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Emma Ranette Budge geborene Lazarus geboren am 17 Februar 1852 in Hamburg gestorben am 14 Februar 1937 ebenda war eine deutsch amerikanische Kunstsammlerin Stifterin und Mazenin Ihr umfangreiches Vermogen und ihre Villa in Hamburg das Budge Palais wurden nach ihrem Tod auf der Grundlage antijudischer Gesetze zu grossen Teilen von der Stadt Hamburg vereinnahmt ihre beruhmte Kunstsammlung mit weit uber tausend Exponaten versteigert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Das Testament 3 Die Kunstsammlung 4 Das Budge Palais 5 Das Vermogen 6 Die Stiftungen 7 Ruckerstattungen 8 Restitutionen der Kunstsammlung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEmma Lazarus war die Tochter des hamburgischen Kaufmanns Ludwig Lazarus und seiner aus Karlsruhe stammenden Frau Emilie geborene Hofmann Die Familie gehorte der Deutsch Israelitischen Gemeinde in Hamburg an 1879 heiratete Emma den am 20 November 1840 in Frankfurt am Main geborenen Bankier Henry Budge Dieser lebte seit 1866 in den USA und war seit 1875 Teilhaber des Bankhauses L Hallgarten amp Co Sie siedelte mit ihm in die USA uber und erlangte 1882 die amerikanische Staatsburgerschaft Henry Budge erwarb durch die Sanierung und Neustrukturierung der amerikanischen Eisenbahngesellschaften in den folgenden Jahren ein Millionenvermogen nbsp Budge Palais in Hamburg Harvestehude1903 kehrte das kinderlose Ehepaar nach Deutschland zuruck und liess sich in Hamburg nieder Hier hatte Budge im Jahr 1900 eine Villa an der Alster gekauft und dem Architekten Martin Haller den Auftrag zum Aus und Umbau erteilt Es entstand das sogenannte Budge Palais am Harvestehuder Weg das zu Lebzeiten der Budges zu einem Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Hamburg wurde In den folgenden Jahren trug Emma Budge eine hochrangige Kunst und Kunsthandwerkssammlung zusammen die aus Mobeln Textilien Skulpturen Goldschmiedekunst Gemalden Porzellan und Fayencen sowie Fachern bestand Der Wert der Sammlung wurde Mitte der 1930er Jahre auf eine Million Reichsmark beziffert 1 In den 1920er Jahren grundete das Ehepaar zahlreiche Stiftungen mit sozialer Zielsetzung in Hamburg Wetzlar und Frankfurt am Main Diese bestanden ausdrucklich zur Unterstutzung Hilfsbedurftiger ohne Unterschied des Glaubens und sollten das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden befordern Zur Grundung der Frankfurter Universitat stellte Henry Budge bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine halbe Million Reichsmark zur Verfugung Auch wollte er den Bau eines neuen Tempelgebaudes in Hamburg unterstutzen er stellte jedoch die Bedingung dass dort Frauen und Manner wie in einer New Yorker Reformgemeinde zusammen sitzen sollten Das Angebot wurde daraufhin von dem Rabbiner Jacob Sonderling abgelehnt Henry Budge starb am 28 Oktober 1928 in Hamburg Nach seinem Testament erhielt Emma Budge die Verfugungsgewalt uber sein Vermogen Mit einer gemeinsamen Erklarung der Eheleute sollte die Kunstsammlung nach dem Tod des uberlebenden Ehegatten dem Hamburger Museum fur Kunst und Gewerbe vermacht werden In diesem Sinne handelte Emma Budge im Fruhjahr 1932 mit dem damaligen Staatsrat Leo Lippmann die Grundung einer weiteren Emma Budge Stiftung aus nach der auch der gesamte Grundbesitz am Harvestehuder Weg in das Eigentum der Stadt ubergehen und mit seinen Kunstschatzen als Museum geoffnet werden sollte 2 Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten gerieten Emma Budge und die Mitglieder