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Das Kleinkastell Visegrad Gizellamajor war eine romische Garnison die als spatantike Grenzfestung fur die Bewachung eines Donauabschnitts des pannonischen Limes Limes Pannonicus zustandig war Der Strom markierte in weiten Abschnitten die romische Reichsgrenze Das vollstandig ergrabene und sichtbar gemachte Kleinkastell liegt am Sudufer des Flusses fast genau uber dem Scheitelpunkt des Donauknies Gizellamajor ist ein westlicher Ortsteil der Gemeinde Visegrad Plintenburg im ungarischen Komitat Pest Die Befestigung ist aufgrund ihrer Formgebung Grosse und inneren Struktur bisher einzigartig am pannonischen Limes Kleinkastell Visegrad GizellamajorLimes Pannonischer LimesAbschnitt 3Datierung Belegung Constantius II bis Ende des ersten Drittels im 5 Jh Typ KleinkastellGrosse 34 3 34 3 mBauweise SteinErhaltungszustand Baureste unter einem provisorischen Schutzdach gesichertOrt VisegradGeographische Lage 47 45 39 3 N 18 55 50 1 O 47 760916666667 18 930580555556 108Hohe 108 mVorhergehend Castra ad Herculem nordwestlich Anschliessend Burgus Visegrad Lepence nordostlich Der Limes Pannonicus am Pilisgebirge Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Mittelkaiserzeitlicher Wachturm 3 2 Konzeption des spatantiken Kleinkastells 3 3 Innenbebauung 4 Vicus 5 Graberfeld 5 1 Grabbeigaben um 355 bis um 365 5 2 Grabbeigaben Ende 4 Jh bis fruhes 5 Jh 6 Weiteres Fundmaterial 6 1 Munzen 6 2 Keramik 6 3 Glas 6 4 Metallobjekte 6 5 Knochenarbeiten 7 Nachromische Entwicklung 8 Denkmalschutz 9 Siehe auch 10 Literatur 10 1 Allgemein 10 2 Einzelstudien 11 Weblinks 12 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Das Donauknie Im Vordergrund die Obere Burg uber der Stadt Visegrad Am rechten Ufer der Sankt Michaels Berg Das Kleinkastell von Visegrad Gizellamajor liegt unterhalb eines kleinen Steinbruchs der genau uber der Turmspitze der Burg zu sehen ist Die Unterhanglage des Kleinkastells am Scheitelpunkt des Donauknies nahe der sog Domos Bucht und rund 1200 Meter ost sudostlich der Schiffsanlegestelle von Domos war strategisch sehr gut gewahlt Von diesem Punkt aus konnte der Schiffsverkehr in nordlicher nordwestlicher und nordostlicher Richtung ohne Hindernisse eingesehen werden Dort befanden sich mindestens sechs Burgi turmartige Kleinfestungen die ebenfalls in der Spatantike entlang dieses Abschnittes errichtet wurden Sowohl mit diesen Stationen als auch mit der im Nordwesten auf einem Hugelplateau gelegenen grossen Garnison Castra ad Herculem und dem im Nordosten auf einem Auslaufer des Visegrader Gebirges uber der Donau errichteten Kastells Pone Navata das im Laufe des 4 Jahrhunderts zu einem Burgus ruckgebaut wurde konnte die Besatzung von Gizellamajor optische Signale austauschen und so im Notfall Kontakt halten Der insbesondere in der Spatantike mit grossem Aufwand betriebene dichte Ausbau der Grenzanlagen in diesem Gebiet hatte seine Ursache in der ernstzunehmenden Bedrohung Pannoniens durch den am gegenuberliegenden Ufer im sog Barbaricum lebenden Stamm der germanischen Quaden der oft als unerbittlicher Gegner Roms auftrat Der an den nahen Flusssaum grenzenden Kleinfestung liegt am nordlichen Donauufer eine grosse Landzunge gegenuber die als machtiger Sporn des umliegenden Hugellandes den Sankt Michaels Berg tragt den der Strom in einem weiten Bogen umfliessen muss Die sudliche Uferzone der Donau wird