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Die Verurteilung des Lukullus ist eine Oper in zwolf Szenen von Paul Dessau Musik mit einem Libretto von Bertolt Brecht Es handelt sich um eine Opernfassung von Brechts Horspiel Das Verhor des Lukullus Die Erstfassung wurde am 17 Marz 1951 in Admiralspalast Provisorium der Deutschen Staatsoper Berlin als geschlossene Veranstaltung uraufgefuhrt Die uberarbeitete Zweitfassung wurde dort erstmals am 12 Oktober desselben Jahres im regularen Spielplan gespielt OperndatenTitel Die Verurteilung des LukullusTransparente nach dem Tag der Republik 1969 Plakat zu Die Verurteilung des Lukullus neben einem Bild von Walter UlbrichtForm Oper in zwolf SzenenOriginalsprache DeutschMusik Paul DessauLibretto Bertolt BrechtLiterarische Vorlage Bertolt Brecht Horspiel Das Verhor des LukullusUrauffuhrung 1 17 Marz 1951 2 12 Oktober 1951Ort der Urauffuhrung Deutsche Staatsoper Berlin AdmiralspalastSpieldauer ca 100 MinutenOrt und Zeit der Handlung Rom und im Schattenreich Altertum etwa 56 vor unserer Zeitrechnung PersonenLukullus romischer Feldherr Heldentenor 1 Friesgestalten Der Konig Bass Die Konigin Sopran Zwei Kinder 2 Soprane Kinderstimmen Zwei Legionare 2 Basse Lasus Koch des Lukullus Tenor Der Kirschbaumtrager Tenor Totenschoffen Das Fischweib Alt Die Kurtisane Mezzosopran Der Lehrer Tenor Der Backer Tenor Der Bauer Bass Tertullia eine alte Frau Mezzosopran oder Alt Drei Frauenstimmen 3 Soprane im Orchester Stimmen der drei Aufruferinnen 3 Soprane auf der Buhne Der Totenrichter hoher Bass Eine kommentierende Frauenstimme Sopran im Orchester Sprecher des Totengerichts Sprechrolle Zwei Schatten 2 Basse Funf Offiziere 3 Tenore 2 Baritone Lehrer der Schulklasse Tenor Drei Ausrufer zwei junge Madchen zwei Kaufleute zwei Frauen zwei Plebejer ein Kutscher Sprechrollen Menge Sklaven Schatten gefallene Legionare Gemischter Chor Mannerchor Kinder Kinderchor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Gestaltung 2 1 Orchester 2 2 Musik 3 Werkgeschichte 4 Aufnahmen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenI Der Trauerzug Ausrufer verkunden den Tod des romischen Feldherrn Lukullus der den Osten erobert hat der sieben Konige gesturzt hat der unsere Stadt Rom mit Reichtumern gefullt hat Der durch die Strasse ziehende Trauerzug lockt das Volk herbei Soldaten tragen den Katafalk und Sklaven einen Fries auf dem seine Taten abgebildet sind Einige Personen aus dem Volk kommentieren die Erfolge des Lukullus Nicht alle sehen sie ausschliesslich positiv andere unterhalten sich gleichgultig uber Alltagsdinge Anschliessend begeben sich alle wieder an ihre gewohnte Arbeit II Das Begrabnis Eine kommentierende Frauenstimme verkundet dass der Tote in einer kleinen Rotunde an der Via Appia beigesetzt wird Der Fries wird vor die Grabstatte gestellt Die Soldaten entfernen sich auf ein Kommando III Abschied der Lebenden Einige Offiziere verabschieden sich lakonisch von dem Verstorbenen Servus Lakalles wir sind quitt alter Bock um sich gleich darauf ihren Vergnugungen im Weinhaus im Bordell oder beim Hunderennen zuzuwenden IV In den Lesebuchern Nachdem Lukullus zu Geschichte geworden ist zeigen Lehrer den Schulkindern sein Grab Die Kinder mussen die Taten der grossen Eroberer