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Dieser Artikel behandelt die gegenwartige Sekundarschule fur den gleichnamigen historischen Schultyp siehe Hauptschule Zeit des Nationalsozialismus Hauptschule bezeichnet in Deutschland eine allgemeinbildende Schulform der mittleren Bildung also auf dem Level 2 nach ISCED Klassifikation der UNESCO In Deutschland hat sich die Zahl der Hauptschulen von 2008 bis 2018 auf 2 600 halbiert 1 In vielen Bundeslandern ist die Hauptschule als eigenstandige Schulform abgeschafft oder im Falle der neuen Bundeslander gar nicht erst errichtet worden In Osterreich gibt es diese Bezeichnung nicht mehr Dort wurden seit dem Schuljahr 2008 Hauptschulen zunachst schrittweise zu sogenannten Neuen Mittelschulen umgewandelt 2 und zum Schuljahr 2020 21 schliesslich in Mittelschulen umbenannt Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 1 1 Definition 1 2 Bildungsauftrag und allgemeine Organisation 1 3 Bundeslanderspezifische Schwerpunkte 1 3 1 Bayern 1 3 2 Berlin 1 3 3 Hessen 1 3 4 Niedersachsen 1 3 5 Nordrhein Westfalen 1 3 6 Rheinland Pfalz 1 3 7 Saarland 1 3 8 Ubrige Bundeslander 1 4 Schulpadagogische Herausforderungen und Konzepte 1 5 Kritik und Reformversuche 1 5 1 Verschieden leistungsstarke Hauptschulen 1 5 2 Perspektiven fur Hauptschuler 1 5 3 Grunde fur das negative Bild der Hauptschule und Reformansatze 1 6 Bildungspolitische Vertretung 2 Osterreich 2 1 Leistungsgruppen und Notensystem 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDeutschland BearbeitenDie Hauptschule ist eine weiterfuhrende Schule und ein Bildungsgang im gegliederten Schulsystem Deutschlands der Schulerinnen und Schulern eine grundlegende allgemeine Bildung 3 vermittelt nbsp Definition Bearbeiten Die Hauptschule ist in der Bundesrepublik Deutschland eine allgemeinbildende weiterfuhrende Schule im Rahmen des gegliederten Schulsystems die in den 1960er Jahren aus der 8 jahrigen Volksschule hervorgegangen ist Sie umfasst in der Regel die Klassenstufen 5 bis 9 bzw 10 im Bereich der Sekundarstufe I und wird mit dem Hauptschulabschluss Berufsschulreife abgeschlossen Sie existiert noch in sechs Bundeslandern als eigenstandige Schulform In manchen dieser Lander gilt sie als Regelschule muss somit von den Schultragern obligatorisch angeboten werden und ist zugleich Pflichtschule weil alle schulpflichtigen Schuler die keine andere Vollzeitschule besuchen zum Besuch der Hauptschule verpflichtet sind 4 Laut Statistischem Bundesamt gab es im Schuljahr 2015 16 in Deutschland 3 946 Hauptschulen mit 567 174 Schulern Schuljahr 2004 2005 in Deutschland 5 195 Hauptschulen mit 1 08 Millionen Schulern 5 Bildungsauftrag und allgemeine Organisation Bearbeiten Der Unterricht der Hauptschule zielt auf die Berufsreife der Schuler er ist sehr stark praxisbezogen handlungs und methodenorientiert ohne aber auf Wissenschaftsorientierung zu verzichten Der Lehrplan entspricht grundsatzlich dem der anderen Schulformen Jedoch wird das Fach Arbeitslehre verstarkt unterrichtet und ist in einigen Bundeslandern anstelle der ersten Fremdsprache in der Regel Englisch Hauptfach Neben der Vermittlung von schulfachlichen Inhalten soll den Jugendlichen insbesondere das Problem der Berufsorientierung in ihrer inhaltlichen Spannbreite als lebenslanger Handlungs und Entscheidungsprozess vermittelt werden Im Mittelpunkt steht hierbei das Thema Berufswahlvorbereitung das sich aufgrund seiner Komplexitat nicht in die Fachstruktur nur eines Unterrichtsfaches einordnen lasst und daher in verschiedenen Fachern bearbeitet wird Ausserschulische berufsbezogene Erfahrungen sammeln die Schuler durch den Besuch regionaler Berufsmessen oder des Berufsinformationszentrums BIZ der Bundesagentur fur Arbeit sowie durch Betriebserkundungen und mehrwochige Betriebspraktika In der Regel wird nach erfolgreichem Besuch der 9 Klasse der Hauptschulabschluss