durch das hinter dem Fundplatz ansteigende Pilisgebirge begrenzt dessen kurze Auslaufer bis unmittelbar an den schmalen Schwemmlandstreifen des Stroms heranreichen Aufgrund der geologischen Gegebenheiten besteht das anstehende Gesteinsmaterial am Pilisgebirge aus vulkanischem Verwitterungsschutt feinerem und groberen Andesittuff der an manchen Stellen durch Lossschichten und feinkornigen Tuff uberdeckt wird 1 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Der Innenhof des unzuganglichen Kleinkastells mit dem provisorischen Schutzdach Blick nach Suden Zustand 2012 Der in Ungarn haufiger anzutreffende Ortsname Gizellamajor erinnert an die erste ungarische Konigin Gisela von Bayern die um 995 Stephan I ehelichte Eine erste Erwahnung des spateren Fundgebietes findet sich 1964 nach einer Gelandebegehung des Archaologen Sandor Soproni 1926 1995 Durch das ab 1977 an der Donau projektierte Staustufensystem Gabcikovo Bos Nagymaros war auch der Bereich um das Kleinkastell Visegrad Gizellamajor aufgrund geplanter Kanalisierungs bzw Eindeichungsmassnahmen von der Zerstorung bedroht 2 Daher wurden grossflachige Rettungsgrabungen an den Uferzonen notwendig die 1988 im Visegrader Ortsteil Gizellamajor in Angriff genommen wurden In deren Verlauf konnten die leitenden Archaologen Daniel Groh und Peter Grof noch im gleichen Jahr bisher unbekannte romische Mauern aufdecken Seit 1984 fanden auf Initiative von Umweltschutzern massive Protestaktionen gegen das Stau und Kraftwerksgrossprojekt statt sodass schliesslich 1989 die Arbeiten auf ungarischer Seite eingestellt wurden Damit waren auch die archaologischen Bodendenkmaler am Donauknie vor der endgultigen Zerstorung bewahrt worden Bei Gizellamajor begannen daraufhin umgehend planmassige Ausgrabungen die mit kurzzeitigen Unterbrechungen bis ins Jahr 2004 andauerten Der nordliche Abschnitt des Kleinkastells unter der Bundesstrasse 11 konnte trotz zahlreicher Versprechungen von Seiten der Behorden die Strasse zu verlegen bislang noch nicht untersucht werden Die Uberreste des Kleinkastells wurden nach Abschluss der Untersuchungen konserviert und bis auf weiteres mit einem provisorischen holzernen Schutzbau vor Witterungseinflussen gesichert Dieser soll spater durch eine dauerhafte Konstruktion im Rahmen eines archaologischen Parks ersetzt werden Bis dahin verhindert auch ein Maschendrahtzaun den verbotenen Zutritt zum Gelande Baugeschichte BearbeitenMittelkaiserzeitlicher Wachturm Bearbeiten Als vorkastellzeitliche Fundstucke sind ein Dupondius des Vespasian oder Titus ein Denar des Mark Aurel ein Ziegelstempel der Cohors I Ulpia Pannoniorum und einige Mauerreste unter dem Niveau des 4 Jahrhunderts entdeckt worden Soproni hatte bei seiner Oberflachenuntersuchung angenommen dass diese Fundstucke zu einem fruheren Wachturm gehort haben konnten 3 Konzeption des spatantiken Kleinkastells Bearbeiten nbsp Ansicht der ergrabenen Anlage nbsp Das Kleinkastell Tetrapyrgium am Limes Arabicus Die nach Aussage der Ausgraber unter Kaiser Constantius II 337 361 4 gegrundete Festung von Gizellamajor gehort zu jenem Typ spatantiker Kleinkastelle der mit einem streng geometrisch gegliederten Aufbau noch stark an altere militarische Bautraditionen erinnert Anlagen wie in Visegrad Gizellamajor sind aus den entferntesten Provinzen bekannt So folgt beispielsweise der Grundriss des 38 2 37 2 Meter 5 grossen Kleinkastells Tetrapyrgium