ihrer Familie zunehmend unter den antisemitischen Druck des NS Regimes 1935 widerrief sie das Testament und die Schenkungsabsichten Gezwungen sehe ich mich zu dieser Aufhebung und zur Neuordnung durch die Veranderung meiner eigenen finanziellen Verhaltnisse in Deutschland welche Veranderungen es mir widersinnig erscheinen lassen eine von mir fruher zugunsten der Stadt Hamburg angeordnete Verfugung weiter bestehen zu lassen Emma Budge Testament von 1935 3 nbsp Grab von Emma und Henry Budge auf dem judischen Friedhof in Frankfurt Rat Beil StrasseEmma Budge starb am 14 Februar 1937 in Hamburg wenige Tage vor ihrem 85 Geburtstag Sie wurde eingeaschert und an der Seite ihres Mannes auf dem Alten Judischen Friedhof Rat Beil Strasse in Frankfurt am Main beigesetzt Das Testament BearbeitenIn der letztgultigen Fassung des Testamentes vom November 1935 reagierte Emma Budge auf die unsicheren politischen Verhaltnisse Sie setzte vier Testamentsvollstrecker ein die nach eigenem Ermessen eine Verwertung des Hauses der Kunstsammlung und des Vermogens vornehmen sollten Ausdrucklich verfugte sie dass der Nachlass weder Haus noch Kunstsammlung in die Verfugungsgewalt der Stadt Hamburg gelangen durften Als Nachlassverwalter hatte sie den Bankier Max Warburg den Rechtsanwalt Hermann Samson und die Budge Neffen Max Kronheimer und Ludwig Bernstein eingesetzt Fur den Fall dass diese Beauftragten ausfallen und jemand anderes benannt werden solle war vorgesehen dass es sich dabei um jemand handeln musse der judischen Glaubens sei Bedacht waren von dem Testament 13 judische Verwandte Zum Zeitpunkt von Emma Budges Tod waren mehrere der Erben bereits aus Deutschland ausgewandert andere bereiteten ihre Emigration vor Die Testamentsvollstrecker beschlossen deshalb die Verausserung der Kunstsammlung und des Budge Palais da sie keine andere Moglichkeit der Verwertung sahen Die Sammlung wurde noch im Jahr 1937 im Auktionshaus Paul Graupe Berlin in zwei grossen Auktionen versteigert Erworben wurden die uber tausend Objekte sowohl von Privatbesitzern wie von Vertretern der wichtigen Museen im Deutschen Reich aber auch aus den Niederlanden und aus der Schweiz 4 Der Erlos betrug etwa eine Million Reichsmark und wurde auf ein mit Sicherheitsanordnung belegtes Nachlasskonto beim Bankhaus M M Warburg gezahlt wie es die nationalsozialistische Gesetzeslage fur judisches Vermogen vorsah 5 Auch das Palais wurde zum Kauf angeboten im Herbst 1937 machte der Reichsstatthalter und Gauleiter der NSDAP Karl Kaufmann den Anspruch der Stadt Hamburg auf das Haus geltend am 11 Dezember 1937 ging es samt seinem Grundstuck und der Nebengebaude in das Eigentum der Stadt Hamburg uber Der Gesamtpreis in Hohe von 305 000 Reichsmark wurde ebenfalls dem Sperrkonto gutgeschrieben 6 Zum Budge Nachlass gehorten zudem weitere Vermogenswerte insbesondere auslandische Wertpapiere und Dollarguthaben Insgesamt wird von einem Gesamtwert des Erbes von sechs Millionen Reichsmark ausgegangen das der nationalsozialistische Staat in den folgenden Jahren zum grossten Teil an sich brachte indem die Testamentsvollstrecker abgesetzt die noch in Deutschland lebenden Erben an der Auswanderung gehindert und teilweise inhaftiert wurden und letztlich scheinbar legal uber Sicherungsanordnungen Sondersteuern und abgaben kein Auszahlungsbetrag verblieb Als neuer Nachlassverwalter wurde von den nationalsozialistischen Hamburger Behorden der ehemalige Steuerberater Emma Budges der Wirtschaftsprufer Gottfried Francke eingesetzt Die Kunstsammlung Bearbeiten nbsp