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Lothar Henry Schmidt 2 Oktober 1912 in Chemnitz 15 Mai 1996 in Schmolln war ein deutscher SS Obersturmfuhrer und als Kriminal Kommissar Leiter des Referats IV 4 vorher II B der Staatspolizeistelle Dresden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Ausbildung zum Kriminal Kommissar der Gestapo 1 3 Beteiligung am Holocaust in Dresden 1 4 Aufbau des Judenlagers Hellerberg und Ende in Dresden 1 5 Flucht und Untertauchen 1 6 Fahndung Verhaftung und Prozess 2 Literatur Auswahl 3 Quellen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Als Sohn des Sattlers und Tapezierers Hugo Schmidt und seiner Ehefrau der Strumpfnaherin Alma Uhlig besuchte er von 1919 bis 1923 die Volksschule anschliessend bis 1929 die Real und Aufbauschule in Chemnitz Als einer der 30 ersten in Chemnitz trat er in die Hitlerjugend ein Er begann im April 1929 eine Ausbildung zum Kaufmann im Baugeschaft Fischer in Chemnitz die am 31 Marz 1932 mit dem Abschluss endete Seine Karriere unter den Nationalsozialisten hatte er mit dem Eintritt in die SA im Januar 1930 fortgesetzt wobei er an Kampfen mit dem SA Sturm 104 teilnahm Es folgte der Eintritt in die NSDAP Mitgliedsnummer 321 297 am 1 Oktober 1930 Mitglied der SS und des SD SS Nr 9 926 wurde er im Oktober 1933 Ausbildung zum Kriminal Kommissar der Gestapo Bearbeiten Im NS Regime bewachte er zunachst als Hilfspolizist ein Gefangnis Nach der Beforderung zum SS Scharfuhrer verrichtete er bei der Gestapo Sachsen in Dresden einfache Wach und Meldedienste Den Leiter des Amtes kannte er noch aus der SA Zeit in Chemnitz Von SS Standartenfuhrer Friedrich Schlegel wurde er fur den Dienst in der Gestapo angeworben Ein weiterer Offizier der Dienststelle der spatere Chef der Geheimen Feldpolizei SS Oberfuhrer Wilhelm Krichbaum befurwortete seine Ubernahme in die Gestapo 1936 wurde er zum SS Untersturmfuhrer befordert In Berlin Charlottenburg besuchte er von Mai bis Juni 1937 die Fuhrerschule der Sicherheitspolizei zur Ausbildung zum Kriminal Assistenten Am 16 Oktober 1937 heiratete er die Kanzleiangestellte Gertrud Richter Nach einer Probezeit in Osterreich und in Polen diente er im Juni 1939 in der Staatspolizeistelle Oppeln Als Zeuge vor dem Volksgerichtshof wurde er zum 26 Februar 1940 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof vorgeladen 1941 besuchte er einen Lehrgang zum Kriminalkommissar an der Fuhrerschule der Sicherheitspolizei Nach dem Anschluss Osterreichs wurde Schmidt nach Klagenfurt versetzt gehorte dort zur Spionageabwehr und zeichnete dort fur den Aufbau der Registratur verantwortlich Beteiligung am Holocaust in Dresden Bearbeiten Danach diente er in der Staatspolizeistelle Trier und wurde auf personlichen Wunsch nach Dresden versetzt 1 Dort ubernahm er bei der Gestapo die Leitung der Abteilung II sowie gleichfalls die Zustandigkeit der Referate fur Freimaurer Emigranten und Juden Wirtschaft sowie Presse 2 Im April 1942 bezog er sein Buro im Gebaude der Gestapo in der Bismarckstrasse spater Bayerische Strasse gegenuber dem Hauptbahnhof wo sich vorher das Hotel Continental befand Um sich eine Unterkunft zu besorgen liess er die judische Burgerin Klara Weiss und ihre Tochter Eva durch den Kriminalobersekretar Rudolf Muller genannt Juden Muller aus der Wohnung in der Schluterstrasse 22b vertreiben Nach seiner Einrichtung und dem Nachzug seiner Familie begann er mit der Erfassung und Registrierung der Dresdener Juden um ihre Deportation vorzubereiten Fur die Umsetzung der auf der Wannseekonferenz beschlossenen Endlosung der Judenfrage zeichnete in Dresden Henry Schmidt verantwortlich Ab Juli 1942 begann der sogenannte Gesamtablaufplan den Henry Schmidt so charakterisierte Er enthielt die Zeitplanung also wann die Transporte stattfinden sollten die zeitliche Planung wann die Transportteilnehmer zu erscheinen hatten wann abgefahren wird