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Das Domkapitel Ratzeburg gelegentlich auch als Domstift Ratzeburg bezeichnet war ein kirchliches Verwaltungsorgan im Bistum Ratzeburg das mit administrativen und liturgischen Rechten und Aufgaben betraut war und bis zum Jahr 1683 bestand Der Ratzeburger Dom mit LowenstatueDas Bistum und das Domkapitel wurden 1154 von Heinrich dem Lowen Herzog von Sachsen hochstwahrscheinlich als Tochtergrundung des Magdeburger Domkapitels Unser Lieben Frauen gegrundet Nach Abdankung Christophs von der Schulenburg am 5 Oktober 1554 dem letzten katholischen Bischof Ratzeburgs blieb das Domkapitel dem alten Glauben zunachst formell treu fuhrte allerdings im Jahr 1566 in Dom und Hochstift die Augsburgische Konfession ein 1648 nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges wurde das Domkapitel durch den Osnabrucker Frieden aufgehoben bestand institutionell eingeschrankt aber noch bis zum Tod des letzten Domherren im Jahr 1683 weiter Kathedralkirche und Dombezirk befinden sich nahe der Altstadt Ratzeburgs sind geographisch jedoch von dieser getrennt und liegen im Ratzeburger See auf einer Insel die uber zwei Fahrdamme fruher Holzbrucken mit dem Rest der Stadt verbunden ist Anders als die meisten anderen Domkapitel hat das Domkapitel Ratzeburg nicht nur ein Patrozinium sondern zwei die heilige Maria und den heiligen Johannes Evangelist Dies lasst sich wohl damit erklaren dass das Domkapitel ursprunglich in St Georg auf dem Berge sass allerdings bereits gegen 1158 nach Ratzeburg in die Domkirche umzog und mit dem neuen Kirchenbau ein weiteres Patrozinium ubernahm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Mittelalter 1 3 Umwandlung in ein Kollegiatstift und Reformation 1 4 Aufhebung und spateres Schicksal 2 Verfassung und Verwaltung 2 1 Verfassung und Ordenszugehorigkeit 2 2 Personelle Zusammensetzung 3 Amter 3 1 Propst 3 2 Prior 3 3 Scholaster 3 4 Domschatzmeister 3 5 Weitere Amter 3 6 Amter und Dignitaten nach 1504 4 Religioses und geistiges Leben und Wirken 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lage des Hochstifts Ratzeburg um 1250Entstehung Bearbeiten Das Domkapitel wurde 1154 von Heinrich dem Lowen anlasslich der Wiederbegrundung des Bistums Ratzeburg eingerichtet Dies lasst die Frage zu ob nicht nur das Bistum sondern auch das Domkapitel Nachfolger einer ahnlichen Einrichtung ist was allerdings anhand der Quellenlage nicht mit Sicherheit beantwortet werden kann Lediglich der Chronist Adam von Bremen behandelt die Erstgrundung des Ratzeburger Bistums im Gebiet der Abodriten in seiner Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum Das neue Bistum war Suffragandiozese des Erzbistum Bremen Hamburg Die Wiederbegrundung des Bistums und damit einhergehende Einrichtung des Domkapitels nach den Regeln des Pramonstratenserordens wurden im Jahr 1158 von Papst Hadrian IV durch ein feierliches Privileg bestatigt Das Gebiet in dem Bistum und Domkapitel gegrundet wurden war um 1154 noch weitestgehend unbewohnt bzw unbesiedelt und nur in manchen Gegenden von heidnischen Slawen bewohnt Da sich die Mitglieder des Pramonstratenserordens in Brandenburg und Havelberg dem Missionswerk gewidmet hatten ist davon auszugehen dass dies auch in Ratzeburg der Fall war woruber allerdings nichts Naheres bekannt ist 1 Mittelalter Bearbeiten Gegen Ende des Mittelalters fanden im Domkapitel wichtige Anderungen statt So musste beispielsweise der Dompropst Einbussen hinsichtlich seiner Befugnisse hinnehmen die wiederum dem Prior und anderen aufgrund wachsender Aufgabenfelder vermehrt anzutreffender Kapitelsamtern zugutekamen Aus Aufzeichnungen aus der Zeit des Propstes Eckhard Hake 1319 bis 1342 ist zu entnehmen dass das Domkapitel zu dieser Zeit wirtschaftlich stark verschuldet war Dieser Schuldenstand sollte daher uber eine verstarkte Kontrolle des Probstes mittels eines Viererausschusses kontrolliert werden Ausserdem wurde im Jahr 1330 eine Kommission vom Domkapitel eingesetzt deren Aufgabe darin bestand etwaige Meinungsverschiedenheiten zwischen Domkapitel und Propst oder auch einzelnen Kanonikern beizulegen Eine Schenkung des Dompropstes an das Domkapitel aus dem Jahr 1367 bezeugt dass es zu dieser Zeit aufgrund der Pest und der damit einhergehenden Verwustung des Umlands Ratzeburgs unmoglich war die Kanoniker auf herkommliche Weise mit Kost und Kleidung zu versorgen Da sich die wirtschaftliche Situation des Domkapitels auch in den darauffolgenden Jahren nicht besserte war es 1372 aufgrund hoher Schulden gezwungen seine Einkunfte neu zu ordnen Ob diese Massnahme letztlich Erfolg hatte wird aus den bekannten Quellen bislang nicht ersichtlich 2 Die ersten Informationen uber das Bestehen vom Domherrenhofen aus den Jahren 1438 39 und 1457 spricht dafur dass die vita communis vom Ratzeburger