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Die Konferenz von London war ein Versuch der Signatarstaaten des Londoner Protokolls von 1852 den Deutsch Danischen Krieg mit diplomatischen Mitteln zu beenden Die sehr schwierigen und kontrovers gefuhrten Verhandlungen begannen in London offiziell am 25 April und endeten ergebnislos am 25 Juni 1864 Mit Beendigung des wahrend der Konferenz ausgehandelten Waffenstillstandes am 26 Juni 1864 und der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen kam es wenige Wochen spater zur vollstandigen Niederlage Danemarks gegen die verbundete osterreichische und preussische Armee Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Die Konferenz 1 2 1 Eroffnungssitzung 1 2 2 Zweite bis Elfte Sitzung 1 2 3 Schlusssitzung 1 3 Nachwirkungen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Herzogtumer Schleswig Holstein und Lauenburg wurden bis zum Deutsch Danischen Krieg in Personalunion vom danischen Konig regiert Danischer Gesamtstaat Staatsrechtlich war Schleswig ein Lehen des Konigreiches Danemark wahrend Holstein und Lauenburg Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes und vor 1806 Lehen des Romisch Deutschen Reiches gewesen waren 1 In sprachlich kultureller Hinsicht war Schleswig sowohl deutsch danisch und friesisch gepragt wobei sich die deutsche Sprache im Zuge eines Sprachwechsels vor allem in den sudlichen Landesteilen ausgebreitet hatte 2 3 Zugleich wurde Schleswig ab spatestens 1848 Kristallisationspunkt eines Nationalitatenkonfliktes indem sowohl deutsche als auch danische Nationalliberale Anspruch auf das ganze Herzogtum erhoben was zum 1 Schleswigschen Krieg 1848 1851 gefuhrt hatte Volkerrechtlich abgeschlossen wurden diese Auseinandersetzungen zunachst mit dem Londoner Protokoll von 1852 In ihm wurde der Bestand des Danischen Gesamtstaates bekraftigt zugleich aber auch festgehalten dass Schleswig verfassungsrechtlich nicht enger an Danemark zu binden sei als Holstein Nachdem aber die Gesamtstaatsverfassung von 1855 sowohl vom Deutschen Bund als auch von der Holsteinischen Standeversammlung abgelehnt worden war erliess die nationalliberal gepragte danische Regierung 1863 die sogenannte Novemberverfassung die gemeinsame Institutionen fur Schleswig und Danemark nicht aber fur Holstein vorsah und somit aus deutscher Sicht einen klaren Bruch des Londoner Protokolls von 1852 darstellte Dies wurde schliesslich zum Anlass fur die Besetzung der bundesangehorigen Staaten Holstein und Lauenburg durch deutsche Bundestruppen im Dezember 1863 genommen Im Februar 1864 folgte der Deutsch Danische Krieg der mit der eigenmachtigen Uberschreitung der Eider durch preussische und osterreichische Truppen begann gegen die die ubrigen Mitglieder des Deutschen Bundes vergeblich protestierten Noch vor Ausbruch des Krieges hatte Grossbritannien den beteiligten Konfliktparteien Vermittlungen angeboten Die britische Regierung unter Premierminister Palmerston wunschte die Eroffnung eines Kongresses der Signatarmachte des Londoner Protokolls das 1852 von Vertretern aus Grossbritannien Danemark Frankreich Osterreich Preussen Russland und Schweden unterzeichnet worden war Am 12 Januar 1864 wurde Danemark auf britische Veranlassung hin nahegelegt um eine Vermittlung der europaischen Grossmachte nachzusuchen Die britische Regierung selbst war im Umgang mit der Krise gespalten Palmerston der eine prodanische Haltung einnahm wollte notfalls ein militarisches Vorgehen es setzte sich aber die Friedenspartei die eine neutrale Position Grossbritanniens bevorzugte um Konigin