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Kloster Marienborn lat Fons beatae Mariae in Zulpich Hoven ist eine ehemalige Zisterzienserinnenabtei am Rande der Eifel Es wurde im Jahre 1188 durch Zisterzienserinnen aus dem Kloster Sankt Thomas an der Kyll gegrundet Zu den vornehmsten Klosterbewohnern zahlt der Hl Hermann Joseph von Steinfeld der hier kurze Zeit lebte und im Jahre 1246 verstarb Die heute noch existierende Klosterkirche beherbergt die Hovener Madonna eine der bedeutendsten romanischen Skulpturen des Rheinlandes aus dem 12 Jahrhundert 1 In der Apsis sind Mauersteine mit romischen nicht keltischen wie im Bildband den es an der Pforte gibt beschrieben Schriftzeichen verbaut Man erkennt die lateinischen Inschriften die auf ein Matronenheiligtum deuten 2 Innenhof der Fachklinik fur Psychiatrie und Psychotherapie im ehemaligen Kloster MarienbornKloster Marienborn Eifel Luftaufnahme 2016 1888 wurden die Klostergebaude von der Kolner Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl Augustinus ubernommen die hier die Krankenanstalten Marienborn einrichteten eine Pflegeanstalt zur psychiatrischen Versorgung von schwer psychisch kranken Frauen Seit 1985 ist diese als Fachklinik fur Psychiatrie und Psychotherapie in die regionale Vorsorge des Kreises Euskirchen mit eingebunden Inhaltsverzeichnis 1 Klostergeschichte 2 Krankenanstalten Marienborn 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKlostergeschichte BearbeitenDer Kolner Erzbischof Philipp von Heinsberg ubertrug den in Sankt Thomas Eifel beheimateten Zisterzienserinnen im Jahre 1188 die Marienkirche in Zulpich Hoven die Mittelpunkt einer neuen Niederlassung ihres Ordens werden sollte 3 Zwischen dem Mutterhaus und der neuen Klostergrundung wurden die Besitzungen des Ordens geteilt Einzelheiten dieser Teilung sind in den Kolner Schreinsurkunden festgehalten Das neue Kloster erhielt demnach die im Erzbistum Koln befindlichen Liegenschaften dem Mutterhaus verblieben die im Erzbistum Trier liegenden 4 Das Patronat der Hovener Marienkirche lag von Alters her in den Handen der Zulpicher Priesterbruderschaft vom Heiligen Geist der auch Dietrich I von Hengebach und der Kolner Erzbischof selbst angehorten Zugunsten des neuen Klosters verzichtete 1190 die Bruderschaft auf dieses Privileg und ubertrug dem Kloster zahlreiche ihrer Besitzungen darunter ein Gut in Kessenich Euskirchen und die Nonnenmuhle in Linzenich So ausgestattete erlangte die Klosterniederlassung 1191 die Bestatigung durch Papst Coelestin III Weitere Besitztumer kamen von Lothar von Hochstaden dem Vater des spateren Kolner Erzbischofs Konrad von Hochstaden hinzu Von Kloster Marienborn aus wurden zwei weitere Ordensfilialen gegrundet 1197 das Kloster Walberberg bei Bornheim im Rheinland und 1218 das Kloster Frondenberg im westfalischen Unna Als besonderes Ereignis der Klostergeschichte wird die Anwesenheit des Steinfelder Kanonikers und spateren Heiligen Hermann Joseph von Steinfeld herausgestellt der im Fruhjahr 1246 von seinem Abt als Fastenprediger auf Wunsch des Marienborner Konvents nach Hoven gesandt worden war Der schon zu Lebzeiten hochverehrte Pramonstratenser verstarb aber kurz nach seiner Ankunft in Hoven am 7 April 1246 und wurde im Kloster Marienborn bestattet Daruber kam es zum Streit mit dem Kloster Steinfeld Erst nach Vermittlung des Kolner Erzbischofes waren die Hovener Ordensfrauen bereit einer Uberfuhrung des Leichnams nach Steinfeld zuzustimmen 5 Aus dieser Zeit stammen die staufischen Schmuckelemente der Apsis wie den typischen Saulen Pilastern und Kapitellen Im Jahre 1466 wurde die Klostergebaude durch einen Brand stark beschadigt Spatere Kriegsunruhen fuhrten zu weiteren erheblichen Einnahmeverlusten so dass der Konvent sich nicht mehr selbst unterhalten konnte Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern wurde 1525 die im Klosterbezirk stehende Marienkirche die bis dahin unabhangige Pfarrkirche war dem Kloster inkorporiert einverleibt Damit wurde der Konvent Nutzniesser der reichen Pfrunde der Marienkirche zu der das Haus Spitz in