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Die Heirat Napoleons I mit Marie Louise war Bestandteil der Heiratspolitik Napoleon Bonapartes Der franzosische Kaiser hatte bereits in den Jahren zuvor viele seiner Familienmitglieder gezielt mit europaischen Fursten verheiratet Er selbst war standesamtlich und kirchlich mit Josephine de Beauharnais getraut Die Kaiserin und erste Ehefrau Napoleons konnte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters jedoch keinen Thronfolger mehr gebaren Napoleon trennte sich daher von Josephine und suchte nach einer neuen Gemahlin Er favorisierte aus machtpolitischen Beweggrunden zunachst eine Eheschliessung mit der Schwester des russischen Zaren Anna Pawlowna Nachdem Alexander I Napoleons Plane zuruckgewiesen hatte fadelte der osterreichische Aussenminister Metternich eine Heirat mit Marie Louise der Tochter von Kaiser Franz I ein Nach Metternichs Kalkul sollte die Verbindung mit Napoleon das Habsburgerreich vor einer weiteren existenziellen Gefahrdung durch Frankreich bewahren und dem Land eine Erholung von den Folgen des gerade verlorenen Funften Koalitionskrieges ermoglichen Heirat Napoleons I mit Marie Louise 1810Unter grosser hofischer Prachtentfaltung fanden insgesamt drei Trauungen statt Bei der ersten Vermahlung in Wien handelte es sich um eine Stellvertreterhochzeit bei der Napoleon personlich nicht anwesend war Zu einer Begegnung des Paares kam es erst am 27 Marz 1810 bei Compiegne Es folgte am 1 April 1810 in Saint Cloud eine zivile und am 2 April 1810 eine kirchliche Trauung in Paris Die politischen Konsequenzen der Heirat waren ambivalent Marie Louise brachte zwar einerseits am 20 Marz 1811 einen Sohn und Thronfolger zur Welt Andererseits konnten die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Haus Habsburg nicht den Kriegseintritt Osterreichs 1813 auf die Seite der antinapoleonischen Koalition verhindern Nach dem Sturz Napoleons im Fruhjahr 1814 kehrte Marie Louise an den Hof ihres Vaters zuruck Auf dem Wiener Kongress wurden ihr die Herzogtumer Parma Piacenza und Gustalla zugesprochen die sie bis zu ihrem Tod regierte Sie blieb mit Napoleon bis zu dessen Tod im Jahr 1821 formal verheiratet Danach heiratete sie in morganatischer Ehe den osterreichischen General Adam Albert von Neipperg und nach dessen Tod den Grafen Charles Rene de Bombelles Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Das Thronfolgeproblem 1 2 Scheidung von Josephine 1 3 Bundnispolitische Uberlegungen fur eine Neuverheiratung 2 Diplomatische Vorbereitung und Stellvertreterhochzeit in Wien 2 1 Offizielle Uberreichung des Heiratsantrages 2 2 Stellvertreterhochzeit in Wien 3 Reise Marie Louises nach Frankreich 3 1 Abreise aus Wien und Ubergabezeremonie in Braunau am Inn 3 2 Einzug in Munchen 3 3 Zusammentreffen bei Compiegne 4 Pariser Hochzeit 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDas Thronfolgeproblem Bearbeiten nbsp Napoleons erste Ehefrau Josephine de BeauharnaisNapoleon der sich 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen gekront hatte plante eine eigenen Dynastie zu grunden Die Umwandlung des Konsulats in ein erbliches Kaisertum machte einen mannlichen Thronfolger notwendig Nach der Verfassung konnte der Kaiser wenn er keine naturlichen Nachkommen hatte seine Nachfolge durch die Adoption eines Sohnes oder Enkels seiner Bruder regeln 1 Aus Sicht von Napoleons Umfeld konnte jedoch nur ein leiblicher Sohn Anerkennung finden Napoleons Ehefrau Josephine war kurz vor der Kaiserkronung schon 41 Jahre alt weshalb die Forderung lauter wurde sich von ihr scheiden zu lassen und erneut zu heiraten Anlasslich seiner Kronung wollte sich Napoleon von Papst Pius VII salben lassen Dem deshalb in Paris weilenden Papst beichtete Josephine ohne kirchlichen Segen mit Napoleon verheiratet zu sein Da ihre standesamtliche