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Die Grafschaft Lebenau auch als Liebenau oder Lebenau Hohenburg bezeichnet war ein mittelalterliches Territorium welches sich zum Grossteil im heutigen Oberbayern und im Salzburger Land von der Salzach und der Mosach bis zur Alz im damaligen Salzburggau des Herzogtums Baiern erstreckte Die Grafschaft Lebenau um 1200Die Grafschaft war von 1104 bis zu ihrem Ende im Jahre 1229 ein nahezu selbststandiges Herrschaftsgebiet im Herzogtum Bayern Verwaltet wurde sie von einem Seitenzweig des Hauses Spanheim und ihr Ahnherr ist Siegfried I von Lebenau ein Enkel Siegfrieds I von Spanheim 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprung 1 2 Entstehung der Grafschaft 1 3 Aufstieg 1 4 Blutezeit 1 5 Ende der Grafschaft 2 Geschichtliche Streitpunkte 3 Liste der amtierenden Grafen 4 Stammliste 5 Anmerkungen 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenUber die Grafen von Lebenau ein Seitenzweig des Hauses Spanheim ist nur wenig bekannt Ihre nachsten Verwandten die Spanheimer Herzoge von Karnten und die Reichsgrafen von Ortenburg sind geschichtlich und urkundlich deutlich besser fassbar Der Hauptsitz der Grafschaft im Salzburger Gau war die Feste Lebenau nahe Laufen an der Salzach Die Burg stand bis ins 19 Jahrhundert auf einer steil abfallenden Landzunge am Zusammenfluss von Salzach und Schinderbach Ursprung Bearbeiten Der Ursprung der Grafen von Lebenau geht auf Siegfried I von Spanheim zuruck Dieser war geburtiger Rheinfranke und wurde auf der Burg Sponheim geboren Im Jahre 1035 kam Siegfried als Vertrauter Kaiser Konrads II in den Sudosten des Heiligen Romischen Reiches Dort heiratete er Richgard 2 die reiche Erbtochter des Sieghardingers Engelbert IV 3 Nach dessen Tod im Jahre 1048 fielen seine umfangreiche Besitzungen in Tirol und Karnten an Siegfried Ebenso kamen grosse Besitzungen in Oberbayern an das Haus Spanheim Darunter befand sich unter anderem die Festung Lebenau welche anscheinend auf die Aribonen zuruckgeht 2 Siegfried verstarb im Jahre 1065 auf der Ruckreise einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land Sein altester Sohn Markgraf Engelbert I von Istrien erbte daraufhin seine Besitzungen Engelbert war Anhanger Papst Gregors VII und stand im Investiturstreit auf dessen Seite Aus diesem Grund unterstutzte er sehr die Salzburger Bischofe im Kampf gegen Konig Heinrich IV den spateren Kaiser Dies fuhrte zu einer festen Bindung Engelberts im Salzburger Raum Entstehung der Grafschaft Bearbeiten Nach dem Tode Markgraf Engelberts I am 1 April 1096 kam es zur ersten Erbteilung im Hause Spanheim Engelberts vierter Sohn Siegfried erhielt dabei mit Besitzungen in Oberbayern Karnten Untersteiermark und Krain ein weit zerstreutes Territorium Durch die Teilung gelangte ebenfalls die Feste Lebenau in seinen Besitz Dort liess er sich um das Jahr 1104 nieder Obwohl er im Salzburger Raum lebte behielten er und sein Geschlecht wie seine Karntner Verwandten stets gute Kontakte zum Spanheimer Hauskloster dem Stift St Paul im Lavanttal als dessen Wohltater sie auftraten Schon bald bezeichnete sich Siegfried als Graf von Arch heute Burg Raka sudwestlich von Krsko Slowenien hatte jedoch keinerlei Grafenbesitz Durch Eheschliessungen versuchte Siegfried dies zu andern In erster Ehe heiratete er die reiche Erbtochter Hildburg Tochter des Sieghardinger Grafen Friedrich II