Zulpich und einige Hauser in Klosternahe sowie der bei Hoven liegende Weiler Floren und die Dorfer Schwerfen und Oberelvenich gehorten Die Klosterkirche wurde mit einer Nonnenempore ausgestattet und ein Kreuzgang wurde angebaut Im Dreissigjahrigen Krieg wurde es 1642 ebenso wie die Stadt Zulpich und die Hovener Pfarrkirche St Margaretha durch hessische Soldner geplundert und eingeaschert Die Ordensschwestern verlegten ihren Wohnsitz nach Koln Nach einem weiteren schweren Brand wurde 1722 unter der Abtissin Leonora von Bonninghausen zu Waldeck mit dem Wiederaufbau der Klosteranlage begonnen Dieser wurde 1777 vollendet Seit dem 13 Jahrhundert stand das Kloster unter der Aufsicht des Abtes von Heisterbach spater des Abtes von Altenberg Seine vorrangige Aufgabe die Aufnahme und Erziehung der unverheirateten Tochter des rheinischen Adels brachte eine zunehmende Verweltlichung des Klosterlebens mit sich In den Visitatonsberichten des 17 18 Jahrhunderts wurde mehrfach die Klosterzucht bemangelt und strenge Massnahmen zu deren Forderung angeordnet Abt Henning von Altenberg gab den Nonnen 1710 eine charta mit Verhaltensregeln die diese aber nicht befolgten 1765 berichtete Abt Hoerdt dem Generalkapitel des Ordens Sie sind und bleiben dem Orden undankbar und kaum in Zucht zu halten 6 1793 wurde die Abtissin Gertrudis von Brackel wegen Verfehlungen gegen die Klosterzucht fur 12 Jahre von ihrem Amt suspendiert Im Zuge der franzosischen Besetzung der Rheinlande unterlag das Kloster 1802 der Sakularisation und man verkaufte es an einen Bonner Geschaftsmann fur 28 000 Franken Die Kirche wurde ebenfalls profaniert und als Scheune genutzt nbsp 1525 wurde die Marienkirche in Zulpich Hoven zur Klosterkirche der Marienborner Zisterzienserinnen Hier die heutige Klosterkirche von Nordwesten nbsp Die Hovener Madonna aus dem 12 Jahrhundert in der Klosterkirche Marienborn zahlt zu den bedeutendsten Kulturschatzen des Rheinlandes nbsp Pieta aus dem 16 Jahrhundert in der Klosterkirche Marienborn nbsp Triptychon mit holzgeschnitzter Kreuzigungsgruppe in der Klosterkirche MarienbornKrankenanstalten Marienborn Bearbeiten1888 erwarb die aufstrebende Kolner Ordensgemeinschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl Augustinus den verwahrlosten Klosterkomplex fur 48 000 DM um hier eine private Heil und Pflegeanstalt fur unheilbar geisteskranke katholische Frauen einzurichten Zu diesem Zwecke wurden die Klosteranlagen instand gesetzt und umgebaut Von der historischen Bausubstanz waren die Kirche mit dem Nordflugel des Kreuzganges die Sakristei und die Hermann Josef Kapelle erhalten geblieben sowie grossere Teile der ehemaligen Klausur Die Klosterkirche wurde von Kolner Architekten Theodor Kremer restauriert und 1891 als Anstaltskirche neu konsekriert die Klausurgebaude zur Unterbringung der Kranken eingerichtet Bereits im ersten Jahr konnte man in einem Flugel 50 pflegebedurftige Patienten aufnehmen 7 Anfang 1891 befanden sich bereit 250 pflegebedurftige Frauen in Obhut der neuen Pflegeeinrichtung Mit der Zunahme der Patientinnen wuchs auch das Pflegepersonal Im Jahr 1937 wurden von 99 Ordensschwestern 702 Frauen betreut Die meisten waren Langzeitpatientinnen die an Epilepsie geistiger Behinderung oder manischer Depression litten Sie kamen auf private Initiative in die Einrichtung und zahlten einen monatlichen Pensionspreis oder eine einmalige Abfindung Seit 1926 leitete ein Anstaltsarzt die medizinisch therapeutische Versorgung 1930 stellte man ihm eine Assistenzarztin zur Seite Die Arzte schulten das Pflegepersonal in Hinblick auf die besonderen Belange geisteskranker Patienten und achteten auf die fachgerechte Pflege Dabei wurde das in den 1920er Jahren ubliche Prinzip der Bettbehandlung bei unruhigen Patientinnen abgelost und durch eine aktivierende Krankenbehandlung ersetzt bei der die Patientinnen von den Arzten entsprechend ihrem Behinderungsgrad fur verschiedene Arbeiten in der Haus und Landwirtschaft eingesetzt Eine medikamentose Behandlung war selten Die von den Cellitinnen gefuhrte Einrichtung stand im Kreis