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Der Burgus Tahitotfalu Balhavar seltener Tahitotfalu Bolhavar ist ein teilweise bekanntes ehemaliges romisches Militarlager das als spatantiker Landeburgus die Uberwachung eines Donauubergangs am pannonischen Limes Limes Pannonicus sicherte Der Strom bildete in weiten Abschnitten die romische Reichsgrenze Die Anlage lag am Westufer der ungarischen Donauinsel Szentendrei St Andra in der zur Gemeinde Tahitotfalu gehorenden Flur Balhavar Flohburg im Komitat Pest Burgus Tahitotfalu Balhavar Burgus Cirpi 5 Limes Pannonischer LimesAbschnitt 3Datierung Belegung valentinianisch Frigeridus dux Typ LandeburgusBauweise SteinErhaltungszustand Oberirdisch ausser Schutt nichts mehr sichtbarOrt TahitotfaluGeographische Lage 47 45 44 9 N 19 7 35 5 O 47 762480555556 19 126536111111 102Hohe 102 mVorhergehend Kastell Dunabogdany Cirpi nordwestlich Burgus Verocemaros Dunamezo nordwestlich Anschliessend Burgus Leanyfalu sudwestlich Burgus Szigetmonostor Horany sudlich Burgus Dunakeszi sudlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Funde 5 Limesverlauf vom Burgus Tahitotfalu Balhavar bis zum Burgus Szigetmonostor Horany 6 Denkmalschutz 7 Siehe auch 8 Literatur 9 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Pannonien mit seinem vorgelagerten WallsystemDie bruckenkopfartige Lande entstand auf der bereits in der Antike existierenden Donauinsel St Andra Von hier aus konnte nicht nur das nahe nordwestlich auf der Landseite gelegene Kohortenkastell Cirpi zu dem eine Strasse fuhrte eingesehen werden sondern auch etliche Wachturme und weitere militarische Stationen die sich hier an den Ufern der Donau aneinanderreihten Die flache Insel sowie das gut einzusehende Ostufer der Donau mit seiner teils sumpfigen weitlaufigen Niederung waren fur diesen Standort von Vorteil Die ungarische Forschung vermutet schon lange dass es auf der dem Burgus Tahitotfalu Balhavar gegenuberliegenden Flussseite bei der heutigen Stadt Vac einen weiteren Landeburgus gegeben haben musste so wie diese beispielsweise im Suden der Insel zwischen den Kastellen Castra Constania und God Bocsaujtelep nachgewiesen wurden nbsp Der Limes Pannonicus am PilisgebirgeForschungsgeschichte BearbeitenDas Wissen um die unmittelbar im Uferstreifen der Donau errichtete Anlage ging wie der Flurname Flohburg nahelegt offenbar nie vollstandig verloren Uber die Zeiten hinweg hat die Seitenerosion des Flusses jedoch die Grundmauern des Gesamtkomplexes teilweise unterschnitten und abgetragen 1 Seit dem 19 Jahrhundert wird der Platz von Wissenschaftlern aufgesucht So war der ungarische Archaologie Pionier Floris Romer 2 1815 1889 ebenso vor Ort wie 1913 Valentin Kuzsinszky 1864 1938 der erste Ausgraber von Aquincum 3 Kuzsinszky war es auch der erste Vermessungen vornahm und 1923 wichtige Bauteile fotografierte Als der Archaologe Sandor Soproni 1926 1995 im Jahr 1953 diese Angaben vor Ort uberprufte kam er zu vollig abweichenden Ergebnissen 4 Da bisher keine Ausgrabungen stattgefunden haben ist die Forschung auf Oberflachenfunde und befunde angewiesen 5 Die antiken Fundamente sind heute weitgehend durch einen kleinen Erdhugel vor der Verwitterung geschutzt und liegen nahe an einem unbefestigten Weg auf dem abgeriegelten Gelande der hauptstadtischen Wasserwerke Sie konnen mit einer Sondererlaubnis besichtigt werden 6 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Der