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Bertram von Minden auch bekannt als Meister Bertram um 1340 in oder bei Minden Westfalen 1414 oder 1415 in Hamburg war einer der bedeutendsten Maler der Gotik Der Ortsteil Bierde von Petershagen an der Weser gilt neben Minden als Geburtsort von Meister Bertram da dessen Bruder urkundlich als Cord van Byrde ein Toponym trug Seine genaue Lebenszeit ist unbekannt Man vermutet dass er eine Ausbildung bei den Hofkunstlern Kaiser Karls IV in Prag genossen hat Meister Bertram Grabower Altar 1375 1383 Szene Die Erschaffung der TiereAnbetung der Konige Detail des Petri Altars von Meister Bertram auf der Berliner Weihnachtsbriefmarke von 1982 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausbildung und stilistische Entwicklung 3 Werk 3 1 Grabower Altar 3 1 1 Geschichte 3 1 2 Beschreibung 3 1 3 Stifter 3 1 4 Veranderungen 3 2 Zugeschriebene Werke 3 3 Werkstattarbeiten 3 4 Wirkungskreis 3 5 Urkundlich belegte Werke 4 Literatur 5 WeblinksLeben Bearbeiten1367 wurde er als Bertram Pictor erstmals in Hamburg genannt Trotz der Bezeichnung Pictor fur Maler war er nicht unwesentlich auch als Holzschnitzer und Buchmaler tatig 1371 kaufte er ein Haus in der heutigen Schmiedestrasse damals Sattlerstrasse die 50 Meter vom Westportal des Mariendoms entfernt lag und 100 Meter vom Sudportal von St Petri 1383 kaufte er in derselben Strasse ein anderes Haus In unmittelbarer Nachbarschaft wohnte ein weiterer Maler Nycolaus Bertram von Minden leitete eine grosse Werkstatt in der Maler und Bildschnitzer tatig waren um verschiedenste Auftrage auszufuhren Laut Satzung des Maleramtes standen ihm zwei Gesellen und zwei Lehrlinge zur Seite Fur die Stadt Hamburg und fur Privatpersonen besorgte er bzw seine Werkstatt das Fassen Firnissen und Restaurieren von Skulpturen bemalte Dokumenten und Satteltaschen sowie einen Leuchterbaum oder Hangeleuchter Bertram erhielt die wichtigsten kunstlerischen Auftrage der Zeit in der Hansestadt so auch den Hauptaltar der St Petri Kirche der ersten Pfarrkirche Hamburgs Der Altar gilt als sein Hauptwerk und wird heute Grabower Altar genannt s u Das Datum seiner Fertigstellung ist mit 1383 uberliefert In Bertrams erstem Testament von 1390 ist von einer geplanten Pilgerfahrt nach Rom die Rede Ob diese Pilgerfahrt tatsachlich stattfand ist durch Schriftdokumente nicht belegbar Jedoch mochten einige Kunsthistoriker Bertrams stilistische Weiterentwicklung auf diese Italienreise zuruckfuhren 1410 verfasste Meister Bertram ein weiteres Testament in dem er seine noch unmundige Tochter Gesa bedenkt Daraus ist zu folgern dass seine Ehefrau kurz vorher verstorben sein muss da er im vorausgegangenen Testament seine Ehefrau als Erbin eingesetzt hatte Die letzte uberlieferte Urkunde Bertrams stammt von 1410 Nach Bertrams Tod ubernahm sein Haus ein Maler namens Johannes und war damit wohl auch der Werkstattnachfolger Ausbildung und stilistische Entwicklung BearbeitenUber seinen Ausbildungsweg lassen sich nur Mutmassungen anstellen Volker Plagemann halt eine Lehrzeit in Minden durchaus fur denkbar da der Mindener Dom im 14 Jahrhundert fertiggestellt wurde und ausgestattet werden musste Zudem gab es in der Bischofsstadt Minden drei Pfarrkirchen Weiter vermutet Plagemann dass Bertram als wandernder Geselle grosse Kunstzentren wie Prag als Sitz des romisch deutschen Kaisers Karl IV sowie am Rhein entlang reisend Strassburg und Koln aufgesucht hat Bertrams Arbeiten lassen sich dem Stil der Internationalen Gotik zuordnen der in Prag und Strassburg besonders beliebt war Durch die stilistische Verwandtschaft mit den Gemalden Meister Theoderichs in