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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap All Coordinates Kleinkastell TetrapyrgiumAlternativname TetrapyrgiumLimes Limes ArabicusAbschnitt Strata DiocletianaDatierung Belegung fruhestens konstantinisch bis um 580 n Chr Typ Kleinkastell Quadriburgus Grosse 38 2 37 2 m 0 10 ha Bauweise Stein LehmziegelErhaltungszustand heutiger Zustand unbekannt vor 1992 unter Sand begraben lediglich die Baureste des Lagerdorfs waren teilweise noch sichtbarOrt Qusair as SailaGeographische Lage 35 48 5 2 N 38 48 45 9 O 35 801441666667 38 812738888889 302Hohe 302 mVorhergehend Legionslager Sura nordwestlich Anschliessend Resafa sudlich Das Kleinkastell Tetrapyrgium nach den Grabungsbefunden bis 1994 Das Kleinkastell Tetrapyrgium war eine romische Garnison die als spatantike Grenzfestung fur die Bewachung eines Abschnitts der Strata Diocletiana in der romischen Provinz Syria Euphratensis zustandig war Die Wustenstrasse markierte seit der Regierungszeit des Kaisers Diokletian 284 305 mit einer offenen aber schwer bewachten Grenze das damals von Rom beanspruchte Territorium Nach den archaologischen Untersuchungen an der Fortifikation von Tetrapyrgium war es erstmals moglich detaillierte Aussagen uber das Aussehen und die Lage einer spatromischen Befestigung am nordsyrischen Limes vorzunehmen 1 Zudem wurde dort erstmals der archaologische Nachweis einer vorausgehenden fruhen Grenzsicherung am nordsyrischen Limesabschnitt fur die Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr erbracht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name und Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Konzeption des spatantiken Kleinkastells 3 2 Datierung 3 3 Umwehrung 3 4 Innenbebauung 3 5 Ende 4 Vicus 5 Graberfeld 6 Haufigkeit der Sigillaten der Late Roman C Formen LRC 3 und 10 7 Nachromische und fruhislamische Entwicklung 8 Literatur 9 AnmerkungenLage BearbeitenDie am nordsyrischen Limes auf einer Niederterrasse gelegene Kleinfestung wurde moglicherweise zusammen mit ihrem grossen nachtraglich befestigten Vicus Lagerdorf planmassig angelegt Wie ublich gab es an dem gewahlten Standort in der flachen Wustensteppe wahrend der Regenzeiten gunstige Moglichkeiten der Wassergewinnung um Landwirtschaft betreiben zu konnen und damit die Truppe sowie die Dorfgemeinschaft ausreichend mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen 120 Meter sudostlich des Kleinkastells fand sich eine grosse birnenformige Zisterne 2 Rund 250 Meter nordlich der Siedlung befanden sich noch drei weitere Zisternen gleicher Bauart Die Etappenstation an der Strata Diocletiana lasst sich samt ihrer Siedlung aufgrund ihrer Hugellage schon von Weitem in der Ebene ausmachen Zum nordlich gelegenen rund 12 5 Kilometer rund acht romische Meilen entfernten Legionslager Sura am Euphrat bestand Sichtverbindung und auch mit der Besatzung des 16 Kilometer sudlich anschliessenden Reiterkastells Resafa konnte vermutlich mit Hilfe optischer Signale Kontakt gehalten werden Der Quadriburgus wurde mittig uber dem nordlichen Ende eines an dieser Stelle abfallenden Hugels errichtet Der Vicusbereich westlich und ostlich des Kleinkastells lag rund zwei bis drei Meter tiefer Im Suden ist das Terrain zunachst gleichfalls abschussig steigt dann jedoch sofort wieder steil zur Hugelkuppe empor und uberragt das naturliche Bodenniveau auf dem die Befestigung errichtet wurde um einen Meter Die Erbauer wahlten fur die Fortifikation