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Das Kloster Volkhardinghausen war ein vor 1221 gegrundetes ein Augustinerinnen Frauenstift und dann ab 1461 69 ein Kollegiatstift von Augustiner Chorherren in Volkhardinghausen einem heutigen Stadtteil von Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck Frankenberg Es wurde im Zuge der Einfuhrung der Reformation in der Grafschaft Waldeck aufgelost und in eine grafliche Meierei umgewandelt Die Klostergebaude wurden 1624 im Dreissigjahrigen Krieg von schwedischen Truppen weitgehend zerstort Heute steht nur noch das spatgotische Konventshaus mit einem Teil des restaurierten Kreuzgangs Die Meierei wurde 1715 aufgeteilt und mit der Ansiedlung von 16 Kolonisten entstand das heutige Dorf Volkhardinghausen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Chorfrauenstift 2 2 Chorherrenstift 2 3 Ende 2 4 Spatere Nutzung 3 Fussnoten 4 Literatur 5 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Volkhardinghausen in der Mitte das ehemalige KonventshausDie Reste des Stifts befinden sich inmitten des Dorfs auf 340 m Hohe uber NHN an der Klosterstrasse Etwa 80 m westlich des einstigen Konventshauses liegt der aufgestaute Klosterteich der den Chorherren zur Fischzucht diente und auch heute noch als Fischteich genutzt wird Er wird von einem durch das Dorf fliessenden Bach gespeist der nordostwarts zur Watter entwassert Die Kreisstrasse K9 Elleringhauser Strasse von Landau nach Elleringhausen fuhrt nordlich an Dorf Kloster und Teich vorbei Geschichte BearbeitenChorfrauenstift Bearbeiten Zu den Anfangen des Klosters liegen keine Quellen vor Bereits vor 1221 mussen dort eine Siedlung und das Kloster bestanden haben denn im November dieses Jahres wurden beide erwahnt prepositus et conventus in Volkardeshusen monasterium als Papst Honorius III das Kloster und seine Guter unter seinen Schutz stellte 1 2 Papst Urban IV 1261 1264 stellte das Kloster noch einmal unter seinen und des Apostels Petrus Schutz Die beiden Hauptpatrone waren Johannes der Taufer und der heilige Blasius Wer das Kloster grundete ist nicht geklart Wahrscheinlich waren es die Herren von Gudenberg die mindestens bis 1235 die Vogtei innehatten 3 und dem Stift im Verlauf des 13 Jahrhunderts mehrfach Grundbesitz und Zehnteinkunfte verkauften oder schenkten so z B in Wizzenrode 4 Strothe 5 und Widekindeshagen 6 aber auch die Grafen von Schwalenberg Vorfahren der Grafen von Waldeck kommen in Frage von denen die Gudenberg den Ort vermutlich als Lehen innehatten 7 Das Patronatsrecht ubte anfangs Albert von Buxthoeven Bischof von Riga aus der es fur seinen Kreuzzug 1200 in Livland vom Bischof von Paderborn wohl Bernhard II erhielt Im Stift geleitet von der Priorin lebten adlige und nichtadlige Tochter aus der Bevolkerung des Umlands und nach aussen wurde es durch einen ab Ende des 13 Jahrhunderts durch den Konvent gewahlten Propst vertreten Grosse Bedeutung erlangte es nicht aber durch Schenkungen und Ankaufe u a von zwei Salzwerken vergrossert es seinen Besitz und erlebte im 14 Jahrhundert eine gewisse wirtschaftliche Blute Das bereits vorhandene Dorf wurde nach und nach in Klostergut umgewandelt wobei einige der Einwohner sicherlich auch vertrieben wurden 8 Ein Pleban ist mindestens ab 1283 nachweisbar und die Stiftskirche wurde auch als Parochialkirche der Stiftspfarrei genutzt nbsp Hinweistafel VolkhardinghausenBereits in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts verarmte das Kloster rapide und als es schliesslich so verarmt war dass 1465 bloss noch zwei Stiftsdamen und zwei Laienschwestern in den verfallenden Gebauden lebten veranlasste die wirtschaftliche Not den Grafen Otto IV von Waldeck zu Landau eine grundlegende Reform des Klosters in Angriff zu nehmen Klagen uber mangelnde Zucht im Stift was vielerorts der Grund fur drastische Reformen war sind nicht bekannt Chorherrenstift Bearbeiten Graf Otto liess 1461 eine Visitation durchfuhren und das Stift im September 1465 durch Bischof Simon von Paderborn an den Prior Johannes Stolte des Klosters Boddeken ubergeben Die beiden verbliebenen Stiftsdamen wurden ausgewiesen statt ihrer kamen zunachst vier Ordensbruder und einige Laien aus dem Kloster Mollenbeck bei Rinteln nach Volkhardinghausen erster Prior war Lambert von Buren 1467 schloss sich das Stift auf Veranlassung des Grafen der