Trauung von der katholischen Kirche nicht anerkannt wurde konnte der Papst Napoleon drohen nicht an der Kronung teilzunehmen Napoleon lief damit Gefahr die Kronung vor den Augen der aus ganz Europa angereisten Diplomaten absagen zu mussen Am Abend des 1 Dezember 1804 einen Tag vor der Kronung liessen sich Napoleon und Josephine in einer Kapelle in den Tuilerien trauen Dies geschah mit Wissen des Papstes wurde aber vor der Offentlichkeit geheim gehalten Da das Kirchenrecht keine Scheidung erlaubt schien Josephine ihre Stellung an der Seite Napoleons gesichert zu haben 2 nbsp Hortense de Beauharnais zusammen mit ihrem Sohn Napoleon CharlesAuch in anderer Hinsicht konnte Josephine den dynastischen Ambitionen Napoleons zunachst gerecht werden Noch in der Zeit des Konsulats hatte sie ihn uberzeugen konnen ihre Tochter Hortense mit seinem Bruder Louis zu verheiraten Auf diese Weise war bereits am 11 Oktober 1802 mit Napoleon Charles ein Kind geboren worden das Napoleon wenn auch inoffiziell zu seinem Nachfolger erklarte und es bei dessen Volljahrigkeit adoptieren wollte Napoleon Charles verband Josephines Familie mit der Napoleons was ihre Stellung weiter stabilisieren sollte Der fruhe Tod von Napoleon Charles am 5 Mai 1807 machte Josephines Konzept von einer eigenen Dynastie jedoch zunichte Das Thronfolgeproblem wurde erneut aktuell Am kaiserlichen Hof wurden abermals Stimmen laut die dem Kaiser zu einer Scheidung von Josephine rieten Vor allem der ehemalige Aussenminister Charles Maurice de Talleyrand Perigord und Polizeiminister Joseph Fouche taten sich hier hervor 3 4 Napoleon schenkte dieser Kritik jedoch kein Gehor solange er noch davon ausging selbst unfruchtbar zu sein In seinen zahlreichen ausserehelichen Affaren etwa mit Madame Duchatel Felicie Longroy und Carlotta Gazzani hatte er keine Kinder gezeugt Josephine hatte hingegen zwei Kinder aus erster Ehe Selbst als eine von Napoleons Geliebten Eleonore Denuelle schwanger wurde zog er seine Vaterschaft in Zweifel Er hielt Joachim Murat fur den Vater Allerdings wies der am 15 Dezember 1806 geborene Leon Denuelle grosse ausserliche Ahnlichkeiten mit Napoleon auf 5 Scheidung von Josephine Bearbeiten nbsp Die polnische Geliebte Napoleons Maria Walewska nbsp Kunstlerische Darstellung von der ohnmachtigen Kaiserin JosephineGegen die Entscheidung fur eine Scheidung sprach die Beliebtheit Josephines im Volk und Napoleons personliche Zuneigung zu ihr Andererseits hatte im Jahr 1809 die Schwangerschaft seiner polnischen Matresse Maria Walewska gezeigt dass er zeugungsfahig war also moglicherweise noch einen Thronfolger zeugen konnte Diesmal erkannte Napoleon auch seine Vaterschaft an Schliesslich fuhrte ihn der am 12 Oktober 1809 gescheiterte Attentatsversuch durch Friedrich Stapss vor Augen wie bedroht das franzosische Imperium im Falle seines Todes ware Nur durch einen leiblichen Sohn der ihm auf den Thron nachfolgen konnte glaubte er den dauerhaften Fortbestand seines Kaiserreiches sichern zu konnen Dennoch unterrichtete Napoleon seine Ehefrau erst mehr als einen Monat nach seiner Ruckkehr aus Osterreich uber sein Scheidungsvorhaben Er war ihr beispielsweise unter dem Vorwand auf die Jagd zu gehen nach Schloss Fontainebleau ausgewichen Am 30 November 1809 lud er Josephine schliesslich zu einem gemeinsamen abendlichen Dinner ins Tuilerienschloss ein Anschliessend rechtfertigte er sich im Interesse Frankreichs sich von ihr trennen zu mussen Daraufhin soll Josephine in Ohnmacht gefallen sein oder zumindest so getan haben Napoleon soll seinen Schlossprafekten Francois Joseph de Bausset gerufen haben um Josephine in ihr Schlossappartement zu tragen Am 15 Dezember 1809 gegen 20 00 Uhr gaben Napoleon und Josephine ebenfalls in den Tuilerien im offiziellen Kreis der kaiserlichen Familie hoher staatlichen Wurdentrager und Offiziere ihre zivile