Victoria durch Frankreichs aussenpolitisches Engagement in der schleswig holsteinischen Frage war zuruckhaltend denn Napoleon III war um eine Annaherung an Preussen bemuht Den britischen Vorschlag einer gemeinsamen bewaffneten Vermittlung hatte er abgelehnt Russland verfolgte ebenfalls eine auffallend neutrale aber eher propreussische Politik da Preussen wahrend des Polnischen Aufstandes Anfang 1863 Russlands Vorgehen unterstutzt hatte das zum Abschluss der Alvenslebenschen Konvention fuhrte 4 Am 20 Februar 1864 unternahm die britische Regierung einen weiteren Versuch Verhandlungen herbeizufuhren Als Basis der Unterhandlungen sollte der Vorschlag dienen die Autonomie und Unzertrennlichkeit der Herzogtumer anzuerkennen und unter die Garantie der europaischen Machte zu stellen Die Kampfhandlungen konnten wahrend der Verhandlungen weitergefuhrt werden Osterreich und Preussen erklarten sich prinzipiell damit einverstanden und antworteten mit identischen Noten dass Danemark die Wahl habe zwischen einem Waffenstillstand unter Raumung der Insel Alsen seitens Danemarks sowie Jutlands seitens der Verbundeten oder einem Waffenstillstand auf Grundlage des uti possidetis Russland Schweden und Frankreich nahmen ebenfalls die Einladung zur Konferenz an Frankreich wiederum sprach sich dafur aus nicht nur die Londoner Protokolle sondern auch den Willen der beteiligten deutschen Bevolkerung per Plebiszit zu berucksichtigen Danemark schob trotz wiederholter und zuletzt drohender Noten des britischen Kabinetts die Entscheidung uber die Annahme der Konferenz hinaus Erst am 18 Marz 1864 erklarte die danische Regierung dass man der Einladung zur Konferenz folgen werde jedoch unter dem ausdrucklichen Vorbehalt dass die Londoner Protokolle die Basis der Verhandlungen bildeten 5 Die Konferenz Bearbeiten nbsp Preussische Soldaten auf den ersturmten Duppeler Schanzen Da wegen der sich widersprechenden Forderungen keine Einigung uber die Basis der Verhandlungen zu erzielen war lud die britische Regierung am 20 Marz 1864 erneut alle beteiligten Staaten zu einer Konferenz ein und schlug vor die Konferenz ohne vorherige festgestellte Grundlage und ohne Einstellung der Feindseligkeiten aber mit dem Ziel der Herstellung eines dauerhaften Friedens zu eroffnen Bis Ende Marz war die Zustimmung zur Konferenz von allen beteiligten Machten gesichert Alle Staaten bevollmachtigten ihre am britischen Hof beglaubigten Gesandten fur die Teilnahme an der Konferenz deren Eroffnung am 12 April 1864 beabsichtigt war Es kam zu einer zweiwochigen Verzogerung da auch der Deutsche Bund mit einem Vertreter zu der Konferenz eingeladen wurde Es war das erste und einzige Mal dass der Deutsche Bund an einem internationalen Kongress teilnahm 4 Am 26 Marz uberreichte Edward Malet der in Frankfurt am Main akkreditierte britische Gesandte dem Bundesprasidium folgende Note die eine formliche Einladung an den Deutschen Bund enthielt sich mit einem Bevollmachtigten an der Konferenz zu beteiligen Mit Bezugnahme auf seine Note vom 23 d Mts hat der unterzeichnete ausserordentliche Gesandte und bevollmachtigte Minister Ihrer britannischen Maj die Ehre Sr Excellenz dem Prasidenten der Bundesversammlung zu eroffnen dass es der Wunsch der Regierung Ihrer britannischen Majestat ist dass die vorgeschlagenen Konferenzen in London am 12 April eroffnet werden und indem er der hohen Versammlung die Einladung der Regierung Ihrer Majestat uberbringt an diesem Bemuhen die Segnungen des Friedens in dem Norden Europas wiederherzustellen durch die Ernennung eines Vertreters auf dieser