Domkapitel wohl erst zu Anfang des 15 Jahrhunderts aufgegeben wurde In diesen Domherrenhofen lebten die Kanoniker mit ihrem eigenen Hausstand und pflegten nicht mehr wie in der vita communis vorgesehen das gemeinsame Leben im Klausurbezirk Eine weitere Veranderung im Domkapitel stellte die seit dem 14 Jahrhundert fortschreitende vermehrte Einfuhrung von Weltgeistlichen dar Diese wirkten vornehmlich als Vikare an den Nebenaltaren und lasen die Memorien die von Klerikern und Laien gestiftet wurden 3 Umwandlung in ein Kollegiatstift und Reformation Bearbeiten Das Jahr 1504 wird als Wendepunkt der Geschichte des Ratzeburger Domkapitels gesehen Dies liegt daran dass das Domkapitel eine Vorreiterrolle spielte da es als erstes die Ordensregel ablegte was den beiden anderen Pramonstratenser Domkapiteln Brandenburg und Havelberg erst 1507 vom Papst genehmigt wurde Die jeweiligen Landesherren hatten sich bereits fruher um das Ablegen der Ordensregel bemuht was allerdings erst erfolglos blieb Diese Umwandlung in ein weltliches Domherrenstift wurde vom ratzeburgischen Bischof Johannes von Parkentin und den Herzogen Johann IV und Magnus I von Papst Alexander VI erbeten und dahingehend begrundet dass die Kanoniker des Domkapitels bereits seit Jahrzehnten nicht mehr den Ordensregeln gemass lebten Ein Briefentwurf von Johannes von Parkentin and Alexander VI vom 1 August 1503 belegt nicht nur dass die Landesherren die Forderung unterstutzten sondern die Ziele die mit dieser Umwandlung verfolgt wurden So sollte das Domkapitel den Fursten beispielsweise rechtlich gebildete und gelehrte Hofleute zur Verfugung stellen Das Gesuch wurde letztlich von Papst Julius II am 22 Mai 1504 bestatigt und die Umwandlung des Pramonstratenser Domkapitels in ein Kollegiatstift genehmigt Insgesamt nahmen daraufhin 14 Mitglieder des Domkapitels die Weltgeistlichkeit und alle damit verbundenen Privilegien an Ausserdem wurde das Domkapitel bei der Umwandlung noch durch acht neue Kanonikate mit Prabenden erganzt 4 Wie sich die Situation des Domkapitels von der Umwandlung in eine weltgeistliches Institution bis zur Reformation und der damit einhergehenden Annahme der lutherischen Konfession entwickelte ist unerforscht Somit ist es nicht klar zu sagen ob sich die Hoffnungen der Fursten hinsichtlich der Umwandlung des Domkapitels auf lange Sicht erfullt haben Allerdings machte sich bereits unter Johann IV die Tendenz der Fursten von Sachsen Lauenburg ihre weltliche Herrschaft auf Bischof und Domkapitel auszudehnen bemerkbar So wurden im Jahr 1492 die Guter erstmals vom Fursten in diesem Fall Johann IV mit Beden belegt wobei sich dieser auf den alten Brauch berief Unter seinem Sohn Magnus I wuchs der Druck auf das Domkapitel und den Bischof nicht nur sondern der Konflikt eskalierte ab 1517 Dies hatte zur Folge dass das Domkapitel nach Lubeck wo auch Archiv und Domschatz aufbewahrt wurden fluchten und dort zeitweilig unterkommen musste Des Weiteren fuhrte der Streit zwischen dem Fursten und dem Domkapitel dazu dass letzteres vor dem Kaiser und dem Papst Klagen erhob Im Jahr 1517 wurde dem Domkapitel und dem Bischof von Ratzeburg daraufhin von Papst Leo X ein Schutzprivileg ausgestellt Die dadurch erhoffte Beruhigung des Konfliktes mit dem mittlerweile gebannten Herzog blieb jedoch aus und der Streit um die von ihm beanspruchten Abgaben setzte sich fort Das hatte zur Folge dass Domkapitel und Bischof nun auf dem Wormser Reichstag im Jahr 1521 erneut Klage gegen Magnus I erhoben Der daraus entstehende Prozess vor dem Reichskammergericht endete 1524 in einem Urteil gegen den Fursten brachte aber dennoch keinen langwahrenden Frieden Die Auseinandersetzung war fur das Domkapitel wohl dennoch kein Grund den Bruder des Fursten Johannes im Jahr 1529 als Dompropst anzunehmen nachdem dieser zwei Jahre zuvor auf das Bistum Hildesheim verzichtet hatte Es folgten weitere Auseinandersetzungen und ein andauernder Rechtsprozess der erst 1532 vor dem Reichskammergericht in Speyer durch einen Vergleich beider Parteien zugunsten des Domkapitels vorubergehend beendet wurde Die Kosten dieses Prozesses waren so hoch dass das Domkapitel 1530 gezwungen war grosse Teile des Kirchenschatzes zu veraussern um sie decken zu konnen Auch wurden die von Herzog Magnus I im Rahmen der Abgaben eingeforderten Kirchenguter weder von ihm selbst noch von seinem Nachfolger Franz I zuruckerstattet Letzterer musste ebenfalls mehrmals vom Kaiser aufgefordert werden keine weiteren Abgaben vom Domkapitel einzuziehen Insgesamt stellten diese Rechtsstreitigkeiten mit dem Fursten die noch bis ins 17 Jahrhundert andauerten eine immense finanzielle Belastung fur das Domkapitel dar Herzog Franz I versuchte daruber hinaus seinen Sohn Magnus nach dem Tod des Bischofs Georg von Blumenthal zum neuen Bischof Ratzeburgs wahlen