an der Strata Diocletiana in Syrien einem sehr ahnlichen Aufbau 6 Wahrend der Planungs und Markierungsphase der Anlage im Gelande nutzten die romischen Ingenieure geometrische Grundformen wie das Quadrat und die daraus resultierende Diagonale Der Festungsgrundriss wird durch eine 34 3 34 3 Meter 2 grosse quadratische Wehrmauer mit 1 80 Meter dicken Wanden eingegrenzt in deren durch Diagonalen gebildeten Schnittpunkt eine Groma das Hauptvermessungsinstrument gestanden hat Nachberechnungen zeigen dass diese sicherlich im Vorfeld der Erbauung festgelegten Massvorgaben sehr genau eingehalten worden sind Auch die Gesamtausrichtung der Befestigung im Gelande die einer gedachten Nord Sud bzw West Ost Achse folgt bestatigt diese sorgfaltige Planung Alle vier Ecken der Umwehrung wurden durch einen weit uber die Kurtinen hervorspringenden Facherturm gesichert das einzige Tor befand sich an der Pratorialfront der dem Feind zugewandten Seite des Kleinkastells 3 Diese stand der Donau und dem am gegenuberliegenden Ufer angrenzenden Barbaricum gegenuber Dort lebte in der Spatantike der germanische Stamm der Quaden Innenbebauung Bearbeiten nbsp Rekonstruktionsversuch der Fortifikation nbsp Die sudwestliche Kastellecke nbsp Der nordwestliche Lagerbereich nbsp Nordwestausgang aus dem Raum vor dem Kastellbad Im Inneren der Anlage wurde eine an die Kurtinen gelehnte Bebauung festgestellt die sich um einen offenen Hof gruppierte Ein kleines heizbares Bad war in den nordwestlichen Eckturm eingebaut worden Die im 4 Jahrhundert errichtete Fortifikation wurde wahrend der Regierung Kaiser Valentinians I renoviert Am Ende dieses Jahrhunderts siedelten barbarische Foederaten hinter den Wehrmauern 3 bis das Kleinkastell gegen Ende des ersten Drittels im 5 Jahrhundert endgultig verlassen wurde An mehreren Stellen war der romerzeitliche Laufhorizont aus einer dunnen Lehmschicht noch zu ermitteln In der Sudwestecke der Befestigung wurde dieser Lehmboden unter einer Zerstorungsschicht aus verkohlten Pfosten und Balken festgestellt Die Grundlage dieses Bodens bildete dort eine einheitliche schotterige und ungestorte Schicht Der an die ostliche Kurtine angebaute Ostflugel war 22 75 6 35 Meter gross seine Wande rund 60 bis 70 Zentimeter stark Wahrend des valentinianischen Umbaus wurden hier zwei mit Lehm gebundenen Trennwande errichtet die nur schwach fundamentiert waren Einer der neuen Raume erhielt eine Kanalheizung die ein unregelmassiges L bildete Im sudwestlichsten Raums des Sudflugels befand sich ein Ofen im wahrend des valentinianischen Umbaus eingerichteten Raum daneben eine Darre Die dort eingerichtete L formige Kanalheizung barg unter anderem sekundar verwendete Ziegeln mit dem Stempel der Coh ors I Ulp ia Pan noniorum In der Nordostecke am dort errichteten Eckturm konnten unter anderem 30 Zentimeter uber einem angetroffenen Schwellenstein drei oder vier Balkenlocher festgestellt werden die moglicherweise zu einer Treppe gehort haben uber die man in das Obergeschoss des Turmes gelangte 2 Wahrend der Grabungen stellte sich heraus dass der Schwellenstein auf seiner unteren Flache eine Reliefverzierung zeigte Der Stein war wahrend der valentinianischen Renovierung als Spolie eingesetzt worden und konnte ursprunglich das Stirnelement eines Architravs gewesen sein der zu einem als Adikula gestalteten Grabbau gehorte 4 Im Westflugel wurde ein 22 5 5 Meter grosser Raum ergraben