www.wikidata.de-de.nina.az
Der Alte Judische Friedhof in Dresden ist der alteste erhaltene judische Friedhof in Sachsen Er befindet sich nordlich der Bautzner Strasse an der Pulsnitzer Strasse ursprunglich Juden Gasse in der Neustadt nahe der Martin Luther Kirche und zahlt mit 3500 Quadratmetern zu den kleinsten Friedhofen Dresdens 1 Er ist als Kulturdenkmal geschutzt 2 Der Alte Judische Friedhof in DresdenAlter Judischer Friedhof im Stadtplan Dresdens von 1828 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Der Alte Judische Friedhof in der Gegenwart 3 Graber 4 Graber bekannter Personlichkeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach den Judenverfolgungen bis zum Ende des Mittelalters siedelten sich erst zu Beginn des 18 Jahrhunderts wieder judische Familien in Dresden an 3 Bereits 1715 wandte sich der judische Diplomat Issachar Berend Lehmann der August den Starken bei seinem Kampf um die polnische Krone finanziell unterstutzt hatte und 1696 als Hofjude in Dresden ansassig wurde mit der Bitte nach einer Begrabnisstatte fur die Juden Dresdens und Sachsens an August den Starken Vorgeschlagen wurde dabei die Toten in Lehmanns Garten oder an einem anderen Orte welcher nicht infam ist 4 beerdigen zu lassen Nach Protesten des Rates der Stadt lehnte August der Starke die Bitte ab nbsp Der umstrittene Graf Heinrich von Bruhl der sich fur einen judischen Friedhof einsetzte und sich dies von der judischen Gemeinde teuer bezahlen liessDie Juden Dresdens mussten ihre Toten weiterhin uber das Erzgebirge nach Teplitz bringen da es ihnen in ganz Sachsen verboten war ihre Toten zu beerdigen Trotz zunehmender Diskriminierung in den folgenden Jahrzehnten so dem Rescript 5 zur Ausmerzung des uberhandnehmenden Judenvolkes im Jahr 1734 oder die 1746 erlassene Judenordnung die den Bau einer Synagoge verbot wuchs die judische Gemeinde in Dresden an Im Jahr 1750 grundete sie unter anderem die Beerdigungs Bruderschaft die sich um die Beerdigungsmodalitaten der Toten der Gemeinde kummerte und auch ein Begrabnisbuch fuhrte 6 Im Jahr 1750 verfasste der einflussreiche Jude Michael Samuel eine Supplik an Augusts Sohn und Thronfolger Friedrich August II um Allerhochst Ew Majt um eine Grab Statte fussfalligst anzuflehen 7 Er sandte die Schrift sowohl an den Kurfursten als auch an den Minister Graf Heinrich von Bruhl in dessen Gunst Samuel stand Bruhl setzte den Begrabnisort fur die Juden Dresdens bei Friedrich August II durch liess sich seine Vermittlung jedoch von der judischen Gemeinde mit 1000 Talern hoch bezahlen Eine Synagoge die Bruhl zudem versprochen hatte wurde erst 1838 von Gottfried Semper erbaut Als ursprunglicher Ort des Friedhofs war eine Flache in der Nahe des Alten Katholischen Friedhofs in der Friedrichstadt vorgesehen Am 24 April 1750 wurde der Gemeinde jedoch ein Land am Priessnitzbach in der Neustadt zugewiesen das sich ausserhalb der Stadt Dresden und im Besitz des Kurfursten befand Zahlreiche Restriktionen erlaubten den Juden weder die Errichtung eines eigenen Gottes Hauses auf dem Land noch eine Beerdigung ihrer Toten am helllichten Tag da dies zu viel Aufsehen hervorgerufen hatte Neben einer Bezahlung des Landes in Hohe von weiteren 1000 Talern mussten fur jede Beerdigung weitere Gebuhren entrichtet werden die sich nach dem Alter des Toten richteten 6 Der Friedhof wurde am 19 Marz 1751 ubergeben die erste Beerdigung fand am 25 April statt Waren zu Beginn nur kleine flache Grabsteine erlaubt wurden ab 1771 stehende Grabsteine errichtet Fur jeden errichteten Grabstein musste die judische Gemeinde Gebuhren an die Dresdner Handwerker entrichten Im Jahr 1852 fasste der kleine Friedhof 1067 belegte Graber und 198 noch unbelegte