zu lassen Das Domkapitel entschied sich bei der Wahl 1550 jedoch einstimmig fur den vorherigen Dompropst Christoph von der Schulenburg Der Furst rachte sich daraufhin indem er im Jahr 1552 den durch die Kapitulation Magdeburgs 1551 beschaftigungslos gewordenen Soldnerfuhrer Vollrad von Mansfeld und dessen Manner damit beauftragte das Domkapitel unter Druck zu setzen Sie uberfielen den Dom am 23 Mai 1552 und plunderten sowohl die Kirche als auch die Kurien der Domherren Sie verwusteten die Innenraume und nahmen alle Domherren die aufzufinden waren gefangen Diese wurden dann dazu genotigt den Sohn von Furst Franz I in einer neu angefertigten Erklarung nun doch als gewahlten und angenommenen Bischof Ratzeburgs anzuerkennen Weiterhin blieben die Besatzer unter dem Grafen noch zwei Monate und erpressten vom Domkapitel eine Zahlung von 4000 Reichstalern damit sie die Domkirche nicht niederbrannten Nach diesem Vorfall war das Verhaltnis zwischen Domkapitel und Herzog unwiederbringlich gestort und das Geschlecht der Askanier sollte keine Chance mehr auf den Bischofsstuhl erhalten 5 Im Jahr 1554 resignierte der evangelisch ausgerichtete Bischof Christoph von der Schulenburg auf das Bistum Ratzeburg wofur er von Herzog Johann Albrecht I eine Abfindung von 10 000 Rheinischen Gulden erhielt Der Herzog konnte ausserdem bewirken dass sein 17 jahriger Bruder Christoph zu Mecklenburg vom Domkapitel zum nachfolgenden Bischof postuliert wurde wobei er aufgrund seines jungen Alters nur als Administrator fungierte Zu diesem Zeitpunkt hatte die Glaubensspaltung bereits im Domkapitel Fuss gefasst es sind seit den 1530er Jahren Domherren bekannt die der evangelischen Lehre zugeneigt waren Nahere personalgeschichtliche Informationen sind diesbezuglich nicht bekannt und mussten untersucht werden Joachim Blucher ist der erste bekannte Kanoniker der 1538 auf sein Kanonikat resignierte und heiratete wobei es sich hierbei wohl zunachst um einen Einzelfall handelte Ein Grossteil der Kanoniker praktizierte zu diesem Zeitpunkt wohl noch immer den katholischen Glauben Davon zeugt dass die papstliche Bestatigung des 1561 volljahrig gewordenen Administrators Christoph zu Mecklenburg aufgrund seiner lutherischen Konfession kritisiert wurde was vermuten lasst dass der Protestantismus noch weniger stark vertreten war Erst im Jahr 1566 wurde vom Domkapitel die Einfuhrung der lutherischen Lehre festgelegt was im Konkreten die Abschaffung der katholischen Zeremonien die Einfuhrung der Predigt im lutherischen Sinn und die Erlaubnis der Kanoniker zu heiraten bedeutete Als erster evangelischer Domprediger in Ratzeburg wurde daraufhin 1566 Georg Usler berufen Ab 1581 stellte das Augsburgische Bekenntnis die Grundlage fur die Aufnahme in das Domkapitel dar 6 Aufhebung und spateres Schicksal Bearbeiten Der nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1648 mit Schweden geschlossene Westfalische Friedensvertrag beinhaltete in Kapitel 8 die Aufhebung des Ratzeburger Domkapitels Im Falle der Vakanz sollten Amter nicht erneut besetzt werden und die kirchlichen Pfrunden sollten an die herzogliche Tafel ubergehen Diesen Regelungen widersetzte sich das Domkapitel und konnte nach einigen Jahren am 15 Dezember 1652 eine Einigung mit dem Herzog erreichen die die weitere Nutzung von Gutern und die Verwaltung bis zum Tod des letzten Domherren regelte Die verbliebenen Kanoniker im Jahr 1649 noch acht an der Zahl wurden weiterhin versorgt ubten noch Patronats und Schulrechte aus und kummerten sich um die Vermogensverwaltung Die Geschichte des Domkapitels Ratzeburg endet mit Heinrich Hoinckhusen der 1683 als letzter der Domherren des Domkapitela Ratzeburg verstarb 7 Wie sich die Funktionen von Kapitelsbauten und Domkirche seit der Einfuhrung der Reformation bis hin zur Gegenwart verandert haben bedarf noch weiterer Untersuchung Sicher ist dass die Raumlichkeiten und Gebaude die mit dem Domkapitel in Verbindung standen auch nach 1652 weiterhin von den Domherren genutzt wurden Diese wohnten auch weiterhin bis zum Zeitpunkt ihres Todes in ihren Kurien wobei der Dom auch wahrend dieser Zeit seine kirchliche Mittelpunktsfunktion nicht verlor und weiterhin als landesherrliche Begrabnisstatte diente Ein weiteres Uberbleibsel der Tradition des mittelalterlichen Domkapitela das bis heute uberdauert hat ist die Bezeichnung des Pastors an der Ratzeburger Domkirche als Dompropst 8 Verfassung und Verwaltung BearbeitenVerfassung und Ordenszugehorigkeit Bearbeiten Anders als die meisten anderen Domkapitel des damaligen Reiches gehorte das Domkapitel Ratzeburg dem Pramonstratenserorden an Diese Ordenszugehorigkeit teilte es sich mit dem 1149 50 wiedergegrundeten Domkapitel Havelberg und dem 1161 wiedergegrundeten Domkapitel Brandenburg und blieb ihr als eines der einzigen drei Pramonstratenser