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Die antike Stadt Chersones oder Chersonesos altgriechisch Xersonhsos Chersonesos oder Xersonasos Chersonasos Halbinsel anfangs Herakleia dann zur Abhebung von anderen gleichnamigen Siedlungen auch Taurische Chersonesos Xersonhsos Tayrikh Chersonesos Taurikḗ lateinisch Chersonesus Taurica in byzantinischer Zeit schliesslich Cherson Xerswn Chersṓn genannt liegt am Sudufer der grossten der insgesamt 38 Buchten von Sewastopol Sewastopol skaja buchta geschutzt hinter einigen Hugeln am aussersten Sudwestzipfel der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer In unmittelbarer Nachbarschaft zu Chersones wurde 1783 die heutige Grossstadt Sewastopol gegrundet Antike Stadt in der taurischen Chersones und ihre ChoraUNESCO WelterbeRuinen der Basilika erbaut vom spaten 6 Jahrhundert bis um 1100Vertragsstaat en Ukraine UkraineTyp KulturKriterien ii v Flache 259 3752 haPufferzone 3 041 0876 haReferenz Nr 1411UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 2013 Sitzung 37 Inhaltsverzeichnis 1 Urgeschichte 2 Griechische Polis und Bosporanisches Reich 3 Romischer Vorposten und Chasaren Khanat 4 Byzantinische Zeit 5 Russische Neugrundung 6 Chersones heute 7 Sonstiges 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUrgeschichte BearbeitenSchon vor 300 000 Jahren sollen fruhe Menschen in Hohlen und Grotten bei Chersones gesiedelt haben Griechische Polis und Bosporanisches Reich Bearbeiten nbsp Zwei Triobole aus Chersonesos fruhes 4 Jahrhundert v Chr nbsp Die Ruinen von Chersonesos nbsp Blick auf die 1935 wiederentdeckte spatantike Basilika nbsp Die Ruinen von Chersones auf der 1 Hrywnja Note von 1992Im 6 Jahrhundert v Chr entstanden die ersten griechischen Kolonien auf der Krim 1 Die Griechen vertrieben offenbar die als rauberisch geltenden Taurer und errichteten Festungen mit dazugehorenden Hafen Diese Apoikien wurden dann als unabhangige Poleis organisiert Nachweislich bauten die griechischen Siedler auf der Krim Getreide und Oliven sowie in geschutzten Lagen erstmals Wein an 2 Dabei wurde die Krim geographisch aufgeteilt Die ionischen Kolonisten aus Milet grundeten Theodosia das heutige Feodossija Pantikapaion heute Myrmikon oder Mirmekion und Nymphaion auf der Halbinsel Kertsch im Osten der Krim am Asowschen Meer wahrend dorische Kolonisten aus Herakleia Pontike den Sudwesten der Krim besiedelten Hier entstanden Kerkinitis heute Jewpatorija Kalamita heute Sewastopol Kalos Limen altgriechisch Kalὸs Limhn guter Hafen heute Tschornomorske und eben Chersones das ein Nachzugler war und zunachst nach der pontischen Mutterstadt Herakleia genannt wurde An der Grundung der Apoikie sollen laut der Periegesis des Pseudo Skymnos letztes Drittel des 2 Jahrhunderts v Chr auch delische Siedler beteiligt gewesen sein was ein Grundungsdatum um 422 v Chr wahrscheinlich macht als die Delier durch die Athener von ihrer Insel vertrieben worden waren Die Bevolkerung des fruhen Chersones gilt dennoch aufgrund der gefundenen privaten Inschriften als vorwiegend dorischsprachig 3 Im 5 Jahrhundert v Chr vereinigten sich die nordlich des Schwarzen Meers gelegenen griechischen Kolonien unter der Fuhrung der Archaianaktiden aus Pantikapaion zum Bosporanischen Reich Im 2 Jahrhundert v Chr als die Skythen die Griechen angriffen konnte sich die griechische Polis Chersones nicht mehr alleine schutzen und musste deshalb den Konig von Pontos um Hilfe bitten In der Folge verlor das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der sudwestlichen Krim seine Unabhangigkeit Im Jahr 107 v Chr wurden die nordpontischen Poleis vom Konigreich Pontos annektiert Romischer Vorposten