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Der Taptschan andere Umschriften Tapchan Tapcan ukrainisch und tadschikisch Tapchan ist ein meist aus Holz gefertigtes Gestell mit einer quadratischen Grundflache das in den zentralasiatischen Landern Usbekistan Tadschikistan Kirgisien und Turkmenistan im Freien und in der Wohnung als erhohte Sitz und Schlafstatte dient Taptschane vor einem Restaurant in der Kleinstadt Schahritus SudtadschikistanVerbreitung des Begriffs BearbeitenDas Wort Taptschan kommt in den genannten Landern in derselben Bedeutung vor Auch in der polnischen Sprache ist Tapczan die Bezeichnung fur eine Schlafcouch bzw ein Liegesofa Eine alternative Bezeichnung in Usbekistan ist Tachta die mit dem turkischen Wort tahta Brett Planke Holz verwandt ist und fruher in Georgien und Armenien unterschiedliche Sitz und Liegemobel bezeichnete Dieser Begriff wurde auch in die russische Sprache ubernommen tahta Sofa Couch Bertha von Suttner schildert in ihren 1909 veroffentlichten Memoiren die kaukasische Tachta als einen mit Teppichstoff uberzogenen Diwan 1 Ein traditionelles kaukasisches Dorfhaus das im Wesentlichen aus einem grossen Raum bestand besass in der Mitte eine Feuerstelle und entlang der Wande eine Sitzbank tachta aus Lehm Bruno Plaetschke beschreibt nach Beobachtungen in den 1920er Jahren das in den Bergen Tschetscheniens typische Einraumhaus mit Flachdach ssaklja Entlang einer Wand des in der Mitte leeren Raums der Kamin befand sich hier an der Eingangswand war eine Tachta genannte einen Meter breite und einen halben Meter hohe Holzpritsche aufgestellt Armere Bewohner belegten die Tachta mit Schaffellen oder Filzdecken wohlhabendere mit Teppichen 2 Der deutsche Kaufmann Martin Gruneweg unternahm im spaten 16 Jahrhundert mehrere Reisen durch Osteuropa und fasste in wenigen Satzen die Funktion des orientalischen Taptschan bis ins Detail so zusammen wie er es heute in Zentralasien beobachtet haben konnte Der tapczan ist eine betstatt die ist von der erde so aufgebauet nach gestalt einer werkstat wie bei uns die hantwercker pflegen tzuhaben Des tages tzieren sie den Taptzan soe Sie spretten darauf tebichte die hengen bis an die erde und dieweile er von der erde den bancken gleich ist kann man daauf sitzen wen man weil dieweile er auch breit ist sich darauf ausstreckenn wen man will Die Wallachen brauchen gleichwol bancken und lange tische aber die Turcken haben sonst keinen tisch tzum essen nur den taptzan da steyen sie auf fleigen ordnen die fuesse fein under sich sitzen essen als rechnen oder haltten gespreche 3 Funktion Bearbeiten nbsp Einfaches Holzgestell in einem Ortsteil von Schahritus nbsp Ruhestatte aus Holz und Stampflehm am Feldrand nahe der Medrese Chodscha Maschhad SudtadschikistanDie Altstadtviertel in den muslimischen Landern Zentralasiens heissen Mahalla Zu ihnen gehoren eine Moschee ein Teehaus tadschikisch Tschoichona ein gefasster Teich Chaus und Lebensmittelladen Eine Mahalla ist nicht nur eine siedlungsgeografische Abgrenzung sie stellt ausserdem die uber der Familie stehende nachstgrossere soziale Einheit dar in der ein verwaltungsrechtlich selbstandig handelnder Altestenrat die Kontrolle ausubt und der Imam der Moschee als religioses Oberhaupt die religiosen Feste organisiert 4 Die aus Lehmziegeln gemauerten Wohnhauser in der Mahalla entsprechen denjenigen der umliegenden Dorfer Kischlak Von den Strassen und Gassen sind nur hohe fensterlose Mauern zu sehen die einen Innenhof Hovli umgeben Die traditionell flach gedeckten Wohnraume Stallungen und sonstigen Nebengebaude sind meist von einem aufgestellten Giebel erhoht unter dessen Wellblechdach Viehfutter gelagert wird Alle U formig entlang der Umfassungsmauern errichteten Gebaudeteile orientieren sich zum Innenhof bei grosseren Anlagen ist dem Wohngebaude eine auf