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Die heute noch bestehende Sozialdemokratische Partei der Schweiz SP ist am 21 Oktober 1888 in Bern gegrundet worden Ihre Vorgangerorganisationen waren verschiedene Arbeitervereine kantonale Sozialdemokratische Parteien der Arbeiterbund und in gewissem Masse auch der Grutliverein Inhaltsverzeichnis 1 Die ersten Versuche einer Parteigrundung Grutliverein und Sozialdemokratie 2 Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg 3 Radikalisierung und Spaltung der Arbeiterbewegung wahrend des Ersten Weltkrieges 4 Stromungen der schweizerischen Sozialdemokratie in der Zwischenkriegszeit 5 Politik in der Zwischenkriegszeit bis 1935 6 Literatur 7 LiteraturverweiseDie ersten Versuche einer Parteigrundung Grutliverein und Sozialdemokratie Bearbeiten nbsp Das neue Verhaltnis zwischen Arbeiter und Unternehmer Karikatur von 1896 auf die schlechten Arbeitsbedingungen in schweizerischen Unternehmungen aus Sicht der Arbeiterbewegung in der satirischen Zurcher Zeitschrift Der neue Postillon Die alteste Organisation der schweizerischen Arbeiterbewegung war der Grutliverein der 1838 in Genf gegrundet wurde und sich bis 1843 uber die ganze Schweiz ausbreitete 1 Seine Mitglieder bezeichneten sich als Grutlianer Sie sahen ihren Verein als Vereinigung gesunden nationalen und sozialen Strebens und widmeten sich vor allem der Bildung der Arbeiterschaft Anfanglich gehorten dem Grutliverein vor allem Handwerksgesellen an spater auch Arbeiter In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts betonten die Statuten den standeubergreifenden Charakter des Vereins Erst durch die Statuten von 1849 wandte sich der Grutliverein starker der Politik zu zuerst vor allem im Sinn der freisinnigen Bewegung d h Demokratisierung und Zentralisierung der Eidgenossenschaft waren ein Hauptanliegen In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts vertraten die stadtischen Vereine zunehmend eine dem Sozialismus zuneigende linke Tendenz und wurde zu einem Stosstrupp der demokratisch sozialen Erneuerungsbewegung 2 Aufsehen erregte der Anschluss des fuhrenden Grutlianers Albert Galeer an die 1849 in Genf gegrundete kantonale Sozialdemokratische Partei wenn dies auch auf den Verein als ganzes vorerst keine Auswirkungen hatte Der Verein vertrat zunehmend politische Anliegen der Arbeiterschaft auf nationaler und kantonaler Ebene 1874 wurden die Statuten dahingehend verandert dass als Vereinsziel die Entwicklung des politischen und sozialen Fortschrittes im Schweizerlande und die Forderung des nationalen Bewusstseins auf demokratischer Grundlage festgelegt wurde Der Grutliverein spielte bei verschiedenen Abstimmungskampfen eine wichtige Rolle als Interessenvertreter der Arbeiterschaft so beim Kampf um das Fabrikgesetz von 1877 ohne sich dabei klar marxistische bzw sozialistisch auszurichten Die Mitgliederzahlen erreichten im Jahre 1890 mit rund 16 000 Mitgliedern einen Hochststand Verschiedene Versuche den Verein in eine Partei umzuwandeln scheiterten Allerdings war der Verein durch einige Mitglieder im Nationalrat tatsachlich politisch vertreten Einen ersten Versuch zur Grundung einer Sozialdemokratischen bzw Sozialistischen Partei der Schweiz gab es 1870 in Zurich anlasslich eines allgemeinen sozialistischen Kongresses auf die Initiative von Herman Greulich dem Grunder und Redaktor der Arbeiterzeitung Tagwacht Die Partei konnte sich jedoch neben dem Grutliverein den deutschen Arbeitervereinen sowie den Sektionen der Ersten Internationalen nicht behaupten Nachdem die Auseinandersetzungen zwischen den Marxisten und den Anarchisten 1872 zur Spaltung der Internationalen gefuhrt hatten versuchte man vergeblich 1873 alle Gruppierungen der Arbeiterbewegung im Alten Arbeiterbund zusammenzufassen 1880 wurde der Arbeiterbund deshalb am Oltener Kongress der schweizerischen Arbeiterbewegung wieder aufgelost und die Sozialdemokratische Partei erneut gegrundet Parallel dazu wurden der Schweizerische Gewerkschaftsbund und die Arbeiterstimme als neues Parteiorgan aus der Taufe gehoben Auch die zweite Parteigrundung erwies sich mangels geeigneter Fuhrer und wegen Geldmangel als nicht uberlebensfahig nbsp Herman Greulich Mitte mit seinen Mitarbeitern im Schweizerischen Arbeitersekretariat ca 18891883 fanden sich sozialdemokratisch gesinnte Vertreter des Grutlivereins Gewerkschafter und die Vertreter der glucklosen Partei zu einem Komitee zusammen das eine Reorganisation der Partei an die Hand nahm Unter der Leitung des freisinnigen Berner Rechtsanwalts Albert Steck wurde schliesslich 1888 die Partei zum dritten und bisher letzten Mal neu gegrundet Eigentlich war diese dritte Grundung nur eine Wiederbelebung da die Partei aber eine grundsatzlich andere Ausrichtung als 1880 hatte kann von einer Neugrundung gesprochen werden 3 Steck entwarf selber das erste Parteiprogramm das als Hauptziel der Partei die Vergesellschaftung der Produktionsmittel bezeichnete und eher am Konzept des ethischen Sozialismus orientiert war