www.wikidata.de-de.nina.az
Das Gebiet Kiesgrube Aitrach ist ein mit Verordnung vom 17 Oktober 2007 des Regierungsprasidiums Tubingen ausgewiesenes Naturschutzgebiet NSG Nummer 4 318 im Gebiet der baden wurttembergischen Gemeinde Aitrach im Landkreis Ravensburg in Deutschland Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBlick auf das Ostufer des nordlichen Baggersees im Naturschutzgebiet Kiesgrube AitrachBlick auf das Ostufer des nordlichen Baggersees im Naturschutzgebiet Kiesgrube AitrachLage Aitrach im Landkreis Ravensburg Baden Wurttemberg DeutschlandFlache 13 4 haKennung 4318WDPA ID 378108Geographische Lage 47 56 N 10 5 O 47 933888888889 10 087222222222 Koordinaten 47 56 2 N 10 5 14 OKiesgrube Aitrach Naturschutzgebiet Baden Wurttemberg Meereshohe von 591 m bis 610 mEinrichtungsdatum 17 Oktober 2007Verwaltung Regierungsprasidium Tubingen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geologie Hydrologie und Klima 3 Erscheinungsbild 4 Schutzzweck 5 Gefahrdung 6 Entwicklungspotential 7 Flora und Fauna 7 1 Flora 7 2 Fauna 8 Geschichte des Naturschutzgebietes 9 Siehe auch 10 Einzelnachweise 11 WeblinksLage BearbeitenDas rund 13 4 Hektar grosse Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach befindet sich naturraumlich zwischen dem Unteren Illertal Naturraum 44 und zwischen den Riss Aitrach Platten Naturraum 41 genau 41 3 Schotterrinnen und Altmoranenplatten im Umland der Adelegg Diese Naturraume gehoren zur Donau Iller Lech Platte Das Naturschutzgebiet liegt sudwestlich der Wohnbebauung und der Turn und Festhalle auf einer Hohe von 591 bis 610 m u NN Geologie Hydrologie und Klima BearbeitenDer Untergrund des Gelandes besteht aus oberer Susswassermolasse OSM In diese OSM hat der Fluss Aitrach zwischen der Riss und der Wurmeiszeit einen ca 90 Meter tiefen Canyon gegraben Wahrend der Wurmeiszeit erodierten die Rander des Canyons und fullten diesen ca 30 m hoch auf Die Schmelzwasser des ostlichen Rheingletschers die von Sudwesten heranflossen erganzt durch die Schmelzwasser des Illergletschers schotterten diesen Canyon und das gesamte Gelande auf Dieser aufgeschotterte Canyon Tiefe Aitrach Rinne ist ein hervorragender Grundwasserleiter in dem der zweitgrosste Grundwasserstrom Baden Wurttembergs fliesst 1 Im Rahmen des Kiesabbaus wurde dieser Grundwasserleiter an zwei Stellen freigelegt wodurch zwei Baggerseen mit ca 2 5 und 2 ha Flache entstanden sind Die Fliessgeschwindigkeit des Grundwasserstroms betragt 20 bis 30 m pro Tag Durch den standigen Wasseraustausch gehoren diese Seen im Sommer zu den kaltesten und im Winter zu den warmsten Seen Baden Wurttembergs Die mittlere Jahreslufttemperatur betragt 7 C die durchschnittliche Temperatur in der Vegetationsperiode bei ca 14 15 C In Abhangigkeit von Hangneigung Exposition Vegetation Beschaffenheit des Untergrunds sowie sonstiger Topographie weicht das Kleinklima innerhalb des Naturschutzgebietes erheblich von den Durchschnittswerten ab 2 Erscheinungsbild BearbeitenDie steilen Wande der Kiesgrube sind bewaldet Im ostlichen Teil der Kiesgrube befinden sich zwei bis zu 12 m tiefe grosse Baggerseen 2 5 bzw 2 ha Wasserflache die vom Grundwasser durchstromt werden und daher auch in strengen Wintern weitgehend eisfrei bleiben Im mittleren Teil der Kiesgrube befindet sich eine Rohkiesflache die inzwischen weitgehend mit Weiden besiedelt wurde Im westlichen Teil der Kiesgrube befindet sich ein Sekundar Urwald mit einem sehr hohen Anteil an Biotopholz Innerhalb des Schutzgebietes zwischen Kiesgrube und Eisenbahnlinie schliesst sich eine weitere