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Die Feuerokologie ist eine Forschungsrichtung der Okologie in der es um die naturliche Rolle des Feuers als Umweltfaktor in verschiedenen Okosystemen seine Anwendung durch den Menschen in traditionellen Formen der Landwirtschaft seine kulturgeschichtliche Bedeutung und seine Auswirkungen auf Gesundheit Umwelt und Klima geht Falken nutzen einen Waldbrand in Australien zur JagdDer Begriff etablierte sich in den 1970er Jahren als immer deutlicher wurde dass Wald und Buschbrande als okologische Storung nicht nur katastrophale Ereignisse sind die Leben vernichten sondern dass Feuer ein wichtiger Umweltfaktor fur manche Lebensraume sowie bestimmte Pflanzen ist So verdanken etwa fast alle Feucht und Trockensavannen der Tropen sowie subtropische Gras und Hartlaub Buschlandschaften als sogenannte Feuerklimax ihre Existenz als baumarme Landschaften in waldfahigen Klimaten vor allem regelmassig wiederkehrenden Branden Etliche Pflanzen solcher Biome benotigen Feuer um zu keimen sich zu etablieren oder zu vermehren 1 Zudem fordert das Feuer die Evolution der Arten Auch bei trockenen Tundren 2 Steppen und borealen Nadelwaldern 3 leisten Brande einen wesentlichen Beitrag zur Vitalitat und Erneuerung der Lebensraume Die borealen Nadelwalder Europas sowie die trockenen Tundrenbereiche Nordamerikas brannten ursprunglich etwa zweimal pro Jahrhundert Auch wenn diese Gebiete keine Feuerlandschaften sind wurden sie ohne regelmassige Brande anders aussehen Die nordischen Nadelwalder bestunden dann vorwiegend aus Fichten ohne Kiefern 2 Selbst in immerfeuchten tropischen Regenwaldern und subtropischen Lorbeerwaldern treten im Abstand von Jahrhunderten oder auch nur Jahrzehnten etwa bei haufigen Kiefern naturliche Brande auf Am seltensten sind sie in feucht gemassigten Waldern Gemassigter Regenwald und Sommergruner Laubwald 4 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalte 1 1 Formen von naturlichen Waldbranden 1 2 Anpassungen von Organismen an Feuer 1 3 Klimaveranderungen 1 4 Einsatz von Feuer im Naturschutz 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInhalte BearbeitenFeuerokologen untersuchen nicht nur die naturgegebenen Zusammenhange in Feuerokosystemen sondern insbesondere auch die Rolle des Menschen sowohl als Brandstifter wie auch als Brandbekampfer und verhinderer da jegliche Eingriffe in grosserem Massstab Veranderungen im Naturhaushalt verursachen So fuhrt etwa das schnelle Loschen von Branden in den nordischen Nadelwaldern zu selteneren aber weitaus verheerenderen Feuersbrunsten die auch die feuerresistenten Pflanzen nicht uberleben Demgegenuber spielen vom Menschen gelegte Feuer fur die Jagd zur Weidepflege oder zur Urbarmachung durch Brandrodung im Wanderfeldbau seit Jahrtausenden eine mindestens ebensogrosse Rolle fur die Feuerlandschaften wie naturlich entstandene Brande Schlussendlich spielen vermehrte Vegetationsbrande heute eine nicht unbedeutende Rolle im Zusammenhang mit der globalen Erwarmung Formen von naturlichen Waldbranden Bearbeiten nbsp Baumkronenbrande erzeugen sehr hohe Temperaturen und fuhren zu grossen Schaden nbsp Bodenbrande hingegen sind wesentlich kalter kurzer und weniger zerstorendFeuer ist ein abiotischer Umweltfaktor der je nach Art eines Waldbrandes unterschiedliche Auswirkungen hat Baumkronenbrande Sie entstehen durch trockene reichlich vorhandene Bodenstreu etwa nach langen feuerfreien Perioden und durch Klimaveranderungen und breiten sich vor allem durch gasartige fluchtig Verbindungen aus Baumharzen aus 5 Kronenbrande zerstoren haufig die gesamte Vegetation und fast alle tierischen Lebewesen die nicht rechtzeitig vor ihnen fluchten konnen Oft muss ausgehend von Pioniergesellschaften erst die gesamte Sukzession nochmals durchlaufen werden bis sich die Ausgangslebensgemeinschaft annahernd wiederhergestellt hat Solche Brande