts durften die tetraxitischen Goten allmahlich in anderen kaukasischen Volkern aufgegangen sein 3 4 Die Eudosen die um 480 an der kaukasischen Kuste lebten sprachen offenbar gotisch Es ist allerdings wahrscheinlich dass es sich bei dieser Gruppe in Wahrheit nicht um Goten handelte sondern eher um Euten der kimbrischen Halbinsel die wohl mit den Herulern ans Schwarze Meer kamen 5 Noch lange existierten gotische Furstentumer auf der Krim die Bevolkerung vermischte sich jedoch auch hier bald vor allem mit sarmatischen Gruppen Funde germanischen Charakters die Parallelen in der Donau Balkan Region und im ostgotischen Italien haben sind in der Stadt Bosporos und auf der Taman Halbinsel zwischen dem 5 und 7 Jahrhundert nachweisbar 3 Heiko Steuer zufolge lassen sich allerdings etwa ab dem spaten 6 Jahrhundert bereits keine eindeutig gotischen Funde mehr im Schwarzmeergebiet nachweisen Die bekannten gotischen Funde auf der Krim konzentrieren sich auf zwei Gebiete im sudlichen Teil der Halbinsel Eines liegt nordlich des Krimgebirges ein zweites sudlich davon entlang der Schwarzmeerkuste Graberfelder mit typisch gotischen Grabfunden im Umkreis byzantinischer Festungen wie Chersones Eski Kermen und Mangup deuten auf den Foederatenstatus der Krimgoten hin 6 Der ostromische Kaiser Justinian I veranlasste sie lange Mauern zu bauen um den Zugang zu ihren Siedlungsgebieten zu sperren Auf der ostlichen Seite des kimmerischen Bosporos enthalt etwa der Bestattungsplatz von Djurso bei Noworossijsk Graber mit typisch ostgermanischen Elementen Die Bestattungssitten gleichen sich im 6 und 7 Jahrhundert immer mehr den byzantinischen aber auch kaukasischen an Seit dem 8 Jahrhundert konnen in Djurso keine tetraxitischen Spuren mehr nachgewiesen werden 3 Ende der Gothia BearbeitenDie Vermischung mit den Nachbarvolkern setzte sich nach einer weitgehenden Unterwerfung von aufstandischen Krimgoten durch die Chasaren in der Mitte des 8 Jahrhunderts fort Von der Sprache der Krimgoten sind nur wenige Reste mit teils ungesicherter Uberlieferung erhalten Trotz deutlicher Unterschiede zum Gotischen der Wulfila Bibel besteht kein Zweifel dass die beiden Sprachen zusammenhangen Die Zahl sieben heisst im Krimgotischen etwa sevene wahrend sie im Bibelgotischen sibun heisst Dagegen unterscheidet sich das Wort hundert da es im Bibelgotischen hunt im Krimgotischen jedoch sade heisst und damit identisch zur indoiranischen Sprache ist Es liegt kein weiteres ostgermanisches Wort fur einen Vergleich vor 6 Seit dem 13 Jahrhundert bestand um Mangup das Furstentum Theodoro das auch Gothia genannt wurde Mit der Eroberung der Hauptstadt im Jahr 1475 durch die Osmanen endete die politische Eigenstandigkeit der Krim endgultig Im 18 Jahrhundert scheint die krimgotische Sprache siehe auch gotische Sprache endgultig ausgestorben zu sein 6 Es gab keine Verbindung oder gar Vermischung zwischen den letzten Krimgoten und den ersten Schwarzmeerdeutschen wie etwa von nationalsozialistischer Seite behauptet worden war Seit 1929 versuchte Joseph Sauer eine Finanzierung und Grabungsrechte fur archaologische Untersuchungen der Hohensiedlungen auf der Krim zum Nachweis einer ursprunglich gotisch germanischen Bevolkerung zu erlangen wahrend sowjetische Archaologen bei der Interpretation der Funde von einer Vermischung von Goten mit den iranischen Alanen ausgingen Vor und wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde das Germanentum der Krimgoten massiv propagiert um deutsche Gebietsanspruche zu begrunden Adolf Hitler zog nach dem Uberfall auf die Sowjetunion in Erwagung die Krim in Anlehnung an die Krimgoten als Gotengau zu annektieren mit Volksdeutschen aus Sudtirol zu besiedeln und Simferopol in Gotenburg und Sewastopol in Theoderichshafen umzubenennen 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ethnische Interpretationen der archaologischen Befunde in Deutschland vermieden Heute geht man von der Existenz konkurrierender Nachbarschaften auf der Krim aus wobei auch der griechische Einfluss uber die Hafenstadte der Krim betont wird 7 Literatur BearbeitenAleksandr A Vasiliev The Goths in the Crimea The Mediaeval Academy of America Cambridge MA 1936 altes Standardwerk H V Beyer Istorija krymskich gotov kak interpretacija skazanija Matfeja o gorode Feodoro Ekaterinburg 2001 neues Standardwerk russisch H V Beyer Die Erzahlung der Matthaios von der Stadt Theodoro In Byzantinische Zeitschrift 96 2003 S 25 56 poetische Beschreibung der krimgotischen Hauptstadt aus der Zeit um 1400 mit deutscher Ubersetzung Ottar Gronvik Uber die Herkunft der Krimgoten und der Goten der Volkerwanderungszeit Eine sprachlich kritische Beurteilung der Gotenfrage In John Ole Askedal Harald Bjorvand Hrsg Drei Studien zum Germanischen in alter und neuer Zeit Odense University Press Odense 1995 ISBN 87 7838 061 8 S 69 94 Ottar Gronvik Die dialektgeographische Stellung des Krimgotischen und die krimgotische cantilena Oslo 1983 Johannes Preiser Kapeller Die letzten Goten auf der Krim In Karfunkel Zeitschrift fur erlebbare Geschichte Nr 66 Oktober November 2006 S 122 124 allgemeiner Uberblick mit Quellenzitaten in Ubersetzung und weiterer Literatur Stefan Albrecht Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Monographien des RGZM 101 Mainz 2012 ISBN 9783884671979 Einzelnachweise Bearbeiten Herwig Wolfram Die Goten von den Anfangen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 Herwig Wolfram Die Goten 2001 S 87 f a b c Heinrich Beck u a Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 27 ISBN 3 11 018116 9 S 438 ff Wilfried Menghin Die Langobarden Archaologie und Geschichte Theiss Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0364 4 a b Herwig Wolfram Die Goten 2001 S 32 a b c Heinrich Beck u a Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 17 S 373 ff ISBN 3 11 018116 9 S Albrecht F Daim M Herdick Hrsg Die Hohensiedlungen im Bergland der Krim Umwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des byzantinischen Reiches Monographien des Romisch Germanischen Zentralmuseums 113 Mainz 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krimgoten amp oldid 237861320