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Bei den Unruhen in Sudkirgisistan 2010 handelte es sich um die gewalttatigen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und der ethnischen Minderheit der Usbeken im Suden von Kirgisistan hauptsachlich in den Stadten Osch und Dschalalabat Ein niedergebranntes Haus in Osch ein Jahr nach den Unruhen Die Unruhen eskalierten in der Nacht zum 11 Juni 2010 Die Kampfhandlungen endeten zwischen 15 und 18 Juni Bei den Unruhen kamen je nach Zahlweise zwischen 174 und 2 500 Menschen ums Leben Die Mehrzahl von ihnen waren Usbeken Die Zahl der in der Mehrzahl ebenfalls usbekischen Fluchtlinge betrug zwischen 400 000 und 1 Million Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Machtergreifung der Ubergangsregierung 1 2 Der Ex Prasident 2 Verlauf 2 1 Eskalation 2 2 Schwere Kampfe 2 3 Beruhigung 3 Aufarbeitung 3 1 Untersuchung durch Human Rights Watch 3 2 Gerichtsverfahren 3 3 Internationale Untersuchungskommission KIC 4 Opfer 4 1 Fluchtlinge 5 Internationale Reaktionen 5 1 UNO 5 2 OSZE 5 3 Russland 5 4 Vereinigte Staaten 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten Hauptartikel Regierungswechsel in Kirgisistan 2010 Bereits vor dem Zerfall der Sowjetunion gab es 1990 gewalttatige Auseinandersetzungen zwischen Usbeken und Kirgisen Bei den sogenannten Unruhen von Osch kamen mindestens 300 Menschen ums Leben Die durch Streitigkeiten um Land ausgelosten Unruhen bewegten die sowjetische Regierung zu einem Eingreifen das letztlich den Konflikt beendete 1 Die Krise wurde durch Unzufriedenheit wegen Korruption steigender Preise und fehlender Strategien der Regierung mit den Folgen der Wirtschaftskrise umzugehen ausgelost Ein Drittel der 5 3 Millionen Einwohner Kirgisistan lebt unter der Armutsgrenze Durch die Wirtschaftskrise verscharften sich die Probleme durch die verminderten Uberweisungen kirgisischer Arbeiter aus Russland 2 Auch fuhrten Schmugglerrouten fur den lukrativen Handel mit afghanischem Rauschgift durch die Region 3 So war die Stadt Osch ein wichtiger Drogenhandelsumschlagplatz 4 Sowohl die USA als auch Russland unterhielten jeweils eine Militarbasis in Kirgisistan Beide Basen liegen im Norden in der Nahe der Hauptstadt Bischkek Seit 1996 baut das Pentagon seine Militarprasenz in Kirgisistan im Rahmen des Foreign Military Funding kontinuierlich aus 5 Machtergreifung der Ubergangsregierung Bearbeiten Hauptartikel Kirgisische Ubergangsregierung Bei Demonstrationen gegen die Regierung wurden im April Dutzende Menschen getotet 6 Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Kirgisistans Almasbek Atambajew und weitere Oppositionelle wurden festgenommen Gleichzeitig verhangte der damalige Prasident Bakijew in Bischkek sowie im Norden des Landes den Ausnahmezustand und eine nachtliche Ausgangssperre 7 8 Die Opposition verkundete am 7 April den Sturz der Regierung und die Einrichtung einer Ubergangsregierung unter der Ex Aussenministerin Rosa Otunbajewa Prasident Bakijew weigerte sich zunachst zuruckzutreten und fluchtete in die Stadt Dschalalabat seine Heimatstadt im Suden des Landes 9 Im Mai kampften in Dschalalabat Bakijew Anhanger mit ansassigen Usbeken 10 Der Ex Prasident Bearbeiten Hauptartikel Kurmanbek Bakijew nbsp Kurmanbek Bakijew 2009 Eine Woche nach dem Aufstand in Kirgisistan erklarte der fruhere Prasident Kurmanbek Bakijew seinen Rucktritt und setzte sich mit seiner Familie ins benachbarte Kasachstan ab Nachdem seine Ruckkehr vom Parlament abgelehnt worden war ging er schliesslich nach Belarus Er selbst und Mitglieder seiner Familie werden wegen Mordes an 87 Demonstranten mit internationalem Haftbefehl gesucht 11 12 