bewirken andererseits jedoch eine Verjungung von Bestanden und verhindern ein Aussterben von Lebewesen die auf bestimmte Sukzessionsstadien angewiesen sind Bodenbrande Lauffeuer In teilweise trockenen Waldern Boreale Nadelwalder Eucalyptuswalder tropische Trockenwalder entstehen regelmassige Grundfeuer von hochstens 500 C in maximal 1 m Hohe die nur kurz verweilen sodass die Baumkronen unversehrt bleiben und nur die Streuschicht vernichtet wird 6 Die Temperaturen solcher Feuer bleiben bei 10 Sekunden Einwirkungszeit in Bodennahne unter 100 C sodass der Boden selbst kaum die Grenze zum Hitzestress uberschreitet und der Wurzelbereich unbeschadigt bleibt 5 Lauffeuer haben eine selektive Wirkung auf Lebewesen Manche Lebewesen werden durch die Brande limitiert andere gefordert Bodenbrande fordern die Remineralisierung organischer Reststoffe Holz enthalt 0 2 bis 0 8 Mineralien vor allem Kalium Stickstoffbindende Leguminosen z B gedeihen nach Branden besonders gut Die Fauna des Bodens wird haufig relativ wenig geschadigt 6 Anpassungen von Organismen an Feuer Bearbeiten nbsp Keimlinge der Monterey Kiefer auf einer Brandflache Erst die Hitze hat die Zapfen geoffnetAb 45 55 C kann Hitzestress die Organe von Pflanzen schadigen Bei diesen vergleichsweise niedrigen Temperaturen sind wasserreiche Gewebe gefahrdeter als trockenere Bei langanhaltenden Branden treten hingegen Temperaturen von 600 1000 C auf die jegliche Biomasse zerstoren Vor allem Pflanzen haben Anpassungen an regelmassige Brande entwickelt Wenn diese Anpassungen Pflanzenarten direkt oder indirekt fordern werden sie als Pyrophyten bezeichnet Relativ feuerresistente Borke und Erneuerungsknospen die nach einem Brand zerstorte Organe ersetzen konnen finden sich bei vielen Kiefernarten bei Douglasie Westamerikanischer Larche und den beiden amerikanischen Mammutbaumen 5 Die Pech Kiefer und einige Hartlaubstraucher der Subtropen konnen sich nach dem kompletten Verbrennen der oberirdischen Teile durch Stockausschlag regenerieren Einige Baume etwa Kanarenkiefer oder Kustenmammutbaum nutzen dazu auch Fahigkeiten wie Syllepsis und Prolepsis oder Wurzelbrut wie die Zitter Pappel 5 Die australischen Grasbaume haben nicht nur Anpassungen zum Uberstehen von Branden entwickelt sondern benotigen diese sogar zum Wachstum da diese die weniger feuerresistente Konkurrenz limitieren und die Remineralisierung von Nahrstoffen fordern Die Korkeichen sind mit ihrer besonders gut isolierenden Rinde gegen Feuer weitgehend geschutzt und konnen die verlorenen Blatter und jungen Aste aus dem unversehrten Kambium erneut bilden Etliche Eichenarten sind gut an Brande angepasst Ihre Samen keimen besonders gut nach Hitzestress 2 Arten der Gattung Banksia behalten ihre Samen zeitlebens an der Mutterpflanze Erst wenn diese durch Feuer zerstort wurde und die Samen einer ausreichend grossen Hitze ausgesetzt wurden konnen diese keimen Die im Sudosten der USA beheimatete Sumpfkiefer Pinus palustris ist gegen Feuer resistenter als jede andere dort wachsende Baumart Ihre Endknospen sind durch feuerresistente lange Nadeln geschutzt Ohne die Brande wurden die Kiefern von den dann vermehrt wachsenden nicht brandresistenten Pflanzen verdrangt Die Zapfen der kalifornischen Monterey Kiefer offnen sich nur bei grosser Hitze Zahlreiche Zypressen geben ihre Samen erst dann aus den fest geschlossenen Zapfen frei wenn die Elternpflanze durch Feuer getotet wird Die Samlinge haben dann ideale Wuchsbedingungen Fur die meisten Tiere sind die Auswirkungen von Branden indirekter Art da sie diesen meist durch Mobilitat entkommen konnen Eine Ausnahme stellt der Schwarze Kiefernprachtkafer dar da er mittels spezieller Infrarotsensoren gezielt nach einem Brand besonders warmes Holz zur Eiablage ansteuert Klimaveranderungen Bearbeiten Feuer verandern das Okosystem auch in klimatischer Hinsicht Durch Vernichtung des Bewuchses