auswendig lernen um ihnen nacheifern zu konnen V Der Empfang Am Eingang des Schattenreichs wartet Lukullus ungeduldig darauf vorgelassen zu werden Er vermisst die kostlichen Gerichte seines Kochs Lasus Seine Beschwerden werden ignoriert Die alte Tertullia erklart ihm dass er wie alle anderen warten musse bis er an die Reihe komme Bei jedem Verstorbenen dauere die Prufung ob er in den finsteren Hades oder in die Gefilde der Seligen komme unterschiedlich lange Auf den Nutzen eines Menschen geben sie das Meiste Tertullia wird hereingebeten Wenig spater ist auch Lakalles an der Reihe zu seinem Arger verwenden die Aufruferinnen seinen Namen in der verachteten Sprache der Vorstadte VI Wahl des Fursprechers Das Gericht besteht ausser dem Totenrichter aus dem Sprecher des Totengerichts und funf Schoffen die zu Lebzeiten Bauer Lehrer Sklave Fischweib Backer und Kurtisane waren und nun ohne Hande und ohne Munder unbestechlich die Untersuchung fuhren Lukullus muss darlegen ob sein Leben den Menschen genutzt oder geschadet hat Er darf zu seiner Verteidigung einen Fursprecher wahlen Der von ihm aufgerufene Alexander der Grosse ist in den Gefilden der Seligen jedoch nicht bekannt da die Taten der Grossen hier nicht verzeichnet werden Auch von Lukullus eigenen Taten weiss man nichts Dieser schlagt daher vor den Fries mit den Abbildungen herbeizuholen Der Totenrichter gestattet dass er von den Sklaven hereingebracht wird fur sie ist der Schritt von der Welt ins Totenreich nur klein VII Herbeischaffen des Frieses Die Sklaven schleppen den Fries ohne zu murren herein Neugierig geworden lassen die Schoffen die abgebildeten Personen aus dem Totenreich rufen die sie personlich als Zeugen vernehmen wollen Der Widerspruch Lukullus wird ignoriert Die Schatten der Opfer des Feldherrn Lakalles aus den asiatischen Feldzugen treten hervor VIII Das Verhor Lukullus verwehrt sich gegen die Aussagen seiner ehemaligen Feinde Ein von ihm besiegter Konig dessen Reich zerstort wurde und eine von seinen Leuten vergewaltigte Konigin klagen ihn an Der Lehrer und die Kurtisane zeigen Mitgefuhl mit den Opfern Der Lehrer fordert die Schoffen auf sich zum Lobe derer die ihrer Stadte verteidigten zu erheben Als Lukullus darauf hinweist dass er von Rom gesandt wurde fragt der Lehrer wer Rom sei Waren es die Schneider und die Kurschner und die Weber und die Schafescherer die es kleiden Zwei Kinder zeigen an einer Tafel die Namen der 53 fur Rom unterworfenen Stadte mehr blieb nicht von ihnen ubrig obwohl in ihnen einst 250 000 Kinder lebten Der Totenrichter verordnet eine Pause da Lukullus erschopft ist IX Rom noch einmal Wahrend der Verhandlungspause belauscht Lukullus zwei neu eingetroffene Schatten die sich uber die schlechten Lebensverhaltnisse der romischen Bevolkerung unterhalten Durch die vielen Sklaven wurde die Wirtschaft ruiniert X Das Verhor wird fortgesetzt Das ehemalige Fischweib stammt ebenfalls aus Rom Sie mochte von Lukullus wissen was mit dem vielen von ihm herbeigeschafften Gold geschehen sei denn sie habe nichts davon bemerkt Statt den Menschen etwas zu geben habe er ihnen ihre Sohne genommen Zwei im Krieg gefallene Legionare erzahlen dass sie Soldat wurden weil sie in Rom nichts zu essen hatten Lukullus erhebt Einspruch Wie