als am Marxismus Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz schien deshalb zu Anfang als eine Verlangerung des Freisinns auf den vierten Stand in grutlianischer Tradition 4 Der Grutliverein blieb aber auch jetzt als viel bedeutendere Arbeiterorganisation neben der SP bestehen Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Erste Nummer der Tageszeitung Volksrecht 1 April 1898 dem Organ der Sozialdemokratischen Partei in Zurich nbsp Die Kapelle Greulich die sieben Vertreter der SP im Nationalrat zwischen 1908 und 1911 Herman Greulich aus Zurich Howard Eugster aus Hundwil Mario Ferri aus Lugano Heinrich Scherrer aus St Gallen August Rickli aus Langenthal Alfred Brustlein aus Bern sowie Friedrich Studer aus Winterthur1893 reformierte der Grutliverein unter dem Eindruck der Verstarkung der sozialistischen Ausrichtung seiner Mitglieder seine Statuten dahingehend dass er sich als proletarische Klassenorganisation definierte Das Zusammenrucken der beiden Organisationen mundete schliesslich 1902 in der Solothurner Hochzeit als die Fuhrungsspitze der SP und des Grutlivereins fusioniert wurden und der machtige Grutliverein der noch relativ unbedeutenden SP beitrat Erst durch diesen Schritt gelang die definitive Festigung der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz Der Grutliverein hielt allerdings auch innerhalb der SP bis zu seiner Auflosung 1925 daran fest dass die soziale Frage friedlich innerhalb des demokratischen Staates gelost werden konne 5 Auf politischer Ebene konnte die SP bis zum Ersten Weltkrieg kaum Erfolge verbuchen da das Majorzwahlverfahren in den schweizerischen Parlamentswahlen ihren Aufstieg behinderte Bei den Wahlen 1890 wurde Jakob Vogelsanger zum ersten sozialdemokratischen Nationalrat gewahlt Obwohl gemass zeitgenossischen Quellen ca 64 000 der 350 000 schweizerischen Stimmberechtigten sozialdemokratisch wahlten 6 gelang es bis 1902 lediglich sieben Sozialdemokraten einen Sitz im Nationalrat zu gewinnen Sie bildeten im Rat die von burgerlichen Politikern belachte und beargwohnte sog Kapelle Greulich Ein Standeratsmandat konnte erst 1911 erobert werden Zwei Volksinitiativen zur Einfuhrung des Proporzes bei den Nationalratswahlen scheiterten 1900 7 und 1910 8 Erfolgreicher war die Partei auf kommunaler und kantonaler Ebene Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg stieg die Zahl der sozialdemokratischen Nationalrate 1911 auf 18 Im Jahr 1913 gelang es der SP zusammen mit den Katholisch Konservativen eine neue Initiative zur Einfuhrung der Proporzwahl fur den Nationalrat zu lancieren die am 13 Oktober 1918 von Volk und Standen angenommen wurde 9 10 Die Zunahme der Arbeitskampfe und die sich haufenden Ordnungsdiensteinsatze von Polizei und Militar gegen die streikende oder protestierende Arbeiterschaft radikalisierte die sozialdemokratische Bewegung zusehends Als 1904 das Parteiprogramm revidiert werden sollte setzte sich deshalb der marxistische Programmentwurf des orthodoxen Marxisten Otto Lang durch Die SP bekannte sich darin klar zum Marxismus womit eine starke Dogmatisierung einherging Daraus ergaben sich zahlreiche Widerspruche zur politischen Praxis da sich ein Bekenntnis zur schweizerischen Demokratie schlecht mit den Thesen des Marxismus vereinbaren liess Die neuen Grundsatze der Partei waren in der breiten Bevolkerung nicht sonderlich popular besonders die Ideen des Klassenkampfs und des Internationalismus wurden als unschweizerisch angesehen und brachten der SP wegen ihrer zunehmenden Anlehnung an die deutsche Sozialdemokratie und der zahlreichen Auslander in den Gewerkschaften den Ruf einer Auslanderpartei ein 11 Im Parteiprogramm von 1904 wurden zahlreiche Politikbereiche angesprochen die als Schwerpunktthemen bis zum Ersten Weltkrieg fur die SP aktuell blieben Die Demokratisierung des Heerwesens die Abschaffung der Militarjustiz besonders in Friedenszeiten soziale Abfederung der Kosten des Militardienstes fur die Milizsoldaten der Ausbau der Koalitionsfreiheit das Streikrecht die Einfuhrung des Proporzwahlrechts auf Bundesebene Volkswahl des Bundesrates staatliche Massnahmen gegen Monopole und Kartelle sowie ein weiterer Ausbau der Volksrechte Daneben wurde in marxistischem Sinne eine weitgehende Verstaatlichung von Teilen der Wirtschaft sozialer Wohnungsbau die Einfuhrung von Reichtumssteuern etc gefordert Mehrere Parteitage kamen jedoch zum Schluss dass klassenkampferische Zwangsmittel wie der Generalstreik in der Schweiz angesichts ihrer demokratischen Organisation nicht durchfuhrbar seien Die wiederholten Polizeieinsatze des Militars gegen Streikende forderten auch zunehmend antimilitaristische und pazifistische Stromungen in der Arbeiterschaft und somit auch in der Sozialdemokratie Theoretisch wandte sich zwar der Marxismus gegen Militarismus und Krieg denn er erblickte in ihnen das Mittel des Kapitalismus um seine Macht fortwahrend zu vergrossern doch wollte sich die SP Fuhrung zu diesem Zeitpunkt nicht kategorisch gegen die militarische