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Bruoch auch Niderwat oder Bruch war eine im Europa des Mittelalters und der Renaissance uberwiegend von Mannern getragene Unterhose Sie entstand aus der von den Kelten Germanen und Sarmaten getragenen Wollhose Bracae 1 Bauer mit Bruoch Abbildung aus der Maciejowski Bibel um 1250 60 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschaffenheit 3 In Literatur und Kunst 4 Name und Schreibweise 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 1 Jahrhundert nach Christus wuchs bei den Ostgermanen im 2 Jahrhundert auch bei den Westgermanen die Bracae mit den Beinlingen zusammen Blieben beide Teile getrennt so wurden die Beinlinge an die Bracae angenestelt ganz so wie es im Laufe des 12 Jahrhunderts auch fur Bruoch und Beinlinge ublich wurde 1 Die Beinlinge wurden dann mit dem sogenannten Bruochgurtel gehalten der aus einer Huftschnur frz Brayer Brayette entstanden war um die die Bruoch gerollt wurde 2 Daran wurden Borse und Schlussel befestigt 3 Die enge Kleidung des 14 Jahrhunderts machte es notwendig dass die Beinlinge an einem Wams oder Pourpoint angenestelt wurden Diese Kombination wurde schliesslich im Laufe des 15 Jahrhunderts von einer strumpfhosenahnlichen Hose mit Schamkapsel verdrangt bei der die Bruoch hinten durch eine Naht und vorne einen Hosenlatz zu einer Hose verbunden wurde 1 Ob Frauen die Bruoch trugen ist ungeklart Anne Liebreich nimmt dies an da auch Frauen Beinlinge an etwas befestigen mussten 3 Ingrid Loschek vermutet die Bruoch sei nur im Fruhmittelalter von Frauen getragen worden 1 Die Zisterzienser wurden dafur verspottet dass sie keine Bruoch trugen 4 Es ist keine Bruoch im Fundgut erhalten geblieben weswegen der genaue Schnitt spekulativ bleibt Beschaffenheit BearbeitenDie Bruoch wird in zeitgenossischen Abbildungen nahezu ausschliesslich weiss oder naturfarben dargestellt was in Zusammenhang mit anderen Quellen darauf hindeutet dass sie meist aus Leinen oder anderen regional verfugbaren Fasern gefertigt war Hanf eventuell auch weisse Wolle Auch Leder konnte zum Einsatz kommen 5 nbsp Strassburger Maler Kreuzigung zw 1410 und 1415 Colmar Unterlinden Museum Die beiden Schacher tragen Bruoch In Literatur und Kunst BearbeitenIn der christlichen Kunst werden haufig die beiden gekreuzigten Schacher in Bruoch dargestellt 3 6 Auch in der mittelalterlichen Literatur fand die Bruoch vielfach Erwahnung etwa in der Mare Die zuruckgelassene Hose von Heinrich Kaufringer 7 Name und Schreibweise BearbeitenAllgemein wird angenommen dass das Wort Bruoch von dem keltischen Wort braca oder bracca abstammt Karl Classen weist jedoch darauf hin dass zahlreiche Begriffe fur Kleidungsstucke u a Kleid Kittel und Schuh in den germanischen Sprachen nicht aus dem Indogermanischen stammen somit sei eine Entlehnung des keltischen Wortes aus dem Germanischen wahrscheinlicher als umgekehrt 8 Die Schreibweise Brouche ist im Gegensatz zu Bruoch historisch nicht belegt und uberdies etymologisch falsch Der mittelhochdeutsche Diphthong ou entspricht einem neuhochdeutschen au In all jenen Dialekten jedoch in welchen der Begriff bis heute erhalten ist wird er entweder mit dem Diphthong uo bzw ue ausgesprochen oder mit langem u was auf den auch in der Uberlieferung eindeutigen mittelhochdeutschen uo Diphthong schliessen lasst Das auch in der Variante Bruche die in der Mittelalter und Reenactment Szene verbreitet ist anzutreffende End e entspricht ebenfalls nicht der historischen Wortform Siehe auch BearbeitenBreechesLiteratur BearbeitenBruch f In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 2 Biermorder D II S Hirzel Leipzig 1860 woerterbuchnetz de Gerhard Jaritz Die Bruoch In Gertrud Blaschitz et al Hrsg Symbole des Alltags Alltag der Symbole Festschrift fur Harry Kuhnel zum 65 Geburtstag Akad Dr und Verlagsanstalt Graz 1997 S 395 461 G Wolter Die Verpackung des mannlichen Geschlechts Marburg 1991 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bruoch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien bruoch In Benecke Muller Zarncke Mittelhochdeutsches Worterbuch Stellennachweise fur bruoch in der mittelhochdeutschen BegriffsdatenbankEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Ingrid Loschek Gundula Wolter Reclams Mode und Kostumlexikon 6 Auflage Reclam Stuttgart 2011 ISBN 978 3 15 010818 5 S 134 bruochgurtel In Mittelhochdeutsches Worterbuch von Benecke Muller Zarncke Worterbuchnetz abgerufen am 24 Dezember 2020 a b c Anne Liebreich Kostumgeschichtliche Studien zur kolnischen Malerei des 14 Jahrhunderts In Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 1928 ISSN 0863 582X S 65 104 JSTOR 24496127 Jan Keupp Die Wahl des Gewandes Mode Macht und Moglichkeitssinn in Gesellschaft und Politik des Mittelalters Thorbecke Ostfildern 2014 ISBN 978 3 7995 4365 1 S 92 Digitalisat PDF C Enlart Le costume manuel d archeologie francaise depuis les temps merovingiens jusqu a la renaissance Band 3 Paris 1916 S 40 Digitalisat Andrea Reichel Wie nackt sind die Akte Von himmlischen Hullen und gottlichen Dessous In Kerstin Gernig Hrsg Nacktheit Asthetische Inszenierungen im Kulturvergleich Bohlau Verlag 2002 ISBN 978 3 412 17401 9 S 301 326 doi 10 7788 9783412330897 013 vr elibrary de abgerufen am 26 Dezember 2020 Heinrich Kaufringer Die zuruckgelassene Hose In Paul Sappler Hrsg Werke Band 1 De Gruyter 1972 ISBN 978 3 11 093301 7 S 112 115 doi 10 1515 9783110933017 015 degruyter com abgerufen am 26 Dezember 2020 Karl Classen Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Hafers der Ziege und des Haushuhns In Indogermanische Forschungen Band 49 Nr 1 1 Januar 1931 ISSN 0019 7262 S 253 266 doi 10 1515 if 1931 0179 degruyter com abgerufen am 26 Dezember 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruoch amp oldid 226859573