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Die Evangelische Kirche in Allendorf Lahn einem Stadtteil von Giessen im Landkreis Giessen in Mittelhessen geht vermutlich auf das 13 Jahrhundert zuruck 1387 88 wurde der Dachstuhl erneuert Der Chor wurde 1521 angebaut Die Kirche pragt mit ihrem Dachreiter und den spitz zulaufenden Strebepfeilern das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Sudseite der Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Unverputzter alter Westgiebel des 13 Jahrhunderts Sparren von 1387 88 nbsp Dachreiter von 1845Vermutlich hatte die im 13 Jahrhundert errichtete Kirche einen Vorgangerbau 1323 wurde Allendorf zur selbststandigen Pfarrei erhoben Das im 15 und 16 Jahrhundert als Kapelle bezeichnete Gotteshaus unterstand ursprunglich dem Patrozinium des hl Vinzenz wahrscheinlich Vinzenz von Valencia Es war bis 1593 Filial der Kirche in Grossen Linden und gehorte zum Huttenberger Kondominium Kirchlich war Allendorf im Mittelalter dem Dekanat Wetzlar und Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen im Bistum Trier zugeordnet 2 Dendrochronologische Untersuchungen am Dachstuhl der Kirche ergaben dass das Bauholz fur das Dachgebalk Ende 1386 oder 1387 gefallt wurde der Dachstuhl also 1387 88 neu errichtet wurde Die Zapflocher und Bearbeitungsspuren weisen auf eine Zweit und Drittverwendung Der Chor dessen Dachstuhl im Wesentlichen erhalten ist wurde 1521 angebaut 3 Mit Einfuhrung der Reformation im Jahr 1555 wechselte Allendorf zum evangelischen Bekenntnis diente bis 1593 aber nur unregelmassig als Predigtkirche oder fur Gottesdienste 4 Anschliessend war Allendorf bis 1602 offiziell Filial der Martinskirche Heuchelheim bis 1627 von Dutenhofen und bis 1703 von der Evangelischen Kirche Lutzellinden Grossen Linden blieb aber zustandig Zwischen 1703 und 1958 bestand die Kirchengemeinde als zweite Pfarrei von Grossen Linden und wurde erst in dem Jahr selbststandig Mit Regelung der finanziellen Zustandigkeiten wurde 1962 die volle Selbststandigkeit erzielt und bestatigt 5 Die Fenster und Turen wurden im 18 Jahrhundert erneuert 1845 erfolgte fur 2900 fl eine umfassende Innen und Aussenrenovierung bei der die Kirchenfenster vergrossert und Strebepfeiler angefugt wurden 6 Nun wurde die sudliche Eingangstur entfernt und als Emporentur wiederverwendet Der neue Eingang wurde in den neu geschaffenen Emporenanbau vor der Westwand verlegt Der Westgiebel wurde etwas abgetragen und die Dachhohe des Chors angehoben um im Inneren Platz fur die Emporen zu schaffen und die Decken der beiden Baukorper anzugleichen Das ursprungliche Kirchendach war etwa 1 50 Meter hoher Zugleich wurde der Dachstuhl des Chors verstarkt Der nur halb so hohe Dachreiter wurde 1845 durch den heutigen ersetzt 7 1879 wurde fur den Orgelneubau die heutige Ostempore geschaffen 1 Die bis dahin kurzeren Emporen an den Langseiten wurden bis zur neuen Chorempore verlangert der Pfarrstuhl von der ostlichen Eingangstur im Chor an die Sudseite der Kirche verlegt und die Kanzel axial zwischen Altar und Orgel aufgestellt 1925 fand eine Innenrenovierung statt 8 Die Kirchengemeinde die zum Dekanat Giessen in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehort hat etwa 950 Mitglieder 9 Architektur Bearbeiten nbsp Kirche von Sudwesten KirchhofmauerDie weiss verputzte geostete Kirche ist am nordwestlichen Ortsrand errichtet Von der umgebenden Friedhofsmauer aus Bruchsteinen die im Westen am Emporenvorbau endet ist noch der gesamte Halbkreis sudlich der Kirche als Abgrenzung zur Strasse erhalten An der westlichen