Landesverteidigung stellen da sie die demokratischen Errungenschaften der Schweiz durchaus als verteidigungswurdig einstufte Anlasslich der Diskussion um eine neue eidgenossische Militarorganisation beschloss die Partei 1904 diese nur zu billigen wenn Garantien gegen die in ihren Augen missbrauchliche Aufbietung von Truppen bei Streiks gegeben wurden ferner wurde eine Demokratisierung der Armee gefordert Da die Bundesbehorden nicht auf diese Bedingungen eintraten ergriff die SP mit Erfolg das Referendum gegen die Militarorganisation unterlag aber in der Volksabstimmung Die Diskussion um die Frage der Militarorganisation in den Jahren 1904 1907 die noch bis zur Armeereform 1911 weiterging bereitete den Weg fur eine Radikalisierung der Partei bezuglich der Militarfrage 1905 konstituierte sich eine Antimilitaristische Liga mit vornehmlich pazifistisch gesinnten Mitglieder die sich auf die anarchistische und christliche Tradition zugleich berief Die Liga war in der SP vertreten durch Charles Naine und Fritz Brupbacher die mit ihren Gesinnungsgenossen aber nur eine Minderheit bildeten Am Parteitag von 1906 unterlagen die Pazifisten mit ihren militarkritischen Vorstossen mit 35 zu 204 Stimmen klar und die Partei bekannte sich zur Notwendigkeit des bewaffneten Grenzschutzes zur Aufrechterhaltung der schweizerischen Neutralitat und Unabhangigkeit Kritisiert wurde allerdings erneut der Armeeeinsatz im Innern Seitdem der Widerstand gegen die Armeereform 1911 gescheitert war stellte die SP jahrlich in den eidgenossischen Raten den Antrag die Militarausgaben ganz zu unterdrucken Dabei wurde argumentiert es werde in Europa keinen Krieg mehr geben da die Solidaritat der organisierten Arbeiterschaft in allen Landern eine Mobilisierung verhindern wurde Noch sechs Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde von Robert Grimm und Charles Naine ein entsprechender Antrag im Parlament eingebracht Diese Haltung wurde der SP von burgerlicher Seite noch lange vorgehalten da die Parlamentarier der SP kurz darauf den Antragen des Bundesrates auf unbeschrankte Militarkredite zustimmten 12 Gesamthaft gesehen behielt in der schweizerischen Arbeiterbewegung vor 1914 klar der gemassigte demokratisch evolutionare Flugel die Oberhand uber den radikalen revolutionar klassenkampferischen Kreisen Die religios soziale sowie die idealistisch pazifistische Stromung um Leonhard Ragaz Charles Naine und Ernest Paul Graber blieb innerhalb der Partei ebenfalls bis zum Krieg eine Randerscheinung Radikalisierung und Spaltung der Arbeiterbewegung wahrend des Ersten Weltkrieges Bearbeiten nbsp Titelseite der Freien Jugend vom September 1914 dem von Willi Munzenberg redigierten Organ der Jungsozialisten nbsp Flugblatt des Oltener Komitees mit dem Aufruf zum Landesstreik im November 1918 Vorderseite nbsp Streikaufruf RuckseiteBei Kriegsausbruch stimmte die sozialdemokratische Fraktion im Nationalrat fast geschlossen den Vollmachten fur den Bundesrat und dem Burgfrieden mit den burgerlichen Parteien zu Nur die zwei radikal pazifistischen Nationalrate Graber und Naine aus Neuenburg enthielten sich aus Protest der Stimme Angesichts des Kriegsausbruchs zerfiel die Sozialistische Internationale und die meisten Sozialisten Europas fugten sich in die nationalistischen Kriegsprogramme der burgerlichen Regierungen Die radikalen Sozialisten die den Krieg als Verrat an den Interessen der Arbeiterschaft ablehnten sammelten sich in der Schweiz bei den Jungsozialisten um Willi Munzenberg und um die exilierten Fuhrer der russischen Sozialisten um Lenin der wahrend des Krieges in der Schweiz lebte 1915 initiierte der Berner Sozialist Robert Grimm die Zimmerwalder Bewegung die eine Wiederbelebung der Internationalen zum Ziel hatte und die Kooperation der Sozialisten mit den Kriegsparteien als Sozialpatriotismus verurteilte 1916 fand erneut eine internationale sozialistische Konferenz im bernischen Kiental statt an der sich jedoch bereits eine Spaltung der Arbeiterbewegung in einen radikal revolutionaren Flugel und einen gemassigten demokratisch evolutionaren Flugel abzeichnete Angesichts der Teuerung und der noch nicht existierenden finanziellen Abgeltung fur den Militardienst Lohnersatzordnung litten insbesondere in den Stadten zahlreiche Familien Not so dass sich Proteste und Demonstrationen hauften Die Arbeiterschaft radikalisierte sich zusehends so dass sich in der Fuhrung der SP ein Generationenwechsel zu den jungeren und radikaleren Ernst Nobs und Robert Grimm abzeichnete Die Arbeiterbewegung wurde durch den Krieg aber auch durch die gewaltsamen Konfrontationen mit dem Militar und den sich haufenden Misshandlungen von Arbeitern im Militardienst auch zunehmend antimilitaristisch Die betont konfrontative Haltung der Militarfuhrung unter General Ulrich Wille intensivierte diesen Trend zusatzlich Die Jungsozialisten forderten 1917 die organisierte Wehrpflichtverweigerung durch die Arbeiterschaft und provozierten Emporung bei den burgerlichen Parteien 13 Da sich die SP der