in dem offensichtlich auch industrielle Tatigkeiten stattgefunden haben In der dort untersuchten Planierschicht auf der das Kastell und dieser Raum gegrundet wurden fanden sich einige wenige spatromische Grobkeramikbruchstucke sowie ein glasiertes Keramikstuck die sich in die Epoche von Constantius II datieren lassen 7 Die Archaologen konnten Umbaumassnahmen am Kleinkastell beobachten So wurde an der westlichen Aussenmauer im Winkel zum Nordwestturm in dem sich das heizbare Bad befand ein kleiner rechteckiger Raum angebaut Die Bebauung an der Nordmauer wurde weiter nach Suden vorgeschoben wodurch sich die Flache des Innenhofs verkleinerte Zusatzlich wurde die Tordurchfahrt im Inneren durch einen sich davorschiebenden Raum wesentlich enger gestaltet Vicus BearbeitenDas zum Kleinkastell gehorende Lagerdorf Vicus genannt das sich meist kurz nach der Errichtung einer romischen Garnison zu entwickeln begann ist bis heute noch relativ unbekannt Die Ausgraber konnten bis 2004 eine 40 bis 100 Zentimeter starke Kulturschicht unmittelbar sudostlich der Befestigung wahrnehmen Einzig die Reste eines steinernen Ofens zeugen von der ehemaligen Bebauung Und auch im Sudwesten hinter dem Kleinkastell wurden wahrend verschiedener Suchschnitte in den dortigen Losshugel zwei unterschiedliche Ofentypen angetroffen Bereits im letzten Drittel des 4 Jahrhunderts zur Zeit Kaiser Valentinians I hatte der Vicus aufgehort zu existieren Davon zeugen mehrere Graber die in jener Zeit auf dem einstigen sudwestlichen Siedlungsgelande angelegt wurden Fur eine Bestattung war die Aschengrube eines Ofens wiederverwendet worden Der Vicus von Gizellamajor mit seiner starken Kulturschicht macht deutlich dass die wissenschaftliche Uberlegung wonach Zivilbevolkerung und Militar gemeinsam in den spatromischen Militaranlagen ihren Platz hatte nicht verallgemeinert werden kann Den fruhesten Zeitpunkt fur die Anlage des Lagerdorfes haben die Archaologen in das 5 Jahrzehnt des 4 Jahrhunderts gelegt Sein Ende sehen sie bereits in den 360er Jahren Damit ware die Entwicklung der Zivilansiedlung offensichtlich bereits in einer sehr fruhen Phase wieder zu Ende gegangen weshalb nur wenige bauliche Reste gesichert werden konnten Der unter militarischer Kontrolle stehende Vicus kann mit den ahnlichen Anlagen der pannonischen Binnenfestungen verglichen werden Erst mit der Auflassung des Lagerdorfes kann mit zivilen Siedlern im Kleinkastell von Gizellamajor gerechnet werden Einige Raume deren Zugange zunachst vermauert worden sind bevor nachtraglich Kanalheizungen eingebaut wurden konnten ein Hinweis auf Zivilisten hinter den Wehrmauern darstellen Diese Art von Umbau konnte im nordostlichen und wahrscheinlich auch im westlichen Flugel des Kleinkastells festgestellt werden Zeitgleich mit den Umbauten stieg die Zahl aufgefundenen Werkzeuge die auch in einem landwirtschaftlichen Bezug gesehen werden konnten sehr deutlich an Am zahlreichsten waren Axte Beile und Haken daneben fanden sich Bohrer Ahlen eine Sense ein Sageblatt eine Spitzhacke sowie ein Messer das beim Weinbau Verwendung fand Ausserdem konnten uber ein Dutzend Mahlsteine sowie Fragmente von Handmuhlen gesichert werden Die meisten der aufgefundenen Werkzeuge finden sich allerdings auch in rein militarischen Fundkomplexen Graberfeld BearbeitenBis 2004 wurde sudwestlich des Kleinkastells auf der Kuppe des dort befindlichen Losshugels ein Friedhof