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Die Evangelische Kirche in Muschenheim einem Stadtteil von Lich im Landkreis Giessen Hessen wurde im 13 Jahrhundert im spatromanischen Stil gebaut Die zweischiffige basilikale Kirche hat ein tief abgeschlepptes Dach uber dem nordlichen Seitenschiff und einen ostlichen Chorturm mit barockem Turmhelm von 1750 Sie pragt das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Sudwestseite der evangelischen Kirche MuschenheimKirche von NordwestenDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1151 wird in Muschenheim eine Eigenkirche der Herren von Arnburg von Munzenberg erwahnt die das Patronatsrecht erhielten Muschenheim war Mutterkirche der Kapellen von Kloster Arnsburg Birklar und Bettenhausen Kirchlich gehorte Muschenheim im ausgehenden Mittelalter zum Archidiakonat St Maria ad Gradus in der Erzdiozese Mainz 2 Bis 1304 war Bettenhausen bis 1316 Birklar eingepfarrt Nach dem Aussterben der Munzenberger gelangte ihr Besitz an die Falkensteiner und das Patronatsrecht uber die Muschenheimer Kirche im Jahr 1270 an die Zisterzienser des Klosters die es bis 1803 innehatten Nach der Sakularisation des Klosters im Jahr 1803 wurde das Patronat dem Haus Solms ubertragen Von 1811 bis 1959 hatte es das Haus Solms Braunfels inne Die am Anfang des 13 Jahrhunderts errichtete Kirche war dem hl Nikolaus geweiht Zwischen 1216 und 1229 sind zwei Priester nachgewiesen Neben dem bereits bestehenden Nikolausaltar wurde im Jahr 1324 von der Rittersfamilie von Muschenheim ein weiterer Altar gestiftet Das ursprunglich einschiffige Langhaus mit quadratischem Chor und halbrunder Apsis erhielt noch in romanischer Zeit ein nordliches Seitenschiff Am Ende des 15 Jahrhunderts wurde der vierte Altar geweiht was die Tatigkeit von vier Priestern voraussetzt 3 Ebenfalls in spatgotischer Zeit fand ein Umbau statt Das Schiff wurde eingewolbt das Chorgewolbe in der Turmhalle hoher gelegt die Apsis erhoht und die Fenster an der Sudseite vergrossert 4 Statt des ursprunglichen Pultdaches erhielt das Seitenschiff ein Schleppdach 5 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Muschenheim zum protestantischen Bekenntnis Als erster evangelischer Pfarrer wirkte hier Antonius Schuler vor 1560 Seit der Reformation ist Muschenheim pfarramtlich mit Birklar verbunden 6 In den Jahren 1699 1700 erfolgte eine Renovierung bei der das Gestuhl und der Fussboden unter der Kanzel erneuert wurden Der ursprungliche Pyramidenhelm wurde 1750 durch einen barocken Helmaufbau ersetzt 1852 wurde das Kirchendach neu verschiefert die nordlich angebaute Mauer neu aufgefuhrt und eine neue Empore geschaffen Nach einem Blitzeinschlag in den Turm in der Nacht vom 6 auf den 7 Dezember 1895 wurden im Fruhjahr die Schaden ausgebessert und das Turmdach neu verschiefert Seit 1892 beheizten zwei Ofen die Kirche Eine Innenrenovierung wurde 1898 vorgenommen Nach einem weiteren Blitzeinschlag im Jahr 1927 erhielt der Turm einen Blitzableiter Im Zuge einer Aussenrenovierung im Jahr 1988 wurden schadhafte Stellen neu verputzt und die Fenster und Turumrahmungen aus romanischer und gotischer Zeit restauriert Architektur Bearbeiten nbsp Turmblick nbsp Nischenportal an der SudseiteDie geostete Kirche am ostlichen Dorfrand inmitten eines ummauerten Friedhofs entstand unter Einfluss der Arnsburger Bauhutte Sie erhalt durch die zweischiffige Anlage und der nordlichen Sakristei Zuge einer unsymmetrischen Basilika 7 Das nordliche Seitenschiff findet unter einem Schleppdach seinen Platz Ursprunglich hatte das Seitenschiff ein flacheres Pultdach mit drei kleinen rechteckigen Fenstern die zwischen dem Pultdach und der Traufe des Hauptdaches angebracht waren Fur diese Fenster diente das Hauptgesims als Sturz Der Verlauf des fruheren Pultdaches ist noch erkennbar 5 Das Langschiff wird von einem zweijochigen Kreuzrippengewolbe das Seitenschiff von einer Flachdecke abgeschlossen Beide Schiffe werden durch zwei grosse Bogen die leicht spitzbogig zulaufen miteinander verbunden Der Mittelpfeiler weist einen umlaufenden Sockel und umlaufenden Kampfer auf Entsprechende Profile haben auch die beiden Endpfeiler und der grosse rundbogige Triumphbogen Die in spatgotischer Zeit vergrosserten Fenster mit Spitzbogen an der Sudseite belichten das Schiff Nicht erhalten ist das ursprungliche Masswerk 8 An der Nordseite ist ein rechteckiges Fenster aus spaterer Zeit angebracht Das rundbogige abgetreppte Hauptportal an der Westseite und daneben das kleinere fur