somit nicht den hochsten Gelandepunkt sondern errichteten sie stattdessen auf einer etwas tiefer gelegenen Terrasse des Hugels 3 Name und Forschungsgeschichte BearbeitenAuf seinen Reisen zwischen 1908 und 1915 identifizierte der Orientalist Alois Musil 1868 1944 als Erster die vom Sand uberwehte Ruinenstatte Quasair as Saila mit dem antiken Tetrapyrgium 4 Dieser griechische Ortsname steht gleichzeitig als Synonym fur den dort errichteten Kastelltyp Vier turme burg Das entsprechende lateinische Wort mit dem diese spatantiken Anlagen bezeichnet werden lautet Quadriburgus Ausser einem Reisebericht des anonymen Pilgers von Piacenza um 570 n Chr dort als civitas Tetrapyrgium 5 sind bisher keine weiteren zeitgenossischen Quellen zu diesem Namen bekannt geworden 3 Altere Publikationen mit der Behandlung des Quasair as Saila legten 1929 der Orientalist Rene Dussaud 1868 1958 sowie 1930 und 1931 die an der Sankt Joseph Universitat in Beirut tatigen Jesuiten und Archaologen Rene Mouterde 1880 1961 und Antoine Poidebard 1878 1955 vor 6 Das Kastell wurde ab 1992 durch die Archaologin Michaela Konrad erforscht und publiziert Als weiterer Mitarbeiter fungierte unter anderem Markus Gschwind Die durch den Kostendruck nur in sehr begrenztem Umfang 6 moglichen mehrjahrigen Ausgrabungen fanden im Rahmen eines Limesprojekts der Station Damaskus des Deutschen Archaologischen Instituts DAI statt die zwischen 1992 und 1996 mit gezielten Feldforschungen dem Limesverlauf nachgingen Der Grabungsplatz wurde gewahlt da die Anlage bisher ungestort und in nicht allzu grosser Tiefe lag Zudem interessierte die Archaologen ein Garnisonsort fur den nur rein spatromisch fruhbyzantinisches Fundgut vorlag und der nach damaliger Meinung in den Jahren 636 638 n Chr endgultig aufgelassen wurde Diese Mutmassungen stellten sich allerdings bereits wahrend der ersten Kampagne als Trugschluss heraus Bereits 1990 war eine Probesondage erfolgt bei der ein sehr gut erhaltenes Stuck der ostlichen Kastellumwehrung zu Tage kam Aus diesem Anlass wurde die Grabung an der Ostseite des Kleinkastells begonnen Nachdem die Freilegung der Fortifikation in der Kampagne des Jahres 1993 abgeschlossen werden konnte untersuchten die Ausgraber 1994 partiell den Vicus und dessen Umwehrung 7 Mit dieser Kampagne war das damalige Limesprojekt in Tetrapyrgium abgeschlossen 6 Wie bei anderen Fundplatzen in Syrien die in der Bevolkerung bekannt geworden sind ist auch dieses Kleinkastell und sein Vicus von einer volligen Zerstorung durch Raubgraber bedroht 6 wenn dies moglicherweise nicht bereits geschehen ist Baugeschichte BearbeitenDie fruhesten romischen Funde aus Qusair as Saila stammen noch aus der Zeit vor und um die Mitte des 1 Jahrhunderts n Chr Moglicherweise bestand dort wie vielleicht auch in Sura ein unter dem Oberkommando des Gnaeus Domitius Corbulo gegrundetes Militarlager Der Feldherr errichtete wahrend der Schlussphase der Partherkriege 61 62 n Chr sowohl entlang des Euphrat als auch offensichtlich im Hinterland an strategisch wichtigen Stellen Garnisonen Wahrend der Forschungen zwischen 1992 und 1996 konnten damit die vom Byzantinisten Ernst Honigmann 1931 32 aufgestellten Thesen erstmals archaologisch nachgepruft werden 1 Die Grundung militarischer Stutzpunkte unter Gnaeus Domitius Corbulo gab damit wohl den Anstoss fur die weitere Entwicklung der Grenzanlagen Auch aus der Amtszeit des Statthalters Marcus Ulpius Traianus 73 74 77 78 n Chr liegt Fundmaterial aus Qusair as