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Dieser Artikel behandelt den Politiker fur den Molekularbiologen siehe Heinrich Jasper Molekularbiologe Heinrich Jasper 21 August 1875 in Dingelbe 19 Februar 1945 im KZ Bergen Belsen war ein deutscher sozialdemokratischer Politiker und mehrmals Ministerprasident des Freistaates Braunschweig 1 Heinrich JasperHeinrich Jasper Buste von Jakob HofmannDenkmal fur Heinrich Jasper in SeesenGemalde im Braunschweigischen LandesmuseumGedenktafeln am ReichstagStolperstein fur Heinrich Jasper vor dem Eingang des Wilhelm Gymnasiums in BraunschweigHeinrich Jasper Strasse in Vorsfelde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politiker 2 1 Ministerprasident 2 2 Oppositionsfuhrer 2 3 Verfolgung durch das NS Regime 3 Wurdigung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJasper stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus sein Vater Carl August Jasper war Pachter des ehemaligen Rittergutes Dingelbe im Landkreis Hildesheim 2 Seine Mutter Alwine geb Giesker war Tochter eines aus Braunschweig stammenden Mediziners und Zuricher Universitatsprofessors 3 Heinrich Jasper war das jungste von vier Kindern Bereits mit sechs Jahren kam er in die Obhut einer Hildesheimer Oberforsterswitwe Dort besuchte er erst die zum Gymnasium Andreanum gehorende Vorschule und dann das Andreanum selbst um dann ab 1890 nachdem sich die Eltern getrennt hatten und der Vater nach Braunschweig gezogen war am dortigen Wilhelm Gymnasium 1894 das Abitur abzulegen 4 Anschliessend studierte er Rechtswissenschaften in Munchen Leipzig und Berlin Seine Referendarzeit absolvierte er in Braunschweig promovierte im Februar 1901 und liess sich im Oktober 1901 als Rechtsanwalt in der Stadt nieder Von seinem 1898 verstorbenen Vater erbte er ein stattliches Vermogen Am 5 Dezember 1902 trat er in die SPD ein eine damals fur einen Akademiker ungewohnliche Entscheidung 5 Von 1903 bis 1928 war Jasper Vertreter seiner Partei in der Braunschweiger Stadtverordnetenversammlung 6 Von Juli 1915 bis November 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und kehrte bei Kriegsende im Range eines Vizefeldwebels nach Braunschweig zuruck Politiker BearbeitenNach der Abdankung des letzten braunschweigischen Welfen Herzogs Ernst August am 8 November 1918 und wahrend der Wirren der Novemberrevolution in Braunschweig nahm Jasper den politischen Kampf gegen Josef Sepp Oerter und die Braunschweiger Raterepublik auf die er als Diktatur einer undemokratischen Minderheit bezeichnete Von Januar 1919 bis 1920 war er Mitglied der Nationalversammlung Am 10 Februar 1919 wurde er einstimmig zum Prasidenten der Landesversammlung gewahlt Der Schwerpunkt seiner politischen Arbeit blieb weiterhin Braunschweig Am 19 Februar 1919 wurde Jasper MSPD Vorsitzender im Rat der Volksbeauftragten der Stadt Nach Beendigung des Generalstreiks der Braunschweiger Arbeiter im April 1919 und der kurzzeitigen Besetzung der Stadt durch Freikorps Truppen unter General Maercker war Jasper mehrere Jahre lang Landtagsprasident Ministerprasident Bearbeiten Jasper blieb von 1919 bis 1933 Abgeordneter des Braunschweigischen Landtages In den Jahren 1919 1920 1922 bis 1924 und schliesslich 1927 bis 1930 war Jasper der sich zur unangefochtenen Fuhrungspersonlichkeit der Landes SPD entwickelt hatte Ministerprasident des Freistaates Braunschweig fast immer war er dabei auch gleichzeitig Finanzminister des Landes Oppositionsfuhrer Bearbeiten Bei der Landtagswahl 1930 verlor die SPD an Zustimmung 7 und es kam anschliessend zu einer Regierung unter Beteiligung der NSDAP die mit Politikern der Burgerlichen Einheitsliste den DNVP Politiker Werner Kuchenthal zum neuen Ministerprasidenten wahlte Jasper wurde als SPD Fraktionsvorsitzender zum Oppositionsfuhrer 1931 Gegenspieler des neuen nationalsozialistischen Innen und Volksbildungsministers Dietrich Klagges und trat im Parlament fur seine demokratische Uberzeugung ein 8 Bis zur vollstandigen Machtubernahme der Nationalsozialisten in Braunschweig 1933 blieb er SPD