sollen den Krieg beurteilen die ihn nicht verstehen Der erschutternde Bericht des Fischweibs uber ihre Suche nach ihrem ebenfalls im Asienkrieg umgekommenen Sohn Faber uberzeugt den Totenrichter davon dass sie den Krieg versteht XI Das Verhor wird fortgesetzt Der Totenrichter weist Lukullus darauf hin dass seine Triumphe hier nichts Gutes uber ihn zu Tage bringen Er solle sich lieber an seine Schwachen erinnern Diese haben vielleicht Lucken in der Kette seiner Gewalttaten gelassen Der Backer will wissen warum auf dem Fries ein Koch mit einem Fisch abgebildet ist Der Schatten des Kochs entgegnet dass seine Kuche mit dem Gericht Lammfleisch a la Lukullus durch dessen Mitwirkung von Syrien bis nach Pontus beruhmt wurde Weil er durch Lukullus nach Herzenslust kochen und zum Kunstler werden konnte sei dieser menschlich zu nennen Die anderen Schoffen bleiben unbeeindruckt Der Bauer befragt einen weiteren Schatten des Frieses einen Kirschbaumtrager Dieser berichtet dass Lakalles einen asiatischen Kirschbaum auf den Hangen des Apennin gepflanzt habe Der Bauer halt diesen fur wohl die schonste aller Trophaen denn dieses Stammchen lebt wenn alle Siegesbeute der beiden Asien langst vermodert ist XII Das Urteil Dass Bauer und Backer doch noch etwas Positives an Lukullus gefunden haben emport die anderen Schoffen Der Lehrer meint dass zur Eroberung eines Kirschbaums ein einziger Mann ausgereicht hatte Lukullus aber habe 80 000 Menschen in den Tod geschickt Alle sind sich einig uber das zuerst von der Kurtisane vorgeschlagene Urteil dem sich auch die gefallenen Legionare und die Friesschlepper Sklaven anschliessen Ins Nichts mit ihm und ins Nichts mit allen wie er Gestaltung BearbeitenOrchester Bearbeiten Die Orchesterbesetzung der Oper enthalt die folgenden Instrumente 2 3 1 Holzblaser drei Floten alle auch Piccolo 3 auch Altflote Blechblaser drei Trompeten drei Posaunen eine auch Tenorhorn Basstuba auch Kaiser Bariton acht Pauken auch kleine Schlagzeug zehn Spieler grosse Trommel grosse Trommel mit aufgeschnalltem Becken Ruhrtrommel Militartrommel drei verschiedene Tomtoms grosses Tamtam drei verschiedene Gongs zwei Xylophone Glockenspiel verschiedene Tempelblocke verschiedene Stahlplatten mittelgrosser Amboss grosserer Stein auf moglichst hoch gestimmter Stahlplatte drei Marimbaphone ggf durch die beiden Klaviere ersetzbar Akkordeon Trautonium ad libitum zwei Klaviere Wanzenklaviere mit Reissnageln an den Hammern Konzertflugel Harfe Streicher mindestens vier Violoncelli mindestens zwei KontrabasseMusik Bearbeiten Paul Dessaus Komposition geht von dem asthetischen Konzept Bertolt Brechts aus sich vom Gesamtkunstwerk eines Richard Wagner zu losen und die verschiedenen Kunste selbststandig miteinander interagieren zu lassen Die Musik dient dem Kommentieren Kontrastieren Beleuchten des Textes Das Klangbild ist hart und vermeidet jegliche Emotionalitat 2 Dessau umgeht den von Brecht als kulinarisch verachteten Opernstil 4 Es gibt keinen dahinstromenden Streicherklang Konsequenterweise verzichtet Dessau im Orchester auch auf die ublichen Violinen Oboen Klarinetten Fagotte und Horner Stattdessen gibt es eine ubergrosse Schlagzeug Abteilung mit zehn Spielern 2 Formal handelt es sich um eine Nummernoper 4 In den einzelnen