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Hlinkas Slowakische Volkspartei auch Slowakische Volkspartei Hlinkas slowakisch Hlinkova slovenska ľudova strana kurz HSĽS in der deutschen Kurzform auch Hlinka Partei genannt bis 1925 nur Slowakische Volkspartei Slovenska ľudova strana SĽS war eine slowakische politische Partei Ihre Anhanger wurden allgemein als Ludaken bezeichnet slowakisch Ľudaci deutsch etwa Volksparteiler Sie existierte zunachst von 1906 bis 1913 als Fraktion innerhalb der Slowakischen Nationalpartei danach bestand sie von 1913 bis 1945 als eigenstandige Partei In den Jahren 1938 bis 1945 war sie die diktatorische Einheitspartei des zunachst autonomen Landes Slowakei innerhalb der Tschecho Slowakischen Republik und danach des Slowakischen Staates Ihre Parteivorsitzenden waren der katholische Priester Andrej Hlinka 1913 1938 und nach einjahriger Vakanz der katholische Priester und Theologe Jozef Tiso 1939 1945 Die dem politischen Katholizismus entstammende Partei vereinigte in sich mehrere ideologische Stromungen und Flugel Insgesamt werden die Ludaken von Historikern als nationalistisch katholisch klerikal antisozialistisch und antijudisch eingestuft Innerhalb des Konigreichs Ungarn setzten sich die Ludaken gegen die Magyarisierungspolitik ein innerhalb der Tschechoslowakei bekampften sie die Staatsdoktrin des Tschechoslowakismus sowie die zentralistische Verwaltung und forderten fur die Slowakei Autonomie Dabei radikalisierte sich die Partei die seit 1925 die stimmenstarksten politische Kraft im slowakischen Landesteil darstellte und von 1927 bis 1929 an einer tschechoslowakischen Regierung beteiligt war in der zweiten Halfte der 1930er Jahre deutlich in Richtung Autoritarismus und Totalitarismus Auf dem Parteitag 1936 wurde das Motto Eine Nation eine Partei ein Fuhrer angenommen Die anschliessende Einparteiendiktatur der Ludaken slowakisch Ľudacky rezim von 1938 bis 1945 in der zunachst autonomen und spater unabhangigen Slowakei wies einige Merkmale zeitgenossischer faschistischer Regime auf eine eindeutige Klassifizierung als klerikal faschistisch ist unter Historikern jedoch umstritten Die an die Ideologie der Hlinka Partei anknupfende Personen werden als Neoludaken bezeichnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Parteifuhrer 3 Geschichte 3 1 Entstehung 3 2 Die Ludaken unter Andrej Hlinka 1913 1938 3 3 Die Ludaken unter Jozef Tiso 1938 1945 3 3 1 Autonomie und Errichtung der Diktatur 3 3 2 Slowakischer Staat 4 Parteiabzeichen 5 Ideologische Einordnung von Partei und Herrschaftssystem 6 Weblinks 7 Quellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBezeichnungen Bearbeiten1913 1925 Slowakische Volkspartei slowakisch Slovenska ľudova strana SĽS 1925 1938 Hlinkas Slowakische Volkspartei 2 slowakisch Hlinkova slovenska ľudova strana HSĽS 1938 1945 Hlinkas Slowakische Volkspartei Partei der Slowakischen Nationalen Einheit slowakisch Hlinkova slovenska ľudova strana Strana slovenskej narodnej jednoty HSĽS SSNJ Die im deutschen Sprachraum Pressburg Zipser Land Hauer Land im allgemeinen Deutsch Westungarn gebrauchliche Kurzform Hlinka Partei wurde von den Ludaken selbst ebenfalls verwendet 3 Parteifuhrer Bearbeiten nbsp Andrej Hlinka 1913 1938 nbsp Jozef Tiso 1939 1945 Geschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Der Grundungsprozess der Partei dauerte einige Jahre Zur Jahrhundertwende gab es in der Doppelmonarchie der Habsburger Osterreich Ungarn ausser der kurzlebigen Slowakischen Sozialdemokratischen Partei 1905 1906 nur eine Partei die spezifisch fur die Interessen der Slowaken eintrat Die Slowakische Nationalpartei Verschiedene slowakische Personlichkeiten die mit der Politik der Slowakischen Nationalen Partei nicht einverstanden waren aber dennoch slowakische Interessen voranbringen wollten beschlossen am 14 Dezember 