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Das Kloster Neuenberg war eine dem Patrozinium des Apostels Andreas unterstellte Propstei des Benediktinerklosters Fulda auf dem westlich von Fulda gelegenen Hugel Neuenberg aus dem die heutige Pfarrei St Andreas im Fuldaer Stadtteil Neuenberg hervorgegangen ist Kloster NeuenbergDie Klosterkirche von Westen mit den restl Konventsbauten links im HintergrundLage Fulda Neuenberg Andreasberg 5Liegt im Bistum FuldaKoordinaten 50 33 8 6 N 9 39 42 5 O 50 5524 9 6618 Koordinaten 50 33 8 6 N 9 39 42 5 OPatrozinium St AndreasGrundungsjahr 1023Jahr der Auflosung Aufhebung im Bauernkrieg 1525Mutterkloster Benediktinerabtei Fulda Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Weiterhin Reformkloster 1 2 Niedergang des Klosters 2 Krypta 3 Liste bekannter Propste 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lage von Neuenberg Neuoberg auf einer Kartes des Hochstifts Fulda von 1574Das Kloster wurde 1023 durch den Fuldaer Abt Richard von Amorbach 1039 am Neuenberg vor den Mauern der Stadt Fulda gegrundet Er wurde im von ihm gegrundeten Kloster am 20 Juli 1039 beigesetzt Seine Grabstelle befindet sich bis heute unverandert in der Klosterkirche St Andreas Es ist das einzige Abtsgrab in Fulda das aus der Zeit vor 1700 stammt 1 Bei der Grundung des Klosters am Neuen Berge des hl Andreas als Reformkloster durch den Fuldaer Abt Richard von Amorbach vor der Stadt Fulda war die Reformbedurftigkeit der Abtei Fulda ein zentrales Motiv Kaiser Heinrich II der sehr um das Wohl der Kirche besorgt war drangte die Fuldaer Monche 1013 zur Wahl des Abtes der bereits seit 1010 Abt von Amorbach war Die Monche fugten sich und wahlten in Richard zum ersten Male einen auswartigen Monch aus dem Kloster Amorbach zu ihrem Vorsteher Es wird vermutet dass Abt Richard auf dem Neuenberg ein eigenes Kloster grundete von dem aus er seine Anliegen die Durchsetzung der Gorzer Klosterrefom mit einem auserwahlten Konvent von Monchen durchfuhren konnte Von diesem Musterkloster sollte eine neue Stosskraft und eine reformierte Lebenshaltung auf das Benediktinertum und das gesamte Leben der Kirche ausgehen Bereits im 12 Jahrhundert entstand in der Nahe des Klosters das von Richard mit Grundbesitz wirtschaftlich gut gesichert worden war das Dorf Neuenberg Der erste Klostervorsteher war Bardo ein Verwandter des Kaisers Konrad II und spaterer Erzbischof von Mainz Die Probstei galt als wichtigste der Fuldaer Probsteien ihr Vorsteher war bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts Stellvertreter des Abts von Fulda Mit dem Kloster Neuenberg erhielt die sakrale Landschaft die das Kloster Fulda zum Mittelpunkt hatte einen Abschluss nachdem bereits im Norden das Kloster Frauenberg im Osten Kloster Petersberg und im Suden das Kloster Johannesberg als Filialkloster gebaut waren 1023 wurde die fertiggestellte Klosterkirche auf dem Neuen Berge des hl Andreas durch den Mainzer Erzbischof Aribo konsekriert Das neue Kloster beherbergte in den ersten Jahren etwa 25 Monche In der Mitte des Langsschiffes befand sich ursprunglich ein Lettner an dem ein Altar angebracht war Dieser Lettner trennte den Klausurteil der Kirche der den Monchen vorbehalten war von dem Kirchenraum den die Dorfbewohner betreten durften Das Kloster verfugte uber umfangreichen Grundbesitz siehe Propsteiamt Andreasberg Weiterhin Reformkloster Bearbeiten Anfang des 15 Jahrhunderts kam es im Kloster Neuenberg unter dem Dekan Franz von Bohmen der zuvor die Reformen von Kastl eingeleitet hatte zu einer Reform die auch ausserhalb einflussreich war Zu ihr gehorte die Beseitigung des Pfrundenwesens die einem Leben nach den benediktinischen Ordensregeln widersprach Neuenberg erwarb sich einen Ruf als Reformkloster sodass von hier Monche auch in