www.wikidata.de-de.nina.az
Das Ferghanatal usbekisch Fargʻona vodiysi kirgisisch Fergana oroonү Fergana oroonu tadschikisch vodii Fargona wodii Farghona persisch دره فرغانه DMG Dara i Farġana auch وادى فرغانه DMG wadi i Farġana russisch Ferganskaya dolina Ferganskaja dolina ist eine dichtbesiedelte Senke zwischen dem Tian Shan und dem Alaigebirge in Zentralasien Topografische Karte des Ferghanatals das sich von Chudschand bis Osch erstrecktPolitische Karte des Tals das sich von Chudschand bis Osch erstrecktLandschaft im usbekischen Teil des Ferghanatals westlich von Fargʻona Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Bevolkerung 3 Grenzprobleme 4 Verkehr 5 Geschichte 6 Wirtschaft 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenDas Tal wird vom Fluss Syrdarja in westlicher Richtung durchflossen und erstreckt sich ungefahr von Chudschand im Westen bis Osch im Osten Mehr als zehn Millionen Menschen und damit 20 der Bevolkerung Zentralasiens leben in dem lediglich 300 km langen und bis zu 110 km breiten Tal auf einer Gesamtflache von rund 22 000 Quadratkilometern Dieses wird allgemein als das kulturelle Zentrum Zentralasiens betrachtet Das Tal verteilt sich auf die Staatsgebiete von Usbekistan Tadschikistan und Kirgisistan Das Tal bildet den Mittelteil des wichtigsten zentralasiatischen Ost West Korridors durch die hohen Gebirge Im Osten liegt das Tarimbecken und dahinter China im Westen die historischen Gebiete Transoxanien Choresm und Chorasan historisch wird das Ferghanatal zu Transoxanien gerechnet Im Nordosten abgetrennt durch hohe Gebirge liegt das Siebenstromland Bevolkerung BearbeitenDie Bevolkerung des Ferghanatals ist mannigfaltig und umfasst Usbeken Kirgisen Tadschiken Tataren und Menschen eines grossen Teils der Minderheiten Zentralasiens Die meisten Bewohner des Ferghanatals sind Muslime Im 18 und 19 Jahrhundert verbreitete sich der Qadiriya Orden im Ferghanatal insbesondere in den Stadten Margilan und Kokand wo der Qadiriya Prediger Niyaz Ahmad Qadiri lebte 1 Von den Qadiriya Anhangern wird ʿAbd al Qadir al Dschilani der Begrunder dieses Sufiordens als Heiliger verehrt Es gibt zahlreiche Lieder zu seinem Ruhm die vor allem von Frauen gesungen werden wenn sie seine Hilfe erlangen wollen 2 Ahnlich verbreitet ist der Naqschbandiya Orden einige weitere Sufi Orden sind von geringerer Bedeutung 3 Die Sufi Anhanger des Ferghanatals befolgen gewissenhaft die Anweisungen der Scheiche ihrer Bruderschaften 4 Grenzprobleme BearbeitenIm Ferghanatal ist es schon zu unzahligen Konflikten gekommen Die Ursache dieser Konflikte reicht zuruck in die Zeit der Sowjetunion Damals wurden willkurliche Grenzen quer durch das Ferganatal gezogen Dabei wurden zudem zahlreiche Exklaven gebildet Lange Zeit spielten diese Grenzen kaum eine Rolle da das gesamte Gebiet Teil der Sowjetunion war Als Kirgisistan Usbekistan und Tadschikistan 1991 ihre Unabhangigkeit erlangten entwickelten sich die neuen Staatsgrenzen zu einem demographischen wirtschaftlichen und politischen Problem Einerseits entsprachen die Grenzziehungen nicht den Lebensraumen der Ethnien So sind beispielsweise noch heute etwa 10 15 der Bevolkerung in Kirgistan Usbeken Umgekehrt leben viele Kirgisen auf usbekischem Territorium Andererseits verlaufen wichtige Strassen durch mehrere Staaten Diese Strassen entstanden seinerzeit an den topographisch gunstigsten Orten Durch die eigenwillige Grenzziehung zwischen den damaligen Sowjetrepubliken unter Stalin sind im Ferghanatal heute wichtige Verkehrsverbindungen durch Staatsgrenzen unterbrochen