Cris de Paris 16 Meissener Figuren aus der Sammlung Emma BudgeIm August 1937 wurden die diversen Sammlungen die Gemalde die Mobel und das Porzellan in funf Mobelwagen von Hamburg nach Berlin gebracht und dort im Auktionshaus Paul Graupe angeboten Die Versteigerung sollte vom 27 bis 29 September 1937 stattfinden verschob sich jedoch auf den 4 bis 6 Oktober Fur diese erste Auktion unter dem Titel Die Sammlung Emma Budge Hamburg erstellte das Schlossmuseum Berlin den dazugehorigen Katalog mit insgesamt 1 020 Losnummern die teilweise mehrere Kunstobjekte umfassten Es handelte sich dabei um Porzellan Keramik Textilien Silber und Goldschmiedearbeiten und 23 Gemalde Die Objekte waren unlimitiert das hiess sie mussten um jeden Preis versteigert werden 7 Zwei Monate spater vom 6 bis 7 Dezember 1937 wurden weitere Objekte im Rahmen einer Auktion unter dem Titel Verschiedener deutscher Kunstbesitz Gemalde alter und neuer Meister zum grossten Teil aus Sammlung Budge Hamburg Plastik Bronzen Mobel Tapisserien Textilien Silber Porzellan Majoliken Fayencen in 338 Losnummern angeboten Darunter befanden sich 39 Gemalde die in der ersten Auktion keine Kaufer gefunden hatten Es handelte sich dabei um die grosste Privatsammlung die wahrend der Nazi Zeit versteigert und mit den Einnahmen von etwa einer Million Reichsmark um den hochsten Versteigerungserlos der erzielt wurde 8 Die aussergewohnliche Porzellansammlung umfasste Exponate aus bedeutenden fruhen Manufakturen aus Wien Nymphenburg Hochst und Meissen Es handelte sich um 13 Positionen Geschirr 20 Tierdarstellungen und 99 Meissener Figuren aus dem 18 Jahrhundert darunter Apoll und die neun Musen und 16 Miniaturen der Serie Cris de Paris des Kunstlers Johann Joachim Kandler Das wertvollste Stuck der Sammlung war eine Statuette aus rotbraunem Bottgersteinzeug die vermutlich den Kurprinz Friedrich August den Sohn Augusts des Starken darstellt Diese erwarb das Landesmuseum Schwerin fur einen Kaufpreis in Hohe von 2 185 Reichsmark Diese Figur wurde im Jahr 2001 nach der Washingtoner Erklarung an die Erben restituiert und 2012 nach gutlicher Einigung vom Museum erworben 9 nbsp Charles Andre van Loo Hofische Sommerpartie aus der Sammlung Emma BudgeNeben den kunstgewerblichen Gegenstanden kamen auch etwa sechzig Gemalde und zehn Miniaturen vor allem niederlandischer und englischer Maler aus dem spaten 19 Jahrhundert im Dezember 1937 in die Auktion Das davon am hochsten geschatzte Werk war die Hofische Sommerpartie von Charles Andre van Loo das zu einem Preis von 20 000 Reichsmark angeboten wurde Weitere Werke stammten von Andreas Achenbach Oswald Achenbach Francesco Bartolozzi William Adolphe Bouguereau Narcisso Virgilio Diaz de la Pena Jules Dupre Jean Leon Gerome Ludwig Knaus Theodore Rousseau Benjamin Vautier und Adriaen Hendriksz Verboom das Gemalde Das Kegelspiel wurde im Katalog Job Adriaensz Berckheyde zugeschrieben Der grosste Teil der versteigerten Sammlung gilt bis heute als verschollen So sind im Lostart Register der Datenbank der Koordinierungsstelle fur Kulturgutverluste in Magdeburg neben den Gemalden und Miniaturen 45 Druckgrafiken 65 Plastiken 34 antike Mobelstucke und 1105 Exponate des Kunsthandwerks einschliesslich der Porzellansammlung als Suchmeldungen eingetragen Hinzu kommt ein Puppenhaus das inzwischen im Museum fur Kunst und Gewerbe zugeordnet werden konnte und ein Puppenladen 10 Das Budge Palais Bearbeiten Hauptartikel Budge Palais Die von Henry Budge erworbene Villa in Hamburg Harvestehude war 1884 von dem Hamburger