Konferenz Theil zu nehmen ist der Unterzeichnete beauftragt anzufragen ob der von der Regierung Ihrer Majestat angesetzte Zeitpunkt der hohen von Sr Excellenz prasidierten Versammlung genehm ist Der Unterzeichnete sc gez Malet 6 In einer Sitzung des Bundestages am 14 April 1864 erfolgte die Annahme der Einladung wobei Bayern Braunschweig und Oldenburg dagegen stimmten Als Bevollmachtigter des Deutschen Bundes wurde noch in derselben Sitzung der sachsische Staatsminister Friedrich Ferdinand von Beust gewahlt Um sein Erscheinen am ersten Konferenztag zu ermoglichen wurde als Eroffnungstermin der Londoner Konferenz der 20 April 1864 festgelegt An jenem Tag versammelten sich alle Konferenzteilnehmer gingen aber bereits nach kurzem Beisammensein wieder auseinander da von Beust noch nicht eingetroffen war 5 Zwei Tage zuvor am 18 April hatten die Preussen die Duppeler Schanzen ersturmt und damit einen entscheidenden Sieg uber die danischen Truppen errungen Eroffnungssitzung Bearbeiten Man verschob den Beginn der Konferenz auf den 25 April 1864 An diesem Tag waren die Teilnehmer der Londoner Konferenz erstmals vollstandig versammelt Die Bevollmachtigten waren fur Preussen Albrecht von Bernstorff und Hermann Ludwig von Balan fur Osterreich Rudolph von Apponyi und Ludwig von Biegeleben fur den Deutschen Bund Friedrich Ferdinand von Beust und als dessen Begleiter Karl von Hofmann fur Danemark Aussenminister George Quaade Staatsrat Andreas Frederik Krieger und Kammerherr Ville fur Grossbritannien John Russell und George Villiers Earl of Clarendon fur Frankreich Henri Godefroy de La Tour d Auvergne fur Russland Philipp von Brunnow und fur Schweden Carl Wachtmeister 7 Bereits in der ersten Sitzung wurde Russell einstimmig zum Prasidenten der Konferenz gewahlt Er stellte noch wahrend dieser Sitzung den Antrag die Feindseligkeiten zu Lande und zur See bis zum Abschluss eines Waffenstillstandes einzustellen Dem stimmte Danemark nur unter der Bedingung zu die Blockade deutscher Hafen als Ausgleich der Besetzung Jutlands beizubehalten Da die Vertreter der deutschen Grossmachte nicht autorisiert waren dies zu entscheiden wurde der Vorschlag ad referendum zur Berichterstattung genommen um Weisungen der Regierungen einzuholen Den danischen Bevollmachtigten fehlte eine direkte Telegrafenlinie sie mussten ihre Korrespondenz uber Sankt Petersburg und Stockholm fuhren Der Umstand trug erheblich zur Verzogerung beim Abschluss des Waffenstillstandes bei 5 nbsp Albrecht von Bernstorff Vertreter des Konigreichs Preussen nbsp Hermann Ludwig von Balan Vertreter des Konigreichs Preussen nbsp Rudolf Apponyi Vertreter des Kaisertums Osterreich nbsp Ludwig von Biegeleben Vertreter des Kaisertums Osterreich nbsp Friedrich Ferdinand von Beust Vertreter des Deutschen Bundes nbsp George Quaade Vertreter des Konigreichs Danemark nbsp John Russell Vertreter des Vereinigten Konigreiches nbsp George Villiers Earl of Clarendon Vertreter des Vereinigten Konigreiches nbsp Henri Godefroy de La Tour d Auvergne Vertreter des Kaiserreichs Frankreich nbsp Philipp von Brunnow Vertreter des Kaiserreichs RusslandZweite bis Elfte Sitzung Bearbeiten In der zweiten Sitzung am 4 Mai gingen Osterreich und Preussen nicht auf die von Danemark geforderte weitere Blockade der deutschen Hafen ein wahrend Danemark darauf beharrte Die an diesem Krieg nicht beteiligten Staaten schlugen vor dass Danemark einer unverzuglichen Aufhebung der Blockade zustimme und die Insel Alsen den beiden deutschen Grossmachten ubergebe Preussen und Osterreich sollten dafur Jutland nordlich