Zimmerwalder Bewegung anschloss trug sie im Prinzip auch deren Verurteilung von Militarismus und Pazifismus mit Wahrend die aktive Bekampfung des Militarismus dem Klassenkampf zugerechnet wurde sah man den Pazifismus lediglich als eine Behinderung des Klassenkampfes Fur das Jahr 1917 wurde deshalb ein ausserordentlicher Parteitag einberufen der uber eine Revision der Haltung der SP zur schweizerischen Landesverteidigung entscheiden sollte Der Parteitag von 1917 brachte schliesslich einen Richtungs und Generationenwechsel innerhalb der SP der die Partei bis in die spaten dreissiger Jahre pragen sollte Angesichts von gewaltsamen Zusammenstossen zwischen der Armee und Arbeitern in La Chaux de Fonds im Mai 1917 und der Obersten Affare nahm der Parteitag mit deutlicher Mehrheit ein antimilitarisches Programm an das alle Parteivertreter dazu verpflichtete jegliche Militarkredite abzulehnen und die Wehrpflicht ablehnte und die Unterstutzung der Militardienstverweigerer vorsah 14 Damit entzog die SP dem schweizerischen Militar die Legitimation auch von der Arbeiterbewegung getragen zu sein Gemassigtere Vertreter der Partei wie Herman Greulich Emil Kloti und Gustav Muller die bisher eine fuhrende Position eingenommen hatten sahen sich in die Minderheit versetzt Im November 1918 kam es zur Machtprobe zwischen der schweizerischen Armee und der Arbeiterbewegung als das auf Initiative von Robert Grimm gegrundete Oltener Aktionskomitee den landesweiten Generalstreik ausrief um seinen sozialpolitischen Forderungen Nachdruck zu verschaffen Diese wichtigste gesellschaftspolitische Auseinandersetzung der schweizerischen Zeitgeschichte endete fur die Sozialdemokratie in einer Niederlage Zwar konnten einige der Forderungen wie die Umsetzung Proporzwahlrechts verwirklicht werden aber der Streik bewirkte auch die Zusammenfuhrung der burgerlichen Parteien zum sog Burgerblock Die Beteiligung der SP an der Regierung durch die Aufnahme eines Vertreters in den Bundesrat ruckte in weite Ferne Dafur gewahrte der Freisinn der Katholisch Konservativen Partei und spater der Bauern Gewerbe und Burgerpartei je einen Sitz um die politische Isolation der SP noch zu verstarken So konnte die SP von der Verdoppelung ihrer Mandate von 20 auf 41 in den Nationalratswahlen von 1919 die erstmals nach dem Proporz durchgefuhrt wurden politisch nicht profitieren da sie sich einer unuberwindlichen burgerlichen Mehrheit gegenubersah 15 Stromungen der schweizerischen Sozialdemokratie in der Zwischenkriegszeit BearbeitenWahrend des Ersten Weltkriegs kam es auch in der Schweiz zu einer Zuspitzung der Richtungskampfe innerhalb der Arbeiterbewegung Mehrere Stromungen bildeten sich heraus von denen einige sich von der Partei abspalteten bzw von ihr ausgeschlossen wurden Innerhalb der Partei konnen zwei Hauptgruppen unterschieden werden Marco Zanoli bezeichnet diese als revolutionar klassenkampferische und evolutionar demokratische Richtung wobei er diese Einteilung an den Mitteln orientiert die gemass der jeweiligen Richtung zur Erreichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung eingesetzt werden sollten Neben diesen zwei Hauptgruppen kann zusatzlich die pazifistisch idealistische Richtung ausgemacht werden Weiter verbreitete Einteilungen der konkurrierenden Gruppen unterscheiden zwischen einem reformistisch gesinnten rechten Flugel der Partei einem marxistisch gesinnten Zentrum und einem linken Flugel der sich spater teilweise als Kommunistische Partei der Schweiz abspaltete Diejenigen Politikbereiche in denen die Differenzen am grossten waren konnen als die sog Wehrfrage und die Demokratiefrage identifiziert werden Mit dem Begriffspaar wurde wahrend der Zwischenkriegszeit der Streit um die Anerkennung der schweizerischen Landesverteidigung und der demokratischen Staatsform durch die Sozialdemokratie bezeichnet der innerhalb der Partei und zwischen der SP und den burgerlichen Parteien gefuhrt wurde Die revolutionar klassenkampferische Richtung der Sozialdemokratie stutzte sich ganz auf die Lehre des Marxismus und die Theorie des Historischen Materialismus welche die Entwicklung der Menschheit als eine Geschichte von Klassenkampfen definierten 16 Diese Richtung wird in der Literatur auch als systemreformierender bzw revolutionarer Flugel der SP bezeichnet 17 Er dominierte vor allem unter den jungeren Sozialdemokraten Angehorige dieser Parteirichtung lehnten die Landesverteidigung der Schweiz ab da sie die sozialistische Bewegung als ein internationales Phanomen auf der Basis der gesellschaftlichen Klasse des Proletariats und nicht als eine nationale Partei mit einer begrenzten Wahlerschaft begriff Aus dieser Perspektive bestand kein Interesse an der Verteidigung eines einzelnen Landes hochstens an der Verteidigung eines sozialistischen Staates gegen kapitalistische Feinde Die Armee des burgerlichen Staates Schweiz wurde grundsatzlich bekampft da sie immer als ein Mittel der herrschenden Klassen zur Unterdruckung der Arbeiter und zur Verhinderung der Revolution