Musiknummern werden jeweils unterschiedliche Instrumentalisten Gruppen eingesetzt so dass der Klang kammermusikalisch durchhorbar wird Das vollstandige Orchester findet nur im Finale zusammen wo sich der Eindruck eines Weltgerichts ergibt 2 Auch die Vokalpartien behandelt Dessau auf unterschiedliche Weise Die Partie des ungeduldigen und unbeherrschten Lukullus ist gekennzeichnet durch eine sich uberschlagende Stimme Wortrepetitionen falsche Betonungen und harte Koloraturen Begleitet wird er von Trompeten und Pauken den barocken Attributen seines Furstenstatus deren Klang aber verzerrt ist Die Musik der Schoffen und des Fischweibs ist schlicht und liedhaft gehalten Sie wirken daher menschlicher Der Konigin zugewiesen ist eine Koloraturarie deren Melodik und Instrumentalbegleitung Harfe prapariertes Klavier Marimbaphon und Xylophon noch ihren ehemals hohen Rang erahnen lassen 2 Die Musik von Koch und Kirschbaumtrager wirkt beinahe barock 5 Eine weitere Ebene bilden die verschiedenen Sprecher Ausrufer und Kommentatoren deren Text direkt an den Zuhorer gerichtet ist Durch Zasuren zwischen den einzelnen Szenen des Prozesses erhalt das Publikum die Moglichkeit selbst an der Urteilsbildung teilzuhaben und sich seine eigenen Gedanken zu bilden 2 Das bekannteste Stuck der Oper ist die Klage des Fischweibs uber den Tod ihres Sohnes der fur das Sterben vieler Sohne im Krieg steht Der Sohn verliert nicht nur sein Leben sondern in der Menge der Toten auch seinen Namen Faber Die Mutter sucht ihn daher vergeblich im Schattenreich Von ihrer Liebe bleibt nur noch die rufende Terz Eine Generalpause beschreibt ihren Zusammenbruch Die anschliessende Erholung vollzieht sich im Verlauf von neun Takten in denen chromatische Spannungen entstehen und vergehen bis der Abschnitt in einem C Dur Akkord endet Nur die kommentierende Frauenstimme erkennt die Gefuhlssituation der Mutter Seht die Schoffin ist erholt Diese Kommentatorin ist die eigentliche Gegenspielerin des Lukullus 3 72fBrechts Text sieht beim Empfang des Lukullus in der funften Szene mehrfach Stille vor Dessau realisiert diese mit Flageoletttonen der geteilten Celli und Kontrabasse und einer mehrdeutigen Harmonie einem Verweis auf die antike Spharenharmonie 3 73Den Auftritt der Zeugen in der siebten Szene begleitet Dessau mit einem Chor und einem Trauermarsch dem musikalisches Material aus Johann Sebastian Bachs Kantate Nr 85 Ich bin ein guter Hirt zugrunde liegt 3 74Immer wieder verwendet Dessau die Zahl drei und deren Vielfache Es gibt insgesamt zwolf Szenen In der sechsten Szene wird der von Lukullus als Fursprecher gewahlte Alexander der Grosse drei Mal von den sich uberlagernden Stimmen der drei Aufruferinnen eine Anspielung an die drei Damen aus der Zauberflote gerufen so dass sein Name insgesamt neun Mal erklingt Diese Stelle fungiert als Drehpunkt der Oper da Alexanders Schweigen dazu fuhrt dass die Opfer Lukullus im Prozess als Zeugen auftreten 3 75Das abschliessende Urteil Ins Nichts mit ihm wird nicht vom Richter verkundet sondern zuerst von der Kurtisane einer zutiefst verachteten Gestalt die im Verlauf der Verhandlung aber besonderes Mitgefuhl gezeigt hat 3 75 Die Urteilsverkundung hinterlegte Dessau mit jaulenden Trautonium Klangen Im Orchesternachspiel