der Eider raumen Am 9 Mai in der dritten Sitzung wurde dieser Vorschlag von Danemark abgelehnt Die danischen Delegierten stimmten aber fur eine Waffenruhe auf Basis des uti possidetis und der Aufhebung der Blockade zu Die Waffenruhe fur einen Monat ab dem 12 Mai war somit beschlossen Der Wortlaut der Waffenruhe lautete Es findet eine Einstellung der Feindseligkeiten zur See und zu Lande vom 12 Mai an gerechnet fur die Dauer eines Monats Statt An denselben Tag wird Danemark die Blockade aufheben Preussen und Osterreich verpflichten sich wahrend der Einstellung der Feindseligkeiten in den von ihrer Armee besetzten Theilen von Jutland weder den Handel noch den Verkehr noch den regelmassigen Gang der Verwaltung zu hindern auch keine Kriegs Contributionen zu erheben sondern im gegentheile alle Lieferungen an die deutschen Truppen zu bezahlen welche nur ihre gegenwartigen strategischen Stellungen weiter besetzt halten werden Die kriegfuhrenden Machte kommen uberein dass ihre militarischen Stellungen zu Lande und zur See beibehalten werden und sie verzichten darauf dieselben wahrend der Dauer der Waffenruhe zu verstarken Officielle Mittheilungen hievon wird den Commandanten der kriegfuhrenden Machte zu Lande und zur See von ihren resp Regierungen gemacht werden 5 In der vierten Sitzung am 12 Mai forderte Russell von den preussischen und osterreichischen Bevollmachtigten die Absichten ihrer Regierungen zur Herstellung eines dauerhaften Friedens zu erklaren Bernstorff erwiderte dass sich die beiden deutschen Grossmachte an Verbindlichkeiten die vor Kriegsausbruch bestanden hatten nun nicht mehr gebunden fuhlten Man wolle aber nicht ausschliessen dass es Kombinationen geben konnte die bei Wahrung erworbener Rechte den Abschluss eines Friedens ermoglichten Diese Erklarung stiess bei den britischen Delegierten auf Widerstand Sie forderten eine Begrundung fur die einseitige Aufhebung des Londoner Protokolls durch Osterreich und Preussen Die Vertreter Russlands und Schwedens schlossen sich den britischen Ausfuhrungen an Frankreichs Botschafter bemerkte dass auch neue Verbindlichkeiten moglich waren ohne das Londoner Protokoll von 1852 vollstandig aufzuheben Die danische Delegation erklarte dass die danische Regierung das Londoner Protokoll als noch in Kraft stehend betrachte worauf von Beust der Vertreter des Deutschen Bundes bemerkte dass der Deutsche Bund dem Protokoll nie beigetreten und dieses damit fur ihn ohnehin nicht gultig sei In der funften Sitzung am 17 Mai bat Russell die preussischen Vertreter die auf der letzten Sitzung erorterten Moglichkeiten eines Friedensschlusses zu konkretisieren Bernstorff antwortete der Friedensschluss musse den Elbherzogtumern absolute Garantie gegen auslandische d h danische Unterdruckung gewahren und Deutschlands Sicherheit im Norden garantieren Diese Garantien seien nur durch vollstandige staatsrechtliche Unabhangigkeit der Herzogtumer von Danemark und deren enge Verflechtung durch gemeinsame Institutionen zu erreichen Da den neutralen Machten diese Formulierung zu allgemein war ergriff der osterreichische Bevollmachtigte Apponyi das Wort und fuhrte aus der Vorschlag enthalte die vollstandige Autonomie der Herzogtumer mit gemeinsamen Institutionen und voller Souveranitat in ihren politisch administrativen Beziehungen um Verwicklungen zu vermeiden wie sie gerade stattfanden Die Erbfolge bleibe hingegen offen da der Bundestag keine Losung dieser Frage beschlossen habe und auch nicht dem Konig von Danemark seine Rechte abspreche Osterreich und Preussen waren demnach bereit auch