angesehen wurde Die Ziele der revolutionar klassenkampferisch gesinnten Richtung war die Befreiung der schweizerischen Arbeiterklasse mit dem Mittel der gewaltsamen Revolution sowie der Ersatz des als scheindemokratisch bezeichneten schweizerischen politischen Systems durch die Diktatur des Proletariats Trotzdem stand die revolutionare Bewegung nach der Spaltung der Zimmerwalder Bewegung im April 1917 rechts von der sog Zimmerwalder Linken aus der 1919 unter der Fuhrung Lenins die dritte Kommunistische Internationale Komintern hervorging Ihre schweizerischen Anhanger spalteten sich 1921 unter Franz Welti als Kommunistische Partei der Schweiz KPS von der SP ab nachdem die SP den Beitritt zur Komintern abgelehnt hatte Die evolutionar demokratische Richtung vereinigte das Ziel der Befreiung der Arbeiterklasse mit der Idee dass auch ein sozialistischer Staat nur auf demokratischer Basis funktionieren konne weshalb sie die Einfuhrung der Diktatur des Proletariats fur die Schweiz ablehnte 18 Diese Gruppierung wird in der Literatur auch als systempartizipierender demokratischer Flugel der SP bezeichnet 19 Fur die evolutionare Gruppe verlief im Ideal die Revolution uber eine demokratische Machtubernahme und nicht gewaltsam aus diesem Grund bekannte sie sich zur Landesverteidigung so lange damit die sozialen Errungenschaften der Schweiz gegen einen ruckstandigeren Staat verteidigt werden konnten Die evolutionare Gruppe lehnte die Armee nicht grundsatzlich ab sondern kritisiert bestehende Missstande und strebte ihre Demokratisierung nach damaligen Vorstellungen an demokratische Wahl der Offiziere durch die Mannschaften ausgeglichene Vertretung aller Gesellschaftsschichten im Offizierskorps demokratische Kontrolle der Armee etc Vor allem Einsatze der Armee gegen innere politische und wirtschaftliche Unruhen lehnt sie kategorisch ab Die pazifistisch idealistische Tendenz zerfiel ihrerseits in einen religiosen Religioser Sozialismus und einen idealistisch orientierten Pazifismus Beide lehnten konsequent jede Gewaltanwendung ab und waren deshalb gegen das Prinzip der Diktatur des Proletariats gegen eine gewaltsame Revolution und sogar gegen die Verteidigung einer sozialistischen Schweiz Die Ziele aller Pazifisten waren eine umfassende Abrustung die Aufklarung der Offentlichkeit uber das wahre Gesicht des Krieges und die Etablierung einer wirksamen internationalen Schiedsgerichtsbarkeit Politik in der Zwischenkriegszeit bis 1935 Bearbeiten nbsp Robert Grimm dominierende Figur in der schweizerischen Arbeiterbewegung in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts nbsp Max Weber wirtschaftspolitischer Vordenker der SP fuhrender Gewerkschafter nbsp Ernst Nobs Chefredaktor des Volksrechts Nationalrat und Zurcher KantonalpolitikerNach den Wirren um den Landesstreik und die Machtubernahme der revolutionar klassenkampferischen Tendenz stand die Frage des Beitritts der SP zur III Internationalen im Zentrum der Debatte Obwohl es noch 1918 schien als wurde die SP vollig ins radikal marxistische Lager abschwenken wurde 1919 mit der Wahl von Gustav Muller zum Parteiprasidenten der Vorort der Partei vom radikalen Zurich ins gemassigtere Bern verlegt Der Beitritt zur III Internationalen wurde dementsprechend abgelehnt Das neue Parteiprogramm das 1920 in Bern beschlossen wurde zeigte aber trotzdem deutlich klassenkampferische Zuge und zielte darauf ab die aussere Linke der Arbeiterbewegung in der Partei zu halten Trotzdem kam es 1921 zur Abspaltung der extremen Linken durch die Grundung der Kommunistische Partei der Schweiz Das Parteiprogramm von 1920 setzte in zwei politisch heiklen Punkten erneut einen klaren Kontrapunkt zum burgerlichen Staat Einerseits wurde die Landesverteidigung und der Militarismus und andererseits die bestehende demokratische Ordnung abgelehnt indem fur den Fall eines demokratischen Wahlsieges der SP die Umsetzung der Diktatur des Proletariats angekundigt wurde Das hiess nach damaligem Verstandnis die Einfuhrung des Ratesystems Der Kampf gegen den Militarismus wirkte sich konkret darin aus dass die Parlamentarier der SP konsequent gegen alle Militarausgaben stimmten und weiterhin Militardienstverweigerer unterstutzt wurden und die Abschaffung der Militarjustiz gefordert wurde Angesichts der realen Krafteverhaltnisse im Parlament beschrankten sich die Erfolge darauf dass 1926 durch ein momentanes Zweckbundnis mit den Katholisch Konservativen eine Fixierung des Militarbudges auf 85 Millionen Franken gelang Der Preis fur diesen Erfolg war die Nichtwahl Robert Grimms ins Nationalratsprasidium 20 Die Initiative zur Abschaffung der Militarjustiz 21 scheiterte genauso wie alle Versuche auf die anstehenden Militar oder Rustungsvorlagen Einfluss zu nehmen am Burgerblock der Katholisch Konservativen und Freisinnigen Allerdings gelang es die burgerliche Schutzhaftinitiative und die Lex Haberlin Abstimmung vom 24 September 1922 zu verhindern die dem burgerlichen Staat Rechtsmittel in die Hand gegeben hatten um gegen