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Der Grabower Altar in der Hamburger Kunsthalle ist ein spatgotischer Flugelaltar Er ist das Hauptwerk Meister Bertrams von Minden und entstand 1379 1383 Grabower AltarMeister Bertram von Minden Grabower Altar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Tafelbilder 2 2 Der geoffnete Altar 3 Veranderungen 4 Stifter 5 Veranderungen 6 Bedeutung 7 Weblinks 8 LiteraturGeschichte BearbeitenBei dem Werk handelt es sich um den fruheren Hochaltar der Hamburger St Petri Kirche Er ist einer der altesten vollstandig erhaltenen Flugelaltare Norddeutschlands Aus der St Petri Kirche war er im 18 Jahrhundert nach Grabow in Mecklenburg gebracht worden weil die dortige Stadtkirche durch einen Brand ihren Altar verloren hatte Durch diesen Ortswechsel blieb er von dem verheerenden Hamburger Brand von 1842 der auch die St Petri Kirche zerstorte verschont Lange Zeit wurde er fur ein Werk Lubecker Meister gehalten erst 1902 identifizierte Friedrich Schlie ihn als Werk von Meister Bertram Alfred Lichtwark Direktor der Hamburger Kunsthalle erwarb daraufhin den Grabower Altar fur deren Sammlung Im Februar 1903 wurde der Altar in die Hamburger Kunsthalle gebracht Die Entdeckung des Altars in der Grabower Kirche begrundete die Erforschung der spatmittelalterlichen Tafelmalerei Norddeutschlands In den Grundzugen stimmt das Landkirchener Retabel aus dem Umfeld Meister Bertrams mit dem Grabower Altar uberein Beschreibung BearbeitenDer Klapp bzw Flugel Altar war ursprunglich im Chor von St Petri aufgestellt Er ist im geoffneten Zustand 7 26 Meter breit und 2 77 Meter hoch Der Altar besteht aus einem Mittelschrein vier Flugeln einer Predella und einer bekronenden Masswerkleiste Zum Altar gehoren 79 Schnitzfiguren sowie 24 einzelne Tafelbilder Die im geschlossenen Zustand sichtbaren Aussenseiten des ausseren Flugelpaars haben ihre ursprungliche Bemalung verloren lediglich Reste einer nachtraglichen Ubermalung sind erhalten Klappt man sie auf erscheinen ihre bemalten Innenseiten in der Mitte sieht man die bemalten Ruckseiten der beiden inneren Flugel Faltet man die inneren Flugel auf so sieht man ihre geschnitzten Innenseiten und den geschnitzten Mittelschrein Die Predella und der bekronende Masswerk Kamm sind mit weiteren Schnitzfiguren verziert Im geoffneten Zustand ist der Flugelaltar vollstandig mit geschnitzten Figuren geschmuckt der geschlossene Zustand und die erste Offnung zeig t en Gemalde Tafelbilder Bearbeiten In der heutigen Prasentation der Hamburger Kunsthalle sind die Tafelseiten voneinander getrennt so dass man alle Seiten der Tafeln zugleich betrachten kann Dafur hat man die Gemalde von den Innenflugeln abgespalten Die erste Offnung zeigt auf den gemalten Tafeln den beruhmten ikonographisch sehr reichen Bilderzyklus der Schopfungsgeschichte die Geschichte der Patriarchen des Alten Testamentes und die Kindheit Christi Oberes Register nbsp Erste Tafel nbsp Zweite Tafel nbsp Dritte Tafel nbsp Vierte Tafel nbsp Anbetung der Konige Detail des Altars von Meister Bertram auf einer Briefmarke von 1982Licht und Finsternis Engelssturz Scheidung der Wasser Erschaffung der Gestirne Erschaffung der Pflanzen Erschaffung der Tiere Erschaffung Adams Erschaffung Evas Baum der Erkenntnis Sundenfall Gott ermahnt Adam und Eva Vertreibung aus dem Paradies Die Arbeit der UrelternUnteres Register Opfer Kains und Abels Kain ermordet Abel Noah baut die Arche Abraham opfert Isaak Isaak verweigert Esau den Segen Isaak segnet Jakob Verkundigung an Maria Geburt Christi Anbetung der Heiligen Drei Konige Darbringung im Tempel Bethlehemitischer Kindermord Flucht nach AgyptenDer geoffnete Altar Bearbeiten Lediglich die Kreuzigungsgruppe in der Mitte geht uber die volle Hohe des Schreins sonst ist der Altar in zwei Register eingeteilt Sie sind mit einer Folge von stehenden Einzelfiguren versehen die von Baldachinen auf Strebepfeilern bekront werden Der Mittelschrein zeigt in jedem Geschoss je funf Figuren links und rechts der Mittelgruppe also insgesamt 20 Figuren Die Flugel haben jeweils sechs Figuren pro Geschoss also zusammen 24 Figuren Die Predella weist zwolf Sitzfiguren auf Insgesamt hat der Altar also 56 Figuren plus die drei Figuren der Kreuzigungsgruppe Dazu kommen die 20 