Architekten Martin Haller errichtet und von diesem ab 1900 etappenweise erweitert worden Vom Ursprungsbau erhalten blieben der mittlere zweigeschossige Trakt und die beiden Aussenflugel mit Erkern Zur Alsterseite hin wurde das Gebaude mit dem halbrunden Mittelrisaliten und den ausgebauten steilen Dachern erweitert In den Jahren 1909 1910 kam auf der Ruckseite ein Saalanbau hinzu der als Spiegelsaal eingerichtet privaten Theater und Musikauffuhrungen diente Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten machte der Gauleiter Karl Kaufmann Emma Budge ein Kaufangebot fur die Villa das diese jedoch ablehnte Nach ihrem Tod 1937 brachte die Stadt Hamburg das Haus in ihren Besitz Die letzten Bewohner der Villa Henry Budges Neffe Siegfried Budge 1869 1941 und seine Ehefrau Ella Budge 1875 1943 mussten nach dem Eigentumsubergang das Haus verlassen beide starben wahrend der weiteren Verfolgung durch die Nationalsozialisten 11 1938 bezog die Reichsstatthalterei das Budge Palais nebst zwei benachbarten Villen Auf dem hinteren Grundstuck liess Kaufmann 1939 1940 fur sich und seinen Stab einen Bunker einrichten nbsp Budge Palais 20061945 beschlagnahmten die britischen Truppen das Gebaude und belegten es bis 1955 als Offiziersunterkunft Am 10 November 1952 wurde nach einem Beschluss des Landgerichts Hamburg das Budge Palais einschliesslich der Nebengrundstucke fur einen Nachzahlungsbetrag von 22 500 DM an die Stadt veraussert Seit 1959 wird das Gebaude von der Hochschule fur Musik und Theater genutzt und erweitert Den 1909 errichteten Spiegelsaal trug man ab Sein Interieur konnte im Museum fur Kunst und Gewerbe untergebracht und dort 1986 rekonstruiert werden Anlasslich eines Gedenktages am 25 Oktober 1991 50 Jahre nach dem Beginn der Deportationen judischer Mitburger aus Hamburg installierte der Kunstler Dan Richter Levin in einem Verbindungsraum die Bronzeskulptur Buhne des Erinnerns Seit dem 16 Mai 1993 erinnert am Eingang Milchstrasse eine Bronzetafel an Henry und Emma Budge zu diesem Datum wurde der Altbau der Musikhochschule offiziell in Budge Palais ruckbenannt 12 Im Sommer 2007 wurden zum Gedenken an Ella und Siegfried Budge zwei Stolpersteine in den Gehweg gesetzt Das Vermogen BearbeitenNachdem die Stadt Hamburg in den Besitz des Budge Palais gelangt war versuchten die Behorden auch an das umfangreiche Vermogen aus dem Erbe Emma Budges zu gelangen Dabei wurden nicht allein die geltenden Gesetze insbesondere die antijudischen Sondergesetze angewandt sondern auch mit behordlichen Willkurakten und Erpressung eingegriffen Den Grossteil des Budge Nachlasses bildete ein Depot mit auslandischen Wertpapieren und Dollarguthaben das bei der Schweizerischen Kreditanstalt in Zurich hinterlegt war Damit war es dem direkten Zugriff der nationalsozialistischen Behorden entzogen Die von Emma Budge eingesetzten Testamentsvollstrecker planten die Ausreise der sich noch in Deutschland aufhaltenden Erben abzuwarten ehe die Erbanteile aufgeteilt werden sollten die deutschen Stellen drangten hingegen auf eine rasche Teilung und anschliessende Transferierung nach Deutschland Im September 1938 setzte die Hamburger Devisenstelle die Testamentsvollstrecker ab Zudem stellte sie ein Amtshilfeersuchen an die Devisenstelle Frankfurt da die meisten der noch in Deutschland lebenden Erben in dessen Einzugsgebiet wohnten Von dort kam es zur Einschaltung der Gestapo der Verhaftung zweier der Erben sowie deren Uberstellung in das KZ Buchenwald Die Passe der ubrigen Erben zogen die Behorden ein Mit dieser