sozialistische Propaganda Agitation und Streiks vorzugehen Die lautstark gefuhrte Kampagne der SP gegen den Militarismus blieb so ohne konkrete politische Folgen ausser dass er die Partei gegenuber den burgerlichen Kraften klar abgrenzte 22 Auch beim Beitritt der SP zur Sozialistischen Arbeiter Internationalen SAI 1926 bestanden die Schweizer Genossen auf ihre vom sozialdemokratischen Mainstream abweichenden Positionen in der Militar und der Demokratiefrage Die fortwahrende politische Isolation wurde fur die Sozialdemokratie in den Zwanziger Jahren immer mehr zum Problem weil dadurch eine wirksame Reform der Sozialgesetzgebung verhindert wurde Die Gewerkschaften konnten die Einfuhrung der 48 Stunden Woche zwar als Erfolg verbuchen aber es gelang weder eine starkere Besteuerung der Vermogenden Vermogensabgabe Initiative Abstimmung vom 3 Dez 1922 noch eine Alters und Hinterbliebenenversicherung oder andere Ziele wie ein Verbot von Branntwein oder die Aufhebung des Getreidemonopols durchzusetzen Deshalb drangten die gemassigteren Krafte innerhalb der SP gegen Ende der Zwanziger Jahre immer lautstarker auf eine Regierungsbeteiligung der Arbeiterschaft Dazu wurde erwogen die Volkswahl des Bundesrates durch eine Volksinitiative zu erzwingen Durch die klassenkampferischen Positionen konnte die SP andererseits erfolgreich ein Wachstum der KPS verhindern und sie sogar in mehreren Kantonen wieder verdrangen Bis 1928 gelang es den Wahleranteil national auf 27 4 Prozent zu steigern und damit zur FDP der damals starksten burgerlichen Partei aufzuschliessen Mit 50 Sitzen war die SP nun zweitstarkste politische Kraft im Nationalrat Die Kandidatur des Zurcher Stadtprasidenten Emil Kloti fur einen Bundesratssitz 1929 scheiterte jedoch klar an der burgerlichen Mehrheit in der Bundesversammlung Wahrend in der Parteileitung der SP die Mehrheit der revolutionar klassenkampferischen Tendenz um das politische Schwergewicht Robert Grimm schwierig zu brechen war gelang es den gemassigteren Kreisen im Schweizerischen Gewerkschaftsbund schon 1927 die Macht zu ubernehmen Als sichtbares Zeichen der politischen Kooperationsbereitschaft liess der SGB sogleich die Diktatur des Proletariats aus seinen Statuten streichen Die Wahlerschaft bestatigte diesen Kurs indirekt dadurch dass Ernst Reinhard der Prasident der SP im Gegensatz zum Gewerkschafter Robert Bratschi nicht mehr als Nationalrat bestatigt wurde 23 Die Gewerkschafter starkten nun innerhalb der Partei der evolutionar demokratischen Tendenz den Rucken Die antimilitaristische Politik der SP kam auch dadurch zunehmend unter Druck dass im Ausland die Sozialdemokraten in den jeweiligen Landern klar das Militar unterstutzten In den spaten Zwanziger Jahren intensivierten sich die politischen Auseinandersetzungen zwischen der SP und den Kommunisten wieder Vehement bekampfte die Parteileitung die sog Einheitsfront Bewegung die eine Vereinigung der Arbeiterbewegung unter kommunistischer Fuhrung herbeifuhren wollte Die Kommunisten gingen ihrerseits dazu uber die Sozialdemokraten als Sozialfaschisten zu beschimpfen Die Haltung der SP in den Kommunistenkrawallen 1929 sowie spater anlasslich des Streiks der Heizungsmonteure in Zurich 1932 schien diese These zu bestatigen weil die in die lokalen und kantonalen Regierung integrierten Sozialdemokraten das harte Vorgehen der Polizei politisch mittrugen Die teilweise gewaltsamen Konflikte der Kommunisten mit den Sozialdemokraten beschrankten sich in der Schweiz allerdings auf die grossen Stadte Genf Zurich und Basel 1933 lehnte der nationale Parteitag der SP das Einheitsfront Angebot der KPS ab In Zurich gelang der SP unter der Fuhrung David Farbsteins 1928 die Erringung der Mehrheit in der Stadtregierung und im Gemeinderat Das Rote Zurich wurde schweizweit zum Aushangeschild einer pragmatischen sozialdemokratischen Regierungspolitik gepragt durch sozialpolitische Massnahmen und eine forcierte kommunale Baupolitik durch Forderung von Wohnbaugenossenschaften Dadurch wurden die schlimmsten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise die nach 1929 auch die Schweiz trafen teilweise abgefedert Auf nationaler Ebene sah sich die SP nach der Wahl von Rudolf Minger dem Fuhrer der noch jungen Bauern Gewerbe und Burgerpartei BGB ins Eidgenossische Militardepartement mit einer verstarkten Aufrustungspolitik konfrontiert Minger drangte systematisch auf hohere Militarausgaben und eine Reorganisation der Armee Besonders der Ausbau der Luftwaffe wurde von Minger angesichts der Aufrustung in Italien und Frankreich als dringlich angesehen Die SP verlangte dass die von Minger dazu beantragten 20 Millionen Franken stattdessen zur Linderung der Folgen der Wirtschaftskrise verwendet werden sollten Trotz starkem Engagement gelang es der SP jedoch nicht diese Vorlage mit hohem Symbolgehalt zu Fall zu bringen Die offentliche Meinung stand durch die geschickte Popularisierung des Militars durch Minger klar hinter der Vorlage 1930 gelang es Minger auch die Ausgabengrenze