13 Verlauf BearbeitenEskalation Bearbeiten In der Nacht zum 11 Juni eskalierte die Situation Die Stadt Osch wurde zum Schauplatz von gewalttatigen Ausschreitungen zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit bei denen mehrere hundert Menschen den Tod fanden und tausende Menschen verletzt wurden Brandstifter steckten zahlreiche von Usbeken bewohnte Gebaude in Brand und es kam zu Plunderungen Die UNO Menschenrechtskommissarin Navi Pillay berichtete dass die ersten funf Angriffe nahezu zeitgleich stattfanden und offenbar abgestimmt gezielt und gut geplant waren 14 Nach einem Bericht der Tageszeitung taz soll der Ausloser hingegen gewesen sein dass eine Gruppe usbekischer Jugendlicher nach einem Diskobesuch um sich geschossen und danach das Madchenwohnheim der Oscher Staatsuniversitat uberfallen habe 15 Der Rektor der Universitat in Osch Mukhtar Orosbekow sowie die Hausmeisterin der Anlage und zwei Studenten die nach den Unruhen in die Anlage zuruckgekehrt waren um ihre Habseligkeiten zu holen widersprechen allerdings Sie behaupten dass zwar usbekische Jugendliche vor dem Wohnheim randaliert hatten aber nicht in das Gebaude eingedrungen seien und es auch zu keinen Vergewaltigungen gekommen sei 16 Der stellvertretende kirgisische Sicherheitschef Kubat Baibalow machte am 15 Juni bewaffnete und ausgebildete Manner aus dem angrenzenden Tadschikistan fur die Eskalation verantwortlich Diese tadschikischen afghanischen und kirgisischen Staatsangehorigen hatten aus einem Auto heraus das Feuer auf Angehorige der kirgisischen und usbekischen Volksgruppe eroffnet um die Unruhen zu entfachen Er warf dem ehemaligen Prasidenten Bakijew vor die Manner beauftragt zu haben 14 Schwere Kampfe Bearbeiten Angehorige der usbekischen Minderheit verschanzten sich in ihren Wohnvierteln oder fluchteten nach Usbekistan Die Regierung verhangte den Ausnahmezustand und ermachtigte das Militar auf Plunderer scharf zu schiessen Die Regierung bat Russland um militarische Hilfe Russland lehnte dies mit dem Argument ab es handle sich um eine interne Angelegenheit Es kundigte in der Folge lediglich an ein Bataillon Fallschirmjager zum Schutz seines Luftwaffenstutzpunkts in Kant 17 zu schicken 18 Bei den Kampfen kam es zu gegenseitigen Geiselnahmen um die eigene Sicherheit zu garantieren Es gab auch Massenvergewaltigungen Die Sicherheitskrafte kamen ihrer Aufgabe grosstenteils nicht nach So griffen sie meist nicht ein sondern unterstutzten kirgisische Angreifer teilweise logistisch und beteiligten sich auch aktiv an den Angriffen auf Usbeken 19 Laut Berichten der NGO Human Rights Watch durchbrachen ublicherweise gepanzerte Militarfahrzeuge die Barrikaden danach wurden die Hauser mit Molotowcocktails und Brandmunition beschossen und schliesslich auf die fluchtenden Bewohner gefeuert 4 Mindestens ein Schutzenpanzer wurde vom Mob ubernommen 20 Am 12 Juni rief die Regierung das Kriegsrecht und eine Teilmobilmachung aus Rund um die Stadt Osch horte man Artilleriefeuer und Salven aus automatischen Waffen in den Krankenhausern fehlte es an Verbandsmaterial und Blutkonserven Die Gasversorgung der Stadt wurde abgeschaltet um Explosionen zu verhindern 21 Uber das Wochenende weiteten sich die Kampfe auf Dschalalabat aus Das usbekische Katastrophenministerium sprach von uber 75 000 Grenzubertritten von Erwachsenen Kinder wurden nicht gezahlt in der Region Andijon 18 22 Im Ferghanatal errichteten Helfer ein Zeltlager fur die Fluchtlinge 11 Am 13 Juni erklarte die Regierung dass sie die Situation nicht mehr unter Kontrolle habe 10 Teils wurden sogar Usbeken auf den Strassen von kirgisischen Extremisten zusammengetrieben und lebendigen