Saila vor In denselben Zeitraum fallen Objekte die sich in Resafa fanden Eine Inschrift aus Sura gehort ebenfalls dieser Epoche an Spatestens mit dem Ausbau der Via Nova Traiana wahrend der Regierungszeit des Kaisers Trajan 98 117 wird die romische Reichsgrenze an diesem Abschnitt den gleichen Verlauf genommen haben wie in der Spatantike Lediglich nach der Vorverlagerung des Limes die der Einnahme Mesopotamiens im Jahr 166 folgte verlor die Strasse entlang der bisherigen Grenzorte zeitweilig ihre Bedeutung Die Rucknahme des Limes hatte seine Ursache in den Sassanideneinfallen 231 266 der Erhebung von Palmyras Konigin Zenobia 266 271 sowie erneuten Perserkriegen ab 287 8 Unter Diokletian wurde damit begonnen Roms Ostgrenze vom Roten Meer bis zum Tigris durch eine dichte Kette von Befestigungen und Wachturmen abzusichern Wahrend dieser langerfristig anzusetzenden Phase die mindestens bis in die Regierungsjahre des Kaisers Konstantin des Grossen 306 337 hineinreichte 9 entstanden an der wieder reaktivierten Grenzstrasse Kastell und Vicus Tetrapyrgium Moglicherweise fasste der Kaiser den Entschluss zum Bau dieser Grenzanlagen wahrend einer Reise nach Palaestina im Jahr 286 Die Ausfuhrung konnte durch die anschliessend ausgebrochenen Perserkriege verzogert worden sein Aber spatestens mit dem 298 299 geschlossenen Friedensvertrag von Nisibis war es moglich die Bauarbeiten aufzunehmen Der Vertragsabschluss ist auch der erste sicher bezeugte Aufenthalt Diokletians am Euphrat und gibt wohl den fruhesten Zeitpunkt an zu dem erste Anlagen an der Strata Diocletiana gegrundet wurden 10 Konzeption des spatantiken Kleinkastells Bearbeiten nbsp Das baulich sehr ahnlich konzipierte Kleinkastell Visegrad Gizellamajor am pannonischen Donaulimes Die Kleinfestung gehort zu jenem Typ spatantiker Kastelle der mit einem streng geometrisch gegliederten Aufbau noch stark an altere militarische Bautraditionen erinnert Wehrbauten wie diese sind auch aus anderen Provinzen bekannt So folgt beispielsweise der Grundriss des 34 3 34 3 Meter grossen Kleinkastells Visegrad Gizellamajor am pannonischen Donaulimes in Ungarn einem sehr ahnlichen Aufbau 11 Wahrend der Planungs und Markierungsphase der Anlage im Gelande nutzten die romischen Ingenieure geometrische Grundformen wie das Quadrat und die daraus resultierende Diagonale Der Festungsgrundriss wird durch eine quadratische Wehrmauer eingegrenzt in deren durch Diagonalen gebildeten Schnittpunkt eine Groma das Hauptvermessungsinstrument stand Nachberechnungen zeigen dass diese sicherlich im Vorfeld der Erbauung festgelegten Massvorgaben sehr genau eingehalten wurden Auch die Gesamtausrichtung der Befestigung im Gelande die einer gedachten Nord Sud bzw West Ost Achse relativ genau folgt bestatigt diese sorgfaltige Planung 12 Alle vier Ecken der Umwehrung wurden durch weit uber die Kurtinen hervorspringende leicht uber den Viertelkreis gezogene Facherturme mit elf Metern Seitenlange 8 gesichert die wahrscheinlich ziegelgedeckt waren 12 das einzige Tor befand sich an der Westseite des Kleinkastells Facherformige Turme haben sich in ihren westlichsten Beispielen uber Pannonia bis an die Westgrenze der Provinz Noricum Ripense Kastell Boiotro erhalten 13 Das grundsatzliche Konzept von Kleinkastellen wie Tetrapyrgium deren fruheste Vertreter bereits zur Zeit der Tetrarchie entstanden hielt sich bis weit in die Spatantike Trotz Distanzierung von der die fruhe und mittlere Kaiserzeit pragenden streng gegliederten