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Dieser Artikel befasst sich mit dem Syndikus und Unternehmer Ernst Seidel Zu anderen Personen siehe Ernst Seidl Ernst Seidel 14 Juli 1920 in Freiburg im Breisgau 5 August 2015 ebenda war der Grunder und Ehrenprasident des Europaischen Kulturforums Basel Grundungsprasident der Stiftung Pro Europa die er jahrzehntelang leitete sowie deutscher Verbandssyndikus und Unternehmer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Militardienst im Zweiten Weltkrieg 3 Nachkriegszeit und Studium 4 Berufstatigkeit 5 Ehrenamtliche Tatigkeiten und Reisen 6 Grundung der Stiftung Pro Europa 7 Europaweite Kulturpreisverleihungen 8 Deutsch Judische Versohnung 9 Regiopreise und Grundung des Europaischen Kulturforums Mainau 10 Auszeichnungen 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Georg Seidel wurde als Sohn des Majors Gottfried Ludwig Ernst Seidel und der Johanniter Krankenschwester Ilse Sidonie von Romer in Freiburg geboren wo sein Vater seine letzten Lebensjahre verbrachte Die vaterliche Familie hatte in Greiz durch viele Generationen hindurch Burgermeister Kaufleute Ratsherren und protestantische Geistliche gestellt Die mutterliche Familie besass die Guter Janisroda und Nausitz bei Rossleben Ein Onkel und Vormund von Ernst Seidel war Leopold von Munchhausen ein weiterer Onkel Ernst von Munchhausen war mit der Schwester von Ernst von Siemens verheiratet Ernst Seidel lebte bis zu seinem Tode in Freiburg Er war verheiratet mit Anna Luise Seidel die ihn bis zu seinem Tode mit ihrem Rat und durch ihre Mitarbeit unterstutzt hat 1 Militardienst im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten1939 mit 19 Jahren trat Ernst Seidel nach dem Abitur als Freiwilliger im Artillerieregiment 31 Halberstadt ein in dem schon sein Vater seine militarische Laufbahn begonnen hatte Beim Uberfall auf Polen wurde Ernst Seidel vorgeschobener Beobachter und aufgrund seiner Tapferkeit vor dem Feinde zum Gefreiten befordert Danach nahm er als Artillerist am Westfeldzug und am Deutsch Sowjetischen Krieg teil er erhielt dafur gleichzeitig das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse und wurde zum Oberleutnant befordert Danach wurde er durch einen Granatsplitter verletzt und konnte glucklicherweise als einer der letzten Verwundeten aus dem Kessel von Stalingrad ausgeflogen werden Nach seiner Genesung wurde er mit seiner Batterie im Winter 1943 44 nochmals an der zusammenbrechenden Ostfront eingesetzt wurde zum zweiten Male verletzt und entging nur knapp dem Tode Er wurde mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet Gegen Ende des Krieges wurde Seidel noch als Adjutant des Kommandeurs der Panzerzuge eingesetzt und geriet in franzosische Kriegsgefangenschaft aus der er floh Mithilfe eines Empfehlungsschreibens von Ida Friederike Gorres der Schwester von Richard Coudenhove Kalergi und als Kurier der katholischen Kirche konnte er wieder nach Freiburg zuruckkehren Seine Kriegserlebnisse und vor allem seine als wunderbar empfundene Rettung aus Lebensgefahren motivierten schon den jungen Seidel sich fur die Volkerverstandigung einzusetzen 2 Nachkriegszeit und Studium BearbeitenIn Freiburg ubernahm der 25 jahrige Seidel zunachst die Geschaftsfuhrung und den Nachforschungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes und begann ein Studium der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaft Sein Studium finanzierte Seidel als Werkstudent und durch Lizenzeinnahmen fur eine von ihm entwickelte nikotinarme Filterzigarre In dieser Zeit engagierte er sich zusammen mit Kommilitonen wie Franz Lorenz von Thadden Trieglaff einem Sohn von Reinold von Thadden und Erhard von Brentano einem Neffen des spateren Aussenministers Heinrich von Brentano fur den deutsch franzosischen Jugendaustausch wofur in Sudbaden u a Joseph Rovan eintrat uber den Seidel schon als Student nach Paris zu Andre Francois Poncet eingeladen wurde Aufgrund seiner Leistungen an der Universitat verschaffte Adolf Schonke ihm als einem der Ersten ein Stipendium zum Studium in Basel verbunden mit Freitischen in dortigen Familien was enge Verbindungen in die Schweiz begrundete Sein Studium beendete Seidel 1952 mit der Promotion zum Doktor iur utriusque 1 Berufstatigkeit BearbeitenFur mehr als 30 Jahre war Seidel selbstandiger Syndikus von Wirtschaftsverbanden mit Buro in der Industrie und Handelskammer Freiburg Parallel setzte er ein Zweitstudium der Psychologie fort das