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Das Judentum hat in Dresden eine lange Tradition die in schriftlicher Form bis zum Anfang der Stadtgeschichte im 13 Jahrhundert zuruckreicht Da bereits im 10 Jahrhundert ein judischer Handler die Dresdner Region durchstreifte kann davon ausgegangen werden dass schon bei der Stadtgrundung im 12 Jahrhundert Juden in Dresden lebten Dresdner Synagoge von 2001 Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter 2 Augusteische Epoche 3 Emanzipation im 19 und 20 Jahrhundert 4 Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus 5 Neubeginn 6 Gemeinden 6 1 Judische Gemeinde zu Dresden K d o R 6 2 Judische Religionsgemeinde zu Dresden e V 6 3 Judische Kultusgemeinde Dresden e V 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMittelalter Bearbeiten Hauptartikel Erste Synagoge von Dresden Die erste urkundliche Erwahnung einer judischen Gemeinde enthalt die Judenverordnung des Meissner Markgrafen Heinrich des Erlauchten von 1265 In dieser stellte er die Juden unter seinen Schutz raumte ihnen gleiche Rechte wie den Christen ein und befreite sie gegen eine Pauschalzahlung von Zollabgaben In den Chroniken dieser Zeit wird neben dem Judenteich und der Judengasses auch ein Judenhof erwahnt wo eine stattliche Synagoge in der Nahe des heutigen Johanneums zu sehen war Wahrend der Pestjahre 1349 ist ein Pogrom in Form einer Judenverbrennung dokumentiert Die Dresdner Juden wurden vertrieben oder ermordet Zwischen 1386 und 1393 werden wieder Juden in Dresden urkundlich erwahnt Sie wohnten in der Grossen und Kleinen Judengasse Auf Befehl Friedrich des Streitbaren wurden 1411 die Grundstucke und das Vermogen der Dresdner Juden konfisziert Die Synagoge wurde Eigentum des Markgrafen danach erwarb die Stadt Dresden den Sakralbau Nachdem die Versicherungsbriefe die Friedrich der Streitbare am 23 Mai 1425 den Dresdner Juden erteilt hatte abgelaufen waren wurden diese erneut verfolgt und funf Jahre spater ausgewiesen 1 Augusteische Epoche Bearbeiten Hauptartikel Privatsynagogen in Dresden von 1772 bis 1837 Erst Ende des 17 Jahrhunderts gestattete August der Starke aufgrund erhoffter finanzieller Vorteile wieder die Zuwanderung von Juden 1696 holte er Issachar Berend Lehmann als Hofjuden in seine Dresdner Residenz Bereits ein Jahr spater verschaffte ihm Lehmann 10 Millionen Taler zum Erwerb der polnischen Konigskrone August revanchierte sich indem er Behrends Familie ein umfassendes Aufenthaltsrecht gewahrte So erhalt Berend Lehmann 1708 von August dem Starken einen Schutzbrief der auch den Schutz und die Niederlassung seines Sohnes Lehmann Berend und seines Schwagers Jonas Meyer garantiert 2 3 Ab 1718 war sie im Wechselgeschaft sowie als Hoflieferant fur Luxuswaren tatig Allgemein unterlag die Ansiedlung von Juden in Sachsen aber weiterhin erheblichen Restriktionen die u a im Judenmandat von 1746 niedergelegt wurden Ab 1772 durften Juden nur noch in der Altstadt wohnen und auch dies nur mit besonderer Erlaubnis und erschwerten melderechtlichen Auflagen Gleichwohl erhielt die Gemeinde 1751 an der Pulsnitzer Strasse in der Ausseren Neustadt einen eigenen Friedhof den Alten Judischen Friedhof Emanzipation im 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Liste von judischen Personlichkeiten der Stadt Dresden Hauptartikel Alte Synagoge von Dresden Eine Verbesserung der Lage war indes nach der burgerlichen Revolution von 1830 zu verzeichnen als die Juden 1837 das Recht erhielten in Dresden eine ihrer beiden sachsischen Religionsgemeinschaften einrichten durften ausserhalb Dresdens und Leipzigs wurden Juden nicht dauerhaft geduldet Nunmehr wurde ihnen in beiden Stadten der Erwerb von Land zum Zwecke der Errichtung von Bethausern und