Holzsaulen ruhende Veranda vorgelagert Auf dem Land ist der Innenhof in der Regel etwas grosser 5 Die einzige Verbindung zur Aussenwelt stellt ein oftmals kunstvoll ornamentiertes holzernes Tor dar das fruher lediglich fur die Einfahrt eines Ochsenkarrens geoffnet wurde Heute wird nachts der PKW im Hof abgestellt Die Hausbewohner schlupfen durch einen kleinen Durchgang in einem Flugel des Tors Selbst das einfachste Gehoft besass in vorsowjetischer Zeit um den Innenhof zwei Raume Der kleinere war der Bereich der Frauen Haram zu dem mannliche Besucher keinen Zutritt hatten 6 Auch wenn diese Trennung heute nicht mehr besteht existieren wesentliche Gestaltungselemente des Innenhofs weiterhin Im Idealfall gehort hierzu ein Wasserbecken zumindest sollte ein Wasseranschluss in der Mitte des Hofs vorhanden sein an dem das Geschirr gespult wird Obstbaume spenden Schatten die verbleibende Flache wird als Hausgarten zum Anbau von Gemuse genutzt Dessen Bewasserung erfolgt uber ein System von Wasserrinnen aus dem Teich der von Kanalen Arik gespeist wird die entlang der Strassen verlaufen 7 nbsp Familienpicknick an den 44 Quellen Tschilu tschor tschaschma SudtadschikistanEin im Freien moglichst nahe am kuhlenden Wasserbecken aufgestellter Taptschan dient der Familie in der heissen Jahreszeit als nachtliche Schlafstelle und tagsuber als Ess und Ruheplatz Er ersetzt Tisch Stuhl und Bett die in einem herkommlichen Wohnhaus nicht vorhanden sind Der Taptschan darf nicht mit Schuhen betreten werden Zum Schlafen im Sommer wird er mit futonartigen Baumwollfasermatten Kurpacha belegt Das Essen und der stets bereitstehende ungesusste grune Tee Tschoi kabud wird auf einem in der Mitte ausgebreiteten Tischtuch Dastarchan angerichtet Die zu beiden Seiten ausgerollten Kurpacha dienen dann als Sitzgelegenheit Teehauser Tschoichona und viele Speiserestaurants Oschchona verfugen in ihren Raumen oder im Freien neben Tischen und Stuhlen uber Taptschane die wenn moglich um einen zentralen Springbrunnen angeordnet sind Ein etwa 30 Zentimeter hoher Holztisch in der Mitte des Taptschan kann das flach ausgelegte Tischtuch ersetzen Der Tisch bietet die Moglichkeit dass die Gaste am Rand des Taptschan wie auf einem Stuhl mit den Fussen am Boden Platz nehmen konnen Taptschane sind gelegentlich auf einem freien Platz unter Baumen als Treffpunkt der Dorfgemeinschaft aufgestellt Einfache Plattformen finden sich an Feldrandern als mittagliche Ruhestatte fur die Erntehelfer Sorgfaltiger hergestellte Taptschane unter Pavillons gehoren zur Ausstattung stadtischer Parkanlagen und zu Picknickplatzen an Ausflugsorten Dort bieten aus Lehm gemauerte Kochstellen den Familien die Moglichkeit auf einem Holzfeuer ihr mitgebrachtes Essen zuzubereiten Einzelnachweise Bearbeiten Bertha von Suttner Memoiren Stuttgart Leipzig 1909 S 152 online bei Zeno org Bruno Plaetschke Die Tschetschenen Forschungen zur Volkerkunde des nordostlichen Kaukasus auf Grund von Reisen in den Jahren 1918 20 und 1927 28 Friedrichsen de Gruyter amp Co Hamburg 1929 S 93 Almut Bues Hrsg Die Aufzeichnungen des Dominikaners Martin Gruneweg 1562 ca 1618 uber seine Familie in Danzig seine Handelsreisen in Osteuropa und sein Klosterleben in Polen Harrassowitz Wiesbaden 2009 S 702 ISBN 978 3 447 05269 6 Judith Peltz Usbekistan Entlang der Seidenstrasse nach Samarkand Buchara und Chiwa Trescher Berlin 2010 S 234 Sonja Bill Tadschikistan Zwischen Dusanbe und dem Dach der Welt Trescher Berlin 2010 S 51 Greg Castillo Soviet Orientalism Socialist Realism and Built Tradition In Traditional Dwellings and Settlements Review Vol 8 No 2 Fruhjahr 1997 S 33 47 hier S 38 H E Adler An Architect s Notes on Soviet Turkestan In Man Vol 44 November Dezember 1944 S 129 134 hier S 130 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Taptschan amp oldid 238987806