www.wikidata.de-de.nina.az
Wolfgang Wippermann 29 Januar 1945 in Wesermunde 3 Januar 2021 in Berlin 1 2 war ein deutscher Historiker und ausserplanmassiger Professor fur Neuere Geschichte am Friedrich Meinecke Institut der Freien Universitat Berlin Er nahm Lehrauftrage an der Universitat der Kunste Berlin und der Fachhochschule Potsdam wahr Wolfgang Wippermann 2010 Das Grab von Wolfgang Wippermann auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Kontroversen 3 Publikationen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenWippermanns Kindheit und Jugend wurde gepragt durch seinen Vater der SS Hauptsturmfuhrer war 3 Er studierte nach dem Abitur an der Pestalozzischule Bremerhaven Geschichte Germanistik und Politische Wissenschaften an der Georg August Universitat Gottingen und der Philipps Universitat Marburg 4 Mit einer Doktorarbeit zum Thema Ordensstaat als Ideologie bei Ernst Nolte wurde er 1975 an der Freien Universitat Berlin zum Dr phil promoviert 5 Er habilitierte sich 1978 mit einer Schrift uber die Bonapartismustheorie bei Karl Marx und Friedrich Engels und wurde im selben Jahr Privatdozent an der FU Berlin 6 1983 wurde Wippermann zunachst ausserplanmassiger Professor am Friedrich Meinecke Institut und 1984 C2 Professor auf Zeit Eine Professur mit dem Schwerpunkt Faschismusforschung wurde 1988 vom zustandigen Berliner Wissenschaftssenator George Turner abgelehnt obwohl Wippermann von Prasidium und Berufungskommission empfohlen worden war Wippermann war auf Platz 1 der Berufungsliste Im Nachruf der FU auf ihn heisst es Auch wenn Wolfgang Wippermann damit eine Strukturprofessur auf Lebenszeit am Friedrich Meinecke Institut verwehrt blieb zahlte er zu den Professor innen des Instituts die eigene Forschungsthemen signifikant weiterentwickelten den akademischen und politischen Diskurs mitpragten und eine breite Offentlichkeitswirkung hatten 7 Von 1987 bis 1992 hielt er Gastprofessuren an der Indiana University Bloomington der Universitat Innsbruck der Capital Normal University in Peking der University of Minnesota und der Duke University Wippermanns Hauptforschungsgebiete waren als Professor am Friedrich Meinicke Institut Ideologien vor allem Faschismus Antiziganismus Kommunismus und Antisemitismus Er befasste sich zudem mit dem Teufelsglauben und der Verunglimpfung gesellschaftlicher Randgruppen mit den daraus resultierenden Verschworungstheorien Als passionierter Hundefreund publizierte er auch zur Geschichte der Hunde 8 Als Mitglied des Corps Hildeso Guestphalia Gottingen 1964 und des Corps Vandalia Rostock 1971 setzte er sich mit der Geschichte der Corps und des Kosener SC Verbandes in der Zeit des Nationalsozialismus auseinander 9 10 Er war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 11 Wippermann war ein Nachfahre des kurhessischen Verfassungskampfers Karl Wilhelm Wippermann 12 Kontroversen BearbeitenWippermanns Thesen sorgten mehrfach fur Kontroversen innerhalb der deutschen Historikerzunft So sah sich Wippermann selbst als einzigen Historiker der sich in der Goldhagen Kontroverse auf die Seite Daniel Goldhagens schlug 13 Wippermann kritisierte vornehmlich die Stossrichtung und den Tonfall von Goldhagens Kritikern wie etwa die Bezeichnung als Scharfrichter durch den Journalisten Rudolf Augstein Zudem warf Wippermann den Kritikern vor Rufmord gegen Goldhagen zu betreiben Der Vorwurf des Rufmordes und der Unwissenschaftlichkeit fuhrte zu heftigem Widerspruch seitens der Gegner Goldhagens also der Mehrheit der deutschen Historiker Uber das Schwarzbuch des Kommunismus urteilte Wippermann dass es nur eine ermudende Reihung von Mordgeschichten biete eine Damonisierung des Kommunismus betreibe und hinterfragt werden musse ob es sich bei den Regimen in der Sowjetunion China Kambodscha etc uberhaupt um kommunistische bzw sozialistische Systeme gehandelt habe Reinhard Mohr kritisierte daruber in Der Spiegel dass gar nicht mehr versucht wird wissenschaftliche oder politische Kritik zu uben und dass es nur noch um das gekrankte intellektuelle Ich gehe 14 Ein weiteres kontroverses Thema war Wippermanns engagiertes Auftreten gegen die Totalitarismus These die in seinem Verstandnis besage dass die Verbrechen des Nationalsozialismus und des Stalinismus oder des Kommunismus als Ganzes vergleichbar oder gleichzusetzen seien In diesem Zusammenhang ubte Wippermann scharfe Kritik am Forschungsverbund SED Staat der Freien Universitat Berlin dem er vorwarf mittels der Totalitarismus These