Domkapitel bis zu seiner Umwandlung in ein Kollegiatstift im Jahr 1504 treu Das Domkapitel hatte in der Diozese Ratzeburg vielfaltige Rechte und Pflichten und fungierte unter anderem als grosster geistlicher Grundherr einflussreichste klerikale Gemeinschaft Inhaber archidiakonaler Rechte und Besitzer vielzahliger Patronate Papst Hadrian IV bestatigte dem Domkapitel im Jahr 1158 das Bischofswahlrecht Das war jedoch anfangs unvereinbar mit dem vom sachsischen Herzog Heinrich dem Lowen beanspruchten Investiturrecht das dieser fur die Bistumer Ratzeburg Mecklenburg Schwerin und Oldenburg Lubeck geltend machen wollte Daraus folgte dass 1178 80 Isfried der bisherige Propst des Pramonstratenserstifts Jerichow der kein Mitglied des Domkapitels war als Bischof Ratzeburgs eingesetzt wurde Im Jahr 1180 fand das Investiturproblem darin sein Ende dass der Welfenherzog abgesetzt wurde Mit der Ausnahme von zwei weiteren Bischofen gingen danach alle weiteren aus den Reihen des Domkapitels selbst hervor Die erste dieser Ausnahmen war Lambert von Barmstede der zwar 1228 von Papst Gregor IX providiert wurde aber nur wenige Monate amtierte Die zweite zu nennende Ausnahme stellt der dem regionalen Adel entstammende Wipert von Blucher der das Amt des Bischofs hauptsachlich aus territorialpolitischen Motiven zugesprochen bekam allerdings weder dem Domkapitel angehorte noch das kanonisch erforderliche Alter von 30 Jahren besass 9 Der genaue Hergang der Bischofswahl vom Tod des Vorgangers bis zur Wahl des nachsten Bischofs wird in der Wahlmitteilung des Domkapitels an Papst Bonifaz IX aus dem Jahr 1395 geschildert 22 der Ratzeburger Bischofe gingen aus dem Domkapitel hervor wovon 19 im Vorfeld als kirchliche Amtstrager tatig waren neun von diesen als Probste und drei als Prioren Heinrich Bergmeier Georg von Blumenthal und Christoph von der Schulenburg die letzten drei Bischofe von Ratzeburg waren vorher als Weltgeistliche Angehorige des Domkapitels Was allerdings naherer Untersuchung bedurfte ist das oft angespannte Verhaltnis zwischen Bischof und Domkapitel So wurde dem Ratzeburger Bischof Pardam von dem Knesebeck als erstem Inhaber des Bischofssitzes vom Domkapitel eine Wahlkapitulation abverlangt Aufgrund der Ordensverfassung waren Interventionen des Bischofs in die Geschafte des Domkapitels allerdings eher selten und erfolgten nur in Sonderfallen wie dem Vorgehen gegen straffallig gewordene Domherren Die Tatigkeit des Bischofs war daruber hinaus in vielen Punkten vom Konsens mit dem Domkapitel abhangig was unter anderem finanzielle Angelegenheiten betraf aber auch die Inkorporation von Pfarrkirchen die Genehmigung von Vertragen oder Klostergrundungen und die Einfuhrung von Festtagen umfasste Anders als bei vielen anderen Diozesen scheint allerdings die gemeinsame Ordenszugehorigkeit von Domkapitel und Bischof die Zusammenarbeit der beiden Parteien eher erleichtert zu haben Die meisten der Ratzeburger Bischofe hatten seit Marquard von Jesow ihre Residenz in ihrer Burg in Schonberg wobei auch der domnahe Bischofshof von Zeit zu Zeit genutzt wurde Die Abgaben an die papstliche Kurie und andere Steuern sollten nach einem Beschluss aus dem Jahr 1372 zu einem Drittel vom Propst und zu zwei Dritteln vom Domkapitel getragen werden Auch spater aufkommende Steuern und Abgaben wurden zumeist nach diesem Prinzip aufgeteilt 10 Personelle Zusammensetzung Bearbeiten Erst spatmittelalterliche Quellen lassen einen Schluss auf die ungefahre Zusammensetzung des Domkapitels zu wobei allerdings das Problem besteht dass die meisten Pramonstratenser in diesen Urkunden nur beim Vornamen genannt werden Meist war die soziale Zusammensetzung des Domkapitels standisch gemischt jedoch war ungefahr bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts soweit an den Namen zu erkennen der regionale Adel prominent vertreten wahrend in der darauffolgenden Zeit der burgerliche Anteil an Mitgliedern dominierte Zum Zeitpunkt der Umwandlung in ein weltliches Domkapitel waren wohl vier der 14 Kanoniker von adliger Herkunft wahrend die anderen zehn dem Burgertum angehorten das auch weiterhin in der Mehrheit gewesen zu sein scheint Die meisten burgerlichen Domherren des Domkapitels kamen aus Rostock Wismar Lubeck und deren Umgebung wobei auch Ratzeburger Burgersohne aufgenommen wurden Dies wurde allerdings im Jahr 1493 aufgrund politischer Unstimmigkeiten untersagt Die adligen Mitglieder des Domkapitels wiederum stammten vor allem aus den Herzogtumern Mecklenburg und Sachsen Lauenburg sowie aus dem Herzogtum Braunschweig Luneburg 11 Weltgeistliche die wie Christian Coband im Jahr 1399 in das Domkapitel eintraten mussten dabei auf alle Pfrunden die ihnen gehorten verzichten und hatten daruber hinaus wie jeder Neuzugang eine Aufnahmegebuhr an das Domkapitel zu zahlen Belastbare Aussagen uber