Schulen gestattet Die von Gottfried Semper erbaute Synagoge wurde um 1840 geweiht Konig Johann setzte sich 1837 in einer Rede vor dem Landtag nachdrucklich fur die Emanzipation der Juden ein Mit aller Achtung fur die offentliche Meinung muss ich mich doch fur die Juden verwenden Ich glaube wir sind es den Juden als Menschen wir sind es ihnen als Mitburger schuldig Ich habe keine andere Sympathie fur die Juden als fur alle meine Mitmenschen und diese kann ich ihnen nicht weigern Erst 1869 aber erhielten Juden in Dresden durch ein Gesetz des Norddeutschen Bundes das volle Burgerrecht Zeitgleich wurde die zwanzig Jahre lang heftig umkampfte Einfuhrungsverordnung zu den Grundrechten der Juden in Sachsen verabschiedet In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts stieg die Mitgliederzahl der judischen Gemeinde Dresdens sprunghaft an Von 1834 682 Personen bis 1905 3510 Personen hatte sie sich mehr als verfunffacht Ein Grossteil der Gemeinde assimilierte sich weitgehend an die Kultur des neu entstandenen deutschen Kaiserreichs wahrend die aus Osteuropa zugewanderten Juden in starkerem Masse der Tradition verhaftet blieben und sich spater dem Zionismus zuwandten Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenBei Machtubernahme der NSDAP im Januar 1933 umfasste die judische Gemeinde Dresdens etwa 5000 Mitglieder Von Anfang an unterlagen sie vielfaltigen Schikanen wie Umsiedlung in bestimmte Stadtteile Ausgangsbeschrankungen Kontrollen und Verhore durch die Gestapo willkurlicher Beschlagnahme von Vermogen und dergleichen Wahrend der Novemberpogrome vom 9 auf den 10 November 1938 wurde auch die Dresdner Synagoge niedergebrannt und geplundert Im August 1940 verbot der Regierungsprasident zu Bautzen Dresden Juden das Betreten des Konigsufers sowie samtlicher stadtischer Parkanlagen Den judischen Arzten wurde 1941 die Approbation entzogen Als einziger in Dresden zugelassener Krankenbehandler durfte nur der judische Arzt Willy Katz die judische Bevolkerung arztlich versorgen Ab September 1941 musste der Judenstern getragen werden Von fruher 5000 6000 lebten zu dieser Zeit noch etwa 1200 Juden in der Stadt Die Dresdner Aufsichtsbehorde verbot ihnen im Jahresverlauf 1942 unter anderem die Benutzung der Strassenbahn und den Erwerb von Blumen und Speiseeis Fahrrader und Elektrogerate wie Staubsauger mussten abgeliefert werden Altere Juden wurden gezwungen bei hochsommerlichen Temperaturen stundenlang in Wintermanteln durch Dresden zu laufen Im Januar 1942 wurden die ersten Dresdener Juden ins Ghetto Riga deportiert Ab Juli 1942 wurden die Deportationen in Konzentrations und Vernichtungslager unter Leitung der Gestapo Beamten Georg Klein und Henry Schmidt systematisch organisiert Innerhalb desselben Jahres verliessen sieben Transporte mit vorwiegend alteren Juden die Stadt nach Theresienstadt Deportationen Verhaftungen und Ermordungen im Dresdner Polizeigefangnis liessen die judische Bevolkerung Dresdens 1942 auf ca 900 Personen schrumpfen Etwa die Halfte von ihnen arbeitete als sogenannte Rustungsjuden in den Werken der Firma Zeiss Ikon wo Uhrwerkzunder fur die Marine hergestellt wurden Nach Unstimmigkeiten zwischen Werksleitung und Gestapo uber ihren Abtransport oder Verbleib wurden sie im November 1942 im Judenlager Hellerberg am nordlichen Stadtrand zusammengepfercht und drei Monate spater nach Auschwitz transportiert und ermordet nachdem ihre Arbeitskraft in der Fabrik vollstandig durch Zwangsarbeiter aus den von Deutschland besetzten Gebieten ersetzt worden war Neben Theresienstadt und Auschwitz erfolgten weitere Transporte nach Ravensbruck und Riga Ein letzter von Schmidt im Februar 1945 geplanter Abtransport noch verbliebener Juden kam infolge der Bombenangriffe auf