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Tschorkuh tadschikisch Chorkӯҳ andere Umschriften Corkuh Chorku Tschorku ist ein Dorf kischlak und ein Subdistrikt dschamoat in der Provinz Sughd im Norden Tadschikistans Der Ort im schmalen Tal des Isfara an der Grenze zu Kirgisistan beherbergt in der Moschee des Hazrat i Shoh vom Anfang des 20 Jahrhunderts ein Mausoleum aus dem 10 Jahrhundert mit den bedeutendsten mittelalterlichen Holzschnitzereien des Landes TschorkuhChorkӯҳBasisdatenStaat Tadschikistan TadschikistanProvinz SughdKoordinaten 39 58 N 70 35 O 39 973888888889 70 582222222222 1100 Koordinaten 39 58 26 N 70 34 56 OHohe 1100 mStruktur und VerwaltungGemeindeart DorfTschorkuh Tadschikistan Tschorkuh Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Ortsbild 3 Moschee von Hazrat i Shoh 4 Sozialprobleme und politische Spannungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Nach aussen abgeschlossene Gehofte mit Innenhof Typische Gasse in der Ortsmitte Tschorkuh liegt 21 Kilometer sudlich der Distrikthauptstadt Isfara im aussersten Sudosten des tadschikischen Teils des Ferghanatals Das flussaufwarts von der Stadt Isfara nach Suden allmahlich enger werdende Tal des Isfara Flusses bildet einen schmalen zu Tadschikistan gehorenden Landzipfel der von steilen Bergen umgeben ist die zu Kirgisistan gehoren Der Ort liegt auf etwa 1100 Metern Hohe Die umgebenden steinigen Berge mit nur geringem Pflanzenbewuchs erreichen Hohen zwischen rund 1600 Metern im Westen und uber 2700 Metern im Suden Von der etwa 110 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Chudschand ist Tschorkuh auf einer guten Asphaltstrasse erreichbar die an Konibodom vorbei durch Isfara fuhrt Auf den letzten 21 Kilometern im Tal ist die Strasse schmaler und kurviger Eine neue Umgehungsstrasse fuhrt ostlich an Tschorku vorbei im Tal weiter nach Suden bis zu der 22 Kilometer entfernten in Kirgisistan gelegenen Enklave Woruch Vorukh Von Woruch gibt es weder eine Strassenverbindung noch einen Grenzubergang nach Kirgisistan der einzige kirgisische Grenzposten in der Region existiert in Kyzyl Bel an der Strasse zwischen Isfara und Batken Tschorkuh und Woruch gehoren zu den neun Subdistrikten dschamoat des Distrikts nohiya Isfara Auf einem Hugel westlich des Isfara Tals halbwegs zwischen Isfara und Tschorkuh befindet sich mit dem Schurab Depot 1 die alteste Braunkohle Lagerstatte des Landes die bereits im Mittelalter bekannt war und seit 1902 bis heute industriell ausgebeutet wird In der Nahe von Tschorkuh wurden zwei Graberfelder mit Kurganen gefunden die ab dem 2 1 Jahrhundert v Chr und in der Mehrheit zwischen dem 4 und 7 Jahrhundert angelegt worden waren Sie zeugen von einer sesshaften bis halbsesshaften Kultur die ihre Toten unter 50 Zentimeter hohen Grabhugeln aus Schotter Kies und Sand bestattete deren Durchmesser 4 3 bis 9 6 Meter betrug Tschorkuh I bestand aus etwa 50 dicht nebeneinander liegenden Kurganen In den meisten der 1958 untersuchten Graber befand sich ein Skelett in ausgestreckter Ruckenlage bei den ubrigen in Hockerstellung Zum 500 Meter entfernten Graberfeld Tschorkuh II gehorten etwa 20 Kurgane mit Durchmessern zwischen 7 4 und 9 4 Metern 2 Ortsbild Bearbeiten nbsp Eingang zu einer Moschee in der sudlichen Ortsmitte Fur das Jahr 2013 wird die Zahl der Einwohner des Subdistrikts Tschorkuh mit 36 485 angegeben Ihnen stehen 858 Hektar landwirtschaftliche Nutzflache zur Verfugung Die Bevolkerung setzt sich aus 99 Prozent Tadschiken und einem Prozent Kirgisen zusammen die ganz im Suden im Dorf Khojai A lo leben 3 Die von Isfara kommende Strasse durchquert drei Kilometer vor der Ortsmitte von Tschorkuh das Dorf Surch Surkh zu welchem ein eigener Subdistrikt mit 13 941 Einwohnern 2013 gehort Der kleine Marktort