Vergleich und Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus zu betreiben Dabei hielt er seinen Kontrahenten zudem vor sie benutzten Materialien aus der Gauck Behorde als politische Waffe Mitarbeiter des Forschungsverbunds bezeichnete er als Hobbyhistoriker oder nekrophile Antikommunisten 15 Im Gegenzug wurde Wippermann vorgeworfen er nutze seinen akademischen Titel um billige Agitation zu betreiben 16 Wolfgang Kraushaar urteilte in der Zeitung Die Zeit uber Wippermanns Buch Totalitarismustheorien dass es dem Autor nicht gelungen sei an die mehr als zwanzig Jahre zuruckliegenden Rekonstruktionen dieser Theorien anzuknupfen und kritisierte die im Buch vorkommenden Pauschalurteile polemischen Seitenhiebe und fehlende Distanz 17 Ebenfalls kritisierte Frank Lothar Kroll in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dass sich Wippermann hartnackig gegen alle geschichtswissenschaftlichen Bemuhungen um eine vergleichende Totalitarismusforschung wehrt 18 Den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveranderungen WBGU warf er angesichts ihres Hauptgutachtens Welt im Wandel Gesellschaftsvertrag fur eine Grosse Transformation in einem Focus Online Interview 2011 vor sie seien Utopisten die eine Klimadiktatur in grosserem Rahmen vorschlugen und dies nicht aus Gedankenlosigkeit Dies erinnere ihn an die faschistische oder kommunistische Internationale Es handle sich um wissenschaftliche Fanatiker die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen 19 Claus Leggewie stufte hingegen derartige Warnungen als Verschworungstheorie ein Das WBGU Gutachten ziele in Wahrheit auf eine Starkung der Demokratie ab 20 2014 erstellte Wippermann ein historisches Gutachten fur die Deutsche Gesellschaft fur Gerontologie und Geriatrie uber das Leben und Wirken von Max Burger dem Namensgeber des Max Burger Preises In der zeitlichen Folge zu diesem Gutachten das entgegen der Ankundigung einer Publikation Anfang 2015 unveroffentlicht blieb entschloss sich die Deutsche Gesellschaft fur Gerontologie und Geriatrie auf der Mitgliederversammlung am 26 Oktober 2014 den Namen des Preises nicht fortzufuhren da Burger in der Zeit von 1937 bis 1945 Nationalsozialist war Publikationen BearbeitenDer Ordensstaat als Ideologie Das Bild des Deutschen Ordens in der deutschen Geschichtsschreibung und Publizistik Mit einem Geleitwort von Klaus Zernack Colloquium Berlin 1979 ISBN 3 7678 0464 6 zugleich Dissertation FU Berlin Fachbereich 13 Geschichtswissenschaft 1975 Antifaschismus in der DDR Wirklichkeit und Ideologie Berlin 1980 Der deutsche Drang nach Osten Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1981 ISBN 3 534 07556 0 Die Berliner Gruppe Baum und der judische Widerstand Berlin 1981 Steinerne Zeugnisse Statten der Judenverfolgung in Berlin Berlin 1982 Die Bonapartismustheorie von Marx und Engels Klett Cotta Stuttgart 1982 ISBN 3 12 912220 6 Geschichte und Theorie der Politik A Band 6 zugleich Habilitationsschrift FU Berlin Europaischer Faschismus im Vergleich Suhrkamp Frankfurt am Main 1983 3 Auflage 1991 ISBN 3 518 11245 7 Judisches Leben im Raum Bremerhaven Eine Fallstudie zur Alltagsgeschichte der Juden vom 18 Jahrhundert bis zur NS Zeit Bremerhaven 1985 ISBN 3 923851 03 0 Das Leben in Frankfurt zur NS Zeit I IV Kramer Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 7829 0316 1 Der konsequente Wahn Ideologie und Politik Adolf Hitlers Bertelsmann Munchen 1989 ISBN 3 570 03950 1 mit Michael Burleigh The Racial State Germany 1933 1945 Cambridge University Press Cambridge 1991 ISBN 0 521 39802 9 Geschichte der deutsch polnischen Beziehungen Darstellungen und Dokumente Berlin 1992 Wie die Zigeuner Antisemitismus und Antiziganismus im Vergleich Elefantenpress Berlin 1997 ISBN 3 88520 616 1 Wessen Schuld Vom Historikerstreit zur Goldhagen Kontroverse Berlin 1997 Faschismustheorien 7 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Totalitarismustheorien Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Jens Mecklenburg Wolfgang Wippermann Hrsg Roter Holocaust Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus Konkret Literatur Verlag Hamburg 1998 Umstrittene Vergangenheit Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus Berlin 1998 Konzentrationslager Berlin 1999 mit Detlef Berentzen Die Deutschen und ihre Hunde Ein Sonderweg der deutschen Mentalitatsgeschichte Siedler Munchen 1999 ISBN 3 442 75546 8 Auserwahlte Opfer Shoah und Porrajmos im Vergleich Eine Kontroverse Berlin 2005 Agenten des