von Tengling Nach dessen Tod und mit dem damit verbundenen Aussterben der Grafen von Tengling im Jahre 1120 fielen Siegfried alle Sieghardinger Besitzungen westlich der Salzach zu Dieser verlegte daraufhin die Verwaltung des Gebietes nach Lebenau Ab dem Jahre 1130 nannte er sich nach seinem Besitz Siegfried I Graf von Lebenau 1 Wann er jedoch offiziell mit der Grafschaft belehnt wurde ist unbekannt Aufstieg Bearbeiten nbsp Die Begrabnisstatte der Grafen von Lebenau das Kloster SeeonDurch Vermittlung Hartwigs von Spanheim Bischof von Regensburg und Bruder Siegfrieds erhielten die Lebenauer den Vogteibesitz des Klosters St Emmeram Ebenso wurden sie Vogte des von Pfalzgraf Aribo I gegrundeten Klosters Seeon Dort wurden die Lebenauer auch begraben Einige Historiker sehen darin neben der Ehe Siegfrieds mit Hildburg eine sehr enge Verbundenheit zwischen den Lebenauern und den Aribonen Um das Jahr 1132 heiratete Siegfried I von Lebenau erneut Es handelte sich hierbei um Adelheid Grafin von Diessen Tochter des Grafen Arnold von Diessen des Ursprungsgeschlechtes der Grafen von Andechs Aufgrund der reichen Mitgift kam es zu einem bedeutenden Gebietszuwachs fur die Lebenauer Unter anderem fiel die Feste Hohenburg an die Lebenauer nach welcher sich manche nachfolgenden Grafen auch benennen sollten 3 Nachdem Siegfried II nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1132 als Graf gefolgt war verlegte er den Grossteil des Herrschaftsraumes von Karnten in das bayerisch salzburgische Gebiet Am 18 November 1150 erlangte er die Vogteirechte des Salzburger Domkapitels fur dessen Besitz im Chiemgau Diese sollten die Grafen von Lebenau nun bis ins Jahr 1229 innehaben Durch gemeinsamen Kampf des Gesamthauses Spanheim gegen die Gurker Vogte die Askuiner wurden diese besiegt und die Spanheimer eigneten sich deren Besitzungen in der Untersteiermark an Diese wurden daraufhin unter den verschiedenen Linien aufgeteilt 3 Wie es zu diesem Konflikt jedoch kam und wie er genau verlief ist unbekannt Blutezeit Bearbeiten Im Jahre 1164 verstarb Siegfried II Seine beiden Sohne Siegfried III und Otto I mussen zu diesem Zeitpunkt noch minderjahrig gewesen sein da sie offiziell noch keinen Titel als Grafen hatten und sie Siboto IV von Neuburg Falkenstein nur aus alter Tradition so bezeichnete Erst im Sommer 1174 traten beide als Grafen von Lebenau auf 1 Nach dem Tod des Sieghardinger Grafen Gebhard II von Burghausen Schala im Jahre 1168 wurden dessen Besitzungen unter den Erbberechtigten aufgeteilt Die Wittelsbacher sicherten sich die Feste Burghausen der Grossteil der Landereien fiel an die Babenberger und die Lebenauer sicherten sich die Besitz und Hoheitsrechte des reichen Ortes Burghausen Im Jahr 1186 weilten die Grafen Siegfried III und Otto gemeinsam auf dem St Georgsberg bei Enns Sie bezeugten dort mit anderen die Georgenberger Handfeste Herzog Ottokars IV von Steiermark Darin wurde die Nachfolge des kinderlos gebliebenen Ottokar IV im Herzogtum Steiermark durch die Herzoge von Osterreich aus dem Hause der Babenberger geregelt Das herausragendste Ereignis in der Geschichte des Grafengeschlechtes ist fur viele Historiker die Teilnahme Graf Siegfrieds III am dritten Kreuzzug Friedrich Barbarossas Siegfried zog zusammen mit seinem Schwager Konrad von Dornberg im Gefolge des deutschen Kaisers Angeblich wollten Siegfrieds Vettern Rapoto II und Heinrich I von