Massnahme konnte die Zustimmung auch der im Ausland lebenden Erben auf die Transferierung erheblicher Vermogensanteile etwa zwei Drittel des in der Schweiz gelagerten Nachlasses nach Deutschland erpresst werden Im Gegenzug wurden die beiden Inhaftierten aus Buchenwald entlassen und allen Betroffenen die Ausreise genehmigt Das Vermogen behielt der Staat auf der Grundlage der diversen antijudischen NS Gesetze ein 13 Die Stiftungen Bearbeiten nbsp Henry und Emma Budge Heim in der Wilhelmshoher Strasse in Frankfurt am Main SeckbachAm 20 November 1920 grundeten Henry und Emma Budge die Henry und Emma Budge Stiftung in Frankfurt am Main als Einrichtung fur altere unterstutzungsbedurftige Menschen judischen und christlichen Glaubens Ebenfalls im Jahr 1920 grundete das Ehepaar in Hamburg eine weitere Henry und Emma Budge Stiftung zur Unterstutzung von in Not geratenen Frauen aus bildungsburgerlichen Kreisen ohne Unterschied des Glaubens Das zur Verfugung gestellte Stammkapital betrug eine Million Mark 1922 folgte die Grundung der Emma Budge Stiftung zur Unterstutzung fur die Sauglings und Kinderpflege und die Erziehung und Fortbildung Jugendlicher ausgestattet ebenfalls mit einem Stammkapital von einer Million Mark Ruckerstattungen BearbeitenDer von den Nationalsozialisten eingesetzte Testamentsvollstrecker Francke schloss die Nachlasssache Budge trotz regelmassiger Anmahnung des Nachlassgerichts bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht ab 1949 kam es zu einem Ersuchen der Anwalte der in den USA lebenden Erben beim Amtsgericht Hamburg Francke als amtierenden Testamentsvollstrecker abzusetzen Doch wurde dieses Verlangen abgewiesen Stattdessen handelte Francke wahrend des von Dezember 1949 bis November 1952 andauernden Wiedergutmachungsverfahrens mit der Stadt Hamburg einen Vergleich uber den Grundstuckskomplex am Harvestehuder Weg aus ohne dass die Erben uber den Verlauf dieses Verfahren benachrichtigt wurden 14 Ein weiterer Ruckerstattungsanspruch hier bezuglich der Entziehung des Vermogens insbesondere der Wertpapiere fand im Herbst 1959 auf direkten Antrag der Erben vor dem Landgericht in Hamburg statt In Erster Instanz wurde das Anliegen zuruckgewiesen doch am 8 April 1960 erkannte das mit sofortiger Beschwerde angerufene Hanseatische Oberlandesgericht den Anspruch in vollem Umfang an Zudem stellte dieses Gericht fest dass der vormalige Testamentsvollstrecker Francke bei seiner Tatigkeit lediglich die Interessen des Reiches wahrgenommen hatte 15 Die Erben stellten 2010 einen Anspruch auf Ruckubertragung des Budge Palais Die Hamburger Finanzbehorde prufte den Fall Zu klaren war ob sich die Stadt Hamburg auf die Verjahrung der Angelegenheit berufen konne oder diese nach dreissig Jahren abgelaufene Frist gemass der Washingtoner Erklarung aussetzt Die rechtlichen Sachverhalte des damaligen Kaufs durch die Nationalsozialisten die nicht erfolgte Auszahlung des Kaufpreises an die Erben und der ohne die Erben ausgehandelte Vergleich von 1952 mussten rechtlich neu bewertet werden 16 Im April des Jahres 2011 kam es zu einer Einigung gegen eine Entschadigung an die Erben kam das Budge Palais in das legale Eigentum der Stadt ebenso der im Museum fur Kunst und Gewerbe wiedererrichtete Spiegelsaal 17 Restitutionen der Kunstsammlung Bearbeiten nbsp Adriaen Hendriksz Verboom Elegante Gesellschaft beim Kegelspiel 2004 bei Sotheby s als NS Raubkunst aus der Sammlung Budge identifiziertEin von den Erben bereits in den 1950er Jahren identifiziertes und zuruckgefordertetes Kunstobjekt