von 85 Millionen zu umgehen so dass sie SP mit ihrer Militarpolitik vor einem Scherbenhaufen stand Das Scheitern der internationalen Abrustungskonferenz in Genf 1932 war schliesslich das Fanal des Sonderweges der schweizerischen Sozialdemokratie in der Militarfrage Eine fruhe Integration der Sozialdemokratie in das politische System die 1932 moglich geworden ware scheiterte an den Unruhen von Genf 1932 24 Der vom damaligen Genfer SP Prasident Leon Nicole hart gefuhrte Kampf gegen die lokale faschistische Bewegung eskalierte in einem Militareinsatz mit 13 Toten Demonstranten und 70 Verwundeten Obwohl Nicole innerhalb der SP als Linksabweichler galt musste die SP ihre Sympathie mit den Martyrern von Genf bezeugen und den politischen Kampf gegen das burgerliche Lager intensivieren Als kurzfristige Folge der Ereignisse gelang es Nicole in den kantonalen Wahlen eine Mehrheit fur die SP zu gewinnen und Genf zum ersten SP regierten Kanton der Schweiz zu machen Die Nachwehen von Genf vergifteten das politische Klima in der Schweiz bis weit in die Dreissiger Jahre hinein und mundete im Abstimmungkampf um die sog Lex Haberlin II Mit erheblichem Einsatz gelang der SP dabei zum zweiten Mal die Verhinderung eines schweizerischen Sozialistengesetzes Der angeschlagene rechts burgerliche Bundesrat Heinrich Haberlin ein Feindbild der SP trat daraufhin zuruck Sowohl die SP wie auch die burgerlichen Parteien wurden also durch die Genfer Ereignisse in die Graben des Landesstreiks zuruckgeworfen Auch die burgerlichen Parteien ruckten nun wieder starker zusammen Nachdem ab 1930 auch in der Schweiz die Weltwirtschaftskrise fuhlbar geworden war begann die SP verstarkt fur den Ubergang zur Planwirtschaft zu werben und forderte vom Bundesrat Massnahmen zur Organisation der Volkswirtschaft zur Kontrolle der Schlusselindustrien sowie der Banken und Versicherungen zu ergreifen Bis 1933 konkretisierte die Parteileitung ihre Vorstellungen dahingehend dass sie eine Zusammenfassung der Arbeitenden aller Stande Privatarbeiter Kleinbauern Kleingewerbler Intellektuelle in der Einheitsfront aller Werktatigen erreichen wollte Der Bund sollte ein Aussenhandelsmonopol errichten umfassende Arbeitsbeschaffungsprogramme in Kraft setzen Bauern und Gewerbe entschulden alles finanziert durch eine Krisensteuer auf die grossen Vermogen Um das Kleinburgertum zu gewinnen sollte auf eine Verstaatlichung der Produktionsmittel verzichtet werden Diese Vorstellungen stammten im Wesentlichen aus dem Gedankengut des konstruktiven Sozialismus in der Weiterentwicklung von Hendrik de Man und waren zeitgenossisch unter dem Titel Plan der Arbeit bekannt Uber der Frage wie mit der anhaltenden Wirtschaftskrise umzugehen sei kam es 1934 zu einem Zerwurfnis zwischen der SP und den Gewerkschaften die in Konkurrenz zum Plan der Arbeit der SP die sog Kriseninitiative 25 lancierten Diese vom Volk abgelehnte Initiative war stark gepragt vom wirtschaftlichen Vordenker des SGB dem spateren Bundesrat Max Weber Uberhaupt tendierten die Gewerkschaften unter dem Eindruck der Machtergreifung Hitlers in Deutschland eher zu einer Allianz mit Kraften der politischen Mitte wie sie von der sog Richtlinienbewegung Richtlinien fur den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Sicherung der Demokratie und der Zeitung Nation angestrebt wurde als mit der SP und der KPS eine antikapitalistische Abwehrfront am linken Parteienspektrum zu bilden Die Frage wie auf die Bedrohungen durch den Faschismus und die deflationare Wirtschaftspolitik des Bundesrates zu reagieren sei dominierten auch die Diskussionen um eine Revision des Parteiprogrammes von 1920 die ab 1933 immer starker wurden Die Parteileitung wehrte sich gegen eine Revision da sie zu recht befurchtete die SP werde durch Programmdiskussionen nur unnotig geschwacht oder es werde sogar eine Parteispaltung provoziert Schliesslich erzwangen die Gewerkschaften 1934 mit der sog Petition der Funfhundert die Ausarbeitung eines neuen Parteiprogramms das gemass der Petition weiteste Schichten der werktatigen Bevolkerung ansprechen sollte und deshalb ein unzweideutiges Bekenntnis der Partei zur Demokratie und eine vorbehaltlose Befurwortung der Landesverteidigung beinhalten sollte 26 Am Parteitag von 1935 in Luzern standen sich die beiden Hauptflugel der Partei unter dem Eindruck des Untergangs der Sozialdemokratie in Osterreich Osterreichischer Burgerkrieg und der Fronteninitiative 27 unversohnlich gegenuber Wahrend die evolutionar demokratische und die gewerkschaftliche Linie die Annaherung der SP an die politische Mitte forderten und programmatische Hurden beseitigen wollten kampften die Pazifisten und der revolutionar klassenkampferische Flugel gegen den Verrat am Sozialismus Die Parteileitung ergriff hinter den Kulissen vor dem Parteitag drastische Massnahmen um die drohende Spaltung zu verhindern und schloss zahlreiche Exponenten des linken Flugels aus der Partei aus Die Wehrfrage lud sich nach 1933 noch zusatzlich auf da zahlreiche von der