Windesheimer Kongregation an Die Waldecker Grafen verzichteten dabei auf all ihre Rechte und Dienste in Volkhardinghausen ausgenommen die Gerichtsbarkeit Damit waren die Grundlagen fur einen raschen Aufschwung gelegt Das Stift erlebte eine wirtschaftliche Blute und vergrosserte seinen Besitz durch Schenkungen und Erwerbungen Von 1483 bis 1498 gehorte Braunsen und bis 1498 auch Elleringhausen zur Pfarrei Volkhardinghausen aber 1498 wurde der Pfarrgottesdienst nach Elleringhausen verlegt 1512 erweiterten die Chorherren die Klostergebaude und errichteten das heute noch erhaltene spatgotische Konventshaus Um 1500 lebten 20 Chorherren und 70 Laienbruder im Kloster und bis 1520 stieg die Zahl der Laien auf fast 100 Personen hinzu kamen eine Anzahl von Kommensalen Tischgenossen die einen Mittagstisch im Kloster hatten nbsp Landau und ganz links die Ruine der Stiftskirche VolkhardinghausenDie Stiftskirche muss von erheblicher Grosse gewesen sein Kein Bild von ihr ist uberliefert aber ein Kupferstich von Matthaus Merian in der Topographia Germaniae der die Stadt Landau im Jahr 1645 darstellt zeigt am linken Rand in Richtung Volkhardinghausen eine grosse Kirche wahrscheinlich die Ruine der Stiftskirche Das Kloster erwarb nicht nur Streubesitz im weiten Umfeld sondern besass auch eine eigene Ziegelei ein Sagewerk und eine beachtliche Klosterbibliothek Inventare aus den 1570er Jahren weisen eine fur die damalige Zeit beachtliche Zahl von rund 400 zum Teil mehrbandigen Werken auf die in der eigentlichen Liberey und in der Zelle des Priors standen 9 Die Chorherren der Windesheimer Kongregation waren angehalten morgens zwischen Prim und Terz sowie nachmittags zwischen Non und Vesper Bucher abzuschreiben Hervorzuheben sind hier Johannes von Deventer 1531 1542 Prokurator dann bis 1556 Prior sowie Matthias von Erkelenz Subprior von 1548 bis 1555 und 1556 1571 Prior die als Schreiber von Handschriften und als Glossatoren in gedruckten Buchern herausragten Auch wurden Bucher gekauft besonders unter Johannes von Deventer der ab 1543 auch reformatorisches und humanistisches Schrifttum erwarb 10 Ebenfalls erwahnenswert ist der Maler Cort Conrad Hubener der sich 1520 als Laie in das Stift einkaufte und dann ein neues Altargemalde fur die Stiftskirche schuf 11 Ende Bearbeiten 1525 wurde in der Grafschaft Waldeck die Reformation eingefuhrt und 1526 fand in den Stiftsgebauden die Volkhardinghauser Synode statt die uber die Struktur der lutherisch gepragten Landeskirche von Waldeck entschied In der fruhen Reformationszeit verliessen vermehrt Chorherren das Stift den verbliebenen wurde Wohnrecht bis zum Lebensende eingeraumt Um 1545 begann der wirtschaftliche Niedergang und 1545 und 1550 fanden die letzten Visitationen durch das Windesheimer Generalkapitel statt Dann wurde das Stift in die Waldecker Landeskirche eingebunden 1567 erlosch die Selbstandigkeit das Anwesen wurde in einen graflichen Meierhof und ein Armenhospital umgewandelt und ein graflicher Verwalter ubernahm die Wirtschaftsfuhrung 1571 kam es auf Veranlassung von Johann II Furstbischof von Osnabruck und von Munster sowie Administrator des Bistums Paderborn zu einem erneuten Visitationsversuch durch die Kloster Dalheim und Boddeken mit dem Ziel der Rekatholisierung der allerdings erfolglos blieb Der letzte Chorherr Antonius Huppen starb 1576 und damit wurde das Kloster endgultig aufgelassen nbsp Das ehemalige Konventshaus August 2021 Die Glocken der Kirche wurden vermutlich in die Stadtkirche von Landau gebracht das Chorgestuhl gelangte in das Kloster Flechtdorf und befindet sich dort im sudlichen Seitenschiff Von den Kunstwerken des Klosters blieb ein grosses Kruzifix erhalten das im Kloster Meitersdorf geschnitzt wurde es befindet sich heute im Chorraum der Kirche in Landau Eine ebenfalls aus Meitersdorf stammende holzgeschnitzte Strahlenkranzmadonna von 1522 23 hing noch bis 1903 in der Landauer Kirche seitdem ist sie im Besitz des LWL Museums fur Kunst und Kultur in Munster 12 Die Bibliothek befindet sich heute zum grossen Teil in der Furstlich Waldeckischen Hofbibliothek in Bad Arolsen 13 Spatere Nutzung Bearbeiten nbsp Kapelle im ehemaligen KreuzgangDie Klostergebaude fielen 1624 im Dreissigjahrigen Krieg weitgehend schwedischen Truppen und einem von ihnen verursachten Grossbrand zum Opfer Lediglich das Konventshaus ein