er jedoch trotz Fertigstellung der Diplomarbeit nicht mehr abschliessen konnte 1953 grundete Seidel zusatzlich die bis 1990 bestehende Firma Seidel Valtiery zur Herstellung kunstgewerblicher Geschenkartikel Anregungen von Botschafter Clemens von Brentano in den diplomatischen Dienst einzutreten oder seine militarische Laufbahn in der Bundeswehr fortzusetzen folgte er dagegen nicht Er hielt aber enge Verbindung mit Diplomaten und den militarischen Dienststellen in Sudbaden Zugleich im Interesse der Wirtschaft veranstaltete er Balle so 1984 einen grossen Ball der deutschen und franzosischen Streitkrafte unter der Schirmherrschaft der Verteidigungsminister Charles Hernu und Manfred Worner Er war auch Initiator der von der Industrie und Handelskammer Sudlicher Oberrhein organisierten jahrlichen Balle der Wirtschaft eines Balles der Kunst und der Mode 1981 eines Deutsch Britischen Balles 1987 eines Deutsch Japanischen Balles 1988 und eines Europa Gala Balles 1989 3 Ehrenamtliche Tatigkeiten und Reisen BearbeitenSeidel engagierte sich zunachst in berufsstandischen Ehrenamtern Er war u a Handelsrichter und grundete ihren Bundesverband war Vizeprasident der Europaischen Union der Juges Consulaires aux Tribunaux in Strassburg und war Mitglied des Wirtschaftsbeirats der Stadt Freiburg In diesen Zusammenhangen besuchte er zahlreiche Staaten im europaischen und nichteuropaischen Ausland Schon dadurch lernte er zahlreiche international prominente Personlichkeiten kennen 4 Grundung der Stiftung Pro Europa BearbeitenSeinen mehr als 30 Jahre dauernden Ruhestand nutzte Seidel fur sein eigentliches Lebenswerk Die Forderung der Europaischen Einigung und der grenzuberschreitenden Zusammenarbeit an Oberrhein Hochrhein und Bodensee im kulturellen Kontext Er brachte als Grunder des Europaischen Kulturforums Basel ab 1980 insbesondere staatliche und nichtstaatliche Institutionen der Kulturforderung Kulturschaffende und fuhrende Reprasentanten aus Politik Wirtschaft und Gesellschaft grenzuberschreitend zusammen mit dem Ziel der Forderung von Kunst und Kultur Auf seine Initiative schlossen sich die durch ihn gegrundete Freiburger Kultur Fordergemeinschaft der Wirtschaft und ihre Partnerorganisationen in Basel und Colmar 1985 zusammen woraus 1993 die in Basel gegrundete gemeinnutzigen Stiftung Pro Europa hervorging deren langjahriger Prasident und Ehrenprasident er war Unser Ziel war und ist es dass wir zu einem politikbegleitenden und kommunikationsfordernden Kulturaustausch in ganz Europa beitragen bekraftigte Seidel 2012 anlasslich der Ubergabe der Prasidentschaft an Tilo Braune Sein Lebenswerk sind die durch die Stiftung verliehenen Europaischen Kulturpreise Fur die Stiftung organisierte er bis in sein letztes Lebensjahr hinein unterstutzt durch seine Frau europaweit glanzvolle Preisverleihungen Dabei hielt er sich selbst im Hintergrund sorgte aber fur ein militarisch straffes Zeitmanagement Keine Ansprache sollte langer als funf Minuten dauern Durch Beobachtung der internationalen Medien und durch sein internationales Netzwerk von Juroren und Beratern fand er jeweils zu offentlichkeitswirksamen Anlassen wurdige Preistrager und dazu passende Laudatoren 1 5 Europaweite Kulturpreisverleihungen BearbeitenAb 1986 ubernahmen erstmals der Prasident der parlamentarischen Versammlung des Europarats damals Louis Jung und der Prasident des Europaischen Parlaments damals Pierre Pflimlin die Schirmherrschaft fur die Preisverleihungen was von den Nachfolgern wie Leni Fischer weitergefuhrt wurde So konnte Seidel zahlreiche Veranstaltungen in den Raumen der europaischen Institutionen in Strassburg durchfuhren Ansonsten organisierte er sie in vielen europaischen Haupt oder Kulturstadten sowie in Istanbul Meist bekam Seidel dafur Regierungsgebaude oder historische Gebaude zur Verfugung gestellt Er begrundete und unterhielt durch seine Tatigkeit lebenslange oft freundschaftliche Kontakte mit zahlreichen international beruhmten sehr unterschiedlichen Personlichkeiten so z B in der Kunst Salvador Dali Eduardo Chillida und Frieder Burda in der Musik Yehudi Menuhin Daniel Barenboim Pierre Boulez Paul Sacher Claudio Abbado Wolfgang Wagner Mikhail Pletnev Thomas Quasthoff Elina Garanca und Jan Vogler in der Politik Claude Pompidou Jacques Chirac Edward Heath Mary Robinson Pascal Couchepin Walter Scheel Johannes Rau Martti Ahtisaari Arpad Goncz Bulent Arinc Heinz Fischer Jack Lang Joachim Gauck Lothar Spath Gunther Oettinger Viviane Reding