war ein silberner Hochzeitsbecher den das Berliner Schlossmuseum 1937 bei der Auktion ersteigert hatte Durch kriegsbedingte Verlagerung gelangte das Gefass in das Depot der Hessischen Treuhandverwaltung fur preussisches Kulturgut in Wiesbaden Im Jahr 1954 klagten die Erben auf Ruckgabe doch wurde diese auf der Grundlage einer falschen Aussage des Testamentsvollstreckers Gottfried Francke mit Urteil vom 10 Dezember 1954 abgewiesen 18 Seit der Washingtoner Erklarung von 1998 und den damit einhergehenden erklarten Absichten der Bundesrepublik Deutschland sich um die Ruckgabe von NS Raubkunst zu bemuhen wird verstarkt nach dem Verbleib der weit uber tausend Objekte der ehemaligen Kunstsammlung Emma Budges geforscht Etwa 60 Kunstgegenstande konnten seither identifiziert und zugeordnet werden davon wurden bis 2018 etwa 50 Werke restituiert das heisst zuruckgegeben entschadigt oder es wurde auf andere Weise Einigung zwischen den Erben und den Besitzern Institutionen gefunden Bei sieben ist keine Ruckgabe erfolgt fur drei werden noch Verhandlungen gefuhrt 19 Das wertvollste Stuck der Sammlung war eine Statuette aus rotbraunem Bottgersteinzeug die vermutlich den Kurprinz Friedrich August den Sohn Augusts des Starken darstellt Diese erwarb das Landesmuseum Schwerin fur einen Kaufpreis in Hohe von 2 185 Reichsmark Am 5 Februar 2001 wurde diese Figur nach der Washingtoner Erklarung an die Erben restituiert und 2012 mit Hilfe der Kulturstiftung der Lander und einigen Privatstiftungen fur das Schweriner Museum kauflich erworben 20 Neben der Statuette konnten im Museum Schwerin auch zwei franzosische Facher aus der Sammlung Budge identifiziert werden die ebenfalls restituiert und zuruckerworben wurden Im Fruhjahr 2001 wurden im Hamburger Museum fur Kunst und Gewerbe zwei silberne Becher aus der Sammlung Budge erkannt die in der Auktion 1937 erworben wurden Im April 2002 zahlte das Museum eine Entschadigung an die Erben Zu einem spateren Zeitpunkt wurde ein uber ungeklarte Wege 1972 vom Museum aus einer Privatsammlung gekauftes Puppenhaus als einstiges Eigentum Emma Budges festgestellt und im Jahr 2011 per gutlicher Einigung mit einer Entschadigungszahlung restituiert Das Gemalde Elegante Gesellschaft beim Kegelspiel von Adriaen Hendriksz Verboom gemalt um 1670 wurde dem Auktionshaus Sotheby s in London im Jahr 2004 von privaten Einlieferern angeboten und bei der Provenienzuberprufung als NS verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut erkannt Die Versteigerung wurde abgesagt das Gemalde konnte von der Henry und Emma Budge Stiftung fur den halben Schatzwert erworben werden 21 nbsp Jagdszene 2011 vom Hotel Vier Jahreszeiten nach offentlichem Druck restituierter WandteppichIm Januar 2011 wurde offentlich dass das Hotel Vier Jahreszeiten im Besitz einer um 1750 in den Niederlanden hergestellten Tapisserie mit dem Motiv einer Jagdszene nach Teniers der Sammlung Budge war Fritz Haerlin 1897 1975 der ehemalige Hoteleigentumer hatte sie von der Munchener Kunsthandlung Julius Bohler erworben die sie wiederum bei der Graupe Auktion ersteigert hatte Nach der offentlichen Aufmerksamkeit gab das Hotel die an die Erben zuruck 22 Es handelt sich hier um einen Sonderfall da das Hotel als private Eigentumerin rechtlich gesehen keine Verpflichtung zur Restitution gehabt hatte 23 Bei der Uberprufung der Kunstsammlung Rudolf August Oetker auf NS Raubkunst ab dem Jahr 2015 wurde ein Silberbecher aus dem ehemaligen Eigentum Budges entdeckt Bei diesem sogenannten Augsburger Scherzbecher