Seite sind funf Grabsteine aus grauem Lahnmarmor eingelassen Das Langhaus ist altester Baukorper und wird von einem Satteldach abgeschlossen Daruber erhebt sich mittig ein viereckiger Dachreiter mit Glockenstube die nach Osten Norden und Westen kleine Schalllocher nach Suden das vergoldete Zifferblatt fur die Uhr aufweist Der kubusformige Schaft geht in einen achtseitigen Spitzhelm uber und wird von Turmknopf einem schmiedeeisernen Kreuz und einem vergoldeten Wetterhahn bekront An den Langseiten belichten je zwei grosse Fenster mit flachem Stichbogen den Innenraum 10 Je drei steile Strebepfeiler an den Langseiten reichen bis zur Traufe und stutzen das Schiff Vor das westliche Eingangsportal ist ein kleiner Emporenvorbau mit Fachwerk im westlichen Giebeldreieck und Satteldach angebaut Uber dem Sudportal mit Stichbogen ist ein rechteckiges Fenster angebracht Der Vorbau dient als Windfang und als Aufgang zu den Emporen 3 Fenster und Portale weisen Sandsteingewande auf die sandsteinfarben ubermalt sind Der eingezogene polygonale Chor von 1521 mit dreiseitigem Abschluss weist Innenwinkel von 120 und 123 auf was nicht dem gotischen Standard von 135 entspricht 11 Das verschieferte Dach ist steiler als das Kirchendach setzt niedriger an und erreicht in der Hohe nicht den First des Schiffes Die Chormauern sind neun Zentimeter dunner als beim Langschiff Ursprunglich lag die Decke des Chors in Hohe der Traufe 10 Der alte Dachstuhl ist wie beim Kirchenschiff noch erhalten und hat uberwiegend zweitverwendete Holzer 3 Zwei Fenster mit Stichbogen an der Nord und Sudseite sowie zwei kleine Dachfenster versorgen den Chor mit Licht Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung OstenDer Innenraum ist schlicht gestaltet und wird von einer Flachdecke abgeschlossen die auf zwei Unterzugen ruht Sie werden von achteckigen Holzpfosten mit Kopfbugen gestutzt die die Emporen an allen vier Seiten einbeziehen In der Deckenmitte sind die zwei Locher erhalten durch die fruher die Handseile fur die beiden Glocken liefen Der westliche Teil des Chors unterhalb der Orgelempore wird durch eine verglaste Holzwand ganz vom Kirchenschiff abgetrennt und dient als Sakristei Das Gestuhl mit geschwungenen Wangen lasst einen Mittelgang frei Die dreiseitig umlaufende kassettierte Empore stammt aus dem 19 Jahrhundert Sie hat im Norden Westen und Suden grosse blau gefasste Rechteckfelder deren Ecken abgeschragt sind Der angefugte Chor ist etwas eingezogen entsprechend verlauft auch die Empore im Ostteil Die Ostempore dient als Aufstellungsort fur die Orgel Hier finden sich drei rechteckig unterteilte weisse Felder die mit den drei Pfeifenfeldern der Orgel korrespondieren Orgel Kanzel und Altar stehen auf der Mittelachse 11 Die holzerne polygonale Kanzel ruht auf einem sechseckigen Holzfuss mit Bugen Der Kanzelkorb hat profilierte Felder und schliesst oben und unten mit einem vergoldeten Gesimskranz ab Fuss und Korb sind in schwarzer weiss geaderter Marmorierung gefasst Die marmorierte Fassung wird vom holzernen quaderformigen Altar aufgenommen dessen blau gefasste profilierte Felder dieselbe Machart wie die Emporenbrustung aufweisen Heute ist kein Pfarrstuhl mehr vorhanden nbsp Taufschale 1632 gestiftetDie reich verzierte Taufschale eine sogenannte Beckenschlagerschussel aus Messing zeigt die Verkundigung Mariens Ihr Durchmesser betragt 44 5 cm und ihre Tiefe 7 cm Sie wurde 1632 gestiftet und ruht auf einem modernen geschmiedeten Eisengestell Dargestellt ist Maria an einem Lesepult in einem durch eine Blumenvase symbolisierten Hortus