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Keltische Kriegfuhrung bezeichnet die Art und Weise in welcher die Angehorigen der Volksgruppe der Kelten ihre kriegerischen Konflikte austrugen Sie umfasst sowohl die Bewaffnung und das praktische Kriegshandwerk als auch dessen Methoden Taktik und Strategie Verbreitung der keltischen Kultur von ca 800 dunkelgrun bis 275 v Chr hellgrun Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 2 Bewaffnung und Ausrustung 2 1 Angriffswaffen 2 2 Schutzbewaffnung 2 3 Weitere Ausrustung 3 Militarische Organisation 3 1 Infanterie und Kavallerie 3 2 Taktik 4 Kriegerkult 5 Kelten als Soldner 6 Quellen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseQuellenlage BearbeitenBewaffnung und Kampfesweise der keltischen Krieger unterlagen einer regionalen Variation ausserdem anderten sich diese wahrend der langen Hochzeit der Kelten von der Hallstattzeit bis zum Ende der Latenezeit Mit Beginn der Latenezeit sind die Grabbeigaben in Form von Waffen und anderer Ausrustung so umfangreich dass auf dieser Basis einige allgemeine Aussagen zum keltischen Krieger gemacht werden konnen Weitere Quellen zur Bewaffnung und zum keltischen Kriegswesen bilden bildliche Darstellungen in der Kunst der Kelten sowie in der Kunst benachbarter Volker wie der Griechen Etrusker und Romer sowie Texte antiker Autoren 1 2 Bewaffnung und Ausrustung Bearbeiten nbsp Keltischer Helm 4 Jahrhundert v Chr Angriffswaffen Bearbeiten nbsp Keltisches Schwert ca 60 v Chr Die wichtigste Angriffswaffe der Kelten war das Schwert diese Waffe ist auch durch eine dreistellige Anzahl von archaologischen Funden gut belegt Fruhe Beispiele hatten eine Klinge von durchschnittlich 60 cm Lange die sowohl fur Hiebe als auch fur Stiche geeignet war Spater setzten sich langere Schwerter von 80 cm mit abgerundeter Spitze durch die nur noch als Hiebwaffe gebraucht wurden 3 Eine altkeltische Bezeichnung fur das Schwert ist auch in die lateinische Sprache eingegangen vergleiche lateinisch gladius mit altirisch claideb und kymrisch cleddyf ein Hinweis dass das keltische Schwert in der antiken Welt sehr geschatzt wurde 4 Schon aus Grabern der Hallstattzeit sind ferner Lanzen und Pfeilspitzen und schwere Hiebmesser belegt im Osten Europas finden sich ausserdem noch Streitbeile 2 Wurflanzen wurden vermutlich unter anderem von Kriegern im Streitwagen eingesetzt wie Wagengraber des Marnegebiets belegen Dort fand man Speere von 2 50 Meter Lange mit langem schmalen Blatt Daneben gibt es auch Funde von Stosslanzen mit Eisenspitzen von 30 bis 60 cm Lange 5 Gaius Iulius Caesar erwahnt in seinen Berichten auch Bogenschutzen aber da Pfeil und Bogen als Grabbeilagen kaum nachgewiesen sind sind sie vielleicht eher Jagd als Kriegswaffen Aus Caesars Berichten uber Britannien sind ausserdem noch Geschosse aus Stein und Ton fur Schleudern bekannt 3 Schutzbewaffnung Bearbeiten nbsp Keltische Bronzerustung spates 7 oder fruhes 6 Jahrhundert v Chr Als Schutzbewaffnung dienten keltischen Kriegern Helme Panzer und Schilde Schilde bestanden meist aus mit Leder bezogenem Holz und wurden mit Metallbeschlagen verstarkt Wahrend die Schilde in der Anfangszeit eher klein waren ca 50 40 cm waren sie spater mannshoch 6 Helme aus Eisen oder Bronze sind vergleichsweise selten durch archaologische Ausgrabungen nachgewiesen Helme aus Metall waren vermutlich eher Anfuhrern der Kelten vorbehalten aber es ist moglich dass einfache Krieger Lederhelme trugen die aufgrund ihres Materials nicht bis heute uberdauert haben 6 Die heute noch erhaltenen Metallhelme weisen eine grosse Formvielfalt auf in der Fruhzeit der Kelten spitzkonisch und bis zu 30 cm hoch spater halbkugelig schlicht und funktional Die Helme hatten recht fruh einen Nackenschutz spater auch Wangenklappen Keltische Helme dienten