1905 in Zilina die Grundung der Slowakischen Volkspartei deren formelle Grundung zunachst noch ausblieb Weitere Personlichkeiten unter ihnen der katholische Priester Andrej Hlinka traten der provisorischen Partei Anfang 1906 bei Nationalpartei und Ludaken hatten unterschiedliche Parteiprogramme die jedoch teils identisch waren Trotz der in Ungarn seinerzeit ublichen Wahlmanipulationen gewann die Slowakische Volkspartei sechs Sitze und die Nationalpartei einen von insgesamt 415 Abgeordnetensitzen bei den ungarischen Parlamentswahlen von 1906 Die Ludaken bestanden hauptsachlich aus ehemaligen slowakischen Mitgliedern der Ungarischen Volkspartei Neppart gegrundet 1895 und ausgetretenen Mitgliedern der Slowakischen Nationalpartei Ihr Parteiprogramm enthielt Forderungen nach nationalen katholisch religiosen und liberalen Reformen wie etwa Meinungsfreiheit und allgemeines Wahlrecht 1912 lehnten die Ludaken die damals stark ausgepragte tschechisch slowakische Ausrichtung der Nationalpartei ab und verabschiedete eine ahnliche Erklarung wie 1905 erneut ohne formale Auswirkungen Am 29 Juli 1913 wurde von den Ludaken schliesslich in Zilina die Slowakische Volkspartei als eigenstandige slowakische politische Partei Osterreich Ungarns gegrundet Parteivorsitzender wurde Andrej Hlinka weitere Fuhrungsfiguren waren Ferdinand Juriga und Frantisek Skycak Die Ludaken unter Andrej Hlinka 1913 1938 Bearbeiten nbsp Portrat von Andrej Hlinka 1937 Wahrend des Ersten Weltkriegs stellten die Ludaken und die Slowakische Nationalpartei ihr politisches Engagement ein um jeglichen Vorwand fur Anschuldigungen wegen einer Tatigkeit gegen den Osterreichisch Ungarischen Staat zu verhindern Die Partei nahm jedoch an der Grundung des zweiten Slowakischen Nationalrats teil der von Oktober 1918 bis Januar 1919 tagte Nach der Grundung der Tschechoslowakei nahmen die Ludaken ihre Tatigkeiten am 19 Dezember 1918 in Zilina wieder auf Am 17 Oktober 1925 wurden sie nach ihrem Parteivorsitzenden Andrej Hlinka in Slowakische Volkspartei Hlinkas HSĽS umbenannt Obwohl den Slowaken vor der Grundung der Tschechoslowakei im Pittsburgher Abkommen ein umfangreicher Autonomiestatus zugesagt worden war wurde dieser in der Vorkriegs Tschechoslowakei 1918 1939 nie verwirklicht Die Ludaken forderten diese Autonomie ein und wehrten sich gegen eine Zentralisierung des Staates Die Partei wandte sich auch gegen Tschechoslowakismus die Definition von Slowaken und Tschechen als einer gemeinsamen Ethnie Atheismus und Protestantismus und festigte so ihr erzkonservatives streng katholisches und antikommunistisches Bild Hlinka zum Wahlsieg der tschechoslowakischen Sozialdemokraten 1920 Ich werde 24 Stunden am Tag arbeiten bis sich die Slowakei von einer roten Slowakei in eine weisse und christliche Slowakei wandelt Vom deutschen Kirchen und Religionskritiker Karlheinz Deschner wird die Partei Hlinkas in seinem Werk Kirche und Faschismus als antisemitisch konservativ und katholisch charakterisiert S 68 ohne zeitraumlichen Bezug dieser Charakteristik Allerdings wurde Hlinka selbst von einer slowakischen judischen Zeitung fur seine Judenfreundlichkeit gelobt und bestritt 1936 den Antisemitismus seiner Partei wie folgt Ich bin kein Feind der Juden die politische Partei deren Anfuhrer ich bin ist nicht antisemitisch Antisemitismus ist nicht unser Programm Als katholischer Pfarrer bin ich mir der grossen moralischen religiosen und historischen Bedeutung des Judentums fur die gesamte zivilisierte Menschheit bewusst insbesondere fur das Christentum 4 Anton Maegerle charakterisiert fur die deutsche Bundeszentrale fur politische Bildung die Partei gar als klerikalfaschistisch 5 Ihre Hauptwahlerschaft bestand aus slowakischen Bauern hauptsachlich wegen der Kritik der Ludaken an der tschechoslowakischen Landreform von 1920 1929 Mit 17 5 der in