die soziale und geographische Zusammensetzung des Domkapitels ab dem 16 Jahrhundert sind aufgrund der Quellenlage und fehlender Untersuchung bisher nicht zu treffen Neue Mitglieder des Domkapitels mussten ehelich geboren sein um aufgenommen werden zu konnen Die Aufnahmezeremonie erfolgte durch eine solenne Profess sowie durch die Ausstellung einer eigenen Profess Urkunde fur den angenommenen Kanoniker Ab der Umwandlung in ein Kollegiatstift 1504 galten diese Prinzipien nicht mehr was aus der diesbezuglichen papstlichen Urkunde ersichtlich wird Neu gewahlte und angenommene Domherren mussten nunmehr einen Eid ablegen und daruber hinaus die erwahnte Aufnahmegebuhr in Hohe von 100 Lubischen Mark als Statutengeld entrichten Nach 1504 erfolgte die Aufnahme in das Domkapitel entweder durch Kooptation aus dem Domkapitel selbst durch das Prasentieren vom Patronatsherren ausgewahlter Kanonikate oder aber durch papstliche Provision 12 Quellen berichten von einer standig schwankenden und unsteten Grosse des Domkapitels So lag anscheinend die ursprunglich als ideal erachtete Mitgliederzahl bei 13 konnte aber in einzelnen Jahren durchaus auch daruber hinausgehen und sich zwischen 14 Mitgliedern bis hin zu 25 Mitgliedern bewegen Diese Zahlen kamen wohl zustande da weder die Wirtschaftsordnung noch die Verfassung des Ordens eine genaue Zahl an Kanonikern festlegte Gleichwohl wurde im Jahr 1301 vom Domkapitel die Obergrenze von 25 Domherren bestehend aus dem Propst 16 Priestern vier Diakonen und vier Subdiakonen postuliert die in den Jahren 1301 und 1327 auch erreicht wurde Die Subdiakone waren selbst noch keine vollwertigen Domherren und unterstanden noch dem Scholaster bis sie emanzipiert wurden und zum vollberechtigten Kanoniker aufstiegen Allerdings bedurfte es um in das Domkapitel aufgenommen zu werden der Zustimmung der Mehrheit der Domherren So wurde beispielsweise im Jahr 1331 der Propst beschuldigt Domherren ohne die erforderliche mehrheitliche Zustimmung des Domkapitels aufgenommen zu haben 13 Zum Zeitpunkt der Umwandlung des Pramonstratenser in ein Kollegiatstift im Jahr 1504 zahlte es 14 Dignitare und Kanoniker Erganzend wurden vom Bischof und vom Herzog von Sachsen Lauenburg jeweils noch zwei bzw sechs weitere Kanonikate mit Pfarreien ausgestattet sodass die Zahl dieser auf insgesamt 22 anwuchs Allerdings waren die Kanonikate wohl nicht immer alle besetzt was durch die der Umwandlung folgenden Bischofswahl belegt wird an der nur 18 Kanoniker teilnahmen und zwei verhindert waren was bedeutet dass die restlichen beiden Kanonikate wohl vakant waren Daruber hinaus waren wohl noch bis ins 14 Jahrhundert sogenannte Laienbruder anzutreffen deren Aufgabe darin bestand die Guter zu bewirtschaften Ihre Zahl wurde im Jahr 1308 auf zehn beschrankt wird wohl aber meist geringer gewesen sein Die Sakularkanoniker deren Zahl mit der Zeit stark zunahm waren zumeist als Vikare beschaftigt und hatten eine Sonderstellung inne Bereits im Jahr 1500 also noch vor der Transmutation betrug ihre Zahl 16 und wuchs in den folgenden Jahren weiter an 14 Amter BearbeitenPropst Bearbeiten Das hochste Amt in einem Domkapitel hatte der Propst inne der allerdings ab dem 14 Jahrhundert einem weitreichenden Funktionsverlust unterlag Davor fungierte er als Vorgesetzter der Vikare und Kanoniker und Vorsteher der gesamten Gemeinschaft Die Regelung wie die Amter besetzt werden sollten und die Erteilung der Seelsorgebefugnis zahlten ausserdem zu seinen Aufgaben Anfanglich gehorten auch die Verwaltung der finanziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten sowie die Reprasentation des Domkapitels nach aussen und vor dem Orden zu seinen Pflichten Der Propst des Bistums Ratzeburgs verfugte daruber hinaus uber archidiakonale Befugnisse Er wurde in der Regel vom Domkapitel gewahlt und ins Amt gesetzt wobei auch einzelne Uberlieferungen ab dem 14 Jahrhundert von gelegentlichen papstlichen Provisionen berichten Von Papst Innozenz VIII wurde die Propstwurde im Jahr 1486 zur hochsten nach der des Bischofs erhoben und ausserdem postuliert dass ein Propst zwar vom Domkapitel gewahlt werden durfe er aber dennoch binnen vier Monaten die papstliche Bestatigung erbitten musste Aufgrund seines fortschreitenden Funktionsverlusts sonderte sich der Propst allmahlich von der vita communis ab 15 Prior Bearbeiten Der Prior hatte nach dem Propst im Pramonstratenserstift die zweite Pralatur inne Er war zunachst der Stellvertreter des Propstes und profitierte somit stark von dessen Funktionsverlust Die Leitung des Gottesdienstes und des Chorgebets zahlten zu seinen Hauptaufgaben was bedeutete dass er als erster im Chor einzutreffen und als letzter zu gehen hatte Weiterhin beaufsichtigte er die Vikare des Domkapitels was bereits zu dem Zeitpunkt festgelegt wurde als die ersten beiden Vikarien