wenn die Herzogtumer volle Souveranitat besitzen sollten eine Personalunion mit der Danischen Krone weiterhin zu akzeptieren Dagegen erhob von Beust Einspruch da nach seiner Meinung der Deutsche Bund keinem Abkommen zustimmen werde bei dem eine Union selbst in loser Form zwischen den Herzogtumern und Danemark beibehalten wurde Die danische Delegation brach sofort jede weitere Diskussion ab da sie die Vorschlage als ganzlich unannehmbar ansah Die Personalunion war also am Widerstand Danemarks und des Deutschen Bundes gescheitert Am 28 Mai in der sechsten Sitzung modifizierten die Vertreter Osterreichs und Preussens ihren Vorschlag aus der vorherigen Sitzung mit der Forderung einer vollstandigen Trennung der Herzogtumer Schleswig und Holstein von der danischen Krone Beide Herzogtumer sollten sich zu einem unabhangigen Staat unter der Souveranitat des Erbprinzen Friedrich VIII von Schleswig Holstein aus der Augustenburger Linie vereinigen Der russische Bevollmachtigte Brunnow lehnte dies mit dem Hinweis ab dass der Erbprinz nicht der Einzige sei der im Falle einer Trennung der Herzogtumer von Danemark Anspruche geltend machen konne Auch der Grossherzog von Oldenburg habe ein Anrecht in dynastischer Hinsicht und Russland habe die Pflicht diese Anspruche zu reservieren Preussen und Osterreich hatten in ihrem Vorschlag jeden Bezug auf einen moglichen aber in jedem Falle fragwurdigen Erbanspruch des Augustenburgers dessen Familie Jahre zuvor auf ihre Anspruche verzichtet hatte vermieden sondern sich auf die offentliche Stimmung in den Herzogtumern und Deutschland bezogen 8 Die danischen Delegierten erklarten dass ihre Regierung bereits den vorherigen Vorschlag aus der funften Sitzung fur unzulassig gehalten habe und dies somit fur den jetzigen nur umso mehr gelte Russell brachte daraufhin einen Gegenvorschlag vor der mit den anderen neutralen Staaten bereits vorher abgesprochen war und prinzipiell deren Zustimmung gefunden hatte Holstein und Lauenburg sowie der sudliche Teil von Schleswig sollten von Danemark getrennt werden Der Grenzverlauf in Schleswig solle von der Schlei entlang der Linie des Danewerkes an die Nordsee verlaufen Als Garantie fur die Sicherheit Danemarks erklarte Russell dass der Deutsche Bund in den von Danemark abgetretenen Teilen Schleswigs keine Festungen bauen und keine befestigten Hafen anlegen durfe Der franzosische Vertreter stimmte dem Vorschlag mit dem Hinweis zu dass bei der Grenzziehung Aspekte der Verteidigung Danemarks berucksichtigt werden mussten und zudem bei gemischter Bevolkerung Territorialabgrenzungen zu Gunsten der schwacheren Partei zu erfolgen hatten Der russische Bevollmachtigte schloss sich dem im Prinzip an Schwedens Vertreter erganzte seine Regierung wurde zwar eine Grenze an der Eider bevorzugen er sei aber ermachtigt sich dem Vorschlag von Russell anzuschliessen Bedingung sei das der Grenzverlauf nicht nordlicher als an der Schlei und dem Danewerk festgelegt und dafur der nordliche Teil Schleswigs staatsrechtlich vollstandig mit Danemark vereinigt werde Die danischen osterreichischen und preussischen Bevollmachtigten sowie der Vertreter des Deutschen Bundes nahmen dies zur Kenntnis und leiteten die Vorschlage an ihre Regierungen weiter nbsp Vorschlage fur eine Teilung SchleswigsIn der siebten Sitzung am 2 Juni ging es vor allem um den kunftigen Grenzverlauf in Schleswig Die danische Delegation stimmte im Auftrag ihrer Regierung dem britischen Vorschlag zu Allerdings konne Danemark das Herzogtum Lauenburg das im gegenwartigen Streit nicht direkt involviert sei nur