Rohbodenflache an Das ehemalige Kiesabbaugebiet im Norden und Westen durch einen Eichen Hainbuchen Hangwald der auf einer Niederterrassen Erosionskante liegt eingerahmt 3 2 Schutzzweck BearbeitenSchutz der unbeeinflussten eigendynamischen Entwicklung auf einem Grossteil der Flache insbesondere im Bereich der Seen sowie ostlich und nordlich davon Erhaltung der vom Grundwasser gespeisten Baggerseen als Lebensraum gefahrdeter Pflanzenarten und als Lebensraum gefahrdeter Tierarten Erhalt der nordostexponierten mit Eichen Hainbuchenwald bestockten Niederterrassen Erosionskante als Beispiel einer besonderen geomorphologischen Erscheinungsform die das Landschaftsbild pragt und ein erdgeschichtliches Dokument darstellt Erhalt des vielfaltigen Sekundar und Ersatzbiotops in seiner Gesamtheit als Trittstein zwischen Aitrach und Iller Sicherung der im Gebiet vorkommenden Lebensraumtypen kalkreiche nahrstoffarme Stillgewasser mit Armleuchteralgen 2 Im Jahr 1997 wurden 259 Arten der hoheren Pflanzen erfasst darunter 4 in Baden Wurttemberg gefahrdete und 11 als schonungsbedurftig geltende Arten Bei avifaunischen Kartierungen wurden 57 Vogelarten beobachtet wobei 18 davon auf der Roten Liste Baden Wurttemberg stehen 3 Besondere Bedeutung hat das Gebiet fur den Prozessschutz was nur in sehr wenigen Fallen als Schutzzweck angegeben wird 4 Gefahrdung BearbeitenBei der Planung des Naturschutzgebietes 1997 wurde von einer Flache von 24 2 ha ausgegangen 3 Das ausgewiesene NSG hat jedoch nur eine Flache von 13 4 ha Auf einem Teil wurde ein Sport und Freizeitgelande mit Fussballplatz Tribune Minispielfeld Beachvolleyballplatz Kinderspielplatz und Parkplatz errichtet Dieser Teil ist unwiederbringlich verloren Die Dungung des Fussballplatzes fuhrt zu einer Eutrophierung einer ehemals 1997 wertvollen ca 150 m grossen Feinschlammflache mit intensivem Orchideenvorkommen ca 30 bluhende Exemplare Dactylorhiza incarnata und ca 65 Exemplare Epipactis palustris Diese sind inzwischen an dieser Stelle weitgehend verschwunden Das Naturschutzgebiet endet unmittelbar am Sudufer des sudlichen Baggersees Der sudliche Hang der Kiesgrube wurde nicht in das NSG einbezogen weil in diesem Gebiet die Trasse fur den Neubau der Landesstrasse 314 geplant ist Der Bau dieser Trasse bzw Strasse wurde das Naturschutzgebiet massiv beeintrachtigen Die Freizeitnutzung Badebetrieb Lagerfeuer Motorroller trotz Verbot wirkt sich negativ auf das Brutverhalten zahlreicher Vogelarten aus Eine Brutvogelerfassung des NABU Aitrach ergab dass 2011 gegenuber 1997 kein Brutvorkommen bei folgenden Vogelarten vorlag Reiherente Grauspecht Grunspecht Heckenbraunelle Sumpfrohrsanger Gelbspotter Klappergrasmucke Dorngrasmucke Gartengrasmucke Neuntoter Kernbeiser Tannenhaher 5 An den gut zuganglichen Platzen im NSG wurde das rosmarinblattrige Weidenroschen ausgegraben Dafur haben sich einzelne Exemplare auf dem Parkplatz angesiedelt Entwicklungspotential BearbeitenHinter dem ostlichen Hang des Naturschutzgebietes entsteht bis 2016 ein neuer ca 4 ha grosser Baggersee der teilweise der Freizeitnutzung Badebetrieb und teilweise dem Naturschutz dienen soll Dadurch kann einerseits der Freizeitdruck vom Naturschutzgebiet umgelenkt werden andererseits entstehen wieder neue Rohbodenflachen wogegen im Naturschutzgebiet die Rohbodenflachen durch die permanente Sukzession verschwinden Durch den Kiesabbau im benachbarten Gebiet werden Sandlinsen freigelegt In diesen legen Uferschwalben deren Kolonie 2013 uber 100 Brutpaare betrug neue Brutrohren an nbsp Rosmarin Weidenroschen nbsp Rosmarin