der Burg Karlstejn bei Prag kann man zudem eine Herkunftslinie von der Bohmischen Malerei her ziehen Mehrere Kunstwissenschaftler halten einen langeren Aufenthalt Bertrams in Prag deshalb fur wahrscheinlich Auch zur westfalischen Kunst besteht eine Beziehung was wegen seines Geburtsortes nicht verwundert Verwandt mit Bertrams Stil ist etwa der Passionsaltar aus Osnabruck im Kolner Wallraf Richartz Museum Die Tier und Landschaftsdarstellungen auf seinen Gemalden zeigen auch eine grosse Nahe zur franzosischen Buchmalerei die damals tonangebend war In der Bertram Forschung wird immer wieder die Frage aufgeworfen ob und inwieweit jemand der nach damaliger Auffassung dem Handwerkerstand angehorte Zugang zu solchen Buchern haben konnte Doch stammte Bertram aus einer beguterten Familie die Zugang zur Bildung hatte Ein Familienmitglied Bertrams etwa war Priester Werk BearbeitenGrabower Altar Bearbeiten Hauptartikel Grabower Altar Geschichte Bearbeiten Bei dem Werk handelt es sich um den fruheren Altar der Hamburger St Petrikirche und gleichzeitig um den fruhesten vollstandig erhaltenen Flugelaltar Norddeutschlands Aus der Hamburger St Petrikirche war er im 18 Jahrhundert nach Grabow in Mecklenburg gebracht worden weil die dortige Stadtkirche durch einen Brand ihren Altar verloren hatte Durch diesen Ortswechsel blieb er seinerseits von dem verheerenden Hamburger Brand von 1842 der auch die St Petrikirche zerstorte verschont 1903 hatte Alfred Lichtwark den nun Grabower Altar genannten Altar fur die Hamburger Kunsthalle erworben Die Entdeckung des Altars in der Grabower Kirche brachte erst die Erforschung der spatmittelalterlichen Tafelmalerei Norddeutschlands in Gang In den Grundzugen stimmt das um 1380 geschaffene Landkirchener Retabel aus dem Umfeld Meister Bertrams mit dem Grabower Altar uberein Beschreibung Bearbeiten Der Klapp bzw Flugel Altar war ursprunglich im Chor von St Petri aufgestellt Er ist im geoffneten Zustand uber 7 26 Meter breit und 2 77 Meter hoch Der Altar besteht aus einem Mittelschrein vier Flugeln einer Predella und einer bekronenden Masswerkleiste Zum Altar gehoren 79 Schnitzfiguren sowie 24 einzelne Tafelbilder Die im geschlossenen Zustand sichtbaren Aussenseiten des ausseren Flugelpaars haben ihre ursprungliche Bemalung verloren lediglich Reste einer nachtraglichen Ubermalung sind erhalten Klappt man sie auf erscheinen ihre bemalten Innenseiten in der Mitte sieht man die bemalten Ruckseiten der beiden inneren Flugel Faltet man dann diese inneren Flugel auf so sieht man ihre geschnitzten Innenseiten und den geschnitzten Mittelschrein Die Predella und der bekronende Masswerk Kamm sind mit weiteren Schnitzfiguren verziert Im vollig geoffneten Zustand ist der Flugelaltar also vollstandig mit geschnitzten Figuren geschmuckt der geschlossene Zustand und die erste Offnung zeig t en dagegen Gemalde In der heutigen Prasentation in der Hamburger Kunsthalle sind die Tafelseiten voneinander getrennt so dass man alle Seiten der Tafeln zugleich betrachten kann Die erste Offnung zeigt auf den gemalten Tafeln den beruhmten ikonographisch sehr reichen Bilderzyklus der Schopfungsgeschichte die Geschichte der Patriarchen des Alten Testamentes und die Kindheit Christi Im geoffneten Zustand geht lediglich die Kreuzigungsgruppe in der Mitte uber die volle Hohe des Schreins sonst ist der Altar in zwei Register eingeteilt Sie sind mit einer Folge von stehenden Einzelfiguren versehen die von Baldachinen auf Strebepfeilern bekront werden Der Mittelschrein zeigt in jedem Geschoss je funf Figuren links und rechts der Mittelgruppe also insgesamt 20 Figuren Die Flugel haben jeweils sechs Figuren