Bosen Verschworungstheorien von Luther bis heute be bra verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 89809 073 5 Autobahn zum Mutterkreuz Historikerstreit der schweigenden Mehrheit Rotbuch Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 86789 032 8 Der Wiederganger Die vier Leben des Karl Marx 2008 ISBN 978 3 218 00781 8 Damonisierung durch Vergleich DDR und Drittes Reich Rotbuch Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86789 060 1 Faschismus Eine Weltgeschichte vom 19 Jahrhundert bis heute Primus 2009 ISBN 978 3 89678 367 7 Denken statt Denkmalen Gegen den Denkmalwahn der Deutschen Rotbuch Berlin 2010 ISBN 978 3 86789 115 8 Skandal im Jagdschloss Grunewald Primus Darmstadt 2010 ISBN 3 89678 810 8 Preussen Kleine Geschichte eines grossen Mythos Herder Freiburg im Breisgau 2011 ISBN 978 3 451 30475 0 Heilige Hetzjagd Eine Ideologiegeschichte des Antikommunismus Rotbuch Berlin 2012 ISBN 978 3 86789 147 9 Fundamentalismus Radikale Stromungen in den Weltreligionen Herder Freiburg 2013 ISBN 978 3 451 30476 7 Luthers Erbe Eine Kritik des deutschen Protestantismus Primus Darmstadt 2014 ISBN 978 3 86312 072 6 Niemand ist ein Zigeuner Zur Achtung eines europaischen Vorurteils Edition Korber Stiftung Hamburg 2015 ISBN 978 3 89684 167 4 Manner Mythen und Mensuren Geschichte der Corps und Burschenschaften Osburg Verlag Hamburg 2018 ISBN 978 3 95510 183 1 Verschworungen Von Catilina bis al Kaida Metropol Berlin 2018 ISBN 978 3 86331 422 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolfgang Wippermann Sammlung von Bildern Literatur von und uber Wolfgang Wippermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Karsten Krampitz Wie man Geschichte pruft Der Historiker Wolfgang Wippermann ist tot Ein personlicher Nachruf von Karsten Krampitz In neues deutschland de 9 Januar 2021 abgerufen am 12 Januar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Karsten Krampitz Der Historiker Wolfgang Wippermann ist tot Ein personlicher Nachruf In neues deutschland de 9 Januar 2021 abgerufen am 9 Januar 2021 Daniela Hacke Das Friedrich Meinecke Institut trauert um Prof Dr Wolfgang Wippermann In Freie Universitat Berlin 11 Januar 2021 abgerufen am 25 Januar 2021 Mario Kessler Ein kampferischer Sozialist und Historiker Zeitschrift Sozialismus Heft 2 Februar 2021 S 66 67 Mathias Brodkorb Wolfgang Wippermann Die Singularitat von Auschwitz ist ein unhaltbares Dogma Teil 2 In endstation rechts de 13 Juli 2011 abgerufen am 9 Januar 2021 Dissertation Der Ordensstaat als Ideologie Habilitationsschrift Die Bonapartismustheorie von Marx und Engels Das Friedrich Meinecke Institut trauert um Prof Dr Wolfgang Wippermann 11 Januar 2021 abgerufen am 1 April 2021 Der Hund 12 2011 S 62 Kosener Corpslisten 1996 77 669 183 580 W Wippermann Corps und Nationalsozialismus Jens Mecklenburg Wolfgang Wippermann Hrsg Roter Holocaust Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus S 241 Karsten Krampitz Wie man Geschichte pruft Abgerufen am 17 Juni 2023 Jochen Bohmer Hitlers willige Vollstrecker und die Goldhagen Debatte in Deutschland In Shoa de 3 Oktober 2008 abgerufen am 9 Januar 2020 Reinhard Mohr Die Wirklichkeit ausgepfiffen In Der Spiegel Nr 27 1998 online Wolfgang Wippermann Die Diktatur des Verdachts Der Forschungsverbund SED Staat an der Freien Universitat Berlin auf Kommunistenjagd 19 Februar 1998 archiviert vom Original am 30 August 2012 abgerufen am 9 Januar 2021 Gunter Langer Die Politik der Ausgrenzung Wippermann kontra Staadt Mahler kontra Dutschke In Trend 12 99 1999 abgerufen am 9 Januar 2012 Wolfgang Kraushaar Theorie oder Ideologie Zur umstrittenen Renaissance des Totalitarismusbegriffs In Die Zeit Nr 9 1998 20 Februar 1998 archiviert vom Original am 4 Juni 2016 abgerufen am 9 Januar 2021 Frank Lothar Kroll Zweierlei Vergleich In Frankfurter Allgemeine Zeitung 21 Dezember 2009 abgerufen am 9 Januar 2021 Jan Philipp Hein Klimawandel Auf direktem Weg in die Klimadiktatur In Focus Online 6 Juni 2011 abgerufen am 9 Januar 2021 Claus Leggewie Energiewende Warnungen vor einer Okodiktatur Lacherlich In welt de 25 Mai 2011 abgerufen am 9 November 2021 Normdaten Person GND 115477454 lobid OGND AKS LCCN n81119726 NDL 00794311 VIAF 109096862 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wippermann WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 29 Januar 1945GEBURTSORT WesermundeSTERBEDATUM 3 Januar 2021STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Wippermann amp oldid 236881784