Weidenroschen nbsp Geflecktes Knabenkraut nbsp Rohbodenflache nbsp Blick von Suden nach Norden uber den nordlichen Baggersee nbsp Sekundarurwald nbsp Biotopholz nbsp Sudlicher Baggersee nbsp Kiesabbau in der an das NSG anschliessenden neuen KiesgrubeFlora und Fauna BearbeitenFlora Bearbeiten Aus der schutzenswerten Pflanzenwelt sind folgende Arten Auswahl zu nennen 3 Magerrasenarten Rosmarin Weidenroschen Epilobium dodonaei Grannen Klappertopf Rhinanthus glacialis Karthausernelke Dianthus carthusianorum Hugel Vergissmeinnicht Myosotis ramosissima Orchideen Geflecktes Knabenkraut Dactylorhiza maculata Fleischfarbenes Knabenkraut Dactylorhiza incarnata Sumpf Stendelwurz Epipactis palustris Vegetation der Baggerseen Brunnenkresse Rohricht Wasserminze Menta aquatica Blauer Wasser Ehrenpreis Veronica anagallis aquatica Echte Brunnenkresse Nasturtium officinale Glieder Binse Juncus articulatus Rohrglanz Phalaris arundinacea Kleinblutiges Weidenroschen Epilobium parviflorum Zottiges Weidenroschen Epilobium hirsutum Acker Schachtelhalm Equisetum arvense Armleuchteralgen Characeae Gegensatzliche Armleuchteralge Chara contraria Steifhaarige Armleuchteralge chara hispida Fauna Bearbeiten Aus der schutzenswerten Tierwelt sind folgende Spezies Auswahl zu nennen 3 Vogelarten die auf unbeeintrachtigte ungestorte Gewasser angewiesen sind Reiherente Zwergtaucher Blasshuhn Gansesager Vogelarten die auf Gewasser in Verbindung mit sandhaltigen Steilwanden angewiesen sind Uferschwalbe Eisvogel Vogelarten die auf Weichholzer angewiesen sind Weidenmeise Gelbspotter Vogelarten die auf Altholzer angewiesen sind Grauspecht Grunspecht Grauschnapper Vogelarten die auf ungenutzte und pestizidunbelastete Raine Boschungen und Gebusche angewiesen sind Neuntoter Dorngrasmucke Fledermause Grosser Abendsegler Zwergfledermaus Reptilien Ringelnatter Blindschleiche Zauneidechse Bergeidechse Amphibien Grasfrosch Grunfrosch Erdkrote Libellenarten 16 Arten z B Plattbauch Libellula depressa Grosser Blaupfeil Orthetrum cancellatum Falkenlibelle Cordulia aenea Braune Mosaikjungfer Aeshna grandis regelmassiger Beute und Revierflug Heuschrecken Brauner Grashupfer Chorthippus brunneus Nachtigall Grashupfer Chorthippus biguttulus Tagfalter Grosser Schillerfalter Apatura iris Schwalbenschwanz Papilio machaon Geschichte des Naturschutzgebietes BearbeitenErstellt vom NABU Aitrach 6 1924 beginnt die Deutsche Reichsbahn mit dem Kiesabbau 1936 wird fur den Autobahnbau Ulm Stuttgart der Kiesabbau ausgeweitet Der Kiesabbau erfolgt immer noch in Handarbeit 1939 werden die Arbeiter als Soldaten fur den Zweiten Weltkrieg benotigt Als Ersatz fur die fehlenden Arbeitskrafte wird ein Eimerleiterbagger eingesetzt 1944 errichten die Zeppelinwerke Friedrichshafen fur die Rustungsproduktion eine 100 m 35 m grosse Halle Es werden Zwangsarbeiter die in einem Lager zwischen dem Aitrach Kanal und der Aitrach untergebracht sind beschaftigt 1957 erfolgt die Aufnahme des Nassabbaus Es entstehen zwei bis zu 12 m tiefe Baggerseen Durch das Kieswaschen entsteht eine grosse Schwemmflache im nordwestlichen Abbaugebiet 1965 wird der Kiesabbau eingestellt Danach findet nur noch Kieslagerung und eine teilweise Auffullung mit Betonfertigteilen statt 1978 fordert das Landratsamt eine Rekultivierung fur landwirtschaftliche Zwecke Als NABU Mitglied erkennt der damalige Geschaftsfuhrer die hohe okologische Bedeutung der bereits stattgefundenen Renaturierung Da auch die Landwirtschaft kein Interesse an diesem Gelande hat kann die Rekultivierung unterbleiben 1997 gibt das Regierungsprasidium