der Slowakei abgegebenen Stimmen war sie bei den Parlamentswahlen 1920 an denen sie gemeinsam mit der Tschechischen Volkspartei unter dem Namen Tschechoslowakische Volkspartei teilnahm die drittgrosste Partei Mit den Regionalwahlen 1923 wurde die Partei zur grossten Partei in der Slowakei und erhielt im slowakischen Teil der Tschechoslowakei bei der Parlamentswahl 1925 34 4 und 1935 30 3 Bei letzterer bildete sie mit der Slowakischen Nationalpartei den Autonomie Block der sich jedoch nach der Wahl wieder aufloste Als ausgesprochene Gegner eines Prager Zentralismus befanden sich die Ludaken meistens in der Opposition Lediglich einmal waren sie Teil einer Regierung als sie am 15 Januar 1927 der tschechoslowakischen Regierungskoalition beitraten aber nach einem umstrittenen Gerichtsverfahren gegen das wegen Hochverrats angeklagte Ludaken Mitglied Vojtech Tuka trat die Slowakische Volkspartei Hlinkas am 8 Oktober 1929 aus der Regierung aus Der Staatsverband der Tschechen und Slowaken im Sinne einer Tschecho Slowakischen Republik wurde von den Ludaken bis zum Jahre 1938 grundsatzlich nicht in Frage gestellt Eine mogliche Ruckkehr zu Ungarn oder eine Konfoderation der autonomen Slowakei mit Polen wurden nur in kleinen einflusslosen Gruppierungen innerhalb der Partei erwogen Der Chefideologe der Partei und spatere Staatsprasident des Slowakischen Staates Jozef Tiso bezeichnete als den Gegenstand des politischen Strebens der HSĽS nichts anderes als das slowakische Volk als ein selbststandiges und selbstgenugendes Volk Es sollte diesem Volk geholfen werden moralisch und wirtschaftlich selbststandig zu werden Nicht nur das materielle Interesse sondern auch die geistige kulturelle die hohere ideelle Zielsetzung war das politische Programm der HSĽS Die Politik der HSĽS hatte in der Tat nur das nationale Interesse des slowakischen Volkes vor Augen 6 Erst als der alternde Andrej Hlinka ab 1937 langsam die Kontrolle uber seine Partei verlor und den Ludaken von den Regierungen der Nachbarstaaten eine bedeutsame Rolle bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei zugedacht wurde konnten diese Gruppierungen ihre Ziele offentlich propagieren 7 Die Hlinka Partei verlangte wahrend der zwanzig Jahre dauernden Ersten Tschechoslowakischen Republik vor allem die Anerkennung der slowakischen Nationalindividualitat also ein Abrucken der Prager Zentralregierung vom Tschechoslowakismus sowie kulturelle Autonomie und Selbstverwaltung fur die Slowakei im Rahmen der Tschechoslowakei 8 Nach dem Tod Andrej Hlinkas im Alter von 74 Jahren am 16 August 1938 blieb der Posten des Parteichefs ein Jahr lang unbesetzt 1939 wurde Jozef Tiso offiziell Hlinkas Nachfolger an der Parteispitze Die Ludaken unter Jozef Tiso 1938 1945 Bearbeiten nbsp Portrat von Jozef Tiso 1936 Autonomie und Errichtung der Diktatur Bearbeiten Nachdem der tschechische Teil der Tschechoslowakei das Sudetenland als Ergebnis des Munchner Abkommens an Deutschland abtreten musste erklarte das Exekutivkomitee der Hlinka Partei zusammen mit fast allen slowakischen Parteien am 6 Oktober 1938 die Autonomie der Slowakei innerhalb der Tschecho Slowakei Prag akzeptierte dies und ernannte noch am selben Tag Jozef Tiso zum Premierminister der autonomen Slowakei In den folgenden slowakischen Regierungen waren die Ludaken die bestimmende Partei Als am 8 November 1938 im Zuge des Wiener Schiedsspruchs dem slowakischen Teil der Tschechoslowakei rund ein Drittel seiner Gebiete an Ungarn verloren ging vereinigten sich die Mitglieder samtlicher Parteien in der Slowakei d h die slowakischen Mitglieder der tschechischen Parteien in der Slowakei mit der Hlinka Partei und bildeten die Slowakische Volkspartei Hlinkas Partei der Slowakischen Nationalen Einheit HSĽS SSNJ Die Slowakische Nationalpartei trat den Ludaken am 15 Dezember bei Mit dem sofortigen