zum Teil aber schon vergebene Grabsteine 8 sodass der Rat der Stadt die Schliessung des Friedhofs fur das Jahr 1869 beschloss Die letzte reservierte Grabstelle wurde am 5 Marz 1900 belegt Da der Friedhof der judischen Gemeinde zu immerwahrenden Zeiten 9 ubergeben worden war konnte er nicht wie zahlreiche christliche Friedhofe Dresdens aufgelost werden Bereits 1869 wurde der Neue Judische Friedhof in der Johannstadt als nachfolgende Begrabnisstatte fur die judische Gemeinde Dresdens eroffnet In den Jahren nach 1900 erfolgten drei Verkaufe von Grundstucksteilen fur die Erweiterung der Nachbargrundstucke der Gebruder Pfundt und Pulsnitzer Strasse 10 Unfreiwillig musste das ganze Gelande 1943 an die Stadt Dresden verkauft werden Die Stadtverwaltung wollte den Friedhof einebnen lassen um einen Park anzulegen Einem Ruckforderungsanspruch der Judischen Gemeinde wurde stattgegeben und die Gemeinde am 5 Oktober 1948 wieder als Eigentumer ins Grundbuch eingetragen 10 Der Alte Judische Friedhof in der Gegenwart BearbeitenWahrend der DDR Zeit wurde dem Friedhof kaum Beachtung geschenkt er verfiel zunehmend In den 1970er Jahren gab es am Eingang keine Tafel der Friedhof war nicht im Stadtplan vermerkt Andererseits erhielt er von der DDR den Status als Denkmal und es gab staatliche Zuwendungen fur Erhaltungs und Pflegemassnahmen Ab Anfang der 1980er Jahre kummerte sich auch die Aktion Suhnezeichen Friedensdienste um den Friedhof 10 Erst zu Ende des 20 Jahrhunderts wurde er als geschichtlich bedeutender Ort wiederentdeckt da der Friedhof auch wahrend der Zeit des Nationalsozialismus von Zerstorungen weitgehend verschont geblieben war 1992 finanzierte Dresdens Partnerstadt Hamburg ein neues Eingangstor an der Pulsnitzer Strasse 10 Das Kulturdenkmal wird heute ehrenamtlich von der HATiKVA e V betreut die ihren Sitz direkt neben dem Friedhof auf der Pulsnitzer Strasse 10 hat Durch den Verein fand 1999 bis 2001 eine Gesamterfassung des Friedhofs inklusive Vermessung statt Bei Besichtigungsinteresse kann dort der Schlussel fur die ansonsten verschlossene Ruhestatte erfragt werden Ebenso sind dort Dokumente einsehbar die zu jedem Grabstein detaillierte Informationen enthalten Bei einem Besuch des Friedhofs ist fur Manner eine Kopfbedeckung Pflicht Graber Bearbeiten nbsp Ruckseitiger Blick auf den Friedhof ein Teil der Grabsteine tragt Inschriften in deutscher SpracheEs befinden sich insgesamt 1263 Graber auf dem Friedhof von denen rund 800 einen Grabstein haben Den zumeist aus Sandstein bestehenden Grabsteinen zwischen Linden und Ahornbaumen hat die Witterung zugesetzt und dafur gesorgt dass viele Inschriften nicht mehr lesbar und einige Grabsteine sogar umgefallen sind Die Vorderseiten der Steine sind Richtung Osten nach Jerusalem gewandt und mit hebraischen Schriftzugen besetzt Auf der Ruckseite einiger Grabsteine befinden sich Inschriften in deutscher Sprache Als Jahreszahl fur den Todestag ist oft nur die Jahreszahl der judischen Zeitrechnung vorhanden Die Umrechnung gelingt indem die erste Zahl durch eine 1 ersetzt wird und die restlichen Zahlen mit 240 addiert werden So wird beispielsweise aus 5628 die Jahreszahl 1868 Die Motive der einzelnen Grabsteine reichen von einer abgebrochenen Saule fur den zu fruhen Tod bis zu den typischen judischen Symbolen wie dem Davidstern oder der Krone fur das noch bevorstehende Konigreich des Messias משיח Auch die Kanne auf einer Schale als Zeichen fur die Priesterkaste der Leviten ist erkennbar Graber bekannter Personlichkeiten BearbeitenBernhard Beer 1801 1861 1 Vorsteher der Dresdner judischen Gemeinde Gelehrter Grunder des Moses Mendelssohn Vereins Moritz Elimeyer 1810 1871 Hofjuwelier Jeremias David Alexander