Ortenburg ebenso daran teilnehmen Jedoch ist dies nicht nachweisbar Siegfried III erreichte Palastina jedoch nicht da er am 12 Marz 1190 im Heer des romisch deutschen Kaisers verstarb Siegfrieds Bruder Graf Otto ubernahm daraufhin die Grafschaft Im Laufe seiner Regentschaft dehnte er die Gebiete rechts der Salzach aus und eignete sich die Hoheitsrechte der Burggrafen von Haunsberg an Diese waren bereits seit 1190 in Ottos Diensten Gottschalk II von Haunsberg vermachte fruhzeitig den Lebenauern die Besitzungen da er erkannte dass er wohl ohne mannlichen Erben sterben wurde Graf Otto war zweimal verheiratet in erster Ehe mit Eufemia von Dornberg und in zweiter Ehe mit Sophie von Plain Letztere war Tochter des Grafen Luitpold von Plain und Enkelin des Grafen Gebhard I von Burghausen Schala Nach Ottos Tod im Jahre 1205 folgte ihm sein altester Sohn Siegfried IV Dieser verstarb bereits 1210 worauf sein jungerer Bruder Bernhard amtierender Graf wurde Dieser war der letzte amtierende Graf des Lebenauer Zweiges Als dieser 1229 ohne mannliche Erben verstarb erlosch die Grafenlinie zu Lebenau 1 Ende der Grafschaft Bearbeiten Mit dem Aussterben der Lebenauer erlosch das Spanheimer Erbrecht auf die Domvogtei zu Salzburg Erzbischof Eberhard II von Salzburg zog ebenso umgehend die Vogteirechte fur das Kloster Seeon sofort ein 3 Die Besitz und Hoheitsrechte zu Burghausen fielen an den Wittelsbacher Herzog Ludwig den Kelheimer Erzbischof Eberhard sicherte sich daraufhin das Kerngebiet der Grafschaft um Tittmoning kauflich von den bayerischen Herzogen und verleibte es dem Erzbistum Salzburg ein Die Karntner Besitzungen darunter die Burgen Rabenstein Loschental und Lavamund fielen an Ulrich von Peggau welcher die Schwester Bernhards geheiratet hatte Die nachsten Verwandten aus dem Hause der Spanheimer die Herzoge von Karnten und die Pfalzgrafen von Ortenburg Kraiburg bzw Grafen von Ortenburg konnten sich nur geringe Gebiete sichern So erhielt Herzog Bernhard von Karnten die Lebenauer Lehen des Bistums Freising in der Steiermark durch Bischof Konrad I von Tolz und Hohenburg verliehen Die Spanheimer gaben die Besitzungen zu Lebenau jedoch nicht ganz auf Im Jahre 1244 reiste Pfalzgraf Rapoto III von Bayern zu Erzbischof Eberhard um uber die Chiemgauer Rechte der Grafen von Lebenau zu verhandeln Dieser verlieh Rapoto diese als unverausserliches Lehen Im Jahre 1247 wurde Philipp von Spanheim Administrator des Erzbistums Salzburg Als gewahlter Erzbischof sicherte er sich im Vertrag von Erharting aus dem Jahre 1254 die Grafschaft Lebenau In einem zweiten Vertrag zu Erharting aus dem Jahre 1275 setzte Philipp mit Bayern die genauen Grenzen der Grafschaft fest 3 Nach seinem Tod im Jahre 1279 fielen die Besitzungen wieder an das Erzbistum Salzburg zuruck Nachdem sich die Salzburger Bischofe durch das Aussterben der Grafen von Plain und Lebenau die Besitzungen im Rupertiwinkel und im Chiemgau ein grosses und zusammenhangendes Gebiet angeeignet hatten intensivierten sie ihre Bestrebungen sich vom Herzogtum abzulosen Im Jahre 1328 wurde Salzburg ein weitgehend eigenstandiger Staat im Heiligen Romischen Reich Lebenau wurde dabei ein Bestandteil des Hochstifts und blieb bis zur Aberkennung der Furstbischofswurde im Jahre 1803 salzburgisch Reichsdeputationshauptschluss 1810 wurde Salzburg und damit auch Lebenau bayerisch 1816 wurde Salzburg osterreichisch Lebenau