pro Geschoss also zusammen 24 Figuren Die Predella weist zwolf Sitzfiguren auf Insgesamt hat der Altar also 56 Figuren plus der drei Figuren der Kreuzigungsgruppe Dazu kommen die 20 Halbfiguren Busten in der oberen Masswerkbalustrade Stifter Bearbeiten Als Stifter des Altars gelten Bertram Horborch der zwischen 1366 und 1396 Burgermeister von Hamburg war und sein Bruder der Theologieprofessor Wilhelm Horborch Die Bruder entstammten einer alten Hamburger Ratsherrenfamilie Schon der Vater der beiden war Burgermeister gewesen Bertram Horborch kummerte sich jahrzehntelang um den Neu und Ausbau der ersten Pfarrkirche der Burgerschaft Die Hamburger Burgermeister nannten sich auch noch spater Patrone von St Petri Der Theologe Wilhelm Horborch gehorte dem Domkapitel des Hamburger Mariendomes an Er hatte in Paris Theologie studiert und betrieb Politik im Interesse der Stadt Hamburg beim Papst in Avignon 1361 ernannte ihn Papst Innozenz VI zum papstlichen Nuntius und Kollektor der Erzdiozese Bremen sowie in den Bistumern Verden und Kammin Ein Jahr spater erreichte er beim Papst einen papstlichen Schutzbrief an die Hamburger Bevolkerung um den Strandraub einzudammen 1367 erlangte Horborch an der Universitat Bologna die Doktorwurde schliesslich erwarb er sich einen internationalen Ruf als Rechtsgelehrter 1384 ein Jahr nach der Aufstellung des Hochaltars verstarb er in Rom Da die Kirche im 14 Jahrhundert den Aposteln Petrus und Paulus geweiht worden war mussen im Altar auch Reliquien oder was dafur gehalten wurde der beiden Apostel aufbewahrt gewesen sein Petrus und Paulus galten als Fuhrergestalten der fruhchristlichen Kirche Petrus stand bildlich als Fels der Kirche Der Papst selbst bezeichnete sich als Nachfolger Petri Paulus war der Apostel der Heiden Veranderungen Bearbeiten Mit der Einfuhrung der Reformation verloren die beiden Apostel an Bedeutung Petrus hohes Ansehen in der Papstkirche verkehrte sich in sein Gegenteil gerade wegen der Bezugnahme des Papstes auf ihn Nach der Reformation nahm die Wertschatzung der beiden Heiligen in Hamburg rapide ab 1556 verkaufte die nunmehr protestantische Gemeinde St Petri die seit alters her in ihrem Besitz befindlichen Silberstatuen der Apostel 1595 liess Johannes Schellhammer 1540 1620 aus Thuringen stammender Pastor der Gemeinde die beiden Aussenflugel des von Meister Bertram geschaffenen Altars abmontieren Im gleichen Jahr wurden sie dem aus den Niederlanden stammenden Maler Aegidius Coignet zur Verfugung gestellt der auf Bertrams gotische Gemalde Bilder im Stil der Zeit malte Coignet war aus religiosen Grunden aus seiner Heimat geflohen Eine der von ihm ubermalten Tafeln war in die Kirche St Jakobi gelangt wo sie 1866 der Stadtarchivar Dr Lappenberg entdeckte Durch dessen schriftliches Zeugnis von dem Fund konnte Alfred Lichtwark Bertrams Werk in Grabow wieder ausfindig machen In Lappenbergs Veroffentlichung stand dass auf dem barocken Gemalde noch Goldgrund sowie eine nackte Ruckenfigur mit Sonne Mond und Sternen zu erkennen seien 1596 erneuerte Jost Rogge die Kreuzigungsszene im Zentrum des Altares Der Golgota Hugel ist deshalb heute auf der Altarruckseite mit Rogges Initialen I R und der Jahreszahl 1596 signiert Beutler nimmt sogar an dass es sich bei der Kreuzigung gar nicht um die Originalszene aus der Entstehungszeit handelte Stattdessen soll ursprunglich die Darstellung von Maria und Jesus im Zentrum des Altars gestanden haben Diese Annahme wird von anderen Kunsthistorikern wiederum bezweifelt Letztlich gibt es uber die zentrale Originalszene keinerlei Gewissheit Zugeschriebene Werke Bearbeiten Im Kloster Doberan Zwei Relieftafeln