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Karl Sack 9 Juni 1896 in Bosenheim 9 April 1945 im KZ Flossenburg war ein deutscher Jurist und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Die Hinrichtungsstelle Sacks der Hof des Arrestblocks im KZ FlossenburgGedenktafel fur Karl Sack am ehemaligen Reichskriegsgericht Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarl Sack war das zweite Kind einer protestantischen Pfarrersfamilie Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Sack unter anderem in Heidelberg Jura wo er Mitglied der Burschenschaft Vineta wurde Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Ersatzbataillon des 5 Grossherzoglich Hessischen Infanterie Regiments Nr 168 in Offenbach am Main An der Front wurde er mehrfach verwundet und 1915 nachdem er einen Offizierslehrgang absolviert hatte zum Leutnant der Reserve befordert Im weiteren Kriegsverlauf kampfte Sack sowohl an der Ost als auch an der Westfront Weitere schwere Verletzungen fuhrten dazu dass er am 22 September 1918 aus dem Militardienst entlassen wurde Sack nahm dann das durch den Kriegsausbruch unterbrochene Studium wieder auf und legte 1920 an der Landesuniversitat Giessen sein erstes Staatsexamen ab Unmittelbar nachdem er im Oktober 1922 seine zweite Staatsprufung erfolgreich abgelegt hatte heiratete er Wilhelmine geborene Weber Aus der Ehe gingen zwei Sohne hervor Beruflich wurde er zunachst Hilfs Richter beim Amtsgericht Giessen und beim Amtsgericht Ober Ingelheim Im Februar 1926 wechselte er an das Amtsgericht Schlitz wo er zwei Monate spater zum Oberamtsrichter ernannt wurde 1930 erfolgte die Ernennung zum Landgerichtsrat beim Landgericht Mainz 1927 war er Mitglied der nationalliberalen Deutschen Volkspartei DVP 1 Nach der Machtubernahme der NSDAP trat er in den Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen BNSDJ ein 1 Nach einer Tatigkeit als Amtsrichter wechselte Sack am 1 Oktober 1934 zur neu eingerichteten Militarjustiz Er stieg dort bis zum Richter am Reichskriegsgericht auf und war als Reichskriegsgerichtsrat am Senat fur Hoch und Landesverratssachen In dieser Funktion war Sack zwischen Marz 1938 und Oktober 1939 an 14 Verurteilungen wegen Landesverrats beteiligt die alle mit einem Todesurteil endeten Ausserdem war er wahrend der Blomberg Fritsch Krise mit dem Verfahren gegen den von der Gestapo der Homosexualitat beschuldigten Chef der Heeresleitung Werner von Fritsch befasst und konnte belegen dass die erhobenen Anschuldigungen ohne Grundlage waren Mit Beginn des Uberfalls auf Polen im September 1939 wurde Sack auf eigenen Wunsch vom Reichskriegsgericht abberufen und als Rechtsberater des Oberbefehlshabers Gerd von Rundstedt zur Heeresgruppe Sud versetzt Im Sommer 1941 kehrte er nach Berlin zuruck und wurde Gruppenleiter in der Wehrmacht Rechtsabteilung WR der Justizdienststelle des Oberkommandos der Wehrmacht OKW Dort war er fur die Beobachtung der Rechtsprechung in der Wehrmacht und der Uberprufung von Urteilen zustandig Am 1 Oktober 1942 wurde Sack als Nachfolger Otto Neumanns Chef der Heeresrechtsabteilung im Oberkommando des Heeres OKH Mit der Beforderung zum Ministerialdirektor wurde er dem Amtschef des Allgemeinen Heeresamtes Friedrich Olbricht unterstellt Am 1 August 1944 wurde er zum Generalstabsrichter befordert Wahrend des Zweiten Weltkrieges kam Sack in Kontakt zu den Widerstandskreisen in Abwehr und Wehrmacht In seiner Funktion als Richter soll er die strafrechtliche Verfolgung unterschiedlicher Regimegegner vereitelt haben Der spatere CSU Mitgrunder Josef Muller beispielsweise berichtet in seinen Erinnerungen dass Sack wohl die Unterlagen fur seine Anklage verbrannt und das Verschwinden der Unterlagen einem Luftangriff zugeschoben hatte 2 Eine ahnliche Schilderung ergibt sich im Fall des Hauptmanns Hermann Gockeritz dessen Verfahren wegen Landesverrats im Juni 1944 eingestellt wurde nachdem Sack die Unterlagen