Scheidung bekannt Auf Druck Napoleons beeilte sich am 9 Januar 1810 auch die Pariser Diozesenbehorde die kirchliche Heirat fur ungultig zu erklaren 6 7 Bundnispolitische Uberlegungen fur eine Neuverheiratung Bearbeiten nbsp Befurworter der Scheidung Charles Maurice de Talleyrand PerigordBei der Suche nach einer neuen Ehefrau kamen nur drei Kandidatinnen in die nahere Auswahl eine sachsische Prinzessin eine Schwester des russischen Zaren Alexanders I und Marie Louise die Tochter des osterreichischen Kaisers Mit solchen Heiratsverbindungen wollte Napoleon der seinen Aufstieg nicht der Geburt sondern seinen militarischen Erfolgen und politischem Geschick verdankte sein Herrscherhaus endgultig in die Reihe der etablierten Dynastien Europas integrieren Gegenuber Marie Louise gab es aufgrund des Osterreichisch Franzosischen Krieges von 1809 zunachst noch Vorbehalte Nach dem Sieg uber Osterreich hatte Napoleon sogar die Zerstuckelung der Habsburgermonarchie vorgesehen Er hatte bereits ein Dekret vorbereiten lassen das Ungarn in die Unabhangigkeit entlassen sollte Gedrangt von Talleyrand willigte Napoleon jedoch in Gesprache mit dem Wiener Hof ein Talleyrand beabsichtigte ein Bundnis mit Osterreich mit dessen Hilfe er ein machtpolitisch stabiles Gleichgewicht in Europa installieren wollte Auf diese Weise sollten weitere die Krafte Frankreichs uberfordernde Feldzuge verhindert und eine dauerhafte Friedensordnung etabliert werden Durch die Verheiratung mit Napoleon erhoffte sich auch Marie Louises Vater Kaiser Franz I die Festigung der politischen Verhaltnisse Es lag im osterreichischen Interesse eine Heirat Napoleons mit der russischen Prinzessin Anna Pawlowna zu vereiteln da ansonsten eine Umklammerung durch Frankreich im Westen und das Zarenreich im Osten drohte Daher reagierte Franz I auf einen Brief vom 23 Februar 1810 in dem Napoleon um die Hand Marie Louises bat positiv 8 nbsp Osterreichischer Vermittler der Heirat Klemens Wenzel Lothar von MetternichDie zusagende Haltung des osterreichischen Kaisers hing auch mit dem Einfluss einer neuen wichtigen Figur in der Wiener Politik zusammen Klemens Wenzel Lothar von Metternich war an die Stelle des bisherigen osterreichischen Aussenministers Johann Philipp von Stadion getreten Stadion hatte den fur Osterreich verlorenen Krieg von 1809 befurwortet und auf eine ausgebliebene national e Erhebung gesetzt so der Historiker Wolfram Siemann Neben der Ausarbeitung eines neuen aussenpolitisches Konzeptes war Metternich indirekt als Moderator der Heirat aktiv Napoleon wandte sich bei einem Pariser Maskenball an Metternichs Ehefrau Eleonore von Kaunitz die die Heiratsanfrage brieflich an den sich in Wien aufhaltenden Metternich weiterleitete Dieser zahlte zu den Hauptbefurwortern der Hochzeit da sie seinem aussenpolitischen Konzept entgegenkam Osterreich zunachst an das triumphierende franzosische System anzuschmiegen und dessen Kraft auf bessere Zeiten aufzuheben Langfristig sah Metternich in der bevorstehenden Heirat mit Marie Louise einen grossen taktischen Fehler Napoleons Osterreich war aufgrund der schlechten Erfahrungen im Siebenjahrigen Krieg der Hinrichtung Marie Antoinettes und der harten Friedensbedingungen von Schonbrunn ein fur Frankreich kaum zu gewinnender Bundnispartner Seit dem Frieden von Tilsit bestand hingegen eine Allianz zwischen Russland und Frankreich die Napoleon mit der Heirat Marie Louises aber nun offen in Frage stellte Mit seiner Entscheidung gegen Anna Pawlowna trieben Russland und Frankreich weiter ungebremst auf eine militarische Eskalation zu Im Falle eines russisch franzosischen Krieges wiederum sah Metternich die Chance die Heiratsverbindung im Nachhinein als vom Sieger aufgezwungen darzustellen Kann man zwischen dem Untergang einer ganzen Monarchie und dem personlichen Ungluck einer Prinzessin wahlen Auf diese