Leibes vor zahlreichen Zuschauern mit Benzin verbrannt 23 Sie verdachtigt den Exprasidenten Bakijew und dessen Familie die am 27 Juni geplante Volksabstimmung uber eine neue Verfassung verhindern zu wollen 24 Dieser wies die Vorwurfe kategorisch von sich 25 Am gleichen Tag nahmen britische Behorden seinen Sohn Maxim Bakijew der vor dem Sturz einer der reichsten Unternehmer des Landes geworden war in London fest als er mit einem Privatflugzeug einreisen wollte Es existierte ein Telefonmitschnitt vom Mai von ihm in dem er angab wie er die Lage in Kirgisistan destabilisieren wollte 26 Kirgisien forderte nachdem die Festnahme erst am 16 Juni offiziell bekannt geworden war seine Auslieferung 27 Am 14 Juni meldeten Medien dass russische Friedenstruppen nun doch im Rahmen der Organisation des Vertrags uber kollektive Sicherheit OVKS in Osch eingreifen wurden 28 Die usbekische Regierung kundigte an die Grenzen nach Kirgisistan zu schliessen Beruhigung Bearbeiten In der Nacht auf den 15 Juni beruhigte sich die Situation und internationale Organisationen begannen Hilfsguter ins Krisengebiet zu liefern wobei es Beschwerden usbekischer Einwohner uber die Verteilungsgerechtigkeit gab 27 Die Regierung sagte Geruchte seien die grosste Gefahr in der derzeitigen Lage Deutschland das als einziger EU Staat eine Botschaft in Kirgisistan unterhalt hat wahrenddessen 89 Auslander darunter 40 Europaer sowie 31 US Amerikaner ausser Landes gebracht 29 Auch die chinesische Regierung flog 195 ihrer Staatsangehorigen aus Weitere 600 wollten ebenfalls in Sicherheit gebracht werden 14 Belarus lehnte nach eigenen Angaben am 15 Juni einen Auslieferungsantrag der kirgisischen Regierung fur Kurmanbek Bakijew ab 13 Am 16 Juni war die Lage grosstenteils ruhig auch wenn es in der Nacht Feuergefechte gab Rettungs und Sicherheitskrafte sperrten Teile der Stadte Osch und Dschalalabad ab 30 Die Regierung betonte die Lage nun unter Kontrolle zu haben Die Hilfe lief nur schleppend an und die Preise fur Lebensmittel hatten sich zwischenzeitlich verfunffacht Teilweise waren usbekische Manner wieder in ihre Heimatorte zuruckgekehrt Die Ubergangsprasidentin Otunbajewa bestritt einen ethnischen Hintergrund der Kampfe und betonte dass die ganze Bevolkerung betroffen war Sie gab zu dass die Armee unzureichend ausgebildet von Verratern durchsetzt und zudem monoethnisch sei und kundigte an in Zukunft auch Angehorige der Usbeken in die Armee eingliedern zu wollen 26 Am 18 Juni gab die Ubergangsprasidentin Rosa Otunbajewa bekannt dass russische Soldaten ausgewahlte strategische Einrichtungen uberwachen wurden 31 Am 21 Juni war die Situation immer noch angespannt Die Behorden verlangerten die nachtliche Ausgangssperre in Osch bis zum 25 Juni Viele Usbeken sahen in den Sicherheitskraften Verbundete des Mobs und verbarrikadierten sich weiter in ihren Hausern und Vierteln 4 32 Bei der Raumung der Barrikaden durch die Sicherheitskrafte kam es in der Nacht und am fruhen Morgen wieder zu Schusswechseln 33 Am 24 Juni teilte der kirgisische Grenzschutz mit dass fast alle Fluchtlinge aus Usbekistan wieder zuruckgekehrt seien In den Tagen davor hatten 70 000 Menschen die Grenze Richtung Heimat uberquert 34 Am 27 Juni fand das geplante Verfassungsreferendum statt und wurde laut der offiziellen Wahlkommission mit grosser Mehrheit angenommen 35 Aufarbeitung BearbeitenAm 18 Juni kundigte die Ubergangsregierung an die Strassenschlachten Morde und Pogrome von einer Kommission untersuchen zu lassen Zahlreiche Kampfer mit dem Ziel einer Destabilisierung des Landes darunter auch Heckenschutzen wurden inhaftiert 36 Der kirgisische Geheimdienstchef Kengeschbek Duischobajew