erklingt in Form der Tonbuchstaben Es E D das Parteikurzel der SED doch Dessau notierte am Rande der Partitur Seid einig Deutsche 6 Werkgeschichte BearbeitenDer Einmarsch der deutschen Truppen in Polen 1939 bewog den im schwedischen Exil lebenden Bertolt Brecht dazu 2 zusammen mit der Schriftstellerin Margarete Steffin das Horspiel Das Verhor des Lukullus zu schreiben Es wurde am 12 Mai 1940 vom Berner Radiosender Beromunster ohne Musik erstmals ausgestrahlt nachdem sich der ursprunglich vorgesehene Stockholmer Rundfunk von dem Projekt zuruckgezogen hatte Auch der schwedische Komponist Hilding Rosenberg der die Horspiel Musik komponieren sollte hatte abgesagt 3 68Eine erste Oper nach einer amerikanischen Ubersetzung dieses Textes schrieb auf eine Anregung von Heinrich Schnitzler 7 11 und mit dem Einverstandnis Brechts der amerikanische Komponist Roger Sessions unter dem Titel The Trial of Lucullus 5 Sie wurde am 18 April 1947 3 69 an der University of California in Berkeley uraufgefuhrt 7 11 erreichte aber keine dauerhafte Wirkung 2 Eine zweite Horspielfassung erstellte Brecht 1949 gemeinsam mit Paul Dessau fur den Norddeutschen Rundfunk Sie gelangte jedoch nicht zur Auffuhrung Parallel dazu begann die Arbeit an einer Opernfassung Ein Versuch dafur mit Dessaus Vermittlung den Komponisten Igor Strawinsky zu gewinnen scheiterte Daraufhin begann Dessau selbst mit der Arbeit Brecht publizierte den Text der zweiten Horspielfassung 1949 im Heft 11 der Versuche 3 68 als 25 Versuch Unter dem Eindruck der Nurnberger Prozesse ersetzte er die Schlussworte des ursprunglich offenen Endes Das Gericht zieht sich zur Beratung zuruck durch den Urteilsspruch Ins Nichts mit ihm Die Komposition erstellte Dessau in engem Kontakt mit Brecht der nun wieder in Berlin lebte Von den vierzehn Szenen der Erstfassung stellte er zwolf innerhalb von drei Wochen fertig 2 Er ubernahm dabei nicht wie Sessions das Dramaturgie Konzept Brechts das eine Dialogoper vorgesehen hatte sondern setzte verschiedene Anderungen durch 3 69 Die Arbeit beendete er am 12 Dezember 1949 Ernst Legal der Intendant der Staatsoper legte das Libretto im Februar 1950 dem Ministerium fur Volksbildung vor und erhielt zwei Monate darauf die Genehmigung zur Auffuhrung Wahrend der Probenarbeit verlangte das Ministerium jedoch Einblick in die Partitur fur Brecht ein schlechtes Omen 6 Die Urauffuhrung dieser wie das Horspiel Das Verhor des Lukullus genannten Fassung fand nach einer Vorauffuhrung am 13 Marz 3 69 am 17 Marz 1951 unter der musikalischen Leitung von Hermann Scherchen im Admiralspalast Provisorium 1 der Deutschen Staatsoper Berlin statt Regie fuhrte Wolf Volker Das Buhnenbild stammte von Caspar Neher Die Titelpartie sang Alfred Hulgert 2 Die ubrigen Darsteller waren Otto Hopf Konig Margot Haunstein Konigin Paul Schmidtmann Lasus Heinz Friedrich Kirschbaumtrager Karola Goerlich Fischweib Diana Eustrati Kurtisane Gerhard Wittig Lehrer Heinz Braun Backer Walter Grossmann Bauer Gertraud Prenzlow Tertullia Willy Heyer Kramer Totenrichter und Fritz Soot Sprecher des Totengerichtes 8 3457 Es handelte sich um eine geschlossene Veranstaltung fur das Volksbildungsministerium der DDR die in der Literatur oft als Probeauffuhrung bezeichnet wurde 3 79Das Publikum