und Chasaren Khanat Bearbeiten nbsp Karte der griechischen Stadte am nordlichen Schwarzen MeerNachdem Pompeius die Macht des pontischen Konigs Mithridates im Jahr 63 v Chr gebrochen hatte stellten sich die Stadtbewohner von Chersones unter den Schutz Roms Das Bosporanische Reich wurde zum Klientelstaat des romischen Imperiums Chersones diente von nun an als Vorposten der romischen Eroberungspolitik am Nordufer des Schwarzen Meeres Vom anhaltenden Geist der Unabhangigkeit zeugen die Munzen der Stadt Chersonesos aus der Kaiserzeit die Aufschriften wie Chersonesou eleutheras der freien Chersonesos oder sogar basileuousas der herrschenden aber weder Namen noch Kopfe von Konigen oder Kaisern tragen 4 Die Stadt verblieb als romisch byzantinischer Handelsvorposten bis ins spate 7 Jahrhundert beim Imperium und diente diesem als Verbannungsort unter anderem fur Papst Martin I Auch Kaiser Justinian II wurde dorthin nach seinem ersten Sturz 695 verbannt Wahrend des byzantinischen Bilderstreits im 8 und 9 Jahrhundert stand Chersones unter chasarischem Einfluss und war fur Byzanz eher Handelsniederlassung denn militarischer Stutzpunkt Dadurch wurde es Zufluchtsort byzantinischer Bilderverehrer wahrend der Herrschaft bilderfeindlicher Kaiser Byzantinische Zeit Bearbeiten Hauptartikel Thema von Cherson Als Gegenleistung fur die Hilfe beim Bau der chasarischen Festung Sarkel an der Don Mundung erhielt Byzanz 838 die Kontrolle uber die Stadt Chersones zuruck die ihren griechisch byzantinischen Charakter dann bis zur Zerstorung um 1400 bewahrte Um 985 besetzte der mit Byzanz gegen Bulgarien verbundete Kiewer Grossfurst Wladimir I die Stadt mit dem Ziel dadurch die Heirat mit Anna der Schwester des byzantinischen Kaisers zu erzwingen Byzanz willigte ein machte aber neben der Ruckgabe Chersones auch die Taufe Wladimirs und die Christianisierung der Rus zur Bedingung fur die Heirat Die byzantinische Herrschaft dauerte dann weiter bis zum 4 Kreuzzug 1204 an nach dem Chersones zunachst an das byzantinische Teilreich von Trapezunt und im weiteren Verlauf des fruhen 13 Jahrhunderts dann an die Republik Genua fiel bis es schliesslich um 1400 von der Weissen Horde zerstort und danach nicht wieder aufgebaut wurde nbsp Die 1892 eingeweihte Wladimir Kathedrale von ChersonesRussische Neugrundung Bearbeiten nbsp Die 1787 fur die St Nikolaus Kirche in Taganrog gegossene Glocke von Chersones die seit 1925 als Nebelglocke fur die Schifffahrt genutzt wurde 5 nbsp Die Wladimirkathedrale uber den Ruinen des antiken Chersones1783 grundete Zarin Katharina II neben Chersones die Stadt Sewastopol Das antike Chersones wurde nicht uberbaut Etwa 1820 begannen russische Archaologen mit Ausgrabungen und legten Teile der Stadt frei Die sowjetische Schwarzmeerflotte errichtete im Ausgrabungsfeld militarische Bauten die aber heute wieder abgebaut sind Chersones heute BearbeitenHeute kann man das archaologische und historische Freilandmuseum Chersones von Tauria besichtigen Im Sommer findet hier im frei gelegten Amphitheater das jahrliche Theaterfestival Die Spiele von Chersones statt Seit Sommer 2013 tragt Chersones den Titel Weltkulturerbe 6 In seiner Rede vom 4 Dezember 2014 vor der russischen Foderationsversammlung begrundete Prasident Wladimir Wladimirowitsch Putin den russischen Anspruch auf die Krim mit der Taufe Wladimirs I in der Kathedrale von Chersonesos 7 Im November 2016 weihte Putin in Moskau eine monumentale Statue von Wladimir I ein Der Grundstein wurde eigens aus Chersones herbeigeschafft 8 Der Asteroid des inneren Hauptgurtels 2966 Korsunia ist nach der Stadt benannt 9 Sonstiges BearbeitenAuf Kreta gab es zwei weitere antike