Geburt Christi und Flucht nach Agypten fur den Lettner sowie alttestamentliche Konige Propheten und Apostel auf den Innenseiten des Flugelaltares 1467 Pierpont Morgan Library New York Miniaturen aus einem Missale Auf den drei erhaltenen Seiten sind die Auferstehung Christi eine Messhandlung zu Fronleichnam sowie die Darstellung Christi im Tempel zu sehen datiert auf vor 1381 dem Todesjahr des Auftraggebers Johann von Wunstorp Musee des Arts Decoratifs Paris Sechs Passionstafeln die vermutlich zu zwei Altartafeln gehort haben Sammlung Thyssen in Castagnola Kleiner Hausaltar mit der Mitteldarstellung der Vera Icon Als fruhes Werk geltend und der Buchmalerei nahestehend Niedersachsisches Landesmuseum Der 1394 wohl fur die heute nicht mehr vorhandene Hamburger St Johanniskirche angefertigte Passionsaltar zeigt einen vom Grabower Altar ausgehend weiterentwickelten Stil insbesondere was die Architekturen betrifft Werkstattarbeiten Bearbeiten Hamburger Kunsthalle Meister Bertram oder seiner Werkstatt werden auch der Buxtehuder Altar um 1400 zugeschrieben sowie der Harvestehuder Altar um 1410 Wirkungskreis Bearbeiten Victoria and Albert Museum London Apokalypsenaltar Kloster Wienhausen Leuchterampeln mit Engeln bemaltUrkundlich belegte Werke Bearbeiten Diese Auftrage fur den Hamburger Rat sind urkundlich belegt aber nicht mehr erhalten Holzskulptur einer Maria vor dem Millerntor 1367 Erneuerung einer Engelsskulptur im Rathaus 1367 Bemalung einer Botentasche 1367 Kronleuchter in der Rathaushalle 1372 dessen Erneuerung 1387 Fassen der holzernen Rolandsfigur 1376 1377 1381 1383 1385 1389 Holzskulptur einer Maria vor dem Lubecker Tor 1377 Drei Holzskulpturen sowie sechs Schilde am Winser Baum 1385 Holzskulptur eines Christophorus und eines Christus 1385 In Hamburg ist nach ihm die Meister Bertram Strasse an der Stadtteilgrenze zwischen Barmbek Nord und Ohlsdorf benannt Literatur BearbeitenElizabeth Healy Dube The Grabow Altar of Master Bertram von Minden Providence Brown Univ Diss 1982 Stephanie Hauschild Meister Bertram Der Petri Altar Hamburg 2002 Stephanie Hauschild Meister Bertrams Hamburger St Petri Retabel In Das Landkirchener Retabel im Schleswig Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf Retabelkunst um 1400 in Norddeutschland Akten des internationalen Kolloquiums am 4 und 5 Oktober 2002 in Schleswig Schloss Gottorf hrsg v Uwe Albrecht und Bernd Busche Kiel 2008 S 63 74 Heimo Reinitzer Erschaffung Fall und Wiederbringung des Lichts zum Bildprogramm des St Petri Altars in der Hamburger Kunsthalle Hamburg 2002 Uwe M Schneede Hrsg Goldgrund und Himmelslicht Die Kunst des Mittelalters in Hamburg Ausstellungskatalog Hamburger Kunsthalle 1999 ISBN 3 933374 48 0 Peter Strieder Meister Bertram In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 168 170 Digitalisat Meister Bertram und der Hauptaltar von St Petri Grabower Altar Monografie in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii Lexikus de Lichtwark Alfred Meister Bertram tatig in Hamburg 1367 1415 erschienen 1905 Komplettes Buch mit Abbildungen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Meister Bertram Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Meister Bertram im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 118510118 lobid OGND AKS LCCN n84158631 VIAF 20609 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meister BertramALTERNATIVNAMEN Bertram von MindenKURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM um 1340GEBURTSORT Minden Westfalen oder Bierde bei PetershagenSTERBEDATUM 1414 oder 1415STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meister Bertram amp oldid 226527840