das Seitenschiff sind noch ursprunglich Die beiden Rundfenster im Westgiebel stammen ebenfalls noch aus romanischer Zeit wahrend das kleine viereckige Fenster der Westseite mit Kielbogen und die gekuppelten sehr schmalen Spitzbogenfenster der Apsis spatgotisch sind Das abgestufte vermauerte Nischenportal in der Sudmauer aus der Erbauungszeit der Kirche ist mit einem Kleeblattbogen verziert 7 Der aufgemauerte Turm ist auf quadratischem Grundriss errichtet und hat Eckquaderung Der Turmschaft ist ungegliedert Im Obergeschoss sind gekuppelte Rundbogenfenster mit steinernen Saulen eingelassen Der holzerne Turmhelm von 1750 ist verschiefert Dem kubusformigen Glockengeschoss ist eine achtseitige offene Laterne mit Welscher Haube aufgesetzt die von einem Turmknopf Kreuz und Wetterhahn bekront wird Vorbild fur den Turmhelm war der Sprendlinger Helm aus dem Jahr 1718 9 An der Ostseite ist eine kleine eingezogene ungewolbte Apsis angeschlossen Der Chor im Turmuntergeschoss hat ein Kreuzgewolbe dessen Schlussstein mit einer Rose belegt ist Zur Nordseite hin ist ein kleines romanisches zur Sudseite hin ein zweiteiliges spatgotisches Fenster mit Masswerk angebracht 8 An der Nordseite des Turms ist eine Sakristei angebaut die von einer Rundbogentonne abgeschlossen wird Die sudliche Aussenmauer des Turms wird durch einen Strebepfeiler gestutzt der bis an die angrenzende Traufe des Schiffs reicht Nicht ganz diese Hohe erreicht ein machtiger Eckpfeiler an der Sud Ost Ecke des Turms Ausstattung Bearbeiten nbsp Triumphbogen und Seitenschiff nbsp KanzelDer Innenraum ist entsprechend reformierter Tradition schlicht gestaltet Der Fussboden ist mit roten Sandsteinplatten belegt Im Hauptschiff lasst das Gestuhl in zwei Reihen einen Mittelgang frei Das nordliche Seitenschiff und der Chor sind bestuhlt Die kassettierte Westempore aus dem 19 Jahrhundert ruht auf einem achteckigen Holzpfosten mit zwei Kopfbugen Empore und Gestuhl sind in Gruntonen gefasst Die funf mittleren Brustungsfelder der Empore und die vier Felder der Bank gegenuber der Kanzel vor dem Triumphbogen sind mit floralen Rankenmotiven bemalt Der achteckige holzsichtige Kanzelkorb mit reichen Fullungen stammt aus der Mitte des 17 Jahrhunderts 10 Er ruht auf einem viereckigen profilierten Holzpfosten mit vier lebhaft geschwungenen Bugen Die mit Beschlagwerk uppig ausgestatteten Kanzelfelder werden durch Freisaulen gegliedert Der schlichte Schalldeckel wird von einem schmiedeeisernen Rankenwerk gehalten Unter der Kanzel schliesst sich der Pfarrstuhl mit durchbrochenem Gitterwerk an der den Kanzelaufgang verbirgt Im Seitenschiff hangt ein Gemalde von Karl Bernd Beierlein aus dem Jahr 1981 mit dem Titel Kreuztragung das der Kunstler der Kirchengemeinde geschenkt hat Es zeigt den Christus mit seinem Rucken der uber dem Kreuz zusammengebrochen ist Die Grautone im oberen Bilddrittel kontrastieren mit dem blutroten Boden unterhalb von Christus Statt eines Altars steht im Chor ein Abendmahlstisch wie in reformierten Kirchen ublich Zu den Vasa sacra gehoren zwei Weinkannen und zwei silbervergoldete Kelche Die runden Fussplatten der Kelche gehen in einen sechsseitigen Schaft mit Knauf uber Die reich verzierte Taufschale eine sogenannte Beckenschlagerschussel aus Messing zeigt die Verkundigung Mariens Sie wurde im Jahr 1641 von Junker Heinrich Eckard von Bellersheim gestiftet 11 Dargestellt ist in einem durch eine Blumenvase symbolisierten Hortus conclusus Maria an einem Lesepult Von links nahert sich der Erzengel Gabriel der ein Lilienzepter in der Hand halt Der Heilige Geist in Gestalt einer fliegenden Taube tragt einen Heiligenschein Um die Szene ist auf einem Innenring eine Umschrift mit der funfmaligen Buchstabensequenz V E H U F A V A in gotischen Majuskeln angebracht Das mariologische Motiv und die gotische Umschrift gehen auf ein Modell der Nurnberger Beckenschlager aus dem 15 und 16 Jahrhundert zuruck das weite Verbreitung erfuhr Dasselbe Motiv mit Umschrift findet sich auch in der Evangelischen Kirche in Allendorf Lahn und in der Evangelischen Kirche in Hausen Die Buchstabenfolge VEHUFAVA wird gedeutet als venia humanum fatum venia altissima die Gnade die Vergebung der Sunden ist der von Gott bestimmte Schicksalsweg der Menschheit die Gnade des Allerhochsten 12 Orgel Bearbeiten nbsp Orgel auf der WestemporeIm Jahr 1842 ist eine Orgelreparatur nachgewiesen Im Zuge der Kirchenrenovierung baute Johann Georg Forster im Jahr 1899 als Opus 86 fur 3075 Mark ein neues Werk mit