liess sich jedoch nicht einschuchtern 9 Trotz vereinzelter Pfiffe 6 die man von den geladenen FdJ Mitgliedern erwartete 3 77 wurde die Auffuhrung ein gewaltiger Erfolg 6 Allerdings kam es schon nach der Vorauffuhrung zu heftigen offentlichen Diskussionen 3 69 Bei einer Tagung des Zentralkomitees der SED vom 15 17 Marz zum Thema Kampf gegen den Formalismus in Kunst und Literatur bei der die Funktionare die Kunstler zu Einfachheit und Volkstumlichkeit aufforderten wurde besonders Dessaus Musik kritisiert 3 76 Die Musik der Oper Das Verhor des Lukullus ist ebenfalls ein Beispiel von Formalismus Sie ist meist unharmonisch mit viel Schlagzeugen ausgestattet und erzeugt ebenfalls Verwirrung des Geschmacks Eine solche Musik die die Menschen verwirrt kann nicht zur Hebung des Bewusstseins der Werktatigen beitragen sondern hilft objektiv denjenigen die an der Verwirrung der Menschen ein Interesse haben Das aber sind die kriegslusternen Feinde der Menschheit Hans Lauter Der Kampf gegen den Formalismus in Kunst und Literatur fur eine fortschrittliche deutsche Kultur Berlin 1951 3 77 Ulrich Schreiber verglich diesen verscharften Formalismusstreit mit den oft todlichen politischen Schauprozessen des Stalinismus 6 Die Werktatigen selbst schatzten das Werk bereits seit der Premiere wie aus Berichten hervorgeht 3 77 Einer der wichtigsten Fursprecher war Staatsprasident Wilhelm Pieck Am 24 Marz gab es eine Aussprache der Autoren mit Pieck Otto Grotewohl Paul Wandel Hans Lauter und Anton Ackermann bei der ihnen eine Uberarbeitung empfohlen wurde 3 69 Brecht und Dessau werteten die Kritikpunkte aus und erstellten eine Neufassung mit nur noch zwolf Szenen Der Text richtete sich nun mit der Arie des Lehrers Rom Rom wer ist Rom dem Bericht des angegriffenen Konigs 8 Szene und dem Chor der gefallenen Legionare 12 Szene deutlicher gegen Angriffskriege im Gegensatz zu Verteidigungskriegen 2 Damit wurde zusatzlich zu den historischen Bezugen auf die Antike und die Nurnberger Prozesse auch eine Verbindung zur Gegenwart geschaffen da der DDR Propaganda zufolge die Adenauer Regierung und der imperialistische Westen einen Eroberungskrieg planten 6 In dem in der DDR erschienenen Opernfuhrer von Ernst Krause hiess es diese Anderungen seien veranlasst durch neue besorgniserregende Anzeichen der Zeit 1 Die Zweitfassung wurde nach einem weiteren Gesprach mit Pieck am 5 Mai in den Spielplan der Deutschen Staatsoper aufgenommen und dort erstmals am 12 Oktober 1951 unter dem Titel Die Verurteilung des Lukullus gespielt 3 70 Die Besetzung blieb dieselbe wie bei der Probeauffuhrung 7 12Die Verurteilung des Lukullus ist Paul Dessaus meistgespielte Oper Sie wurde zum Ausgangspunkt fur das Opernschaffen in der DDR und erlangte nach der Leipziger Produktion von 1957 auch internationale Bekanntheit 1992 war sie bereits in funfzig Inszenierungen gespielt worden 3 76ff unter anderem auch immer wieder in der Berliner Staatsoper 2 Es gab alleine funf Einstudierungen von Dessaus Ehefrau Ruth Berghaus darunter 1960 1965 und 1983 10 Fur die Produktion von 1960 strich Dessau die Kochbucharie und uberarbeitete den Legionarschor der 12 Szene 2 Ebenfalls 1960 uberarbeitete Dessau zusammen mit Elisabeth Hauptmann den Text ein weiteres Mal Anderungen