wahrend der Untersuchungen ermittelte Grundriss nbsp Der besser erhaltene Landeburgus von Verocemaros Dunamezo zeigt eine identische Grundkonzeption wie die Anlage von Tahitotfalu Balhavar nbsp Ziegelstempel des Dux Valeria FrigeridusDer zentrale Wohn und Wachtturm des Landeburgus besitzt in seinem Inneren einen Langenausdehnung von 19 40 Metern Soproni 1953 18 90 Meter 4 Die an den beiden gegenuberliegenden Flanken dieses Zentralgebaudes rechtwinklig anschliessenden Wehrmauern waren 12 und 15 Meter lang An ihren ausseren Enden befand sich je ein Eckturm Romer hatte den kleinen sudostlichen Eckturm noch unversehrt sehen konnen und ihn ohne Grabungen vorzunehmen mit einem Durchmesser von 4 42 Metern bestimmt Der Nordwestturm war allerdings bereits zu seiner Zeit zerstort 2 Die Mauerstarke betrug 1 80 Meter 7 Soproni 1953 2 50 Meter 4 Nur sparliche archaologische Angaben liegen uber den donauseitigen Ausbau der Landeburgi vor da die uber eineinhalb Jahrtausende wirkende Erosion durch den Fluss fast alle Spuren beseitigt hat Lange Zeit glaubte die wissenschaftliche Forschung dass das von Wehrmauern umschlossene Geviert der befestigten Schiffsanlegeplatze zur Donau hin geoffnet war Anhand von alten Uberlieferungen und Zeichnungen konnte dieses Vorstellung korrigiert werden So verbreitet sich heute das Bild einer Anlage die auch flussseitig geschlossen war und dort nur einen speziellen Eingang oder eine grossere Offnung besessen hat 8 Moglicherweise um Schiffe vor feindlichen Angriffen gesichert an Land zu ziehen wie dies der Altphilologe Wilhelm Schleiermacher 1904 1977 annahm Die Anlage wurde im Zuge des spatantiken Ausbaus der Limesanlagen errichtet und steht offensichtlich in Verbindung mit dem grossen Wallsystem Dieses aus mehreren teils hintereinander gestaffelten Erdwallen bestehende weit vorgelagerte Sicherungssystem fur die Ostflanke der pannonischen Provinzen schutzte nicht nur die dort lebenden romischen Bundnispartner den sarmatischen Stamm der Jazygen sondern bildete auch eine Pufferzone gegen mogliche Angreifer Der ungarische Archaologe Sandor Soproni 1926 1995 hat diesen Wall auch als Limes Sarmatiae bezeichnet 9 Die am Ostufer der Szentendrei und nordlich von Budapest beginnenden und unregelmassig verlaufenden Wallanlagen ziehen sich weit nach Osten in die ungarischen Tiefebene hinein und knicken dort genau der Nord Sud Richtung folgend nach Suden hin ab um bei Viminatium am Eisernen Tor wieder auf den Limes zu treffen Die Spekulationen um den Baubeen B des Wallsystems reichen von der Zeit Kaiser Diokletians 284 305 bis in die Regierungszeit Konstantins 307 337 Die Aufgabe des Limes Sarmatiae wird mit der verheerenden romischen Niederlage bei Hadrianopolis im Jahr 378 in Verbindung gebracht 10 Und auch die Errichtung des Burgus Tahitotfalu Balhavar wird von der Wissenschaft unterschiedlich gesehen Neben einer Grundung unter Diokletian wird auch eine spatere Errichtung unter Constantius II 337 361 uberlegt 7 Die Fundstucke aus der Zeit Kaiser Valentinians I 364 375 wurden in der Vergangenheit einer Renovierung oder einem Umbau zugeordnet Funde BearbeitenDie ersten Lesestucke hat der Archaologe Janos Szilagyi 1907 1988 1950 in Form von Ziegelstempeln aus dem Schutt der Befestigung geborgen Diese Stempel sind bis heute die hauptsachlichen Zeugnisse aus der Anlage und nennen den Tribun Valentinus die Zenturionen Luppianus und