vergeben Dieser berechtigt zum Beginn einer beruflichen Ausbildung im Rahmen des dualen Ausbildungssystems Um der vielstimmigen Forderung nach der Vergleichbarkeit von Abschlussen Rechnung zu tragen verlangen einige Bundeslander zum Beispiel Hessen Nordrhein Westfalen und Niedersachsen mittlerweile verpflichtend eine an den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz KMK orientierte schriftliche Hauptschulabschlussprufung in den Kernfachern Deutsch Mathematik und erste Fremdsprache sowie eine teils verpflichtende teils auf Freiwilligkeit basierende erganzende Projektprufung Bundeslanderspezifische Schwerpunkte Bearbeiten Bayern Bearbeiten In Bayern gerieten seit der Einfuhrung der sechsstufigen Realschule sukzessive ab 1999 die Hauptschulen durch Schulermangel zunehmend unter Druck Besonders in bevolkerungsarmen Regionen mussten zunehmend wohnortnahe Teilhauptschulen geschlossen werden die Schuler wurden in zentralen Hauptschulen zusammengefasst und dort unterrichtet Die Hauptschule bot in Bayern nach der 9 Klasse zwei Schulabschlusse an den Hauptschulabschluss und den Qualifizierenden Hauptschulabschluss Nach Erreichen des Klassenziels in der 9 Klasse der Hauptschule wurde der Hauptschulabschluss vergeben Nach Bestehen einer Zusatzprufung des sogenannten Quali erhielten die Schuler den Qualifizierenden Hauptschulabschluss Um die Chancen fur schwachere Schuler auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern wurden spezielle Praxisklassen sogenannte P Klassen fur lernschwache Schuler eingerichtet Fur Hauptschuler die ihrer Begabung zufolge auch eine Realschule besuchen konnten existieren M Klassen in denen das Erreichen des mittleren Bildungsabschlusses mittlere Reife nach einem zusatzlichen 10 Schuljahr in der Hauptschule ermoglicht wurde Als Weiterentwicklung der Hauptschule wurde zu Beginn des Schuljahres 2010 11 die Mittelschule eingefuhrt Die Bezeichnung erhielten Hauptschulen die allein oder gemeinsam in einem Schulverbund ein Bildungsangebot vermitteln das regelmassig die drei Zweige der Berufsorientierung Technik Wirtschaft Soziales und ein Ganztagsangebot umfasst sowie zum mittleren Schulabschluss fuhrt Mittelschulen sollen ausgestaltete Kooperationen mit einer beruflichen Schule der regionalen Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung pflegen 6 Diese Weiterentwicklung ist abgeschlossen im Schulverzeichnis des Bayerischen Staatsministeriums fur Unterricht und Kultus ist die Hauptschule bereits nicht mehr aufgefuhrt 7 Berlin Bearbeiten Im Land Berlin wurde im Jahr 2010 die Hauptschule zusammen mit der Realschule und der Gesamtschule in der Integrierten Sekundarschule zusammengefasst Somit gibt es jetzt in Berlin nur noch zwei Schulformen die Integrierte Sekundarschule und das Gymnasium Hessen Bearbeiten nbsp Hessisches Hauptschulgebaude in Beselich ObertiefenbachHauptschulen gibt es in Hessen fast nur noch in den Grossstadten Auf dem Land wurden die Hauptschulen wegen Schulermangels sukzessive abgebaut oder durch Gesamtschulen mit Hauptschulzweig ersetzt Den Hauptschulabschluss gibt es in Form des einfachen und des qualifizierenden Hauptschulabschlusses Schuler der Hauptschule mussen in der Klasse 9 an Abschlussprufungen teilnehmen Das Abschlussverfahren zum Hauptschulabschluss besteht aus einer Projektprufung und schriftlichen Prufungen in Deutsch Mathematik und ggfs Englisch Der Hauptschulabschluss wird zuerkannt wenn die Gesamtleistung 4 4 oder besser ist Gute Leistungen werden durch die Erteilung eines qualifizierenden Hauptschulabschlusses deutlich gemacht Gesamtleistung 3 0 und besser Die Hauptschule endet nach dem 9 Schuljahr Einige Hauptschulen bieten optional ein 10 Schuljahr an mit dessen Besuch die mittlere Reife erworben werden kann Niedersachsen Bearbeiten An niedersachsischen Hauptschulen werden die Abschlusse nach den Klassen 9 und 10 nur