unter besonderen Bedingungen abtreten Danemark hatte Lauenburg 1815 auf dem Wiener Kongress im Tausch gegen Vorpommern von Preussen erhalten Bernstorff erklarte fur Preussen dass er nicht autorisiert sei einen anderen Grenzverlauf als an der Linie Apenrade Tondern vorzuschlagen Er und sein osterreichischer Kollege seien aber bereit ihren Regierungen die Annahme einer Grenze von der Flensburger Forde nordlich von Flensburg bis Hoyer im Norden Tonderns zu empfehlen Von Beust forderte fur den Deutschen Bund ein Einspruchsrecht bei der Thronfolgefrage in den Herzogtumern Der franzosische Gesandte meinte dass seine Regierung in der dynastische Frage der Thronfolge in den Herzogtumern nicht ohne die Zustimmung und Mitwirkung der betroffenen Bevolkerung entscheiden werde Am 6 Juni wahrend der achten Sitzung war zunachst die Notwendigkeit einer Verlangerung des Waffenstillstandes das Thema Er sollte bereits am 12 Juni 1864 auslaufen Die danische Delegation versuchte die Konferenzteilnehmer zu einer schnellen Einigung in der Grenzziehungsfrage in Schleswig zu drangen Vorher konne man einer Verlangerung des Waffenstillstandes nicht zustimmen In der neunten Sitzung am 9 Juni stimmte Danemark nach langem Zogern dem Entschluss einer zweiwochigen Verlangerung des Waffenstillstandes zu dem sich auch die osterreichischen und preussischen Vertreter anschlossen obwohl sie ursprunglich eine mehrmonatige Verlangerung gefordert hatten Die Festlegung einer Grenze innerhalb Schleswigs wurde nun Gegenstand einer kontroversen Debatte Die danischen Bevollmachtigten wollten zunachst die von Russell vorgeschlagene Grenzlinie Schlei Danewerk nicht akzeptieren und beantragten einen Verlauf sudlich dieser Linie von Eckernforde bis Friedrichstadt Der preussische Vertreter Bernstorff blieb zunachst bei dem bereits vorgeschlagenen Verlauf Apenrade Tondern und spater als Kompromiss von einem Punkt nordlich von Flensburg bis Hoyer Die Insel Alsen ware demnach bei Danemark verblieben auf das uberwiegend deutschsprachige Flensburg hingegen wollte man nicht verzichten Der osterreichische Bevollmachtigte Apponoyi stimmte nach Rucksprache mit seiner Regierung dem letzten Vorschlag Preussens zu Allerdings zeigte Danemark keine Kompromissbereitschaft und fur Osterreich kam somit wieder nur ein Grenzverlauf Apenrade Tondern in Frage Es gelang wahrend dieser Sitzung nicht die unterschiedlichen Vorstellungen beider Seiten zu einem Einverstandnis zu fuhren In der zehnten Sitzung am 18 Juni unterbreitete Russell beiden Seiten einen neuen Vermittlungsvorschlag Russell erinnerte die Kongressteilnehmer an den Pariser Kongress von 1856 zur Beendigung des Krimkrieges bei dem empfohlen wurde vor Anwendung von Gewalt die Vermittlung einer neutralen befreundeten Macht in Anspruch zu nehmen Er schlug den kriegfuhrenden Parteien vor zur Feststellung einer Grenze die zwischen den von beiden Seiten beanspruchten Linien zu liegen hatte den Schiedsspruch einer befreundeten Macht im Voraus als bindend anzuerkennen Die Vertreter der kriegfuhrenden Staaten sahen sich aber nicht befugt dies ohne Instruktionen ihrer Regierungen zu entscheiden und leiteten den Vorschlag weiter In der folgenden elften Sitzung am 22 Juni erklarten die Bevollmachtigten Osterreichs und Preussens dass ihre Regierungen durchaus bereit seien die Vermittlung einer neutralen nicht an der Konferenz teilnehmenden Macht anzunehmen dass sie jedoch den Schiedsspruch dieser Macht nicht im Voraus als bindend akzeptieren konnten Danemarks Vertreter sprach sich derweil entschieden gegen den Vorschlag aus die