behauptete am 24 Juni dass die Unruhen von einer Koalition aus Vertretern des Klans rund um Ex Prasident Bakijew gemeinsam mit Mitgliedern der Islamischen Bewegung Usbekistans IBU und der Islamischen Dschihadunion provoziert wurden legte aber keine Beweise vor Den Ausfuhrungen seiner Behorde zufolge bezahlten die Bakijews 30 Millionen Dollar fur die Einreise von funfzehn usbekischen Terroristen nach Kirgisistan und deren Tatigkeit als Heckenschutzen und Provokateure Auch fuhrende Mitglieder der usbekischen nationalen Kulturzentren in Osch und Dschalalabad sollten laut dem Bericht beteiligt gewesen sein Der Burgerrechtler Edil Bajsalow bestritt die Ausfuhrungen die seiner Meinung nach nur das Versagen des Geheimdiensts vertuschen sollten 37 Der Chef der Generaldirektion fur den Wiederaufbau von Osch und Dschalalabad Zhantaro Satylabdiew gab bekannt dass die zerstorten Hauser wieder aufgebaut werden sollen 38 Im Juli nahmen Behorden Achmat Bakijew in Sudkirgisistan fest Er ist ein Bruder des gesturzten Prasidenten Kurmanbek Bakijew Er hatte Waffen bei sich leistete aber bei der Festnahme keinen Widerstand Ihm wird vorgeworfen eine lokale Miliz aufgebaut zu haben und er galt als Schattengouverneur der Region Dschalalabad 39 Der Burgermeister von Osch Melis Mirsakmatow ubernahm in einem Interview mit der russischen Zeitung Kommersant die Verantwortung fur die ethnischen Zerstorungen betonte aber dass die Usbeken den Konflikt begonnen hatten 40 Amnesty International bemangelte im Juni 2011 ein Jahr nach den Unruhen die fehlende Strafverfolgung der Tater 41 Untersuchung durch Human Rights Watch Bearbeiten Am 16 August veroffentlichte die Organisation Human Rights Watch die erste grossere Untersuchung zu den Pogromen Der Bericht stellt fest dass die Gewalt in der Nacht vom 10 auf den 11 Juni durch einen Streit zwischen Jugendlichen ausbrach Die meisten Angriffe der ersten Nacht sind dem Bericht nach von Usbeken ausgegangen die sich dann hinter Barrikaden verschanzt haben Der Bericht fuhrt weiters aus dass Regierungstruppen im grossen Massstab diese Barrikaden geraumt haben und dadurch bewusst oder unbewusst die Pogrome erst ermoglicht haben indem sie die dahinter verschanzten Wohnviertel nicht beschutzt haben Die Hauser wurden danach angezundet und die Bewohner getotet Etwa 2000 Hauser vorwiegend in usbekischen Vierteln wurden niedergebrannt Der Bericht kritisiert auch die Voreingenommenheit der Justiz der einseitige Ermittlungen vorgeworfen wurden Von den 243 Festgenommenen sind nur 29 Kirgisen 42 Die Organisation geht von ungefahr 2000 Todesopfern aus 43 Gerichtsverfahren Bearbeiten Obwohl nach offiziellen Zahlen 99 Prozent der zerstorten Hauser Usbeken gehorten und auch 2 3 der Toten usbekischer Herkunft waren fanden bis Februar 2011 hauptsachlich Verfahren gegen Usbeken statt Vertreter der EU und der UNO wiesen auf Folter wahrend der Verfahren hin Es sind auch Falle bekannt wo Zuschauer selbststandig in Verfahren eingriffen 44 Internationale Untersuchungskommission KIC Bearbeiten Eine Internationale Untersuchungskommission KIC untersucht die Geschehnisse hat aber keinerlei juristische Verfugungsgewalt Diese ist die Aufgabe der kirgisischen Strafverfolgungsbehorden Sie wird vom ehemaligen finnischen Abgeordneten Kimmo Kiljunen geleitet 45 Am 3 Mai 2011 veroffentlichte die KIC einen Bericht zu den Unruhen in dem die Zahl der Toten mit 470 angegeben ist Davon seien 74 Prozent Usbeken Darin wurden die Geschehnisse als Verbrechen gegen die Menschlichkeit aber nicht als Kriegsverbrechen oder Genozid bezeichnet Die Kommission forderte von der kirgisischen Regierungen die Einrichtung einer Friedens und