Lupus sowie Bessula Mit Ausnahme der Bessula Stempels lassen sich alle Inschriften einwandfrei der Zeit Valentinians I zuordnen 5 Valentinus Luppianus und Lupus waren zeitgleich mit dem adeligen Oberbefehlshaber Frigeridus in der Provinz Valeria zu der dieser Burgus gehorte tatig 11 Funde beispielsweise von Wachturmen zwischen Visegrad Gizellamajor und dem Kastell Visegrad Sibrik legen nahe dass Frigeridus im Jahr 371 das Amt des Dux Valeriae ripensis 12 in der Provinz ubernahm 13 Limesverlauf vom Burgus Tahitotfalu Balhavar bis zum Burgus Szigetmonostor Horany BearbeitenDie Strecke zwischen diesen beiden Landeburgi fuhrt am Ostrand der Insel Szentendrei entlang In diesem 12 bis 13 Kilometer langen Bereich konnte bisher nur ein einziger Burgus festgestellt werden der sich relativ nahe dem Landeburgus Szigetmonostor Horany befand Spuren der Limesbauwerke zwischen Tahitotfalu und Horany Strecke 14 Name Ort Beschreibung Zustand3 Szigetmonostor Fahre von God Burgus Cirpi 6 Die Fundstelle an der sich im Mittelalter ein Kloster befand wurde bereits 1931 von dem Archaologen Jozsef Csalog 1908 1978 besucht Ihm folgte 1941 Arpad Bottyan Csalog berichtete etwas widerspruchlich er hatte viele romische und mittelalterliche Platten gefunden gestempelte mittelalterliche Keramik und eine romische Munze Im Archiv des Ungarischen Nationalmuseums sind von Csalogs Untersuchung jedoch nur eine sehr schlecht erhaltene hadrianische Munze sowie ein mittelalterliches Glasfragment inventarisiert 15 Bottyan hat an dieser Stelle keine Gebaudereste mehr gesehen von Funden ganz zu schweigen 16 Soproni hingegen wurde 1959 offenbar fundig Er stiess auf eine weitgehend zerstorte Turmstelle die durch Mortelreste Steine und Ziegel lokalisierbar war In den Schichten der steilen Uferboschung konnte er jedoch keinen Anhaltspunkt fur den Zeitpunkt der Errichtung dieses Postens ausmachen Es blieb nur die bereits entdeckte Munze Soproni ordnete die Fundstelle als moglicherweise valentinianisch ein 7 Zumindest soll die Entstehung nimmt man die meisten Burgi am ungarischen Donaulimes zum Vergleich nicht vor Kaiser Valentinian I stattgefunden haben 17 Als die Archaologin Zsuzsa Lovag den Ort 1989 nochmals untersuchte fand auch sie keinerlei romische Bauspuren sondern lediglich mittelalterliches Fundgut Der Archaologe Gabor Varga zweifelte daher an dem Ergebnis der Untersuchungen Sopronis Seiner Meinung nach konnten die Bauspuren zu den hier erwarteten mittelalterlichen Resten gehoren 16 4 Szigetmonostor Horany Burgus Ulcisia 8 18 Weiter sudlich folgte der Landeburgus Szigetmonostor Horany und der Landeburgus Dunakeszi Burgus Ulcisia 9 19 Denkmalschutz BearbeitenDie Denkmaler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt Der Burgus Tahitotfalu Balhavar sowie alle anderen Limesanlagen gehoren als archaologische Fundstatten nach 3 1 zum national wertvollen Kulturgut Alle Funde sind nach 2 1 Staatseigentum egal an welcher Stelle der Fundort liegt Verstosse gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft Siehe auch BearbeitenListe der Limeskastelle in UngarnLiteratur BearbeitenJeno Fitz Hrsg Der Romische Limes in Ungarn Bulletin du musee roi Saint Etienne Serie A Band 22 Fejer Megyei Muzeumok Igazgatosaga Szekesfehervar 1976 Balint Valentin Kuzsinszky A romai hatarvedelem es a Balhavari erod Der romische Grenzschutz und die Festung von Balhavar In A Magyar Regeszeti Tarsulat Evkonyve 