Verbot sozialdemokratischer kommunistischer und judischer Parteien machte sich die autoritare Tendenz der neuen Partei umgehend bemerkbar die dann auch bei der slowakischen Wahl farce zum autonomen slowakischen Landtag vom Dezember 1938 97 3 der Stimmen von denen 72 an Kandidaten der ursprunglichen Hlinka Partei gingen fur sich gewinnen konnte Ab dem 31 Januar 1939 wurden dem ethnischen Prinzip folgend alle Parteien ausser der HSĽS SSNJ der Deutschen Partei und der Vereinigten Ungarischen Partei als Interessenvertreter der jeweiligen Minderheiten verboten Slowakischer Staat Bearbeiten Nach der Ausrufung der unabhangigen Slowakei am 14 Marz 1939 waren die Ludaken die fuhrende Partei im vom nationalsozialistischen Deutschland abhangigen autoritaren Staat Die fur 1943 angesetzten Parlamentswahlen wurden kurzerhand abgesagt Ab 1939 entstand allerdings ein parteiinterner Konflikt Der vom Parteivorsitzenden und slowakischen Prasidenten Jozef Tiso angefuhrte konservativ gemassigte Flugel wollte einen autoritaren und klerikalen Standestaat schaffen Dieser Flugel hielt die entscheidenden Machtpositionen des Landes der Partei und des Klerus inne Der vom Nationalsozialismus beeinflusste rivalisierende Flugel des Slowakischen Nationalsozialismus hingegen war ausgesprochen antisemitisch eingestellt und forderte die Ausweisung aller Tschechen und die Grundung eines radikal faschistischen Staats Die Hauptbetreiber dieser Politik waren der Premierminister Vojtech Tuka und der Innenminister Alexander Mach Anhanger fanden sich vor allem in der sog Hlinka Garde Hlinkova garda dem paramilitarischen Verband der Hlinka Partei Mit der Einnahme der Slowakei durch tschechoslowakische Truppen und die Rote Armee im Mai 1945 loste sich die Partei auf Zahlreiche Parteimitglieder wurden wahrend der kommunistischen Herrschaft verfolgt Parteiabzeichen BearbeitenZwischen 1918 und 1938 verfugten die Ludaken uber keine einheitlich festgelegten und getragenen Abzeichen jedoch verwendeten ihre Mitglieder meist Abzeichen die auf die grundlegende nationale Symbolik der Slowaken zuruckgingen ein weisses Doppelkreuz auf drei blauen Hugeln im roten Feld in Schild oder in Kreisform Das erste einheitliche Parteiabzeichen wurde erst 1938 eingefuhrt gebildet von einem stilisierten gotischen Schild mit Doppelkreuz und den drei Hugeln Das Abzeichen existierte in zwei Grundvarianten einer silbernen und ein emaillierten gefarbten Form Sie wurden von der Munzfabrik in Kremnica gefertigt und verteilten sich bald massenhaft unter den Parteimitgliedern und Funktionaren Die letzte Version des Parteiabzeichens der Ludaken entstand noch 1943 wurde jedoch erst Anfang 1944 an die Mitglieder verteilt Es wurde gebildet von einem emaillierten Staatswappen des Slowakischen Staates in einem Lorbeerkranz gebunden mit der slowakischen weiss blau roten Trikolore Das Abzeichen wurde in Bronze lokale Organisationen Silber Bezirke und Gold Zentrale und Spitzenbeamte hergestellt 9 Ideologische Einordnung von Partei und Herrschaftssystem BearbeitenDie Ideologie der Ludaken und insbesondere ihr diktatorisches Herrschaftssystem 1938 bis 1945 wurden und werden gelegentlich als der slowakische Faschismus 10 oder aufgrund der engen Verbindung zwischen Regime und katholischem Klerus als slowakischer Klerikalfaschismus bezeichnet 11 Vertreter dieser Einschatzung wie der deutsche Faschismusforscher Wolfgang Wippermann verweisen auf die zu anderen faschistischen Parteien und Regimen bestehenden Parallelen wie die Schaffung von paramilitarischen Parteimilizen Rodobrana Hlinka Garde die Errichtung einer auf eine Staatspartei gestutzten Diktatur und die nationalistische antikommunistische und antisemitische Zielsetzung der Hlinka Partei 12 Ob diese Merkmale jedoch als Entscheidungskriterien eine Klassifizierung der Hlinka Partei bzw ihres Regimes insgesamt