Versohnungskommission sowie die Beendigung von Folter und einseitiger strafrechtlicher Verfolgung von Usbeken Nach Ansicht der KIC entstand der Konflikt durch das Machtvakuum nach Rucktritt von Bakijew und die Unterstutzung der Ubergangsregierung durch die Usbeken Die Ubergangsregierung hatte zu spat eingegriffen und sei ihrer Verpflichtung ihre Burger zu schutzen nicht nachgekommen Das KIC stellte ausserdem fest dass es zu Massenvergewaltigungen usbekischer Frauen gekommen ist und dass keine dritte Partei an dem Konflikt beteiligt war Usbekische Fuhrer hatten den Konflikt nicht vorbereitet und strebten keine Abspaltung von Kirgisistan an 45 Die Kommission fordert die Regierung auf die Entwendung von Waffen und Panzerwagen der Sicherheitsbehorden zu untersuchen 45 Die kirgisische Regierung war der Meinung die Kommission habe die Ereignisse nicht adaquat dargestellt und sprach von Vorbereitungen der Usbeken vor den Unruhen 45 Opfer BearbeitenAm 16 Juni sprach das kirgisische Gesundheitsministerium von 176 Toten in Osch Die kirgisische Regierung gestand allerdings ein dass die Zahl wahrscheinlich um ein Vielfaches hoher liegt 27 Am 18 Juni sprachen Regierungsvertreter von 2 000 2 500 Toten Die Zahlung gestaltet sich schwierig da die Begrabnisse traditionell bis zum nachsten Sonnenaufgang stattfinden mussen 46 Nach Angaben der Verwaltung der Stadt Osch wurden bei den Kampfen bei denen auch Wohnviertel in Brand gesteckt wurden etwa 70 Prozent der Gebaude beschadigt 36 Dabei handelte es sich fast ausschliesslich um Gebaude in usbekischen Wohnviertel Hauser und Automobile die mit Graffiti als kirgisisch markiert waren wurden ublicherweise verschont 4 47 Die Internationale Untersuchungskommission KIC nennt 470 Tote von denen 74 Prozent Usbeken sind 45 Fluchtlinge Bearbeiten Der Konflikt loste eine grosse Fluchtlingswelle aus UNHCR sprach am 16 Juni von bis zu 275 000 Personen auf der Flucht wobei 90 Prozent der Betroffenen laut UNICEF Frauen und Kinder waren Tags darauf revidierte das OCHA die Angaben zur Fluchtlingszahl deutlich nach oben und ging von mindestens 400 000 aus 48 14 Vertreter von Usbekistan gaben an 75 000 Fluchtlinge auf ihrem Staatsgebiet zu haben 27 Die Organisation Arzte ohne Grenzen sprach von einer Million Betroffenen denen vor allem Trinkwasser und Nahrungsmittel fehlten 32 Internationale Reaktionen BearbeitenHuman Rights Watch forderte eine UN Intervention bzw eine Entsendung von OSZE Polizeieinheiten 10 16 EU Aussenministerin Catherine Ashton bezeichnete die Situation am 14 Juni als sehr gefahrlich und forderte eine Konzentration auf die Wiederherstellung der Ordnung 11 Die EU sagte am 16 Juni funf Millionen Euro an Hilfsgeldern zu Das Geld sollte fur medizinische Versorgung Unterkunfte Wasser und Nahrung der Fluchtlinge ausgegeben und von Nichtregierungsorganisationen und den Vereinten Nationen verteilt werden 49 Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle rief die Parteien in Kirgisien zur sofortigen Beendigung der Gewalt auf die deutsche Bundesregierung stellte 500 000 Euro Soforthilfe fur Fluchtlinge zur Verfugung 29 Am 15 Juli besuchte er zusammen mit dem franzosischen Aussenminister Bernard Kouchner Usbekistan sowie Osch und Dschalalabad bei der sie eine unabhangige internationale Untersuchung der Ereignisse forderten 16 38 Nach Ansicht des usbekischen Prasidenten Islom Karimov sind die Massaker weder von Usbeken noch von Kirgisen sondern von einer dritten Kraft organisiert worden 50 UNO Bearbeiten UNO Generalsekretar Ban Ki Moon zeigte sich alarmiert uber die Gewalt und die Zahl der Opfer und Fluchtlinge und liess in Zusammenarbeit mit der OSZE den Bedarf an