www.wikidata.de-de.nina.az
Erwin Heinrich Rene Lahousen Edler von Vivremont 25 Oktober 1897 in Wien 24 Februar 1955 in Innsbruck war ein osterreichischer Offizier der wahrend des Zweiten Weltkrieges Generalmajor der Wehrmacht und Angehoriger des militarischen Widerstands gewesen ist Von 1939 bis 1943 leitete er die Abteilung fur Sabotage und Spezialauftrage des Amtes Ausland Abwehr der Wehrmacht Von August 1943 bis Juli 1944 befehligte er als Oberst verschiedene Regimenter an der Ostfront Nach dem Krieg trat er als Zeuge der Anklage bei den Nurnberger Prozessen auf Lahousens Adelstitel entfiel 1919 durch das osterreichische Adelsaufhebungsgesetz Erwin Lahousen als Zeuge wahrend der Nurnberger Prozesse Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Im Ersten Weltkrieg 1 3 Im Heer der Ersten Republik 1 4 Abwehroffizier im Widerstand 1 5 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 Film 4 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten nbsp Grab des k u k Feldmarschallleutnants Wilhelm Lahousen von VivremontLahousens Vater Wilhelm Carl war Oberst im osterreichisch ungarischen Infanterieregiment Nr 88 und avancierte in der Folge zum k u k Feldmarschallleutnant Die im Wesentlichen aus Pastoren und Ratsherren bestehende Familie stammte aus Osnabruck und liess sich spater in Verden an der Aller nieder Das Wappen wurde ihr schon 1590 in der Hansestadt Osnabruck verliehen Eine Linie ergriff den Soldatenberuf den auch Erwin Lahousen in ununterbrochener Reihenfolge in achter Generation wahlen sollte Ein Vorfahre von ihm Friedrich Christian von Lahousen hatte sich nach der Teilnahme an der Wiedereroberung Belgrads 1789 in Linz niedergelassen und dort auch die Heimatberechtigung erworben 1880 wurde die Familie nobilitiert dies wurde 1919 aufgehoben Im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Nach vier Klassen Untergymnasium drei Jahren Militarischer Ober Realschule in Mahrisch Weisskirchen und kriegsbedingt nur zwei Jahren Theresianischer Militarakademie in Wiener Neustadt wurde Lahousen infolge seiner Heimatberechtigung am 18 August 1915 als Leutnant zum oberosterreichischen Infanterie Regiment Nr 14 nach Linz ausgemustert Seine Hoffnungen auf eine Einteilung zur Kavallerie erfullten sich nicht Trotz eines diesbezuglichen Immediatgesuchs seines Vaters wurde er auf die Zeit nach dem Kriegsende vertrostet Lahousen verbrachte die gesamte Zeit des Ersten Weltkrieges an der Front und an den militarischen Brennpunkten des Geschehens So wurde er am 25 Mai 1916 bei der Ersturmung des Monte Cimone durch einen Lungensteckschuss lebensgefahrlich verwundet Nur einer riskanten Operation durch den beruhmten oberosterreichischen Chirurgen Anton Eiselsberg verdankte er sein Uberleben Dennoch wartete er seine vollstandige Genesung nicht ab sondern ersuchte um neuerliche Einteilung bei einem Kampftruppenteil an der Front So wurde er im August 1917 an die Sudfront abkommandiert Er nahm an der 11 Isonzoschlacht und in ihrem Rahmen an den Kampfen am Monte San Gabriele teil Am 8 September 1917 erkrankte der am 1 Mai desselben Jahres zum Oberleutnant beforderte Lahousen infolge einer Gasvergiftung an einer zentralen Lungenentzundung deren Behandlung mit den damals zur Verfugung stehenden Medikamenten schwierig und langwierig war Dennoch wurde er erneut auf eigenen Wunsch 1918 wieder direkt im Frontbereich im Abschnitt der 50 Infanterie Truppendivision eingesetzt Fur seine Verdienste wurde er mit dem Militarverdienstkreuz mit Schwertern und Kriegsdekoration dem Karl Truppenkreuz der Verdienstmedaille und der hessischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet Nach Kriegsende marschierte er mit seiner Division von der Front nach Wien zuruck wodurch er sich der italienischen Gefangenschaft entziehen konnte Lahousens Erfahrungen im Ersten Weltkrieg fuhrten dazu dass er spater ein entschiedener Kriegsgegner war und daher auch Adolf Hitlers Kriegspolitik von vornherein vollig ablehnte Im Heer der Ersten Republik Bearbeiten Oberleutnant Lahousen diente ab 1 Januar 1919 bis 1920 in der Volkswehr dem ersten provisorischen Heer der Republik Deutsch Osterreich als Zugs Kommandant der Depot Wachen Korneuburg und Kaiserebersdorf Am 25 Oktober 1920 legte er dann den