1 1920 S 19 29 in ungarischer Sprache Zsolt Mrav Zur Datierung der spatromischen Schiffslanden an der Grenze der Provinz Valeria ripensis In Adam Szabo Endre Toth Hrsg Bolcske Romische Inschriften und Funde Ungarisches Nationalmuseum Budapest 2003 S 33 50 Sandor Soproni Der spatromische Limes zwischen Esztergom und Szentendre Akademiai Kiado Budapest 1978 ISBN 963 05 1307 2 Zsolt Visy 12 Tahitotfalu Bolhavar In Definition Description and Mapping of Limes Samples CE Project Danube Limes UNESCO World Heritage 1CE079P4 Budapest 2010 S 36 37 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 Eva Maroti Ein romisches Gebaude bei Szigetmonostor Horony In Pannonica provincialia et Archaeologica Festschrift fur Jeno Fitz Ungarisches Nationalmuseum Budapest 2003 S 203 231 Anmerkungen Bearbeiten Jeno Fitz Hrsg Der Romische Limes in Ungarn Fejer Megyei Muzeumok Igazgatosaga 1976 S 73 a b Sandor Soproni Der spatromische Limes zwischen Esztergom und Szentendre Akademiai Kiado Budapest 1978 ISBN 963 05 1307 2 S 75 Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 40 Verlag Walter de Gruyter Berlin 1926 S 288 a b c Andras Mocsy Die spatromische Schiffslande in Contra Florentiam In Pannonien und das romische Heer Ausgewahlte Aufsatze Franz Steiner Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 515 06103 7 S 230 a b Barnabas Lorincz A kesoromai hidfoallasok belyeges teglai Valeriaban In Attila Gaal Hrsg Pannoniai kutatasok A Soproni Sandor emlekkonferencia eloadasai Bolcske 1998 oktober 7 Szekszard 1999 S 53 68 Zsolt Visy Definition Description and Mapping of Limes Samples CE Project Danube Limes UNESCO World Heritage 1CE079P4 Budapest 2010 S 36 a b c Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 55 Zsolt Mrav Az eloretolt helyorseg keso romai kikotoerod Dunakeszin In Dunakeszi helytorteneti szemle Dezember 2009 S 5 Sandor Soproni Limes Sarmatiae In A Mora Ferenc Muzeum Evkonyve 2 1969 Szeged 1969 S 117 133 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 23 25 Janos Szilagyi Inscriptiones tegularum Pannonicarum DissPann II Budapest 1933 Taf XXVIII S 53 58 Notitia Dignitatum IN PARTIBUS OCCIDENTIS XXXIII Limesverlauf zwischen dem Kastell Visegrad Gizellamajor bis zum Kastell Visegrad Sibrik Strecke Nummerierung folgt Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss 1988 sowie Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado 2003 Gabor Varga A Szentendrei sziget romai kori eroditettsegerol In Archaeologiai Ertesito 137 2012 S 145 174 hier S 151 152 a b Gabor Varga A Szentendrei sziget romai kori eroditettsegerol In Archaeologiai Ertesito 137 2012 S 145 174 hier S 153 Adam Szabo Endre Toth Hrsg Bolcske Romische Inschriften und Funde Band 2 von Libelli archaeologici Ungarisches Nationalmuseum Budapest 2003 S 40 Burgus Ulcisia 8 bei 47 39 30 26 N 19 6 44 74 O 47 658405555556 19 112427777778 Bei 47 39 32 98 N 19 7 12 06 O 47 659161111111 19 120016666667 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Pannonischer Limes in Ungarn Strecke 3 Kastell Esztergom Hidegleloskereszt Burgus Szob Burgus Pilismarot Malompatak Castra ad Herculem Kleinkastell Visegrad Gizellamajor Burgus Visegrad Lepence Kastell Visegrad Sibrik Pone Navata Kleinkastell Kisoroszi Burgus Verocemaros Dunamezo Kastell Dunabogdany Cirpi Burgus Tahitotfalu Balhavar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgus Tahitotfalu Balhavar amp oldid 238893033