und daruber hinaus auch der ungefahre Zeitpunkt der Ankunft in Theresienstadt Weiterhin erfolgte die Festlegung des Begleitkommandos der zu benutzenden Kraftfahrzeuge sowie der Wegstrecke 3 Von Juni 1942 bis zum 27 September 1944 beteiligte er sich an zehn Transporten in das Ghetto Theresienstadt Die Juden hatten sich in der Stadtischen Entseuchungs Anstalt Fabrikstrasse 6 zu melden 4 Letztlich fanden von 375 Deportierten 311 den Tod Der Verbleib von 39 Opfern konnte nicht geklart werden Als er am 10 Februar 1945 einen restlichen Transport von 100 Personen organisieren wollte wurde dies durch den Luftangriff auf Dresden am 13 Februar verhindert Dabei wurde auch die Staatspolizeistelle in der Bismarckstrasse vollstandig samt der Unterlagen zerstort In einem Schreiben vom 12 Februar 1945 waren alle registrierten judischen Bewohner Dresdens darunter Victor Klemperer aufgefordert worden sich am 16 Februar 1945 um 6 45 Uhr auf dem Grundstuck Zeughausstrasse 1 im Erdgeschoss rechts mit Handgepack und fur zwei bis drei Tage Marschverpflegung einzufinden Aufbau des Judenlagers Hellerberg und Ende in Dresden Bearbeiten Am 11 November 1942 wurde in einer Besprechung in Schmidts Anwesenheit geregelt auf dem Dresdner Heller fur die Goehle Werke der Firma Zeiss Ikon in der Grossenhainer Strasse 101 an der Ecke Heidestrasse ein Sammellager fur die rund 300 Dresdner Juden einzurichten die im Goehle Werk tatig waren Dem Leiter Johannes Hasdenteufel sagte Schmidt zu die Leitung des Lagers zu organisieren Von der Deportation der Arbeiter zum Lager ist ein Dokumentarfilm erhalten geblieben der auch Szenen im Lager mit Schmidt am 23 und 24 November 1942 zeigt Ende Februar bzw Anfang Marz 1943 wurde das Lager als Sammellager fur die Fabrikaktion genutzt die verhafteten Juden wurden in das KZ Auschwitz deportiert Bei der Bombardierung Dresdens war Schmidts Wohnung in der Schluterstrasse nicht getroffen worden Trotzdem setzte sich Schmidt sofort in die umliegenden Walder Dresdens ab und baute dort eine Gruppe von Werwolfen auf Vor dem Zeitpunkt der Kapitulation hielt sich Schmidt in der Gegend um Altenberg auf wo er einen Stutzpunkt aufbauen wollte Er zog es jedoch vor vor den sowjetischen Truppen nach Teplitz zu seiner Familie zu fluchten Dort liess er sich von dem dort ansassigen Nationalausschuss ein Dokument zur Ausreise ins Reich ausstellen Bei seiner Schwagerin in Chemnitz tauchte er am 8 Mai 1945 wieder auf Dort liess er sich auch von einer Krankenschwester die SS Tatowierung der Blutgruppe entfernen Flucht und Untertauchen Bearbeiten Als Schmidt bekannt wurde dass nach ihm gefahndet wurde zog er zu Verwandten seiner Frau nach Oelsnitz Spater arbeitete er als Arbeiter in einer Sandgrube bei Frohnsdorf Als der Betrieb verstaatlicht wurde hatte er die Stellung eines Verwalters erreicht die er auch unter dem VEB Starkstromanlagenbau Halle behielt Er lebte unter seinem richtigen Namen in Altenburg Erich Weinert Hohe 29 Am 1 April 1963 wurde er Geschaftsfuhrer der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft AWG Gluckauf Seine Arbeitsleistungen honorierten die Arbeitgeber mit Auszeichnungen wie bspw Aktivist der sozialistischen Arbeit 1977 ging er in Rente Fahndung Verhaftung und Prozess Bearbeiten Die Fahndung nach Schmidt wurde uber viele Jahre fortgesetzt Aus Akten in Polen und anderen Dienststellen konnten sein Geburtsdatum und andere Merkmale seiner Identitat rekonstruiert werden Am 9 April 1986 wurde er vom Kreisstaatsanwalt von Altenburg verhaftet In der Anklageschrift vom 27 Juli 1987 des Generalstaatswalts der DDR Az 211 87 wurde er aufgrund von Artikel 6 des Buchstabens c des Statuts des Internationalen Militargerichtshofes von Nurnberg vom 8 August 1945 als Rechtsgrundlage vielfaltiger Verbrechen beschuldigt Weiterhin wurde als geltendes Recht die UN Konvention vom 26 November 1968 angefuhrt wonach die