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Dieser Artikel behandelt den Korperteil Hand weitere Bedeutungen sind unter Hand Begriffsklarung aufgefuhrt Die Hand lateinisch Manus griechisch xeir cheir ist das Greiforgan der oberen Extremitaten Arme der Primaten Beim Menschen und den meisten Primaten ist sie durch den opponierbaren Daumen mit dem Musculus opponens pollicis ausgezeichnet was den Pinzettengriff ermoglicht Greifhand Die Hand wird unterteilt in die Handwurzel Carpus die Mittelhand Metacarpus und die Finger Digiti manus Bei den anderen Landwirbeltieren wird zumeist die Bezeichnung Vorderfuss verwendet die Untergliederung dann entsprechend Vorderfusswurzel Vordermittelfuss und Vorderzehen Hand eines Menschen Links Ruckseite Rechts Handflache Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Anatomie 2 1 Knochen 2 2 Muskeln 2 3 Nerven 2 4 Griff und Gefuhl 2 5 Abwandlungen bei Tieren 3 Funktionsumfang der Hand 4 Kommunikation Zahlen Rechnen Tippen 5 Weitere Aspekte 6 Klinische Bedeutung 6 1 Fehlbildungen 6 2 Erworbene Erkrankungen 6 3 Verletzungen Beispiele 7 Sonstiges 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie gemeingermanische Korperteilbezeichnung mittelhochdeutsch althochdeutsch hant gehort wahrscheinlich als ablautende Substantivbildung zu gotisch hinthan fangen greifen und bedeutet demnach eigentlich Greiferin Fasserin 1 Anatomie BearbeitenKnochen Bearbeiten nbsp Rontgenbild einer menschlichen Hand nbsp Knochen der menschlichen HandDie Anzahl der Handknochen variiert bei den Wirbeltieren Beim Menschen betragt ihre Zahl 27 in den beiden Handen zusammen befindet sich also etwa ein Viertel der Knochen des menschlichen Korpers Die Handwurzel Carpus wird bei ihm aus den acht Handwurzelknochen Kahnbein Mondbein Kopfbein Grosses Vieleckbein Kleines Vieleckbein Dreieckbein Erbsenbein Hakenbein gebildet die gelenkig miteinander verbunden sind Sie liegen in zwei Reihen zwischen denen sie das distale Handgelenk ausbilden Das funktionell bedeutsamere proximale Handgelenk wird zwischen Kahnbein Mondbein und Dreieckbein sowie der Speiche gebildet Die Elle ist beim Menschen von den Handwurzelknochen durch einen Discus articularis getrennt An die Handwurzel schliesst sich die Mittelhand Metacarpus an die aus funf langgestreckten Mittelhandknochen gebildet wird Den frei beweglichen Teil der menschlichen Hand stellen die funf Finger Digiti manus mit ihren insgesamt 14 Fingerknochen zwei fur den Daumen und je drei fur die anderen vier Finger dar Muskeln Bearbeiten nbsp Schnitt durch den Unterarm Gut erkennbar die Muskulatur die zum grossen Teil fur die Bewegung der Hand zustandig istDie Muskulatur der Hand ist sehr komplex ein Grossteil der 33 Muskeln liegt im Unterarm und entsendet lediglich seine Sehnen in die Hand Gruppen von kraftigeren Muskeln in der Hand selbst bilden den Thenar auf der Daumenseite und den Hypothenar auf der Seite des kleinen Fingers Kleine Muskeln liegen zwischen den Mittelhandknochen Nerven Bearbeiten Die Hand wird von drei Nerven versorgt Nervus ulnaris Nervus medianus und Nervus radialis Der Nervus medianus zieht mit den Fingerbeugern im Bereich der Handwurzel durch einen Kanal auf der Handflachenseite der als Karpaltunnel Canalis carpi bezeichnet wird Die Blutversorgung erfolgt uber eine doppelte Schleife die die Arteria radialis mit der Arteria ulnaris ausbildet Griff und Gefuhl Bearbeiten nbsp GreifbewegungDer opponierbare Daumen ermoglicht das Greifen Die Handflache bzw der Handteller ist durch eine robuste Sehnenplatte Palmaraponeurose geschutzt Das erlaubt einen kraftvollen Griff Die Haut der Hand und besonders der Fingerenden ist sehr reich mit verschiedenen Rezeptoren freie Nervenendigungen Merkel Zellen u a ausgestattet dadurch ist eine hohe haptische Sensibilitat gewahrleistet In der Handinnenflache nehmen 17 000 Fuhlkorperchen 140 pro cm Druck Bewegungs und Vibrationsreize auf Abwandlungen bei Tieren Bearbeiten nbsp Hand eines Orang UtansNach der Trennung der Entwicklungslinien von Schimpansen und Mensch hat sich die Hand im Verlauf der Evolution der Schimpansen starker verandert als die Hand der Hominini der Mensch hat also im Vergleich zum Schimpansen eine ursprunglichere Hand 2 Andere Wirbeltiere haben in Anpassung an ihre Lebensweise zum Teil sehr spezialisierte Abwandlungen des anatomischen Aufbaus entwickelt So sind tierartspezifisch einige oder alle der