Surch ist uber den Ortsteil Nayman entlang des Flusses mit Tschorkuh zusammengewachsen Die Hauptstrasse fuhrt am sudlichen Flussufer bis zu einem Kreisverkehr in der Ortsmitte von Tschorkuh dann uber eine Brucke und weiter am nordlichen Ufer Richtung Woruch Der grosste Teil des in mehrere Stadtviertel mahalla eingeteilten Wohngebiets liegt sudlich des Flusses und reicht bis zu den flachen Auslaufern der Berge Zu jedem Stadtteil gehort eine eigene Moschee Die Bevolkerung im Ort Tschorkuh der die Ausdehnung einer Kleinstadt besitzt und den umliegenden Dorfern lebt uberwiegend in Gehoften mit Wohn und Nebengebauden die um einen Innenhof errichtet wurden und zur Strasse und an den ubrigen Seiten vollstandig durch eine hohe Mauer abgetrennt sind Die Gebaudemauern bestehen meist aus mit Lehm verputzten Feldsteinen manche Umfassungsmauern auch aus Stampflehm Den einzigen Zugang bietet ein holzernes Tor das in vielen Fallen nach alter Tradition kunstvoll mit Ornamenten verziert ist Das Leben spielt sich im Innenhof ab der als Obst und Gemusegarten angelegt ist Zu den wenigen Mobelstucken gehort ein im Freien und im Haus aufgestellter Taptschan Ein Gehoft sollte als Grundausstattung ublicherweise uber einen Trinkwasseranschluss im Innenhof verfugen Im Subdistrikt Tschorkuh besitzen jedoch nach einer Aufstellung von 2013 nur 16 Prozent der Bevolkerung 5 724 eine eigene Trinkwasserversorgung 4 Die stadtische Bevolkerung entnimmt mehrheitlich ihr Trinkwasser aus Zapfstellen an der Strasse die von einem maroden offentlichen Leitungssystem versorgt werden und nicht ganztagig Wasser liefern Brauchwasser wird mit Eimern aus offenen Kanalen am Strassenrand geschopft Es gibt einige Lebensmittelladen am Kreisverkehr Moschee von Hazrat i Shoh Bearbeiten nbsp Mausoleum Hazrat i Shoh Holzdach aus dem 10 Jahrhundert nbsp Eine von acht Konsolen nbsp Querbalken an der RuckseiteDie Moschee des Hazrat i Shoh der auch Hazrat i Bobo Khazrati Bobo Amir Khamza Khasti Podshoh genannt wird versteckt sich zwischen Wohnhausern in einem hoher gelegenen Altstadtviertel mahalla Langar etwa einen Kilometer sudlich des Kreisverkehrs Die aus Ziegeln errichtete Moschee mit strengen geometrischen Ornamenten am Portal stammt aus dem 18 Jahrhundert Ihre Decke ist mit bunten Blumenmustern bemalt Vorgelagert vor dem Betsaal ist ein grosser mit Wellblech uberdachter Hof der mehreren hundert Glaubigen Platz bietet und von der Strasse durch ein Tor betreten wird Der als Mausoleum maqbara von Kasim bezeichnete Raum ist im Hauptgebaude der Moschee gegenuber dem Tor in der ostlichen Ecke des Hofes eingerichtet Biographische Angaben und der Name des Heiligen der sich hinter Ehrenbezeichnungen wie Hazrat i Bobo verbirgt sind unbekannt Im Volksglauben wird ein gewisser Kasim in einer Abstammungslinie silsila auf Ali den Schwiegersohn des Propheten Mohammed zuruckgefuhrt 5 Eine baldachinartige Balkenkonstruktion auf Holzsaulen aus dem 10 Jahrhundert uber dem Grabmal zeigt die bedeutendsten mittelalterlichen Holzschnitzereien des Landes 6 die 1999 in die Tentativliste des UNESCO Welterbes aufgenommen wurden 7 Die Ornamente bestehen aus lebendigen geometrischen Ornamenten islamischer Kalligrafie Kufi Schrift und einigen fur die islamische Kunst ungewohnlichen Tierabbildungen mit den Kopfen von Eulen und anderen Vogeln Die Abbildungen stehen im Zusammenhang der mittelalterlichen islamischen Kultur die sich aus der langjahrigen Begegnung mit den alteren Traditionen entwickelte auf die die muslimischen Eroberer in Zentralasien trafen Bis zum 13 Jahrhundert lassen sich bei Bauweisen Formen der bildenden Kunst und bei Bestattungsmethoden vorislamische Einflusse erkennen Archaologischen Ausgrabungen zufolge pflegte in den ersten Jahrhunderten nach der islamischen Eroberung