nach erfolgreicher Teilnahme an einer zentralen das heisst landesweiten Abschlussprufung vergeben Unter dieser Massgabe kann am Ende der 9 Klasse der Hauptschulabschluss erworben werden Hauptschulabsolventen des 9 Jahrgangs konnen dann freiwillig in die 10 Klasse der Hauptschule wechseln und am Ende des 10 Schuljahrgangs folgende Abschlusse erwerben Sekundarabschluss I Hauptschulabschluss Sekundarabschluss I Realschulabschluss sowie Erweiterter Sekundarabschluss I der unter anderem zum Eintritt in die Einfuhrungsphase der gymnasialen Oberstufe 11 bzw 10 Schuljahrgang bzw zum Besuch eines Fachgymnasiums berechtigt Im Jahr 2004 startete an Niedersachsens Hauptschulen in der Mittelstufe ein Modellversuch mit dem Anliegen Jugendliche uber einen schuljahrbegleitenden Praktikumstag mit der Arbeits und Berufswelt vertraut zu machen An einem Unterrichtstag pro Woche gibt es fur Schuler des 8 Jahrgangs seitdem einen Praxistag an dem sie einen Betrieb in der Umgebung der Schule besuchen und sich so fur das Berufsleben qualifizieren konnen 2005 wurde dieser Praxistag in Betriebstag umbenannt Nordrhein Westfalen Bearbeiten In Nordrhein Westfalen gibt es eine zehnjahrige Vollzeitschulpflicht Die Hauptschuler besuchen nach dem Erwerb des Hauptschulabschlusses nach der Klasse 9 die 10 Klasse der Hauptschule Nordrhein Westfalen vergibt nach der Klasse 10 zwei Abschlusse den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 und den mittleren Schulabschluss Fachoberschulreife Mit letzterem kann die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erlangt werden 8 9 Fur die Eingruppierung in die Klasse 10 sind die Zeugnisnoten in Klasse 9 entscheidend gegebenenfalls ist auch ein Wechsel in den berufsbildenden Bereich wie die Vorklasse zum Berufsgrundschuljahr oder Ahnliches moglich Rheinland Pfalz Bearbeiten Rheinland Pfalz hat den berufsqualifizierenden Bereich der Sekundarstufe I seit 1992 schrittweise erweitert Mit der Regionalen Schule und der Dualen Oberschule wurden neben die Hauptschule zwei Schularten gestellt die den herkommlichen Haupt und Realschulbildungsgang integrieren und Schulern des Hauptschulprofils nach dem Prinzip der internen Durchlassigkeit das Erreichen des mittleren Bildungsabschlusses ermoglichen Die Hauptschule wurde im Jahr 2014 abgeschafft Der Hauptschulbildungsgang wurde vollstandig in die sogenannte Realschule plus integriert Saarland Bearbeiten Im Saarland wurden die Hauptschule zunachst Mitte der 1990er mit der Realschule zur Erweiterten Realschulen zusammengefuhrt In dieser Schulform wurden die Schuler in den Klassen 5 und 6 gemeinsam unterrichtet und ab der 7 Klasse in verschiedene Zweige aufgeteilt Haupt bzw Realschulzweig Seit dem Schuljahr 2012 2013 wurden die Erweiterten Realschulen ebenfalls abgeschafft und durch die Gemeinschaftsschule ersetzt die binnendifferenziert unter anderem auch zum Hauptschulabschluss fuhrt Ubrige Bundeslander Bearbeiten In etlichen Bundeslandern ist die Hauptschule als eigenstandige Schulform entweder abgeschafft oder wie im Fall der neuen Bundeslander gar nicht erst errichtet worden Sie existiert jedoch weiterhin in Form eines teilintegrierten Bildungsganges das heisst dass die Bundeslander durch ihr Schulsystem sicherstellen mussen dass der Hauptschulabschluss erworben werden kann Die Zahl der Hauptschulen hat sich seit 2005 mehr als halbiert Vier von zehn Hauptschulen wurden in den vergangenen zehn Jahren geschlossen Sind 1975 2 5 Millionen Kinder auf die Hauptschule gegangen waren es 2005 noch eine Million Die Zahl ihrer Schuler ist zum Jahr 2018 auf bundesweit 390 000 weiter gesunken 10 Thuringen hat mit der Einfuhrung der Regelschule Sachsen mit der Errichtung der Mittelschule Mecklenburg Vorpommern mit der Einrichtung Regionaler Schulen sowie Sachsen Anhalt und Bremen mit der Zusammenlegung des Haupt und Realschulbildungsganges in sogenannten