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Die Kleidung im Mittelalter in Europa spiegelte den Platz der gekleideten Person innerhalb der mittelalterlichen Standeordnung wider Die Unterschiede zwischen den Standen lagen meist jedoch nur im verwendeten Material und dem dazugehorigen Zierrat An verfugbaren Materialien zur Textilherstellung fur die niederen Stande gab es Leinen Hanf Nessel diese drei insbesondere zur Verwendung fur die Unterbekleidung und Schafwolle diese insbesondere fur Oberbekleidung Der hohere Stand konnte noch zusatzlich auf teure Importstoffe aus Seide zuruckgreifen und nutzte generell bessere Textilqualitaten und veredelte Tuche Kleidung des Mittelalters Aus der Brockhaus Enzyklopadie 1893 Inhaltsverzeichnis 1 Kleiderfarben 1 1 Farbstoffe 2 Textilherstellung 3 Kleidermode in den verschiedenen Unterepochen 3 1 Kleidung der Romanik 3 1 1 Kleidung des Mannes in der Romanik 3 1 2 Kleidung der Frau in der Romanik 3 2 Kleidung der Gotik 3 2 1 Kleidung des Mannes in der Gotik 3 2 2 Kleidung der Frau in der Gotik 4 Regionale Eigenheiten 4 1 Stadte 4 2 Skandinavien 4 3 Schottland 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksKleiderfarben BearbeitenDie Farbwahl war ein Unterscheidungskriterium zwischen den Standen Generalisierend lasst sich sagen dass aufwandige also teuer zu erzeugende Farben den hoheren Standen vorbehalten waren Um diesen Unterscheidungsstatus aufrechtzuerhalten aber auch um den Aufwand der Kleidung zu begrenzen wurden immer wieder so genannte Kleiderordnungen verfasst Farbstoffe Bearbeiten Neben der Verwendung naturfarbener Stoffe welche wohl uberwiegend nur im niederen Stand benutzt wurden wurden die Stoffe auch eingefarbt wie Abbildungen in Buchern uberlieferte Farberezepte und archaologische Befunde zeigen Dies geschah meist mit aus Pflanzen gewonnenen Farbstoffen So wurden beispielsweise aus der Birke dem Rainfarn und dem Farber Wau gelbe Farbstoffe gewonnen Die wichtigste Pflanze fur Rot war der Krapp daneben eignen sich aber auch Gansefuss Ahornwurzeln Schlehdorn und bestimmte Flechten dafur Blaue Farbungen wurden mit Hilfe der Farbepflanze Farberwaid erzeugt aber auch Indigo wurde zunehmend importiert Farbextrakte tierischen Ursprungs wurden ebenfalls genutzt Aus der Kermeslaus die in mehreren Gattungen in Europa beheimatet ist wurde ein teures Rot gewonnen Der aus der Purpurschnecke gewonnene Purpur Farbstoff war so wertvoll dass er ausschliesslich dem Hochadel vorbehalten war Textilherstellung BearbeitenDie einfachen unveredelten Textilien fur den niederen Stand wurden oft in eigener Heimarbeit erzeugt Oftmals zahlten Tuche direkt zu den erhobenen Abgaben der Abhangigen an ihre Herren den niederen Adel und den Klerus Neben den je nach Fasermaterial verschiedenen Faseraufbereitungstechniken wurde zum Verspinnen der Fasern noch bis ins 13 Jahrhundert allein die Handspindel genutzt Dann kamen erste einfache Spinnrader auf Die Tucherzeugung nahm im Hochmittelalter schon grosse Umfange an Vom senkrechten Gewichtswebstuhl ging man im 13 Jahrhundert auf den waagrechten Trittwebstuhl uber Jeder Arbeitsschritt auf dem Weg zum fertigen Tuch wurde von spezialisierten Handwerkern ubernommen Es bildeten sich im hohen Mittelalter regelrechte Manufakturzentren der Tucherzeugung heraus insbesondere sind hier Sizilien Norditalien Sudfrankreich aber auch Flandern und Brabant zu nennen Im spaten Mittelalter stieg die Bedeutung suddeutscher Tuchherstellung an Kleidermode in den verschiedenen Unterepochen BearbeitenGenerell weist die Betrachtung der Bekleidung dieser Zeit systembedingt Fehler auf An Darstellungen Malerei amp Skulptur uberwiegt deutlich der adlige Bereich Darstellungen der niederen Stande sind seltener Die Abbildungsqualitat ist bis Ende des 14 Jahrhunderts