als verbrannt gemeldet hatte 3 Die Verschworer des 20 Juli 1944 in deren Plane er eingeweiht war hatten ihn bei einem Gelingen des Umsturzes als Reichsjustizminister vorgesehen Nach dem Scheitern des Attentats und des Umsturzversuchs wurde Karl Sack am 8 September 1944 durch den Chef der Gestapo SS Gruppenfuhrer Heinrich Muller verhaftet Inhaftiert wurde er in der Gestapo Zentrale in der Prinz Albrecht Strasse in Berlin Am 5 Februar 1945 wurde Sack mit anderen ins KZ Flossenburg transportiert Am 8 April 1945 verhandelte das SS Standgericht unter dem Vorsitzenden Otto Thorbeck und dem Anklager Walter Huppenkothen Die Angeklagten neben Sack Wilhelm Canaris Dietrich Bonhoeffer Ludwig Gehre und Hans Oster wurden wegen Hoch und Kriegsverrats zum Tode verurteilt und am 9 April gehangt Die Toten wurden im Krematorium verbrannt und deren Asche verstreut Thorbeck und Huppenkothen wurden nach dem Ende des NS Regimes in der Bundesrepublik Deutschland wegen Beihilfe zum Mord angeklagt Thorbeck wurde vom Bundesgerichtshof 1956 freigesprochen obwohl es sich um einen reinen Schauprozess gehandelt hatte Selbst nach den Gesetzen des NS Staates war dieses SS Standgericht rechtswidrig Nach der Kriegsstrafverfahrensordnung KStVO war fur die Angeklagten ein Kriegsgericht zustandig da es sich nicht um SS Angehorige handelte Ebenso war kein Standgericht moglich da dieses nur fur eben begangene Straftaten zustandig war deren sofortige Aburteilung zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit der Truppe notwendig gewesen ware Ferner lagen noch die folgenden Verfahrensfehler vor keine militarischen Richter falscher Gerichtsort keine Verteidiger keine Bestatigung und Uberprufung der Urteile Im Jahre 1984 wurde Karl Sack durch Anbringung einer Bronzetafel im ehemaligen Reichskriegsgericht in Berlin Charlottenburg als Widerstandskampfer geehrt Diese Ehrung war heftig umstritten da er eine weitreichende Auslegung des Straftatbestands der Fahnenflucht befurwortet hatte In Bosenheim einem Stadtteil von Bad Kreuznach im Butzbacher Stadtteil Nieder Weisel und in Giessen wurde ihm zu Ehren jeweils eine Strasse benannt Siehe auch BearbeitenPersonlichkeiten des 20 Juli 1944Literatur BearbeitenHermann Bosch Heeresrichter Dr Karl Sack im Widerstand Eine historisch politische Studie Verlag G Muller Munchen 1967 DNB 456152202 Stephan Dignath Dr Karl Sack Ein Widerstandskampfer aus Bosenheim Bekenntnis und Widerstand Gedenkschrift anlasslich der 40 Wiederkehr des Tages seiner Ermordung im KZ Flossenburg am 9 April 1945 Bad Kreuznach 1984 ISBN 3 924824 21 5 Lothar Groppe Ein Richter ohne Furcht und Tadel Heeresrichter Dr Karl Sack in Theologisches 25 4 1995 Sp 193 196 Norbert Haase Generalstabsrichter Karl Sack In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende Band 2 Primus Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 089 1 S 201 209 Christian Hartmann Sack Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 342 f Digitalisat Weblinks BearbeitenKurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Heinz Hohne Wir werden am Galgen enden 6 Teil Fortsetzung und Schluss In Der Spiegel 16 Juni 1969 uber die Widerstandsgruppe des Generals Oster und Karl Sack als Heeresrichter Nachlass Bundesarchiv N 772Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 507 Muller Josef 1898 1979 Bis zur letzten Konsequenz ein Leben fur Frieden und Freiheit Suddeutscher Verlag Munchen 1975 ISBN 3 7991 5813 8 S 213 Gotz Gockeritz Anfangen Nolde Verlag Hannover 2018 S 185 Normdaten Person GND 118750615 lobid OGND AKS LCCN n85298190 VIAF 45097646 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sack KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Widerstandskampfer gegen den NationalsozialismusGEBURTSDATUM 9 Juni 1896GEBURTSORT BosenheimSTERBEDATUM 9 April 1945STERBEORT KZ Flossenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Sack Jurist amp oldid 233876438