Sekundarschulen jeweils eine eigene Schulform geschaffen Hamburg hat zum Jahr 2009 die Haupt und Realschulen als eigenstandige Schulform abgeschafft In den neu geschaffenen Stadtteilschulen kann der Hauptschulabschluss als integrierter Bildungsgang erworben werden Die Zusammenlegung von Haupt und Realschulen hatte die Burgerschaft am 9 Juli 2008 einstimmig beschlossen 11 2007 hat auch Schleswig Holstein beschlossen die Hauptschule abzuschaffen In Schleswig Holstein entstanden bis zum Schuljahr 2010 11 flachendeckend Gemeinschaftsschulen und Regionalschulen Mittlerweile werden alle Regionalschulen zu Gemeinschaftsschulen Die Schulerinnen und Schuler werden im Klassenverband binnendifferenziert beschult 12 Schulpadagogische Herausforderungen und Konzepte Bearbeiten In vielen Hauptschulklassen sitzen Schuler an der Grenze zur Lernbehinderung neben durchschnittlich begabten und leistungsfahigen Jungen und Madchen Kinder und Jugendliche mit zufriedenstellender sprachlicher Kompetenz neben Jugendlichen mit geringem deutschen Sprachvermogen Ebenso verschieden sind die Schuler in ihren soziokulturellen Lebenslagen Vielerorts unterscheiden sie sich hinsichtlich ihres kulturellen bzw ethnisch religiosen Hintergrundes ebenso stark voneinander wie hinsichtlich der sozialen Situation innerhalb ihrer Familien 13 Die Hauptschule hat darauf reagiert und diverse didaktische und sozial padagogische Konzepte in ihren Alltag integriert um die aus den unterschiedlichen Voraussetzungen erwachsenden Probleme ihrer Schulerschaft aufzufangen Zu den wichtigsten dieser Konzepte zahlen Klassenlehrerprinzip Teamteaching Jahrgangsubergreifender Unterricht Ausbau projektorientierter Unterrichtsmodule Deutschkurse fur auslandische Schuler berufsqualifizierende Sonder bzw Jahrespraktika Schulsozialarbeit Soziale Gruppenarbeit Soziales Lernen Trainingsraum Arizona Modell Gewaltpravention Streitschlichtung Schulmediation Suchtberatung Kritik und Reformversuche Bearbeiten Verschieden leistungsstarke Hauptschulen Bearbeiten Die Bildungsforscher Ulrich Trautwein Jurgen Baumert und Kai Maaz identifizieren drei Formen von Hauptschulen 14 Die Modalform der Hauptschule Hauptschulen mit mittlerem Leistungsniveau Hierzu gehoren 45 Prozent der Hauptschulen in der Bundesrepublik Problemschulen Hauptschulen mit niedrigem Leistungsniveau Rund die Halfte der Schuler hat mindestens eine Klasse wiederholt 50 Prozent stammen aus Migranten familien in denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird 40 Prozent der Eltern verfugen uber keine abgeschlossene Berufsausbildung Fast ein Drittel der Familien sind von Arbeitslosigkeit betroffen 16 Prozent aller Hauptschulen gelten als Problemschulen Die Schulen befinden sich vor allem in Stadtstaaten Hamburg Bremen und Berlin in Hessen und in nordrhein westfalischen Metropolen insbesondere im Ruhrgebiet Leistungsstarke Hauptschulen Die Schuler dieser Schulen sind so leistungsfahig wie Realschuler Diese findet man in nennenswertem Umfang nur in Baden Wurttemberg Bayern Rheinland Pfalz wie auch in landlichen Regionen Nordrhein Westfalens Perspektiven fur Hauptschuler Bearbeiten 40 Prozent der Hauptschulabsolventen schaffen den Ubergang in eine Ausbildung im dualen System 8 Prozent schaffen den Ubertritt in das Schulberufssystem vollzeitschulische Ausbildung oder Beamtenausbildung Jedoch ware es falsch ein pauschales Urteil zu fallen Die Chancen fur Hauptschuler sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich Dort wo die Hauptschule eine starke Stellung besitzt existieren im handwerklichen Bereich sowie im Bereich bestimmter kaufmannischer Berufe z B Einzelhandel attraktive Ausbildungsoptionen 14 Grunde fur das negative Bild der Hauptschule und Reformansatze Bearbeiten nbsp Rutli Schule Berlin NeukollnDer Hamburger Erziehungswissenschaftler Herbert Gudjons sieht dieses Bild von Schule darin