handelt es sich um einen Silberbecher in Form einer Windmuhle den der Augsburger Silberschmied Tobias Kicklinger zwischen 1612 und 1616 hergestellt hat Das Kunstwerk wurde in dem Sinne restituiert dass die Erbengemeinschaft durch die Oetker Stiftung aus moralischen Grunden fur den Verlust des Silberbechers entschadigt wurde und das Exponat in der Oetker Sammlung verblieb 24 Im November 2017 ubergab das Historische und Volkerkundemuseum St Gallen zwei Silberobjekte zwei Pokale in Segelschiffform aus der Sammlung Budge an die Erben 25 Literatur BearbeitenDie Sammlung Frau Emma Budge Hamburg Versteigerungskatalog Paul Graupe Berlin 1937 Digitalisat Esther Tisa Franicisi Anja Heuss Georg Kreis Fluchtgut Raubgut Der Transfer von Kulturgutern in und uber die Schweiz 1933 1945 und die Frage der Restitution Veroffentlichungen der Unabhangigen Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Band 1 Chronos Zurich 2001 ISBN 3 0340 0601 2 S 192 195 Melanie Jacobi Die Restitution der Kunstsammlung der Hamburgerin Emma Budge 1852 1937 Ein Beitrag zur Provenienzforschung LIT Verlag Berlin Munster 2018 Schriften aus dem Kunsthistorischen Institut der Christian Albrechts Universitat zu Kiel 9 ISBN 978 3 643 14206 1 Institut fur die Geschichte der deutschen Juden Das judische Hamburg Wallstein Verlag Gottingen 2006 ISBN 3 8353 0004 0 Karin Annette Moller Kornelia von Berswordt Wallrabe Zu einer Bottgersteinzeug Statuette aus de Sammlung Emma Budge Hamburg In Ulf Hader Beitrage offentlicher Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zum Umgang mit Kulturgutern aus ehemaligem judischen Besitz Koordinierungsstelle fur Kulturgutverluste Magdeburg 2001 ISBN 3 00 008868 7 Veroffentlichungen der Koordinierungsstelle fur Kulturgutverluste 1 Anja Heuss Das Testament von Emma Budge In Inka Bertz Michael Dorrmann Hrsg Raubkunst und Restitution Kulturgut aus judischem Besitz von 1933 bis heute Herausgegeben im Auftrag des Judischen Museums Berlin und des Judischen Museums Frankfurt am Main Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 8353 0361 4 Ausstellungskatalog zu einer gleichnamigen Ausstellung 2008 2009 im Judischen Museum Berlin und im Judischen Museum Frankfurt Peter Kahn Eine Wiedergutmachungsangelegenheit Das Budge Palais Harvestehuder Weg 12 Hamburg 1986 1987 OCLC 248364375 Eberhard Wiese Hier ist das Paradies Schicksale am Harvestehuder Weg In Eberhard von Wiese Hamburg Menschen Schicksale Ullstein Frankfurt u a 1967 DNB 458650005 Karen Michels Emma und Henry Budge Oder wie Hamburg einmal ein Porzellan Palais entging Wallstein Verlag Gottingen 2021 Mazene fur Wissenschaft N F Bd 3 ISBN 978 3 8353 3878 4 Eva Maria Bast Emma Budge Mazenin im Traumhaus Die Villa mit den 20 Badezimmern In dies Hamburger Frauen historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe Bast Medien GmbH Uberlingen 2019 ISBN 978 3 946581 66 6 S 159 163 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Emma Budge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lost art internet database Budge geb Lazarus Emma Website der Henry und Emma Budge Stiftung Frankfurt Hochschule fur Musik und Theater Das Budge Palais Erinnerungen von Prof Peter KahnEinzelnachweise Bearbeiten Karin Annette Moller Kornelia von Berswordt Wallrabe Zu einer Bottgersteinzeug Statuette aus de Sammlung Emma Budge Hamburg In Ulf Hader Beitrage offentlicher Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zum Umgang mit Kulturgutern aus ehemaligem judischen Besitz Koordinierungsstelle fur Kulturgutverluste Magdeburg 