Weise sollte Osterreich sich insgeheim die Option eines Bundniswechsels offenhalten Zugleich wurde Metternich vom osterreichischen Kaiser mit der Aufgabe betraut Erzherzogin Marie Louise von der Notwendigkeit der Hochzeit zu uberzeugen Marie Louise musste sich hier den Vorstellungen der Dynastie beugen Ihr wurde keine personliche Entscheidungsfreiheit zugestanden 9 10 Als Kaiser Franz Erkundigungen uber die Herkunft der Familie Bonaparte einziehen liess soll Napoleon zu dessen Gesandten gesagt haben Mein Adel datiert von Millesimo und Montenotte her 11 Diplomatische Vorbereitung und Stellvertreterhochzeit in Wien BearbeitenOffizielle Uberreichung des Heiratsantrages Bearbeiten nbsp Uberbringer des Heiratsantrages Louis Alexandre BerthierNapoleon betraute Marschall Louis Alexandre Berthier mit der offiziellen Uberreichung des Heiratsantrages Berthier war ein Befurworter der osterreichischen Heirat und genoss das volle Vertrauen Napoleons Noch Ende 1809 war er von ihm zum Fursten von Wagram ernannt worden Am 22 Februar 1810 brach Berthier auf und erreichte Wien am 4 Marz wo er von der Bevolkerung als Friedensbringer bejubelt wurde Drei Tage spater erschien Berthier vor Kaiser Franz I In seiner Rede bekraftigte er dass Frankreich eine Aussohnung mit Osterreich suche Die Politik meines Souverans Napoleons entspricht den Wunschen seines Herzens Diese Vereinigung von zwei machtigen Familien wird zwei grosszugigen Nationen neue Zusicherungen von Ruhe und Gluck geben Anschliessend wurde Marie Louise zur Audienz vorgelassen Berthier ubergab ihr einen Brief und ein Portrat Napoleons Am 9 Marz unterschrieb sie eine sogenannte Renuntiationsurkunde die Napoleon jedes Erbrecht auf den osterreichischen Thron entziehen sollte 12 Stellvertreterhochzeit in Wien Bearbeiten nbsp Stellvertreter Napoleons Erzherzog KarlAm 11 Marz 1810 fand in der Wiener Augustinerkirche eine Stellvertreterhochzeit zwischen der achtzehnjahrigen Erzherzogin und dem Kaiser der Franzosen statt Dies war nicht unproblematisch da Napoleon sich erst kurzlich von Josephine geschieden hatte und somit Zweifel an der kirchlichen Rechtsgultigkeit der neuen Ehe aufkamen Um derartige Kritik zu unterdrucken sprach der Erzbischof von Wien der Hochzeit seinen Segen aus Der nicht anwesende Napoleon liess sich von Erzherzog Karl vertreten der ihm im Franzosisch Osterreichischen Krieg von 1809 noch als Gegenspieler gegenubergestanden hatte Napoleon selbst hatte ihn in einem Brief vom 25 Februar 1810 fur diese Aufgabe ausgewahlt und Berthier am 8 Marz zu einer Audienz zum Erzherzog geschickt um seiner Forderung nochmals Nachdruck zu verleihen Die osterreichische Kaiserin Maria Ludovika begleitete Marie Louise zum Altar wo sich der Erzherzog Prokurator und Marie Louise gegenseitig die Ringe an die Finger steckten so das Hofprotokoll am folgenden Tag Bei der Zeremonie wurden insgesamt zwolf Eheringe geweiht da am Wiener Hof die Fingerstarke des franzosischen Kaisers unbekannt war Die Ringe wurden mit auf die Reise nach Frankreich geschickt und sollten so sah es das Protokoll vor von Marie Louise an Napoleon ubergeben werden Zum Abschluss des Ritus sang ein Chor das Kirchenlied Gott wir loben dich 13 14 15 Reise Marie Louises nach Frankreich Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Stationen Marie Louises auf dem Weg von Wien nach Paris im Jahr 1810 Abreise aus Wien und Ubergabezeremonie in Braunau am Inn Bearbeiten nbsp Der Abschied Marie Louises von ihrer Familie Pauline Auzou 1812Die Reise der nun franzosischen Kaiserin Marie Louise von Wien nach Paris erforderte ein aufwendiges hofisches Zeremoniell bei dem Napoleon an die Tradition des Ancien Regime anknupfen wollte Er bestand darauf die Brautfahrt der Marie Antoinette von 1770 nachzuahmen Dazu gehorte etwa die Veranstaltung einer feierlichen Ubergabezeremonie an der Grenze