Des Weiteren sind die Exklaven abgeschnitten vom Hauptland und die Bevolkerung muss zuerst durch einen anderen Staat Diese Tatsachen erschweren die wirtschaftliche Entwicklung der Region Landtransporte werden stark erschwert aufgrund der vielen Konflikte ist die Region auch fur Investitionen momentan nicht interessant 5 6 7 8 Daruber hinaus tragen die ethnische Vielfalt der Drogenhandel die hohe Bevolkerungsdichte und die daraus folgende hohe Arbeitslosigkeit zu zahlreichen immer wieder gewaltsam ausgetragenen Konflikten bei Insbesondere im Westen des kirgisischen Rajons Leilek und im Suden der tadschikischen Provinz Sughd kommt es seit den 1990er Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen Meist blieb es bei Auseinandersetzungen zwischen Zivilisten Im Januar 2014 kam es zu einem Schusswechsel zwischen tadschikischen und kirgisischen Grenztruppen im Zusammenhang mit dem Bau einer Strasse auf kirgisischer Seite die die tadschikische Exklave Woruch umgehen sollte Funf kirgisische und drei tadschikische Soldaten wurden dabei verletzt 9 Siehe auch Kirgisisch tadschikischer Grenzkonflikt Unruhen in Osch 1990 und Unruhen in Sudkirgisistan 2010Verkehr BearbeitenDas Tal ist von Usbekistan auf einer Gebirgsstrasse uber den 2267 m hohen Kamchiq Pass erreichbar Unter dem Pass wurde der 19 2 km lange Kamchiq Tunnel gebaut Teil der 2016 eroffneten Bahnstrecke Angren Pop Geschichte Bearbeiten nbsp Grab des Ali in Shohimardon im FerghanatalDie ersten Siedlungsspuren datieren in die mittlere Bronzezeit Besonders aus dem nordwestlichen Bereich sind viele Siedlungsreste und Nekropolen bekannt Die Bewohner dieser Siedlungen betrieben offenbar Viehzucht sowie Metallurgie Um 1500 v Chr wurde die mittelbronzezeitliche Andronovo Kultur von der spatbronzezeitlichen Tschust Kultur abgelost deren Trager wohl bereits Ackerbau betrieben Um 900 v Chr entstand die Ejlatan Kultur benannt nach der befestigten Stadt Ejlatan In der jungeren Eisenzeit bestand in der Ferghana das Reich Dayuan das fur seine hoch entwickelte Landwirtschaft und seine Pferdezucht bekannt war Bedeutende Siedlungen dieser Zeit sind Schurabaschat und das jungere Marchamat Um 329 v Chr eroberte Alexander der Grosse das Ferghanatal im 3 Jahrhundert v Chr wurde es dann Teil des Grako Baktrischen Reiches In der Folgezeit wurde das Ferghanatal wechselnd von verschiedenen Volkern beherrscht bis es im 6 Jahrhundert vom Reich der Gokturken erobert wurde Von hier aus brach Babur ein Nachkomme Timurs zur Eroberung Indiens und der Begrundung der Moguldynastie auf Das in den Jahren 1710 bis 1720 gegrundete Chanat von Kokand das sein Zentrum im Ferghanatal hatte umfasste auch die Oasen von Taschkent und Chimkent sowie das Siebenstromland Dieses Chanat entwickelte sich im 19 Jahrhundert zu einem bedeutenden Flachenstaat der in direkter Nachbarschaft zum Emirat von Buchara lag und dessen scharfster Konkurrent wurde In der Zeit zwischen 1810 und 1822 als ʿUmar Chan uber das Chanat herrschte erlebte die Literatur im Ferghanatal ihre Blutezeit 10 Wahrend der sowjetischen Zeit war das Ferghanatal ein Zentrum der Uranerzforderung Die erste Abbaustatte Taboschar ging 1945 in Betrieb In den fruhen 1990er Jahren nach der Auflosung der Sowjetunion wurde das Ferghanatal zum Operationsgebiet verschiedener islamistischer Gruppierungen wie der Hizb ut Tahrir und in geringerem Umfang besonders in Usbekistan der Akramiyya benannt nach ihrem Grunder Akram Yuldashev 1963 in Andijon 11 Im tadschikischen Teil des Ferghanatals ist der Distrikt Isfara seit der sowjetischen