Innenbebauung besitzen spatromische Wehrbauten im ganzen Romischen Reich spezifische Charakteristika die uber alle Zeitstromungen hinweg in ahnlicher Form erhalten blieben Dazu gehort die sich schon im fortgeschrittenen Prinzipat abzeichnende Entwicklung der immer weiter aus den Kurtinen hervorspringenden Turme und die letztendliche Herausbildung von mehreckigen runden und halbrunden Turmgrundrissen die das Verteidigen der Festung fur Bogenschutzen und Torsionsgeschutze vereinfachte 14 Datierung Bearbeiten Wie Konrad aufgrund fehlender Befunde feststellen konnte wurde die Garnison von Tetrapyrgium erst nach der Zeit der Tetrarchie gegrundet Sie datierte das Kleinkastell daher nicht vor die Regierungszeit Konstantins des Grossen 9 Da Konstantin erst als alleiniger Regent des romischen Reiches ab 324 alle Verfugungsgewalt uber die Ostprovinzen bekam konnte hier der Terminus post quem liegen Fur das erwahnte baulich vergleichbare Kleinkastell Visegrad Gizellamajor legten die Ausgraber den Grundungszeitpunkt in die Regierungszeit des Kaisers Constantius II 337 361 15 Die von vielen spatantiken Kastellplatzen her bekannten facherformigen Turme sind fur diese Zeitstellung typisch und lassen sich sowohl an der Strata Diocletiana als auch in anderen Reichsteilen beobachten 16 Umwehrung Bearbeiten Vor dem Bau des leicht trapezoiden von Kurtine zu Kurtine 38 2 37 2 Meter 0 10 ha 8 grossen Quadriburgus waren die unebenen Stellen des anstehenden mergeligen Felsens mit Steinmaterial ausgeglichen worden Anschliessend grundeten die Erbauer das Kleinkastell direkt auf dem so praparierten Unterboden 17 wobei die Kastellmauer bei hoher aufstehenden Felspartien auch in den Boden eingetieft wurde Auf der wetterabgewandten Ostseite war die Umwehrung aus annahernd quadratischen Lehmziegeln in einem ausgezeichneten Zustand und noch bis zu 4 05 Meter hoch erhalten Nur im Bereich der obersten Ziegellagen die 15 Zentimeter unter dem Sand zu Tage kamen waren starkere Erosionsschaden auszumachen 7 Die rund 3 30 Meter breiten unteren Lagen dieses Mauerabschnitts bestehen aus einem 2 20 bis 2 40 Meter hohen teilbehauenen Bruchstein Schalenmauerwerk das in Lehm gesetzt und von aussen mit weissem Gips verputzt worden war Als Ausgleichslagen liessen sich flache Steine feststellen Zwischen den Mauerschalen befand sich eine Lehm Stein Packung Die Umfassungsmauer setzte direkt auf den anstehenden auf Die Ausgraber konnten feststellen dass die Mauer im unteren Sockelbereich sehr sorgfaltig ausgefuhrt war wahrend die Erbauer in den oberen Lagen durchaus Mut zu kleineren Lucken hatten Unter anderem wechselten Steine verschiedener Grosse in willkurlicher Ausrichtung und Anordnung voneinander ab Lucken waren mit Lehm geschlossen Auch ein Muhlstein fand als Spolie Verwendung Hier waren keine Spuren eines Putzes auszumachen Dieser befand sich lediglich auf Hohe der massiven Sockelzone 17 Nicht beantwortet werden konnte die Frage ob es Zinnen an der umlaufenden Brustwehr gegeben hat Da die nachromische Feldwirtschaft grossflachige Zerstorungen um das Kleinkastell verursacht hatte bleibt auch die Existenz eines umlaufenden Wehrgrabens spekulativ 12 Das einzige Tor des Kastells wurde mittig in die Westseite der Anlage gesetzt Es wurde in einer sehr robusten und hochwertigen Ausfuhrung angelegt und bestand aus grossen sorgfaltig gesetzten Steinblocken Die einspurige Zufahrt war 3 25 Meter breit und besass eine aus rechteckigen Steinplatten gesetzte Pflasterung An der