die einheimische Bevolkerung ihr sogdisches Kulturerbe im Alltag weiter beispielsweise wurden weiterhin Ahnenverehrung und Feuerkulte praktiziert Einige islamische Ornamentformen wie Akanthus oder Weintrauben die in den angewandten Kunsten vom 9 bis zum 12 Jahrhundert haufig auf Holzreliefs Stuck Metall und Keramikgegenstanden vorkommen haben einen vorislamischen Ursprung Hierzu gehoren auch figurliche Darstellungen die in der islamischen Kunst selten sind Die Palaste in Samarqand und Hulbuk im Dorf Khurbon Schahid in der Provinz Chatlon enthielten farbige Wandmalereien aus dem 11 und 12 Jahrhundert mit den Darstellungen von Menschen und Tieren Die sogdischen Abbildungen heiliger Tiere die Gottheiten verkorperten gingen als einzelne Bestandteile komplexer geometrischer und floraler Muster in die islamische Kunst ein 8 Der Baldachin hat eine Grundflache von 4 4 75 Metern Er ist nach zwei Seiten ganz geoffnet und an den beiden anderen Seiten im hinteren Bereich durch sieben eng stehende Holzsaulen teilweise geschlossen Das Gebalk wird von 80 Zentimeter langen Konsolen unterstutzt die an der Unterseite geschwungen und mit floralen Motiven verziert sind Die facherartig geschwungenen Enden der Konsolen Spiralen und runden Pflanzenornamente erinnern nicht mehr an die Stierkopfe der sogdischen Konsolen aber die anderen Tierfiguren bewahren die mythische Tradition ihrer Vorlaufer Ahnliche fruhislamische Holzschnitzereien blieben aus einigen Siedlungen im Tal des Serafschan erhalten Obburdon Kurud und Fatmev ostlich von Aini sowie Urmetan und Iskodar zwischen Aini und Pandschakent 9 Ein kreuzformiges Ornament im Zentrum von treppenartigen Umrisslinien kommt mehrfach an seldschukischen Bauten im Iran vor etwa auf dem Stuck im Innern des ins 11 Jahrhundert datierten Pir Mausoleums in der Stadt Takestan Provinz Qazvin 10 Sozialprobleme und politische Spannungen Bearbeiten nbsp Moschee nordlich des FlussesVon 1975 bis 2008 kam es zwischen tadschikischen Dorfern in der Grenzregion des Isfara Tals und der Enklave Woruch auf der einen Seite mit von Kirgisen bewohnten Orten im kirgisischen Batgen Distrikt auf der anderen Seite mehrfach zu gewaltsam ausgetragenen Streitigkeiten um Land und Wasser 11 Ein Konflikt wurde 1989 zwischen drei tadschikischen Dorfern die 100 Hektar Land von der kirgisischen Seite und einigen kirgisischen Dorfern die 144 Hektar von der anderen Seite forderten ausgetragen Der Austausch scheiterte weil ein wegen dieser Sache fur Mai 1991 anberaumtes Treffen der beiden Staatsprasidenten nicht zustande kam Mehrere Menschen starben durch Gewehrkugeln und Dutzende wurden verletzt 12 Nach der Unabhangigkeit von der Sowjetunion 1991 ereigneten sich in dem zwischen drei Landern aufgeteilten und von mehreren Ethnien bewohnten Ferghanatal in regelmassigen Abstanden politische Auseinandersetzungen und Anschlage an denen vor allem islamistische Gruppen wie die Hizb ut Tahrir beteiligt waren Den traditionellen islamischen Fuhrern gelang es in vielen Fallen nicht das durch den Wegfall der sowjetischen Doktrin entstandene ideologische Vakuum zu fullen Hizb ut Tahrir derer Ziel es ist die zentralasiatischen Regierungen moglichst ohne Gewalt zu sturzen besitzt besonders im Ferghanatal eine starke Basis 13 Der Isfara Distrikt bildet seit langem ein Ruckzugsgebiet fur den konservativen Islam in Tadschikistan und die Islamische Partei der Wiedergeburt Tadschikistans englische Abkurzung IRP kann sich hier und vor allem im abgelegenen Subdistrikt Tschorkuh auf eine starke Anhangerschaft stutzen Im Ortsbild von Tschorkuh fallt die grosse Zahl von Moscheen auf Bei den Parlamentswahlen im Jahr 2000 erzielte die IRP in Tschorkuh 93 Prozent der Stimmen Neben der legalen IRP unterstutzen die Einwohner von Tschorkuh auch in