Dresden bei denen die Gestapo Zentrale zerstort wurde nicht zustande Bei Kriegsende lebten in Dresden nur noch 41 Juden Eindrucksvoll beschreibt der 1912 zum Protestantismus konvertierte geburtige Jude Victor Klemperer in seinen Tagebuchern 1995 veroffentlicht unter dem Titel Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten Tagebucher 1933 1945 die Entwicklung und den Alltag der Judenverfolgung in Dresden von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht eines Betroffenen 4 Neubeginn Bearbeiten Hauptartikel Synagoge an der Fiedlerstrasse 3 Hauptartikel Neue Synagoge von Dresden Durch den Umbau einer Totenhalle auf den Neuen Judischen Friedhof wurde fur die judische Gemeinde die Synagoge an der Fiedlerstrasse 3 geschaffen Dresdens Juden erlebten auch in der neu gegrundeten DDR ein erhebliches Mass an Repression das sich nicht zuletzt aus antikapitalistischen Vorurteilen speiste aber auch aus den traditionell guten Verbindungen des Staates Israel zum Klassenfeind USA Stellvertretend fur vieles sei die 1950 erfolgte Verhaftung des Leiters der Dresdner judischen Gemeinde Leon Lowenkopf durch die SED Behorden genannt Auch die Verfolgung des aus dem Raum Dresden stammenden SED Funktionars Paul Merker im Zuge des Slansky Prozesses durfte zu einem gewissen Masse mit seinem engagierten seitens der Partei aber unerwunschten Eintreten fur judische Restitutionsanspruche zusammenhangen Nach dem Fall der Mauer erlebte die judische Gemeinde Dresden ein gewisses Wachstum aufgrund des Zuzugs osteuropaischer Juden 1992 wurde der judische Kulturverein Hatikva gegrundet Von 1996 bis 2001 errichtete das Saarbrucker Architekturburo Wandel amp Hoefer einen Synagogenneubau am Ostende der Bruhlschen Terrasse Heute leben in Dresden etwa 730 Juden von denen sich 80 dem orthodoxen Judentum zurechnen Seit Ende der 1990er Jahre hatte die Judische Gemeinde zu Dresden folgende Rabbiner Salomon Almekias Siegl Alexander Nachama und Akiva Weingarten Akiva Weingarten verliess die Judische Gemeinde zu Dresden im Sommer 2021 Seitdem sucht die Gemeinde einen neuen Rabbiner Gemeinden BearbeitenIn Dresden gibt es drei judische Gemeinden Judische Gemeinde zu Dresden K d o R Bearbeiten Die sogenannte Einheitsgemeinde ist die alteste und traditionelle Dresdner judische Gemeinde die auch die Betreiberin der Neuen Synagoge ist Sie hat ihren Sitz Am Hasenberg 1 5 Sie ist die einzige der drei Gemeinden die eine Korperschaft des offentlichen Rechts ist Als solche ist sie die Vertragspartnerin des Freistaat Sachsens im Staatskirchenvertrag und in der Landeshauptstadt Dresden als Ansprechpartnerin fur judische Belange etabliert Daruber hinaus ist sie ihrem Selbstverstandnis nach fur Juden und Judinnen im gesamten Bereich Dresdens und Ostsachsens zustandig Sie ist Rechtsnachfolgerin der Dresdner Judischen Gemeinde wahrend der Zeit der DDR und damit auch der Gemeinde vor der Schoa Diese Tatsache spiegelt sich auch in dem gepflegten Ritus und den religiosen Gebrauchen wider die sich in vielen Grundzugen am deutschen liberalen Judentum der 1930er Jahre orientieren Der Posten der Rabbinerin oder des Rabbiners ist derzeit vakant Judische Religionsgemeinde zu Dresden e V Bearbeiten Vom Chabad Lubawitsch Sachsen wird die orthodox ausgerichtete Gemeinde unterhalten 6 Formal sind viele der Mitglieder dieser Gemeinde Mitglieder der oben beschriebenen Einheitsgemeinde Die Gemeinde residiert auf der Tiergartenstrasse 82 und es ordiniert Rabbiner Schneor Havlin Judische Kultusgemeinde Dresden e V Bearbeiten Die jungste der drei Dresdner judischen Gemeinden ist die Judische Kultusgemeinde Dresden 7 Sie wurde im September 2021 gegrundet und bezeichnet sich als chassidisch liberal Die Selbstbeschreibung ist bisher weltweit