mit 226 Grabern freigelegt Die Archaologen entdeckten uberraschenderweise auch vorgeschichtliche Bestattungen der Grabhugelkultur und fanden ein einzelnes Awarengrab Die spatromischen Bestattungen lassen sich in drei Gruppen aufteilen Es fanden sich rechteckige Grabgruben teilweise mit abgerundeten Ecken An einigen dieser Graber wurden kleine Boschungen festgestellt die das Grab ursprunglich uber dem Boden sichtbar machten Als nachste kleinere Gruppe wurden Kistengraber aus flachen Steinplatten festgestellt von denen einige unregelmassig zusammengesetzte 50 60 Zentimeter hohe Steinhugel besassen Die letzte und kleinste aus zwei Bestattungen bestehende spat angelegte Gruppe waren Grabbauten bei deren Erstellung Dachziegel und oder Ziegelsteine Ziegelplattengraber verwendet worden sind Mehr als zwei Drittel der Graber zeigten eine klassisch christliche westostliche Ausrichtung Nur knapp uber 10 Prozent sind von Ost nach West orientiert Am schwierigsten gestaltet sich die Datierung der wenigen nord sudlich und sud nordlich ausgerichteten Bestattungen sowie derjenigen die mit Ausnahme von einigen handgeformten Gefassen keine Beigaben besassen Es zeigt sich keine Beziehung zwischen der Grabausrichtung und dem Grabtyp Unter den Verstorbenen waren insgesamt 75 Kinder und 64 Frauen Die vermeintlich reicheren und in ihrem Status hoheren Kistengraber waren zumeist ausgeraubt Grabbeigaben um 355 bis um 365 Bearbeiten Die meisten wahrend der Grabungen aufgefundenen Beigaben waren Bestandteile von Trachten der spatromischen Epoche darunter Fibeln aus Bronze vergoldetem Silber und Gold Die Stucke konnten mit wertvollen Steinen verziert sein Ausserdem fanden sich Glasperlen der verschiedensten Machart ein Fingerring mit einer Bernstein Kamee in die der Kriegsgott Mars graviert war verzierte Gurtel und Schnallen Armreifen aus Bronze Knochen und Eisen Spiegel und vieles weitere Eine Fibel war birnenformig in den Bugel einer Zwiebelknopffibel war die Inschrift VTERE FELIX nutze sie glucklich graviert 8 Grabbeigaben Ende 4 Jh bis fruhes 5 Jh Bearbeiten Die zweite Gruppe der Grabbeigaben konnten die Ausgraber der nachkastelldorflichen Periode zuordnen in der sie die Zivilisten als zusatzliche Bewohner der Garnison vermuten Den Verstorbenen wurden vielflachige Ohrringe halbmondformige silberne Anhanger Fibeln aus Bronze oder Eisen und Schnallen mit schnabelformigen Spitzen mitgegeben Diese Schnallen fanden sowohl fur Gurtel als auch Schuhriemen Verwendung In einem Grab wurde ein Ring mit dem Christusmonogramm entdeckt Neben diesen Werkstucken fanden sich zwei grundsatzliche Arten nachvalentinianischer Keramik die zumeist an den Fussen der Toten platziert worden ist Zum einen auf der Topferscheibe gedrehten Arbeiten zum anderen ursprunglich barbarische handisch aufgebaute Behaltnisse Es fand sich keine polierte Ware Zu den exquisiten Fundstucken gehoren glaserne Flaschen und Becher Wahrend das eine aus Ziegeln erstellte Grab bereits ausgeraubt vorgefunden wurde wurden in dem zweiten mehrere spatromische Skelette entdeckt Dieser Grablege besass ein verputztes Gewolbe das mit einer roten Gitterdekoration bemalt worden war Bemerkenswerterweise fehlen spatere Bestattungen Die Ruinen des Kleinkastells werden erst ab der Mitte des 5 Jahrhunderts von neuen Landesherren den Hunnen aufgesucht die in den verfallenden Mauern ihre Verstorbenen bestatteten Weiteres Fundmaterial