neun Registern auf zwei Manualen und Pedal Das Instrument hatte pneumatische Windladen und eine pneumatische Rohrentraktur 13 Der Aufstellungsort war unterhalb der Nordempore Die Orgel wurde 1992 durch ein Werk der Licher Firma Forster amp Nicolaus Orgelbau ersetzt das gebraucht von der Paul Gerhard Kirche in Offenbach am Main erworben wurde Das Instrument wurde 1958 gebaut und wies ursprunglich sechs Register auf einem Manual und Pedal auf Im Zuge der Umsetzung nach Muschenheim wurde auf einer leeren Schleife ein Salizional 8 erganzt Die heutige Disposition lautet wie folgt I Manual C f3Gedackt 8 Salizional 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Spitzflote 2 Scharf III IV Pedal C f1Subbass 16 Koppel I PGelaut BearbeitenDer Turm beherbergt drei Bronzeglocken 14 Die kleinste und alteste Glocke wurde um 1300 gegossen Die beiden grossen barocken Glocken stammen von der Glockengiesserfamilie Bach Alle drei tragen Inschriften 15 Nr Gussjahr Giesser Gussort Schlagton Durchmesser mm Hohe mm Inschrift Bild 1 1770 Johann Philipp Bach Hungen fis1 1010 860 PFARRER HERR IOHANN NICKLAVS FEY HERRSCHAFTLICHER SCHVLTHEIS WORNER SEIPPKIRCHENELTESTEN HENRICH WEISSEL IOHANN WIEHLM BECKER CONRAD SEIPP GABRIEL BECKEREVER HERZ SEY NICHT VERSTOCKT WANN IHR WERDT ZVR KIERCH GELODT zwei Reliefs des hl Michael und zwei eines Cherubs IN GOTTES NAMEN FLOS ICH IOHANN PHILLIP BACH VON HVNGEN GOS MICH ANNO 1770 source source source source source source source 2 1784 Johann Philipp und Johann Peter Bach Hungen gis1 930 760 IN GOTTES NAHMEN FLOSS ICH JOH PHILIP UND JOH PETER BACH VON HUNGEN GOS SEN MICH ALS ZEITLICHER PFARRER IN MVSCHENHEIM WAR HERR PHILIPP HENRICH FAY BEIDE HERRSCHAFTLICHEN SCHULTHEISEN WOERNER SEIPP UND IOH HENRICH SEIPP SO DEN KIR CHEN VORSTEHER IOH WILHELM BECKER GABRIEL BECKER CONRAD SEIPP IOHANNES FREIMAN 1784 nbsp 3 1300 cis2 730 640 Marienmonogramm mit Kreuz P er CRVCIS h oc SIGNV m FVGIAT P ro CVL OM n E MALIGNV m SIT MEDICINA MEI PIA CRUX F et PASSIO XRI Christi Omega mit Kreuz nbsp Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 668 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Souveranitatslande und der acquirierten Gebiete Darmstadts Hassia sacra 8 Selbstverlag Darmstadt 1935 S 162 f Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 526 f Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 3 Sudlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1933 S 310 319 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 132 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Muschenheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Internetprasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Muschenheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 7 September 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 527 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 27 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 132 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 315 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 310 Muschenheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 7 September 2013 a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 526 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 311 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 133 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 668 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 316 f Hans Jurgen Jager Die als Taufschalen genutzten Nurnberger Beckenschlagerschalen und ihre gotischen Majuskeln Eigenverlag Heidesee 2010 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 2 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 2 M Z Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1331 5 S 655 f Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 317 319 Robert Schafer Hessische Glockeninschriften PDF Datei 37 7 MB in Archiv fur Hessische Geschichte und Alterthumskunde 15 1884 S 475 544 hier S 531 Kirchen in Lich Kloster Arnsburg Evangelisch reformierte Kirche Bettenhausen Lich Evangelische Kirche Birklar Evangelische Kirche Eberstadt Evangelisch reformierte Kirche Langsdorf Marienstiftskirche Lich St Maria Immaculata Eberstadt St Paulus Lich Evangelische Kirche Muschenheim Evangelische Kirche Nieder Bessingen Evangelische Kirche Ober Bessingen 50 484917 8 798015 Koordinaten 50 29 5 7 N 8 47 52 9 O Normdaten Geografikum GND 1038284287 lobid OGND AKS VIAF 304973257 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Muschenheim amp oldid 230524815