sozialdemokratischen Presse ausgeschlachtete Militaraffaren befurchten liessen dass die Schweizer Armee und insbesondere das Offizierskorps bereits vom Faschismus unterwandert sei Gleichzeitig fand die von Bundesrat Minger lancierte Debatte um eine Modernisierung und Aufrustung der Armee zur Verteidigung der schweizerischen Demokratie auch in der Arbeiterschaft immer mehr Befurworter Bei fuhrenden Sozialdemokraten verbreitete sich zudem die Ansicht der Untergang der Demokratie in Deutschland und Osterreich sei letztlich durch die Vernachlassigung des Militars durch die jeweiligen Sozialdemokratischen Parteien mitverschuldet worden und die SP Schweiz musse nun die Lehre daraus ziehen und die das Militar wie die Politik auf demokratischem Weg erobern 28 Der Parteitag vom 26 und 27 Januar 1935 stimmte schliesslich dem neuen Parteiprogramm zu das den Plan der Arbeit propagierte die Demokratie vorbehaltlos als Staatsform der Schweiz anerkannte und unter gewissen Bedingungen auch die Landesverteidigung zum Schutz der Demokratie befurwortete Gleichzeitig beschloss der Parteitag aber die Nein Parole in der bevorstehenden Abstimmung uber die neue Militarorganisation mit einer verlangerten Rekrutenschule 29 Aussenstehende deuteten diesen Doppelbeschluss als Schwache der SP parteiintern wurden dadurch jedoch die antimilitaristischen Krafte besanftigt und die Parteispaltung verhindert Das Parteiprogramm von 1935 ist als Kompromiss nach rechts zu verstehen das nun nicht mehr wie das Programm von 1920 die Integration des radikalen linken Flugels der Partei diente sondern die Basis fur die antikapitalistische Abwehrfront links der Mitte liefern wollte Die Parteileitung beabsichtigte mit diesem Programm den Umbau der SP von der Klassen zur Volkspartei also einen alternativen Weg zur Erringung der Mehrheit im Parlament auf demokratischem Weg Die Befurwortung der Landesverteidigung wurde uber den logischen Umweg erreicht dass die SP sich fur die militarische Verteidigung der Demokratie gegen den Faschismus einsetze wenngleich die geistige Abwehr des Faschismus im Innern als Voraussetzung fur die militarische Abwehr gegen aussen Bedingung blieb 30 Literatur BearbeitenBernard Degen Wer darf mitregieren Die Integration der Opposition als Gnadenakt In Brigitte Studer Hg Etappen des Bundesstaates Staats und Nationsbildung der Schweiz 1848 1998 Chronos Zurich 1998 S 145 158 Bernard Degen Sozialdemokratie Gegenmacht Opposition Bundesratspartei Die Geschichte der Regierungsbeteiligung der schweizerischen Sozialdemokraten Orell Fussli Zurich 1993 Bernard Degen Sozialdemokratische Partei SP In Historisches Lexikon der Schweiz Hermann Dommer und Erich Gruner Entstehung und Entwicklung der schweizerischen Sozialdemokratie Ihr Verhaltnis zu Nation Internationalismus Burgertum Staat und Gesetzgebung Politik und Kultur Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880 1914 Band 3 Chronos Zurich 1988 Jann Etter Armee und offentliche Meinung in der Zwischenkriegszeit 1918 1939 Francke Bern 1972 Heinz Egger Die Entstehung der Kommunistischen Partei und des 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Ablehnung der Vaterlandsverteidigung Sozialistische Jugendbibliothek Heft 10 Sozialdemokratische Jugendorganisation der Schweiz Hg Zurich 1917 Antrage Beschlusse und Gutachten zur Militarfrage Sozialdemokratische Partei der Schweiz Hg Zurich 1917 Schmid Amman Die Wahrheit uber den Generalstreik S 386 389 Frick Sozialdemokratie S 423 427 Hardmeier Geschichte der sozialdemokratischen Ideen S 14ff Huber Kommunisten und Sozialdemokraten in der Schweiz S 23f Scheiben Krise und Integration S 27 50 Frick Sozialdemokratie S 423 427 Hardmeier Geschichte der sozialdemokratischen Ideen S 14ff Huber Kommunisten und Sozialdemokraten in der Schweiz S 23f Scheiben Krise und Integration S 27 50 Etter Armee und Offentliche Meinung S 101 104 Eidgenossische Volksinitiative Aufhebung der Militarjustiz Volksabstimmung vom 30 Januar 1921 33 6 Ja Stimmen der Stimmberechtigten und 3 befurwortende Standesstimmen Scheiben Krise und Integration S 199f Etter Armee und offentliche Meinung S 108f Zanoli Zwischen Klassenkampf Pazifismus und Geistiger Landesverteidigung S 78 81 Volksbegehren zur Bekampfung von Krise und Not Volksabstimmung vom 2 Juni 1935 abgelehnt mit 567 425 Nein zu 425 242 Ja Stimmen Zanoli Zwischen Klassenkampf Pazifismus und Geistiger Landesverteidigung S 131 Eidgenossische Volksinitiative fur eine Totalrevision der Bundesverfassung abgelehnt durch die Stimmberechtigten am 8 September 1935 mit 72 3 Nein Stimmen Zanoli Zwischen Klassenkampf Pazifismus und Geistiger Landesverteidigung S 147 Bundesgesetz uber die Abanderung des Bundesgesetzes vom 12 April 1907 betreffend die Militarorganisation Neuordnung der Ausbildung Angenommen durch die Stimmberechtigten am 24 Februar 1935 mit 54 2 Ja Stimmen Zanoli Zwischen Klassenkampf Pazifismus und Geistiger Landesverteidigung S 162 164 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz amp oldid 231608490