Euskirchen in einem guten Ruf der durch regelmassige Visitationen durch die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz bestatigt wurde Besonders betroffen war die Hovener Krankenanstalt in der Zeit des Nationalsozialismus von der NS Gesetzgebung zur Rassenhygiene und deren Vollzug Ab 1933 besichtigte die Reicharbeitsgemeinschaft Heil und Pflegeanstalten die Einrichtung und nach 1940 wurden diese Visitationen von der Gestapo durchgefuhrt 8 Der leitende Anstaltsarzt hatte Meldebogen uber nicht mehr arbeitsfahige Patienten zu erstellen die aus der Hovener Anstalt angeblich in andere Einrichtungen verlegt werden sollten Spater suchte die Gestapo selbst diese Opfer aus Der Abtransport erfolgte dann ab Februar 1941 durch das NS Unternehmen Gekrat im Rahmen der Aktion T4 Die benannten Patienten wurden teilweise mit Zwischenunterbringungen in die NS Totungsanstalt Hadamar gebracht wo sie durch Vergasen Giftspritzen oder Uberdosierung von Medikamenten getotet wurden Teilweise begleiteten die Ordensschwestern die Transporte bis in das Zwischenlager Andernach Auch wurden Heimbewohner vorzeitig entlassen um sie vor dem Abtransport zu schutzen Von Februar 1941 bis Januar 1943 wurden auf diesem Wege in acht Transporten insgesamt 490 Patientinnen der Hovener Krankenanstalt abtransportiert und ermordet 9 Die freigewordenen Raume belegten die Koln Riehler Anstalten ein Kolner Altenheim mit pflegebedurftigen alteren Frauen In den letzten Kriegsjahren mussten auch diese Patienten aus den Raumen weichen weil diese als Lazarett oder Sauglingsstation gebraucht wurden Nach der Bombardierung des Zulpicher Krankenhauses wurden hier auch ortsansassige Kranke und Verletzte medizinisch versorgt Am 3 Marz 1945 besetzten die Amerikaner Kloster Marienborn Literatur BearbeitenHeribert van der Broek Die Geschichte des alten Zisterzienserklosters in Zulpich Hoven In Kreis Euskirchen Jahrbuch 1976 Euskirchen 1975 Heribert van der Broek Die Klosterkirche Marienborn ein romanisches Kunstwerk In Kreis Euskirchen Jahrbuch 1977 Euskirchen 1976 Paul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Bd 1 Kreises Euskirchen Dusseldorf Schwann 1900 Paul Heusgens Geschichte des Dorfes und Klosters Hoven bei Zulpich Euskirchen 1931 Paul Heusgens Das Dekanates Zulpich Geschichte der Pfarreien der Erzdiozese Koln hrsg von Robert Haass 2 3 Siegburg 1958 Harald Herzog und Norbert Nussbaum Bearb Denkmaler im Rheinland 9 5 Stadt Zulpich Koln 1988 Harry Seipolt Zwangssterilisation und NS Euthanasie in der Region Aachen Aachen 1995 ISBN 3 89399 217 0 Gabriele Runger Die Opfer der Rassenhygiene Zwangssterilisation Euthanasie und Rassenwahn In Geschichtsverein des Kreises Euskirchen e V Hrsg Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen Die braune Vergangenheit einer Region Euskirchen 2006 ISBN 3 935221 72 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Marienborn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Harald Herzog und Norbert Nussbaum Bearb Denkmaler im Rheinland 9 5 Stadt Zulpich Koln 1988 S 164 Juergen Kaiser Romanik im Rheinland Hrsg Grevenbroich Verlag Koeln Darstellung nach Heribert van der Broek Die Geschichte des alten Zisterzienserklosters in Zulpich Hoven In Kreis Euskirchen Jahrbuch 1976 Euskirchen 1975 S 56 ff Robert Hoeniger Kolner Schreinsurkunden des 12 Jahrhunderts Bonn 1884 Karl Koch u a Die Vita des Pramonstratensers Hermann Joseph von Steinfeld Koln 1958 Hans Mosler Die Cistercienserabtei Altenberg Germania Sacra Neue Folge 2 Walter de Gruyter amp Co Berlin 1965 S 86 Digitalisat Gabriele Runger Die Opfer der Rassenhygiene Zwangssterilisation Euthanasie und Rassenwahn Euskirchen 2006 S 723f Gabriele Runger Die Opfer der Rassenhygiene Zwangssterilisation Euthanasie und Rassenwahn Euskirchen 2006 S 727ff Harry Seipolt Zwangssterilisation und NS Euthanasie in der Region Aachen Aachen 1995 S 97f 50 683863 6 644439 Koordinaten 50 41 1 9 N 6 38 40 O Normdaten Korperschaft GND 7762811 1 lobid OGND AKS VIAF 216998807 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Marienborn Eifel amp oldid 219709702