Siedlungen ahnlichen Namens Chersonasos ganz an der westlichen Spitze von Kreta zwischen Platanos und Stomio an der Kuste gelegen und Chersonasos oder Chersonaos an der nordostlichen Kuste Kretas nordlich des heutigen Chersonissos zwischen Iraklio und Malia Literatur BearbeitenKarl Georg Brandis Chersonesos 20 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 2 Stuttgart 1899 Sp 2261 2269 Sergei Kovalenko Die spatklassische Munzpragung von Chersonesos Taurica Griechisches Munzwerk hrsg von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ubersetzt von Ulrike Peter Akademie Verlag Berlin 2008 Bernhard Gallistl Klemens von Rom und sein Kult auf der Krim In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge Band 45 2021 S 101 143 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Chersones im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Schuller Griechische Geschichte Oldenbourg Munchen 2008 S 14 Ulrich Wilcken Griechische Geschichte im Rahmen der Altertumsgeschichte Oldenbourg Munchen Wien 1973 S 91 f Hermann Bengtson Griechische Geschichte Von den Anfangen bis in die romische Kaiserzeit C H Beck Munchen 1979 S 74 Sergei Kovalenko Die spatklassische Munzpragung von Chersonesos Taurica Akademie Verlag Berlin 2008 S 11 f Alfred von Sallet Die Munzen von Chersonesus in der Krim In Zeitschrift fur Numismatik Bd 1 1874 ZDB ID 501259 4 S 17 32 hier S 27 Alfred von Sallet Ein Goldstater der taurischen Chersonesus mit dem Beinamen BACILEYOYCA und einer Jahreszahl der Chersonesischen Ara In Zeitschrift fur Numismatik Bd 4 1877 S 273 277 hier S 275 online Tumannyj kolokol Nebelglocke In sevastopol online ru Suchmaschine fur Hotels und Unterkunfte Abgerufen am 16 Marz 2022 russisch V 1925 godu posle zakrytiya monastyrya kolokol ostavili dlya zvona v tumannuyu pogodu ego zvukovye signaly byli svoeobraznym preduprezhdeniem korablyam o pribrezhnyh skalah UNESCO World Heritage List Ancient City of Tauric Chersonese and its Chora https russische botschaft ru de 2014 12 04 rede des prasidenten wladimir putin vor der foderalen versammlung der russischen foderation englische version Serhii Plokhy Lost Kingdom The Quest for Empire and the Making of the Russian Nation Basic Books New York 2017 ISBN 978 0 465 09849 1 S VII VIII englisch Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names Fifth Revised and Enlarged Edition Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003 ISBN 3 540 29925 4 S 186 doi 10 1007 978 3 540 29925 7 2967 englisch 992 S Originaltitel Dictionary of Minor Planet Names Erstausgabe Berlin Heidelberg 1992 1977 EB2 Discovered 1977 Mar 13 by N S Chernykh at Nauchnyj Welterbestatten in der Ukraine Kulturerbe Sophienkathedrale und Hohlenkloster Lawra Petschersk in Kiew 1990 Historisches Zentrum von Lwiw Lemberg 1998 Struve Bogen 2005 Residenz der orthodoxen Metropoliten der Bukowina und Dalmatiens heute zentraler Campus der Universitat in Czernowitz 2011 Antike Stadt in der taurischen Chersones und ihre Chora 2013 Holzkirchen der Karpatenregion in Polen und der Ukraine 2013 Historisches Zentrum von Odessa 2023 Naturerbe Alte Buchenwalder und Buchenurwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2007 Genueser Kolonien Alupka Aluschta Amastris Bosporo Caffa Cembalo Cherson Chios Foggia Jalta Kilija Korsika Monaco Lesbos Licostomo Matrida Maurocastro Safi Sale Samos Sardinien Simesso Sinope Smyrna Sudak Taman Halbinsel Tana Thasos Tmutarakan Trebizon Zypern Protektorat Normdaten Geografikum GND 4420982 4 lobid OGND AKS 44 611388888889 33 491944444444 Koordinaten 44 36 41 N 33 29 31 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chersones Stadt amp oldid 234806971