als Vorbild fur den eisernen Legionarshelm der romischen Kaiserzeit 7 Gelegentlich ist der Ubergang von Kriegsausrustung zu Ritualgegenstand fliessend So wurde in einem reich ausgestatteten Keltengrab in Rumanien auch ein Helm gefunden welcher von einem metallenen Raubvogel gekront ist dessen Flugel beweglich sind 8 Der Battersea Schild aus dem keltischen Britannien diente wohl auch nur rituellen Zwecken da er zu kurz ist um in einer Schlacht effektiv Schutz zu bieten Auch fur metallene Korperbepanzerung gilt dass sie vor allem fuhrenden keltischen Kriegern vorbehalten war Lederrustungen sind aufgrund ihres Materials kaum nachweisbar aber es ist wahrscheinlich dass diese auch zum Einsatz kamen Kettenhemden waren jedoch eher selten und kostbare Prestigeobjekte Laut Varro sollen Kettenhemden eine keltische Erfindung sein 7 Weitere Ausrustung Bearbeiten Durch antike Autoren ist bezeugt dass die Kelten verschiedene Feldzeichen in die Schlacht fuhrten so wird dies unter anderem von Polybios Historien 2 32 6 und Caesar Gallischer Krieg 7 2 2 erwahnt Vermutlich handelte es sich dabei um Tierstandarten 9 Belegt ist auch der Einsatz von Kriegsinstrumenten den Carnyxen diese sollten die Gegner einschuchtern und die Kampfer inspirieren Polybius Historien 2 29 1 10 Militarische Organisation BearbeitenInfanterie und Kavallerie Bearbeiten Der Grossteil der keltischen Truppen bestand zunachst aus Infanterie Ab dem 2 Jahrhundert v Chr ist ein Aufstieg der Kavallerie bei den Kelten zu beobachten vermutlich auch verursacht durch die Verbreitung des Hornchensattels der dem Kampfer auch ohne Steigbugel einen festen Sitz ermoglichte Reiter kampften vermutlich hauptsachlich mit denselben Waffen wie die Infanterie also Schild Schwert und Lanze Da die Reiter eher der keltischen Fuhrungsschicht angehorten trugen sie zusatzlich vermutlich auch noch Helm und eine Korperpanzerung 11 Die keltischen Streitkrafte verwendeten Pferde nicht nur fur die Kavallerie sie wurden auch als Zugtiere fur Streitwagen eingesetzt Diodor schreibt in seiner Bibliotheke 5 29 dass jeder Streitwagen zwei Besatzungsmitglieder trug einen Wagenlenker und einen adligen Krieger oder Champion Die Streitwagen werden dann als Mischung von Infanterie und Kavallerie eingesetzt Der Streitwagen wurde in das Getummel fahren von wo der Krieger aus dem Gefahrt springt und kampft Gaius Iulius Caesar beschreibt dass die Wagenlenker extrem agil auf dem fahrenden Wagen agierten so wurden sie zum Teil weit nach vorne klettern auf das Joch um die Pferde besser zu lenken 12 Vor allem in Britannien uberdauerten die primitiven Wagen langer als auf dem europaischen Kontinent Taktik Bearbeiten Antike Autoren erwahnen verschiedene Kampftaktiken der Kelten Bekannt ist vor allem der Ansturm einer massiven Kriegermasse Dieser wilde Frontalangriff von den Romern Furor Celtica genannt sollte Angst einflossen und den Gegner damit schnell besiegen 13 Auf einigen Abbildungen wie etwa auf den Situlen und einer Schwertscheide aus den Ausgrabungen in Hallstatt werden nebeneinanderstehende gleichartig ausgerustete Krieger dargestellt Dies konnte als Indiz gelten dass die Kelten den Kampf in der geschlossenen Formation einer Phalanx ubernahmen 14 Caesar beschreibt beim Kampf gegen helvetische Stamme eine keltische Phalanx Zusatzlich zu diesen offenen Kampfesmethoden setzten die Kelten auch auf Guerillataktik Sie verstanden es gut den Gegner aus dem Wald anzugreifen oder ihn mit Planklern zu storen Kriegerkult BearbeitenDie Kelten hatten eine Kriegerkultur Kampfer wurden als Helden verehrt und Mut am Schlachtfeld war eine wichtige Tugend Die keltischen Elitekampfer fungierten als Vorbilder welche andere Krieger durch ihren Mut inspirieren sollten Antike Autoren berichten von der Sitte der Kelten ihren getoteten Feinden die