Fraktionsvorsitzender Verfolgung durch das NS Regime Bearbeiten Bereits kurz nach der Machtergreifung am 30 Januar 1933 begann der neue braunschweigische Ministerprasident NSDAP Mitglied Dietrich Klagges seine politischen Gegner und damit auch seinen Vorvorganger im Amte zu verfolgen Die SS besetzte am 9 Marz 1933 das Volksfreund Haus das Eigentum der SPD war und in dem die gleichnamige Zeitung gedruckt wurde Dabei wurde ein Angestellter erschossen und viele andere schwer misshandelt Jasper schrieb daraufhin unverzuglich ein Telegramm an Reichsprasident Hindenburg in dem er gegen diese Ausschreitungen protestierte Am 17 Marz 1933 versammelte sich der SPD Vorstand Braunschweigs im Hotel Monopol um die Lage zu diskutieren und das weitere Vorgehen zu besprechen Auf dem Nachhauseweg wurde Jasper auf Veranlassung Klagges unter einem Vorwand verhaftet und in Schutzhaft genommen dazu wurde er in das von den Nationalsozialisten zweckentfremdete AOK Gebaude gebracht wo man ihn schwer misshandelte Anschliessend brachte man Jasper in das von der SS besetzte Volksfreund Haus wo er weiteren Misshandlungen ausgesetzt war In einem Brief berichtete Jasper dass ihn der braunschweigische SS Fuhrer Friedrich Alpers in der Gefangenschaft aufgesucht habe um ihm unter der Bedingung dass Jasper auf sein Landtagsmandat sowie eine erneute Kandidatur verzichte die Freilassung zu gewahren Jasper lehnte dies jedoch ab Am 19 April wurde er vorlaufig entlassen Doch schon am 26 Juni 1933 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Dachau gebracht aus dem er obwohl sich sofort zahlreiche Personlichkeiten fur seine Freilassung einsetzten erst 1939 unter bisher ungeklarten Umstanden wieder entlassen wurde Jasper kehrte daraufhin nach Braunschweig zuruck stand nun jedoch unter standiger Uberwachung und musste sich taglich bei der Gestapo melden Von 1939 bis 1942 betrieb er historische Forschungen im Stadtarchiv Braunschweig bis schliesslich das fehlgeschlagene Attentat auf Adolf Hitler am 20 Juli 1944 einen erneuten Vorwand lieferte Jasper am 22 August 1944 in der Aktion Gitter zu verhaften Der in der Zwischenzeit durch Inhaftierungen Misshandlungen und permanente Verfolgung physisch wie psychisch angeschlagene 69 jahrige Jasper wurde zunachst in das beruchtigte Arbeitserziehungslager Hallendorf das Lager 21 bei Salzgitter Watenstedt gebracht und im September in das KZ Sachsenhausen uberstellt Nachdem dieses in der Endphase des Krieges aufgelost worden war war Jasper ab Februar 1945 im KZ Bergen Belsen wo er am 19 Februar 1945 an Flecktyphus gestorben sein soll Er wurde in einem Massengrab beerdigt Wurdigung Bearbeiten Diesem verdienten vollig uneigennutzigen und personlich unanfechtbaren Minister hat das Land Braunschweig und haben mit ihm die Gemeinden viel Dank abzustatten Paul Eyferth Burgermeister von Wolfenbuttel im Jahre 1955 uber Jasper 9 Zu Ehren Heinrich Jaspers wurde die Braunschweiger Kaiser Wilhelm Strasse im Ostlichen Ringgebiet am 26 Marz 1946 in Jasperallee umbenannt Am 23 Dezember 1951 wurde eine von Bildhauer Jakob Hofmann geschaffene Stein Buste des Politikers enthullt Sie befand sich zunachst auf der Ostseite des Gebaudes der Bezirksregierung Braunschweig Bohlweg seit 1998 steht sie auf der Westseite Ruhfautchenplatz Ein weiteres Denkmal befindet sich in Seesen am Harz Die kleine Waldsiedlung Eggeroder Brunnen bei Elbingerode Harz wurde 1946 in Jasperode umbenannt Dieser Name wird seit 1990 nicht mehr offiziell verwendet ist aber noch der Name einer der Strassen in dieser Siedlung In Bad Harzburg Blankenburg Harz Braunlage Helmstedt Vorsfelde Walkenried und weiteren Orten sind Strassen nach ihm benannt Am 8 Marz 1958 wurde das Heinrich Jasper Haus als Haus der offenen Tur der Sozialistischen Jugend Die Falken in der Braunschweiger Schuntersiedlung am Tostmannplatz eroffnet In den 1990er Jahren erhielt die Realschule in Holzminden die Bezeichnung Dr Heinrich Jasper Schule Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nahe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln fur