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Klaus Zernack 14 Juni 1931 in Berlin 3 November 2017 ebenda war ein deutscher Historiker dessen Forschungsschwerpunkt auf Ostmitteleuropa und Osteuropa lag Zernack hatte wesentlichen Anteil am Paradigmenwechsel von der deutschen Ostforschung zur modernen Ostmitteleuropa Forschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenGeboren als Sohn eines Polizisten erlebte er das Kriegsende in Berlin wo er 1949 auch Abitur machte Anschliessend studierte er Geschichtswissenschaft Slavistik Germanistik und Philosophie an der Freien Universitat Berlin in Munster und Uppsala bis 1956 In Munster bestand er 1955 bei Werner Conze das Staatsexamen mit einer Arbeit uber die Anfange des standigen Gesandtschaftswesens in Nordosteuropa Im Jahr 1956 wurde er Wissenschaftlicher Assistent in Giessen In Munster wurde er 1957 mit einer von Herbert Ludat betreuten Arbeit uber die diplomatischen Beziehungen zwischen Schweden und Moskau von 1675 bis 1689 promoviert Von 1957 bis 1963 war er sechs Jahre lang Lehrbeauftragter fur Schwedisch an der Universitat Im Jahr 1964 folgte die Habilitation uber slawische Volksversammlungen im Mittelalter bei Herbert Ludat an der Universitat Giessen Von 1966 bis 1978 war Zernack Professor fur Osteuropaische Geschichte an der Universitat Frankfurt am Main von 1978 bis 1984 in Giessen Zuletzt war er Professor fur die Geschichte deutscher Beziehungen zu Nordosteuropa und Ostmitteleuropa am Friedrich Meinecke Institut der Freien Universitat Berlin Zu seinen akademischen Schulern gehoren neben vielen anderen Christian Lubke Michael G Muller Frithjof Benjamin Schenk Martin Schulze Wessel und Gregor Thum Zernacks Forschungs und Arbeitsschwerpunkte waren die Geschichte der deutsch polnischen Beziehungen das Handbuch der Geschichte Russlands die Hohenzollernmonarchie und die Geschichte Polens Stanislaw August Poniatowski Geschichte der polnischen Geschichtswissenschaft sowie vergleichende Studien zur Geschichte der deutschen und der polnischen Landesgeschichtsschreibung uber das historische Ostdeutschland Seine Forschungen erstrecken sich zeitlich vom Mittelalter bis ins 20 Jahrhundert Zernack gab seit Mitte der 1960er Jahre der deutschen Osteuropaforschung ein neues Gesicht indem er sie allmahlich von der zuvor dominierenden Ostforschung loste die ihren Schwerpunkt auf die Rolle der Deutschen in der Geschichte Osteuropas gelegt hatte Dies galt insbesondere fur die Behandlung der Geschichte Polens und wurde besonders deutlich in seiner Arbeit in der Deutsch Polnischen Schulbuchkommission der UNESCO deren deutscher Vorsitzender er von 1987 bis 2000 war Zernack legte 1977 erstmals eine Einfuhrung in die osteuropaische Geschichte vor 1 Zernack setzte sich darin kritisch mit der deutschen Ostforschung der Weimarer Zeit und ihrer Nahe zum Nationalsozialismus auseinander Zernack warf der Ostforschung in der unmittelbaren Nachkriegszeit einen allzu unreflektierten Umgang mit ihrer Vergangenheit vor 2 Eine weitere wichtige Veroffentlichung ist seine Darstellung Polen und Russland Zwei Wege in der europaischen Geschichte von 1994 Zernack stellte erstmals die Geschichte Polens und die Geschichte Russlands in ihren Wechselbeziehungen dar 3 Zernack vertrat die These einer negativen Polenpolitik Preussens Deutschlands wie auch Russlands die als entscheidende Voraussetzung fur deren Aufstieg zu Grossmachten diente und das Selbstbestimmungsrecht Polens infrage stellte Mit seinem Konzept der Beziehungsgeschichte am Beispiel Deutschland und Polen legte er eine Alternative zu den vorherrschenden nationalgeschichtlichen Erzahlungen vor 4 Zernack war Herausgeber und Mitautor des Handbuchs der Geschichte Russlands Von 1986 bis 1990 war er Vorsitzender der Historischen Kommission zu Berlin von 1993 bis 2000 Stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des Deutschen Historischen Instituts in Warschau Fur seinen Beitrag zur deutsch polnischen Versohnung wurde er mit den Ehrendoktorwurden der Universitaten Posen 1989 und Warschau 1997 ausgezeichnet Er war Ehrenmitglied der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften Ferner erhielt er im Jahre 2004 den Samuel Bogumil Linde Preis der Stadte Gottingen und Torun sowie 2010 den DIALOG Preis der Deutschen Polnischen Gesellschaft Bundesverband Er war seit 1994 Mitglied von Wissenschaftsakademien in Berlin Posen Krakau und Stockholm Zernack war von 1974 bis 1994 Mitherausgeber der Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas und von 1983 bis 1995 Mitherausgeber des Jahrbuchs fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Im Jahr 1991 wurde eine