Aussenfront wurde der Eingang mit Hilfe von zwei kleinen sich gegenuberliegenden Torwangen auf 2 50 Meter verjungt Ein 15 Zentimeter hoher Schwellstein lag zwischen diesen Wangen 18 Innenbebauung Bearbeiten Die Analyse der Baubefunde ergab dass zunachst die Umfassungsmauer entstand bevor mit der Innenbebauung begonnen wurde Insbesondere wird dies an der durchgehend Weiss vergipsten Sockelmauer deutlich Erst nach dieser Vergipsung entstanden Mauern die unmittelbar an die Umwehrung anstiessen 18 Im Inneren der Anlage wurde eine an die Wehrmauer gelehnte Bebauung festgestellt die sich an drei Seiten um einen offenen rechteckigen Hof gruppierte Lediglich hinter der torseitigen Kurtine im Westen gab es nur einen kleinen Einbau bestehend aus einem Raum Die drei grossen Baukorper waren Kontubernien mit einer Grosse von 15 80 17 8 sowie 19 3 Quadratmetern Hier war die Truppe untergebracht Sollten die Bauten einstockig gewesen sein hatten sie Platz fur rund 65 bis 70 Mann geboten 8 Ob diese Unterkunfte ein zum Hof hin geneigtes Pultdach besessen haben oder ein Flachdach trugen bleibt unbekannt Da sich in den teilweise hoch erhaltenen Mauern an den Kontubernien keinerlei Spuren von Aussparungen oder entsprechenden Auflagen fur eine Balkenlage fanden ware mit einer Hohe der Erdgeschossraume von mindestens 3 50 Metern zu rechnen womit jedoch insbesondere im Vergleich mit anderen besser erhaltenen Kastellen nicht zu rechnen ist Durch die mehrfach an anderen vergleichbaren Garnisonsstandorten nachgewiesene Wehrganghohe von 5 70 bis 6 50 Metern muss ein Stockwerk durchschnittlich 2 20 Meter hoch gewesen sein In Tetrapyrgium ist aufgrund der fehlenden Hilfskonstruktionen davon auszugehen dass die Decke im Parterre von holzernen Standern getragen wurde oder als Lehmziegelgewolbe ausgefuhrt war 12 Auch in dem untersuchten Nordostturm fehlten bis auf eine Hohe von 3 62 Metern Nachweise fur Balkeneinlassungen Die hier vorgefundene Schiessscharte lag jedoch 2 85 beziehungsweise 3 02 Meter uber dem antiken Gehniveau Da mit solchen Scharten nicht im Erdgeschoss gerechnet werden kann lag die Decke hier wohl auf einer Hohe von maximal 2 52 bis 2 82 Metern was den Deckenhohen anderer zeitgleicher Kastelle rund 2 50 bis 2 76 Metern dieser Limeslinie entspricht Daher gab es in den Turmen entsprechend der Kontubernien alternative Formen der Deckenkonstruktion 12 Aufgrund fehlender Treppenhauser war in den Turmen ein Zugang zu den oberen Geschossen wohl nur uber Leitern moglich 13 Der hochstwahrscheinlich unbebaute Innenhof war teilweise mit Steinplatten ausgelegt im Bereich des untersuchten Zugangs zum Nordostturm zeigte sich ein Gipsfussboden Aufgrund der nur durch Schnitte erschlossenen Fortifikation liessen sich dazu jedoch keine endgultigen Aussagen machen doch war der zentrale Bereich auch in vergleichbaren Kastellen freigehalten worden Lediglich Zisternen waren hier anzunehmen 18 Ende Bearbeiten Fur das Ende der Garnison fanden sich sehr deutliche Belege Als Schlusspunkt fur die Munzreihe konnten die Jahre 518 527 bestimmt werden und in der Zeit um 580 n Chr setzte die Feinkeramik aus 9 Vicus BearbeitenDer Aufbau des 230 250 Meter umfassenden Lagerdorfs fiel wahrscheinlich fast zeitgleich mit der Errichtung der Grenzfestung zusammen Das Gelande am Vicus fallt nach Suden Westen und Osten sanft ab Spatestens seit einem ersten Perserkrieg der wahrend der ersten Halfte des 6 Jahrhunderts stattfand wurde die Siedlung von einer eigenen turmbewehrten