als faschistisch rechtfertigen gilt in der Fachwelt als umstritten Differenziert wird dabei insbesondere zwischen dem Wirken der Hlinka Partei vor und nach der Entstehung des Slowakischen Staates sowie zwischen den einzelnen politischen Flugeln Laut Einschatzung des polnischen Faschismusforschers Jerzy W Borejsza trifft der Begriff Klerikalfaschismus eher fur das slowakische Staatssystem nach 1939 zu Allerdings halt Borejsza dem Erklarungsansatz anderer Historiker dass die Partei vor 1939 eher eine konservativ nationale denn eine klerikal faschistische Partei gewesen sei entgegen dass seiner Einschatzung nach die Ludaken dem Parteimodell der italienischen PNF oder der deutschen NSDAP wesentlich ahnlicher waren als dem der traditionellen Parteien der polnischen tschechischen oder rumanischen Rechten Auch habe der 1939 entstandene Slowakische Staat einen wesentlich faschistischeren Charakter gehabt als das ab 1942 hauptsachlich auf Terror und Diktatur gestutzte Rumanien von Ion Antonescu 13 Der amerikanische Faschismusforscher Stanley Payne wiederum spricht in seinem Standardwerk Geschichte des Faschismus sowohl der Hlinka Partei als dem Slowakischen Staat jeglichen Faschismuscharakter ab Payne betrachtet die unabhangige Slowakei unter Tiso bis zu einem gewissen Grad als eine ruckstandigere mehr rechtsgerichtete und klerikale Version Vichys 14 Die Ludaken bezeichnet er insgesamt als eine katholische n nationalistisch populistische n Bewegung als uberaus religios und politisch gemassigt rechtsautoritar 15 Auch halt Payne die ideologische Entwicklung der Partei fest die sich von einer zunachst quasidemokratische n katholische n populistische n Partei zu einer gemassigt autoritaren katholischen Partei entwickelt habe und spater wahrend des Zweiten Weltkrieges noch radikaler nach rechts abdriftete 16 Dabei unterscheidet Payne die Anhanger des Tiso Flugels Klerikalkonservative und jene des Tuka Flugels protofaschistische Radikale 17 Der amerikanische Faschismusforscher Robert Paxton schreibt dass die Hlinka Partei eher klerikal autoritar war als faschistisch 18 Auch Wolfgang Wippermann hat noch in seiner 1983 erschienenen Monographie das Attribut faschistisch zwar der paramilitarischen Hlinka Garde zugeschrieben fur das slowakische Regime insgesamt oder die Partei aber abgelehnt Da die Hlinka Garde einflussreich war aber schliesslich doch von der Macht ferngehalten wurde kann das Tiso Regime als eine klerikal gepragte autoritare Diktatur angesehen werden die weitgehend von Deutschland abhangig war Daher kann das slowakische Satelliten Regime nicht als faschistische Diktatur bezeichnet und mit dem kroatischen Ustascha Staat gleichgesetzt werden Wahrend in Kroatien die faschistische Partei mit Zustimmung Deutschlands und der katholischen Kirche regierte konnte Tiso mit Unterstutzung der katholischen Kirche und des Dritten Reiches die faschistische Hlinka Garde weitgehend von der Macht fernhalten 19 In seiner 2009 erschienenen Monographie sieht Wippermann die Hlinka Partei als in einem fundamentalistischen Sinne katholisch gepragt sowie extrem nationalistisch 20 Ihr Herrschaftssystem unter Tiso bezeichnet er hier unter Anfuhrung der im ersten Absatz genannten Argumente als faschistisches Regime 21 Roger Griffin wiederum ordnet in seinem Standardwerk The Nature of Fascism die Einparteiendiktatur der Ludaken als Kollaborations und im Wesentlichen parafaschistisches para fascist Regime ein wobei er Parafaschismus definiert als eine Form von autoritarem und ultranationalistischem Konservatismus welcher aussere Zeichen des Faschismus adaptiert dabei aber dessen Ruf nach einer genuinen sozialen und ethischen Revolution ablehnt 22 Der Historiker Roland Schonfeld lehnt seinem Buch zur slowakischen Geschichte die Klassifizierung des Slowakischen Staates als faschistisch ab 23 der