Handwurzelknochen miteinander verschmolzen Auch die Anzahl der Mittelhandknochen Vordermittelfussknochen und Finger Vorderzehen kann in unterschiedlichem Ausmass reduziert sein So sind bei Vogeln siehe Vogelskelett nur drei Finger ausgebildet bei Pferden gar nur ein Finger der Mittelfinger Funktionsumfang der Hand BearbeitenEs gibt zwei grundsatzlich verschiedene Formen der Griffarten den Kraftgriff und den Prazisionsgriff zwei Bezeichnungen die von John Napier eingefuhrt wurden 3 Der adaquate Griff richtet sich nach Grosse Masse und Gestalt des Objektes Kraftgriff fur schwere und grossere Objekte Prazisionsgriff fur kleine oder zerbrechliche Gegenstande und feine Instrumente Beim Kraftgriff greift im Allgemeinen die gesamte Handinnenflache einschliesslich aller Finger und des Daumens zu Hierbei befindet sich der Daumen in Opposition mit der Handflache So kann man grossere Gegenstande z B einen Stein eine schwere Flasche halten und fuhren dabei kann eine Kraft von mehreren Hundert Newton N auf das Objekt ausgeubt werden Die Variante des Kraftgriffs mit nicht opponiertem Daumen heisst umgangssprachlich Affengriff Er wird insbesondere von in Baumen lebenden Primaten beim Hangeln von Ast zu Ast angewendet Dem Menschen dient er z B fur einige Rettungsgriffe oder schutzt bei Betatigung schwerer Handkurbeln vor einer Verletzung des Daumens Beim Prazisionsgriff erfolgt die Haltung und Fuhrung der Gegenstande z B Bleistift feine Instrumente im Wesentlichen durch die Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger und ggf des Mittelfingers Dabei wird nach den beteiligten Fingern und den jeweiligen Kontaktflachen weiter unterschieden zwischen dem Pinzettengriff Fingerbeeren von Daumen und Zeigefinger dem Zangengriff Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger dem Dreipunktgriff Fingerspitzen von Daumen Zeige und Ringfinger und dem Schlusselgriff Fingerbeere des Daumens und Seitenflache des vorderen oder mittleren Zeigefingergliedes Weitere Varianten kommen abhangig von der Gestalt des zu greifenden Gegenstandes der jeweiligen Haltungs und Fuhrungsaufgabe und der dabei aufzubringenden Krafte zum Einsatz Ferner kann die menschliche Hand anders als bei allen anderen Primaten zur Faust geballt werden 4 Durch einen kurzeren und beweglicheren Daumen verbessert sich die Statik der Hand und die Schlagwirkung wird grosser evolutionar gesehen ein Vorteil im Kampf 5 Weitere Funktionen der Hand sind das Krummen der Handinnenflache zu einer Hohlform unter Einbeziehung von Daumen und angelegten Fingern z B zum Wasserschopfen noch effektiver bei Verwendung beider Hande und das Stutzen sei es mit dem Handballen der Faust der flachen Handflache samt Fingern oder nur mit den vorderen Fingergliedern bei abgespreiztem Daumen Im Regelfall wird die Hand einer Seite fur kompliziertere Bewegungsabfolgen bevorzugt Handigkeit man spricht von Rechts und Linkshandern Kommunikation Zahlen Rechnen Tippen Bearbeiten nbsp Kindliches BegreifenNeben ihrer zentralen Funktion fur fast alle Arbeiten mit blossen Handen oder mit Werkzeugen werden die Hande auch zur Informationsubermittlung also zu Zwecken der Kommunikation genutzt Dies reicht vom Zeigen uber Gesten bis hin zur Gebardensprache Seit der Entwicklung von Zahlen werden Hande auch als Vergleichsgrosse fur das Zahlen genutzt Die haufige Verwendung des Zehnersystems statt anderer Zahlensysteme beruht auf der Verwendung der zehn Finger der beiden Hande zum Zahlen mit den Fingern Spater wurden aber auch Systeme entwickelt mit deren Hilfe die Hande auch zum Ausdrucken hoher Zahlen und zum Ausfuhren von Rechenoperationen verwendet wurden Die erste schriftliche Darstellung des Fingerrechnens lieferte der angelsachsische Benediktinermonch Beda Venerabilis 672 673 735 Auch im Computerzeitalter spielt die Hand mittels Computertastaturen Computermaus Trackball und beruhrungsempfindlichen Bildschirmen eine zentrale Rolle fur das Ubermitteln von Informationen Weitere Aspekte BearbeitenDie Entwicklung der Hand zu einem komplexen Tast und Greiforgan war eine wesentliche Voraussetzung fur die Menschwerdung wie die Anthropologie nachweisen konnte sich aber auch an der Grosse der entsprechenden Hirnareale ablesen lasst In der deutschen Sprache zeigt sich der besondere Status der Hand an Begriffen wie Handeln Handhaben Begriff u a m Klinische Bedeutung BearbeitenFehlbildungen Bearbeiten nbsp Rontgenbild