zwischen der franzosischen und osterreichischen Einflusszone sowie eine erste Begegnung des Ehepaares bei Schloss Compiegne Marie Louise verabschiedete sich am 13 Marz 1810 von ihrer Familie und reiste aus Wien ab Ein aus 300 Personen bestehender Hofstaat begleitete sie Der Konvoi setzte sich aus insgesamt 83 Kutschen zusammen die von 454 Pferden gezogen wurden Am 16 Marz betrat Marie Louise bei Braunau am Inn die Grenze zwischen Osterreich und dem mit Frankreich verbundeten Konigreich Bayern In einem eigens fur die Zeremonie errichteten Holzpavillon fand die inszenierte Ubergabe Marie Louises an Frankreich statt Der Pavillon bestand aus drei Raumlichkeiten Ein ostlicher Saal reprasentierte Osterreich ein westlicher Frankreich und der dazwischen liegende Saal war als neutraler Boden vorgesehen Ebenso gab es zwei Eingange ein franzosischer und ein osterreichischer Um 14 Uhr durchschritt Marie Louise den osterreichischen Saal und gelangte in den neutralen Saal wo sie von dem osterreichischen Diplomaten Ferdinand von Trauttmansdorff an Berthier ubergeben wurde Hier musste sich Marie Louise endgultig von ihrem osterreichischen Hofstaat verabschieden Nachdem sie auf einem im Saal positionierten Thron Platz genommen hatte erschien ihr neuer franzosischer Hofstaat Im franzosischen Saal wurde ihr ihre osterreichische Reisekleidung abgenommen Sie erhielt in einem zwei Stunden andauernden Akt eine komplett neue franzosische Ausstattung Marie Louise wurde parfumiert neu gekleidet und bekam eine neue Haarfrisur womit die symbolische Wandlung zur franzosischen Kaiserin abgeschlossen war 16 17 Einzug in Munchen Bearbeiten nbsp Oberhaupt der Wittelsbacher Konig Maximilian I Joseph von BayernAm Abend des 17 Marz 1810 erreichte Marie Louise und ihr aus 38 Kutschen bestehendes Gefolge die bayerische Hauptstadt Munchen Die dort residierende Dynastie der Wittelsbacher betrachtete die neue Heiratsverbindung aus zwei Grunden mit Sorge Erstens war die alteste Tochter des bayerischen Konigs mit Eugene de Beauharnais dem Sohn von Josephine verheiratet Mit der Scheidung von Josephine hatte Napoleon also seine dynastische Verbindung zum bayerischen Konigshaus entwertet Zweitens verlor Bayern durch Napoleons neue Heirat an geostrategischer Bedeutung Seit der Schliessung des Bogenhausener Vertrages hatte Bayern gegenuber dem angrenzenden Osterreich als Bollwerk und franzosisches Aufmarschgebiet fungiert wofur Napoleon es territorial vergrosserte Im Zuge der Heirat mit Marie Louise schien fortan jedoch eine Einigung zwischen Osterreich und Frankreich zum Nachteil Bayerns moglich Nicht zuletzt trugen auch der nur muhsam niedergeschlagene Aufstand im bayerischen Tirol die antinapoleonische Haltung des bayerischen Kronprinzen Ludwig und die bayerische Blockade einer Rheinbundverfassung zu einem angespannten Verhaltnis zu Frankreich bei Folglich sah die bayerische Regierung den feierlichen Einzug Marie Louises in Munchen als Gelegenheit um Napoleon versohnlich zu stimmen Kronprinz Ludwig musste Marie Louise von Haag nach Munchen begleiten Vor den Toren der Stadt wurde ihr Konvoi von funf bayerischen Einheiten empfangen Als Marie Louises Kutsche die Alte Isarbrucke erreichte begannen im selben Moment die Kirchenglocken der Stadt zu lauten Zusatzlich gaben Geschutze Salutschusse ab Anhaltender Starkregen behinderte allerdings die stadtische Illumination 18 19 Marie Louises Begleitung bestand auch jetzt nicht ausschliesslich aus Franzosen Metternich etwa folgte dem Konvoi bis Paris und sollte in der franzosischen Hauptstadt noch 181 Tage bleiben Unter der Vorgabe Marie Louise zu betreuen sah er die Chance in Verhandlungen personlich auf Napoleon einwirken zu konnen und so eine Revision des fur Osterreich harten Friedensvertrages von Schonbrunn 85 Millionen Franc Kriegsentschadigung und eine Begrenzung der Armee