Halbfiguren Busten in der oberen Masswerkbalustrade Oberes Register Links Ursula von Koln Gereon von Koln Caspar Melchior Balthasar Maria Magdalena Apollonia von Alexandria Agatha von Catania Agnes von Rom Cacilia von Rom ChristinaRechts Dorothea Heilige Margareta von Antiochia Katharina von Alexandrien Barbara von Nikomedien Gertrud von Nivelles Elisabeth von Thuringen Erzengel Michael Stephanus Erasmus von Antiochia Laurentius von Rom Prophet MichaUnteres Register Links Prophet Hosea Prophet Daniel Prophet Ezechiel Prophet Jesaja Prophet Jeremia Thomas Apostel Bartholomaus Apostel Jakobus Sohn des Alphaus Johannes Apostel Andreas Apostel Simon PetrusRechts Paulus von Tarsus Jakobus der Altere Matthias Philippus Matthaus Evangelist Simon Zelotes Judas Thaddaus Prophet Joel Prophet Amos Prophet Obadja Prophet JonaPredella Origenes Oboedentia est janua celestis regni Gehorsam ist das Tor zum Himmelreich Ambrosius von Mailand Nescimus quo fine claudemur in hoc exilio Wir wissen nicht zu welchem Ende wir in dieser Verbannung sind Augustinus von Hippo Habe caritatem et fac omnia quae vis Liebe und dann tu was du willst Hieronymus Kirchenvater Cui que dolori remedium est patientia Geduld ist das Heilmittel fur jeden Schmerz Gregor der Grosse Gratia non negligit quos possidet Die Gnade verlasst die nicht die sie besitzt Bedeutung Wer in der Gnade ist wachst auch in ihr Engel Maria Johannes der Taufer Facite fructum dignum penitentiae Bringt Fruchte die der Busse wurdig sind Dionysius von Alexandria Verus deus inter deos non est demonstratus Der wahre Gott ist unter Gottern nicht bewiesen Johannes Chrysostomos Necesse est ut scientiam habeat humana cum tractantur divina Man muss die menschliche Weisheit besitzen wenn vom Gottlichen gehandelt wird Bernhard von Clairvaux Quasi de facie colubri fuge peccatum Wie den Anblick der Schlange fliehe die Sunde Benedikt von Nursia Convertite linguas vestras atque mores Bekehrt Eure Reden und SittenObere Leiste Links Joel Amos Jona Obadja Micha Kluge Jungfrau Kluge Jungfrau Kluge Jungfrau Kluge Jungfrau Kluge JungfrauRechts Torichte Jungfrau Torichte Jungfrau Torichte Jungfrau Torichte Jungfrau Torichte Jungfrau Hosea Daniel Ezechiel Jeremia JesajaVeranderungen BearbeitenDie Reihenfolge der Figuren ist im Laufe der Zeit mehr als einmal verandert worden Einige Skulpturen entstammen dem 16 Jahrhundert Zur Rekonstruktion der heutigen Reihenfolge dienten die auf der Ruckseite aller Figuren ausser der Hl Ursula einer Figur des 16 Jahrhunderts eingeschnitzten Ziffern II XXXXIV denen die jetzige Prasentation des Altares folgt Doch ist nicht sicher dass diese Ziffern bereits bei der Herstellung des Altares eingeschnitzt wurden Moglicherweise standen die weiblichen Figuren ursprunglich im unteren Register die Apostel oben Schwierigkeiten bereitet die Christusfigur am Kreuz es konnte sich um einen alteren Corpus des spaten 13 Jahrhunderts handeln der in den Altar integriert wurde wobei Uberarbeitungen vorgenommen wurden Wahrend viele Forscher annehmen dass dies unter Meister Bertram geschah sehen andere Christian Beutler darin eine Anderung des Altars in nachreformatorischer Zeit Jedenfalls ist der geschnitzte Kalvarienberg auf dem das Kreuz steht im 16 Jahrhundert erganzt worden Demnach habe sich im Zentrum des Altars ursprunglich eine Darstellung einer allegorischen mystischen Hochzeit befunden wofur Vergleichsbeispiele in der spatgotischen Altarkunst Altare von Marienstatt und Oberwesel angefuhrt werden Allerdings lassen sich auch zahlreiche Altare mit zentraler Kreuzigungsgruppe anfuhren Das Kreuz war moglicherweise von Anfang an fur die liturgische Verehrung am Karfreitag herausnehmbar Was auf die Aussenflugel ursprunglich gemalt war ist unbekannt Vermutet werden Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus Stifter BearbeitenAls Stifter des Altars gelten Bertram Horborch der zwischen 1366 und 1396 Burgermeister von Hamburg war und sein Bruder der Theologieprofessor Wilhelm Horborch Die Bruder entstammten einer alten Hamburger Ratsherrenfamilie Schon der Vater der beiden war Burgermeister gewesen Bertram Horborch kummerte sich jahrzehntelang um den Neu und Ausbau der ersten Pfarrkirche der Burgerschaft Die Hamburger Burgermeister nannten sich auch noch