betreffen die zuvor durchgehenden Partien der kommentierenden Frauenstimme und des Sprechers des Totengerichts die teils durch eine anonyme Stimme ersetzt teils dem Totenrichter zugewiesen wurden Ausserdem entfernte Dessau den Chor O seht doch so bauen sie selbst sich ein Denkmal 7 Szene Diese Fassung gelangte nicht in den Klavierauszug von 1961 wurde aber zur Basis spaterer Druckausgaben der Oper Da der Klavierauszug ebenfalls von Dessau selbst redigiert wurde und samtliche Musiknummern enthalt muss er Sigrid Neef zufolge heute als authentische Fassung gelten 3 70Wichtige Produktionen waren 30 Januar 1952 Frankfurt am Main erste westdeutsche Auffuhrung Erstfassung Dirigent Scherchen Lukullus Helmut Melchert 2 3 77 1953 Florenz 2 1953 London 11 1957 Leipzig mit vereinfachten Dialogen und Gesprachen nach Aussage Dessaus eigentlich die 5 Fassung Dirigent Helmut Seydelmann Lukullus Ferdinand Brugmann die Produktion wurde 1958 auch mit grossem Erfolg im Theater der Nationen in Paris gezeigt 2 5 1968 Nurnberg Dirigent Hans Gierster 2 1969 Cambridge 11 1970 Oldenburg 2 1972 Darmstadt 2 1973 Mailand Teatro Lirico Regie Giorgio Strehler 6 1975 Heidelberg 2 1982 Gelsenkirchen 2 1994 Essen Regie Dietrich Hilsdorf 6 2007 2008 Komische Oper Berlin Dirigent Eberhard Kloke 11 2021 Staatsoper Stuttgart Dirigent Bernhard KontarskyAufnahmen Bearbeiten17 Marz 1951 Hermann Scherchen Dirigent Wolf Volker Inszenierung Staatskapelle Berlin Chor der Deutschen Staatsoper Berlin Alfred Hulgert Lukullus Otto Hopf Konig Margot Haunstein Konigin Paul Schmidtmann Lasus Heinz Friedrich Kirschbaumtrager Karola Goerlich Fischweib Diana Eustrati Kurtisane Gerhard Wittig Lehrer Heinz Braun Backer Walter Grossmann Bauer Gertraud Prenzlow Tertullia Willy Heyer Kramer Totenrichter Fritz Soot Sprecher des Totengerichtes Erstfassung live aus Berlin Mitschnitt der Vorauffuhrung fur das Volksbildungsministerium der DDR Produktion des Rundfunks der DDR Line Music Cantus Classics 501787 2 CDs 8 3457 3 79 Januar bis Marz 1964 Herbert Kegel Dirigent Ruth Berghaus Sprachregie Rundfunk Sinfonieorchester Leipzig Rundfunkchor Leipzig Helmut Melchert Lukullus Boris Carmeli Konig Renate Krahmer Konigin Peter Schreier Lasus Hans Joachim Rotzsch Kirschbaumtrager Annelies Burmeister Fischweib Ruth Schob Lipka Kurtisane Rolf Apreck Lehrer Lothar Anders Backer Fred Teschler Bauer Gertraud Prenzlow Tertullia Vladimir Bauer Totenrichter Ekkehard Schall Sprecher des Totengerichtes Wolf Kaiser Kutscher Zweitfassung Studioaufnahme aus der Bethanienkirche Leipzig Eterna 825 423 424 2 LPs 0 99 23 24 MC Eterna 8 25 557 Querschnitt 1 LP Telefunken LP 6 48104 2 LPs Berlin Classics BC 1073 2 2 CDs 8 3459 3 79 1966 Herbert Kegel Dirigent Staatskapelle Berlin Chor und Kinderchor der Deutschen Staatsoper Berlin John Moulson Lukullus Rolf Kuhne Konig Renate Krahmer Konigin Peter Schreier Lasus Horst Lunow Kirschbaumtrager Annelies Burmeister Fischweib Celestina Casapietra Kurtisane Martin Ritzmann Lehrer Joachim Arndt Backer Peter Olesch Bauer Gertrud Prenzlow Tertullia Gerhard Frei Totenrichter Reiner Suss Sprecher des Totengerichtes Horst Hiestermann Lehrer der Schulklasse Video live aus Berlin 8 3461 1 November 2021 Bernhard Kontarsky Dirigent Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters Stuttgart Mitglieder des Staatsopernchores Kinderchor der Oper Stuttgart Gerhard Siegel Lukullus Friedemann Rohlig Konig Alina Adamski Konigin 1 Ausruferin Torsten Hofmann Lasus Elliott Carlton Hines Kirschbaumtrager Maria Theresa Ullrich Fischweib Deborah Saffery Kurtisane Philipp Nicklaus Lehrer Heinz Gohrig Backer Jasper Leever Bauer Cheryl Studer Tertullia Simon Bailey Totenrichter Thorbjorn Bjornsson Sprecher des Totengerichtes Laia Valles 2 Ausruferin Clare Tunney 3 Ausruferin Gina Lisa Maiwald kommentierende Frauenstimme Live aus der Staatsoper Stuttgart Radioubertragung auf Deutschlandfunk Kultur 12 Literatur BearbeitenJoachim Lucchesi Hrsg Das Verhor in der Oper Die Debatte um Brecht Dessaus Lukullus 1951 BasisDruck Berlin 1993 ISBN 3 86163 052 4 Thorsten Preuss Brechts Lukullus und seine Vertonungen durch Paul Dessau und Roger Sessions Werk und Ideologie Ergon Wurzburg 2007 ISBN 978 3 89913 539 8 532 S Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Verurteilung des Lukullus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Handlung von Die Verurteilung des Lukullus bei Opera Guide CD Beilage der Dessau Edition von Brilliant Classics mit dem Libretto der Oper PDF Raphael Lubbers Inhaltsangabe bei MusironyEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Die Verurteilung des Lukullus In Ernst Krause Oper A Z Ein Opernfuhrer 6 Auflage VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 ISBN 3 370 00148 9 S 67 71 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Eberhard Schmidt Die Verurteilung des Lukullus In Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters Band 1 Werke Abbatini Donizetti Piper Munchen Zurich 1986 ISBN 3 492 02411 4 S 714 716 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Sigrid Neef Deutsche Oper im 20 Jahrhundert DDR 1949 1989 Lang Berlin 1992 ISBN 3 86032 011 4 S 65 79 a b Fritz Hennenberg Verurteilung des Lukullus Die In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich a b c Die Verurteilung des Lukullus In Peter Czerny Opernbuch Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1981 S 423 425 a b c d e f g h Ulrich Schreiber Opernfuhrer fur Fortgeschrittene Das 20 Jahrhundert II Deutsche und italienische Oper nach 1945 Frankreich Grossbritannien Barenreiter Kassel 2005 ISBN 3 7618 1437 2 S 54 59 a b c Fritz Hennenberg Beilage zur CD Berlin Classics BC 1073 2 a b c d Paul Dessau In Andreas Ommer Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen Zeno org Band 20 Directmedia Berlin 2005 Sigrid Neef Oper in der DDR Offenes Kunstwerk bei geschlossener Grenze Eine Farce gleich zu Beginn In Udo Bermbach Hrsg Oper im 20 Jahrhundert Entwicklungstendenzen und Komponisten Metzler Stuttgart 2000 ISBN 3 476 01733 8 S 237 Die Verurteilung des Lukullus In Andras Batta Opera Komponisten Werke Interpreten h f ullmann Konigswinter 2009 ISBN 978 3 8331 2048 0 S 118 119 a b c Werkinformationen und Auffuhrungen beim Verlag Schott Music abgerufen am 15 Oktober 2018 Programm von Deutschlandfunk Kultur am 5 Februar 2022 abgerufen am 7 Februar 2022 Normdaten Werk GND 300206968 lobid OGND AKS LCCN no92009401 VIAF 179626147 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Verurteilung des Lukullus amp oldid 234760922