BearbeitenMunzen Bearbeiten Die meisten bis 2004 entdeckten Munzen 92 Prozent stammen aus dem 4 Jahrhundert Von diesem Stucke wiederum gehoren 75 Prozent der Epoche Kaiser Konstantins des Grossen 306 337 und Kaiser Constantius II 337 361 Die jungsten Fundobjekte konnten in die Zeit zwischen 378 und 383 datiert werden Keramik Bearbeiten Es wurden bis 2004 insgesamt 3555 Scherben geborgen Von diesen Bruchstucken machte das einheimische Topfergut 82 Prozent aus 7 6 Prozent fielen auf die eingeglatteten Ware und fast die gleiche Menge 6 6 Prozent auf glasiertes Steinzeug Endre Toth erwahnt in Zusammenhang mit den eingeglatteten Stucken dass an mehreren Stellen Gittermusterkeramik aufgefunden wurde 9 Das gemeinsame Vorkommen von eingeglatteten und glasierten Stucken ist fur viele spatromische Siedlungsplatze und Graberfelder in Ungarn charakteristisch 10 Mehrere Volker in einem sehr grossen Kulturraum haben in der romischen Spatzeit vom 4 bis 5 Jahrhunderts die Mode der eingeglattete Keramik aufgegriffen Daher sind heute die Theorien uber eingeglattete Keramik vielfaltig und sehr umstritten 11 Fruhere Werke wie die von Herbert Mitscha Marheim in denen noch als reiner sogenannter Foederatenkeramik gesprochen wird 12 gelten als uberholt Neben den bisher erwahnten Scherben macht die polierte Topferware nur ein Prozent aus Fur dieses geringe Auftreten war die Vielfalt der Dekorationen auf den Gefassen uberraschend Die Zahl der von Hand aufgebauten oder auf einer langsamen Topferscheibe gefertigten Stucke betrug 3 2 Prozent Glas Bearbeiten Im Inneren des Kleinkastells wurde kein einziger intakter Glasgegenstand geborgen Doch mit Hilfe der in den Grabern des Lagerdorfes geborgenen Glaser konnten viele Bruchstucke klassifiziert werden Die meisten Glasgegenstande aus dem Friedhofsbereich waren entweder Flaschen oder Becher von guter Qualitat wie sie ab der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts fur rund 100 Jahre ublich waren Die Glasblaser konnten von den Balkanprovinzen aus Werkstatten in Pannonien gegrundet haben auch Verbindungen nach Italien konnte es gegeben haben Da einige Stucke in ahnlicher Form auch in Brigetio gefunden wurden konnten von dort aus Lieferungen die Donau hinab verschifft worden sein Metallobjekte Bearbeiten nbsp Eine ahnliche spatromische Riemenzunge wie diese aus Monceau le Neuf fand sich auch im Kleinkastell Visegrad GizellamajorBestandteile von Trachten bildeten das Gros des Fundmaterials wie bereits erwahnte Fibeln Gurtel Schnallen Schmuck und Broschen Weitere Gegenstande wie Schlussel ein Krug mit eisernem Griff Kessel Eimer und betrachtliche Mengen an Abfallen aus lokalen Produktionsstatten waren in ihrem Erscheinungsbild typisch fur die Spatantike Bemerkenswert war die dekorierte Riemenzunge eines kupfernen Gurtels aus dem Kastell 8 Viele ahnliche Exemplare fanden sich unter anderem bei den Grabbeigaben mannlicher Alamannen am Oberlauf der Elbe und im Loire Tal Knochenarbeiten Bearbeiten Aus den Grabungen von Visegrad Gizellamajor stammt auch ein Knochenkamm mit dreieckigem Griff und Kreisaugenverzierung an dessen beiden Seiten je ein Pferdekopf herausgearbeitet war 8 Nachromische Entwicklung BearbeitenAufgrund des Fundmaterials und der stratigraphischen Ergebnisse gehen die Ausgraber davon aus dass das Kleinkastell Gizellamajor bis zum Ende des ersten Drittels im 5 Jahrhundert in seiner ursprunglich geplanten Weise