auf 150 000 Mann zu bewerkstelligen Am 15 Marz 1810 war Metternich aus Wien abgereist und holte den Konvoi in Strassburg acht Tage spater ein Dem osterreichischen Kaiser ubermittelte er regelmassige Berichte uber die Reise das Verhalten und die Befindlichkeiten von Marie Louise Obwohl Metternich letztlich keine Abmilderung der Friedensbedingungen erreichen konnte gelang es ihm doch die Heirat als Erfolg zu verkaufen mit dem Osterreich sich Jahre der Erholung vom Krieg sicherte 20 Zusammentreffen bei Compiegne Bearbeiten nbsp Schloss CompiegneUm die Strapazen der Reise moglichst in Grenzen zu halten sah die Route fur den 27 Marz 1810 ursprunglich einen Aufenthalt in Soissons vor Der Ort war die letzte Station vor dem geplanten Zusammentreffen mit Napoleon in Compiegne am darauffolgenden Tag Die Stadt Soissons hatte sich bereits auf den Empfang und die Unterbringung der Kaiserin vorbereitet Napoleon ging dies jedoch nicht schnell genug Er war bereits am 20 Marz 1810 um etwa 19 Uhr in Compiegne eingetroffen und hatte dort personlich letzte Anderungen in den Schlossraumen der Kaiserin veranlasst Am 27 Marz 1810 beschloss er das Zusammentreffen um einen Tag vorzulegen Er ritt inkognito begleitet nur von seinem General Murat dem Konvoi von Marie Louise entgegen Bei Courcelles sur Vesle fand Napoleon den Tross schliesslich beim Pferdewechsel vor Er nutzte die Gelegenheit um unter Missachtung aller hofischen Konventionen in die Kutsche Marie Louises zu steigen Er liess die Kutschen anschliessend bis nach Compiegne durchfahren wo das Paar um 21 30 Uhr eintraf 21 22 Pariser Hochzeit BearbeitenDie offizielle Hochzeit wurde am 1 April 1810 in der Kapelle des Louvre vollzogen Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Willms Napoleon Eine Biographie Beck Munchen 2009 S 376 Thierry Lentz Le sacre de Napoleon 2 decembre 1804 Nouveau Monde Edition Paris 2003 S 132 Thierry Lentz Le Premier Empire 1804 1815 Fayard Paris 2018 S 502 504 Kate Williams Josephine desir et ambition Laffont Paris 2013 S 234 Jean Tulard Napoleon Les grands moments d un destin Paris 2006 S 37 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 16 Kate Williams Josephine desir et ambition Laffont Paris 2013 S 334 335 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 17 Jean Tulard Napoleon oder der Mythos des Retters Eine Biographie Wunderlich Tubingen 1978 S 404 Wolfram Siemann Metternich Staatsmann zwischen Restauration und Moderne Beck Munchen 2010 S 44 Art Letizia Bonaparte Kap Die Kaisermutter Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 18 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 18 Franz Wiltschek Erzherzog Karl Der Sieger von Aspern Styria Graz 1983 S 297 Sigrid Maria Grossing Schatten uber Habsburg mit Portrats nach zeitgenossischen Gemalden und Photographien Scheriau Wien 1991 S 175 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 19 20 Philip Dwyer Citizen Emperor Napoleon in Power 1799 1815 Bloomsbury London 2013 S 331 332 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S 20 Eberhard Weis Die Begrundung des modernen bayerischen Staates unter Konig Max I 1799 1825 In Max Spindler Hrsg Handbuch der bayerischen Handbuch der bayerischen Geschichte Bd 4 Munchen 1974 S 3 86 hier S 37 Wolfram Siemann Metternich Staatsmann zwischen Restauration und Moderne Beck Munchen 2010 S 46 Ch Gastinel Coural Notes sur les decors textiles et les tapis des appartements de Marie Louise S 115 126 hier S 117 Jean Tulard Diplomatische Spiele und das dynastische Problem Die Ehe von Napoleon und Marie Louise In 1810 Die Politik der Liebe Napoleon I und Marie Louise in Compiegne Ausstellungskatalog des Nationalmuseum im Schloss Compiegne Reunion des Musees nationaux Paris 2010 S S 19 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heirat Napoleons I mit Marie Louise amp oldid 239530443