osterreichische Wirtschaftshistoriker Hannes Hofbauer bezeichnet ihn als slowakische Variante des standestaatlichen Austrofaschismus 24 Historiker die detaillierte Monographien zur Hlinka Partei bzw ihrem Wirken im Slowakischen Staat vorgelegt haben heben besonders die nationalistische und katholische Ideologie der Ludaken hervor Fur den US amerikanischen Historiker James R Felak der sich mit Hlinka Partei der Jahre 1929 bis 1938 befasst hat waren die Ludaken in der gesamten Zwischenkriegszeit vor allem nationalistisch autonomistisch und romisch katholisch Betont wurden diese definitiven Wesenszuge laut Felak auch in den Slogans Fur Gott und Nation und Die Slowakei den Slowaken 25 Der israelische Historiker Yeshayahu A Jelinek der der Hlinka Partei zur Zeit des Slowakischen Staates 1939 bis 1945 eine Arbeit gewidmet hat macht in der Ideologie der Hlinka Partei vier zusammenhangende Elemente aus die katholische Religion den Nationalismus das miteinbeziehen soziookonomischer Fragen und rechten Autoritarismus 26 Fur das Regime der Ludaken im Slowakischen Staat verwendete Jelinek in verschiedenen Arbeiten zusammenfassend den Begriff Klerikalfaschismus lehnt diesen aber seit 1992 ebenfalls wegen mangelnder analytischer Scharfe ab 27 Ernst Nolte wiederum differenziert zwischen den einzelnen Parteiflugeln Wahrend er fur Hlinka und Tiso den Faschismusbegriff ablehnt bezeichnet er die Gruppe der Radikalen um Tuka als slowakische Faschisten Die Geschichte des Slowakischen Staates kann laut Nolte als nicht entschiedener Kampf zwischen dem konservativ gemassigten und dem faschistisch extremistischen Flugel der Volkspartei beschrieben werden 28 Im Hinblick auf die zwei Hauptlager innerhalb der Hlinka Partei die in der Literatur ublicherweise mit den beiden Etiketten Gemassigte und Radikale belegt werden sieht die deutsche Historikerin Tatjana Tonsmeyer den ersteren Flugel mit seinem Hauptvertreter Tiso als eher konservativ gemassigt aber nur insofern als er die Autonomie fur die Slowakei im Rahmen des tschechoslowakischen Staates erwirken wollte Demgegenuber sei der radikale Parteiflugel unter Vojtech Tuka laut Tonsmeyer als faschistophil zu beschreiben und wollte die sofortige Trennung vom tschechischen Landesteil Ausrufung der Souveranitat unter deutschem oder polnischem Schutz 29 Laut Tonsmeyer verschleiern die Zuschreibungen radikal und gemassigt jedoch eher als das sie aufklaren Tatsachlich wurden die Gemeinsamkeiten uberwiegen Die gesamte HSĽS war durch und durch nationalistisch Da sie die Nation uber den Staat stellte und sich selbst als einzige legitime Reprasentantin der Nation ansah war in ihrem Politikverstandnis weder fur Pluralismus noch fur Demokratie Raum Beides konnte sie hinnehmen solange sie die von ihr formulierten Interessen der slowakischen Nation auch unter diesen Bedingungen gewahrt sah Tatsachlich jedoch korrespondierte mit der von ihr betriebenen Verabsolutierung der slowakischen Nation ein autoritares Staatsverstandnis Beiden Flugeln der HSĽS gemeinsam war auch wen sie als ihren politischen Gegner betrachteten Die Partei ist durchgangig als antisozialistisch und antijudisch zu bezeichnen Eine Tschechenfeindlichkeit kennzeichnete sie jedoch erst in zweiter Linie Antitschechische Tone waren ein Produkte des slowakischen Nationalismus vor allem in der ersten Republik als die Ludaken ihre Forderungen im gemeinsamen Staat nicht durchzusetzen vermochten Im Slowakischen Staat selbst nach der Vertreibung tschechischer Angestellter und Beamter war dieser Topos deutlich weniger virulent Tschechenfeindlichkeit diente als Mittel zur Mobilisierung der Bevolkerung war jedoch nicht vorrangig Bestandteil der Ideologie der HSĽS sondern eine Ausdruckform des Nationalismus 30 Weblinks BearbeitenMichal Pisko Basty ľudakov a Meciara Smer okopiroval Smer hat die Bastionen der Ludaken und