von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Jasper Am 29 Juni 2015 wurde zum Gedenken an Heinrich Jasper ein Stolperstein vor dem Wilhelm Gymnasium verlegt 10 Siehe auch BearbeitenDie Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersachsischen GebietenLiteratur BearbeitenReinhard Bein Im deutschen Land marschieren wir Freistaat Braunschweig 1930 1945 Doring Druck Braunschweig 1984 Janine Bergemann Roter Winkel Politische Haftlinge im Konzentrationslager Bergen Belsen Begleitheft zur Ausstellung Gedenkstatte Bergen Belsen Stiftung Niedersachsische Gedenkstatten 2017 ISBN 978 3 946991 00 7 S 28 29 Georg Eckert Jasper Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 361 Digitalisat Gustav Fullner Das Ende der Spartakisten Herrschaft in Braunschweig Einsatz der Regierungstruppen unter General Maerker vor 50 Jahren In Braunschweigisches Jahrbuch Nr 50 Braunschweig 1969 Martin Grubert Horst Rudiger Jarck Anwalt der Demokratie Heinrich Jasper 1875 1945 Ein politisches Leben in Braunschweig Joh Heinr Meyer Braunschweig 2009 ISBN 978 3 926701 78 7 Rezension Beatrix Herlemann Helga Schatz Biographisches Lexikon niedersachsischer Parlamentarier 1919 1945 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Band 222 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2004 ISBN 3 7752 6022 6 S 173 174 Horst Rudiger Jarck Gerhard Schildt Hrsg Die Braunschweigische Landesgeschichte Jahrtausendruckblick einer Region 2 Auflage Appelhans Verlag Braunschweig 2001 ISBN 3 930292 28 9 Helmut Kramer Hrsg Braunschweig unterm Hakenkreuz Braunschweig 1981 Norman Mathias Pingel Jasper Heinrich In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 Ernst August Roloff Burgertum und Nationalsozialismus 1930 1933 Braunschweigs Weg ins Dritte Reich Hannover 1961 Bernd Rother Jasper Heinrich In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 300 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich Jasper Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Heinrich Jasper in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Heinrich Jasper Anwalt der Demokratie 1875 1945 Nicht mehr online verfugbar In heinrich jasper de Archiviert vom Original am 18 Januar 2022 abgerufen am 8 November 2022 Biografie von Heinrich Jasper In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP Biografie von Heinrich Jasper In Heinrich Best Wilhelm H Schroder Datenbank der Abgeordneten in der Nationalversammlung und den deutschen Reichstagen 1919 1933 Biorab Weimar Einzelnachweise Bearbeiten Der Freistaat Braunschweig Die Landesregierungen 1918 1933 auf gonschior de abgerufen am 28 August 2013 Martin Grubert Anwalt der Demokratie Heinrich Jasper 1875 1945 Ein politisches Leben in Braunschweig Johann Heinrich Meyer Braunschweig 2009 ISBN 978 3 926701 78 7 S 23 Martin Grubert Anwalt der Demokratie S 26 Martin Grubert Anwalt der Demokratie S 30ff Martin Grubert Anwalt der Demokratie S 38ff Martin Grubert Anwalt der Demokratie S 79ff Landtagswahlen 1918 1933 Braunschweig Abgerufen am 8 November 2022 Martin Grubert Anwalt der Demokratie Joh Heinrich Meyer Verlag Braunschweig 2009 ISBN 978 3 926701 78 7 hsozkult de abgerufen am 8 November 2022 Zitiert nach Fullner Das Ende der Spartakisten Herrschaft in Braunschweig 1969 S 215 regionalbraunschweig de Stolperstein fur Dr Heinrich JasperMinisterprasidenten des Landes und des Freistaates Braunschweig 1918 1946 August Merges Sepp Oerter Heinrich Jasper Sepp Oerter August Junke Otto Antrick Heinrich Jasper Gerhard Marquordt Heinrich Jasper Werner Kuchenthal Dietrich Klagges Gerhard Marquordt Hubert Schlebusch Alfred Kubel Normdaten Person GND 124446620 lobid OGND AKS VIAF 946598 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jasper HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher sozialdemokratischer Politiker und mehrfach Ministerprasident des Freistaates BraunschweigGEBURTSDATUM 21 August 1875GEBURTSORT DingelbeSTERBEDATUM 19 Februar 1945STERBEORT KZ Bergen Belsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Jasper amp oldid 237085361