Erhohung der Sonneneinstrahlung und der Lichtabsorption am Boden starkere Luftbewegung am Boden Reduzierung des Wasserhaltevermogens verandert sich das Mikroklima Durch Rauchwolken bei grossraumigen Feuern wird das lokale oder regionale Klima beeinflusst Reduzierung der Sonneneinstrahlung Auch der Wasserkreislaufs kann sich verandern wie z B bei Uberschwemmungen in flussabwarts gelegenen Gebieten durch fehlendes Wasserruckhaltevermogen globale Klimaanderungen Die Haufung von Grossfeuern setzt Kohlendioxid und Feinstaub in grosser Menge frei und tragt damit zur Erwarmung der Atmosphare bei Einsatz von Feuer im Naturschutz Bearbeiten nbsp Die kalifornische Feuerwehr legt Gefahrenminderungsbrande Die Erkenntnisse uber den Umweltfaktor Feuer haben dazu gefuhrt dass im Naturschutz Feuer gezielt gelegt und kontrolliert werden um die naturliche Vegetation zu erhalten So werden in England Heidemoore abgebrannt um den Bestand des Moorschneehuhns zu erhohen da diese sich von den Knospen der nach Branden nachwachsenden Heidekrauter ernahren Der Freiburger Feuerokologe Johann Georg Goldammer praktiziert und wirbt weltweit fur diese Methode der Umweltpflege oft gegen den Widerstand von Naturschutzern und Feuerwehrleuten Kontrollierte Brande die nicht die Kronen der Walder erreichen sind aber von grossem Nutzen fur die Erneuerung der Pflanzenwelt Sie fuhren neues Licht und Dunger den unteren Bereichen des Waldes zu und sorgen fur eine regelmassige Beseitigung des Totholzes Kleintiere uberstehen diese Prozedur oft gut da sie sich in angrenzende Bereiche verziehen Walder die hingegen lange Zeit keinem Brand ausgesetzt waren bilden zu viel Totholz aus und trocknen derart durch dass das schadliche Waldbrandrisiko sehr hoch liegt Diese Erkenntnis erfordert ein Umdenken vom im 19 Jahrhundert vor allem in Deutschland verbreiteten Vorstellung von der ungestorten Waldesruh siehe Deutscher Wald Romantik In Verwaltung und Wissenschaft wirken bis heute die Arbeiten von Sir Dietrich Brandis 1824 1907 nach Er arbeitete lange in der britischen Kolonialverwaltung und predigte Feuer ist der Feind des Waldes Literatur BearbeitenJohann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 ISBN 978 3 7643 2813 9 Feuer Management fur Raumschiff Erde Konzeption Regie Klaus Sander Erzahler Johann Georg Goldammer suppose Berlin 2009 ISBN 978 3 932513 87 9Weblinks BearbeitenFeuerokologie montaner Buchenwalder In waldwissen net Abgerufen am 21 Juli 2023 Feuerokologie Informationen des Global Fire Monitoring Center GFMC am Max Planck Institut fur Chemie Max Planck Institut fur Chemie Arbeitsgruppe Feuerokologie Interview mit Prof Goldammer 2009 Interview mit Prof Goldammer 2019 Daniel Lingenhohl Waldbrande nehmen weltweit zu in Spektrum de vom 1 September 2023Einzelnachweise Bearbeiten Johann Georg Goldammer Feuer in Waldokosystemen der Tropen und Subtropen Birkhauser Basel Boston 1993 Kapitel online abgerufen am 30 Januar 2022 ISBN 978 3 7643 2813 9 a b c Hermann Remmert Okologie Ein Lehrbuch 5 Auflage Berlin Heidelberg 1992 ISBN 3 540 54732 0 S 63 65 Peter Burschel Jurgen Huss Grundriss des Waldbaus Ein Leitfaden fur Studium und Praxis Parey Berlin 1999 ISBN 3 8263 3045 5 S 4 Sarah Derouin More frequent fires reduce soil carbon and fertility slowing the regrowth of plants In phys org 12 Dezember 2017 inklusive Weltkarte The locations of the fire soil data used in the study shown in black dots on top a map showing the frequency of fires around the world Credit Adam Pellegrini abgerufen am 2 Mai 2022 a b c d Rainer Matyssek Jorg Fromm Heinz Rennenberg Andreas Roloff Biologie der Baume Ulmer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8001 2840 2 S 252 a b Matthias Schaefer Worterbuch der Okologie Spektrum Berlin 2003 ISBN 3 8274 0167 4 S 91 92 Stichwort Feuerokologie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feuerokologie amp oldid 238505584