genutzt wurde Wie ein markanter Zerstorungshorizont in der Fortifikation beweist wurde sie durch eine Brandkatastrophe vernichtet 2 Ab Mitte des 5 Jahrhunderts bestatteten hunnische Stammesangehorige ihre Toten in der Ruine So wurde eine Frau mit einem nach Hunnenart deformierten Schadel in dem mit Mortel vermischten festgetretenen romischen Laufhorizont begraben der sich direkt neben einer mehr als 20 Meter langen Lagerbaracke am Westflugel des Kleinkastells befand Die zweite Bestattung dieser Periode wurde im Schutt eines verfallenen Gemauers im nordlichen Teil der ehemaligen Fortifikation niedergelegt Denkmalschutz BearbeitenDie Denkmaler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt Das Kleinkastell Visegrad Gizellamajor sowie alle anderen Limesanlagen gehort als archaologische Fundstatten nach 3 1 zum national wertvollen Kulturgut Alle Funde sind nach 2 1 Staatseigentum egal an welcher Stelle der Fundort liegt Verstosse gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft Siehe auch BearbeitenListe der Limeskastelle in UngarnLiteratur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Daniel Groh Epitestorteneti megjegyzesek a limes Visegrad kornyeki vedelmi rendszerehez Baugeschichtliche Bemerkungen zum Verteidigungssystem des Limes in der Umgebung von Visegrad In A kokortol a kozepkorig Edition G Lorinczy Szeged 1994 S 239 244 Sandor Soproni Neue Forschungen an der Limesstrecke zwischen Esztergom und Visegrad In Roman frontier studies 1979 12th International Congress of Roman Frontier Studies B A R Oxford 1980 ISBN 0 86054 080 4 S 671 679 Zsolt Visy Definition Description and Mapping of Limes Samples CE Project Danube Limes UNESCO World Heritage 1CE079P4 Budapest 2010 S 16 17 Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 51 Einzelstudien Bearbeiten Katalin Ottomanyi A visegrad gizellamajori erod Ny I helyisegenek keso romai keramiaja Veranderungen des Topferhandwerks in der ersten Halfte 5 Jhs aufgrund des Keramik von Befestigung Visegrad Gizellamajor In Mursella Regeszeti Egyesulet Gyor 2012 S 375 412 Daniel Groh A Visegrad gizellamajori erdo es a Dunakanyar szerepe a keso romai vedelmi politikaban Das Kastell Visegrad Gizellamajor und seine Rolle am Donauknie in der spatromischen Grenzverteidigung Eotvos Lorand Tudomanyegyetem Bolcseszettudomanyi Kar Tortenettudomanyi Doktori Iskola regeszeti oktatasi program 2006 Peter Grof Daniel Groh Visegrad Gizellamajori romai erod es temeto Das Kastell Visegrad Gizellamajor und der Friedhof In okor 3 4 2004 S 53 57 Peter Grof Daniel Groh Visegrad Gizellamajor and Visegrad Sibrik domb In Zsolt Visy Hrsg The Roman army in Pannonia An Archaeological Guide of the Ripa Pannonica Teleki Laszlo Foundation Pecs 2003 S 90 95 Peter Grof Daniel Groh Zsolt Mrav Sirepitmenybol atalakilott kuszobko a Visegrad Gizella majori kesoromai erodbol Aus einem Grabbauelement umgeanderter Schwellenstein aus dem spatromischen Kastell von Visegrad Gizellamajor In Folia archaeologica 49 50 2001 2002 S 247 261 Daniel Groh A Visegrad gizellamajori erod es a Dunakanyar szerepe a keso romai vedelmi politikaban Eotvos Lorand Tudomanyegyetem Budapest 2006 Dissertation Daniel Groh A Visegrad gizellamajori romai erid retegviszonyainak epitestorteneti vonatkozasai Die baugeschichtlichen Beziehungen der Schichtenreihe der romischen Festung von Visegrad Gizellamajor In Hadak utjan A nepvandorlaskor fiatal kutatoinak