Mauer gesichert Darauf weist eine dort gefundene spatromische Sigillate der LRC Gattung Hayes 3G hin die unter dem antiken Laufniveau eingebettet war An einer anderen Stelle konnte Konrad beobachten dass zunachst ein Vicusgebaude zerstort worden war bevor anschliessend an dieser Stelle die Umfassungsmauer entstand Von einem umfassenden Zerstorungshorizont und einer Verbindung mit dem uberlieferten persischen Beutezug des Jahres 540 n Chr wollte die Archaologin jedoch nicht sprechen auch wenn sich unter einem spateren antiken Laufniveau vor dem Kastell eine schmale Brandschicht zeigte die ebenfalls LRC Keramik vom Typ Hayes 3G barg 9 Die Vicusummauerung zeigte sich wahrend der bis 1994 laufenden Untersuchungen auf der Nordost und Ostseite noch als deutlicher Schuttwall 3 Es konnte festgehalten werden dass die zumeist 1 8 Meter starke Mauer des Lagerdorfs qualitativ wesentlich nachlassiger erbaut worden war als die Umwehrung des Kastells 8 Vermutlich hatten die Erbauer auch keinen Fundamentgraben ausgehoben sondern die Mauer lediglich auf das damalige Laufniveau aufgesetzt 19 Die kleinen Wehrturme entlang dieser Mauer zeichneten sich als kegelformige Schutthaufen ab Rund 80 Meter ostlich der Fortifikation stand der nordostliche Eckturm der Vicusmauer Genau zwischen diesen beiden Bauten liess sich noch ein Zwischenturm erkennen Vom Nordosteckturm zog sich die hier stark zerstorte Mauer weiter nach Suden Im Abstand von 75 bis 80 Metern von den Turmmitten aus gemessen standen hier funf weitere Zwischenturme An der Westflanke konnten noch mindestens drei moglicherweise sogar funf Turme im Abstand von 60 bis 70 Metern festgestellt werden 3 Die Dimensionen der Turme schwanken stark Ein Turm sprang zwei Meter aus der Umwehrung hervor und war 3 80 Meter breit ein anderer brachte es lediglich auf eine Breite von 1 80 Metern Er schob sich 1 40 Meter vor die Wehrmauer 20 Offensichtlich waren die meisten dieser Turme nicht von innen begehbar und trugen lediglich eine Plattform mit Brustwehr 19 Befunde die eine spatere Errichtung der Vicusmauer bestatigten zeigten sich auch am Kleinkastell Hier wurde deutlich dass die Befestigung des Lagerdorfs erst nachtraglich an die Umfassungsmauer der Garnison angebaut worden war 20 Graberfeld BearbeitenOstlichen des Vicus steigt das Land erneut zu einem langgezogenen Hugel an Dort lag ein mindestens 18 800 Quadratmeter grosses Graberfeld das von trichterformigen Vertiefungen und Schuttkegeln ubersat war die teilweise Raubgraber hinterlassen hatten Auch wahrend der mehrjahrigen Untersuchungen unter Konrad entdeckten die Ausgraber immer wieder frisch angelegte Raublocher Kegel waren auch durch in sich zerfallene Grabbauten gebildet worden Vertiefungen konnten ihre Ursache auch in versturzten Grablegen Arkosolia haben Die gesamte einsehbare Nekropole war von Dachziegeln Gips und Kalksteinbruchstucken ubersat Den sudlichen und ostlichen Abschluss des Graberfeldes bildete eine Hugelkuppe das nordliche Ende lag unter einem modernen Acker und war daher nicht zu ermitteln Da sich die damaligen Grabungen des Deutschen Archaologischen Instituts auf Kastell und Vicus beschrankten ist naheres zu dieser Nekropole nicht bekannt geworden 2 Haufigkeit der Sigillaten der Late Roman C Formen LRC 3 und 10 BearbeitenDie Tabelle folgt Michaela Konrads Angaben 21 Form Variante Haufigkeit im Kleinkastell Klosterareal Haufigkeit im LagerdorfHayes 3 B 1 Hayes 3 E 3 1Hayes 3 F 3 2Hayes 3 G 8 3Hayes 3 10 ohne BS 1 1Hayes 