Kopfe abzutrennen und diese zu sammeln der sogenannte keltische Kopfkult Solche Trophaen wurden an den Hals des Pferdes gehangt und spater an die Hauser genagelt oder konserviert und in einer Truhe aufbewahrt 15 In der Schlacht liebten die Kelten Zurschaustellungen So gibt es Legenden von einem keltischen Herrscher der mit einem silbernen Streitwagen in die Schlacht fuhr Naturlich ist Silber sehr weich und daher eher ungeeignet fur einen Streitwagen doch die feindlichen Truppen ergriffen der Geschichte nach die Flucht beim blossen Anblick Die Britannier rieben sich laut Caesar De bello Gallico Liber V 14 2 vor dem Kampf mit Farberwaid vitrum ein Auch Plinius der Altere erwahnt diesen Brauch Naturalis historia XXII 2 1 Bekannt ist auch der keltische Kriegslarm etwa Sprechchore Dieser diente der psychologischen Kriegsfuhrung also dem Versuch den Feind zu verunsichern und ihn leichter zur Niederlage zu bringen 16 Kelten als Soldner BearbeitenKelten kampften oft als Soldner Hannibal hatte eine Garde von Gaesati Die antiken Ptolemaer und das Konigreich Pontos setzten Kelten Galater ein Weitere Herrscher die keltische Soldner einsetzten waren Dionysios I von Syrakus und Antigonos II Gonatas einer der Nachfolger Alexanders des Grossen 17 Die Erben der Kelten setzten die Soldnertradition im Mittelalter fort Walisische Bogenschutzen und irische Kerns fanden oft Platz in englischen Armeen Frankreich profitierte vom Konflikt zwischen England und Schottland Die Schotten schickten regelmassig Soldner um gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen Die Franzosen bildeten daraus die Compagnie des Gendarmes Ecossois welche mit Bogen und Degen bewaffnet wurden Galische Reiter sogenannte Hobbilare kampften oft fur Frankreich und England Quellen BearbeitenGaius Iulius Caesar De bello GallicoLiteratur BearbeitenDorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 Barry Cunliffe The Ancient Celts Oxford University Press Oxford 1997 ISBN 0 19 815010 5 Peter Berresford Ellis The Celtic Empire The first millennium of Celtic history Constable Publishings London 1990 ISBN 0 09 468670 X Adrian Goldsworthy Die Kriege der Romer Brandenburgisches Verlagshaus Berlin 2001 ISBN 3 89488 136 4 Paul Jacobsthal Early Celtic Art Oxford University Press Oxford 1969 2003 ISBN 0 19 817170 6 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 Plantagenet Somerset Fry Roman Britain David amp Charles PLC 1984 ISBN 0 7153 8267 5 Peter Wilcox Rome s Enemies Gallic and British Celts Osprey Publishing London 1985 ISBN 0 85045 606 1 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 72 a b Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 84 85 a b Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 87 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 72 73 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 73 a b Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 73 74 a b Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 88 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 47 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 76 77 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 170 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 86 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 74 75 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 92 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 85 Bernhard Maier Die Kelten Ihre Geschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart 3 Auflage Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69752 4 S 78 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 92 Dorothee Ade Andreas Willmy Die Kelten Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2115 2 S 90 91 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keltische Kriegfuhrung amp oldid 225705519