noch recht schlecht es tritt bis dahin kein realistischer Abbildungsstil auf Kleidungsstucke die diese Zeit uberdauert haben sind oft nur sehr spezielle Kronungs Kleriker oder Heiligengewander welche in Schatzkammern und als Reliquien die Zeit uberdauert haben Die Auswahl dieser Bekleidung kann man berechtigterweise als nicht reprasentativ betrachten Archaologische Textilfunde hingegen sind relativ selten und oft nur sehr fragmentarisch erhalten Kleidung der Romanik Bearbeiten Die Kleidung der Romanik von etwa 800 bis etwa 1200 war noch sehr von der byzantinischen Mode die ursprunglich aus der romischen Tracht entstand beeinflusst Diese Einflusse wurden jedoch mit der Zeit schwacher und waren im 11 Jahrhundert nur noch an den Gewandern der Geistlichen zu erkennen Als Verzierungen wurden in der Romanik noch haufig aufwandig brettchengewebte Borten genutzt Kleidung des Mannes in der Romanik Bearbeiten Der Mann trug ein Unterhemd und eine Art Unterhose genannt Brouche aus Leinen Daruber wurde ein langarmliger Kittel getragen Der wollene Kittel reichte bis uber die Knie und wurde gegurtet Um die Schultern legte man einen Rechteckmantel aus Wolle der auf der rechten Seite durch eine Spange gehalten wurde Als Kopfbedeckung wurden Filzhute getragen Die Fusse und Beine wurden bis ins 11 Jahrhundert noch mit Binden umwickelt danach setzten sich lange Strumpfbeine durch welche man heute als Beinlinge bezeichnet Die Schuhe bestanden aus Leder und wurden wendegenaht hergestellt An Frisurmoden uberwiegen in dieser Zeit kurzere Haarschnitte Als Schmuck trug der Mann Mantelspangen und Armreife sowie Gurtel und Schnallen uberwiegend aus Buntmetall Bronze Hohere Stande nutzten auch Silber und Gold Kleidung der Frau in der Romanik Bearbeiten In der Romanik war die Kleidung der Frau bis ins 11 Jahrhundert nicht sehr korperbetont Sie trug ein leinenes fusslanges Untergewand mit langen Armeln Daruber wurde ebenfalls ein knochellanges Obergewand mit weiten kurzen oder spitz endenden Armeln angezogen Ab dem 11 Jahrhundert wurde das Obergewand wesentlich korperbetonter vermutlich uber der Taille geschnurt Das Unterkleid wurde starker durch Keile geweitet und bodenlang verlangert Im 12 Jahrhundert nimmt die Formenvielfalt bei den Oberkleidern weiter zu Neben langen weiten Obergewandern wird weiterhin der seitlich geschnurte Bliaut getragen Es gibt aber auch Darstellungen von oberschenkellangen Schlauchkleidern Die Armel sind beim Adel weit bei niedrigeren Standen eng anliegend Zusatzlich kann ein Mantel getragen werden der uber der Brust geschlossen wird Verheiratete Frauen trugen das Haar bedeckt Als Kopfbedeckung dominiert im 11 Jahrhundert eine Art Schleiertuch und im 12 Jahrhundert ein langer Stoffstreifen der in verschiedenen Varianten um Kopf und teilweise auch den Hals geschlungen wird An der Wende zum 13 Jahrhundert kommt das Gebende oder Gebande auf eine drei bis sechs Zentimeter breite Leinenbinde die die Wange und das Kinn bedeckte Darauf setzte man kleine flache Hauben das Schapel oder Schleier Adlige Frauen trugen meist reich verzierte Kopfreife Die Schuhe der Frauen unterschieden sich nicht wesentlich von denen der Manner Die Haare hatte man immer noch gerne blondiert wie es schon im alten Rom ublich war Es wurde glatt oder geflochten getragen spater dann gelockt und aufgelost Schmuck wurde im 11 Jahrhundert vom Adel noch reichlich getragen Neben Fibeln wurden insbesondere Ketten Ohr und Fingerringe getragen Im 12 Jahrhundert nimmt der Schmuck deutlich ab d h es werden nur noch Fibeln Furspane und gelegentlich Fingerringe getragen In hochadeligen und kirchlichen Kreisen kommen dafur vermehrt Handschuhe auf Kleidung der Gotik Bearbeiten In der Gotik wurde die Kleidung zunehmend aufwandiger Allerdings ist auch diese Aussage