Dienst Eid im Berufsheer der Ersten Republik ab und wurde mit Wirkung vom 30 Mai 1921 zunachst wieder nach Linz und 1922 nach Freistadt versetzt Am 1 Mai 1925 wurde er zum Hauptmann befordert Damit wurdigte das Bundesheer seinen vorbildlichen Einsatz im Ersten Weltkrieg Es folgten 1929 ein Heerespsychotechnischer Kurs und 1930 die Zulassung zu der dreijahrigen Ausbildung fur den hoheren militarischen Dienst Generalstabskurs die er als Nummer 2 von mehr als 200 Aspiranten abschloss Am 25 August 1933 zum Major befordert erfolgte nach einer Erprobungsphase in verschiedenen Verwendungen die Versetzung in das Verteidigungsministerium mit Wirkung vom 1 Januar 1935 Hier leitete er am 8 Juni zum Oberstleutnant des hoheren militarischen Dienstes befordert bis 1938 den Evidenz und Informationsdienst wobei er auftragsgemass auf der Basis des geheimen Zusatzabkommens zum Staatsvertrag vom 11 Juli 1936 den Hitler dem osterreichischen Bundeskanzler Schuschnigg aufzwang gegen die Tschechoslowakei nachrichtendienstlich zusammenzuarbeiten und die Berichte durch den deutschen Militarattache Generalleutnant Wolfgang Muff weiterzuleiten hatte Sein Nachfolger in Wien wurde Ende 1938 Rudolf von Marogna Redwitz Abwehroffizier im Widerstand Bearbeiten Nach der Ubernahme in die deutsche Wehrmacht leitete Oberstleutnant i G Lahousen zunachst ab 1 Januar 1939 die Abteilung II des Amtes Ausland Abwehr Zu diesem Zeitpunkt begann Lahousen im Auftrag von Wilhelm Canaris ein Dienst Tagebuch anzulegen Admiral Canaris fuhrte selbst ein Tagebuch dessen Sinn und Zweck es sein sollte der Nachwelt einmal jene in ihrer wahren Gestalt zu zeigen die damals die Geschicke des deutschen Volkes gelenkt haben Dieses fragmentarisch erhaltene Dienst Tagebuch von Lahousen befindet sich heute in den National Archives in Washington und stellt eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle dar Die taglichen Befehle die er bekommen und erteilt hatte waren der Inhalt dieses Tagebuches und der Diensttagebucher der anderen Abteilungsleiter die zu fuhren Canaris angeordnet hatte Schreiben Sie das nieder meine Herren Sie werden einmal Rede und Antwort stehen mussen Lahousen fuhrte am 25 und 26 August 1939 die fehlgeschlagene Besetzung des Jablunkapasses ein Kommandounternehmen im Vorfeld des Uberfalls auf Polen Als im Laufe des Kriegs alle Proteste der Angehorigen des Amtes Ausland Abwehr gegen die Verbrechen des deutschen Militars ignoriert wurden entschlossen sich Canaris und Lahousen die Bestrebungen fur ein Attentat auf Hitler verbunden mit einem Sturz des NS Systems unter Verwendung der modifizierten Planungen des Unternehmens Walkure aktiv zu unterstutzen Canaris befurwortete eine Verhaftung Hitlers liess Lahousen mit seinen Attentatsvorbereitungen aber gewahren Als Canaris am 7 Marz 1943 in Begleitung von Lahousen und Hans von Dohnanyi zu einer Besprechung in das Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte nach Smolensk flog gelang es Lahousen eine Kiste mit englischem Sprengstoff und lautlosen englischen Zundern fur ein Attentat auf Hitler mitzunehmen Oberst Henning von Tresckow und Oberleutnant Fabian von Schlabrendorff praparierten den Sprengstoff nach Versuchen so dass er einem Paket mit zwei Flaschen glich Am 13 Marz 1943 ubergab Schlabrendorff das Paket dem unwissenden Oberst Brandt der in Hitlers Flugzeug mitflog Wie vielfach in der Fachliteratur dargestellt scheiterte das Attentat aus technischen Grunden Auch Lahousens Moglichkeiten Widerstand zu leisten neigten sich dem Ende zu Als Oberst i G hatte er obligatorisch vor der Ernennung zum Generalmajor eine sechsmonatige Frontbewahrung zu absolvieren weshalb er am 1 August 1943 offiziell die Leitung der Abteilung II an Oberst Wessel Freytag von Loringhoven abgeben musste Anschliessend ubernahm Lahousen an der Ostfront das Kommando uber die Grenadierregimenter 96 und spater 4 sowie anschliessend uber das Jagerregiment 41 L Im Verlauf der Kampfe wahrend der Operation Bagration erhielt Lahousens Gefechtsstand am 19 Juli 1944 einen Volltreffer bei dem er schwer verwundet wurde Deshalb wurde er als frontuntauglich in die Fuhrerreserve versetzt mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse und dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und