Fiorino 1797 1847 Miniaturenmaler unter anderem fur das sachsische Konigshaus Israel Moses Henoch 1770 1844 Deutsch judischer Nahverkehrsunternehmer Bankier Seidenfabrikant Gutsbesitzer Firmengrunder und gilt als Begrunder des Berliner Nahverkehrs 11 Mitglieder der Bankiersfamilie Kaskel darunter Michael Kaskel unter anderem Forderer von Robert Schumann und Frederic Chopin Mendel Schie 1784 1848 Handler unterhielt privat die Synagoge der Gemeinde Gemeindealtester Levi Wallerstein 1789 1865 Bankier zwischen 1838 und 1848 gehorte er dem Altestenrat der judischen Gemeinde Dresdens an und war rund 20 Jahre der Vorsteher der Synagoge Wilhelm Wolfsohn 1820 1865 Mediziner Schriftsteller Ubersetzer enger Freund Theodor FontanesLiteratur BearbeitenEmil Lehmann Aus alten Acten Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden Tittmann Dresden 1886 Edgar Hahnewald Der alte Dresdner Judenfriedhof In Jahrbuch Sachsen 1926 S 161 175 HATiKVA e V Hrsg Der alte judische Friedhof in Dresden dass wir uns unterwinden um eine Grabe Statte fussfalligst anzuflehen Hentrich amp Hentrich Teetz 2002 ISBN 3 933471 29 X Fritz Koltzsch Kursachsen und die Juden in der Zeit Bruhls Diss Leipzig Vogel Engelsdorf Leipzig 1928 Marion Stein Friedhofe in Dresden dass wir uns unterwinden um eine Grabe Statte fussfalligst anzuflehen Verlag der Kunst Dresden 2000 ISBN 90 5705 130 3 Daniela Wittig Wiederentdeckt Das Friedhofsverzeichnis des Alten Judischen Friedhofs in Dresden aus dem Jahre 1852 In Medaon Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung 4 Jg Nr 6 2010 S 1 4 Online als PDF 65 kB Download des Verzeichnisses Das Verzeichniss der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852 Auswertung und Ergebnisse abgerufen am 1 Februar 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alter Judischer Friedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien https ufdc ufl edu AA00013437 00001 images 38 Foto vor 1931 https ufdc ufl edu AA00013437 00001 images 43 Foto vor 1931 HATiKVA Bildungs und Begegnungsstatte fur judische Geschichte und Kultur Sachsen Abgerufen am 26 Juli 2015 Alter Judischer Friedhof in Dresden Nicht mehr online verfugbar In Projekt Shalom Freiberg Christliches Jugenddorfwerk Chemnitz archiviert vom Original am 26 Dezember 2011 abgerufen am 1 Juli 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Kleinere Friedhofe der Stadt sind mit wenigen Ausnahmen als Kirchhof konzipiert Vgl Stein S 174 Kulturdenkmal Pulsnitzer Strasse 12 In Themenstadtplan Dresden abgerufen am 21 Januar 2010 Laut einer Zahlung aus dem Jahr 1705 lebte in Dresden 15 judische Person Vgl Stein S 69 Hahnewald S 162 Schrift Augusts des Starken mit dem er auf das Bittschreiben der Stande in Dresden reagierte a b Stein S 70 Koltzsch S 350 Hahnewald S 171 siehe auch Daniela Wittig Das Verzeichniss der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852 Auswertung und Ergebnisse PDF 736 kB Lehmann S 3 a b c Mammut Verlag Hrsg Der Friedhofswegweiser Dresden 2 Auflage Mammut Verlag Leipzig September 2017 S 200 201 Helmut Bremer Wilfried Breyvogel Die Pfadfinderinnen in der deutschen Jugendkultur Von der Grundung uber die Eingliederung in den BDM zur Koedukation und Genderdebatte Springer Fachmedien Wiesbaden 2020 ISBN 978 3 658 29269 0 S 69 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Judische Friedhofe in Sachsen Annaberg Buchholz Bautzen Burgstadt Chemnitz Delitzsch Dresden alt Dresden neu Freiberg Sachsen alt Freiberg Sachsen neu Gorlitz Leipzig Meissen Plauen Schneeberg Erzgebirge Zwickau Zittau 51 064528 13 758724 Koordinaten 51 3 52 3 N 13 45 31 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alter Judischer Friedhof Dresden amp oldid 239218156