spater Patrone von St Petri Der Theologe Wilhelm Horborch gehorte dem Domkapitel des Hamburger Mariendomes an Er hatte in Paris Theologie studiert und betrieb Politik im Interesse der Stadt Hamburg beim Papst in Avignon 1361 ernannte ihn Papst Innozenz VI zum papstlichen Nuntius und Kollektor in der Erzdiozese Bremen sowie in den Bistumern Verden und Kammin Ein Jahr spater erreichte er beim Papst einen papstlichen Schutzbrief an die Hamburger Bevolkerung um den Strandraub einzudammen 1367 erlangte Horborch an der Universitat Bologna die Doktorwurde schliesslich erwarb er sich einen internationalen Ruf als Rechtsgelehrter 1384 ein Jahr nach der Aufstellung des Hochaltars verstarb er in Rom Da die Kirche im 14 Jahrhundert den Aposteln Petrus und Paulus geweiht worden war mussen im Altarblock auch Reliquien der beiden Apostel aufbewahrt gewesen sein Veranderungen BearbeitenMit der Einfuhrung der Reformation verlor die Heiligenverehrung an Bedeutung 1556 verkaufte die nunmehr protestantische Gemeinde St Petri die Silberstatuen der Apostel 1595 liess Johannes Schellhammer 1540 1620 aus Thuringen stammender Pastor der Gemeinde die beiden Aussenflugel des von Meister Bertram geschaffenen Altars abmontieren Im gleichen Jahr wurden sie dem aus den Niederlanden stammenden Maler Aegidius Coignet zur Verfugung gestellt der auf Bertrams gotische Gemalde Bilder im Stil der Zeit malte Coignet war aus religiosen Grunden aus seiner Heimat geflohen Eine der von ihm ubermalten Tafeln war in die Kirche St Jakobi gelangt wo sie 1866 der Stadtarchivar Dr Lappenberg entdeckte Durch dessen Publikation uber den Fund konnte Alfred Lichtwark Bertrams Werk in Grabow wieder ausfindig machen In Lappenbergs Veroffentlichung stand dass auf dem barocken Gemalde noch Goldgrund sowie eine nackte Ruckenfigur mit Sonne Mond und Sternen zu erkennen seien 1596 erneuerte Jost Rogge die Kreuzigungsszene im Zentrum des Altars Der Golgatha Hugel ist deshalb heute auf der Altarruckseite mit Rogges Initialen I R und der Jahreszahl 1596 signiert Beutler nimmt sogar an dass es sich bei der Kreuzigung gar nicht um die Originalszene aus der Entstehungszeit handelt Stattdessen soll ursprunglich die Darstellung von Maria und Jesus im Zentrum des Altars gestanden haben Diese Annahme wird von anderen Kunsthistorikern bezweifelt Letztlich gibt es uber die zentrale Originalszene keinerlei Gewissheit Bedeutung BearbeitenDer Grabower Altar ist vor allem fur den ausfuhrlichen Schopfungszyklus beruhmt Eine derartige Ikonographie ist bei mittelalterlichen Altaren einzigartig Sie erinnert in ihrer umfassenden theologischen Programmatik an die grossen Portale der gotischen Kathedralen Frankreichs Vorlagen konnte Meister Bertram in der Buchmalerei gefunden haben In dem Gemaldezyklus werden die Schopfung und die alttestamentliche Geschichte nahtlos mit der Menschwerdung Gottes in Christus verknupft Dadurch wird die Heilsgeschichte die konsequente Folge von Schopfung Sundenfall und Erlosung deutlich gemacht Die Geburt Jesu Christi ist eingeordnet in einen umfassenden Heilsplan Gottes Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Petri Altar Grabower Altar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Retabel des ehemaligen Hochaltars der Petrikirche in Hamburg Grabower Altar 1379 83 Hamburger KunsthalleLiteratur BearbeitenReinitzer Heimo Erschaffung Fall und Wiederbringung des Lichts zum Bildprogramm des St Petri Altars in der Hamburger Kunsthalle Hamburg 2002 Publikation ist essenziell zum Verstandnis der Thematik Dube Elizabeth Healy The Grabow Altar of Master Bertram von Minden Providence Brown Univ Diss 1982 Georg Christian Friedrich Lisch Der Altar der Kirche zu Grabow in Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd 38 1873 S 200 208 Digitalisat Christian Beutler Der Hochaltar von Sankt Petri Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 596 23912 5 Stephanie Hauschild Meister Bertram von Minden in Uwe M Schneede Hrsg Goldgrund und Himmelslicht Die Kunst des Mittelalters in Hamburg Ausstellungskatalog Hamburger Kunsthalle 1999 S 98 117 ISBN 3 933374 48 0 Stephanie Hauschild Der Petri Altar von Meister Bertram Hamburg 2002 ISBN 3 922909 65 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabower Altar amp oldid 237832315