conclusus Sie erblickt den sich von links nahernden Erzengel Gabriel der ein Lilienzepter in der Hand halt Uber ihr wird der Heilige Geist in Gestalt einer fliegenden Taube mit Heiligenschein dargestellt dessen Strahlen Maria erreichen Um die Szene ist auf einem Innenring eine Umschrift mit der funfmaligen Buchstabensequenz V E H U F A V A in gotischen Majuskeln angebracht Die Lesart wird durch die Verwendung ornamentaler Ligaturen erschwert Aussen windet sich eine Weinranke die 14 Felder umschliesst in die abwechselnd ein Weinblatt mit drei Spitzen und eine Weintraube mit je 48 Beeren getrieben sind Das mariologische Motiv und die gotische Umschrift gehen auf ein Modell Nurnberger Beckenschlager aus dem 15 und 16 Jahrhundert zuruck und haben bis hinein ins 17 Jahrhundert weite Verbreitung erfahren Es findet sich auch in der Taufschale der Evangelischen Kirche in Hausen und in der Evangelischen Kirche in Muschenheim Die Buchstabenfolge VEHUFAVA wurde gedeutet als venia humanum fatum venia altissima die Gnade bzw die Vergebung der Sunden ist der von Gott bestimmte Schicksalsweg der Menschheit die Gnade des Allerhochsten 12 Auf dem abgesetzten Rand findet sich die eingravierte Widmungsinschrift IOHAN LENTZ MOLLER OF DER SORG Sorger Muhle VEREHRT DIS DAUFBECKEN IN DIE KIRCH NACH ALLENDORF IM HUTTENBERG ANNO 1632 Ganz aussen ist ein Kranz mit stilisierten Lilien eingraviert Zwei Grabsteine des 18 Jahrhunderts aus buntem Sandstein die vormals in der westlichen Friedhofsmauer eingelassen waren sind seit ihrer Restaurierung im Jahr 2013 in der Kirche an der sudlichen Westwand aufgestellt Beide Steine sind beidseitig beschriftet Die eingemauerten und deshalb sehr gut erhaltenen Ruckseiten sind auf grossen Reproduktionen auf Textilfahnen an der nordlichen Westwand in Originalgrosse zu sehen Der Grabstein fur den Kirchenaltesten Johann Philipp Amend 1681 1743 zeigt in der Mitte des geschwungenen Kopfteils der Vorderseite Christus an Kreuz dem links der Familienvater mit Sohn und rechts seine Frau und zwei Tochter mit gefalteten Handen zugewandt sind Auf der Ruckseite ist unter der Lebenskrone in einer Inschrift der Leichtext aus 2 Tim 4 7f LUT zu lesen Der starker verwitterte Stein fur die Catharina Muller 1755 tragt auf der Ruckseite unter Akanthusranken den Bibelvers Klgl 1 12 LUT der auf ein hartes Schicksal der Verstorbenen hinweist Die Vorderseite ist stark verwittert 13 Orgel Bearbeiten nbsp Forster Orgel von 1879Eine erste Orgel wurde 1760 eingebaut 1868 wurde ein Harmonium angeschafft da die alte Orgel abgangig war 1879 baute Johann Georg Forster die heutige Orgel Das Werk verfugt uber sieben Register die auf einem Manual und Pedal verteilt sind Neue Prospektpfeifen wurden 1977 statt der provisorischen aus Zink eingesetzt 14 Sie stehen zwischen Pilastern unter drei Bogen die von einem grossen Giebeldreieck mit Rundbogenfries abgeschlossen werden Die Disposition lautet wie folgt 15 Manual C f31 Principal 8 2 Bourdon 8 3 Salicional 8 4 Octave 4 5 Flote Douce 4 6 Mixtur II III 2 Pedal C d17 Subbass 16 Koppeln I PFur eine Erklarung der einzelnen Register siehe Register Orgel Glocken Bearbeiten nbsp Links die Glocke von 1799 rechts von 1690Die Kirche verfugt uber ein Zweiergelaut das 1942 abgeliefert werden musste aber dem Einschmelzen entging Nach dem Krieg kamen die zwei kleinen Glocken aus einem Hamburger Glockenlager zuruck Beide Glocken tragen Inschriften 16 Uber und unter den Inschriften sind Friese angebracht Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Schlagton Inschrift 1 1690 Dilman Schmid Asslar 