Tubingen ein Gutachten in Auftrag Darin wird ausserst detailliert auf 34 Seiten und mit 5 Karten die hohe Artenvielfalt der Flora und Fauna sowie die herausragende Bedeutung dieses Gelandes dargestellt 2000 erwirbt die Gemeinde Aitrach mit finanziellen Mitteln des Landes aus dem Naturschutzhaushalt das Gelande zum Zwecke des Naturschutzes 2002 baut die Gemeinde Aitrach auf einem Teilbereich einen Sportplatz 2007 wird das restliche ehemalige Kiesabbaugebiet und der daran angrenzende Hang ein artenreicher Eichen Hainbuchen Schattenwald mit hohem Biotopholzanteil vom Landrat als Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach ausgewiesen Der sudliche Hang wird allerdings ausgenommen Es soll als Trasse fur die zukunftige L314 dienen 2008 errichtet die Gemeinde Aitrach gefordert durch PLENUM einen Vogelbeobachtungsstand am Westufer des nordlichen Sees Der NABU Aitrach informiert dort uber das Naturschutzgebiet Siehe auch BearbeitenListe der Naturschutzgebiete im Landkreis Ravensburg Liste der Naturschutzgebiete in Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Ministerium fur Umwelt Baden Wurttemberg 1989 Hydrogeologische Karte Baden Wurttemberg Leutkircher Heide und Aitrachtal a b c Burkhard Schall Regierungsprasidium Tubingen 2007 Wurdigung des Naturschutzgebietes Kiesgrube Aitrach a b c d e Ute Reinhard 1997 Gutachten zum Unterschutzstellungsverfahren fur das geplante NSG Volker Scherfose Bearb 2011 Das deutsche Schutzsgebietssystem Schwerpunkt Streng geschutzte Gebiete BfN Skripten 294 S 175 Meinrad Mack 2011 Brutvogelerfassung im Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach Norbert Rauh 2009 Geschichte des Naturschutzgebietes Kiesgrube Aitrach Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Kiesgrube Aitrach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weblink der Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg LUBW PLENUM Projekt Vogelbeobachtungsstation NSG Kiesgrube Aitrach Daten und Kartendienst der Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden WurttembergNaturschutzgebiete im Landkreis Ravensburg Altshauser Weiher Annaberg Argen Arrisrieder Moos Auweiher Badsee Bibersee Bimisdorfer Mosle Blauensee Blinder See Bodenmoser Bohlweiher Booser Musbacher Ried Brunnenholzried Dietenberger Weiher Dolpenried Dornacher Ried mit Hackler Ried Hackler Weiher und Buchsee Ebenweiler See Ebersberger Weiher Edensbacher Mosle Felder See Fohrenweiher Furemoos Giessenmoos Girasmoos Gornhofer Egelsee Grundlenried Rotseemoos Hagnaufurter Ried Hangquellmoor Bachholz Hangquellmoor Epplings Haslacher Weiher Hengelesweiher Hermannsberger Weiher Herrgottsried Herzogenweiher Karbachmoos Kemmerlanger Moos Kiesgrube Aitrach Knellesberger Moos Krottental Karbach Laubener Brunnen Lochmoos Mariataler Waldle Mauchenmuhle Moore und Weiher um Brunnen Moos im Zeller Wald Moosmuhle Neuhauser Moos Mollenweiher Neuravensburger Weiher Pfaumoos Niggelmoos und Bei der Schleife Pfrunger Burgweiler Ried Premer Weiher Quellmoore bei Englisreute Regnitzer Weiher Rengersmoos Reps und Ochsenweiher Rimpacher Moos Weites Ried Rohrsee Rotasweiher Degermoos Sassweiher Schachele Scheibensee Schenkenwald Schmalegger und Rinkenburger Tobel Schreckensee Sigratzhofer Ried Staudacher Weiher Taufach und Fetzachmoos mit Urseen Teufelssee Tuffsteinbruch Weissenbronnen Vorsee Wegenried Wasenmoos bei Grunkraut Wolfegger Ach Wurzacher Ried Zeller SeeEhemalige Naturschutzgebiete Uberwachsener See Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kiesgrube Aitrach Naturschutzgebiet amp oldid 208721157