stattlicher zweigeschossiger Steinbau mit steilem Staffelgiebel sowie Teile eines an den Konvent anschliessenden Kreuzgangs aus dem 15 Jahrhundert mit elegantem Springgewolbe blieben stehen 1715 wurde die Meierei aufgeteilt und mit der Ansiedlung von 16 Kolonisten entstand das heutige Dorf Volkhardinghausen Der erhaltene Flugel des Kreuzganges der zuvor als Stall genutzt worden war wurde nach Restaurierung von 1968 bis Ende 2022 als Kapelle fur Gottesdienste und Trauerfeiern genutzt dann jedoch aus wirtschaftlichen Grunden geschlossen 14 15 Fussnoten Bearbeiten HStAM Fonds Urk 85 No 9229 Das Stift wurde in der Folge auch mit folgenden Bezeichnungen erwahnt ecclesia coenobium monasterium sancti Iohannis baptistae santique Blasii matyris in Volchardinchusen 1220 1221 1252 ecclesia sanctimonialium in Volchardinchusen 1251 und monasterium monialium de Volchardinghusen ordinis sancti Augustini 1263 Sie verzichteten 1235 wegen der Armut des Stifts auf diese ihnen erblich zustehenden Vogteirechte Jurgen Romer Waldeckisches Klosterleben Vortrag Korbach 2 April 2005 S 12 Wizzenrode Landkreis Waldeck Frankenberg im Historischen Ortslexikon Hessen LAGIS Strothe Landkreis Waldeck Frankenberg im Historischen Ortslexikon Hessen LAGIS Widekindeshagen Landkreis Waldeck Frankenberg im Historischen Ortslexikon Hessen LAGIS Volkhardinghausen Landkreis Waldeck Frankenberg im Historischen Ortslexikon Hessen LAGIS Jurgen Romer Waldeckisches Klosterleben Vortrag Korbach 2 April 2005 S 12 Von den Buchern des Chorfrauenstifts ist nichts bekannt Elisabeth Boer Reformbestrebungen in dem Waldecker Kloster Volkhardinghausen 1465 1576 Dissertationsschrift Philipps Universitat Marburg 1923 Augustinerchorherrenstift Volkhardinghausen Gemeinde Bad Arolsen in Kloster LAGIS Julia Liebrich Bearb Mittelalterliche Retabel in Hessen Munden Lichtenfels ev Kirche Dalwigksthaler Flugeltafeln um 1520 Universitat Heidelberg 2015 Die Bibliothek des Augustiner Chorherrenstiftes Volkhardinghausen Memento des Originals vom 26 Juli 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot dtm bbaw de Waldeckische Landeszeitung Klosterkirche Volkhardinghausen soll zum Jahresende schliessen 18 Mai 2022 Waldeckische Landeszeitung Klosterkirche Volkhardinghausen schliesst nach 54 Jahren 26 Oktober 2022Literatur BearbeitenGottfried Ganssauge Walter Kramm Wolfgang Medding Bearb Die Bau und Kunstdenkmaler im Regierungsbezirk Cassel Neue Folge Bd 2 Kreis der Twiste Elwert Marburg 1938 S 240 242 Elisabeth Boer Reformbestrebungen in dem Waldecker Kloster Volkhardinghausen 1465 1576 Dissertationsschrift Philipps Universitat Marburg 1923 Hans Jurgen Brand Karl Hengst Bearb Das Bistum Paderborn im Mittelalter Bonifatius Druck Paderborn 2002 ISBN 3 89710 001 0 S 271 272 294 Jurgen Romer Bearb Kloster in Waldeck Zeugnisse aus einer fernen Epoche Begleitheft Konzeption und Realisation Arbeitsgruppe Kloster in Waldeck an der Philipps Universitat Marburg Museum Bad Arolsen 2001 ISBN 3 930930 08 0 S 48 54 Gerhard Neumann Kirche und Gesellschaft in der Grafschaft Waldeck am Ausgang des Mittelalters Dissertation Philipps Universitat Marburg 1997 Waldeckischer Geschichtsverein Bad Arolsen 2001 ISBN 3 932468 08 2 S 89 140ff Karl Heinemeyer Domus sancti Johannis Baptistae in Volkerdinchusen In Wilhelm Koh Hrsg Monasticon Windeshemense Teil 2 Hrsg Klaus Scholz Deutsches Sprachgebiet Archives et Bilbliotheques de Belgique Brussel 1977 S 436 449 Wilhelm Dersch Hrsg Hessisches Klosterbuch Nachdruck der 2 erg Auflage Elwert Marburg 1940 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Elwert Marburg 2000 ISBN 3 7708 1163 1 S 150 151 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Volkhardinghausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Augustinerchorfrauenstift Volkhardinghausen bei Kloster LAGIS Augustinerchorherrenstift Volkhardinghausen Gemeinde Bad Arolsen bei Kloster LAGIS Volkhardinghausen Landkreis Waldeck Frankenberg im Historischen Ortslexikon Hessen Jurgen Romer Waldeckisches Klosterleben Vortrag zur Hauptversammlung des Vereins fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abt Paderborn Korbach 2 April 2005 S 12 14 Kloster Volkhardinghausen Website der Stadt Bad Arolsen51 325 9 05245 340 Koordinaten 51 19 30 N 9 3 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Volkhardinghausen amp oldid 233969479