im Jahr 1319 gestiftet wurden Ab dem 15 Jahrhundert wurden dem Prior immer mehr Kompetenzen zuteil die der Propst eingebusst hatte Er gewann innen und aussenpolitische Befugnisse wie beispielsweise die Vertretung des Domkapitels auf Versammlungen des Ordens oder Provinzialsynoden Daruber hinaus erlangte er die Gerichtsbarkeit gegen Ende des 15 Jahrhunderts und konnte die Bezeichnung ordinarius loci fuhren Ab der Umwandlung im Jahr 1504 wurde der Prior als Dekan bezeichnet 16 Scholaster Bearbeiten Wie aus der Papsturkunde uber die Umwandlung 1504 ersichtlich wird hatten nur der Propst und der Prior Dignitaten inne wahrend alle anderen Funktionen der Mitglieder des Domkapitels meist als Amter bezeichnet wurden Da der Scholaster der erstmals 1238 erwahnt wird kaum in den Urkunden vorkommt lasst sich nicht genau sagen ob dieser zu den Dignitaten oder zu den Amtern gezahlt wurde und welche Bedeutung er tatsachlich fur die Domschule hatte Meist wird an seiner statt ein Kleriker genannt der als Schulmeister tatig und fur diese Angelegenheiten zustandig war Nicht einmal in der papstlichen Urkunde aus dem Jahr 1504 in der alle Amter und Dignitaten des Domkapitels genannt werden findet der Scholaster Erwahnung sodass fraglich ist ob das Kanonikat des Scholasters uberhaupt noch vorhanden war Der einzige Scholaster des Domkapitels Ratzeburg der in den Urkunden genannt wird ist der Scholaster Heinrich im Jahr 1238 17 Domschatzmeister Bearbeiten Der Domschatzmeister besitzt in den Uberlieferungen im Laufe der Zeit in Ratzeburg verschiedene Bezeichnungen In den Jahren 1198 1211 und 1291 noch als custos bezeichnet findet er 1337 als custos seu thesaurarius Erwahnung und wird spater nur noch thesaurarius genannt Seine Aufgabe bestand darin fur alles Sorge zu tragen was mit der Vorbereitung und Durchfuhrung des Gottesdienstes sowie der Liturgie in Verbindung stand also uber den Kirchenschatz das heilige Ol Messwein und Paramente bis hin zur Beleuchtung des Raumes Im Jahr 1211 wurden dem Domkapitel von Bischof Philipp von Ratzeburg unter anderem vasa sacra und weitere Reliquien aber auch Sondereinkunfte fur den Kustos geschenkt da dieser auch die Aufgabe erhielt das Chrisam zu beschaffen Gegen Ende des Mittelalters wurde ausserdem ein Kuster zur Unterstutzung des Kustos eingesetzt der allerdings kein Mitglied des Domkapitels sondern bloss Laie war Ab der Umwandlung wurden die Thesaurare als Kustoden bezeichnet 18 Weitere Amter Bearbeiten Ein weiteres Amt das erstmals im Jahr 1217 erwahnt wird ist das des Kammerers Dieser hatte die Aufgabe fur die Kleidung und Schuhe der Domherren Sorge zu tragen und diese zu verwalten was nur solange praktikabel war wie die vita communis noch im Domkapitel praktiziert wurde also solange die Domherren noch in ihren Kurien beisammen wohnten In der papstlichen Urkunde von 1504 wird der Kammerer nicht mehr genannt Daruber hinaus gab es auch einen Dombaumeister der erstmals 1261 als magister operis Erwahnung findet und im spaten Mittelalter meist als structurarius betitelt wird Seine Aufgaben bestanden wie der Name sagt im Dombau und allem was damit einherging also beispielsweise auch darin die Ziegeleien des Domkapitels zu betreiben Das Amt das fur die wirtschaftliche Verwaltung und Instandhaltung des Domkapitels und der damit zusammenhangenden Bauten verantwortlich war wurde als officialis maior bezeichnet und besteht wohl seit ca 1355 Ausgefullt wurde dieses Amt meist von jemandem aus den eigenen Reihen des Domkapitels wobei im 15 Jahrhundert noch ein weiterer Wirtschaftsverwalter dazukam der officialis minor Dieser befasste sich mit den wachsenden Renteneinkunften aus den Memorien und weiteren Stiftungen welche unter Mithilfe von sogenannten distributores als Prasenzgelder an die bei den jeweiligen Festen anwesenden Domherren verteilt wurden Die Wirtschaftsbucher des Domkapitels die ab 1444 erhalten sind belegen die Tatigkeiten des Wirtschaftsverwalters Das Eintreiben der Memoriengelder wiederum fiel einem weiteren Beauftragten zu ebenso wie die Verwaltung und Distribution dieser Gelder die wohl jeweils beide aus der Gruppe der Kanoniker stammten Aufzeichnungen berichten ausserdem von einem Spitalmeister und zahlreichen Boten Notaren und anderen untergeordneten Funktionaren die von Zeit zu Zeit erwahnt werden 19 Amter und Dignitaten nach 1504 Bearbeiten Fur die Dignitaten des Pramonstratenserstifts Ratzeburg also Propst und Prior hatte die Umwandlung in ein Kollegiatstift kaum Auswirkungen Der Propst hatte nach wie vor die oberste Position inne der allerdings aufgrund des fortgeschrittenen Funktionsverlusts die meisten seiner tatsachlichen Kompetenzen dem Prior der nun als Dekan bezeichnet wurde abtreten musste wodurch Letzterer de facto die Leitung ubernahm Auch der Kantor wird ab diesem Zeitpunkt zu den Dignitaten