Aufsatzsammlung veroffentlicht die zwolf von 1965 bis 1989 entstandene Beitrage sowie zwei bislang unveroffentlichte Arbeiten bundelt Schriften Auswahl BearbeitenStudien zu den schwedisch russischen Beziehungen in der 2 Halfte des 17 Jahrhunderts Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1 Giessener Abhandlungen zur Agrar und Wirtschaftsforschung des europaischen Ostens Band 7 Schmitz Giessen 1958 ISSN 0078 6888 Die burgstadtischen Volksversammlungen bei den Ost und Westslaven Studien zur verfassungsgeschichtlichen Bedeutung des Vece Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1 Giessener Abhandlungen zur Agrar und Wirtschaftsforschung des europaischen Ostens Band 33 Harrassowitz Wiesbaden 1967 Zugleich Giessen Universitat Habilitations Schrift 1964 1965 Osteuropa Eine Einfuhrung in seine Geschichte Beck Munchen 1977 ISBN 3 406 06648 8 Vom Randstaat zur Hegemonialmacht Handbuch der Geschichte Russlands Halbband 2 Hiersemann Stuttgart 1986 ISBN 3 7772 0130 8 Preussen Deutschland Polen Aufsatze zur Geschichte der deutsch polnischen Beziehungen Historische Forschungen Band 44 Duncker amp Humblot Berlin 1991 ISBN 3 428 07124 7 Nordosteuropa Skizzen und Beitrage zu einer Geschichte der Ostseelander Verlag Nordostdeutsches Kulturwerk Luneburg 1993 ISBN 3 922296 67 X Polen und Russland Zwei Wege in der europaischen Geschichte Propylaen Geschichte Europas Erg Bd Propylaen Verlag Berlin 1994 ISBN 3 549 05471 8 In polnischer Sprache Polska i Rosja Dwie drogi w dziejach Europy Klio w Niemczech Band 7 Przeklad Andrzej Kopapcki Wiedza Powszechna Warschau 2000 ISBN 83 214 1212 2 Literatur BearbeitenHans Jurgen Bomelburg Nachruf auf Klaus Zernack 1931 2017 In Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas 66 2018 S 694 Zentrum fur Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften Hrsg Deutsch polnische Beziehungsgeschichte Prof Dr Klaus Zernack zum 80 Geburtstag Historie Jahrbuch des Zentrums fur Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften Band 4 2010 2011 Budrich UniPress Leverkusen Opladen 2011 ISBN 978 3 940755 87 2 Michael G Muller Fikret Adanir Christian Lubke Martin Schulze Wessel Hrsg Osteuropaische Geschichte in vergleichender Sicht Festschrift fur Klaus Zernack zum 65 Geburtstag Berliner Jahrbuch fur osteuropaische Geschichte Jg 1996 Band 1 Akademie Verlag Berlin 1996 ISBN 3 05 002969 2 Stefan Troebst Klaus Zernack als Nordosteuropahistoriker In Zeitschrift fur Ostmitteleuropa Forschung 50 2001 H 4 S 572 586 online Michael G Muller Zum 70 Geburtstag von Prof Dr Dr h c mult Klaus Zernack In Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas 49 2001 S 314 316 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Klaus Zernack im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Publikationen von und uber Klaus Zernack im Bibliotheks und Bibliographieportal Herder Institut Marburg In memoriam Prof Dr Dr h c mult Klaus Zernack 23 November 2017 Deutsches Historisches Institut in Warschau Nachruf des GWZO Leipzig Gertrud Pickhan Nachruf Prof Dr Dr h c mult Klaus Zernack 1931 2017 vom 13 November 2017 Friedrich Meinecke Institut abgerufen am 29 November 2017 Wolfram von Scheliha In Memoriam Klaus Zernack vom 27 November 2017 veroffentlicht bei H EarlySlavic abgerufen am 29 November 2017 Anmerkungen Bearbeiten Vgl dazu die Besprechung von Hans Hecker in Zeitschrift fur historische Forschung 6 1979 S 483 484 Klaus Zernack Osteuropa Eine Einfuhrung in seine Geschichte Munchen 1977 S 15 18 Vgl dazu Corinna Unger Ostforschung in Westdeutschland Die Erforschung des europaischen Ostens und die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1945 1975 Stuttgart 2007 S 310 Vgl dazu die Besprechungen von Andreas Kappeler in Zeitschrift fur historische Forschung 24 1997 S 426 427 Manfred Hildermeier in Historische Zeitschrift 264 1997 S 143 146 Klaus Zernack Das Jahrtausend deutsch polnischer Beziehungsgeschichte als geschichtswissenschaftliches Problemfeld und Forschungsaufgabe In Klaus Zernack Wolfram Fischer Michael G Muller Hrsg Preussen Deutschland Polen Aufsatze zur Geschichte der deutsch polnischen Beziehungen Berlin 1991 S 3 42 Vorsitzende der Historischen Kommission zu Berlin Hans Herzfeld Otto Busch Wolfgang Treue Klaus Zernack Wolfram Fischer Wolfgang Ribbe Uwe Schaper Michael Wildt Normdaten Person GND 118988727 lobid OGND AKS LCCN n80138887 VIAF 12320828 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zernack KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 14 Juni 1931GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 3 November 2017STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Zernack amp oldid 225800444