nichtfuldische Kloster gesandt wurden um dort die Klosterreform voranzutreiben 2 Der damalige Probst Johannes von Angersbach 1426 besuchte das Konzil zu Konstanz um dort die Monchsreform zu propagieren ahnlich nahm Propst Arnold von Vache 1459 uber einen langeren Zeitraum am Konzil von Basel teil 3 Eine erste grosse Zerstorung erlitt das Kloster im Jahre 1441 durch eine grosse Feuersbrunst die die Klostergebaude grosstenteils vernichtete Der Wiederaufbau zog sich uber mehrere Jahrzehnte hin In dieser Zeit erlosch der Reformeifer der Monche von St Andreas Die gotische Johanneskapelle im ersten Turmgeschoss der St Andreaskirche wurde im Jahr 1480 von Propst Gerlach II errichtet Davon sind bis heute noch die Altarnische mit Durchblick zum Chorraum der Kirche die steinerne Mensa und ausserdem das gotische Kreuzrippengewolbe mit einem dreiblattrigen Kleeblatt als Schlussstein erhalten Zu Beginn des 16 Jahrhunderts wurde noch ein neues Dormitorium angefugt nbsp Lage des Klosters Neuenberg links der Ratgarbasilika auf einer Stadtansicht des Hochstifts Fulda von Sebastian Munster 1488 1552 zwischen 1544 und 1628 rechts das Kloster Michelsberg Niedergang des Klosters Bearbeiten Verheerende Zerstorungen brachte die Osterwoche 1525 als revoltierende Bauern aus Schwaben Franken und der Rhon die wahrend des Bauernkrieges bis nach Fulda vorgestossen waren das Kloster brandschatzten Laut der Beschreibung des Kurfurstenthums Hessen von Georg Landau aus dem Jahre 1842 waren es an 10 000 Mann stark die ihre reiche Beute verteilten Die Verwustung des Klosters war vermutlich so gross dass die vertriebenen Monche nicht mehr in ihr Kloster zuruckkehrten 4 1631 lebten wieder vier Monche im Kloster wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs verwaiste das Kloster erneut Im 17 Jahrhundert wurde das Gebaude der Klosterkirche St Andreas noch im Stil des Barock umgestaltet Zahlreiche Propste des Klosters erhielten dort ihr Grab noch heute sind 13 ihrer Grabdenkmale mit teils fur die Ortsgeschichte wichtigen Inschriften dort erhalten 5 6 Die endgultige Aufgabe klosterlichen Lebens erfolgte zu Beginn des 18 Jahrhunderts Die Klosterkirche diente dem Dorf seit 1710 als Pfarrkirche Hauptartikel St Andreas Fulda Neuenberg Zwischen 1946 und 1989 lebten Pallottiner in den Raumlichkeiten des fruheren Klosters Neuenberg und fungierten in der Kirchengemeinde auch als Pfarrer bzw Kaplan Krypta BearbeitenDie ottonische Krypta unter dem heutigen Altarraum ist seit der Grundung des Klosters unverandert geblieben Sie wird von vier Saulen mit attischen Basen und romanischen Wurfelkapitellen getragen Ebenfalls von hoher kunstgeschichtlicher Bedeutung sind Seccomalereien im ottonischen Gewolbe der Krypta die zeitlich in das Jahr 1025 zu datieren sind Sie sind einmalig in der mittelalterlichen Wandmalerei Aus ihrer Entstehungszeit gibt es in Deutschland nur auf der Insel Reichenau in der St Georgskirche vergleichbare Wandbilder 1932 wurden die alten Wandmalereien der Krypta bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckt und freigelegt Sie zeigen eine liturgische Prozession von 22 Engeln in Richtung Altar An der Ostwand in der Apsis befinden sich drei kleine romanische Fenster in deren Laibungen die alttestamentlichen Gestalten Abel Abraham und Melchisedek dargestellt Diese gelten seit fruhchristlicher Zeit als Opfervorbilder fur das Kreuzesopfer Christi und die Darbringung der Eucharistie Die Krypta der Klosterkirche befindet sich heute noch im Originalzustand unter der Propsteikirche St Andreas Es gibt nur noch zwei Krypten mit einem geschlossenen Sakralraum und Wandmalereien in Deutschland die aus ottonischer Zeit erhalten sind Die Krypta wurde am 3 Februar 2006 nach 15 jahriger Analyse und Restaurierung von Bischof Heinz Josef Algermissen