durchaus systembedingt kritisch zu betrachten denn erst ab der Zeit der Hochgotik und Spatgotik existieren detaillierte realistische Bildnisse der Kleidung Die Moden der Fruh Hoch und Spatgotik unterscheiden sich sehr wesentlich voneinander Es ist daher schwer kurze generalisierende Aussagen uber die gesamte Gotik hinweg zu treffen Zu Beginn der Fruhgotik im 13 Jahrhundert nahert sich die mannliche Mode der weiblichen stark an Beide Geschlechter tragen lange Oberbekleidung in Form einer sogenannten Cotte Es uberwiegt anfangs anscheinend eine wenig korperbetonte Mode die im Wesentlichen hoch aufragende schlanke Korper zeigt eine Gemeinsamkeit mit der gotischen Architektur Gegen Ende des 13 Jahrhunderts und im 14 Jahrhundert nimmt die Formenvielfalt wesentlich zu und es kommt auch wieder zu teilweise extremen Herausstellungen der Korperbetonung und zu Detailversessenheiten wie beispielsweise der Knopfmode oder den extrem langen Zipfeln an der sogenannten Gugel Die folgenden Kleidungsbeschreibungen betreffen eher die Hoch und Spatgotik Kleidung des Mannes in der Gotik Bearbeiten nbsp SchnabelschuheDer Mann trug ein fussfreies Unter und Uberkleid Der Rock reichte bis zu den Knien und wurde am Saum bisweilen geschlitzt Uber dem langarmligen Unterrock wurde die Suckenie ein armelloser Uberrock getragen Dazu gab es eine leinene Unterhose und enganliegende oberschenkellange Strumpfe mhd die hose Wegen moglicher Verwechslung mit dem modernen Hosenbegriff hat sich heute der Begriff Beinlinge eingeburgert Spater entwickelte sich das Unterkleid zu einem kurzen engen Rock mit Stehkragen und reich gefaltetem Rucken auch Schecke genannt Diese wurde vorne aufgeschnitten und mit Knopfen oder Bandern wieder geschlossen Manchmal blickte darunter das Hemd hindurch welches aus feinstem Leinen gemacht wurde und in lauter kleine Falten gelegt wurde Daruber trug man einen weiten mantelartigen Umhang die Houppelande Heuke oder ein kurzes kaum bis zum Gesass reichendes Mantelchen Als Kopfbedeckung setzte man eine Gugelhaube auf eine kragenartige Kapuze mit langem Zipfel Als Schuhe trug man Wendeschuhe die wie auch bei anderer Kleidung ublich auf Links genaht und dann umgestulpt wurden so dass die Naht innen liegt Eine besondere Form waren die Schnabelschuhe auch Poulines genannt die sehr lange Spitzen aufwiesen und im 14 und 15 Jhd aufkamen Aber auch mit Sohlen benahte Beinlinge wurden getragen Das Haar wurde offen und gelockt auf der Schulter hangend getragen Spater war es nur noch halblang und uber dem Gesicht kurz Aber auch vielerlei Kopfbedeckungen waren ublich Sehr verbreitet war eine einfache leinene Bundhaube Das Gesicht war entweder glattrasiert oder mit einem Vollbart bedeckt der langsam wieder in Mode kam Der Schmuck des Mannes bestand aus einem Furspan auf dem Uberrock und prunkvollen Gurteln mit Taschen den Dusings Kleidung der Frau in der Gotik Bearbeiten nbsp Eine adelige Dame des Hochmittelalters tragt einen korperbetonenden Surcot nbsp HenninDie Frauen trugen genau wie die Manner ein fusslanges und langarmliges Unterkleid die Cotte das meist aus Leinen oder Seide genaht wurde Daruber wurde ein loses langes spater armelloses Uberkleid der Surcot gezogen das mit einer Schleppe versehen war Die burgundische Mode war korpereng mit weitem schleppenden Rock und einem enganliegenden Mieder das vorn uber dem Hemd zusammengeschnurt wurde Unter dem tiefen Ausschnitt trug man einen Gurtel Als Kopfbedeckung trugen die verheirateten Frauen immer noch das Gebende oder die Rise ein gefaltetes Kopftuch Besonders in Burgund war der Hennin verbreitet eine kegelformige Haube die oft einen Meter hoch war und mit Schleiern versehen wurde Junge Frauen trugen oft Reifenblumen oder Banderkranze Als Schuhe verwendeten die Frauen ebenfalls Wendeschuhe