begrundet dass der Besuch der Hauptschule selten durch freie Entscheidung fur ein hauptschulspezifisches Konzept zustande kommt sondern weitgehend Folge eines negativen Ausleseprozesses ist 15 Infolgedessen wird die Hauptschule oft verkurzt als Restschule bezeichnet Oft fuhren soziokulturelle Ursachen wie etwa belastetes Familienumfeld soziale Isolation zum Beispiel durch Migrationshintergrund oder fehlende Werte oder Zukunftsperspektiven bei Schulern die in einer Parallelgesellschaft aufwachsen dazu dass Schulern der Ubertritt an andere Schulen nicht gelingt und sich Hauptschulen in sozial belasteten Wohngebieten teilweise zu Brennpunktschulen entwickeln Daruber hinaus muss berucksichtigt werden dass Hauptschulen auch in einem intakten Umfeld beispielsweise auf dem Land um die Anerkennung ihres Bildungsniveaus furchten mussen 16 Die Hauptschule gewinnt Grundschul abganger selten freiwillig fur ihren Bildungsgang muss vielerorts als Pflichtschule gleichzeitig aber all diejenigen aufnehmen die sich in den anderen Bildungsgangen nicht zurechtfinden Die im Hamburger Abkommen von 1964 beabsichtigte Aufwertung der Hauptschule zu einer praxisorientierten weiterfuhrenden Schule neben der Realschule und dem Gymnasium ist von der Offentlichkeit in der Summe nicht angenommen worden Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen Der Anteil der Hauptschuler an allen Schulern eines Jahrgangs nimmt bundesweit seit Jahren ab 2002 bis 2005 2 4 Prozent im selben Zeitraum Realschule 5 4 Prozent Gymnasium 4 7 Prozent Dieser Prozess ist in allen Bundeslandern bei grossen regionalen Unterschieden tendenziell einheitlich Gewinner dieser Verschiebung sind die Realschulen Angesichts dieser Entwicklung steht die Hauptschule innerhalb des gegliederten Schulsystems fur viele Schulpadagogen mittlerweile in einem Legitimierungsvakuum Die Bundeslander haben darauf unterschiedlich reagiert mit der Beibehaltung der Hauptschule als eigenstandige Schulform erweitert um einen 10 Schuljahrgang womit der Erwerb des Mittleren Bildungsabschlusses ermoglicht wird mit der Abschaffung der Hauptschule als eigenstandige Schulform hin zu einem gegliederten Schulsystem mit teil oder vollintegrierten Sekundarstufen schulen Zusammenlegung der Haupt und Realschulen mit interner Durchlassigkeit der Bildungsgange Politischer Wille ist es die Schullaufbahn nach oben hin durchlassig zu gestalten um Hauptschulern weiterfuhrende Bildungschancen zu ermoglichen und damit das geringe gesellschaftliche Ansehen des Hauptschulbildungsganges zu verbessern Fur Bildungsforscher die im Zusammenhang mit der PISA Studie die Lebenswelt der Jugendlichen und ihre schulische Sozialisation untersuchen ist das grundlegende Problem aber nicht gelost dass die Hauptschule selbst in einem integrierten Bildungsgang innerhalb des derzeitigen gegliederten Schulsystems eine ausgesprochen unterschichtspezifische Schule zu werden droht in der die durch die soziale Herkunft bedingten Bildungsnachteile institutionell verstarkt werden 17 18 19 20 Bildungspolitische Vertretung Bearbeiten Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW als DGB Gewerkschaft und der Verband Bildung und Erziehung VBE als Verband des Beamtenbundes vertreten die Interessen der Hauptschullehrer als Gewerkschaften Damit bilden sie auch die bildungspolitische Vertretung der Lehrer im Hauptschulbereich Osterreich Bearbeiten nbsp Entfernung der Nennung Hauptschule Mit dem Schuljahr 2015 2016 gilt in Osterreich generell die Nennung Neue Mittelschule Die mit Bundesgesetz vom 2 August 1927 aus der Burgerschule hervorgegangene Hauptschule ist in Osterreich eine vierjahrige allgemeinbildende Pflichtschule die in der Regel im Alter von 10 bis 14 Jahren besucht wird und der Volksschule entspricht der bundesdeutschen Grundschule folgt sofern keine alternative Bildungsmoglichkeit Gymnasium AHS Unterstufe