Zeit das Ruckzugsgebiet eines konservativen Islam Das dortige Dorf Tschorkuh ist eine Hochburg islamistischer Gruppen Wirtschaft BearbeitenHauptwirtschaftszweige sind die Bewasserungslandwirtschaft Grosser Sudlicher und Nordlicher Ferghanakanal Baumwolle Reis Obst Wein Bergbau besonders Brennstoffe Leicht und Schwerindustrie Das Gebiet ist auch ein Zentrum fur die Herstellung traditioneller usbekischer Handwerkskunst insbesondere Topferware Siehe auch BearbeitenFargʻona auch Ferghana Stadt in Usbekistan BasmatschiLiteratur BearbeitenIrene Hilgers Why do Uzbeks have to be Muslims Exploring religiosity in the Ferghana Valley Lit Munster 2009 P P Ivanov Istoriya kokandskogo Xanata In Ocherki po istorii srednej azii XVI seredina XIX v Moskau 1959 Ikromiddin Ostonaqulov Histoire et Litterature chez les Shaykhs Qadiri du Fergana aux xixe et xxe siecles in Th Zarcone E Isin u A Buehler Hrsg The Qadiriyya Order In Journal of the History of Sufism Sonderausgabe 2000 S 509 530 Zumrat Salmorbekova Galina Yemelianova Islam and Islamism in the Ferghana Valley In Galina Yemelianova Hrsg Radical Islam in the Former Soviet Union Routledge London 2011 S 211 243 Razia Sultanova Qadiriyya Dhikr in Ferghana Valley In Th Zarcone E Isin A Buehler Hrsg The Qadiriyya Order Journal of the History of Sufism Sonderausgabe 2000 S 531 538 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikivoyage Ferganatal Usbekistan Reisefuhrer Nicolas Baker The Ferghana Valley A Soviet Legacy faced with Climate Change ICE Case Studies Number 252 Dezember 2011Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Thierry Zarcone La Qadiriyya en Asie Centrale et au Turkestan oriental In Th Zarcone E Isin u A Buehler Hrsg The Qadiriyya Order Special Issue of the Journal of the History of Sufism 2000 295 338 hier S 311 Vgl Thierry Zarcone La Qadiriyya en Asie Centrale et au Turkestan oriental In Th Zarcone E Isin A Buehler Hrsg The Qadiriyya Order In Journal of the History of Sufism Sonderausgabe 2000 S 295 338 hier S 296 sowie Ostonaqulov Histoire et Litterature 2000 S 526 Benjamin Gatling The Guide after Rumi Tradition and its Foil in Tajik Sufism In Nova Religio The Journal of Alternative and Emergent Religions Band 17 Nr 1 August 2013 S 5 23 hier S 8 Vgl Ostonaqulov Histoire et Litterature 2000 S 518 Gewalt in Kirgistan hat auch sozio okonomische Grunde Abgerufen am 12 Mai 2021 Gulzana Kurmanalieva Kyrgyzstan and Tajikistan Endless border conflicts In Mathias Jopp Matthias Waechter Hrsg The EU Central Asia and the Caucasus in the International System Nr 4 Berlin Februar 2019 S 4 5 Ethnien und Religion in Kirgistan In Kirgistan Reisen amp Informationsportal 4 Januar 2019 abgerufen am 12 Mai 2021 deutsch Piri Medya A S GZT 10 ON Fergana Vadisi nin Hikayesi Gzt 20 Februar 2021 abgerufen am 12 Mai 2021 turkisch Kemel Toktomushev Understanding Cross Border Conflict in Post Soviet Central Asia pdf In Connections Vol 17 No 1 Partnership for Peace Consortium of Defense Academies and Security Studies Institutes 2018 S 21 41 abgerufen am 18 Dezember 2021 englisch Winter 2018 Vgl Ostonaqulov Histoire et Litterature 2000 S 510 Galina M Yemelianova The Rise of Islam in Muslim Eurasia Internal Determinants and Potential Consequences Memento vom 24 Oktober 2014 im Internet Archive In China and Eurasia Forum Quarterly Band 5 Nr 2 2007 S 73 91 hier S 86f40 74 72 63 Koordinaten 40 44 N 72 38 O Normdaten Geografikum GND 1117816966 lobid OGND AKS VIAF 269147869718374982753 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferghanatal amp oldid 233589843