der linken Hand eines zehnjahrigen Jungen mit Polydaktylie Abgespreizter Daumen bei Diastrophische Dysplasie und Rubinstein Taybi Syndrom Arachnodaktylie bei Marfan Syndrom Brachyphalangie bei Tricho rhino phalangeale Dysplasie Exostosen bei Metachondromatose Fehlende Hand bei Amelie Kamptodaktylie bei Trisomie 8 Kleine Hande bei Cornelia de Lange Syndrom und Prader Willi Syndrom Klinodaktylie bei Cri du chat Syndrom Silver Russell Syndrom und Trisomie 8 Kurze Kleinfinger bei Dysostosis cleidocranialis Kurzer Daumen bei Holt Oram Syndrom Makrodaktylie bei Proteus Syndrom Palmarfurche bei Trisomie 21 Polydaktylie bei Ellis van Creveld Syndrom und Catel Manzke Syndrom Strahldefekte bei Cornelia de Lange Syndrom und Ektrodaktylie Symbrachydaktylie Brachydaktylie mit Syndaktylie bei Poland Syndrom Syndaktylie bei Mobius Syndrom Synostose bei Apert Syndrom Verkurzte Mittelhandknochen bei Katzenschrei SyndromErworbene Erkrankungen Bearbeiten Eine Vielzahl von Erkrankungen betrifft auch die Hande oder Teile davon Beispielsweise Autoimmunerkrankungen Dupuytren Kontraktur Karpaltunnelsyndrom Nervenschadigung mit Fehlhaltung der Hand Radialislahmung Ulnarislahmung Rheumatoide ArthritisVerletzungen Beispiele Bearbeiten Bennett Fraktur Kahnbeinbruch Rolando Fraktur Seitenbandruptur des DaumensSonstiges BearbeitenDie Finger einer Hand werden im Laufe eines Lebens etwa 25 Millionen Mal gebeugt und gestreckt 6 7 Laut Guinness Buch der Rekorde misst die langste Mannerhand 32 3 cm und die langste Frauenhand 25 5 cm Das Museum Kulturgeschichte der Hand im bayerischen Wolnzach zeigt etwa 800 Exponate Das Musee de la main in Lausanne beschaftigt sich mit dem Thema Hand aus medizinischer und kulturhistorischer Sicht Die beugeseitige Hand ist das Wappen von Brodnica Strasburg in Westpreussen Siehe auch BearbeitenExtremitatenentwicklung Extremitatenevolution Hand Gottes Hand der Fatima WaschfrauenhandeLiteratur BearbeitenFrank R Wilson Die Hand Geniestreich der Evolution Ihr Einfluss auf Gehirn Sprache und Kultur der Menschen rororo Sachbuch rororo science Band 61338 Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2002 ISBN 3 499 61338 7 Originalausgabe The Hand Pantheon Books New York NY 1998 ISBN 0 679 41249 2 Marco Wehr Martin Weinmann Hrsg Die Hand Werkzeug des Geistes Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen u a 2005 ISBN 3 8274 1517 9 Karl Gross Galens teleologische Betrachtung der menschlichen Hand in de usu partium In Sudhoffs Archiv Band 58 1974 S 13 24 F Hefti Kinderorthopadie in der Praxis Springer 1998 ISBN 3 540 61480 X Jochen Horisch Hande Eine Kulturgeschichte Hanser Munchen 2021 ISBN 978 3 446 26774 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hand Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Hand Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikiquote Hand Zitate Lexikon der Biologie Hand In Spektrum de Lexikon der Biologie Greifhand In Spektrum de Einzelnachweise Bearbeiten Das Herkunftsworterbuch Der Duden in zwolf Banden Band 7 Nachdruck der 2 Auflage Dudenverlag Mannheim 1997 S 267 Siehe auch Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 7 Auflage Trubner Strassburg 1910 S 192 Sergio Almecija Jeroen B Smaers und William L Jungers The evolution of human and ape hand proportion In Nature Communications Band 6 Artikel Nr 8717 2015 doi 10 1038 ncomms8717 Human hands may be more primitive than chimp s Auf sciencedaily com vom 14 Juli 2015 John Napier The Prehensile Movements of the Human Hand In The Journal of Bone amp Joint Surgery Band 38B Nr 4 1956 S 902 913 doi 10 1302 0301 620X 38B4 902 Volltext Fine hands fists of fury Our hands evolved for punching not just dexterity Auf eurekalert org vom 19 Dezember 2012 Michael H Morgan David R Carrier Protective buttressing of the human fist and the evolution of hominin hands In Journal of Experimental Biology Nr 216 15 Januar 2013 S 236 244 doi 10 1242 jeb 075713 englisch online abgerufen am 16 Juli 2014 buttressing deutsch Abstrebung Walter Schmidt Streicheleinheiten Die Magie der Beruhrung In FAZ NET ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 16 April 2021 Herbert Ostwald Unsere Hand Geniestreich der Evolution Eine Wissenschaftsdokumentation 44 Min 2023 ZDF Mediathek von 3sat Sendereihe Wissen hoch zwei Normdaten Sachbegriff GND 4023207 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hand amp oldid 234031861