am 1 Januar 1945 mit Rangziffer 1 zum Generalmajor befordert Seine Mitgliedschaft im Widerstand war infolge seiner Frontverwendung von der Gestapo und dem SD unbemerkt geblieben Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Erwin Lahousen im Zeugenstand beim Nurnberger Prozess nbsp Grab der Familie Lahousen Vivremont in dem auch Erwin Lahousen bestattet istNach Kriegsende geriet Generalmajor Lahousen in US amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde vom 23 August bis 8 Dezember 1946 vom britischen Secret Service verhort wobei er auch im Lazarett lag Ab 30 November 1945 sagte er in Nurnberg im Rahmen des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher als einziger Kronzeuge der Anklage aus Ich muss aussagen fur alle die sie ermordet haben ich bin der einzige Uberlebende der leitenden Offiziere des Amtes Ausland Abwehr betonte er dabei nach seinem damaligen Wissensstand gegenuber dem amerikanischen Gefangnispsychologen Gustave M Gilbert der ihn gesucht zur Aussage im Prozess in Nurnberg aufgefordert und dorthin begleitet hatte Zentraler Gegenstand seiner Erklarungen waren die verbrecherischen Hintergrunde des Kriegsgeschehens welches im Osten als reiner Vernichtungskrieg konzipiert war sowie die Behandlung von Millionen russischer Kriegsgefangener deren Tod vielfach bewusst in Kauf genommen wurde So waren etwa im Februar 1942 von uber drei Millionen sowjetischen Gefangenen infolge der schlechten Behandlung in den Lagern nur mehr knapp eine Million am Leben Lahousen machte auch detaillierte Angaben uber die nicht ausgefuhrten Mordauftrage an das Amt Ausland Abwehr die Auslosung des Krieges gegen Polen die Mordaktionen der SS und der Einsatzgruppen hinter der Front und viele andere Verbrechen des NS Regimes Somit hat er einen wesentlichen und enorm verdienstvollen Anteil an der Verurteilung von Kriegsverbrechern die ohne seine Aussagen nicht zur Verantwortung hatten gezogen werden konnen Als er zum Zeugenstand gerufen wurde reagierten mehrere Angeklagte stark So beleidigte Hermann Goring ihn wiederholt und offentlich Nach seiner Entlassung aus der US amerikanischen Kriegsgefangenschaft am 4 Juni 1947 zog sich Lahousen nach Seefeld in Tirol zuruck 1953 heiratete er die Witwe des ehemaligen osterreichischen Staatssekretars Theodor Znidaric und ubersiedelte mit ihr und ihren drei Kindern nach Innsbruck wo er am 24 Februar 1955 seinem dritten Herzinfarkt erlag Literatur BearbeitenKarl Glaubauf Stefanie Lahousen Generalmajor Erwin Lahousen Edler von Vivremont Ein Linzer Abwehroffizier im militarischen Widerstand LIT Verlag Berlin Hamburg Munster 2005 ISBN 978 3 8258 7259 5 Der Nurnberger Prozess Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem internationalen Militargerichtshof 14 November 1945 1 Oktober 1946 Digitale Bibliothek 4 Berlin 1999 ISBN 3 932544 25 0 Karl Heinz Abshagen Canaris Patriot und Weltburger Mitarbeit Lahousen Standardwerk Munchen Berlin 1955 Wette Wolfram Hrsg Retter in Uniform Handlungsspielraume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 596 15221 6 Harry Carl Schaub Abwehrgeneral Erwin Lahousen Der erste Zeuge beim Nurnberger Prozess Bohlau 2015 Film BearbeitenDas Zeugenhaus mit Matthias Brandt als Erwin Lahousen im ZDF erstmals gesendet am 24 November 2014 20 15 Uhr mit anschliessender Dokumentation Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erwin von Lahousen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Erwin Lahousen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Lahousen Erwin von im Austria Forum Autor Redaktion Karl Glaubauf mit Literaturangaben im AEIOU Osterreich Lexikon Paul Munzinger Oliver Das Gupta Der Kronzeuge in Suddeutsche Zeitung Nr 228 1 2 3 Oktober 2016 S 57 Nachlass BArch N 5024 Winfried Heinemann Erwin von Lahousen in NDB online Normdaten Person GND 122398084 lobid OGND AKS LCCN nb2006003527 VIAF 52569726 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lahousen ErwinALTERNATIVNAMEN Lahousen Erwin Heinrich Rene Edler von VivremontKURZBESCHREIBUNG deutscher OffizierGEBURTSDATUM 25 Oktober 1897GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 24 Februar 1955STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwin Lahousen amp oldid 238109858