gewahlt wurde Um sich gegenuber den Unterstufen der allgemeinbildenden hoheren Schulen Gymnasien AHS Unterstufe besser zu profilieren und drohenden Schliessungen aufgrund sinkender Schulerzahlen entgegenzuwirken haben sich in den letzten Jahren spezialisierte Formen wie Sporthauptschule oder Musikhauptschule entwickelt die im Gegensatz zu den normalen Hauptschulen besondere Aufnahmebedingungen die Spezialisierung betreffend haben Das Aufkommen der Reformpadagogik sowie das Erstarken der Sozialdemokraten in den 1920er Jahren fuhrten zu Bestrebungen einer gemeinsamen Schule fur alle Zehn bis Vierzehnjahrigen deren Umsetzung jedoch am Widerstand der Christlichsozialen Partei dem Vorganger der OVP scheiterte Als Kompromiss ging das Mittelschul und Hauptschulgesetz hervor Die Hauptschule wurde zunachst in zwei Klassenzugen gefuhrt wobei die Zuordnung jeweils fur samtliche Unterrichtsgegenstande galt Im 1 Klassenzug der auch A Zug genannt wurde waren die leistungsstarkeren Schuler im 2 Klassenzug auch als B Zug bezeichnet fanden sich die leistungsschwacheren Schuler Die Lehrplane waren so ausgerichtet dass ein Ubertritt sowohl vom B in den A Zug als auch vom A Zug in die Mittelschule moglich war Nachdem dies im Austrofaschismus und in der Zeit des Nationalsozialismus ausser Kraft gesetzt war wurden die Regelungen 1946 wieder ubernommen In den 1970er Jahren gab es abermals Bestrebungen der Sozialdemokratie nach einer Gesamtschule Aufgrund des Widerstands der OVP blieb es jedoch bei einigen inzwischen auf unbestimmte Zeit verlangerten Schulversuchen die fast nur an Hauptschulen durchgefuhrt werden und daher nicht zur erwunschten Integration von AHS Unterstufe und Hauptschule fuhrten 21 Seit den 1980er Jahren ist dieses Zwei Klassen System in Hauptschulen durch Leistungsgruppen in den Hauptgegenstanden Deutsch Mathematik Englisch ersetzt sodass einerseits Begabungen besser gefordert und andererseits Lernschwachen in den einzelnen Fachern vermindert werden konnen 22 Weiters besteht in diesem Schultyp das unterrichtende Personal aus Fachlehrern das heisst fur jedes Fach steht ein eigener Lehrer zur Verfugung dies schliesst allerdings nicht aus von ein und demselben Ausbilder in zwei unterschiedlichen Fachern unterrichtet zu werden Die Dauer einer Unterrichtsstunde ist wie bei anderen Schulen in Osterreich auf 50 Minuten festgesetzt In der Regel besuchen Schuler nach Absolvierung der Hauptschule den Polytechnischen Lehrgang um die neunjahrige Pflichtschulzeit zu erfullen oder sie beginnen eine berufsbildende mittlere Schule wie die Handelsschule oder eine berufsbildende hohere Schule wie die Handelsakademie oder eine Hohere Technische Lehranstalt Nur wenige besuchen nach der Hauptschule ein Oberstufen real gymnasium oder wenn etwa Repetenten die Schulpflicht bereits absolviert haben treten direkt ins Berufsleben bzw in ein Lehrverhaltnis ein 23 Schulerhalter der Hauptschulen sind wie bei den Volksschulen die Gemeinden wahrend die Lehrer von den Bundeslandern gestellt werden Siehe auch Bildungssystem in Osterreich Abschnitt Mittelschule Seit 2000 erganzt in Osterreich ein dritter Schultyp die Kooperative Mittelschule KMS das Angebot von Hauptschule und AHS Unterstufe Viele fruhere Hauptschulen wurden in den Schulversuch KMS umgewandelt Durch stetige Imageschwachen der Hauptschulen uberwiegend in den Grossstadten flammen immer wieder Diskussionen uber die Einfuhrung einer Neuen Mittelschule auf Gesamtschule 24 2008 wurde der weitere Schulversuch Neue Mittelschule eingefuhrt Alle Hauptschulen entwickelten sich seit 2012 zu Neuen Mittelschulen NMS weiter Dieser Entwicklungsprozess wurde im Schuljahr 2017 18 abgeschlossen d h dass ab 2018 19 die NMS im Vollausbau besteht und es keine Hauptschulklassen mehr gibt 25 Siehe auch Bildungssystem in Osterreich Abschnitt Kooperative Mittelschule und Neue Mittelschule Leistungsgruppen