Verjahrung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht anwendbar ist In der Zeit vom 15 bis 28 September 1987 wurde der Strafprozess vor dem Bezirksgericht Dresden gegen Henry Schmidt abgehalten Dabei wurden zahlreiche Zeugen gehort deren Angehorige von Schmidt selbst misshandelt und mit grosser Gewalt geschadigt worden waren Seine Mitwirkung an der Deportation judischer Burger in Konzentrationslager wurde nachgewiesen Am 28 September 1987 verkundete der Vorsitzende des 1 Strafsenats des Bezirksgerichts Dresden Siegfried Stranovsky das Urteil auf lebenslange Freiheitsstrafe und Aberkennung der burgerlichen Ehrenrechte Die Berufung gegen das Urteil wies das Oberste Gericht der DDR mit seinem Urteil vom 22 Dezember 1987 als unbegrundet zuruck In der Urteilsbegrundung wurde auf den Grundsatz hingewiesen dass je schwerer die begangenen Verbrechen des Taters sind desto weniger haben die Umstande der Personlichkeit des Taters und sein Verhalten nach der Tat einen Einfluss auf die Bemessung des Strafmasses Neue Justiz 1988 3 S 123 Wegen schwerer Erkrankungen wurde seine lebenslange Freiheitsstrafe am 21 Marz 1996 fur neun Monate unterbrochen Ab April 1996 lebte Schmidt im Alters und Pflegeheim Lumpzig wenig spater starb er in Schmolln 5 Literatur Auswahl BearbeitenBeate Meyer Der Eichmann von Dresden Justizielle Bewaltigung von NS Verbrechen in der DDR am Beispiel des Verfahrens gegen Henry Schmidt In Jurgen Matthaus Klaus Michael Mallmann Hrsg Deutsche Juden Volkermord Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart Veroffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg Bd 7 WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006 ISBN 978 3 534 18481 1 S 275 291 Irina Suttner Gunda Ulbricht Henry Schmidt Leiter des Judendezernats der Dresdner Gestapo In Christine Pieper Mike Schmeitzner Gerhard Naser Hrsg Braune Karrieren Dresdner Tater und Akteure im Nationalsozialismus Sandstein Verlag Dresden 2012 ISBN 978 3 942422 85 7 S 72 77 Henry Leide Auschwitz und Staatssicherheit Strafverfolgung Propaganda und Geheimhaltung in der DDR Bundesbeauftragter fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2019 ISBN 978 3 946572 22 0 S 183 203 Quellen BearbeitenLeiter der Staatspolizeistelle Dresden 1942 Memento vom 26 September 2012 im Internet Archive Organisation im Arbeitslager Hellerberg durch Schmidt am 23 und 24 November 1942 Memento vom 26 Dezember 2013 im Internet Archive Protokoll eines Dokumentarfilms die Karriere des Henry Schmidt von der Gestapo vor Gericht 1989 Memento vom 11 Juni 2011 im Internet Archive Horst Busse Udo Krause Lebenslanglich fur den Gestapokommissar Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1988 ISBN 3 329 00452 5 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Henry Schmidt im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Befehlsblatt des Chefs der Sicherheitspolizei Nummer 53 vom 28 November 1942 Christine Piper Mike Schmeitzner Gerhard Naser Hrsg Braune Karrieren Dresdner Tater und Akteure im Nationalsozialismus Sandstein Verlag Dresden 2012 Broschur 319 S ISBN 978 3 942422 85 7 Christine Piper Mike Schmeitzner Gerhard Naser Hrsg Braune Karrieren Dresdner Tater und Akteure im Nationalsozialismus Sandstein Verlag Dresden 2012 Broschur ISBN 978 3 942422 85 7 S 74 Spucker Schlager Schreier In Der Spiegel Nr 29 1998 online 13 Juli 1998 Die Entwicklung des Roten Kreuzes in Altenburg S 21Normdaten Person GND 118849824 lobid OGND AKS LCCN n88158613 VIAF 48321611 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmidt HenryALTERNATIVNAMEN Schmidt Lothar Henry vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmfuhrer Kriminal Kommissar der Gestapo Tater des Holocaust KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 2 Oktober 1912GEBURTSORT ChemnitzSTERBEDATUM 15 Mai 1996STERBEORT Schmolln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henry Schmidt amp oldid 233950788