wieder geweiht Besuche sind nach Absprache mit dem Pfarrburo moglich Liste bekannter Propste BearbeitenZwischen 1023 und 1802 wirkten auf dem Neuenberg insgesamt 60 Propste die die Entwicklung von Kloster und Ort in erheblichem Umfang gestalteten 5 Bardo 1023 1032 Marquard 1165 1168 nach der Absetzung als Abt durch Kaiser Friedrich Barbarossa Berthold von Mackenzell um 1273 Albert von Hornsberg um 1307 Heinrich von Wellnau 1312 1313 Heinrich von Haselstein 1313 1328 Volprecht Volpert von Riedesel um 1382 1387 Johann von Merlau um 1390 Karl von Bibra der Jungere 1401 1404 Berthold von Leibolz 1405 1410 Johannes von Angersbach 1416 1424 Arnold von Vache 1432 1459 Nikolaus von Kues ernannte ihn zum Visitator von Klostern 1451 Schreiben zur Durchfuhrung der Reformvisitation und zum papstlichen Legaten Gerlach II 1478 1501 Volpert Riedesel von Bellersheim 1514 1540 zuvor bis 1513 Abt von Hersfeld Philipp Georg Schenk zu Schweinsberg 1555 1567 von 1567 bis 1568 Furstabt auch Propst vom Michaelsberg in Holzkirchen und vom Johannesberg Balthasar von Dermbach 1568 1570 ab 1570 mit Unterbrechung bis 1606 Furstabt auch Propst vom Michaelsberg Johann Friedrich von Schwalbach 1593 1606 zuvor Propst von Michaelsberg und uberlappend Propst von Blankenau 1606 Furstabt und Propst vom Johannesberg Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg 1618 1623 danach Furstabt und Propst vom Johannesberg zuvor Propst in Blankenau und auf dem Michaelsberg Matthias Benedikt von Rindtorff 1640 1667 Johann Michael von Hochstetten Dekan von Fulda 1667 1683 zuvor Propst in Thulba auch Propst auf dem Petersberg Adalbert von Schleifras 1683 1700 zuvor Propst von Michaelsberg und teilweise uberlappend von Blankenau 1683 Dekan spater Furstabt von Fulda Benedikt von Rosenbusch 1707 1724 davor Propst in Blankenau in Thulba und auf dem Johannesberg Dekan Amand von Buseck 1724 1737 1737 Furstabt 1752 Furstbischof Leopold Specht von Bubenheim 1741 1755 zuvor Propst von Sannerz und vom Petersberg Karl Freiherr von Fechenbach 1755 1773 davor Propst auf dem Petersberg und auf dem Johannesberg Lothar Lotharius Freiherr von Breidbach zu Burresheim 1778 1794 davor Propst in Holzkirchen und auf dem Petersberg danach auf dem Andreasberg Benedikt Benedictus von Ostheim 1794 1802 davor Propst in ThulbaLiteratur BearbeitenJohannes Burkardt Fulda Neuenberg Andreasberg In Friedhelm Jurgensmeier u a Die benediktinischen Monchs und Nonnenkloster in Hessen Germania Benedictina 7 Hessen Eos St Ottilien 2004 S 465 479 ISBN 3 8306 7199 7 Christine Kenner Probstei Neuenberg mit St Andreas In Thomas Heiler Hrsg Fulda das Stadtlexikon Parzeller Fulda 2019 S 396 397Einzelnachweise Bearbeiten Gereon Becht Jordens Richard In Neue Deutsche Biographie Neue Deutsche Biographie Band 21 2003 S 506 507 online Josef Leinweber Reform von Fulda In Ulrich Faust Franz Quarthal Hrsg Die Reformverbande und Kongregationen der Benediktiner im deutschen Sprachraum St Ottilien 1999 S 409 418 Gisela Frisch St Andreas als bedeutendes Kloster in der Reformbewegung des 15 Jahrhunderts In Paul Bohl Hrsg St Andreas in Fulda Neuenberg Kloster und Gemeinde Neuenberg Verlag Michael Imhof Petersberg 1998 S 57 66 Georg Landau Beschreibung des Kurfurstentums Hessen 1842 S 483 Vgl zum Verlauf des Aufstands auch Wolfgang Seewald Christian Aschenbrenner Buchenland in Bauernhand Der Bauernkrieg im Hochstift Fulda Ulenspiegel 1995 S 138 ff Dort wird im Unterschied zu Verwustungen anderer Kloster der Neuenberg nicht erwahnt a b Vgl Paul Bohl Die Neuenberger Propste in ders Hrsg St Andreas in Fulda Neuenberg Kloster und Gemeinde Neuenberg Verlag Michael Imhof Petersberg 1998 S 137 180 Vgl auch Neuenberger Grabdenkmale LAGIS Suche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Neuenberg amp oldid 235756537