konferenciaja Szeged 2000 S 27 33 Peter Grof Daniel Groh Elozetes jelentes a Visegrad Gizellamajori romai erod feltarasarol Vorlaufiger Bericht uber die Freilegung der romischen Festung von Visegrad Gizellamajor In Communicationes archeologicae Hungariae 1991 1993 S 85 95 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Castellum Visegrad Gizellamajor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ungarische private Webseite mit Bildern zum Kastell Visegrad Gizellamajor Zum Weiterschalten bitte auf Elozo kep klicken Digitale Rekonstruktionsvorschlage des Quadriburgium bei Gizellamajor und der Wachturme bei Szentgyorgypuszta und Kobanya Englische Website Art Station Roman forts along the Danube limes theoretical reconstruction abgerufen am 2 Janner 2022 Anmerkungen Bearbeiten Peter Grof Daniel Groh Spatromischer Wachtturm und Statuenfund zu Visegrad Lepence In Folia Archaeologica 47 1999 S 103 116 hier S 103 a b c d Peter Grof Daniel Groh Vorlaufiger Bericht uber die Freilegung der romischen Festung von Visegrad Gizellamajor In Communicationes archeologicae Hungariae 1991 1993 S 93 a b c Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 51 a b Peter Grof Daniel Groh Sirepitmenybol atalakilott kuszobko a Visegrad Gizella majori kesoromai erodbol Aus einem Grabbauelement umgeanderter Schwellenstein aus dem spatromischen Kastell von Visegrad Gizellamajor In Folia archaeologica 49 50 2001 02 S 247 261 hier S 261 Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 115 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2 Auflage Band 24 Quadriburgium Rind de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017575 4 S 2 Katalin Ottomanyi Veranderungen des Topferhandwerks in der ersten Halfte 5 Jhs aufgrund des Keramik von Befestigung Visegrad Gizellamajor In Romania Gothica II The Frontier World Romans Barbarians and Military Culture Proceedings of the International Conference at the Eotvos Lorand University Eotvos Lorand University Budapest 2015 ISBN 978 963 984 601 9 S 691 740 hier S 691 a b c Orhely a romai birodalom eszaki erdodvonalaban In Cseke Laszlo Visegrad ezer eve Almanach Visegrad Varos Onkormanyzata Visegrad 2010 ISBN 978 963 06 9989 1 S 35 44 Endre Toth Karpen in der Provinz Valeria Zur Frage der spatromischen eingeglatteten Keramik in Transdanubien In Communicationes archeologicae Hungariae Muzsak KozmuvelUdesi Kiado Budapest 2005 S 382 Katalin Ottomanyi Keso romai besimitott keramia Nagykanizsan In Zalai Gyujtemeny 18 1982 83 S 45 58 in ungarischer Sprache Friderika Horvath Bemerkungen zum spatantiken Keramikmaterial aus der Festung von Keszthely Fenekpuszta Erste Ergebnisse Workshop Leipzig 8 9 Februar 2008 Archaologisches Institut der UAdW Memento vom 7 Juni 2014 im Internet Archive wayback abgerufen am 22 Januar 2016 Herbert Mitscha Marheim Dunkler Jahrhunderte goldene Spuren Die Volkerwanderungszeit in Osterreich Verlag Wollzeilen Wien 1963 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Pannonischer Limes in Ungarn Strecke 3 Kastell Esztergom Hidegleloskereszt Burgus Szob Burgus Pilismarot Malompatak Castra ad Herculem Kleinkastell Visegrad Gizellamajor Burgus Visegrad Lepence Kastell Visegrad Sibrik Pone Navata Kleinkastell Kisoroszi Burgus Verocemaros Dunamezo Kastell Dunabogdany Cirpi Burgus Tahitotfalu Balhavar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Visegrad Gizellamajor amp oldid 239038932