danische Regierung betrachte die in der sechsten Sitzung am 28 Mai von Russell vorgeschlagene Grenzlinie Schlei Danewerk als ausserste Konzession Danemarks Delegation blieb auch bei diesem Entschluss trotz aller Einflussversuche der Bevollmachtigten Frankreichs Grossbritanniens und Russlands Der franzosische Vertreter La Tour d Auvergne unternahm nun einen letzten Vorschlag Der Streit uber den Grenzverlauf in Gebieten mit gemischter danisch deutscher Bevolkerung sollte durch Volksabstimmungen von ihr selbst geschlichtet werden Die Truppen beider Kriegsparteien hatten vorher diese Gebiete zu raumen Dieser franzosische in Abstimmung mit Preussen gemachte Vorschlag verursachte bei den britischen wie auch bei den osterreichischen Vertretern Entrustung Grossbritannien befurchtete dadurch ein fur Danemark sehr ungunstiges Ergebnis Osterreich wiederum furchtete einen Prazedenzfall fur verschiedene Bevolkerungsgruppen des eigenen Staates zu schaffen 9 Auch die danische Delegation lehnte den preussisch franzosischen Vorschlag sofort nachdrucklich ab Schlusssitzung Bearbeiten Die Konferenzteilnehmer sahen nun keine Moglichkeit mehr den Krieg durch einen Kompromiss zu beenden Am 25 Juni 1864 einen Tag vor Ablauf der verlangerten Waffenruhe versammelten sich alle Bevollmachtigten ein letztes Mal jedoch nur um ihre Protokolle zu schliessen und die Vergeblichkeit der Anstrengungen zu konstatieren Der osterreichische Vertreter Apponyi erklarte in seinem Schlusswort dass es Danemark sei das durch die Novemberverfassung die Londoner Protokolle von 1852 gebrochen und damit den Krieg herbeigefuhrt habe Der preussische Vertreter Bernstorff erganzte dass Preussen auf dieser Konferenz mehrmals seine Bereitschaft zur friedlichen Beendigung des Krieges gezeigt habe Mit Ablauf der Waffenruhe am 26 Juni 1864 wurden die Kampfhandlungen sofort wieder aufgenommen Nachwirkungen Bearbeiten Kurz nach Beendigung der Verhandlungen gab Russell der Prasident der Konferenz wahrend einer Rede im britischen Oberhaus Osterreich und Preussen indirekt die Hauptschuld am Scheitern der Verhandlungen Er griff dabei die Haltung beider Staaten in den Verhandlungen scharf und polemisch an was vor allem in Wien grosse Emporung hervorrief Etwa zeitgleich hielt aber der britische Premierminister Palmerston im Unterhaus eine Rede uber die Rolle Grossbritanniens wahrend der Konferenz die deutlich moderater und ausgewogener ausfiel Und Clarendon einer der britischen Verhandlungsfuhrer auf der Konferenz urteilte uber die danische Delegation Die Danen waren eigensinnig Sie sind die schwierigsten Leute mit denen ich je zu tun gehabt habe und fur die ich etwas tun sollte Sie benehmen sich wie kleine Prokuratoren die plotzlich Minister geworden und Kramer geblieben sind Sie haben Angst voreinander und vor dem Kopenhagener Pobel Ihre Unfahigkeit ihre eigenen Sachen in Ordnung zu bringen ist schrecklich und verspricht nichts Gutes fur ein dauerhaftes Ubereinkommen 10 Als ein Scheitern der Verhandlungen in London abzusehen war verstandigten sich Osterreich und Preussen bei einer Zusammenkunft in der bohmischen Stadt Karlsbad uber den weiteren Verlauf des Krieges in Danemark Am 24 Juni 1864 einen Tag vor Beendigung der Londoner Konferenz wurde die als Karlsbader Abmachung bezeichnete Vereinbarung vom preussischen Ministerprasidenten Otto von Bismarck und seinem osterreichischen Amtskollegen Bernhard von Rechberg unterzeichnet Mit der sieben Punkte umfassenden Karlsbader Abmachung einigte man sich unter anderem auf eine Besetzung der Insel Alsen sowie ganz Jutlands