hohem Mass noch radikalere islamistische Gruppen die gegen den Staat agieren Als Ursachen fur die Unzufriedenheit mit der sozialen Situation wird die hohe Arbeitslosenzahl angegeben Dieses Sozialproblem wird dadurch verscharft dass die dschamoats Tschorkuh Surch und Woruch zu den am dichtesten besiedelten Gebieten von Zentralasien gehoren 14 Junge Manner die im Ausland an einer Islamschule ausgebildet wurden kehren nach Tschorkuh zuruck und versuchen ihre konservativ islamische Ideologie durchzusetzen Sie verlangen die Segregation der Geschlechter die Verschleierung der Frauen und das Verbot von Alkohol Tatsachlich ist in Tschorkuh keine Frau ohne Kopftuch zu sehen 15 2004 wurden 20 Mitglieder einer neu gegrundeten islamistischen Gruppe namens Bayat von arabisch baiʿa Treuepflicht verhaftet deren Operationsbasis Tschorkuh war 16 Gegenuber den neuen Fuhrern der islamistischen Stromungen geht die Bedeutung der traditionell einflussreichen Sufis zuruck deren volksislamische Praktiken nun als heidnisch kritisiert werden 17 Einer der bekanntesten Sufis um Isfara ist Nugmankhan Tura aus Tschorkuh der seine Traditionslinie bis zu Mahdumi Azam eigentlich Ahmad Kasani 1462 1540 2 zuruckfuhrt einem Naqschbandiya Meister dessen Mausoleum sich in Samarqand befindet 18 Literatur BearbeitenS Frederick Starr Hrsg Ferghana Valley The Art of Central Asia Studies of Central Asia and the Caucasus M E Sharpe New York 2011 ISBN 978 0 7656 2998 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tschorkuh Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Shurab Deposit Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Ministry of energy and industry of the Republic of Tajikistan Boris Anatol evic Litvinskij Antike und fruhmittelalterliche Grabhugel im westlichen Fergana Becken Tadzikistan Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archaologie Band 16 C H Beck Munchen 1986 S 147 149 Evaluation of the Conflict Prevention and Mitigation in the Ferghana Valley project UNDP Evaluation Resource Center Dezember 2011 S 16 Isfara River Basin Plan Isfara Rayon Republik of Tajikistan Memento vom 23 Oktober 2014 im Internet Archive Deutsche Gesellschaft fur technische Zusammenarbeit GTZ Mai 2014 S 9 Robert Middleton Huw Thomas Tajikistan and the High Pamirs Odyssey Books amp Guides Hongkong 2012 S 181 Jonathan M Bloom Sheila S Blair Hrsg The Grove Encyclopedia of Islamic Art amp Architecture Band 1 Oxford University Press Oxford 2009 S 431 Mausoleum of Amir Khamza Khasti Podshoh UNESCO R Suleimanov On Relicts of Ancient Culture and Ideology of Islam in Central Asia In Oriente Moderno Nuova serie Anno 87 Nr 1 Studies on Central Asia 2007 S 203 223 hier S 209f K Baypakov Sh Pidaev A Khakimov The Artistic Culture of Central Asia and Azerbaijan in the 9th 15th Centuries Vol IV Architecture International Institute for Central Asian Studies IICAS Samarkand Taschkent 2013 S 113 119 Robert Hillenbrand Saljuq Monuments in Iran II The Pir Mausoleum at Takistan In Iran Vol 10 1972 S 45 55 hier S 53 Vorukh In Kamoludin Abdullaev Shahram Akbarzadeh Historical Dictionary of Tajikistan 2 Auflage Scarecrow Press Lanham 2010 S 378 Pulat Shozimov The Ferghana Valley During Perestroika 1985 1991 In S Frederick Starr Hrsg Ferghana Valley S 193f Anna Matveeva Violent Valleys In The World Today Vol 62 No 8 9 August September 2006 S 23f Madeleine Reeves Materialising State Space Creeping Migration and Territorial Integrity in Southern Kirgyzstan In Sally N Cummings Hrsg Symbolism and Power in Central Asia Politics of the Spectacular Routledge Chapman amp Hall London 2010 S 208 Terrorism and Islamic Radicalization in Central Asia A Compendium opf Recent Jamestown Analysis Memento vom 28 Juni 2013 im 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