von Meciar kopiert In SME 15 Juli 2019 abgerufen am 19 Januar 2020 slowakisch Quellen BearbeitenJorg K Hoensch Hrsg und Einleitung Dokumente zur Autonomiepolitik der Slowakischen Volkspartei Hlinkas R Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1984 ISBN 3 486 51071 1 Literatur BearbeitenMonographien James R Felak At the Price of the Republic Hlinka s Slovak People s Party 1929 1938 Series in Russian and Easteuropean Studies no 20 University of Pittsburgh Press Pittsburgh 1994 ISBN 0 8229 3779 4 Jorg K Hoensch Die Slowakei und Hitlers Ostpolitik Hlinkas Slowakische Volkspartei zwischen Separation und Autonomie 1938 1939 Bohlau Verlag Koln Graz 1965 Yeshayahu A Jelinek The Parish Republic Hlinka s Slovak People s Party 1939 1945 East European quarterly Boulder Colo 1976 Thomas Lorman The Making of the Slovak People s Party Religion Nationalism and the Culture War in Early 20th Century Europe Bloomsbury Academic London New York 2019 ISBN 978 1 3501 0937 7 Eliska Hegenscheidt Nozdrovicka Die Slowakei den Slowaken Die separatistischen Stromungen in der Slowakei zwischen 1918 und 1939 Diplomatica Verlag 2012 ISBN 978 3 8428 7210 3 Beitrage aus Sammelwerken Jorg K Hoensch Die Grundlagen des Programms der Slowakischen Volkspartei vor 1938 In Hans Lemberg et al Hrsg Studia Slovaca Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 93 Oldenbourg Verlag Munchen 2000 ISBN 3 486 56521 4 S 155 198 Jorg K Hoensch Die Slowakische Volkspartei Hlinkas In Hans Lemberg et al Hrsg Studia Slovaca Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 93 Oldenbourg Verlag Munchen 2000 ISBN 3 486 56521 4 S 199 220 Jorg K Hoensch Slovakia One God One People One Party The Development Aims and Failure of Political Catholicism In Richard J Wolff Jorg K Hoensch Hrsg Catholics the State and the European Radical Right 1919 1945 Atlantic Studies on Society in Change Nr 50 Boulder CO Social 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978 0 415 09661 4 Ernst Nolte Die faschistischen Bewegungen dvt Weltgeschichte des 20 Jahrhunderts 9 Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1984 ISBN 3 423 04004 1 Originalausgabe 1966 Robert Paxton Anatomie des Faschismus Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2006 ISBN 978 3 421 05913 0 Stanley Payne Geschichte des Faschismus Aufstieg und Fall einer europaischen Bewegung Tosa Verlag Wien 2006 englische Originalausgabe 1995 ISBN 978 3 85003 037 3 Wolfgang Wippermann Europaischer Faschismus im Vergleich 1922 1982 Suhrkamp Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 518 11245 7 Wolfgang Wippermann Faschismus Eine Weltgeschichte vom 19 Jahrhundert bis heute Primus Darmstadt 2009 ISBN 3 89678 367 X Uberblicksdarstellungen und weiterfuhrende Literatur Hannes Hofbauer David X Noack Slowakei Der muhsame Weg nach Westen Promedia Verlag Wien 2012 ISBN 978 3 85371 349 5 Ivan Kamenec The Slovak state 1939 1945 In Mikulas Teich Dusan Kovac Martin D Brown Hrsg Slovakia in History Cambridge University Press Cambridge u a 2011 ISBN 978 0 521 80253 6 S 175 192 Vojtech Karpaty Slovenska politicka symbolika 1939 1945 Die slowakische politische Symbolik 1939 1945 In Peter Sokolovic Hrsg Od Salzburgu do vypuknutia Povstania Slovenska republika 1939 1945 ocami mladych historikov VII Von Salzburg bis zum Ausbruch des Aufstands Die Slowakische Republik 1939 1945 in den Augen der jungen Historiker VII UPN Bratislava 2009 ISBN 978 80 89335 21 3 S 31 47 slowakisch Vojtech Karpaty Symbolika Hlinkovej gardy Die Symbolik der Hlinka Garde In Pamat naroda 4 2012 S 3 24 slowakisch Natalia Krajcovicova Slovakia in Czechoslovakia 1918 1938 In Mikulas Teich Dusan Kovac Martin D Brown Hrsg Slovakia in History Cambridge University Press 2011 ISBN 978 0 521 80253 6 S 137 156 Ľubomir Liptak Das politische System der slowakischen Republik 1939 1945 In Erwin