des Domkapitels hinzugezahlt andere Funktionare besassen Kapitelsamt oder officium Auch findet ab 1504 haufig ein senior capituli also ein Kapitelsaltester Erwahnung in den Urkunden und wird dort meist nach dem Propst und dem Dekan genannt Der Propst sollte ausserdem wie ab 1504 geregelt entweder in Ratzeburg oder in Mechow residieren Der Dekan hingegen sollte immer direkt vor Ort residieren was auch durch seine Anwesenheitspflichten im Chor erforderlich war Die Amter und Dignitaten lassen sich nicht von der Institution des Domkapitels losen das alle vollwertigen Domherren beinhaltete und die kirchliche Entscheidungsgewalt im Hochstift darstellte Es ist davon auszugehen dass das Domkapitel ursprunglich taglich zusammentraf wahrend im ausgehenden Mittelalter wohl nur noch wochentliche Zusammenkunfte ublich waren Aus dem Dekanseid aus dem Jahr 1551 ist ersichtlich dass dieser die Versammlung wohl immer freitags einberief Von ausserordentlichen Versammlungen wird ebenfalls berichtet etwa wenn ein vakantes Amt durch Wahl neu besetzt werden sollte oder andere wichtige Angelegenheiten die Aufmerksamkeit der Domherren erforderten die zu diesem Zweck auch von ausserhalb einberufen wurden Eine der wichtigsten und bekanntesten Pflichten des Domkapitels stellt die Wahl der Dignitare des Domkapitels und vor allem die des Bischofs dar Gegen Ende des Mittelalters wurden schliesslich auch die Inhaber der Amter des Domkapitels und einiger anderer Positionen vom Domkapitel gewahlt Das Domkapitel regelte die meisten innen und aussenpolitischen Angelegenheiten mit Hilfe von Statuten die allerdings meist nicht erhalten geblieben sind Zur Losung spezifischerer Fragen und Probleme konnte das Domkapitel Arbeitsausschusse einrichten wie im Jahr 1330 geschehen um innere Streitigkeiten beizulegen 20 Religioses und geistiges Leben und Wirken BearbeitenHochstwahrscheinlich stellt das Pramonstratenserstift Gramzow das um 1177 im Bistum Kammin in der Uckermark gegrundet wurde eine Tochtergrundung des Domkapitels Ratzeburg dar Dies lasst sich zum einen daran erkennen dass beide Institutionen die gleichen Patrozinien die heilige Maria und den heiligen Johannes Evangelist besassen Zum anderen finden sich im Umland und nahe Gramzow Orte wie eine Wustung mit dem Namen Ratzeburgk im Gramzower Forst die ehemalige Ratzeburgische Strasse und der grosse und kleine Rathsburgsees Zusammengenommen war das Domkapitel Ratzeburg Besitzer von zehn Pfarreien die ihm ihre Patronatsrechte ubertrugen oder sie der Stiftsmensa eingliederten Mit der Umwandlung in ein weltliches Domherrenstift wurden daruber hinaus acht weitere Kanonikate neu eingerichtet die auf der weltlichen Seite von den Patronatspfarreien Berkenthin Seedorf Buchen Siebeneichen Stapel und Lauenburg und auf klerikaler Seite von den bischoflichen Pfarrkirchen Nusse und Herrenburg gebildet wurden Die Patronatsverhaltnisse dieser Einrichtungen blieben allerdings erhalten weshalb man in diesen Fallen nicht von einer Inkorporation sprechen kann 21 Da aus dem Ratzeburger Domkapitel kein liber ordinarius also eine Gottesdienstordnung erhalten ist lasst sich nur recht wenig uber das liturgische Tagesgeschaft sagen Nur einzelne Urkunden erwahnen das hore canonice das Chorgebet oder die divina officia die Feier des Hochamts oder auch die Prozessionen die in der Domkirche stattfanden Bekannt ist jedoch dass jeder Kanoniker bei diesen Angelegenheiten eine spezifische Aufgabe zu erledigen hatte wie beispielsweise die wochentlichen Lesungen der Evangelien Wahrend die altglaubigen Brauchtumer und Riten im Jahr 1566 mit der Einfuhrung der lutherischen Lehre abgeschafft wurden hatte das Chorgebet auch noch im nun evangelischen Domkapitel Bestand Die Vikare deren Messpriesterstellen etwa seit Anfang des 14 Jahrhunderts von Zeit zu Zeit gestiftet wurden wurden indes immer ofter dazu verpflichtet an bestimmten Feiertagen an den Prozessionen und liturgischen Festen sowie auch an Vesper und Hochamt teilzunehmen 22 In der ersten Zeit nach der Neugrundung des Domkapitels wird fur die Domherren wohl die Missionierung der in Umland und Umgebung wohnenden heidnischen Bevolkerung eine hohe Prioritat gehabt haben Uber die Predigttatigkeiten der Domherren sind keine Einzelheiten uberliefert wobei sie im Bereich der Pfarrseelsorge mitinbegriffen waren welcher zumindest bis 1401 ausgeubt wurde 23 Einen prominenten Wallfahrtsort fur das Domkapitel stellte seit dem Ende des Mittelalters das im Dom gelegene Grab des nicht kanonisierten heiligen Ansverus dar Es kann historisch nicht mit Sicherheit gesagt werden ob die Gebeine Ansverus tatsachlich ursprunglich nicht im Dom sondern in der Kirche St Georg lagen und erst von Bischof Evermod in den Dom umgelagert wurden Uberlieferungen des Kultes von Ansverus im Dom sind erst ab Anfang des 14 