und Notensystem Bearbeiten In der 1 Leistungsgruppe wird die hochste Leistung abverlangt Der Stoff entspricht dem des Gymnasiums Die 2 und 3 Leistungsgruppe sind so ausgelegt dass sich jede Leistungsgruppe nach Moglichkeit um eine Notenstufe von der nachsthoheren unterscheidet 26 Im Notensystem der Leistungsgruppen ist demnach ein Einser Sehr gut in der 2 Leistungsgruppe gleichbedeutend mit einem Zweier Gut in der 1 Leistungsgruppe In der 1 und 2 Leistungsgruppe gibt es keinen Funfer Nicht genugend denn bei negativer Beurteilung in der 1 oder 2 Leistungsgruppe wird der Schuler in die darunterliegende Leistungsgruppe abgestuft Die Leistungsgruppen sind besonders fur die nachfolgende Schule oder die Lehr oder Berufsmoglichkeiten entscheidend da sich anhand der Leistungsgruppe ein besonders lernschwacher oder starker Schulertyp herauslesen lasst Siehe auch BearbeitenDeutsches Schulwesen Deutsches Bildungssystem Joseph Anton Sickinger deutscher Schulreformer um 1900 Schultypen in Osterreich Werkrealschule Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik DeutschlandLiteratur BearbeitenZum UberblickHerbert Gudjons Padagogisches Grundwissen Uberblick Kompendium Studienbuch Klinkhardt Bad Heilbronn 1993 ISBN 3 7815 0727 0 10 aktualisierte Auflage ebenda 2008 ISBN 978 3 7815 1607 6 Dietmar J Bronder Heinz Jurgen Ipfling Karl G Zenke Hrsg Handbuch Hauptschulbildungsgang 3 Bande Klinkhardt Bad Heilbronn Grundlegung 1998 ISBN 3 7815 0947 8 Praxisberichte 2000 ISBN 3 7815 0996 6 Landerberichte 2004 ISBN 3 7815 1336 X Jurgen Rekus Dieter Hintz Volker Ladenthin Die Hauptschule Alltag Reform Geschichte Theorie Juventa Verlag Weinheim Munchen 1998 ISBN 3 7799 0359 8 Zur VertiefungWerner Helsper Christine Wiezorek Zwischen Leistungsforderung und Fursorge Perspektiven der Hauptschule im Dilemma von Fachunterricht und Unterstutzung In Die Deutsche Schule 98 4 2006 S 436 455 Klaus Klemm Was wissen wir uber ein gutes Schulsystem In Padagogik 58 7 8 2006 S 76 80 Albert Scherr Marcus Emmerich Innere Schulreform in der Hauptschule Eine empirische Untersuchung uber die Moglichkeiten und Grenzen des Organisationslernens Wochenschau Verlag Schwalbach 2007 ISBN 3 89974 338 5 Ulrich Trautwein Jurgen Baumert Kai Maaz Hauptschulen Problemschulen In Aus Politik und Zeitgeschichte Nr 28 2007 Karl G Zenke Wege aus der Hauptschulkrise Innere und aussere Reformen gehoren zusammen In Die Deutsche Schule 99 4 2007 S 447 459 Mareke Niemann Der Abstieg in die Hauptschule Vom Hauptschulerwerden zum Hauptschulersein ein qualitativer Langsschnitt Springer VS Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 658 06372 6 Inhaltsverzeichnis Zur DiskussionMichael Hartmann Topmanager Die Rekrutierung einer Elite Campus Verlag Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 593 35513 2 Ernst Rosner Hauptschule am Ende Ein Nachruf Waxmann Munster u a 2007 ISBN 978 3 8309 1890 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Hauptschule Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Schulstatistik des Statistischen Bundesamtes Bildungsgang Hauptschule Hessen auf dem Bildungsserver Hessen Hauptschule in Hamburg Memento vom 3 Juni 2009 imInternet Archive Dokumentation und Kommentar im Magazin Deutsch Anja Burkel Eine Schule lernt um Der Alltag in Klassen mit 50 Prozent Auslanderanteil In Suddeutsche Zeitung 14 Marz 2003 Alex Ruhle Besuch in einer Hauptschule Wo Deutschlands Kinder verloren gehen und Endstation Hauptschule Jugend ohne Traum In Suddeutsche Zeitung 11 19 Mai 2010 Irgendwer muss ja mal anfangen In Die Zeit Nr 50 2004 Streitgesprach uber den Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit zwischen Ute Erdsiek Rave und Jurgen Oelkers Endstation Hauptschule Interview mit Mirijam Gunter auf der Website Ganztagsschulen des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung 11 April 2006 Christian Fuller