Oberlander Hrsg Autoritare Regime in Ostmittel und Sudosteuropa 1919 1944 Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2017 S 299 336 Gregor Mayer Bernhard Odehnal Aufmarsch Die Rechte Gefahr aus Osteuropa Residenz Verlag St Polten Salzburg 2010 ISBN 978 3 7017 3175 6 Jan Rychlik Slovakia In David Stahel Hrsg Joining Hitler s Crusade European Nations and the Invasion of the Soviet Union Cambridge University Press Cambridge New York 2018 ISBN 978 1 316 51034 6 S 107 133 Roland Schonfeld Slowakei Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2000 ISBN 3 7917 1723 5 Tatjana Tonsmeyer Das Dritte Reich und die Slowakei 1939 1945 Politischer Alltag zwischen Kooperation und Eigensinn Schoningh Paderborn 2003 ISBN 3 506 77532 4 Sabine Witt Nationalistische Intellektuelle in der Slowakei 1918 1945 Kulturelle Praxis zwischen Sakralisierung und Sakularisierung Ordnungssysteme Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit Band 44 Walter de Gruyter Berlin Munchen Boston 2015 ISBN 978 3 11 035930 5 Weblinks BearbeitenAndrej Hlinkas Ringen um die Autonomie Der Standard vom 9 Dezember 2001 Tisos Weg vom Separatismus zur Kollaboration Der Standard vom 15 Dezember 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Elena Mannova Das kollektive Gedachtnis der Slowaken und die Reflexion der vergangenen Herrschaftsstrukturen In Johannes Feichtinger Ursula Prutsch Moritz Csaky Hrsg Habsburg postcolonial Machtstrukturen und kollektives Gedachtnis Gedachtnis Erinnerung Identitat Bd 2 Studienverlag 2003 S 189 196 andere deutsche Schreibweisen Slowakische Volkspartei Hlinkas Slowakische Hlinka Volkspartei Vgl Die Hlinka Partei Geschichte Ideologie Organisation Kultur Wirtschaft Sozialpolitik Verlag des Generalsekretariat der Hlinka Partei Bratislava 1943 ein von 31 prominenten slowakischen Historikern unterschriebener Text Memento vom 20 Juni 2009 im Internet Archive Anton Maegerle Rechts am Rand in Osteuropa Ein Uberblick uber osteuropaische Rechtsaussenparteien Jorg Konrad Hoensch Studia Slovaca Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei S 206 Memento vom 29 Dezember 2011 im Internet Archive Hoensch Studia Slovaca S 166 Hoensch Studia Slovaca S 221 Vojtech Karpaty Slovenska politicka symbolika Idey politickych stran a spolkov v 20 storoci pretavene do znakov Memento des Originals vom 1 Februar 2022 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot archiv extraplus sk Die slowakische politische Symbolik Ideen politischer Parteien und Vereine im 20 Jahrhundert in Wappen ubersetzt In extraplus sk Marz 2011 abgerufen am 1 Februar 2022 slowakisch Mayer Odehnal Aufmarsch S 175 Borejsza Schulen des Hasses S 203 Tonsmeyer Das Dritte Reich und die Slowakei S 95 96 Vgl Wippermann Faschismus S 143 Borejsza Schulen des Hasses S 203 Payne Geschichte des Faschismus S 377 u 570f Payne Geschichte des Faschismus S 493 Payne Geschichte des Faschismus S 377 Payne Geschichte des Faschismus S 495 Paxton Anatomie des Faschismus S 167 Wippermann Europaischer Faschismus S 174f Wippermann Faschismus S 142 Wippermann Faschismus S 143 Griffin The Nature of Fascism S 130f u 240 Schonfeld Slowakei S 104 Hofbauer Noack Slowakei S 50 Felak At the Price of the Republic S 39 Jelinek The Parish Republic S 80 Vgl den Uberblick zu den verschiedenen Einschatzungen von Historikern zum Begriff Klerikalfaschismus im Bezug auf die Hlinka Partei bei Tatjana Tonsmeyer Das Dritte Reich und die Slowakei 1939 1945 S 96 Fussnote 8 Nolte Die faschistischen Bewegungen DTV 9 Auflage Munchen 1984 S 248ff Tonsmeyer Das Dritte Reich und die Slowakei 1939 1945 S 94 Tonsmeyer Das Dritte Reich und die Slowakei 1939 1945 S 95 Normdaten Korperschaft GND 2076506 X lobid OGND AKS LCCN n84188467 VIAF 147370024 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hlinkas Slowakische Volkspartei amp oldid 236244698