aber blieb bei Bayern Geschichtliche Streitpunkte BearbeitenUber einige Ereignisse aus der Geschichte der Grafschaft herrschen bis heute unter Historikern verschiedene Ansichten So sind manche der Ansicht dass die Lebenauer auch Besitzungen bei Liebenau an der Mur in der Steiermark hatten und somit ebenso Grafen von Liebenau waren Diese These wurde jedoch bisher weder widerlegt noch bestatigt Fest steht allerdings dass die Lebenauer Besitzungen in der Untersteiermark hatten Welche genau dies allerdings waren ist unbekannt Ebenso gibt es die Behauptung dass die Feste Lebenau von Siegfried I von Lebenau selbst errichtet wurde Jedoch ist die Ansicht dass es sich hierbei um eine Feste aus dem Hause der Aribonen handelte weitaus verbreiteter Grund hierfur ist dass sich die Grafschaft Lebenau im Kernland des ehemaligen Herrschaftsraumes der Aribonen befand Dieser war an das Geschlecht der Sieghardinger gefallen und durch die Heiraten Siegfrieds I von Spanheim mit Richgard und Siegfrieds I von Lebenau mit Hildburg an das Gesamthaus der Spanheimer gelangt Liste der amtierenden Grafen BearbeitenName Regierungszeit AbstammungSiegfried I 1120 1132 Graf von Arch 1130 1132 Graf von Lebenau Sohn Engelberts I Siegfried II 1132 1164 Graf von Lebenau Sohn Siegfrieds I Siegfried III 1164 minderjahrig 1174 1190 Graf von Lebenau Hohenburg Sohn Siegfrieds II Otto I 1190 1205 Graf von Lebenau Hohenburg Sohn Siegfrieds II Siegfried IV 1190 1205 Graf von Lebenau Hohenburg Sohn Ottos I Bernhard I 1210 1229 Graf von Lebenau Hohenburg Sohn Ottos I Philipp von Spanheim 1254 1279 Graf von Lebenau Sohn Bernhards II Stammliste BearbeitenSiehe Stammliste der Grafen von LebenauAnmerkungen Bearbeiten a b c d Angaben und Jahreszahlen entnommen aus Friedrich Hausmanns Werk Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm die Spanheimer in Karnten Sachsen und Bayern sowie deren Nebenlinien erschienen in Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Nr 36 Passau 1994 a b Angaben nach Graf Eberhard zu Ortenburg Tambach Geschichte des reichsstandischen herzoglichen und graflichen Gesamthauses Ortenburg Teil 1 Das herzogliche Haus in Karnten Vilshofen 1932 a b c d e Geschichte Lebenaus nach Manfred HieblLiteratur BearbeitenHeinz Dopsch Die Grafen von Lebenau ca 1130 1229 bescheidener Zweig einer grossen Dynastie In Ferdinand Kramer Wilhelm Stormer Hg Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern Franken und Schwaben Studien zur bayerischen Verfassungs und Sozialgeschichte 20 Munchen 2005 S 509 538 Hausmann Friedrich Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm die Spanheimer in Karnten Sachsen und Bayern sowie deren Nebenlinien In Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Nr 36 Passau 1994 Heinz Dopsch Die Grafen von Lebenau In Das Salzfass Jahrgang 4 Heft 2 1970 S 33 59 Ortenburg Tambach Dr Eberhard Graf zu Geschichte des reichsstandischen herzoglichen und graflichen Gesamthauses Ortenburg Teil 1 Das herzogliche Haus in Karnten Vilshofen 1932 Ortenburg Tambach Dr Eberhard Graf zu Geschichte des reichsstandischen herzoglichen und graflichen Gesamthauses Ortenburg Teil 2 Das grafliche Haus in Bayern Vilshofen 1932 Weblinks BearbeitenGeschichte Lebenaus Stammbaum der Grafen von Lebenau Stammtafel des Hauses Spanheim mit den Seitenzweigen Lebenbau und Ortenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Lebenau amp oldid 233200719