Hauptschulpreis gehen die Schulen aus In taz 11 Mai 2007Einzelnachweise Bearbeiten Binnen zehn Jahren Zahl der Hauptschulen hat sich halbiert In Spiegel Online 16 Mai 2018 abgerufen am 16 Mai 2018 1 KMK Vereinbarung uber Schularten und Bildungsgange 2006 PDF Handbuch Hauptschulbildungsgang 1998 ISBN 3 7815 0947 8 S 9 Statistisches Bundesamt Statistisches Jahrbuch 2017 3 Bildung 2017 Festgelegt in Art 7 Abs 9 des Bayerischen Gesetzes uber das Erziehungs und Unterrichtswesen BayEUG Das bayerische Schulsystem abgerufen am 11 Juli 2013 12 Abs 3 Schulgesetz fur das Land Nordrhein Westfalen Schulgesetz NRW SchulG Ministerium fur Schule und Bildung des Landes Nordrhein Westfalen 29 Mai 2020 abgerufen am 10 Juli 2020 Ministerium fur Schule und Bildung des Landes Nordrhein Westfalen Schulsystem Hauptschule In Bildungsportal des Landes Nordrhein Westfalen Abgerufen am 15 Mai 2020 Tahir Chaudhry Hauptschuler In Suddeutsche Zeitung 18 Dezember 2018 abgerufen am 23 Februar 2019 Norddeutscher Rundfunk Hamburg Burgerschaft besiegelt Aus fur Hauptschulen Memento vom 15 September 2008 im Internet Archive 9 Juli 2008 Financial Times Deutschland Schleswig Holstein schafft Hauptschulen ab Memento vom 28 Januar 2007 imInternet Archive 25 Januar 2007 Werner Helsper Christine Wiezorek Zwischen Leistungsforderung und Fursorge Perspektiven der Hauptschule im Dilemma von Fachunterricht und Unterstutzung In Die Deutsche Schule 98 4 2006 S 445 f a b Ulrich Trautwein Jurgen Baumert Kai Maaz Hauptschulen Problemschulen In Aus Politik und Zeitgeschichte Nr 28 2007 vgl auch Birgit Reissig Nora Gaupp Hauptschuler Schwierige Ubergange von der Schule in den Beruf in derselben Ausgabe Herbert Gudjons Padagogisches Grundwissen Uberblick Kompendium Studienbuch 8 Auflage Klinkhardt Bad Heilbronn 2003 ISBN 3 7815 1284 3 S 285 Vergleiche auch Sandra Wenk Die Schule der Chancenlosen Hauptschulkritik und soziale Ungleichheit in den 1970er Jahren In Geschichte und Gesellschaft 46 2020 S 231 258 Klaus Klemm Was wissen wir uber ein gutes Schulsystem In Padagogik 58 7 8 2006 S 76 80 Wolfgang Melzer Dirk Adomat Der Hauptschulbildungsgang in den neuen Bundeslandern Entwicklungen In Dietmar J Bronder Heinz Jurgen Ipfling Karl G Zenke Hrsg Handbuch Hauptschulbildungsgang Band 1 Klinkhardt Bad Heilbronn 1998 ISBN 3 7815 0947 8 S 41 54 Gundel Schumer Zur doppelten Benachteiligung von Schulern aus unterprivilegierten Gesellschaftsschichten im deutschen Schulwesen In Gundel Schumer Klaus Jurgen Tillmann Manfred Weiss Hrsg Die Institution Schule und die Lebenswelt der Schuler Vertiefende Analysen der PISA 2000 Daten zum Kontext von Schulerleistungen VS Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 531 14305 0 S 73 114 Gundel Schumer Bildung und soziale Ungleichheit In Die Deutsche Schule 97 3 2005 S 266 284 Zankapfel Gesamtschule Seit der Zwischenkriegszeit streiten sich das sozialdemokratische und konservative Lager uber die Schule fur alle Der Standard 25 Oktober 2006 abgerufen am 19 April 2014 Peter Lukasch Osterreichische Schulbucher Teil 3 Die Entwicklung des Schulwesens in Osterreich nach 1945 Peter Lukasch abgerufen am 19 April 2014 Hauptschule Nicht mehr online verfugbar Arbeiterkammer Oberosterreich archiviert vom Original am 22 September 2015 abgerufen am 5 Juli 2019 DiePresse com Schulbeginn 2009 Mehr Schulversuche kleine Reformen uber die neue Mittelschule vom 7 September 2009 Hauptschule Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 17 Marz 2020 abgerufen am 19 September 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www oesterreich gv at Lehrplan der Hauptschule zweiter Teil Allgemeine didaktische Grundsatze 4 Forderung durch Differenzierung und Individualisierung Bundeskanzleramt abgerufen am 19 April 2014 Normdaten Sachbegriff GND 4023683 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauptschule amp oldid 236922085