humanitarer Hilfe ermitteln Diese verurteilte die Gewalt als versuchte ethnische Sauberung und bestatigte dass Angehorige der usbekischen Minderheit von gezielten und systematischen Morden und Plunderungen durch kirgisische Gruppen betroffen waren 22 29 Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte die offene Gewalt rief zur Ordnung auf und forderte die Staatengemeinschaft auf Nahrungs und Hilfsmittel in das Krisengebiet zu schicken 51 Das Welternahrungsprogramm begann mit einer Notmission mit Lebensmitteln und logistischer Hilfe und bittet alle beteiligten Krafte die Lieferungen nicht zu behindern Die Welthungerhilfe kundigte an 100 000 Euro fur die Opfer der Unruhen bereitzustellen 29 OSZE Bearbeiten Die OSZE zeigte sich im Juli bereit Polizeieinheiten nach Osch und Dschalalabad zu schicken 16 Erst sollten laut Herbert Salber Direktor des OSZE Zentrums fur Krisenpravention 52 Polizisten fur vier Monate entsandt werden denen spater 50 weitere folgen sollen 52 Diese Mission wurde zwar ursprunglich von der kirgisischen Regierung gewollt konnte aber wegen einer fehlenden Unterschrift der Prasidentin die bis zum 28 August geleistet hatte werden mussen nicht durchgefuhrt werden Als Hauptgrund wurde angegeben dass die Sicherheit des OSZE Personals nicht gewahrleistet werden konnte 53 Russland Bearbeiten Das russische Zivilschutzministerium schickte am 16 Juni drei Il 76 mit 130 Tonnen an Hilfslieferungen nach Bischkek 54 Weitere zwei am 18 Juni und eine am 19 mit insgesamt etwa 120 Tonnen Hilfslieferungen nach Usbekistan folgten 55 Der russische Prasident Dmitri Medwedew ausserte am 24 Juni die Befurchtung dass Kirgisistan auseinanderbrechen konnte und dieses mit dem Aufstieg radikaler Elemente verbunden sein konnte Er kritisierte die Unfahigkeit der Ubergangsregierung die Lage unter Kontrolle zu behalten 56 Vereinigte Staaten Bearbeiten Die Vereinigten Staaten entsandten am 16 Juni Robert O Blake Jr als Sonderbotschafter in die Region Er sollte zuerst nach Taschkent in Usbekistan und von dort an die kirgisische Grenze reisen Auch das Fergana Tal stand auf seiner Reiseliste 57 Es wurden ausserdem am 16 Juni 6 5 Millionen Dollar an Hilfsgeldern fur die Lebensmittelversorgung der Fluchtlinge bereitgestellt 58 nbsp Azimjon Askarov Marz 2013 Am 14 Juli 2015 ehrte das Aussenministerium der Vereinigten Staaten den Burgerrechtsaktivisten und Journalisten Azimjon Askarov mit dem Human Rights Defender Award 59 fur seine Dokumentationen der Menschenrechtsverletzungen gegen die usbekische Minderheit wahrend der Unruhen Der ethnische Usbeke Askarov war zuvor in einem zweifelhaften Prozess zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden Die kirgisische Regierung reagierte auf die Verleihung unter anderem mit der Kundigung eines seit 1993 geltenden Abkommens uber humanitare Hilfe zwischen den beiden Staaten 60 Siehe auch BearbeitenYulduz Usmanova KontroverseWeblinks BearbeitenAutonomer Staat seit Zerfall der UdSSR ORF 14 Juni 2010 Analyse Falsches Spiel mit dem Nationalen Frankfurter Rundschau 18 Juni 2010 Reportage aus Kirgisien Die Fluchtlinge von Osch die tageszeitung 18 Juni 2010 Die unsichtbare Grenze wird sichtbar Frankfurter Rundschau 18 Juni 2010 Die tiefen Spuren des Hasses FAZ 23 Juni 2010 Lieber in Russland Ruben ernten die tageszeitung 2 August 2010 Der Kickboxer und die Politik die tageszeitung 24 August 2010 Die schutzlosen Usbeken von Osch Die Zeit 7 April 2011 Widening ethnic Divisions in the South Asia Report N 222 International Crisis Group 29 Marz 2012 englisch Report of the independent international commission of inquiry into the events in southern kyrgyzstan in june 2010 3 Mai 