2001 S 269 ff Gunter Konke Das Budge Palais Entziehung judischer Vermogen und Ruckerstattung in Hamburg In Arno Herzig Hrsg Die Juden in Hamburg von 1590 bis 1990 Wissenschaftliche Beitrage der Universitat Hamburg zur Ausstellung Vierhundert Jahre Juden in Hamburg Hamburg 1991 S 658 zitiert nach Karin Annette Moller Kornelia von Berswordt Wallrabe Zu einer Bottgersteinzeug Statuette aus de Sammlung Emma Budge Hamburg S 270 Esther Tisa Francini u a Fluchtgut Raubgut Der Transfer von Kulturgutern in und uber die Schweiz 1933 1945 und die Frage der Restitution S 192 f Karin Annette Moller Kornelia von Berswordt Wallrabe Zu einer Bottgersteinzeug Statuette aus de Sammlung Emma Budge Hamburg S 271 Gunter Konke Das Budge Palais Entziehung judischer Vermogen und Ruckerstattung in Hamburg S 659 Esther Tisa Francini u a Fluchtgut Raubgut Der Transfer von Kulturgutern in und uber die Schweiz 1933 1945 und die Frage der Restitution Zurich 2001 ISBN 3 0340 0601 2 S 192 f Karin Annette Moller Kornelia von Berswordt Wallrabe Zu einer Bottgersteinzeug Statuette aus de Sammlung Emma Budge Hamburg S 271 Kostbare Meissener Statuette fur Schweriner Sammlung gesichert Memento vom 14 Oktober 2012 im Webarchiv archive today Pressemitteilung Staatliches Museum Schwerin Januar 2012 lostart de Sammlung Emma Ranette Budge Erbengemeinschaft abgerufen am 5 April 2011 hagalil com hagalil com Zwei Stolpersteine vor dem Budge Palais abgerufen am 5 April 2011 Livia Gleiss Die Familie Budge in Hamburg und ihr Palais an der Alster Hamburg 2008 S 24 Gunter Konke Das Budge Palais Entziehung judischer Vermogen und Ruckerstattung in Hamburg S 660 f Gunter Konke Das Budge Palais Entziehung judischer Vermogen und Ruckerstattung in Hamburg S 663 Gunter Konke Das Budge Palais Entziehung judischer Vermogen und Ruckerstattung in Hamburg S 666 Matthias Gretzschel Budge Palais Streit um historisches Gebaude geht weiter In Hamburger Abendblatt 21 Januar 2011 abgerufen am 5 April 2011 Budge Palais bleibt Eigentum der Hansestadt Memento vom 7 April 2014 im Internet Archive hfmt hamburg de abgerufen am 23 Marz 2013 Melanie Jacobi Die Restitution der Kunstsammlung der Hamburgerin Emma Budge 1852 1937 Berlin 2018 S 78 Melanie Jacobi Die Restitution der Kunstsammlung der Hamburgerin Emma Budge 1852 1937 Berlin 2018 S 109 Kostbare Meissener Statuette fur Schweriner Sammlung gesichert Memento vom 14 Oktober 2012 im Webarchiv archive today Pressemitteilung Staatliches Museum Schwerin Januar 2012 Melanie Jacobi Die Restitution der Kunstsammlung der Hamburgerin Emma Budge 1852 1937 Berlin 2018 S 87 Daniel Boese Raubkunst Hamburg Das Schicksal der Sammlung Budge Memento vom 6 Februar 2013 im Internet Archive In Art Das Kunstmagazin 14 Januar 2011 abgerufen am 5 Oktober 2012 Melanie Jacobi Die Restitution der Kunstsammlung der Hamburgerin Emma Budge 1852 1937 Berlin 2018 S 109 Neue Westfalische Artikel vom 19 Mai 2017 abgerufen am 29 Juli 2017 St Galler Museum ubergibt Silberpokale an Erben srf ch abgerufen am 11 November 2017Normdaten Person GND 123709547 lobid OGND AKS VIAF 62461819 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Budge EmmaALTERNATIVNAMEN Budge Emma Ranette vollstandiger Name Lazarus Emma Ranette Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsch amerikanische Kunstsammlerin Stifterin und MazeninGEBURTSDATUM 17 Februar 1852GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 14 Februar 1937STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de 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