690 cis2 in gottes namen flos ich dilman schmid zu Aslar gos mich ich ruf zur kirch und kling zum grab o mensch dein Suend leg ab 1690 Medaillon Relief mit einem nackten weiblichen Engel und einer kleinen Gestalt alendorf im huettberg 2 1799 Friedrich Wilhelm Otto Giessen 640 d2 IN GOTTES NAMEN FLOS ICH FRIEDRICH WILHELM OTTO IN GIESSEN GOS MICH VOR DIE GEMEINDE ALLENMARTIN WAGNER DAMALICHER SCHULTEIS DORF ANNO 1799 Literatur BearbeitenManfred Blechschmidt Dendrochronologische Untersuchung am Dachstuhl der evangelischen Kirche in Giessen Allendorf In Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Bd N F 97 2012 S 373 f Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 525 f Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 234 f Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Universitatsstadt Giessen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Verlagsgesellschaft Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1993 ISBN 3 528 06246 0 S 488 Magistrat der Universitatsstadt Giessen Hrsg Manfred Blechschmidt Red Allendorf Lahn 790 1990 Chronik zur 1200 Jahrfeier Giessen 1990 S 216 220 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 5 f Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 8 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Allendorf Lahn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prasenz auf Evangelisches Dekanat Giessen Internetprasenz auf allendorf lahn de Gottesdienste Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Friedhofstrasse 1 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Allendorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 4 Oktober 2013 Einzelnachweise Bearbeiten a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 1993 S 488 Allendorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 4 Oktober 2013 a b c Manfred Blechschmidt Dendrochronologische Untersuchung am Dachstuhl 2012 S 374 Blechschmidt Allendorf Lahn 790 1990 1990 S 217 Blechschmidt Allendorf Lahn 790 1990 1990 S 220 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 5 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 8 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 234 Webauftritt der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Giessen abgerufen am 15 September 2021 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 5 a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 9 Hans Jurgen Jager Die als Taufschalen genutzten Nurnberger Beckenschlagerschalen und ihre gotischen Majuskeln Eigenverlag Heidesee 2010 Giessener Allgemeine vom 30 Marz 2013 Zwei restaurierte Grabsteine kehren zuruck nach Allendorf abgerufen am 26 Marz 2018 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 1 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 29 Orgel in Allendorf abgerufen am 26 Marz 2018 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 6 Kirchen in Giessen Evangelische Kirche Allendorf Lahn St Albertus Giessen Kapelle auf dem Alten Friedhof Giessen Evangelische Andreaskirche Giessen St Bonifatius Giessen Johanneskirche Giessen Lukaskirche Giessen Pankratiuskapelle Giessen Evangelische Pauluskirche Giessen Petruskirche Giessen Stadtkirche Giessen St Thomas Morus Giessen Vitos Kapelle Giessen Evangelische Stephanuskirche Giessen Evangelische Thomaskirche Giessen Evangelische Wichernkirche Giessen Evangelische Kirche Kleinlinden SELK Kleinlinden Evangelische Kirche Lutzellinden Evangelische Kirche Rodgen Giessen Michaelskirche Wieseck 50 550377 8 615386 Koordinaten 50 33 1 N 8 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