einzigartig Die Gemeinde bemuht sich liberale moderne judische Werte und judisches Leben mit Brauchen und Traditionen zu verbinden hat sich die Offenheit und Toleranz gegenuber allen judischen Stromungen auf die Fahnen geschrieben Sie fuhlt sich auch als Ansprechpartner fur Judinnen und Juden die einen nicht religiosen Zugang zu ihrem Judentum suchen Sie wird rabbinisch von Rabbi Akiva Weingarten betreut und hat circa 200 Mitglieder von denen einige formal Mitglieder der oben beschriebenen Einheitsgemeinde sind Ein Teil der Mitglieder besteht aus Schulerinnen und Schulern des Besht Yeshiva Dresden Siehe auch BearbeitenReligionen in DresdenLiteratur BearbeitenFranz Josef Wiegelmann Wi e der die Juden Judentum und Antisemitismus in der Publizistik aus sieben Jahrhunderten Supplement Dresden Bernstein Verlag Bonn 2007 ISBN 978 3 939431 12 1 Gorch Pieken Matthias Rogg Hrsg Schuhe von Toten Dresden und die Shoa Sandstein Verlag Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 054 3 Begleitband zur Ausstellung im Militarhistorischen Museum Kerstin Hagemeyer Judisches Leben in Dresden Ausstellung anlasslich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9 November 2001 Sachsische Landesbibliothek Staats und Universitatsbibliothek Dresden Berlin 2002 ISBN 3 910005 27 6 Jurgen Helfricht Die Synagoge zu Dresden Tauchaer Verlag Taucha 2001 ISBN 3 89772 036 1 Gunda Ulbricht Juden in Dresden In Stadtmuseum Dresden Hrsg Dresdner Geschichtsbuch Nr 10 DZA Altenburg 2004 S 82 101 Cathleen Burgelt Der judische Hoffaktor Berend Lehmann und die Finanzierung der polnischen Konigskrone fur August den Starken In medaon de Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Nr 1 2007 medaon de PDF 450 kB abgerufen am 28 Februar 2018 Heike Volle Die Uberlieferung judischen Lebens in Dresden in spatmittelalterlichen Stadtbuchern In medaon de Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Nr 1 2007 medaon de PDF 381 kB abgerufen am 28 Februar 2018 Joachim Albrecht Konzessionen Passe Dekrete Aufenthaltsgenehmigungen fur sachsische Juden im 18 Jahrhundert In medaon de Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Nr 1 2007 medaon de PDF 377 kB abgerufen am 28 Februar 2018 Joachim Albrecht Die Namen der Dresdner Juden als Quelle 1746 bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts In medaon de Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Nr 2 2008 medaon de PDF 234 kB abgerufen am 28 Februar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Hagemeyer S 20 und S 227 Hagemeyer S 228 Hagemeyer S 228 Fur den gesamten Abschnitt Wolfgang Marschner Verfolgt Verschleppt Verbrannt Vom Schicksal der Juden in Dresden im Herbst 1942 haGalil Die Polizei als Exekutive von Ausgrenzung und Verfolgung gedenkplaetze info Spucker Schlager Schreier Der Spiegel 29 1998 alle abgerufen im Mai 2021 Judische Gemeinde zu Dresden abgerufen am 25 Marz 2022 Chabad Lubawitsch Sachsen abgerufen am 25 Marz 2022 Judische Kultusgemeinde Dresden abgerufen am 25 Marz 2022 Weblinks BearbeitenJudische Gemeinde zu Dresden Korperschaft des offentlichen Rechts In www jg dresden org Abgerufen am 28 Februar 2018 Chabad Lubawitsch Sachsen In www chabad sachsen de Abgerufen am 28 Februar 2018 Judische Kultusgemeinde Dresden e V JKD Abgerufen am 11 Marz 2022 HATiKVA Bildungs und Begegnungsstatte fur judische Geschichte und Kultur Sachsen In www hatikva de Abgerufen am 28 Februar 2018 Judische Geschichte und Kultur In www judentum projekt de G E Lessing Gymnasium Dobeln abgerufen am 28 Februar 2018 Die Judische Gemeinde zu Dresden In www cafe schoschana com Archiviert vom Original am 2 Januar 2010 abgerufen am 28 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judentum in Dresden amp oldid 227321118