Jahrhunderts erhalten Bei Bischof Ludolf I sind die Uberlieferungen hingegen deutlich klarer Dieser starb im Jahr 1250 an der Folgen seiner Gefangenschaft durch Herzog Albrecht I von Sachsen Lauenburg und wurde bereits 1340 noch vor seiner Heiligsprechung im Domkapitel wie ein Heiliger verehrt Aus einer Stiftungsurkunde geht hervor dass seine Gebeine an seinem Gedenktag dem 29 Marz in einer Prozession herumgetragen werden sollten insofern der Bischof sein Einverstandnis erteilte Dennoch wird in den uberlieferten Strukturregistern des Domkapitels unter den bedeutenden Heiligenfesten nur Bischof Ansverus aufgefuhrt 24 Uber die Reliquien die sich im Besitz des Domkapitels befanden ist nur wenig uberliefert Der Domkirche wurde im Jahr 1211 von Bischof Philipp von Ratzeburg eine pixis argentea geschenkt doch ist nicht bekannt welche Reliquien in dieser enthalten gewesen sein sollen Auch hinsichtlich der Reliquien hatten die Bischofe Ansverus und Ludolf I aufgrund ihrer Bedeutung fur das Domkapitel eine prominente Position inne Es sind einige Reliquien des Domkapitels bekannt die in den Aufzeichnungen uber den Verkauf des Domschatzes im Jahr 1530 namentlich genannt werden Dazu gehoren zwei Kreuze mit dem Holz vom Kreuz Christi drei silberne Schmuckstucke mit Reliquien ein Arm des heiligen Jakobus ein Arm des heiligen Viktor und Gereon sowie zwei Monstranzen die nicht naher ausgefuhrte Reliquien enthielten Moglicherweise waren weitere Reliquien vorhanden doch ist dies historisch nicht gesichert 25 Die Tatigkeit der Geschichtsschreibung wurde von den Ratzeburger Domherren wohl eher vernachlassigt Es ist allerdings eine Lista episcoporum ecclesiae Raceburgensis et eorum facta eine Bischofsreihe erhalten die von einem Domherren verfasst wurde und in der unter anderem die Lebensweise der Bischofe ausgefuhrt wird 26 Die Erwahnung eines Scholasters im Jahr 1238 lasst vermuten dass im Domkapitel eine Schule existiert hat Da der dem Domkapitel angehorige Scholaster allerdings nur zu diesem Zeitpunkt Erwahnung findet wird ansonsten wohl ein Kleriker als Schulmeister der fur ein festes Jahreseinkommen beschaftigt wurde tatig gewesen sein Das Gehalt des Schulmeisters das 14 Lubische Mark pro Jahr betrug wurde wohl in der Regel vom Propst entrichtet Fur die jungen Domherren bzw Subdiakone war es im Domkapitel wohl ublich diese Schule zu absolvieren Von den Schulern der Domschule nahm wohl daruber hinaus auch ein Teil in der Rolle von Ministranten oder Choralisten an Chorgebeten und Messfeiern teil Dass ab dem 15 Jahrhundert eine immer grosser werdende Zahl an Domherren auch eine Universitat besuchte muss allerdings nicht zwingend mit der Schule im Domkapitel in Zusammenhang stehen Auch nach dem Konfessionswechsel des Domkapitels im Jahr 1566 wurde die Domschule weiter betrieben Allerdings musste nun jeder Domherr fur einen der Domschuler aufkommen Die Domschule wurde im Jahr 1655 neu fundiert befand sich nun im Klausurbezirk und hatte dort wohl noch bis ungefahr 1845 Bestand Letztlich wurde die Domschule dann von der Lauenburgischen Gelehrtenschule abgelost die zunachst in denselben Raumlichkeiten wie zuvor die Domschule unterkam 27 Siehe auch BearbeitenListe der Bischofe von RatzeburgWeblinks BearbeitenDomstift Ratzeburg GSN 226 In Germania Sacra https adw goe de forschung forschungsprojekte akademienprogramm germania sacra klosterdatenbank datenbankabfrage gsn 226Literatur BearbeitenHans Bernhoft Das Pramonstratenser Domstift Ratzeburg im Mittelalter Verfassung Standisches Bildung Lauenburgischer Heimatverlag Ratzeburg i Lbg 1932 Erwin Gatz Clemens Brodkorb Helmut Flachenecker Hrsg Die Bistumer des Heiligen Romischen Reiches von ihren Anfangen bis zur Sakularisation Freiburg im Breisgau 2003 S 590 598 Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Hrsg Mecklenburgisches Klosterbuch Handbuch der Kloster Stifte Kommenden und Prioreien 10 11 16 Jahrhundert 1 Auflage Band 1 Hinstorff Rostock 2016 S 651 714 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Huschner u a S 651 654 Vgl Huschner u a S 654 655 Vgl Huschner u a S 654 655 Vgl Huschner u a S 655 657 Vgl Huschner u a S 655 657 Vgl Huschner u a S 655 657 Vgl Huschner u a S 657 658 Vgl Huschner u a S 657 658 Vgl Huschner u a S 658 659 Vgl Huschner u a S 658 659 Vgl Huschner u a S 659 Vgl Huschner u a S 659 662 Vgl Huschner u a S 659 662 Vgl Huschner u a S 662 Vgl Huschner u a S 659 Vgl Huschner u a S 660 Vgl Huschner u a S 660 Vgl Huschner u a S 660 Vgl Huschner u a S 660 661 Vgl Huschner u a S 661 662 Vgl Huschner u a S 675 Vgl Huschner u a S 676 677 Vgl Huschner u a S 678 Vgl Huschner u a S 680 681 Vgl Huschner u a S 681 Vgl Huschner u a S 681 Vgl Huschner u a S 682 Normdaten Korperschaft GND 4197002 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domstift Ratzeburg amp oldid 224502105