und Wolfgang Schauble in der Wissenschaft Edward Teller Ihsan Dogramaci Gesine Schwan und Wladyslaw Bartoszewski in der Wirtschaft Hermann Josef Abs George Soros und Jean Claude Trichet in den Medien Lord George Weidenfeld Hubert Burda Sabine Christiansen in Theater und Film Peter Ustinov August Everding und Klaus Maria Brandauer im Hochadel Konigin Margrethe II von Danemark Furst Karel Schwarzenberg Furst Hans Adam II und Diane Herzogin von Wurttemberg in den Kirchen Franz Konig Metropolit Kyrill I von Smolensk Walter Kasper und Bischof Wolfgang Huber Besonders schwierig zu organisieren wegen kurzfristiger Absage von Wladimir Putin und Angela Merkel war 2006 eine Kulturpreisverleihung in der Frauenkirche Dresden an der u a Michail Gorbatschow Richard von Weizsacker Lothar de Maiziere Hans Dietrich Genscher und Edward 2 Duke of Kent teilnahmen Seidel zeichnete als Stiftungsprasident auch ganze Institutionen aus wie z B das Osloer Friedens Nobelpreis Komitee den Deutschen Caritasverband das Gustav Mahler Jugendorchester die Sachsische Staatskapelle Dresden die Robert Bosch Stiftung den Espace de l Art Concret die Aktion Brot fur die Welt das Internet Portal Europeana der EU Kommission und die Munsterbauhutten von Strassburg Freiburg und Basel Seidel wirkte an der Entdeckung zahlreicher junger zukunftig beruhmter Kunstlerpersonlichkeiten mit wie z B von Anne Sophie Mutter Tabea Zimmermann und der damals 15 jahrigen Geigerin Julia Fischer fur die er Stipendien ermoglichte 5 6 Deutsch Judische Versohnung BearbeitenSeidel war bei einer Israel Reise Simon Mace einem Vertrauten David Ben Gurions der in Freiburg studiert hatte und Josef Burg begegnet beide besuchten Seidel in Freiburg So wurde die Deutsch Judische Zusammenarbeit sein besonderes Anliegen Er zeichnete Simon Wiesenthal das Leo Baeck Institut in New York City das Memorial de la Shoah in Paris das Judische Museum und das Kulturzentrum der Jeckes in Tefen Israel aus 7 Regiopreise und Grundung des Europaischen Kulturforums Mainau BearbeitenAusgehend von seiner Heimatstadt Freiburg initiierte Seidel eine Reihe von europaischen Regio Forderpreisen mit denen grenzuberschreitend Personlichkeiten aus der Oberrheinregion ausgezeichnet wurden darunter aus der Politik Erwin Teufel und Daniel Hoeffel Andre Paul Weber sowie Jean Paul Heider und weitere Preistrager mit denen er personlich verbunden war wie z B Roland Mack und Hortense von Gelmini die durch Erzbischof Robert Zollitsch ausgezeichnet wurde In Bayern zeichnete er in Anwesenheit von Gunther Beckstein Mariss Jansons und die Von Parish Kostumbibliothek aus 1999 grundete Seidel zur Forderung des kulturellen Dialogs zwischen Schweden und den Bodensee Anrainerstaaten in Anwesenheit von Konig Carl XVI Gustaf Konigin Silvia von Schweden Bundesprasident Roman Herzog und Lennart Graf Bernadotte das Europaische Kulturforum Mainau Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe erhielt u a Placido Domingo einen Kulturpreis 8 Auszeichnungen BearbeitenErnst Seidel war u a Chevalier des Arts et des Lettres Inhaber des Bundesverdienstkreuzes und Rechtsritter des Johanniterordens Literatur BearbeitenGeorg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze Hrsg Europaische Kulturstiftung Pro Europa Freiburg 2012 Pro Europa europaische Kulturstiftung European Foundation of Culture Fondation Europeenne de la Culture Broschure der Stiftung Pro Europa Hrsg Europaische Kulturstiftung Pro Europa Freiburg 2012 Weblinks BearbeitenDer Kulturforderer zum Tod von Ernst Seidel Badische Zeitung 8 August 2015 http www europaeische kulturstiftung eu http www europaeischer kulturpreis deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze S 5 8 Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze S 12 13 Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze S 13 a b Broschure der Stiftung Pro Europa Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze S 13 u 14 Georg Meyer Dr iur utr Ernst Seidel und die Europaische Kulturstiftung Pro Europa eine biografische Skizze S 20 Normdaten Person GND 1097299074 lobid OGND AKS VIAF 19146153210305252689 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seidel ErnstALTERNATIVNAMEN Seidel Ernst Georg vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Verbandssyndikus und UnternehmerGEBURTSDATUM 14 Juli 1920GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 5 August 2015STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Seidel amp oldid 229217051