als weitere Operationsziele Zur Unterstutzung des Angriffs auf Alsen sollte ein Scheinangriff gegen die Insel Funen gefuhrt werden um die dortigen danischen Krafte zu binden Von einer Besetzung Funens wurde aber Abstand genommen Ganz Jutland sollte als Pfand fur spatere Verhandlungen besetzt bleiben und in die eigene Verwaltung ubernommen werden Als Hauptziel des Krieges wurde nun ein Ausscheiden der Elbherzogtumer aus dem danischen Gesamtstaat definiert Die auf der Londoner Konferenz gemachten Angebote einer Teilung des Herzogtums Schleswig sollten bei kunftigen Verhandlungen nicht wiederholt werden Da die danische Armee bereits zwei Monate zuvor in eine strategisch aussichtslose Lage geraten war verliefen die weiteren Kampfhandlungen einseitig Mit Ablauf des ersten Waffenstillstandes am 26 Juni begannen die preussischen Truppen am 28 und 29 Juni 1864 mit der Besetzung der Insel Alsen und am 10 Juli uberschritten die verbundeten osterreichischen und preussischen Heere den Limfjord in Nordjutland Nach einem erneuten Ersuchen der danischen Regierung trat am 18 Juli 1864 ein zweiter Waffenstillstand in Kraft Bereits am 1 August wurde der Vorfrieden von Wien unterzeichnet und am 30 Oktober 1864 im Frieden von Wien weitestgehend bestatigt Danemark musste die Herzogtumer Schleswig Holstein und Lauenburg vollstandig an Osterreich und Preussen abtreten Literatur BearbeitenJurgen Angelow Von Wien nach Koniggratz Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56143 X Friedrich von Fischer Der Krieg in Schleswig und Jutland im Jahre 1864 Verlag der osterreichischen militarischen Zeitschrift Wien 1870 Jan Ganschow Olaf Haselhorst Maik Ohnezeit Der Deutsch Danische Krieg 1864 Vorgeschichte Verlauf Folgen Ares Graz 2013 ISBN 978 3 902732 16 3 Grosser Generalstab Hrsg Der Deutsch Danische Krieg 1864 Mittler Berlin 1887 Jens Owe Petersen Schleswig Holstein 1864 1867 Preussen als Hoffnungstrager und Totengraber des Traums von einem selbstandigen Schleswig Holstein Dissertation Kiel 2000 Digitalisat Winfried Vogel Entscheidung 1864 Bernard und Graefe Bonn 1995 ISBN 3 7637 5943 3 Weblinks BearbeitenDie Londoner Konferenz in www vimu infoEinzelnachweise Bearbeiten Robert Bohn Geschichte Schleswig Holsteins C H Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 50891 2 S 52 Karl N Bock Mittelniederdeutsch und heutiges Plattdeutsch im ehemaligen Danischen Herzogtum Schleswig Studien zur Beleuchtung des Sprachwechsels in Angeln und Mittelschleswig In Det Kgl Danske Videnskabernes Selskab Hrsg Historisk Filologiske Meddelelser Kopenhagen 1948 Manfred Hinrichsen Die Entwicklung der Sprachverhaltnisse im Landesteil Schleswig Wachholtz Neumunster 1984 ISBN 3 529 04356 7 a b Jurgen Angelow Von Wien nach Koniggratz Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56143 X S 230 236 a b c d Friedrich von Fischer Der Krieg in Schleswig und Jutland im Jahre 1864 Verlag der osterreichischen militarischen Zeitschrift Wien 1870 S 294 298 315 334 Revalsche Zeitung Ausgabe 25 Marz Reval 1864 S 2 Grosser Generalstab Hrsg Der Deutsch Danische Krieg 1864 Band 2 Mittler Berlin 1887 S 750 Ludwig Reiners Bismarck grundet das Reich C H Beck Munchen 1957 ISBN 3 423 01574 8 S 47 48 dtv Ausgabe 1980 Ludwig Reiners Bismarck grundet das Reich C H Beck Munchen 1957 ISBN 3 423 01574 8 S 53 dtv Ausgabe 1980 Jan Ganschow Olaf Haselhorst Maik Ohnezeit Der Deutsch Danische Krieg 1864 Vorgeschichte Verlauf Folgen Ares Graz 2013 ISBN 978 3 902732 16 3 S 141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konferenz von London 1864 amp oldid 232162847