Regionale Eigenheiten BearbeitenStadte Bearbeiten So wie die jeweiligen Zeiten ihre modische Besonderheiten aufwiesen so gab es auch regionale Eigenheiten Ab dem 15 Jahrhundert war es in der Stadt ublich Unterschuhe oder Trippen zu tragen Diese hatten eine Holzsohle und einen Bugel aus Leder in welchen man mit seinen Schnabelschuhen hineinschlupfte Sie dienten dem Schutz der eigentlichen Schuhe vor Feuchtigkeit und Schmutz vor allem aber schutzten sie die weiche Sohle der wendegenahten Schuhe vor Abnutzung am zunehmend verbreiteten Strassenpflaster Hannover war um 1300 vermutlich die erste deutsche Stadt die ihren Burgern eine standesgemasse Kleider und Schmuckordnung aufsetzte Skandinavien Bearbeiten In der Wikingerzeit trug man in sudskandinavischen Landern helle Hosen die Dunklen meistens schwarz waren den Adligen vorbehalten Ansonsten blieb sich die Kleidung zwischen Adel und Volk aber fast gleich nur an der Menge des Schmuckes und der Qualitat des Schwertes konnte man einen Standesunterschied noch erkennen Wobei in diesem Fall die Grenzen durch die reichen skandinavischen Kauffahrer fliessend waren Sklaven war es in dieser Zeit und Region untersagt Schuhe und langes Haar zu tragen was beides ein Symbol fur Freiheit war Schottland Bearbeiten Entgegen vielen Behauptungen fingen die Schotten erst in der Moderne im 19 Jahrhundert an Tartans als Zeichen der Clanzugehorigkeit zu tragen Auch der Great belted Plaid engl grosse gegurtete Decke ist eine Erfindung der spaten Renaissance sowie der Kilt der Neuzeit Die ersten dokumentierten Plaids aus dem 16 Jahrhundert sind einfarbig In Schottland wurde im Mittelalter die gleiche Kleidung wie auf dem Festland getragen d h bis in die fruhe Gotik die germanische Langhose und Tuniken sowie danach Cotte und Beinlinge Siehe auch BearbeitenKleidermode Kleidermode der Renaissance und der Reformation Revolutions und Empiremode Kleidermode des Rokoko Liste der KleidungsstuckeLiteratur BearbeitenElke Bruggen Kleidung und Mode in der hofischen Epik des 12 und 13 Jahrhunderts Heidelberg Heidelberg 1989 ISBN 3 533 04060 7 kart oder ISBN 3 533 04061 5 Ln Elisabeth Crowfoot Frances Pritchard Textiles and Clothing C 1150 C 1450 Finds from Medieval Excavations in London Medieval Finds from Excavations in London The Boydell Press 2004 ISBN 0 85115 840 4 Geoff Egan Frances Pritchard Susan Mitford Dress Accessories C 1150 C 1450 Medieval Finds from Excavations in London The Boydell Press 2004 ISBN 0 85115 839 0 Kirsten O Frieling Sehen und gesehen werden Kleidung an Furstenhofen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit ca 1450 1530 Mittelalter Forschungen 41 Thorbecke Ostfildern 2013 Digitalisat Katrin Kania Kleidung im Mittelalter Materialien Konstruktion Nahtechnik Ein Handbuch Koln Weimar und Wien 2010 ISBN 978 3 412 20482 2 Jan Keupp Die Wahl des Gewandes Mode Macht und Moglichkeitssinn in Politik und Gesellschaft des Mittelalters Mittelalter Forschungen 33 Thorbecke Ostfildern 2010 ISBN 3 7995 4285 X Digitalisat Jan Keupp Mode im Mittelalter Darmstadt 2011 ISBN 3 89678 804 3 Harry Kuhnel Hg Bildworterbuch der Kleidung und Rustung Vom alten Orient bis zum ausgehenden Mittelalter Stuttgart 1992 ISBN 3 520 45301 0 Else Ostergard Woven into the earth Aarhus Universitetsforlag 2004 ISBN 87 7288 935 7 Margaret Scott Kleidung und Mode im Mittelalter Darmstadt 2009 ISBN 978 3 8062 2199 2Weblinks BearbeitenGlossar uber Mittelalter Gewandungen Erklarung von Kleidungsstucken sowie Stoffen Marc Carlsons Some clothing of the middle ages http www personal utulsa edu marc carlson cloth bockhome html in englischer Sprache Artikelserie zur Kleidung im Mittelalter nach Geschlecht Epoche und Stand Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleidung im Mittelalter amp oldid 234345884