10 A 6 3Hayes 10 C 1Die Sigillaten der spatromischen C Ware Form 3 Eastern Sigillata C auch Phocaean Red Slip Ware datieren vorrangig von der Mitte des 5 bis zur Mitte des 6 Jahrhunderts 22 jehne der Form 10 werden dem fruhen und mittleren 7 Jahrhundert zugeordnet 23 Nachromische und fruhislamische Entwicklung BearbeitenNach Aufgabe des Kastells um 580 verfiel der Garnisonsplatz teilweise 18 Wie spatumayyadenzeitlichen Munzen anzeigen etablierte sich in den Ruinen wohl um 720 eine byzantinische Klosteranlage die jedoch nur kurze Zeit bestand Bei der Errichtung des Klosters wurde teilweise romisches Baumaterial sekundar wiederverwendet 18 Diese nachkastellzeitliche Nutzung hat viele architektonische Details der Garnison in Tetrapyrgium zerstort beziehungsweise uberlagert Mit Munzen des von 724 bis 743 regierenden Kalifen Hischam endet das sicher datierbare Fundgut des Klosters bereits wieder Die in der Planierung der Anlage gefundenen wenigen abbasidischen Keramikscherben gehoren bereits einer neuen Kulturschicht an 21 Zur Zeit der Klostergrundung kann noch von einer nachkastellzeitlichen Siedlungskontinuitat auf dem Areal des Lagerdorfs ausgegangen werden 1 Ein Topf mit kragenformig nach aussen verdicktem Rand der aus einem umayyadenzeitlichen Keramikhort stammt ist ein Hinweis darauf dass altere Traditionen auch wahrend der fruhislamischen Zeit gepflegt wurden 24 Kurz nach dem Beginn der abbasidischen Herrschaft im Jahr 750 verlieren sich die Siedlungsspuren in Tetrapyrgium Wie andere antike Statten in Syrien die von der byzantinisch griechischen Bevolkerung geraumt wurden brach damit auch hier die lokale Uberlieferung ab Daher ist Tetrapyrgium bis in die Neuzeit nur durch seine neuere arabisch beduinische Benamung als Qusair as Saila bekannt geworden 1 Literatur BearbeitenAlois Musil Palmyrena A Topographical Itinerary New York 1928 S 263 264 Rene Dussaud La Palmyrene et l exploration de M Alois Musil In Syria 10 1 1929 S 52 62 Digitalisat Rene Mouterde La Strata Diocletiana et ses bornes milliaires Melanges de l Universite Saint Joseph 15 Beirut 1930 Rene Mouterde Antoine Poidebard La voie antique des caravanes entre Palmyre et Hit au IIe siecle apres Jesus Christ d apres une inscription retrouvee au Sud Est de Palmyre In Syria 12 2 1931 S 101 115 Digitalisat Ernst Honigmann Tetrapyrgia 4 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 1089 Antoine Poidebard Rene Mouterde A propos de Saint Serge aviation et epigraphie In Analecta Bollandiana 67 1949 S 109 117 hier S 109 110 Michaela Konrad Das Limesprojekt Romische Grenzbefestigungen zwischen Gabal Bisri und Euphrat In Deutsches Archaologisches Institut Orient Abteilung Aussenstelle Damaskus Hrsg Zehn Jahre Ausgrabungen und Forschungen in Syrien 1989 1998 1999 S 59 71 Michaela Konrad Umayyad Pottery from Tetrapyrgium Qseir es Seileh North Syria Traditions and Innovations In La ceramique byzantine et proto islamique en Syrie Jordanie IVe VIIIe siecles apr J C Actes du colloque tenu a Amman les 3 4 et 5 decembre 1994 Bibliotheque Archeologique et Historique 159 Beirut 2001 S 163 191 Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 Hans Peter Kuhnen Hrsg Wustengrenze des Imperium Romanum Der romische Limes in Israel und Jordanien Nunnerich Asmus Mainz 2018 ISBN 978 3 96176 010 7 S 55 56 Abb 51 52 Anmerkungen Bearbeiten a b c d Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 114 a b Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 14 a b c d Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 13 Alois Musil Palmyrena A Topographical Itinerary New York 1928 S 263 264 Itinerarium 47 ed Paul Geyer Itineraria Hierosolymitana Wien 1898 S 191 Digitalisat in civitate Tetrapyrgio Der Pilger von Piacenza lokalisiert in Tetrapygium falschlich das Grab des Heiligen Sergios a b c d Guntram Koch Buchbesprechung zu Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien In Die Welt des Orients 33 2003 S 272 273 hier S 272 a b Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 23 a b c d e Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 115 a b c d Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa 5 Philipp von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2600 9 S 99 Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa 5 Philipp von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2600 9 S 97 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2 Auflage Band 24 Quadriburgium Rind de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017575 4 S 2 a b c d e Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 61 a b Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 58 Thomas Fischer Das romische Heer in der Zeit der Tetrarchie Eine Armee zwischen Innovation und Kontinuitat In Dietrich Boschung Werner Eck Hrsg Die Tetrarchie Ein neues Regierungssystem und seine mediale Prasentation Reichert Wiesbaden 2006 ISBN 978 3 89500 510 7 S 103 132 hier S 109 Peter Grof Daniel Groh Sirepitmenybol atalakilott kuszobko a Visegrad Gizella majori kesoromai erodbol Aus einem Grabbauelement umgeanderter Schwellenstein aus dem spatromischen Kastell von Visegrad Gizellamajor In Folia archaeologica 49 50 2001 02 S 247 261 hier S 261 Beispielsweise konnte als bis dahin fruhester Nachweis fur Facherturme am ungarischen Donaulimes am Kastell Annamatia eine unter Kaiser Konstantin II 337 340 gepragte Munze aus dem planierten mittelkaiserzeitlichen Kastellgraben geborgen werden uber dem ein Facherturm errichtet wurde Siehe Peter Kovacs Annamatia Castellum In Zsolt Visy Hrsg The Roman army in Pannonia Teleki Lazlo Foundation 2003 ISBN 963 86388 2 6 S 120 a b Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa 5 Philipp von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2600 9 S 24 a b c d e Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa Bd 5 Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 3 8053 2600 9 S 60 a b Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa 5 Philipp von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2600 9 S 67 a b Markus Gschwind Haytham Hasan Die spatromisch fruhislamische Zivilsiedlung Tall ar Rum und die spatantike Besiedlung des Euphrattales zwischen Zenobia und Circesium In Damaszener Mitteilungen Band 15 2006 2008 S 321 382 hier S 361 a b Michaela Konrad Der spatromische Limes in Syrien Archaologische Untersuchungen an den Grenzkastellen von Sura Tetrapyrgium Cholle und in Resafa Resafa 5 Philipp von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2600 9 S 94 John W Hayes Late Roman Pottery British School at Rome London 1972 S 329 338 John W Hayes Late Roman Pottery British School at Rome London 1972 S 343 346 Markus Gschwind Haytham Hasan Die spatromisch fruhislamische Zivilsiedlung Tall ar Rum und die spatantike Besiedlung des Euphrattales zwischen Zenobia und Circesium In Damaszener Mitteilungen Band 15 2006 2008 S 321 382 hier S 344 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Tetrapyrgium amp oldid 233299896