2011 englisch Bilder Infografik RIA Novosti 16 Juni 2010Einzelnachweise Bearbeiten Nicole Scherschun Unruhen in Kirgisistan weiten sich aus Deutsche Welle 13 Juni 2010 https www novastan org de kirgistan kirgistan abhangig vom geld seiner migranten Michael Ludwig Fruchtbarer Boden fur Tod und Gewalt FAZ 15 Juni 2010 a b c d Reinhard Veser Die Usbeken haben sich verbarrikadiert FAZ 20 Juni 2010 Kyrgyz Defense Ministry The training center in Batken is not oriented against third countries Memento vom 7 Juni 2010 im Internet Archive Ferghana ru 17 Marz 2010 The press release notes the erection of the training camp in the Batken Oblast is one of many joint projects of Kyrgyzstan and USA in military area while the cooperation on military technical aid has been implemented under FMF Foreign Military Financing program since 1996 Tote bei Protesten gegen Prasident Bakijew Memento vom 11 April 2010 im Internet Archive Viele Tote bei blutigen Unruhen in Kirgistan Welt Online 7 April 2010 Opposition protestiert hartnackig Focus 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mehr abrufbar festgestellt im Februar 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis ORF 24 Juni 2010 Uber 90 Prozent fur Verfassungsanderung Memento vom 20 Juli 2012 im Webarchiv archive today ORF 28 Juni 2010 a b otr dpa apn Hunderttausende fluchten vor blutigen Unruhen Spiegel Online 17 Juni 2010 Geheimdienst sieht Koalition aus Drahtziehern FAZ 28 Juni 2010 a b Deutschland fordert Untersuchung Frankfurter Rundschau 16 Juli 2010 Ein mutmasslicher Anstifter der Unruhen festgenommen Spiegel 22 Juli 2010 Markus Bensmann Lieber in Russland Ruben ernten In die tageszeitung 2 August 2010 abgerufen am 1 Marz 2012 Amnesty warnt vor neuen Gewaltexzessen in Kirgistan In Neue Zurcher Zeitung 8 Juni 2011 archiviert vom Original am 11 Juni 2011 abgerufen am 8 Juni 2011 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nzz ch Truppen halfen Morderbanden NZZ Kirgistan kommt nicht zur Ruhe Markus Bensmann Angst und Gewalt im Gerichtssaal In die tageszeitung 8 Februar 2011 abgerufen am 8 Februar 2011 a b c d e Marcus Bensmann Kein Genozid an Usbeken in Osch In die tageszeitung 4 Mai 2011 abgerufen am 8 Juni 2011 ffr dpa AFP Ubergangsregierung rechnet mit 2000 Todesopfern Spiegel Online 18 Juni 2010 Marcus Bensmann Andrea Bohm Johannes Voswinkel Menschenjagd Die Zeit 16 Juni 2010 Laut UNO uber 400 000 Fluchtlinge Memento vom 11 Juli 2012 im Webarchiv archive today ORF 16 Juni 2010 Hilfszusage EU gibt funf Millionen Euro fur Kirgistan Memento vom 13 Juli 2012 im Webarchiv archive today ORF 16 Juni 2010 Pogrome in Kirgistan sollten Usbekistan in den Konflikt verwickeln Prasident Karimow RIA Novosti 18 Juni 2010 Benjamin Bidder Kirgisien schlittert in den Burgerkrieg Spiegel online 15 Juni 2010 Friedensmission beschlossen TAZ 18 Juli 2010 Sanktionen treffen die Falschen FINAL REPORT ON UNHCR EMERGENCY OPERATIONS IN THE REPUBLIC OF UZBEKISTAN unhcr org EMERCOM of Russia is sending humanitarian aid to Uzbekistan for the Kirgizia refugees Memento vom 5 August 2012 im Webarchiv archive today MChS EMERCOM 18 Juni 2010 Medwedew furchtet Auseinanderbrechen Kirgistans Memento vom 12 Juli 2012 im Webarchiv archive today ORF 25 Juni 2010 hen Reuters AFP USA schicken Diplomaten nach Kirgisien Spiegel Online 16 Juni 2010 Hilfswelle fur Kirgistan lauft an Memento vom 4 Oktober 2015 im Internet Archive dpa Frankfurter Rundschau 17 Juni 2010 2014 Human Rights Defender Award Ceremony for Azimjon Askarov and Foro Penal Kirgistans schwierige Gratwanderung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unruhen in Sudkirgisistan 2010 amp oldid 230479825